CEO.Table – Ausgabe 40

China-Schock trifft Deutschland + Gewinnrückgang bei ING + Bremsklotz Kurzarbeit

Executive Summary

Gestapelte Container in den Nationalfarben von Deutschland und der Volksrepublik China.

Der China-Schock trifft Deutschland

Viele Jahre lang hat die deutsche Wirtschaft sich den Titel Exportweltmeister verdient, dem Land tat das gut. Doch nun wendet sich das Blatt – und besonders der wichtige Mittelstand leidet.

Als der erste China-Schock die USA Anfang der 2000er-Jahre traf, verloren über eine Million Industriearbeiter ihre Jobs. In den absterbenden Industriestädten herrschte Elend. Viele Analysten sehen darin einen wichtigen Grund für die populistische Bewegung, die seither die US-amerikanische Politik durcheinandergewirbelt hat.

Deutschland blieb vom ersten China-Schock weitgehend verschont. Sander Tordoir, Ökonom am Centre for European Reform, nennt einen wichtigen Grund dafür: Chinas Exportboom konzentrierte sich damals auf Produkte wie Textilien, Spielzeug und Möbel. „Das waren nicht die Branchen, die das Markenzeichen der deutschen Wirtschaft sind, nämlich Autos, Chemie und Maschinen.“

Tatsächlich profitierten Deutschlands Kern-Industriezweige enorm vom Handel mit China. Als China sich industrialisierte, brauchte es deutsche Maschinen und Ausrüstung für seine neuen Fabriken. Die wachsende Mittel- und Oberschicht wollte deutsche Autos.

Im Vergleich zu anderen westlichen Nationen „war Deutschland wirklich ein Außenseiter“, sagt Tordoir. Bis 2012 erreichten deutsche Warenexporte nach China fast drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Das ist ein sehr großes Exportgeschäft mit einem Land.“ Zum Vergleich: Der Wert der US-Warenexporte nach China überstieg nie ein Prozent des US-amerikanischen BIP.

Doch viele Ökonomen, darunter Tordoir, warnen jetzt vor einem zweiten China-Schock. Dieser trifft den Kern der deutschen Wirtschaft. China hat in einer Reihe von Hightech-Fertigungssektoren aufgeholt, von Maschinen und Ausrüstung bis hin zu Automobilen. Chinesische Konkurrenten machen nun deutschen Herstellern das Leben schwer. Die Nachfrage nach deutschen Produkten stürzt ab, sowohl in China als auch auf Exportmärkten weltweit.

Etwas Grundlegendes muss sich ändern – der Branchenverband VDMA schlug auf seiner Jahreskonferenz in Berlin in dieser Woche Alarm. Oliver Richtberg leitet die Außenhandelsabteilung des Verbands, der mehr als 3.600 mittelständische Industrieunternehmen mit Sitz hauptsächlich in Deutschland vertritt: „Fast jede Statistik, die wir haben, geht gerade in die falsche Richtung“, sagt Richtberg. Die Exporte stürzen ab, der Stellenabbau setzt sich fort. Allein im ersten Halbjahr ging die Produktion um 4,5 Prozent zurück.

„Es ist ein existenzieller Schock für Deutschland“, sagt Dalia Marin, Ökonomin an der Technischen Universität München. Marin sieht im zweiten China-Schock eine potenzielle „Deindustrialisierung“, die „viel schlimmer ist als das, was die USA während des ersten China-Schocks erlebten.“

Die deutsche Wirtschaft ist viel stärker von der Industrie abhängig als die US-amerikanische. Als der China-Schock Anfang der 2000er-Jahre die US-Wirtschaft traf, machte die Fertigung etwa 13 Prozent des US-amerikanischen BIP aus. Heute sind es etwa zehn Prozent. Die Industrie macht laut Weltbank etwa 18 Prozent von Deutschlands BIP aus.

Das exportorientierte Industriemodell, das Deutschland jahrzehntelang verfolgte, steht jetzt am Scheideweg. Ironischerweise verweisen sowohl Tordoir als auch Marin auf China als nachahmenswert, um Deutschland bei der Überwindung seiner aktuellen Probleme zu helfen.

Tordoir betont, dass die chinesische Regierung strategische Investitionen tätigte und weitsichtige Industriepolitik verfolgte, die jetzt unglaubliche Dividenden zahlt. Er hofft, dass Deutschland sich anderen EU-Staaten anschließt, um EU-weite Industriepolitik zur Stärkung strategischer Sektoren zu entwickeln. Tordoir betont auch, dass Zölle in manchen Fällen nötig sein könnten, um Chinas Subventionierung seiner Unternehmen entgegenzuwirken. Eine aktuelle IWF-Studie schätzt, dass die jährlichen chinesischen Industriesubventionen unglaubliche vier Prozent des BIP ausmachen.

