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Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft

von Kristine Görgen und Willi Schmid

Bei den Tafeln engagieren sich über 75.000 Menschen in ganz Deutschland. 94 % von ihnen tun das ehrenamtlich. Wie bei vielen gemeinnützigen Organisationen ist die Arbeit der Tafeln nicht ohne ehrenamtliches Engagement denkbar. Nach internen Berechnungen leisten Ehrenamtliche bei den Tafeln monatlich circa 1,6 Millionen Stunden freiwillige Arbeit. Sie sammeln Lebensmittel ein, sortieren diese und geben sie dann an armutsbetroffene Menschen weiter.

Neben dem wichtigen Beitrag der Tafel-Ehrenamtlichen zur Lebensmittelrettung und Armutslinderung schaffen sie aber auch Orte der Begegnung, in denen Menschen unabhängig ihrer sozioökonomischen Bedingungen zusammenkommen können. Ehrenamtliche Einrichtungen haben eine tragende Funktion für den sozialen Zusammenhalt und die Teilhabeförderung in unserer Gesellschaft; eine Aufgabe die aktuell an besonderer Dringlichkeit und Brisanz gewonnen hat.

Ehrenamtliche Organisationen stehen vor multiplen Herausforderungen

Wie viele andere ehrenamtliche Organisationen stehen Tafeln jedoch vor multiplen Herausforderungen. Über 30 % der Tafeln berichten, dass sie zu wenige Tafel-Aktive haben, um ihre Arbeit gut durchführen zu können.

Die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher stellt sich als schwierig heraus in einem Kontext, in dem Menschen sich flexibler und situativer engagieren möchten. Dies ist besonders herausfordernd, wenn es darum geht Vorstandsämter in den Tafel-Vereinen zu besetzen. Der zeitliche Aufwand, aber auch die massive administrative Komplexität und die Haftungsverantwortung der Ämter schreckt viele Menschen davor ab, sich zur Wahl zu stellen. Um von den teilweise vorhandenen staatlichen Förderungen für ehrenamtliche Arbeit profitieren zu können, müssen lange und komplexe Anträge gestellt werden, was für viele ehrenamtliche Führungspersonen eine stark abschreckende Wirkung hat.

Im Kontext der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine haben ehrenamtliche Organisationen gezeigt, wie leistungsstark und resilient sie sind. Allerdings ist dies langfristig nicht ohne die entsprechende Unterstützung möglich.

Ehrenamt muss ermöglicht werden

Damit die Arbeit der ehrenamtlichen Tafel-Aktiven, aber auch der anderen 17 Millionen ehrenamtlich tätigen Personen in Deutschland weiterhin möglich ist, muss der Staat aktiv werden. Wir begrüßen Initiativen wie die Einrichtung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt und den durch die neue Regierung angestoßenen „Zukunftspakt Ehrenamt“.

Gleichzeitig darf es nicht nur dabei bleiben. Ehrenamt muss materiell und symbolisch unterstützt und wertgeschätzt werden. So gibt es vielversprechende finanzielle Anreize wie die Vergabe von Rentenpunkten für ehrenamtliche Arbeit oder die Bereitstellung von kostenlosem ÖPNV für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Das ist besonders dann wichtig, wenn man sicherstellen möchte, dass ehrenamtliche Tätigkeit nicht nur den wohlhabenderen Schichten unserer Gesellschaft vorbehalten ist. Auch der Symbolcharakter von Anreizen wie Ehrenamtskarten, mit denen Ehrenamtliche vergünstigten Zugang zu Kultur- und Bildungsangeboten erhalten, sollte nicht unterschätzt werden.

Eine essentielle Unterstützung für gemeinnützige Vereine wäre aber auch der zeitnahe Bürokratieabbau. Zu oft gelten für ehrenamtliche Strukturen immer noch die gleichen Regelungen und Anforderungen wie für Akteure aus der freien Wirtschaft.

Ehrenamtlich tätige Personen sind eine Bereicherung und ein Schatz für Deutschland, den es zu bewahren und zu stärken gilt.

Autoren:

Dr. Kristine Görgen ist Bereichsleiterin Strategie und Grundsatzfragen bei der Tafel.

Willi Schmid ist Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender bei der Tafel.

Wie kann bürgerschaftliches Engagement als tragende Säule unserer Demokratie nachhaltig gestärkt werden? Welche Rahmenbedingungen braucht das Ehrenamt, um in einer Zeit multipler Krisen und wachsender Anforderungen wirksam zu bleiben?

Unser Partner: Die Deutsche Postcode Lotterie ist eine staatlich lizensierte Soziallotterie. Sie unterstützen Projekte zum Natur- und Umweltschutz und zur Förderungen von sozialem Zusammenhalt und Chancengleichheit.

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