CEO.Table – Ausgabe 34

Deutsche Space-Start-ups boomen + Comeback der Schuldenbremse + Büro der Zukunft

Executive Summary

New Space: „Wir können in Deutschland die gesamte Wertschöpfungskette abdecken“

In Deutschland entsteht ein Ökosystem an jungen Raumfahrtunternehmen, die vor allem auf kommerzielle Angebote abzielen. Während es erste Erfolge gibt, ist der Druck enorm.

Ein Grund für die rasante Entwicklung bei deutschen Space-Start-ups ist der schnell wachsende Bedarf an Transportmöglichkeiten ins All. In den kommenden Jahren soll die Anzahl der Starts im zweistelligen Bereich wachsen, wie unter anderem die Space Foundation in ihrem „The Space Report“ schreibt.

Bei Isar Aerospace aus München hoffen viele Marktbeobachter auf ein europäisches SpaceX: Das Start-up wurde 2018 als Spin-off der Technischen Universität München gegründet, seit einigen Wochen ist es ein Milliardenunternehmen – unter anderem hatte der FC Chelsea-Miteigentümer und Milliardär Todd Boehly in das Start-up von CEO Daniel Metzler, Josef Fleischmann und Markus Brandl investiert. Als Investor und Chairman früh bei Isar Aerospace aktiv wurde Bulent Altan, ehemals Vice President bei SpaceX und ein prominentes Gesicht der europäischen New-Space-Szene.

Der erste Raketenstart von Isar Aerospace markiert einen Meilenstein in der europäischen Raumfahrt: Am 30. März hob die Trägerrakete „Spectrum“ vom Startplatz des Andøya Spaceport in Norwegen erfolgreich ab. Isar Aerospace ist damit das erste privat finanzierte Unternehmen Europas, dem ein Mikro-Launcher-Start gelang – auch wenn die Rakete kurz nach dem Start explodierte und ins Meer stürzte.

Noch auf einen erfolgreichen Start hin arbeitet die Rocket Factory Augsburg (RFA). Gerade hat das Unternehmen einen Führungswechsel vollzogen: Indulis Kalnins, ein erfahrener Raumfahrtingenieur und Branchenexperte, wurde zum neuen CEO berufen. Er soll das Unternehmen gezielt auf den überfälligen Erstflug der Rakete „RFA ONE“ ausrichten.

Die größten Herausforderungen für deutsche Start-ups sind fehlendes Wachstumskapital und bürokratische Hürden bei der Auftragsvergabe. „Entscheidend für die Skalierung ist zudem, die Brücke von der Weltraumtechnologie zu weiteren Anwendungen hier auf der Erde zu schlagen“, sagt Barbara Mehner von UntenehmerTUM, dem universitätsnahen Start-up-Zentrum in München, zu Table.Briefings. Gefragt seien deshalb nicht nur Investoren, „sondern auch mutige Anker-Kunden aus Politik und Industrie, die dieses Potenzial erkennen und nutzen“.

Während Mikro-Launcher-Unternehmen wie Isar Aerospace und RFA mit zwei- oder dreistelligen Millionenbeträgen auskommen müssen, ist die Entwicklung staatlicher Angebote erheblich teurer. Die Entwicklung der Ariane-6-Rakete, die allerdings auch deutlich mehr Nutzlast tragen kann, hat etwa vier Milliarden Euro gekostet. Am Bau waren gut ein Dutzend Länder beteiligt. Die Oberstufe wird in Bremen montiert, die Tanks der Oberstufe und Teile des Triebwerks kommen aus Augsburg beziehungsweise Ottobrunn.

Die Bundesregierung fördert den New-Space-Bereich auch im Rahmen ihrer Hightech-Agenda, etwa durch einen Space Innovation Hub, der als zentrale Plattform für Austausch und Kooperation dient, sowie finanzielle Unterstützung für Start-ups und Raumfahrtprojekte. Einige Brancheninsider zeigen sich gegenüber Table.Briefings allerdings skeptisch, ob wirklich nennenswerte Mittel dafür bereitgestellt werden.

„Der Schlüssel für mehr Tempo im europäischen Raumfahrtsektor liegt im offenen Wettbewerb und in Rahmenbedingungen, die uns im globalen Vergleich nicht benachteiligen“, sagt UnternehmerTUM-Direktorin Mehner, die auch Co-Initiatorin des ESA Business Accelerator Germany ist. Es sei zwar ein starkes Signal, dass die Politik mit Initiativen für Start-ups zunehmend den Weg ebnet. „Darauf müssen wir jetzt aber konsequent weiter aufbauen, um die europäische Souveränität im All zu sichern.“

Die europäische Weltraumagentur ESA hat gerade die Teilnehmer ihres „European Launcher Challenge“-Programms bekanntgegeben. Mit dabei: Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg. Im Gegenzug zur Bereitstellung von Fördermitteln verpflichten sich die Teilnehmer, spätestens bis 2027 einen erfolgreichen orbitalen Erstflug durchzuführen.