Marin befürchtet, dass Deutschland bei entscheidenden Technologiesektoren wie Elektroautos und Batterien nicht innovativ genug war. Ein wichtiger Grund für Chinas technologischen Sprung nach vorn war ein besonderes Modell: Westliche Unternehmen mussten Joint Ventures mit chinesischen Firmen eingehen und übertrugen dabei Technologie und Know-how an deren Arbeiter und Unternehmer. Sie argumentiert, dass Deutschland dieses Modell nun in Betracht ziehen sollte, nachdem das Land in entscheidenden Technologiebereichen zurückgefallen ist.

Positionspapier: Weshalb EU-Firmen bange auf den kommenden Fünfjahresplan blicken

Die Europäische Handelskammer in Peking hat in ihrem neuen Positionspapier zum kommenden 15. Fünfjahresplan Chinas scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik der Volksrepublik geübt. Kammerpräsident Jens Eskelund warnte vor massiven Überkapazitäten, ineffizienter Kapitalverteilung und wachsender Unsicherheit für europäische Unternehmen, die unter intransparenten Vorschriften, politischer Einflussnahme und einer Bevorzugung staatlicher Konzerne litten. Besonders problematisch sei, dass Investitionen ohne ausreichende Nachfrage in Schlüsselbranchen wie Batterien, Solarmodule oder E-Autos flössen und damit Wettbewerb wie Innovation gebremst würden.

Die Kammer fordert: Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen, die Energie- und Digitalmärkte zu öffnen sowie Exportkontrollen und politische Druckmittel abzubauen. Während sie Chinas Beitrag zur globalen Energiewende anerkennt, warnt sie zugleich vor einer Spirale aus Überinvestitionen, sinkenden Margen und schwacher Binnenkonjunktur, wenn die Führung nicht zu mehr Marktöffnung und verlässlicheren Rahmenbedingungen zurückkehrt. Die vollständige Analyse lesen Sie im China.Table. Jörn Petring

CEO.Talk

„Nicht geplante Risikokosten“ – ING Deutschland mit deutlichem Gewinnrückgang

Die ING Deutschland, mit rund zehn Millionen Privatkunden die drittgrößte Bank des Landes, bekommt die Konjunkturschwäche deutlich zu spüren. Im zweiten Quartal 2025 verringerte sich ihr Vorsteuerergebnis auf 325 Millionen Euro, nach 424 Millionen Euro im Vorjahr – ein Rückgang um rund 22 Prozent. Noch deutlicher zeigt sich die Schwäche im Firmenkundengeschäft: Dort sank der Gewinn vor Steuern auf Konzernebene um 24 Prozent von 809 auf 614 Millionen Euro.

Ursache für den Rückgang sind vor allem deutlich höhere Risikokosten und die schwache Wirtschaftslage, die sich direkt im Kreditgeschäft niederschlägt. „Wir haben höhere Risikokosten, die wir so nicht eingeplant hatten und die es in den sehr guten Jahren 2023 und 2024 nicht gab“, erklärt ING-Firmenkundenvorstand Eddy Henning im Interview mit Table.Briefings. „Wir kämpfen damit, dass es einigen Unternehmen nicht so geht, wie wir es erhofft haben.“

Trotz dieser Belastungen sieht er die Bank weiterhin auf Kurs: „Solange das Kundenwachstum anhält und mehr Firmen zusätzliche Produkte bei uns nutzen, bleibt die Baseline in der richtigen Richtung.“

Vor diesem Hintergrund versucht die ING, ihre Abhängigkeit vom klassischen Kreditgeschäft zu verringern. „Wir kommen in Deutschland aus der Projektfinanzierung und sind sehr kreditlastig“, sagt Henning. Was er meint: Die Bank ist stark vom Zinsgeschäft abhängig – ein Risiko, wenn Margen sinken oder Investitionen ausbleiben. Heute setzt die Bank deshalb stärker auf Dienstleistungen, die nicht direkt vom Zinsumfeld abhängen: „Wir verstehen uns als Finanzierungslöser, nutzen den Kapitalmarkt stärker und stellen das Fee-Einkommen in den Vordergrund.“

Diese Strategie zeigt erste Wirkung. Mit Fee-Einkommen sind Provisionen aus Kapitalmarktgeschäften, Zahlungsverkehr und Handelsfinanzierungen gemeint. Sie gelten als stabiler als Zinsen. Im zweiten Quartal stiegen diese Erträge um zwölf Prozent, während das Zinsgeschäft zurückging. „Wir sehen starkes Wachstum bei allen Gebühren“, so Henning.

