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Chefposten bei der Konrad-Adenauer-Stiftung: Parteiführung wirbt bis zuletzt für Krings

Vor der Wahl der neuen KAS-Vorsitzenden spitzt sich der Machtkampf zu. Die CDU-Führung wirbt für Günter Krings, doch Annegret Kramp-Karrenbauer hat ein starkes Gegenlager. Für Friedrich Merz steht politisch viel auf dem Spiel.

17. Dezember 2025
picture alliance/dpa | Gregor Fischer/Michael Kappeler
Günter Krings und Annegret Kramp-Karrenbauer

Es ist ein einflussreicher Chefposten mit knapp 1.600 Mitarbeitern und 100 Büros in mehr als 80 Ländern der Welt. Bis zuletzt werben Annegret Kramp-Karrenbauer und Günter Krings in Telefonaten und persönlichen Gesprächen bei der Mitgliederversammlung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) für ihre Wahl als neue Vorsitzende. Mit einem Rückzug von einem der beiden vor der Wahl am Freitagnachmittag wird nicht mehr gerechnet.

Während Krings und Kramp-Karrenbauer sich darauf verständigt haben, im Vorfeld keine öffentlichen Statements abzugeben, wirbt die Partei- und Fraktionsführung hinter den Kulissen. CDU-Chef Friedrich Merz, Fraktionschef Jens Spahn und Generalsekretär Carsten Linnemann telefonieren mit einzelnen Mitgliedern und bemühen sich um Zustimmung für ihren Favoriten Krings.

Der Kanzler schätzt Kramp-Karrenbauer durchaus. So wäre ihre Wahl für Merz inhaltlich verschmerzbar. Doch machtpolitisch könnte es schwierig werden, wenn die Saarländerin gewählt würde. Als die damalige Kanzlerin Angela Merkel 2017 ihre Vertraute Annette Schavan nicht als neue KAS-Chefin durchsetzen konnte, war hernach von „Kanzlerinnendämmerung“ zu lesen. Nach dem Motto: Wenn die Kanzlerin nicht einmal bei diesem nachgelagerten Stiftungsposten ihren Wunsch durchsetzen kann, wo dann? Bei Merz käme eine solche Niederlage nach den Pannen bei der Kanzlerwahl im Bundestag und der verpatzten Richterinnen-Wahl denkbar ungünstig. Zumal ihm in der Partei vorgeworfen wird, bei der Ankündigung von Norbert Lammert im September, das Amt aufzugeben, nicht sofort seine Wunschpersonalie Krings präsentiert und für ihn geworben zu haben. Merz gehört wie 54 weitere Persönlichkeiten zur Mitgliederversammlung der KAS.

Für den Kanzler-Favoriten wird es knapp.Table.Briefings hat sich bei zahlreichen Mitgliedern umgehört, die zwar ihr Wahlverhalten nicht öffentlich machen wollten, aber doch ihre Tendenz zu erkennen gaben. Nach diesem Stimmungsbild dürften rund 25 bis 28 der 52 voraussichtlich anwesenden Mitglieder (drei haben krankheitsbedingt abgesagt) bei der geheimen Wahl für Krings stimmen.

Zum Lager des Abgeordneten aus NRW werden unter anderem gezählt: der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch, Mercedes-Cheflobbyist Eckart von Klaeden, Fraktionschef Jens Spahn sowie die Abgeordneten Norbert Röttgen, Elisabeth Winkelmeier-Becker und Franziska Hoppermann. Außerdem sollen sich die Europapolitiker David McAllister, Daniel Caspary und Klaus Welle sowie KAS-Schatzmeister Christoph Brand intern für Krings ausgesprochen haben. Auch Jan Redmann (CDU Brandenburg), die Ministerpräsidenten Mario Voigt (Thüringen) und Hendrik Wüst (NRW), NRW-CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, Bildungsministerin Karin Prien, Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und der Berliner CDU-Politiker Burkard Dregger sowie die Schriftstellerin Herta Müller werden zum Krings-Lager gezählt.

Für Annegret Kramp-Karrenbauer gehen den Informationen zufolge unter anderem ins Rennen: neben Norbert Lammert auch der frühere Wirtschaftsweise Lars Feld, der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther, Ex-Minister Hermann Gröhe, die frühere Bundestagsabgeordnete Nadine Schön, CDA-Vize Elke Hannack, der frühere Verteidigungs-Staatssekretär Peter Tauber, VDA-Präsidentin Hildegard Müller, die ehemalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, die frühere Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas und die Welthungerhilfe-Präsidentin Marlehn Thieme.

Ebenfalls wahlberechtigt ist der Herausgeber von Table.Briefings, Sebastian Turner. Er will sich erst am Freitag nach den Vorstellungsreden der Kandidaten entscheiden. Auch der frühere CDU-Chef Armin Laschet wollte sich nicht äußern, wird aber zum Lager von Krings gezählt, während NRW-Innenminister Herbert Reul Sympathien für Kramp-Karrenbauer hegt.

Unklar ist noch, ob der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz am Freitag selbst zu dem entscheidenden Treffen anreisen wird. Das hängt von den Beratungen beim EU-Gipfel in Brüssel ab.

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Letzte Aktualisierung: 17. Dezember 2025