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China ist der größte Automarkt der Welt. Die chinesische Automobilindustrie bestimmt die globalen Trends.
Dank des stabilen Autoabsatzes bleibt Chinas Autoindustrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Rund 5,2 Millionen Menschen arbeiten in der Automobilindustrie Chinas, wie eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen (UN) vorrechnet.
Etwa 224,7 Millionen zugelassene Pkw gibt es aktuell in China. Für die Wirtschaft ist die Pkw-Dichte eine wichtige Kennziffer. Auf 1.000 Einwohner kommen in der Volksrepublik etwa 96 Autos, wie der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) vorrechnet. Zum Vergleich: Der Grad der Motorisierung liegt in Deutschland bei etwa 568 Autos pro 1.000 Einwohner. Entsprechend optimistisch sind die Prognosen für die Automobilindustrie in China.
Die China.Table-Redaktion gibt einen Überblick über diese Schlüsselindustrie.
Wie viel kostet ein Auto in China?
Das meistverkaufte Auto in China im Jahr 2020 war der Changan CS75. Das SUV kostet in China zwischen 14.000 Euro und 18.600 Euro. Je nach Motorisierung und Ausstattung. Allerdings gibt es Fahrzeuge, vor allem von heimischen Herstellern, die deutlich unter 10.000 Euro zu haben sind.
Zu den Anschaffungskosten für das Auto selbst kommt der Preis für ein Nummernschild. Um den Smog in den Griff zu bekommen, werden diese in den Metropolregionen nämlich versteigert. In Shanghai beispielsweise müssen Interessenten dafür noch einmal rund 12.000 Euro an zusätzlichen Kosten einkalkulieren.
Welche sind die größten Autohersteller in China?
Die beiden größten Autohersteller Chinas und in China sind SAIC Motor und Geely. SAIC ist eine Abkürzung des früheren Namens Shanghai Automotive Industry Corporation. Im Juni 2020 landete das Unternehmen mit einem Umsatz von 122 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 3,7 Milliarden Dollar auf Platz 52 der Forbes-Liste der größten Unternehmen der Welt.
Geely ist vielen europäischen Autofans längst ein Begriff. Der zweitgrößte Automobilhersteller hat im Rahmen seiner Expansion unter anderem die Marken Volvo (im Jahr 2010), Lotus (im Jahr 2017) und London Taxi (im Jahr 2017) übernommen.
Wie ist Li Shufus Meinung zu Autos in China?
Gründer und Vorstandsvorsitzender von Geely ist Li Shufu. Er ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrates bei Volvo. Seit er im Jahr 2018 für 7,5 Milliarden Euro insgesamt 9,69 Prozent der Daimler AG kaufte, ist er außerdem deren größter Einzelaktionär.
Das Vermögen von Li Shufu wird auf 19,5 Milliarden Dollar geschätzt. Seine Meinung zu Wirtschaftsfragen ist deswegen enorm wichtig. So kritisierte er das System der Partnerschaften in der Autoindustrie Chinas. Will ein europäischer Hersteller in China Autos verkaufen, braucht er dafür einen heimischen Partner. Dies würde dazu führen, so Li Shufu, dazu führen, das ausländische Firmen auf Kosten chinesischer Firmen Gewinne machen würden und selbst kaum zu wenig Nutzen aus der Kooperation ziehen könnten.
Was für Autohersteller aus China gibt es?
Chinas Autohersteller erobern aktuell den Weltmarkt. Im Juli 2020 wagte Li Auto den Gang an die New Yorker Börse Nasdaq. 1,1 Milliarden Dollar sammelte der Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben ein. Der E-Auto-Hersteller Nio ist zum Beispiel bereits seit dem 2018 an der Nasdaq gelistet. Xiaopeng (auch als Xpeng bekannt) ist eine weiterer Chinas Autohersteller von Elektrofahrzeugen, den man auf dem Schirm haben sollte.
Eine der wichtigsten Marken ist außerdem BYD. Ein Mischkonzern. Die Abkürzung steht für „Build your Dreams“. Mit etwas mehr als einer halben Million produzierter Autos, landete die Marke zwar nur auf Platz zehn der größten chinesischen Autohersteller, allerdings ist der Konzern der größte Akkuhersteller. Vor allem für Mobiltelefone. Eine Technologie, die auch in Zeiten wachsender Zulassungszahlen von E-Autos immer wichtiger wird.
Welche chinesische Automarken gibt es?
Als größter Automarkt der Welt kann China mit einer breiten Vielfalt an chinesischen Automarken zählen. Hier finden Sie eine Übersicht zu den chinesischen Automarken:
- BAIC Motor
- BISU Motor
- Brilliance Auto
- BYD Auto
- Changan Auto
- Changfeng Motor
- Changhe Auto
- Chery Auto
- Dongfend Motor
- FAW First Automotive Works
- Foton Motor
- Guangzhou Automobile Group (GAC)
- Geely
- Great Wall Motor
- Haima
- Hawtai Motor
- JAC Jianghuai Auto
- Lifan Motors
- Qoros Auto
- SAIC
- Shanghai Automotive Industry
- Souest Motor
- Zotye Auto
Chinas Automarkt: Wie ist der Marktanteile der Autohersteller?
