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Inklusives Engagement

von Christina Marx

Voraussetzung für eine starke Demokratie

Engagement ist ein zentraler Pfeiler demokratischer Gesellschaften. Menschen, die sich freiwillig einbringen, übernehmen Verantwortung, gestalten ihr Umfeld mit und stärken den sozialen Zusammenhalt. Doch der Zugang zu Engagement ist nicht für alle gleich. Zahlreiche Menschen stoßen auf Barrieren – physische, kommunikative, digitale oder kulturelle –, die ihre Beteiligung erschweren oder unmöglich machen. Damit gehen Potenziale verloren, die für eine lebendige Demokratie unverzichtbar sind.

Inklusion und Barrierefreiheit im Engagement sind daher keine Randthemen, sondern demokratische Notwendigkeiten. Eine Demokratie, die nicht allen offensteht, verliert an Legitimität und Innovationskraft. Nur wenn sich alle beteiligen können, wird Demokratie zu einem gemeinsamen Projekt.

Bedeutung von Inklusion und Barrierefreiheit im Engagement

Barrierefreiheit und Inklusion stehen für eine Haltung, die Vielfalt anerkennt und Teilhabe aktiv ermöglicht. Barrierefreiheit schafft die Voraussetzungen, damit Menschen unabhängig von Einschränkungen oder Lebenslagen Zugang zu Räumen, Kommunikation und Entscheidungsprozessen haben. Inklusion geht darüber hinaus: Sie bedeutet Zugehörigkeit – das bewusste Gestalten von Strukturen, in denen alle Menschen selbstverständlich mitwirken können.

Eine Umfrage von Ipsos und der Aktion Mensch aus dem Jahr 2023 zeigt deutlich, dass Menschen mit Behinderung noch mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind: Neben strukturellen Barrieren wie fehlender Barrierefreiheit und mangelnden Assistenzangeboten spielen auch psychologische und soziale Faktoren eine zentrale Rolle. Aussagen wie „Ich könnte mehr zur Last fallen als nützlich zu sein“, „Barrieren im Kopf“ oder „Ich traue mir das nicht zu“ spiegeln innere Unsicherheiten und gesellschaftliche Vorurteile wider, die das Engagement hemmen.

Dabei zeigt sich, dass Barrieren bei der Suche nach einem Engagement je nach Art der Beeinträchtigung stark variieren:

• Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen äußerten besonders häufig Unsicherheiten und Informationsdefizite. Fast ein Drittel (29,2 %) wusste nicht, wo sie sich engagieren können, und ebenso viele trauten sich ein Engagement allein nicht zu. Hier besteht ein hoher Bedarf an zielgerichteter Information und Empowerment.

• Menschen mit Bewegungsbeeinträchtigungen nannten mit Abstand am häufigsten mögliche physische Barrieren (42,9 %) als Hinderungsgrund. Auch die fehlende Kenntnis über Engagementmöglichkeiten war auffällig hoch. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von barrierefreien Räumen und transparenten Angeboten.

• Menschen mit Sprachbeeinträchtigungen gaben besonders häufig an, eigene Probleme (57,1 %) und Zeitmangel (57,1 %) als Hürden zu erleben. Dies könnte auf Kommunikationsbarrieren und fehlende Unterstützungsstrukturen hinweisen.

• Menschen mit Sehbeeinträchtigungen nannten überdurchschnittlich oft finanzielle Gründe (34,2 %) als Hindernis. Hier könnten Kosten für Mobilität oder Assistenz eine Rolle spielen.

• Menschen mit Hörbeeinträchtigungen berichteten am häufigsten von Zeitmangel (61,3 %), was möglicherweise auf hohen organisatorischen Aufwand oder Kommunikationshürden zurückzuführen ist.

Auch die digitale Teilhabe ist nicht selbstverständlich: Der Zugang zu Technik, fehlende Barrierefreiheit digitaler Angebote und mangelnde Kompetenzen stellen große Herausforderungen dar. Strukturelle Hürden wie komplexe Förderbedingungen, fehlende Ressourcen oder geringe Diversitätskompetenz erschweren zusätzlich die Umsetzung inklusiver Engagementformate. Schließlich wirken auch kulturelle Barrieren – etwa Vorurteile, ableistische Strukturen oder unbewusste Ausschlussmechanismen – dem Ziel einer inklusiven Engagementlandschaft entgegen.

Voraussetzungen für inklusives Engagement

Für ein inklusives Engagement braucht es gezielte Veränderungen auf mehreren Ebenen. Politische Rahmenbedingungen wie Förderprogramme und Gesetze müssen die Belange von Menschen mit Behinderungen konsequent berücksichtigen. Organisationen benötigen strukturelle Unterstützung – etwa Ressourcen, Wissen und Werkzeuge zur Umsetzung von Barrierefreiheit. Schulungen zu diskriminierungssensibler Kommunikation und Barrierefreiheit sind entscheidend, um Kompetenzen aufzubauen. Gleichzeitig müssen Menschen mit Behinderungen und vielfältigen Hintergründen aktiv mitentscheiden können. Inklusion gelingt am besten durch Vernetzung und Kooperation – wenn Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung gemeinsam handeln.

Inklusives Engagement stärkt unsere Demokratie

Indem Engagement allen Menschen ermöglicht, sich aktiv einzubringen und mitzugestalten wird dadurch die Resilienz unserer Demokratie gestärkt. Voraussetzung dafür sind barrierefreie Räume, digitale Teilhabe und gezielte Kompetenzförderung. Die Engagement Plattform der Aktion Mensch bietet barrierefreie Angebote und einen sog. “Engagementfinder”, der es Interessierten ermöglicht, das für sie passende Engagement zu finden.

Wenn Menschen mit ganz unterschiedlichen Hitergründen oder Behinderungen ihre Stimme einbringen und an gesellschaftlichen Prozessen beteiligt werden, entsteht eine vielfältige und gerechte Gesellschaft. Denn: Inklusion fördert Beteiligung, stärkt den sozialen Zusammenhalt und macht Demokratie für alle erlebbar.

Autorin: Christina Marx ist Mitglied der Geschäftsleitung und Sprecherin des Aktion Mensch e.V.

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