 

CEO.Analyse

Antrag auf Kurzarbeitergeld.

Bremst Kurzarbeit Deutschlands Wirtschaft aus?

Deutschland hat vor über 100 Jahren mit der Kurzarbeit etwas Innovatives geschaffen: Der Staat unterstützt Unternehmen dabei, ihre Beschäftigten weiterzubezahlen und so vor Arbeitslosigkeit zu bewahren – „eine der erfolgreichsten deutschen Exportideen“. Doch nun warnt der in den USA lehrende Ökonom Simon Jäger, der auch das Bundeswirtschaftsministerium berät, dass das Instrument inzwischen die deutsche Wirtschaft ausbremst.

Insbesondere im deutschen verarbeitenden Gewerbe seien die Bindungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die oft über Spezialkenntnisse verfügen, besonders stark. Kurzarbeit schütze diese „Matches“ und ermögliche es Firmen, nach einer Krise schneller wieder hochzufahren.

Jäger betont zwar, dass Kurzarbeit in kurzen Rezessionen Sinn ergebe: „Ich stimme zu, dass Kurzarbeit einen Wert haben kann, um ‘Matches’ über kurze Krisen hinweg zu bewahren.“ Doch aktuell sieht er darin ein Hindernis für grundlegende Strukturreformen. „Die deutsche Wirtschaft ist ein Stück weit in der Krise, weil das, was jahrzehntelang funktioniert hat, jetzt ziemlich offensichtlich ins Straucheln gerät.“

Während Innovative Unternehmen Schwierigkeiten haben, qualifizierte Beschäftigte – Ingenieure oder Softwareentwickler – zu finden, bezeichnet Jäger Kurzarbeit als „Subvention“, die es älteren, weniger innovativen Unternehmen ermögliche, „an sehr wertvollen Arbeitnehmern festzuhalten“.

Die Zahlen sprechen für sich: „Deutschland hat in den letzten 20 Jahren nicht wirklich viele Start-ups oder Firmen gesehen, die wirklich groß geworden sind – anders als die USA, wo das Geschäftsleben viel dynamischer ist.“ Eine aktuelle Studie von Jäger und Kollegen zeigt dabei: Besonders ältere, größere und schrumpfende Unternehmen nutzen das Instrument ausgiebig. Dadurch werde ein System etabliert, „das Dinosaurier bewahrt – zum Nachteil neuer, innovativer Unternehmen“.

Jäger verweist auf Joseph Schumpeters Konzept der „schöpferischen Zerstörung“, also den Prozess, in dem neue Technologien und Unternehmen veraltete Strukturen ablösen und Wirtschaftswachstum sowie technologischen Fortschritt ermöglichen. Kurzarbeit, so Jäger, sei heute „eine der Institutionen, die in Deutschland im Weg stehen, wenn es um kreative Zerstörung geht“.

Für problematisch hält Jäger insbesondere die jüngste Entscheidung, die Bezugsdauer der Kurzarbeit auf 24 Monate zu verlängern: „Es war ein Fehler, Kurzarbeit auf 24 Monate auszuweiten.“ Das System sei mittlerweile „de facto ständig aktiv“. Sinnvoll wäre es, das Programm künftig ausschließlich in „akuten, temporären Krisen“ zu nutzen.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern solle es erleichtert werden, trotzdem den Arbeitgeber zu wechseln. Zum Beispiel, indem Vorteile der Kurzarbeit „mitgenommen“ werden können – also portabel zum neuen Arbeitgeber – , was die für innovative Volkswirtschaften so wichtige Dynamik auf dem Arbeitsmarkt fördere. Jäger betont, er sei kein Befürworter eines „Laissez-faire“-Arbeitsmarktes. „Aber ich denke, dass man in Deutschland zu weit gegangen ist, um die Umverteilung von Arbeitskräften und neue Dinge zuzulassen.“

CEO.News

Sana-Kliniken-CEO: „Wenn der Staat Kosten bestellt, bekommt er Kosten“

1,5 Milliarden Euro täglich kostet das deutsche Gesundheitssystem – trotzdem sind wir nicht gesünder als unsere europäischen Nachbarn. Thomas Lemke, CEO der Sana Kliniken, rechnet in der CEO Edition des Podcast Table.Today mit dem System ab: „Wenn der Staat Kosten bestellt, was bekommt er? Er bekommt Kosten.“ Seine Lösung: Positive Anreize statt Sanktionen, mehr Wettbewerb statt staatliche Planwirtschaft.