Durch die erwähnten Partnerschaften ist es europäischen Herstellern möglich, in China zu produzieren und ihre Autos auf dem chinesischen Automarkt zu verkaufen. Lässt man importierte und exportierte Modelle außen vor und vergleicht die Marktanteile der in China gebauten und verkauften Autos, ergibt sich für das Jahr 2019 folgende Rangliste:
- Volkswagen – Marktanteil: 14,6 Prozent – Verkaufte Autos 2019: 3.100.498
- Honda – Marktanteil: 7,3 Prozent – Verkaufte Autos: 1.533.086
- Toyota – Marktanteil: 6,6 Prozent – Verkaufte Autos: 1.409.198
- Geely – Marktanteil: 5,7 Prozent – Verkaufte Autos: 1.220.832
- Nissan – Marktanteil: 5,5 Prozent – Verkaufte Autos: 1.177.705
- Buick – Marktanteil: 4,1 Prozent – Verkaufte Autos: 871.506
- Changan – Marktanteil: 3,7 Prozent – Verkaufte Autos: 787.878
- Haval – Marktanteil: 3,6 Prozent – Verkaufte Autos: 769.454
- Hyundai – Marktanteil: 3,2 Prozent – Verkaufte Autos: 685.738
- Audi – Marktanteil: 2,9 Prozent – Verkaufte Autos: 620.001
Welche deutsche Autohersteller in China gibt es?
Deutsche Autohersteller haben es nicht leicht in China. China hat strenge Gesetze was die Wertschöpfungskette im eigenen Land angeht. Deutsche Autohersteller benötigen deswegen ein Joint Venture in der chinesischen Autoproduktion, um auf dem Markt aktiv sein zu dürfen. Einen China-Partner also. Daimler fertigt deshalb mit Geely, während Volkswagen bei SAIC im Boot ist. BMW hat mit Brilliance Automotive eine Kooperation, die zu Huachen Automotive gehören. First Automotive Works ist der Partner von Audi in der Volksrepublik.
Diese Abhängigkeit von lokalen Marken einerseits und der riesige Markt in China andererseits haben dazu geführt, dass die deutschen Marken in China mehr Autos bauen als in Deutschland. Im Jahr 2019 produzierten die deutschen Autohersteller 5,08 Millionen Fahrzeuge in China, aber nur 4,67 Millionen Autos in Deutschland.
Was sind die Standorte der Autoproduktion in China?
Für die Autoproduktion in China einige Cluster zur Verfügung. Hier sind auch die Zulieferer der Autoindustrie in China angesiedelt. Für Audi und Volkswagen sind in der Volksrepublik vor allem die Produktionsstandorte in Chengdu (Südwest-China), Changchun (Nordosten) und Shanghai (Ost-China) von großer Bedeutung. BMW lässt vor allem in Shenyang (Nordosten) produzieren. Mercedes ist vor allem in Beijing, der Hauptstadt der Volksrepublik China, aktiv.
Welche Vorteile bringen Billig Autos aus China?
Billig Autos aus China haben nicht nur Nachteile für die deutsche Autoindustrie. Denn nicht nur das Platzieren von deutschen Automarken in China ist ein Ziel. Der Importeur Indimo aus Landshut versucht gerade den umgekehrten Weg und versucht derzeit sein Händlernetz für China-Autos zu vergrößern. Nach einigen gescheiterten Versuchen – wie dem Jiangling Landwind oder Modellen von Brilliance – scheint es sich diesmal um einen ernsthaften Versuch mit langem Atem zu handeln. Dort gibt es aktuell zwei SUV von der Beijing Automotive Industry Holding (BAIC) zu kaufen. BAIC ist 2021 der fünftgrößte Hersteller des Landes. Den BAIC Beijing X35 gibt es ab 16.995 Euro, das größere Modell X55 ist ab 19.990 Euro zu haben. Von Dongfeng kommt der Glory 580 – ebenfalls ein SUV. Allerdings für einen Startpreis von immerhin 23.742 Euro. Dazu kommen diverse Nutzfahrzeuge.
Autoindustrie und Corona: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Autos in China?
Chinas Autoindustrie wurde von der Corona-Pandemie stark beeinflusst. Insbesondere die umfangreichen Corona-Lockdowns setzen dem chinesischen Automarkt zu. Chinas Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) teilte mit, dass der Autoabsatz im Jahresvergleich um fast die Hälfte gebrochen sei. Einige Autohersteller und Zulieferer beklagten auch Ausfälle. Neben der Pandemie bremst auch die Ukraine-Krise nicht nur die chinesische sondern auch die weltweite Autoproduktion.