Sowohl Isar Aerospace als auch Rocket Factory Augsburg haben sich bereits institutionelle Aufträge und Förderverträge gesichert, insbesondere von der ESA und nationalen Raumfahrtagenturen. Wenn die Raketen einmal einsatzbereit sind, wollen beide Unternehmen auch kommerzielle Kunden bedienen, um deren Nutzlasten ins All zu transportieren. Erste Verträge wurden nach eigenen Angaben bereits abgeschlossen.

Solche Nutzlasten kommen auch von anderen Start-up-Unternehmen: Ororatech aus München hat Verträge mit unterschiedlichen Kunden weltweit, darunter zweistellige Millionengeschäfte mit Regierungen wie die von Griechenland oder Kanada, Behörden und Notfalldienste in Nordamerika sowie Versorgungsunternehmen, Versicherer und Forstwirtschaft.

Das Unternehmen betreibt die größte dedizierte Wildfire-Satellitenkonstellation der Welt und kombiniert die Daten zu einer digitalen, globalen Zwillingserde, um Waldbrände in Echtzeit zu erfassen und vorauszusagen. Während in Los Angeles derzeit erneut heftige Waldbrände mehrere Städte bedrohen, hat Ororatech einen Vertrag mit dem US-Bundesstaat Kalifornien abgeschlossen.

„Der Flaschenhals der Space-Wirtschaft ist der Mangel an Transportmöglichkeiten“, sagt Ororatech-Gründer Thomas Grübler zu Table.Briefings. Um acht seiner Satelliten ins All zu befördern, hat das Start-up eine ganze Rakete für sich gekauft. „Der Druck, unser Angebot auch in den Markt zu bringen, ist so groß, dass wir nicht auf einzelne Launch-Plätze warten können“, sagt Grübler.

Mit Deutschland als Standort für sein Unternehmen ist Grübler sehr zufrieden. Ororatech entwickelt mittlerweile nicht nur die Wärmekamera-Module und wertet die Daten aus, sondern baut die kompletten Satelliten selbst – mitten in München. Die hiesige Weltraumwirtschaft sei breit aufgestellt. „Wir können hier die gesamte Wertschöpfungskette abdecken“, sagt er.

Weltraum: Weshalb die Bundeswehr ihre Flotte im All um Kleinsatteliten aufstocken will

Die Bundeswehr will bis 2029 kriegstüchtig sein – auch im Weltraum. Dafür will die Truppe ihre wenigen Großsatelliten für Aufklärung und Kommunikation mit hunderten Kleinsatelliten ergänzen, um den Schaden von Ausfällen zu mindern und unabhängiger im All zu werden. Warum die Industrie skeptisch ist, dass das gelingt, lesen Sie hier. Wilhelmine Stenglin

Wie sich ArianeGroup im Bereich Verteidigung positionieren will:

ArianeGroup-Manager Jens Franzeck erklärt im Interview, welche Rolle die ArianeGroup in der Verteidigung des Weltalls einnehmen will. Warum er findet, dass Europa im Vergleich zu den USA gar nicht so schlecht dasteht, lesen Sie im Security.Table. Lisa-Martina Klein

CEO.Talk

Wie KI die Arbeitswelt verändert – und was jetzt zählt

Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt grundlegend. Was das für Beschäftigte, Löhne und Qualifikation bedeutet – und wie der Einsatz in der Praxis gelingen kann.

Die Technologie greift nicht mehr nur in einzelne Berufsfelder ein, sondern wirkt, wie Arbeitsmarktforscher Enzo Weber im Gespräch mit Table.Briefings erklärt, „quer durch alle Branchen, Qualifikationen und Berufsgruppen“. Sie sei keine Speziallösung, sondern „eine Technologie, die quer durch die Bank eingesetzt werden kann – in verschiedenen Anwendungen“.

Damit wächst der Druck, neue Kompetenzen zu entwickeln. Weber betont: „Entscheidend wird sein, ob es uns gelingt, die konzeptionellen Fähigkeiten der Menschen zu stärken: zu verstehen, wie KI funktioniert, wie man sie einsetzt und wie sie die eigene Arbeit sinnvoll unterstützen kann.“ Dabei gehe es nicht um theoretische Schulungen, sondern um praktische Anknüpfungspunkte – „niemand benötigt abstrakte KI-Schulungen“.