300 bis 350 Kliniken weniger würden reichen, staatliche Personalvorgaben ohne Evidenz müssten weg. Ein Drittel der Arbeitszeit von Ärztinnen und Pflegekräften fließe in Bürokratie statt in Patientenversorgung. Während andere Länder auf digitale Lösungen setzen, scheitert Deutschland an Systembrüchen und Monopolstrukturen. Die größten Kostentreiber? Teure Medikamente für seltene Krankheiten und eine über 20 Jahre gewachsene Misstrauenskultur zwischen Krankenkassen und Anbietern.

Warum jüngere Pflegekräfte zunehmend frustriert sind und welche drei Stellschrauben wirklich Milliarden einsparen können, schildert Lemke im Gespräch mit Table.Briefings. Außerdem in der aktuellen Ausgabe des Podcasts: KfW-Chef Stefan Wintels erklärt, welche Teile der Wirtschaft wirklich von den staatlichen Booster-Milliarden profitieren. Michael Bröcker

Deutsche Wirtschaft trotzt schwierigem Umfeld

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich nach Einschätzung der Bundesbank trotz anhaltender Herausforderungen relativ robust. Das reale Bruttoinlandsprodukt könnte im dritten Quartal 2025 aus heutiger Sicht leicht steigen, obwohl weiterhin ungünstige Investitionsbedingungen für Unternehmen und zusätzliche Belastungen durch neue US-Zölle bestehen. Die Industrie startete überraschend kräftig ins dritte Quartal, insbesondere Maschinenbau und Kraftfahrzeugindustrie stachen hervor.

Der Arbeitsmarkt bleibt weitgehend stabil, kann aber derzeit keine stärkeren Wachstumsimpulse liefern. Mit knapp 46 Millionen Erwerbstätigen im Juli verdeckt die bereits seit zwei Jahren relativ konstante Beschäftigung enorme Verschiebungen zwischen den Wirtschaftsbereichen. Während die Industrie weiter Arbeitsplätze abbaut, konnten Dienstleistungsbereiche wie Gesundheitswesen und unternehmensnahe Dienstleistungen zulegen.

Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit ging erstmals seit 2022 zurück auf 2,96 Millionen Menschen im August. Gleichzeitig erhöhte sich die Inflationsrate von 1,8 Prozent im Juli auf 2,1 Prozent im August, wobei die Bundesbank davon ausgeht, dass sie bis zum Jahresende leicht über der Marke von zwei Prozent schwankt. Alex Hofmann

Deep-Tech-Studie: Wie sich „Made in Germany“ mit Zukunftstechnologien neu erfinden ließe

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Boston Consulting Group (BCG) haben eine Studie über Deep Tech für den Industriestandort Deutschland veröffentlicht. Das Papier ist als erste Antwort auf die Ende Juli beschlossene Hightech-Agenda (HTA) der Bundesregierung zu lesen, womöglich auch als etwas ungeduldiger Appell, endlich damit loszulegen.

Die technologiespezifischen Handlungsempfehlungen für vier strategische Technologiebereiche:  

  • Künstliche Intelligenz: Deutschland liege im internationalen Rennen um die Weiterentwicklung grundlegender KI-Technologien gegenüber den USA und China deutlich zurück. Eine Chance bestehe darin, sich auf „Industrielle KI“ zu konzentrieren. Zudem sei die breite Anwendung von KI in staatlichen Stellen voranzutreiben. 

  • KI-basierte Robotik: Deutschland verfüge in der Robotik über exzellente Forschung sowie führende Industrie- und Automatisierungskompetenz. Um auch bei der Verlagerung auf Software und KI weiter vorne zu sein, sei eine nationale Robotikoffensive erforderlich. 

  • Quantentechnologien: Vorgeschlagen wird unter anderem eine „Quanten-Mission 2030“ als Moonshot-Projekt für souveräne Infrastrukturen und praxisnahe Anwendungen. 

  • mRNA-Medikamente sowie Gen- und Zelltherapien: Das Gesundheitssystem müsse mit neuen Erstattungsmodellen und adaptiven Zulassungsverfahren auf Deep-Tech-Medikamente ausgerichtet werden. Die Standortattraktivität sei zu erhöhen und es brauche ein leistungsfähiges Translationsökosystem. 

