CEO.Table – Ausgabe 41

Infineon-CEO: Souveränität bei Chips nicht möglich + Kaffee-Start-up im Kreuzfeuer + Bank of Japan setzt auf ETFs

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Executive Summary

Souveränität: Chip-Herstellung geht nicht national

Wirtschaftliche Souveränität ist im Chipgeschäft keine Option. „Es gibt keine Autarkie in der Halbleiterindustrie“, sagt Infineon-Vorstand Jochen Hanebeck im Gespräch mit Table.Briefings. „Für kein einzelnes Land, weder für China noch für die USA, gibt es eine Chance, alle Segmente der Kette komplett zu besetzen. Was man erreichen kann, sind gegenseitige Abhängigkeiten.“

Obwohl die Chipproduktion weniger als 0,5 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) direkt ausmacht, trägt sie über Zulieferketten und Investitionen überproportional zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung bei. Deutscher Marktführer ist der Dax-Konzern Infineon Technologies, für den 2025 ein Jahresumsatz von 14,6 Milliarden Euro erwartet wird und der neue Werke plant. Mit zahlreichen mittelständischen Spezialisten hat Deutschland seine Rolle als Schlüssellieferant für Leistungshalbleiter und Sensorik zuletzt gefestigt.

Während der Corona-Pandemie wurde die große Bedeutung der Halbleiterindustrie deutlich: Im Zuge der weltweiten Chipkrise 2021 bis 2023 erlitt Deutschland laut ZVEI-Zahlen einen BIP-Verlust von rund 102 Milliarden Euro (2,4 Prozent des BIP 2021) aufgrund fehlender Halbleiter. Seitdem wurden über 15 Milliarden Euro an Fördermitteln in nationale Mikroelektronik-Projekte zugesagt.

„Silicon Saxony“ – der Standort Dresden entwickelt sich zum europäischen Chipzentrum. Auf der Produktionsebene markierten der Baubeginn der ESMC-Fabrik (Gemeinschaftsprojekt von TSMC, Bosch, Infineon, NXP) im August 2024 mit einem Investitionsvolumen von mehr als zehn Milliarden Euro und die Genehmigung für GlobalFoundries’ Erweiterung im Juni 2025 entscheidende Meilensteine für Europas Chip-Fertigungskapazitäten. Weitere wichtige Produktionsstandorte befinden sich in Erfurt (X-FAB), Regensburg und anderen Regionen.

“Die Kompetenz ist da.”
— Jochen Hanebeck

Deutschland verfügt über eine kritische Masse in der Halbleiterfertigung, die auf jahrzehntelanger Expertise beruht. „Die Kompetenz ist da“, betont der Infineon-CEO. Mit dem neuen Fabrikprojekt in Dresden – ein Ökosystem, das inklusive Zulieferern bis 2030 insgesamt 100.000 Arbeitsplätze schaffen soll – steht die Branche exemplarisch für Deutschlands Ambitionen, im globalen Technologiewettbewerb zu bestehen.

Die deutschen Stärken liegen vor allem in der Leistungshalbleiter-Technologie, optischen Chips und Sensortechnik. In diesen Segmenten konkurriert Deutschland erfolgreich mit den USA und Japan, während asiatische Länder wie Taiwan und China hauptsächlich bei integrierten Schaltkreisen dominieren.

Mit Blick auf KI misst sich Hanebeck nicht direkt mit den großen Chipherstellern. „Wir liefern für KI-Datenzentren die Stromversorgungslösungen: vom Netz bis zum Prozessor. Das wird schon kommendes Jahr ein Milliardengeschäft für Infineon.“ Im KI-Markt sei natürlich Nvidia der Trendsetter, „und deswegen arbeiten wir in diesem Feld sehr eng zusammen.“ Gleiches gilt für den Bereich der fortgeschrittenen AI-basierten Roboter, wo Infineon und Nvidia gerade eine Partnerschaft eingegangen sind.

So wie Deutschland beim Thema Halbleiter auf die weltweiten Chiphersteller angewiesen ist, so sind die Chiphersteller auf Unternehmen des deutschen Mittelstands angewiesen. Um die neueste Generation von Mikrochips herzustellen, sind riesige Lithografie-Anlagen nötig. Das deutsch-niederländische Konsortium um ASML, Trumpf und Zeiss ist bei dieser Schlüsseltechnologie der einzige Anbieter weltweit. Der Entwicklungsvorsprung wird auf fünf bis zehn Jahre geschätzt, und die Roadmap deckt einen noch deutlich längeren Zeitraum ab.

Damit die Branche international führend sein kann, benötigt es laut Hanebeck:

  • Entbürokratisierung: Genehmigungsverfahren für Fabrikneubau und Infrastrukturprojekte in Arbeits-, Bau- und Umweltrecht müssen drastisch beschleunigt werden. Statt 27 nationaler Umsetzungen der EU-Richtlinie zum AI-Act fordert Hanebeck „ein Level Playing Field, um Innovationshemmnisse zu beseitigen“.

  • Energiepolitik: Hanebeck will langfristig verlässliche Energiepreise sowie die Senkung von Stromsteuern und -abgaben. Das Halbleiterbusiness sei „eine sehr energieintensive Industrie“.

