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KI und Werbegeschäft: Google-Weltvorstand Philipp Schindler verteidigt neues Suchmodell

18. Dezember 2025
Philipp Schindler

Der weltgrößte Suchmaschinen-Konzern Google wehrt sich gegen die Kritik in Deutschland und in der EU, er nutze seine marktbeherrschende Stellung zum Nachteil privater Unternehmen. „Am Ende müssen wir verstehen: Die Technologien ändern sich, das Nutzungsverhalten ändert sich und wir müssen uns auf allen Seiten dort entsprechend anpassen“, sagte Philipp Schindler, Chief Business Officer und Vorstand des Konzerns, im Podcast von Table.Briefings. Der gebürtige Düsseldorfer ist einer der erfolgreichsten deutschen Manager im Ausland und verantwortet das weltweite Sales- und Marketinggeschäft des Tech-Konzerns. Schindler führt rund 29.000 Mitarbeiter in knapp 80 Ländern. Der Werbeumsatz des Konzerns lag 2024 bei 264,59 Milliarden US-Dollar. Schindler arbeitet seit 2005 bei Google.

Weltmacht Google

Zuletzt musste der Konzern im September eine Vertragsstrafe der EU-Kommission von knapp 3 Milliarden Euro akzeptieren, weil die Kommission Verstöße gegen Wettbewerbsregeln im Werbegeschäft sah. Google will aber in Berufung gehen, auch US-Präsident Donald Trump hat die EU deswegen scharf kritisiert und mit neuen Zöllen gedroht.

Im Fokus der Kritik steht inzwischen aber vor allem die KI-basierte Suche, die Inhalte anderer Webseiten zusammenfasst und direkt bei Google ausspielt. So könnte der Monopolist Angebote etwa von Vergleichsportalen oder auch Medienunternehmen ins Aus drängen, da den Fremd-Anbietern Nutzerzahlen und Werbeeinnahmen fehlen. US-Verleger nennen das Vorgehen „Diebstahl“. Die EU-Kommission hat bereits Ermittlungen angekündigt und sieht den fairen Wettbewerb bedroht.

Schindler verteidigt die Praxis: „Die Erwartung von Kunden ist heute, wenn sie auf eine Suchmaschine gehen, dass sie in der Lage sind, mit KI eine schnelle, kurze Zusammenfassung der Ergebnisse zu bekommen und nicht nur eine Sammlung von ganz vielen verschiedenen Links, die eventuell auch repetitiv sein können. Wir schicken nach wie vor große Mengen an Verkehr, mehr Internetverkehr als jemals zuvor, zurück an die Verleger.“

Deutschland hält Schindler für einen sehr attraktiven Wirtschaftsstandort. Google habe sein bis 2029 geplantes Investment von circa einer Milliarde auf 5,5 Milliarden Euro angehoben. Trotzdem macht dem Google-CBO die Bürokratie große Sorgen: „Regulierungswut ist nichts, was Innovationsgeschwindigkeit erhöht. Und wir laufen hier absolut in ein Risiko. Wenn wir zu intensiv regulieren und uns zu sehr über alles Sorgen machen, dann laufen wir Gefahr, dass wir nicht die Wirtschaft mit der entsprechenden Entwicklungsgeschwindigkeit ausstatten.“

Das bedeute aber nicht, dass sich Google gegen Regulierungen ausspreche. Schindler: „KI ist so unfassbar bedeutend für die Welt, dass es überhaupt keine Frage ist, dass wir Regulierung brauchen.“ Allerdings sei es wichtig, dass darauf geachtet werde, dass KI-Regulierungen sehr durchdacht, schlank und gut ausbalanciert seien. Das Podcast-Gespräch hören Sie ab 5 Uhr hier.

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Letzte Aktualisierung: 18. Dezember 2025