Wie Deutschland mit den Ergebnissen der HTA umgehen sollte und wie das erste Echo aus der Wissenschaft ausfällt, lesen Sie im Research.Table. Anne Brüning

Quartalsberichte treiben Börsenerfolg, doch Trump sieht das anders

Unternehmen, die Quartalsberichte vorlegen, schneiden an der Börse langfristig besser ab als Firmen, die nur halbjährliche Einblicke gewähren. Im Durchschnitt liegt ihre Kursentwicklung über fünf Jahre um 59 Prozentpunkte über dem Gesamtindex. Das zeigt eine Studie der Quintet Private Bank, die insgesamt 900 europäische Aktien aus dem Bloomberg Euro-Index untersucht hat.

Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zur aktuellen Debatte in den USA über die Abschaffung der Pflicht zu Quartalsberichten. US-Präsident Donald Trump betonte auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social: „Das wird Kosten sparen und den Managern ermöglichen, sich darauf zu konzentrieren, ihre Unternehmen richtig zu führen.“ Der Vorschlag erfordert nun die Zustimmung der US-Börsenaufsicht SEC, die das Thema derzeit als Priorität behandelt.

Würde der Vorschlag umgesetzt, näherten sich die USA den Berichtspflichten der EU an. Die Transparenz-Richtlinie aus dem Jahr 2013 sieht vor, dass börsennotierte Unternehmen in der EU lediglich Jahres- und Halbjahresberichte veröffentlichen müssen. Allerdings gestaltet sich die Situation in Ländern wie Deutschland und Österreich komplizierter. Aufgrund der lokalen Börsenregelungen müssen Unternehmen, die hierzulande im Prime Market gelistet sind – darunter DAX-40, MDAX und SDAX – weiterhin vollständige Quartalsberichte vorlegen. Kristián Kudela

Wie die Kreditwirtschaft den EZB-Klimafaktor bewertet

Die EZB plant, 2026 einen Klimafaktor einzuführen. Die Kosten von Krediten sollen sich dann auch nach den CO2-Emissionen der hinterlegten Sicherheiten bemessen. Table.Briefings hat die Spitzenverbände der Banken und Sparkassen nach der Wirkung dieses Instruments befragt. Ihre Meinung ist einhellig. Wie das Urteil ausfällt, lesen Sie hier. Günter Heismann

Lernen Sie alle Table.Briefings in voller Länge kostenlos kennen: Vier Wochen, ohne automatische Verlängerung, ohne Zahldaten – und informiert wie die Topentscheider. 

CEO.Umfrage

Wie steht Deutschland da – und was muss die Politik liefern?

Wie schätzen Sie als leitende Persönlichkeit den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland ein? Was sind Ihre Forderungen an die Politik? Wir möchten der Markenwirtschaft einmal den Puls fühlen und Sie bitten, sich an unserer exklusiven Umfrage zu beteiligen, die Table.Briefings in Zusammenarbeit mit dem Markenverband durchführt.

Ziel ist es, Ihre Bewertung des Wirtschafts- und Innovationsstandortes Deutschland einzuholen. Ein zentrales Thema ist dabei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen. Die Ergebnisse veröffentlichen wir in den nächsten Ausgaben unserer Briefings. Ihre Rückmeldung ist wichtig, bitte nehmen Sie sich wenige Minuten Zeit, unsere Umfrage zu beantworten.

CEO.Presseschau

FAZ

Deutsche Wirtschaft verzeichnet Rekordschäden durch Spionage und Sabotage

Eine Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass 87 Prozent der deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr Opfer von Industriespionage, Datenklau oder Sabotage wurden. Der entstandene Schaden wird auf etwa 289 Milliarden Euro beziffert, zunehmend bedingt durch Angriffe mit künstlicher Intelligenz. Besonders häufig werden ausländische Geheimdienste, vor allem aus China und Russland, als Täter vermutet.
manager magazin

Deutsche Telekom-Partner Enfore hinterlässt Millionen-Schulden

Die Firma Enfore (NumberFour AG) von Tech-Gründer Marco Börries ist insolvent und hinterlässt Schulden in Millionenhöhe. Gläubiger wie Mitarbeiter, der Staat und die Deutsche Telekom sind betroffen. Börries kaufte die wertvollsten Assets des Unternehmens über eine neue Firma günstig aus der Insolvenzmasse zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Insolvenzverschleppung.
T3N