  • Kapital: Hanebeck betont, dass staatliche Förderinstrumente trotz mancherlei Vorbehalten „notwendig“ seien, um global ein Gleichgewicht herzustellen: „Wir bekommen ja auch Fördermittel für die beiden Fabriken.“

  • Strukturwandel: Um die notwendigen Kenntnisse in den Regionen aufzubauen, fordert er begleitende Qualifizierungsprogramme und regionale Ausgleichsmechanismen sowie eine Bildungsoffensive, die naturwissenschaftliche Kompetenzen früh fördert. „Das sind notwendige Transformationsprozesse, die sozialverträglich begleitet werden müssen.“

Die Branche kämpft mit einem erheblichen Fachkräftemangel: Rund 82.000 Stellen können deutschlandweit nicht besetzt werden. Der Personalmangel könnte die ambitionierten Ausbaupläne gefährden und erfordert verstärkte Anstrengungen bei Ausbildung und internationaler Rekrutierung.

Geht die Bundesregierung mit ihren vielschichtigen Ankündigungen in die richtige Richtung? „Am Ende zählt, was rauskommt – und nicht das, was nur in den Verlautbarungen steht“, sagt Hanebeck. Aus der Wirtschaft bestehe ein extremer Erwartungsdruck, insbesondere bei der Entbürokratisierung. „Was oft zunächst als ,low-hanging fruit’ erscheint, erweist sich in der Umsetzung dann als eine ,high-hanging fruit’.“

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CEO.Talk

Wie ein Coffee-Start-up ins mediale Kreuzfeuer gerät

Das Berliner Start-up LAP Coffee polarisiert: Die einen feiern das Modell als Vorbild für bezahlbare Qualität – ein Cappuccino kostet nur 2,50 Euro –, die anderen kritisieren es als Gefahr für die Barista-Kultur und Wettbewerber. CEO und Gründer Ralph Hage bezieht nun im Interview mit Table.Briefings Stellung. Sein Antrieb: „Kaffee soll verbinden und gleichzeitig von Beginn an profitabel funktionieren“, erklärt Hage.

Kritik gibt es auch an der Finanzierung. Nachdem Banken Kredite verweigert hatten, holte sich LAP Kapital von Investoren. Eingestiegen sind unter anderem FoodLabs, Insight Capital und HV Capital. „Wie soll man in Deutschland im Gastgewerbe innovativ sein, wenn Banken keine Kredite vergeben?“, fragt Hage. Konkrete Summen nennt LAP nicht, betont jedoch, dass jede Filiale profitabel arbeitet und dies die Grundlage für nachhaltiges Wachstum bildet. Auch die Investoren würden keine schnellen Gewinne erwarten, sagt Hage, sondern auf ein langfristig tragfähiges Geschäftsmodell setzen.

Bisher betreibt LAP Coffee 21 Filialen an drei Standorten: Berlin, München und Hamburg. Für die weitere Expansion setzt er auf kleine Flächen, niedrige Fixkosten und effiziente Abläufe. Skalierung ist möglich, aber abhängig von Nachfrage und Community. Chancen sieht Hage auch in kleineren Städten wie Bremen oder Hannover, wo weniger Wettbewerb herrscht. Berlin dagegen bezeichnet er als den schwierigsten Markt: „Hier ist der Wettbewerb am größten, und anstatt zusammenzuarbeiten, arbeitet man oft gegeneinander.“

Was hinter dem Leitmotiv „Living Among People“ steckt, warum der Cappuccino-Preis bei 2,50 Euro bleibt und weshalb Hage den Barista-Job trotzdem nicht gefährdet sieht, lesen Sie hier.

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Table.Forum Wirtschaft und Vertrauen. "Wir müssen vertrauen können – in zukunftsgewandte politische Rahmenbedingungen, die Innovationen und Wachstum fördern." Lesen Sie den ganzen Beitrag von Jean-Christophe Letellier, CEO L'Oréal, hier.

CEO.Picks

Gründerinnen bleiben vom großen VC-Kapital ausgeschlossen

Die großen Technologiekonzerne, die heute als „Magnificent Seven“ bekannt sind, haben einst als Venture-Capital-finanzierte Start-ups begonnen. Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla haben den globalen Wettbewerb geprägt und die Wertentwicklung ganzer Märkte bestimmt.

Ernüchternd ist, dass kein einziges dieser Unternehmen von einer Frau mitgegründet wurde. Diese Tatsache verweist auf ein strukturelles Problem, das bis heute anhält. Trotz wachsender Zahl von Gründerinnen erhalten rein weibliche Teams weltweit nur einen Bruchteil des verfügbaren Risikokapitals.

2024 gingen laut PitchBook lediglich 2,3 Prozent der globalen VC-Mittel an weibliche Teams, gemischte Teams erhielten rund 14 Prozent. Angesichts eines weltweiten Investitionsvolumens von 289 Milliarden US-Dollar bedeutet das, dass der größte Teil weiblicher Innovationskraft systematisch ausgeschlossen bleibt. Damit bleibt ein enormes Potenzial unerschlossen, insbesondere in Feldern, die bisher kaum Beachtung fanden, etwa in der Frauengesundheit.

