Bill Gates im Podcast Table.Today
Kaum Praktiker aus Fachhochschulen und einseitige Auslandserfahrung – die typischen Merkmale von DAX-Vorstandsmitgliedern. Das zeigt eine Analyse der Schweizer Beratungsfirma Egon Zehnder zu den Unternehmen des S-DAX, M-DAX und DAX 40, die Table.Briefings exklusiv vorliegt.
Heiko Wolters, Senior Partner bei Egon Zehnder und Autor der Studie, betont: „Das Profil von Führungskräften hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert: vom allwissenden Top-Down-Entscheider zum Teamplayer. Heute ist der Chefdirigent gefragt, nicht mehr der Solist.“
Fünf Faktoren stechen dabei besonders hervor:
1. Ein Studium ist für fast alle CEOs Pflicht
88 Prozent der Vorstandsvorsitzenden haben ihr Studium an einer klassischen Uni abgeschlossen, nur 12 Prozent an praxisorientierten Fachhochschulen oder dualen Hochschulen. Wer zusätzlich eine Berufsausbildung vor dem Studium absolviert hat, punktet mit Praxiserfahrung, bleibt aber die Ausnahme.
2. Die Wahl des Studienfachs ist alles andere als Zufall
Über die Hälfte der CEOs (51 Prozent) haben Wirtschaftswissenschaften studiert, gefolgt von Ingenieuren mit Diplom- oder Masterabschluss (29 Prozent). Die Kaderschmieden der Vorstandsetagen heißen Karlsruhe (KIT), Köln, Aachen (RWTH), Münster, Darmstadt und Mannheim.
3. Ein MBA oder Doktortitel ist kein Muss, aber ein klarer Vorteil
Rund 20 Prozent der CEOs haben einen MBA, 36 Prozent einen Doktortitel. „In Deutschland ist der Doktortitel eher ein Prestige-Symbol, während er im Ausland oft weniger zählt“, sagt Wolters. „Bei den jüngeren Vorständen haben deutlich weniger promoviert.“
4. Die klassische „Single-Company-Career“ ist selten geworden
Nur ein Fünftel der CEOs hat sich im selben Unternehmen nach oben gearbeitet. Die Mehrheit hat im Schnitt zwei bis drei verschiedene Firmen durchlaufen und so unterschiedliche Unternehmenskulturen und Märkte kennengelernt. „In den USA sind kurze Stationen im Lebenslauf häufiger anzutreffen und werden als Zeichen von Flexibilität gesehen. In Deutschland wecken viele kurze Wechsel schnell den Verdacht auf Jobhopping und fehlende Performance.“
5. Internationale Erfahrung, aber mit Fokus auf Europa und Nordamerika
Fast zwei Drittel der DAX-CEOs haben im Ausland gearbeitet, meist in Europa (52 Prozent) oder Nordamerika (30 Prozent). Stationen in Asien (13 Prozent) oder Afrika (2 Prozent) sind deutlich seltener. Wer mehrere Regionen kennt, bleibt die Ausnahme. „Ein Auslandsaufenthalt ist heute in vielen Unternehmen Pflicht, um in höhere Führungspositionen zu kommen“, sagt Wolters. „Amerikanische CEOs haben oftmals weniger Erfahrungen im Ausland vor Ort als ihre europäischen Kollegen.“
Last but not least: Junge Ausnahmen wie Robert Gentz (Zalando), Christian Klein (SAP) oder Karin Rådström (Daimler Truck) täuschen: Die meisten DAX-CEOs übernehmen ihre Spitzenposition erst mit rund 56 Jahren und bleiben dort im Schnitt sechs Jahre.
Heiko Wolters sieht noch eine weitere Entwicklung in der Zukunft: „Ich würde mir noch mehr cross-funktionale Entwicklung wünschen. Viele Führungskräfte bewegen sich funktional in einem Korridor, um dann an die Spitze zu kommen.“