Top-Manager erwarten kürzere Arbeitswochen durch KI

Immer mehr Spitzenmanager erwarten, dass Künstliche Intelligenz eine Drei- oder Vier-Tage-Woche ermöglichen wird. Befürworter wie die Chefs von Nvidia, Microsoft oder Zoom sehen darin eine Chance für mehr Erholung und Produktivität, warnen jedoch zugleich vor Arbeitsplatzverlusten durch Automatisierung. Kritiker befürchten, dass KI zwar Freizeit schafft, aber zugleich viele einfache Jobs gefährdet.
Börsen-Zeitung

Unternehmen setzen in Krisenzeiten stärker auf Kontinuität in der Führung

Die Zahl der weltweiten CEO-Wechsel ist im ersten Halbjahr 2025 deutlich zurückgegangen und hat mit 110 Abgängen den niedrigsten Stand seit 2018 erreicht. Nach Einschätzung der Personalberatung Russell Reynolds führt dies auf die Unsicherheit in multiplen Krisen zurück, die Unternehmen dazu veranlasst, Spitzenmanager im Amt zu halten und stärker auf interne Nachfolger zu setzen. 76 Prozent der neu berufenen CEOs kamen aus den eigenen Reihen, während die durchschnittliche Amtszeit der ausgeschiedenen Chefs auf 6,8 Jahre sank. Der Anteil von Frauen an den neuen Berufungen stagnierte bei lediglich neun Prozent.
Tagesschau

Union fordert Wochenarbeitszeit statt täglicher Grenze

Die Bundesregierung diskutiert über die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit zugunsten einer wöchentlichen 48-Stunden-Grenze. Während die CDU darin mehr Flexibilität für Arbeitgeber und Beschäftigte sieht, warnen Experten vor Risiken für Gesundheit, Familienleben und Work-Life-Balance. Laut einer Umfrage fürchten drei Viertel der Beschäftigten negative Folgen längerer Arbeitstage.
Financial Times

Thyssenkrupps kriselnde Stahlsparte erhält überraschendes Angebot von indischem Milliardär

Der indische Milliardär Naveen Jindal hat ein überraschendes Kaufangebot für die Stahlsparte von Thyssenkrupp abgegeben. Dies eröffnet dem Industriekonzern eine neue Möglichkeit, das Geschäft abzustoßen. Jindals Unternehmen will die Gespräche aufnehmen und die grüne Transformation fortsetzen. Bisher verhandelte Thyssenkrupp über einen Teilverkauf an den tschechischen Milliardär Daniel Křetínský.

CEO.Personnel

Handelsblatt

Continental: Chefaufseher Reitzle tritt ab – Ex-Siemens-Managerin übernimmt

Wolfgang Reitzle tritt nach 16 Jahren an der Spitze des Continental-Aufsichtsrats planmäßig mit der Hauptversammlung 2026 ab. Als Nachfolgerin soll die ehemalige Siemens-Managerin Sabrina Soussan in das Gremium nachrücken und den Vorsitz übernehmen. Soussan stand zuletzt an der Spitze des französischen Entsorgungskonzerns Suez.
Wirtschaftswoche

Finanzchefin Maike Schuh verlässt Evonik mit sofortiger Wirkung

Nach Angaben des Unternehmens verlässt Schuh den Spezialchemiekonzern nach zehn Jahren auf eigenen Wunsch. Vorstandschef Christian Kullmann wird das Finanzressort vorübergehend kommissarisch führen. Die operativen Zuständigkeiten gehen bis zur Bestellung eines Nachfolgers an Generalbevollmächtigten Claus Rettig, Regional President Asia-Pacific. Aufsichtsratschef Bernd Tönjes würdigte Schuhs erfolgreiche Arbeit und bedauerte ihren Abgang.
Manager Magazin

Daniel Riedl verlässt nach acht Jahren den Vorstand von Vonovia

Der seit 2018 amtierende Chief Development Officer wird das Unternehmen zum 31. Mai 2026 verlassen. Wie der Konzern mitteilte, habe man sich einvernehmlich auf das Auslaufen seines Vertrages geeinigt. Riedl gehört dem Vorstand seit 2018 an und verantwortete die Wachstumsstrategie sowie den Bereich Neubau. Der Aufsichtsrat und Vorstandschef Rolf Buch hoben seine Leistungen bei Integration und Entwicklung hervor. Nach dem Ausscheiden plant Riedl, Beratungsmandate und Aufsichtsratsposten zu übernehmen, während Vonovia nach einer Nachfolge sucht.
Die Privatbank