Hier entstehen hochinnovative Lösungen, die nicht nur medizinische Versorgung verändern, sondern neue Märkte erschließen. Für Führungskräfte ergibt sich daraus eine klare Konsequenz: Wer den Zugang zu Kapital für Gründerinnen verbessert, aktiviert bislang ungenutzte Innovationskraft und verschafft sich damit Vorteile in einigen der dynamischsten Wachstumsfelder unserer Zeit.

Merih Sevilir ist Professor of Finance an der ESMT Berlin und Leiterin der Abteilung Gesetzgebung, Regulierung und Faktormärkte am IWH Halle. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

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CEO.News

Hensoldt investiert weitere Milliarde in Radar- und Sensortechnik

Hensoldt-CEO Oliver Dörre hat angekündigt, eine weitere Milliarde Euro in den Ausbau des Taufkirchner Radar- und Sensorspezialisten zu investieren. Allein 450 Millionen Euro sollen bis 2027 in Forschung und Entwicklung fließen, um insbesondere im Bereich von Sensordatenfusion die Wettbewerbsfähigkeit von Hensoldt auszubauen. Software-definierte Lösungen beim militärischen Einsatz von Drohnen, aber auch für andere Plattformen bezeichnete Dörre bei einem Treffen mit Journalisten in Berlin als „zentrales Nervensystem moderner Streitkräfte“. Er warnte zugleich davor, zu sehr auf Drohnen als wichtigstes neues Mittel der Kriegsführung zu setzen. Diese würden herkömmliche Waffensysteme auch künftig nicht ersetzen, sondern neben ihn zum Einsatz kommen. 

Dörre lobte die neue Bundesregierung für beschleunigte Beschaffungsverfahren. Unter Verteidigungsminister Boris Pistorius sei es nun möglich, „verbindliche Stückzahlen statt starre Rahmenverträge“ zu vereinbaren. Das trage insgesamt dazu bei, „die Skalierung unserer industriellen Fähigkeiten“ erheblich zu erweitern. Für Hensoldt bedeuteten die neuen Verfahren, dass „zehn bis zwanzigfach so viel wie in der Vergangenheit“ geordert werde. Neben neuen Bestellungen von Eurofightern, den das Unternehmen mit Sensorik ausstattet, dürfte auch die vermehrte Nachfrage nach dem Flakpanzer Skyranger neue Aufträge für Hensoldt mit sich bringen. Markus Bickel

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Weltraum: Wie Deutschland beim Thema Sicherheit im All aufholen will

Auf dem BDI-Weltraumkongress in Berlin kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Donnerstag Investitionen von 35 Milliarden Euro in den Aufbau einer Sicherheitsarchitektur im All an. Deutschland wolle bei Weltraumsicherheit „aufholen“, sagte er – mit Satellitenkonstellationen, Bodenstationen, Startkapazitäten und einem militärischen Betriebszentrum im Weltraumkommando.

Pistorius betonte, man müsse die Systeme nicht nur gegen Angriffe und Störungen härten, sondern auch über Offensivfähigkeiten sprechen. „Auch im Weltraum müssen wir abschrecken können, um verteidigungsfähig zu sein.“ Russland und China hätten ihre militärischen Kapazitäten im All rasant ausgebaut. Die Industrie sprach von einem „Meilenstein für unsere Souveränität im All“. Was Airbus-Manager Michael Schöllhorn und der BDLI nun fordern, lesen Sie im Research.Table. Nicola Kuhrt 

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Friedrich Merz: „Viele Schlüsseltechnologien nicht mehr wettbewerbsfähig“

Die ungeschminkte Analyse von Bundeskanzler Friedrich Merz: „Wir sind in vielen Branchen nicht mehr wirklich wettbewerbsfähig. Das gilt für die chemische Industrie, es gilt für den Maschinenbau, für den Anlagenbau, für die Automobilindustrie, die Stadlindustrie.“ Das sagte Friedrich Merz beim Schwarz Ecosystem Summit in Berlin. Deutschland stehe vor historischen Herausforderungen. „Viele Schlüsseltechnologien unseres Landes“ könnten international nicht mithalten.

Merz stellte sich erneut gegen das für 2035 geplante Verbrenner-Aus: „Es ist grundsätzlich falsch, wenn der Staat einseitig Technologien vorgibt“. Deshalb werbe er auch in Brüssel und andernorts dafür, dass CO2-Ziele vorgegeben werden und nicht Lösungswege.

Die Reformagenda für 2026 stehe aber bereits. Merz setzt auf die bereits verabschiedete High-Tech-Agenda und AI Giga Factories – Deutschland bewirbt sich mit zehn Projekten um die fünf EU-weiten Zuschläge für große Rechenzentren zur digitalen Souveränität. Mit den neuen Abschreibungsmöglichkeiten und der geringeren Körperschaftssteuer sei Deutschland wieder gut aufgestellt. In der kommenden Woche sollen konkrete Entscheidungen zur Staatsmodernisierung und Digitalisierung verkündet werden. Alex Hofmann

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Table Communicators Brown Bag Lunch. Einladung: Neues Gesetz für politische Kommunikatoren. Die TTPW-VO gilt ab 10. Oktober – was ändert sich für Verbände, NGO, Berater und Medien? 2. Oktober 2025, 12-13 Uhr. Jetzt anmelden.

