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Google-CBO Schindler sieht erhebliche Potenziale durch KI-Revolution und warnt vor „Regulierungswut“ in Deutschland

20. Dezember 2025
Table-Chefredakteur Michael Bröcker im Gespräch mit Google-CBO Philipp Schindler. (Table.Briefings)

Google-Weltvorstand und Chief Business Officer Philipp Schindler hat die europäische Politik vor „Regulierungswut“ bei den neuen Technologien gewarnt und Führungskräften empfohlen, die KI-Technologien konsequent in ihren Alltag zu integrieren.

„Ich habe in 30 Jahren Tech-Branche nichts Vergleichbares erlebt. Die Intelligenz dieser Modelle geht in einer Geschwindigkeit voran, wie ich mir das nie hätte vorstellen können“, sagt Schindler im Podcast von Table.Briefings. Die KI sei für ihn längst unverzichtbarer Teil des Manageralltags. So lasse er sich am Vorabend der Präsentation der Quartalsergebnisse von dem firmeneigenen KI-Tool Gemini 3.0 sämtliche Analysten-Reports zusammenfassen und die zehn schwierigsten Fragen zur Situation von Google auswerten, berichtet Schindler. „Jedes Mal findet das Modell noch ein oder zwei wichtige Fragen, die mein Team nicht vorher gesehen hat und die gut durchdacht sind.“ Schindler betont, dass für Führungskräfte der Umgang mit den KI-Anwendungen unverzichtbar sein müsse. „Du verlierst deinen Job nicht an eine KI. Du verlierst deinen Job an einen Menschen, der eine KI besser benutzen kann.“

Der Standort Deutschland sei weiterhin attraktiv, aber Innovationen und Investitionen würden durch zu viel Bürokratie und Regulierung gebremst, so Schindler. „Es ist keine Frage, dass wir bei der Innovationsgeschwindigkeit hinterherfallen. Regulierungswut verlangsamt Innovationsgeschwindigkeit.“ Es brauche Regulierung für die KI, aber „die KI ist zu bedeutend für die Welt, so dass wir sehr gute und durchdachte Regulierung brauchen“. Diese Balance habe Europa mit dem AI Act nicht gefunden. „Es gibt immer neue Schichten, die obendrauf gelegt werden. Alleine die Genehmigung für ein Rechenzentrum hat hier mehrere Jahre gebraucht. In anderen Ländern laufen sie uns mit der Genehmigung entgegen.“

Dass Google die KI stärker in die Suchmaschine einbaut und so Inhalte von Medienunternehmen oder Vergleichsportalen detailliert auf der eigenen Website zusammenfasst, wird von Verlagen und der EU-Kommission scharf kritisiert. Schindler antwortet mit dem veränderten Nutzerverhalten: Die Erwartung von Kunden, die auf eine Suchmaschine gehen, sei heute, „dass sie in der Lage sind mit KI eine schnelle, kurze Zusammenfassung der Ergebnisse zu bekommen und nicht nur eine Sammlung von vielen verschiedenen Links, die eventuell auch repetitiv sein können.“

Schindler betont, dass Google in Europa mit 5.000 Publikationen und Verlagen zusammenarbeite und weiterhin diese für ihre Inhalte finanziell entlohnen werde. In den USA experimentiere man gerade mit neuen KI-Suchen, die diese Inhalte stärker betonen. „Wir versuchen, die Präsenz und die Originalquellen deutlicher herauszustellen.“

Philipp Schindler arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei Google und ist als Chef des Business-Geschäfts die Nummer 2 hinter CEO Sundar Pichai. Der gebürtige Düsseldorfer führt 29.000 Mitarbeiter in 80 Ländern. Google erzielte im Jahr 2024 einen Werbeumsatz von knapp 260 Milliarden Dollar. Zum Podcast-Gespräch geht es hier.

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Letzte Aktualisierung: 20. Dezember 2025