Christian Löbke wird Risikovorstand bei Volkswagen Financial Services

Volkswagen Financial Services stellt das Risikomanagement neu auf: Christian Löbke übernimmt zum 1. Oktober 2025 das Vorstandsressort Risiko, vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden. Er folgt auf Frank Fiedler, der nach 17 Jahren im Vorstand das Unternehmen zum 30. September 2025 verlässt. Vorstand und Aufsichtsrat würdigen damit Fiedlers langjährige Verdienste und setzen mit Löbke bewusst auf eine interne Nachbesetzung.
Fashion Network

Francesca Bellettini wird neue Präsidentin und CEO von Gucci

Der Luxuskonzern Kering hat Francesca Bellettini zur neuen Präsidentin und CEO von Gucci ernannt. Die bisher stellvertretende Geschäftsführerin von Kering folgt auf Stefano Cantino, dessen kurze Amtszeit ohne sichtbare Erfolge endete. Kering-Chef Luca de Meo betonte in diesem Zusammenhang die Neuordnung der Konzernstruktur und die Bedeutung von Gucci für den Konzern, dessen Umsätze zuletzt stark eingebrochen waren.

CEO.Finance

Frankreich ist schuldensüchtig und Deutschland auffällig ruhig

Die Rating-Agentur Fitch hat die Staatsanleihen Frankreichs von AA- auf A+ herabgesetzt, während Deutschland als Stabilitätsanker des Euros noch das begehrte AAA hat. Als Gründe nannte Fitch die hohe Staatsverschuldung (113 Prozent des Bruttoinlandsprodukts), die politische Instabilität und das geringe Wachstumspotenzial Frankreichs. Deutschland liegt im Vergleich bei 64 Prozent.

Die Zinsen auf zehnjährige französische Staatsanleihen – die sogenannten OATs (Obligations Assimilables du Trésor) – sind auf 3,5 Prozent gestiegen, womit Frankreich gleichauf mit dem hoch verschuldeten Italien liegt. Was bedeutet das für Deutschland und den gemeinsamen Euro? 

Die Vorgeschichte ist lang. Seit Eintritt in die Europäische Währungsunion im Jahr 1999 hat Frankreich das Maastricht-Limit von drei Prozent beim Haushaltsdefizit in 19 von 26 Jahren gerissen. Die Staatsverschuldung als Anteil vom Bruttoinlandsprodukt hat sich seit 2002 – getrieben von hohen Sozial- und Verteidigungsausgaben – immer weiter von dem 60-Prozent-Maastricht-Limit entfernt. Die Frage, warum die EU-Kommission bei den Verstößen gegen die EU-Fiskalregeln tatenlos geblieben ist, beantwortete 2016 Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit „weil es Frankreich ist“.

Die gesellschaftlichen Hürden für die Konsolidierung sind hoch. Die ungezügelte Ausgabenpolitik der französischen Regierungen und die zunehmend expansive Geldpolitik der EZB sind mit einer wachsenden politischen Polarisierung einhergegangen. Die extreme Linke und extreme Rechte im Assemblée Nationale lehnen größere Einschnitte bei den Sozialausgaben ab und haben Premierminister François Bayrou zusammen mit seinem 44-Milliarden-Sparpaket zu Fall gebracht.

Präsident Emmanuel Macrons Nachfolger Sébastian Lecornu hat wenig Aussicht, für den Haushalt 2026 andere Finanzierungsquellen zu finden. Die unkontrollierten Staatsfinanzen drohen wie eine lose Kanone auf einem wankenden Schiff großen Schaden im Euroraum anzurichten. Denn weiter steigende Schulden und Zinslasten würden die französischen Banken destabilisieren, die Staatsanleihen im Umfang von 500 Milliarden Euro halten und auch eng mit deutschen Banken verflochten sind.

Dann kann nur noch das von der Französin Christine Lagarde geführte Eurosystem helfen, das bereits französische Staatsanleihen im Umfang von rund 700 Milliarden Euro hat. Das neue „Transmissionsschutzinstrument“ der EZB erlaubt ihr gezielte Staatsanleihenkäufe von Ländern mit großen Zinsdifferenzen. Zwar sind die Bedingungen für dessen Aktivierung streng. Doch EZB-Präsident Mario Draghi hat bereits 2012 mit „whatever it takes“ klargemacht, dass es die EZB nicht zu einem Auseinanderbrechen des Euros kommen lassen wird.