Chemiekonzern Wacker fährt Investitionen zurück

Angesichts schwächerer Nachfrage und unsicherer Rahmenbedingungen will der Chemiekonzern Wacker seine Investitionspläne zurückfahren, erklärt Vorstandschef Christian Hartel im Interview mit Table.Briefings. „Wir haben unsere Investitionen bislang konsequent dort ausgerichtet, wo Wachstum und Kunden sind. Derzeit sehen wir eine schwächere Nachfrage und eine unsichere Lage, weshalb wir unser Investitionsniveau zurückfahren.“

Hartel sprach von einem doppelten Dilemma für die Branche: Zum einen habe China erhebliche Kapazitäten aufgebaut, zum anderen habe sich der US-Markt durch Zölle verschlossen. „Das bedeutet, dass der verfügbare Markt für die europäische Chemieindustrie kleiner geworden ist“, so der Wacker-Chef. Zwar sei das Unternehmen von den Zöllen nur in geringem Ausmaß direkt betroffen, spüre aber indirekt die Zurückhaltung seiner Kunden.

Trotz der Herausforderungen bleibt Hartel optimistisch: „Wir sehen, dass andere Länder besser geworden sind – und diesen Spirit müssen wir nach Deutschland holen.“ Alexander Wiedmann

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SAP: EU-Kommission eröffnet Wettbewerbsverfahren

Die Europäische Kommission hat eine förmliche Untersuchung gegen SAP eingeleitet. Sie prüft, ob Europas größter Softwarekonzern für Wartungs- und Unterstützungsdienste im Zusammenhang mit seiner lizenzierten Software den Wettbewerb verfälscht haben könnte. In einer vorläufigen Bewertung hat die Behörde die wesentlichen Fakten und wettbewerbsrechtlichen Bedenken zusammengefasst. Um diesen zu begegnen, kann SAP nun Verpflichtungszusagen anbieten.

Die vorläufige Untersuchung der Kommission beanstandet vier Praktiken. Diese hat SAP für die Wartung und den Support seiner Software angewandt, wenn sie auf den Servern des Kunden läuft und nicht in der SAP-Cloud. Zwar bieten auch andere Unternehmen Wartung und Support an, die Kommission geht aber vorläufig davon aus, dass SAP eine beherrschende Stellung innehat. Zu den beanstandeten Praktiken gehört, dass SAP verhindere, dass Kunden Wartung und Support für ungenutzte Softwarelizenzen kündigen, sodass sie für unerwünschte Leistungen zahlen.

Was die Kommission außerdem beanstandet und wie das Unternehmen darauf reagiert, lesen Sie bei Europe.Table. Corinna Visser

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Start-ups fordern beim Kabinett drei Milliarden für Fusion

Vor der Kabinettsbefassung am 1. Oktober fordern die Fusions-Start-ups Proxima Fusion, Marvel Fusion und Focused Energy drei Milliarden Euro Anschubfinanzierung bis 2029. Das Geld soll privates Kapital hebeln und erste Demonstratoren ermöglichen. Zudem verlangen sie einen eigenen Rechtsrahmen abseits des Atomgesetzes.

Francesco Sciortino, CEO von Proxima Fusion, warnt: „Nur wenn wir jetzt handeln, kann Deutschland das erste Fusionskraftwerk auf den Weg bringen.“ International sind die USA, Großbritannien und China bereits vorangegangen. Günter Kraft von Focused Energy fordert daher „klare Regeln und regulatorische Sandboxes“, damit industrielle Projekte noch in dieser Legislaturperiode starten können. Wie die Pläne in der Wissenschafts-community ankommen, lesen Sie im Research.Table. Tim Gabel

Lernen Sie alle Table.Briefings in voller Länge kostenlos kennen: Vier Wochen, ohne automatische Verlängerung, ohne Zahldaten – und informiert wie die Topentscheider. 

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DAX-40 Vorstände 2025: Kaum Ostdeutsche in den Führungsetagen

Die typischen Merkmale eines DAX-Vorstandsmitglieds werden im DAX-Vorstandsreport 2025 der Personalberatung Odgers analysiert. Table.Briefings fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

  1. Das Durchschnittsalter der Vorstände liegt nun bei 54,6 Jahren, nachdem es 2022 noch bei 53,4 Jahren lag.

  2. Mit Blick auf die Herkunft ist die ostdeutsche Präsenz weiterhin sehr gering: Nur ein Vorstandsmitglied stammt aus Ostdeutschland (Hauke Stars von der Volkswagen Group). Die überwiegende Mehrheit kommt aus Nordrhein-Westfalen (42), Baden-Württemberg (22) und Bayern (19).

  3. Der Frauenanteil in den DAX-Vorständen steigt leicht von 24 auf 26 Prozent. Von den 31 neu berufenen Vorstandsmitgliedern im Jahr 2025 sind elf Frauen, was einem Anteil von 35,5 Prozent entspricht.