Ob KI den Arbeitsalltag wirklich verbessert, zeigt sich am Ende bei Löhnen und Produktivität. „Ein Hype erhöht keine Löhne“, sagt Weber. Erst wenn KI sinnvoll in Prozesse integriert werde, entstünden messbare Fortschritte – für Unternehmen wie für Beschäftigte. „Die Produktivitätsmöglichkeiten sind da – und sie sind auch groß. Wir reden hier nicht nur über einige Zehntelprozent beim BIP, sondern da ist definitiv mehr drin – und dementsprechend auch deutlich mehr für die Löhne.“

Damit der Wandel gelingt, braucht es mehr als Technikverständnis. Entscheidend ist die Fähigkeit, neue Technologien sinnvoll in die eigene Arbeit zu integrieren und daraus konkrete Verbesserungen abzuleiten. Genau dieses konzeptionelle Denken muss künftig viel stärker in Bildung und Weiterbildung gefördert werden – denn das eigentliche Potenzial der KI liegt nicht in der Technologie selbst, sondern in der Weiterentwicklung des Menschen.

Unternehmen rät Weber deshalb zu einem Perspektivwechsel. „Viele Beschäftigte sorgen sich um ihre heutigen Tätigkeiten. Der Schlüssel liegt aber in den Tätigkeiten von morgen.“ Qualifizierung müsse dort ansetzen, wo Menschen heute stehen – praxisnah und verständlich. Nur wenn Beschäftigte selbst „Lunte riechen“ und den Mehrwert der Technologie erkennen, könne KI zum echten Fortschrittsmotor werden. „Dann geht die Post ab.“

Wie der Einsatz von KI in der Praxis aussehen kann, zeigt der Energiekonzern RWE. Personalvorständin Katja van Doren beschreibt im Podcast Table.Today KI als „eine wirklich transformative Neuerung, der wir uns stellen müssen“. Es gehe dabei nicht um Technikeuphorie, sondern um konkreten Nutzen: „Wenn wir KI in unserem Arbeitsumfeld nutzen wollen, dann geht es vor allen Dingen darum, wie wir den Menschen entlasten, aber auch, wie wir Arbeitsplätze erhalten.“

RWE setzt deshalb auf konkrete Anwendungen und Freiräume zum Ausprobieren. Ein Beispiel ist ein internes Tool im Bewerbungsprozess: Bewerber können anonymisierte Lebensläufe hochladen, die automatisch mit offenen Stellen abgeglichen werden. „So muss niemand selbst lange suchen – die KI schlägt passende Optionen vor“, sagt van Doren. Auch bei der vorausschauenden Wartung von Kraftwerken oder in einem Wetterlabor in den USA wird KI eingesetzt. Dabei gelte: „Wir schauen uns auch an, wo wir mit KI weitermachen wollen – und wo vielleicht aber auch nicht.“

Wie RWE seine Belegschaft im Strukturwandel begleitet – und welche Chancen und Risiken der Einsatz von KI dabei mit sich bringt – erfahren Sie hier.

 

CEO.Picks

Vision trifft Standortpolitik: Was Thinking Machines Lab der deutschen KI-Agenda voraus hat

Während die Bundesregierung mit ihrer neuen Hightech-Agenda ambitioniert formuliert, dass bis 2030 zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung KI-basiert sein sollen, zeigt sich anderswo bereits, wie visionär und unternehmerisch dieser Wandel aussehen könnte: Mira Murati, die frühere CTO von OpenAI, treibt ihr neues Start-up Thinking Machines Lab mit einer Zielmarke von zwei Milliarden US-Dollar Seed-Finanzierung an – eine der größten Frühphasenrunden überhaupt.

Thinking Machines Lab will nicht nur „noch ein weiteres KI-Start-up sein. Muratis Ansatz ist langfristig, ambitioniert und zutiefst strategisch: Sie setzt auf menschenzentrierte, sichere KI und will dafür ein interdisziplinäres Spitzenteam aufbauen. Ihre Glaubwürdigkeit aus der OpenAI-Zeit, ihr Netzwerk und ihre strategische Kommunikation erzeugen einen massiven Sog – für Kapital, Talente und Öffentlichkeit.

Deutschland will aufholen – und hat die Mittel. Die deutsche Bundesregierung hat erkannt, dass KI nicht mehr nur „ein Forschungsfeld“ ist, sondern der wirtschaftliche Wachstumstreiber der kommenden Dekade. Die neue Hightech-Agenda stellt 5,5 Milliarden Euro bereit, um die KI-Transformation zu beschleunigen – inklusive Reallabore, Chipdesign-Kompetenzzentren und tiefgreifender Mittelstandsprogramme.

Doch im Vergleich zur Murati’schen Radikalität bleibt ein entscheidender Unterschied: Vision wird politisch formuliert, aber nicht unternehmerisch verkörpert.

