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Ehrenamt stärken – Demokratie sichern

von Achim Meyer auf der Heyde

In einer Zeit multipler Krisen – vom Klimawandel über soziale Folgen globaler Konflikte bis hin zu demokratiefeindlichen Tendenzen – zeigt sich immer wieder aufs Neue: Der gesellschaftliche Zusammenhalt lebt von den Menschen, die sich engagieren. Sie bringen Zeit, Tatkraft, Kompetenz und Herzblut ein, um für andere da zu sein, Orientierung zu geben, Brücken zu bauen. Dieses bürgerschaftliche Engagement ist nicht nur Ausdruck von Solidarität – es ist eine tragende Säule unserer Demokratie.

Die Freie Wohlfahrtspflege in Deutschland wäre ohne die rund drei Millionen Engagierten nicht denkbar. Ob in der Begleitung von Geflüchteten, in der Obdachlosenhilfe, im Katastrophenschutz, in der Kinder- und Jugendhilfe oder der Pflege älterer Menschen – überall dort, wo soziale Teilhabe konkret gelebt wird, stehen Engagierte an vorderster Stelle.

Engagement ist jedoch kein Selbstläufer. Es benötigt Rahmenbedingungen, die das Ehrenamt schützen, fördern und weiterentwickeln.

Wie kann bürgerschaftliches Engagement als tragende Säule unserer Demokratie nachhaltig gestärkt werden?

Engagement ist politisch – nicht parteipolitisch, aber demokratiebildend. Engagierte Menschen erleben Selbstwirksamkeit, erfahren Mitgestaltung, lernen Vielfalt und übernehmen Verantwortung. Diese Erfahrungen sind essenziell für eine lebendige, widerstandsfähige Demokratie. Deshalb muss Engagement-Bildung – wie politische Bildung – Bestandteil schulischer und außerschulischer Bildung sein.

Gleichzeitig bedarf es einer Kultur der Anerkennung. Die Engagement-Strategien auf Bundes- und Länderebene sollten konsequent weiterentwickelt und das (politische) Engagement von Menschen in (gemeinnützigen) NGO nicht diskreditiert, sondern im Gegenteil wertgeschätzt werden. Nur so bleibt und wird es für Interessierte attraktiv, sich zu engagieren.

Und: Der Zugang zum Ehrenamt muss inklusiver werden. Menschen mit Migrationsgeschichte, mit Behinderung, mit prekären Lebenslagen oder junge Menschen ohne institutionelle Anbindung bringen wertvolle Perspektiven mit – wenn wir ihnen Räume öffnen, Barrieren abbauen und Diversität im Engagement aktiv fördern.

Welche Rahmenbedingungen braucht das Ehrenamt, um in Zeiten multipler Krisen und wachsender Anforderungen wirksam zu bleiben?

Die Anforderungen an Engagierte wachsen: Es geht nicht nur um Hilfe, sondern zunehmend auch um Moderation gesellschaftlicher Spannungen, um den Umgang mit Hass, Desinformation und Polarisierung. Hier geraten Ehrenamtliche oft an ihre Grenzen – emotional, rechtlich, strukturell.

Notwendig sind verlässliche Strukturen. Hauptamt und Ehrenamt müssen Hand in Hand arbeiten – das Ehrenamt darf kein Lückenbüßer für unterfinanzierte soziale Infrastrukturen sein. Die Freie Wohlfahrtspflege leistet hier Pionierarbeit durch Engagement-Förderung auf Augenhöhe, durch Qualifizierung, Begleitung und Koordination.

Digitale Plattformen, hybride Beteiligungsformen und moderne Kommunikation können neue Wege für Engagement öffnen – auch im ländlichen Raum, auch für Menschen mit wenig Zeit. Aber dafür braucht es digitale Infrastruktur, Kompetenzen und Rechtssicherheit.

Nicht zuletzt ist Engagement eine Frage der Zeit und der biographischen Passung. In einer Gesellschaft, in der Erwerbsarbeit immer verdichteter wird und soziale Ungleichheit zunimmt, braucht es politische Antworten: Wie ermöglichen wir Zeitsouveränität? Wie schaffen wir (finanzielle) Entlastung für Menschen, die sich engagieren wollen?

Fazit: Engagement stärken heißt Demokratie sichern. Die Herausforderungen unserer Zeit brauchen neben staatlichem Handeln das Miteinander, die Zivilgesellschaft, die vielen Engagierten im ganzen Land. Die Freie Wohlfahrtspflege steht bereit, gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Rahmenbedingungen für Engagement zu verbessern – nachhaltig, inklusiv und zukunftsgerichtet. Wer sich engagiert, stärkt nicht nur andere, sondern unsere demokratische Gesellschaft im Ganzen.

Autor: Achim Meyer auf der Heyde ist Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbands.

Wie kann bürgerschaftliches Engagement als tragende Säule unserer Demokratie nachhaltig gestärkt werden? Welche Rahmenbedingungen braucht das Ehrenamt, um in einer Zeit multipler Krisen und wachsender Anforderungen wirksam zu bleiben?

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