  4. Karrierewege verlaufen meist branchenintern, wobei Erfahrung im General Management als Schlüsselfaktor gilt. Insbesondere für die CEO-Position ist dies mit 43 Prozent der beste Einstieg.

  5. Die durchschnittliche Amtszeit der CEOs beträgt weiterhin rund fünf Jahre. Im Jahr 2025 liegt die durchschnittliche Zeit bis zur Berufung in den Vorstand des eigenen Unternehmens bei 10,6 Jahren.

Mehr zum Thema Dax-Vorstände lesen Sie hier. Kristián Kudela

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Junge Beschäftigte fürchten mehr um ihre Jobs durch KI

Jüngere Arbeitnehmer haben deutlich mehr Angst vor Jobverlust durch künstliche Intelligenz als ältere. 24 Prozent der 18- bis 34-Jährigen in den USA und großen europäischen Volkswirtschaften sind sehr besorgt, unter den über 55-Jährigen sind es nur zehn Prozent. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Deutsche Bank Research.

Drei zentrale Gründe werden in der Studie genannt:

  1. Rückgang in KI-exponierten Berufen: Die Stanford University zeigt, dass die Beschäftigung junger Absolventen (22–25 Jahre) in Bereichen wie Softwareentwicklung und Kundenservice seit Ende 2022 um sechs Prozent gesunken ist.

  2. Höhere Arbeitslosigkeit unter Absolventen: In den USA liegt die Quote jüngster College-Absolventen mit 4,8 Prozent inzwischen über der allgemeinen Quote von 4,0 Prozent.

  3. Weniger Chancen für Berufseinsteiger: Eine Harvard-Studie zeigt, dass Unternehmen mit KI-Einsatz eher Juniorstellen abbauen, während die Zahl der Seniorstellen wächst. Und auch aktuelle Zahlen von Stepstone für Deutschland zeigen: Einstiegspositionen liegen derzeit rund 45 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

In der CEO-Edition des Podcast Table.Today erklärt Stepstone-CEO Sebastian Dettmers, wie er mithilfe von künstlicher Intelligenz Menschen und Jobs besser zusammenbringen will – und was Deutschland sowie Europa tun müssen, um digital konkurrenzfähiger zu werden. Alexander Wiedmann

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CEO.Presseschau

Zeit

Verkehrsminister Schnieder setzt auf Realismus bei Bahnreform und stärkt Rolle der Pünktlichkeit

Patrick Schnieder hat eine neue Bahnstrategie vorgestellt, die Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit ins Zentrum rückt. Die Vorstandsvergütung wird künftig enger an die Pünktlichkeit der Züge gekoppelt. In seiner neuen Bahnstrategie sieht er vor, dass Bonuszahlungen stärker von messbaren Verbesserungen abhängen, während die Zielmarke von 70 Prozent Pünktlichkeit im Fernverkehr erst 2029 erreicht werden soll. Zugleich will Schnieder die Zahl der Vorstände von acht auf sechs reduzieren und Doppelstrukturen im Konzern abbauen. Mit der neuen Bahnchefin Evelyn Palla setzt er auf eine Führung, die Sanierung, Modernisierung und eine konsequentere Kundenorientierung umsetzt.
Handelsblatt

Red Bull: Wie Mark Mateschitz den Konzern auf sich ausrichtet

Auch nach dem Tod von Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz im Jahr 2022 bleibt das Unternehmen wirtschaftlich extrem erfolgreich. 49 Prozent der Anteile hat sein Sohn Mark Mateschitz geerbt, der sich bei der Führung auf ein erfahrenes Managementteam verlässt. Die Strategie setzt dabei weiterhin auf aggressive Marketingmaßnahmen, Sportengagements und langfristige Eigenfinanzierung statt Fremdkapital. Gleichzeitig achtet der neue CEO verstärkt auf Effizient und treibt die Expansion nach Nordamerika voran. Außerdem investiert er in Immobilien rund um den Red Bull Ring und ein Automuseum, was das Geschäft mit der Marke strategisch ergänzt.
Manager Magazin

Top-Beratungen im Krisenmodus: Neue Studie zeigt Branchenspitze

Eine aktuelle Studie der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung im Auftrag des manager magazin hat die besten Unternehmensberatungen in Deutschland ermittelt. Befragt wurden 1049 Führungskräfte, die Einschätzungen zu Strategie, Effizienz und Branchenexpertise abgaben. Die Ergebnisse zeigen, welche Beratungen in den wichtigsten Disziplinen am meisten überzeugen und worauf Kunden bei der Auswahl von Partnern besonders achten. Michael Brigl von BCG setzt auf KI, Fabian Billing von McKinsey hat die zufriedensten Kunden. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen gewinnt die Arbeit der Top-Consultants für viele Unternehmen an Bedeutung.
CEO Today

Employer Branding: Wie Unternehmen passive Talente gewinnen und binden

Employer Branding ist für Unternehmen zur zentralen Aufgabe geworden, um passiv suchende Top-Talente zu gewinnen und langfristig zu halten. Entscheidend sind dabei eine authentische Unternehmenskultur, eine überzeugende Arbeitgeberpositionierung , glaubwürdige Führung sowie konsistente Kommunikation nach innen und außen. Ein attraktives Arbeitgeberimage wirkt nachweislich kostensenkend und erhöht die Mitarbeiterbindung.
Forbes