Trotz der Risiken für die Stabilität des Euros hat sich die Regierung in Berlin auffällig ruhig verhalten. Da sie mit ausufernden Ausgabenverpflichtungen und der Wiederherstellung der Verteidigungsbereitschaft beschäftigt ist, kann sie jetzt nicht auch noch eine neue Eurokrise gebrauchen. Beide Länder könnten sich stattdessen darauf einigen, dass die EU nach dem Modell des „Wiederaufbaufonds“ NextGenerationEU Frankreich finanzielle Hilfen gewährt, die die EU mit neuen Eurobonds finanzieren kann. Im Gegenzug müsste sich Frankreich zum atomaren Schutz für Deutschland verpflichten.

Da die EZB die EU-Anleihen schon auf ihrer Liste ankauffähiger Wertpapiere hat, wäre für die Vergemeinschaftung von Frankreichs Staatsverschuldung durch Inflation der Weg bereitet. Für den Euro dürfte es nur dann gefährlich werden, wenn Deutschland wie Frankreich schuldensüchtig wird.

CEO.Picks

Mehr als ein Job: Sinn entscheidet über Arbeitgeberattraktivität

Ob Unternehmen im Wettbewerb um Talente bestehen, hängt immer stärker von den Prioritäten jüngerer Generationen ab.

Eine aktuelle Deloitte-Studie zeigt: Rund 40 Prozent der Millennials und Gen Z lehnen Arbeitgeber ab, deren Werte nicht mit den eigenen übereinstimmen. Fast die Hälfte hat sogar bereits eine Stelle aufgegeben, weil sie darin keinen Sinn erkannte.  

Sinn ist somit zu einem zentralen Maßstab geworden, an dem sich Motivation, Leistung, Bindung und die Attraktivität von Arbeitgebern – insbesondere für junge Talente – entscheiden. Daraus ergibt sich für Organisationen ein klarer Handlungsauftrag. Denn Millennials rücken zunehmend in Führungspositionen nach, während Gen Z die Pipeline füllt.

Erstens gilt es, den Unternehmenszweck nach innen und außen so zu kommunizieren, dass er glaubwürdig ist und darüber hinaus deutlich macht, wie jede Rolle zum Gesamtziel beiträgt. Ein Gefühl von Sinnhaftigkeit entsteht erst dann, wenn Bewerber und Beschäftigte erkennen, welchen Unterschied ihre Arbeit wirklich macht. 

Zweitens müssen individuelle Motivationen verstanden und gefördert werden. Wo persönliche und organisatorische Ziele zusammenfinden, entstehen Energie, Kreativität und langfristige Loyalität. Drittens braucht es Strukturen, die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung ermöglichen. Dazu gehören flexible Arbeitsformen, echte Verantwortung sowie Transparenz darüber, wie die individuelle Arbeit zum Erfolg beiträgt. 

Nur wer diese Elemente adressiert, erarbeitet sich einen dauerhaften Vorteil bei der Gewinnung und Bindung junger Talente.

Lei Lu ist Program Director für Executive Education an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

CEO.Nachtisch

Bierkonsum: Deutsche greifen mehr zu alkoholfreien Alternativen

Sieben Millionen Liter Bier wurden vergangenes Jahr auf dem Oktoberfest gezapft – ein Rekord für die Nach-Corona-Zeit. An diesem Samstag beginnt die neue Wiesn. Doch wie steht es eigentlich um den Alkoholkonsum der Deutschen?

Ein Blick in die Statistik zeigt: Im Alltag wird deutlich weniger Bier getrunken. Der Absatz der Brauereien und Bierlager ist seit 2014 um 13,7 Prozent oder 1,3 Milliarden Liter zurückgegangen – damit liegt er so niedrig wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Auch die Produktion schrumpft. 2024 stellten deutsche Brauereien rund 7,2 Milliarden Liter Bier her, das sind 14 Prozent weniger als vor zehn Jahren. 

Ganz anders hingegen entwickelt sich der Markt für alkoholfreie Alternativen. Mit 579 Millionen Litern alkoholfreiem Bier wurde 2024 fast doppelt so viel produziert wie noch vor einem Jahrzehnt. Der Marktanteil liegt inzwischen bei knapp neun Prozent, damit ist alkoholfreies Bier beliebter als einige traditionelle Sorten. Auch Alternativen für Wein und andere Spirituosen legen zu. 

Gründe für den bewussteren Umgang mit Alkohol sind einerseits mehr Fokus auf Gesundheit und Fitness, aber auch ein gestiegenes soziales Bewusstsein. Inzwischen wissen viele Menschen um die Risiken von Alkoholkonsum und legen Wert darauf, diese zu vermeiden. Und gerade bei jungen Erwachsenen gibt es Trends wie das „Mindful Drinking“ oder „Sober Curiosity“, bei denen das eigene Konsumverhalten hinterfragt und angepasst wird.  

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