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Engagement – der stille Motor unserer Demokratie

Anna Herrhausen

Nicht Gesetze oder große Reformen tragen eine Gesellschaft. Sondern Menschen, die Verantwortung übernehmen. Rund 30 Millionen in Deutschland engagieren sich freiwillig – im Verein, in der Nachbarschaft, in Initiativen. Sie halten zusammen, was sonst auseinanderdriftet. Ihr Einsatz stiftet Vertrauen, schafft Begegnung und verwandelt Passivität in Tatkraft. Engagement ist der stille Motor unserer Demokratie.

Wo Menschen Verantwortung übernehmen, verändert sich mehr als die unmittelbare Umgebung. Es wächst Zuversicht. Man spürt Selbstwirksamkeit. Und dort, wo vorher Blasen waren, entstehen Debatten. All das macht gesellschaftliches Miteinander aus – und all das trägt zu einer resilienteren Demokratie bei.

Wenn Engagement unbequem wird

Doch reicht das? Gerade jetzt, in Zeiten, in denen demokratische Werte unter Druck geraten, darf Engagement nicht auf das freudige Miteinander reduziert werden. Es reicht nicht, in Sonntagsreden das Ehrenamt für den Kiez zu loben, während die Demokratie allerorten angegriffen wird. Eine starke Gesellschaft braucht auch jene, die unbequem sind: Umweltverbände, die mahnen, wenn Klimaziele verschwimmen. Vereine, die für marginalisierte Gruppen sprechen. Initiativen, die an das erinnern, was nicht vergessen werden darf.

Die Qualität unserer Demokratie bemisst sich auch daran, wie sie mit ihren Kritikern umgeht. Nicht in Lippenbekenntnissen, sondern im gelebten Alltag.

Fünf Bedingungen für Stärke

Engagement entsteht nicht im luftleeren Raum. Wer Zivilgesellschaft ernst nimmt, muss ihre Arbeit ermöglichen – verlässlich, wirksam, sichtbar.

  • Rechtssicherheit schaffen: Das Gemeinnützigkeitsrecht sollte Engagement für Demokratie und gegen Rassismus eindeutig anerkennen. Auch der Sportverein im Kiez darf Haltung zeigen, ohne Angst, seine Gemeinnützigkeit zu riskieren.

  • Sektorübergreifend arbeiten: Gesellschaftliche Herausforderungen sind selten monokausal. Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen ihre Kräfte bündeln, wenn Lösungen systemisch wirken sollen.

  • Finanzierung sichern: Planbarkeit schafft Wirkung. Dafür helfen unterschiedliche Einnahmequellen, von Mitgliedsbeiträgen und Spenden über öffentliche Förderung bis hin zu eigens erwirtschafteten Erträgen.

  • Wirkungsorientiert lernen: Aktivität ist der Anfang – Wirkung zeigt sich an Veränderung. Wer Ziele klar definiert, Ergebnisse misst und dazulernt, schafft Glaubwürdigkeit – intern wie extern.

  • Sichtbarkeit geben: Gute Ideen sind ansteckend. Engagement braucht Öffentlichkeit, damit es Kreise zieht.

Wirkung zeigen – und sichtbar machen

PHINEO hat über 3.000 Organisationen analysiert. Mit dem Wirkt-Siegel werden Projekte geehrt, die nach eingehender Prüfung ein besonders großes Potenzial für nachhaltige Wirkung zeigen und von Organisationen durchgeführt werden, die sich durch hohe Leistungsfähigkeit auszeichnen. Am 26. November erscheint der neue Report: Projekte gegen Polarisierung und Desinformation – Themen, die unsere Demokratie im Kern berühren. Diese Auszeichnung schafft mehr als nur Sichtbarkeit. Sie zeigt, dass Engagement nicht bloß Haltung ist, sondern Strategie. Und dass eine starke Zivilgesellschaft kein Luxus ist – sondern ihre eigene Daseinsberechtigung immer wieder erarbeitet.

Autorin: Anna Herrhausen ist Stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Phineo.

Wie kann bürgerschaftliches Engagement als tragende Säule unserer Demokratie nachhaltig gestärkt werden? Welche Rahmenbedingungen braucht das Ehrenamt, um in einer Zeit multipler Krisen und wachsender Anforderungen wirksam zu bleiben?

Unser Partner: Die Deutsche Postcode Lotterie ist eine staatlich lizensierte Soziallotterie. Sie unterstützen Projekte zum Natur- und Umweltschutz und zur Förderungen von sozialem Zusammenhalt und Chancengleichheit.

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