Demografiewandel: Neue Chancen statt Ruhestandskrise

In Zeiten steigender Lebenserwartung und einer wachsenden Zahl älterer Berufstätiger stößt das klassische Rentenmodell an seine Grenzen. Laut einer aktuellen Umfrage erwarten über die Hälfte der älteren Arbeitnehmer, weit über das bisher übliche Rentenalter hinaus beruflich aktiv zu bleiben. Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, das Fachwissen sowie die Kontinuität erfahrener Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg zu nutzen und ihre Personalstrukturen mit flexiblen, generationenübergreifenden Teams weiterzuentwickeln. Für Führungskräfte bedeutet das, den Dialog über flexible Arbeitsformen, gezielte Gesundheitsförderung und lebenslanges Lernen aktiv zu gestalten.
Stern

Ex-Wirecard-Chef Braun bestreitet Vorwürfe und sieht sich selbst als Opfer

Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun hat sich im "Stern" erstmals seit dem Zusammenbruch des Konzerns 2020 öffentlich geäußert. In dem schriftlich geführten Interview bestreitet er, von Manipulationen oder Veruntreuungen gewusst zu haben, und macht seine früheren Vorstandskollegen Jan Marsalek und Oliver Bellenhaus für die Vorfälle verantwortlich. Braun erklärte, er habe selbst Milliardenverluste erlitten und hoffe auf einen Freispruch, während das Strafverfahren gegen ihn nach über 200 Verhandlungstagen auf sein Ende zusteuert. Das Münchener Landgericht könnte noch in diesem Jahr ein Urteil sprechen. Am meisten leide er in Haft unter der Trennung von seiner Familie.

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CEO.Personnel

Börse Express

Joachim Wenning übergibt CEO-Posten bei Munich Re an Christoph Jurecka

Nach neun Jahren an der Spitze tritt Munich-Re-Chef Joachim Wenning überraschend zurück. Sein Nachfolger wird ab 2026 der bisherige Finanzvorstand Christoph Jurecka, der als Architekt der jüngsten Erfolgsstrategie gilt. Der Führungswechsel erfolgt ausgerechnet in einer Phase von Rekordgewinnen, zuletzt 5,7 Milliarden Euro im Jahr 2024. Analysten sehen darin zwar ein Risiko, rechnen aber mit Kontinuität durch die interne Nachfolge.
Immobilien-Zeitung

Daniel Riedl verlässt den Vorstand von Vonovia

Der Chief Development Officer werde sein Mandat planmäßig bis zum 31. Mai 2026 erfüllen und anschließend aus dem Gremium ausscheiden. Riedl gehört dem Vorstand des DAX-Konzerns seit 2018 an und verlässt das Unternehmen nach insgesamt acht Jahren im besten gegenseitigen Einvernehmen. Als Grund nannte Vonovia den Wunsch Riedls, sich neuen beruflichen Herausforderungen zuzuwenden. Der Aufsichtsrat kündigte an, die Nachfolge rechtzeitig zu besetzen.
FAZ

Kai Beckmann übernimmt 2026 die Konzernführung bei Merck

Der 60-Jährige wird die Leitung des Darmstädter Wissenschafts- und Technologiekonzerns im Mai 2026 von Belén Garijo übernehmen, die altersbedingt ausscheidet. Beckmann gehört dem Unternehmen seit 1989 an und verantwortete in den vergangenen Jahren den Ausbau des Geschäfts mit Elektronikmaterialien, das durch die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz stark gewachsen ist. Seine Ernennung spiegelt den Einfluss der Eigentümerfamilie wider, die bei der Besetzung auf Kontinuität setzt. Der Vertrag des designierten Vorstandschefs läuft für fünf Jahre.
Handelsblatt

Roland Koch wird Berater beim Finanzinvestor KKR

Hessens ehemaliger Ministerpräsident wird Senior Advisor beim US-Finanzinvestor KKR. In seiner Funktion soll er die Gesellschaft und deren Portfoliounternehmen in der DACH-Region vor allem in Fragen der Regulierung und Governance unterstützen. KKR hebt seine Erfahrungen in Politik und Wirtschaft hervor und sieht darin einen Mehrwert für die Begleitung von Unternehmen. Koch war nach seiner politischen Karriere unter anderem Vorstandsvorsitzender von Bilfinger und Aufsichtsratschef bei UBS Europe SE. Zuletzt verstärkte KKR bereits sein Beraterteam mit dem ehemaligen Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer.
Energie und Management

RWE verlängert Vertrag mit Personalvorständin Katja van Doren bis 2029

Der RWE-Aufsichtsrat hat den Vertrag mit Personalvorständin Katja van Doren frühzeitig um drei Jahre verlängert. Ihre Bestellung läuft nun bis Ende Juli 2029, wenn sie die festgelegte Altersgrenze für Vorstandsmitglieder erreicht. Van Doren arbeitet seit 1999 für RWE und hatte seit 2014 verschiedene Vorstandsfunktionen inne. Seit 2023 verantwortet sie als Arbeitsdirektorin den Personalbereich des Dax-Konzerns.
Handelsblatt

