Analyse
Erscheinungsdatum: 01. September 2026

Das Nachwuchsproblem der AfD

Junge Alternative

Auch wenn die Zustimmungswerte junger Menschen für die AfD stark zugelegt haben, sind viele Strategen der Rechtsaußenpartei unzufrieden mit dem, was nachkommt. Das ist zu wenig, oft besonders extrem und nur bedingt fähig.

Nachdem die AfD lange bei jungen Menschen sehr unbeliebt war, liegt sie bei den Unter-25-Jährigen inzwischen auf Platz eins bis zwei. Zur Europawahl 2024 legte sie von 5 auf 16 Prozent zu, bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg lag sie überall vorne, bei der Bundestagswahl wählte sie mehr als ein Fünftel der Jung- und Erstwähler. Auch auf TikTok bringt keine andere Partei so viele Follower zusammen wie die AfD; manche Jugendliche reagieren auf Funktionäre wie Maximilian Krah oder auch den brandenburgischen PGF Dennis Hohloch, als sähen sie Stars, jubeln auf Straßen, bitten um Selfies.

Gleichzeitig kursiert schon lange die Kritik, die AfD lasse ihre Jugendarbeit schleifen, müsse ganz andere, interessantere und kreativere Wege gehen.

Die Junge Alternative hat sich im März nach einem Beschluss der AfD aufgelöst. Die Jungdenorganisation war so radikal, dass der Verfassungsschutz sie als gesichert extremistisch eingeordnet hat und die AfD befürchten musste, noch schwerer belastet zu sein mit Blick auf ein mögliches Verbotsverfahren. Die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung habe noch nie etwas auf die Reihe gekriegt, heißt es von vielen. Denkbar seien perspektivisch allenfalls Landesstiftungen, um agiler zu werden. Auch aus einer von der AfD immer wieder geplanten Akademie wurde bislang nichts, wofür man mitunter die schleifende Arbeit der Bundesgeschäftsstelle verantwortlich macht.

Ende November wird sich eine neue Jugendorganisation der AfD gründen. Schon jetzt besteht die Befürchtung, dass alte Radikale weiter Einfluss nehmen könnten. Zwar dürfen nur noch AfD-Mitglieder aufgenommen werden, was einige ins Abseits schießt. Doch es bleiben reichlich Befürworter der alten Linie. Auch der Name könnte eventuell der gleiche bleiben. Björn Höcke träumte zuletzt auf X davon, dass die JA Ende November wie ein Phönix aus der Asche auferstehen könnte.

„Wünschenswert wäre Jugendarbeit ja schon, damit nicht alle jungen Interessenten gleich zu Kubitschek oder Sellner rennen und sich verbrennen“, heißt es aus Bundesvorstandskreisen gegenüber Table.Briefings. Viel AfD-Nachwuchs speist sich aus rechtsextremen Burschenschaften und der Identitären Bewegung, ihre Leute besetzen rauf und runter Mitarbeiterposten im Bundestag und bekleiden später Ämter. Zwischen der AfD und ihrem rechten Vorfeld öffnet sich ein immer deutlicherer Riss – in dem die Jugend eine Schlüsselrolle spielt.

Dass etwa Maximilian Krah eine Gruppe von Identitären für ihre rechtswidrige Einreise nach Italien kritisiert hat, brauchte ihm Rügen vom rechtsextremen Vordenker-Paar Götz Kubitschek und Ellen Kositza ein; es seien lediglich Lausbuben-Streiche gewesen, fanden sie. Ihnen ist die AfD zu sehr auf Linie getrimmt, schätze eine rebellische Jugend nicht mehr – dabei bedeutete Rebellion bei der JA oft genug rechtsextreme Ausschreitung. Außerdem wird in der AfD dieser Tage der Streit um das klare Bekenntnis zur Wehrpflicht immer lauter. Viele haben die Sorge, dass die AfD Jugendliche damit abschrecken könnte.

Die große Lösung für die Jugend hat die AfD noch nicht. Manche treiben voran, dass junge Menschen früher in Ämter kommen können, um breitere Kreise für die Parteiarbeit zu begeistern. Unter Ägide von Fraktionsvorstand Sebastian Münzenmaier lädt die AfD Mitte September erneut zum Tag der Jugend in den Bundestag, um Nachwuchs anzulocken. Eine Akademie ist weiter nicht in Sicht. Große Änderungen bei der Stiftung auch nicht. Relevante Weichen dürften sich mitunter mit der Gründung einer neuen Jugendorganisation stellen – oder der Renaissance einer alten.

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Letzte Aktualisierung: 01. September 2025

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