Srini Gopalan übernimmt Führung von T-Mobile US

Die Deutsche Telekom hat Srini Gopalan zum neuen Vorstandsvorsitzenden der US-Mobilfunktochter T-Mobile US ernannt. Der 55-Jährige übernimmt die Führung ab November, nachdem er im März vom Deutschlandgeschäft in die USA gewechselt war. Sein Vorgänger Mike Sievert, seit 2020 an der Spitze des Unternehmens, bleibt T-Mobile als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender verbunden. Der Wechsel gilt als strategische Weichenstellung innerhalb des Konzerns und wird von Analysten als Hinweis auf mögliche Übernahmen und eine stärkere Marktpositionierung in den USA interpretiert.
SZ

Vertrag von Audi-Chef Döllner wird um fünf Jahre verlängert

Audi-Chef Gernot Döllner bleibt bis 2031 im Amt. Die Verlängerung seines Vertrages gibt ihm Rückendeckung für den Umbau des Unternehmens. Seit 2023 führt er Audi, hat neue Modelle eingeführt und eine neue Strategie präsentiert. Sein Fokus liegt auf mehr Flexibilität und Veränderungen in den Konzernstrukturen. Unterstützung dafür bekommt er vom Aufsichtsrat, Volkswagen, Großaktionären und Arbeitnehmern.
Fortune

Oracle wird jetzt von vier Chefs geführt

Safra Catz gibt ihre CEO-Position bei Oracle nach elf Jahren ab und wird zur Executive Vice Chair des Vorstands ernannt. Die Leitung übernehmen die neuen Co-CEOs Clay Magouyrk, Experte für Daten-Infrastruktur, und Mike Sicilia, der auf Anwendungen für verschiedene Branchen und KI-basierte Innovationen spezialisiert ist. Diese Doppelspitze soll die beiden zentralen Geschäftsbereiche weiterentwickeln. Larry Ellison bleibt weiterhin Chairman und CTO.

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Table.Forum CEO-Roundtable. Lesen Sie den Beitrag von Jörg Buchheim, CEO Webasto. sopra steria

CEO.Finance

Das verräterische Zögern der japanischen Zentralbank

Die Bank von Japan hält trotz Inflation am Mini-Leitzins fest. Riesige Bestände an Staatsanleihen und ETFs machen einen Ausstieg fast unmöglich – ein warnendes Beispiel für Europa, wie Zentralbanken ihre Unabhängigkeit verlieren können.

Während die US-amerikanische Fed und die Europäische Zentralbank nach einer langen Niedrigzinsphase ab 2022 die Zinsen entschlossen anhoben und inzwischen wieder senken, zögert die japanische Notenbank weiterhin. Am 19. September beließ sie den Leitzins trotz Inflation bei mageren 0,5 Prozent. Seit der erstmaligen Senkung auf null Prozent im Februar 1999 hat sie keine nennenswerte geldpolitische Straffung mehr durchgesetzt.

Zwar kündigte die Bank von Japan am 19. September an, ihre ETF-Bestände zu reduzieren. Doch das geringe Tempo und die Tatsache, dass die immensen Staatsanleihebestände unangetastet bleiben, deuten auf den weitgehenden Verlust ihrer geldpolitischen Unabhängigkeit hin.

Der Weg dorthin war lang: Im September 1985 gab Japan dem Druck der USA nach, den Yen aufzuwerten, um das Handelsungleichgewicht zwischen beiden Ländern zu verringern. Die daraus resultierende unkontrollierte Aufwertung traf den Exportsektor hart.

Die Bank von Japan reagierte mit Zinssenkungen, um den Aufwertungsdruck abzufedern. Das half zwar kurzfristig, löste jedoch eine Aktien- und Immobilienblase aus. Diese platzte Ende der 1980er-Jahre, als die Bank die Zinsen wieder anhob. Infolge der geplatzten Blase gerieten die Banken wegen fauler Immobilienkredite ins Wanken. Da dies die gesamte Wirtschaft belastete, sah sich die Notenbank zu erneuten Zinssenkungen gezwungen. Nachdem die Nullzinsgrenze erreicht war, begann sie ab 2001 mit Staatsanleihekäufen.

Der Verlust der Unabhängigkeit beschleunigte sich im Januar 2013, als Premierminister Shinzō Abe im Rahmen der „Abenomics“ eine sehr expansive Finanz- und Geldpolitik verkündete. Der von ihm ernannte Zentralbankpräsident Haruhiko Kuroda initiierte massive Staatsanleihekäufe. Ab Dezember 2010 begann die Bank zudem mit Aktienkäufen in Form von ETFs.

Heute hält die Bank von Japan Staatsanleihen im Wert von 571 Billionen Yen (3.300 Milliarden Euro), was rund 50 Prozent der ausstehenden Anleihen entspricht. Hinzu kommen ETFs mit einem Anschaffungswert von 37,2 Billionen Yen (210 Milliarden Euro).

Ein Verkauf von Staatsanleihen würde die langfristigen Zinsen steigen lassen – mit der Folge explodierender Zinslasten für die hochverschuldete Regierung. Die Staatsverschuldung liegt bereits bei 235 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Eine Zinserhöhung würde zudem den Yen aufwerten und damit die in Fremdwährungen gehaltenen Auslandsanlagen, umgerechnet in Yen, entwerten. Finanzinstitute und Pensionskassen, die aufgrund der langjährigen Niedrigzinsen massiv im Ausland investiert haben, kämen unter Druck.

Auch drohen der Bank von Japan bei Verkäufen von Staatsanleihen und ETFs hohe Bewertungsverluste auf die verbleibenden Bestände. Ihre Unabhängigkeit wäre endgültig dahin, wenn sie durch das Finanzministerium rekapitalisiert werden müsste. Kein Wunder also, dass es mit dem derzeit angekündigten Verkaufsvolumen von 330 Milliarden Yen pro Jahr ganze 112 (!) Jahre dauern würde, bis alle ETFs aus der Bilanz verschwunden sind.

Die Inflationsrate lag im August mit 2,7 Prozent bereits seit mehr als drei Jahren über dem Zielwert von zwei Prozent – ohne dass die Bank von Japan ihre Geldpolitik entschlossen gestrafft hätte. Das zögerliche Verhalten der Bank von Japan sollte daher – auch mit Blick auf Frankreich – der Europäischen Zentralbank eine Warnung sein: Große Bestände an Staatsanleihen gefährden die Unabhängigkeit der Zentralbank.

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Beitrag Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender RheinEnergie, über das Digitalministerium als "Deutschland-Stack".

CEO.Factcheck

Rohstoffe im All: Ressourcen jenseits der Erde

Asteroiden, der Mond und der Mars gelten als potenzielle Rohstoffquellen. Wasser, Metalle und Helium-3 könnten Raumfahrtmissionen stützen und langfristig neue Märkte eröffnen. Doch die Technologie steckt am Anfang, rechtliche Grundlagen sind fragmentiert und wirtschaftliche Szenarien unsicher. 

Vorkommen: Asteroiden enthalten Platin, Nickel, Eisen und Kobalt. Kohlenstoffhaltige Typen bergen Wasser und organische Moleküle. Auf dem Mond wurden Wasser-Eis-Ablagerungen in polaren Kratern nachgewiesen. Auf dem Mars existieren Eisreserven unter der Oberfläche und in den Polkappen. Helium-3 gilt als potenzieller Brennstoff für Fusionsreaktoren. Über die Menge der Ressourcen gibt es derzeit nur Schätzungen, basierend auf Fernerkennungsdaten (Radar, Infrarot, Neutronenmessungen). Die Spannweite ist groß und ortsabhängig – belastbare Tonnenangaben sind erst nach Bohrungen und Probenanalysen zu erwarten. 

Chancen: Wasser im All dient als Grundlage für die Treibstoffproduktion im Weltraum (in-situ resource utilization, ISRU). Seltene Metalle könnten Hightech-Industrien versorgen. Helium-3 ist eine mögliche Energiequelle, sobald Fusionsreaktoren technisch reif sind. 

Technologie: Es gibt noch keine funktionsfähigen Systeme für Weltraumbergbau. Trotz sinkender Startpreise bleibt der Transport teuer. Realistischer als ein Export zur Erde ist die Nutzung direkt im All.

Recht: Der Weltraumvertrag ist ein UN-Vertrag mit mehr als 110 Vertragsstaaten. Er verbietet staatliche Aneignung und verpflichtet Staaten zur Aufsicht privater Aktivitäten. Zum Eigentum an geförderten Ressourcen schweigt er. Einige Länder erlauben Unternehmensbesitz an gewonnenen Rohstoffen, darunter die USA, Luxemburg, die Vereinigten Arabischen Emirate und Japan. Das Moon Agreement von 1979 ist ebenfalls ein UN-Vertrag, aber nur 17 Staaten sind Parteien, darunter beispielsweise Australien, Mexiko und die Türkei. Es fordert einen gemeinsamen internationalen Rahmen für die Nutzung von Mondressourcen. Die Artemis Accords sind seit 2020 unverbindliche Leitlinien, initiiert von den USA und der NASA. 56 Staaten haben unterschrieben, darunter die USA, Deutschland und Japan. Sie werten Ressourcengewinnung als mit dem Weltraumvertrag vereinbar.

Akteure: Einige Unternehmen scheiterten nach ambitionierten Plänen. Neue Start-ups arbeiten in kleinerem Maßstab. Die Nasa verfolgt mit Artemis die Nutzung von Mondwasser. Die Esa prüft im Konzept „Moon Village“ Ressourcen-Nutzung. China plant Missionen mit Fokus auf Eis und Helium-3. Luxemburg positioniert seine Raumfahrtaktivitäten als „Space Mining Hub“. 

Ressourcen im All sind wissenschaftlich bestätigt. Erste regulatorische Grundlagen existieren. Die praktische Nutzung bleibt Zukunft: Am ehesten könnte Mondwasser für Treibstoff dienen, erste ISRU-Experimente sind aber noch ausstehend. Asteroidenbergbau und Helium-3 sind langfristige Perspektiven. 

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