Was deutsche CEOs jetzt mitnehmen sollten

  1. KI braucht Bühne und Führung: Die Zeit der Tech-Experimente ist vorbei. KI wird zum Führungsinstrument – und CEOs müssen sichtbar vorangehen.

  2. Der Wettbewerb ist global – Kapital auch: Während Murati zwei Milliarden US-Dollar in der Seed-Phase einsammelt, kämpfen deutsche KI-Start-ups um siebenstellige Beträge. Wer international denken will, braucht internationale Investoren.

  3. Talente folgen Erzählungen, nicht nur Fördermitteln: Die spannendsten Profile folgen ambitionierten Visionen. Auch deutsche Unternehmen brauchen „Moonshots“, keine Machbarkeitsstudien.

Thorsten Lambertus ist Managing Director beim Institute for Deep Tech Innovation (DEEP) an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

CEO.News

Wissenschaftlicher Beirat empfiehlt Rückkehr zur strengeren Schuldenbremse

In einem aktuellen Gutachten spricht sich der Wissenschaftliche Beirat beim Finanzministerium für eine Rückkehr zur Schuldenbremse in der Fassung vor der Grundgesetzänderung vom März 2025 aus. Die Ausnahmen für ein 500-Milliarden-Sondervermögen, zusätzliche Verteidigungsausgaben und neue Länder-Kreditspielräume wertet der Beirat als strukturelle Aufweichung der Schuldenregel.

Das 35-köpfige Gremium unter dem Vorsitz von Jörg Rocholl, Präsident der ESMT Berlin, fordert eine regelgebundene Fiskalpolitik ohne weitere Ausnahmen und warnt vor einer Erosion haushaltspolitischer Disziplin. Die neuen Regelungen stellten „einen tiefen Eingriff in die Architektur der Schuldenbremse“ dar und führten zu einer „Flucht aus dem Haushalt“, die die Transparenz und Steuerungsfähigkeit des Haushalts gefährde.

Die Kernargumente im Überblick:

  • Nachweisbare Wirkung: Seit Einführung der Schuldenbremse 2010 ist die Staatsverschuldungsquote in Deutschland erstmals seit den 1970er-Jahren gesunken. Der Effekt sei empirisch belegt und nicht allein auf Konjunktur oder Zinsen zurückzuführen.

  • Politökonomische Risiken ohne Begrenzung: Ohne feste Regeln drohe eine systematische Tendenz zur Überverschuldung – etwa durch Wahlzyklen, Koalitionsdynamiken oder strategische Lastverschiebungen.

  • Fiskalische Solidität hat europäische Dimension:
    Deutschland habe eine besondere Verantwortung als Stabilitätsanker der Eurozone. Eine weitere Aufweichung der Schuldenregel könne Fehlanreize verstärken.

  • Sondervermögen unterlaufen Steuerungswirkung:
    Auslagerungen wie Sondervermögen entziehen sich der Haushaltskontrolle und schwächen die Transparenz. Der Beirat spricht von einem Verlust an Haushaltswahrheit.

  • Staatsquote auf Höchststand: Der Anteil staatlicher Ausgaben am BIP liegt heute bei rund 50 Prozent – deutlich über dem Vorkrisenniveau. Die Schuldenbremse begrenze nicht das Ausgabenniveau, sondern verlange Priorisierung.

  • Investitionsausnahmen rechtlich problematisch: Eine saubere Abgrenzung zwischen konsumtiven und investiven Ausgaben hält der Beirat für ökonomisch wie rechtlich kaum durchführbar.

  • Investitionen nicht systematisch behindert: Der Rückgang öffentlicher Investitionen ist laut Gutachten nicht auf die Schuldenbremse zurückzuführen. Besonders betroffen waren Kommunen, die nicht unter die Regel fallen.

  • Internationale Beispiele zeigen Alternativen: Länder wie die Schweiz, Dänemark oder die Niederlande verbinden höhere Investitionsniveaus und bessere Infrastruktur mit geringerer Staatsverschuldung.

Die Bundesregierung hat im Frühjahr eine Kommission zur Reform der Schuldenbremse eingesetzt. Sie soll noch in diesem Jahr Ergebnisse vorlegen. Das klare Plädoyer des Beirats für eine Rückkehr zur alten Regelung – ohne Investitionsausnahmen, Sondervermögen oder flexiblere Kreditspielräume – steht im Kontrast zu vielen Vorschlägen, die derzeit im politischen Raum diskutiert werden. Während in der Reformdebatte häufig mehr haushaltspolitische Flexibilität gefordert wird, betont der Beirat die Notwendigkeit klarer Regeln, verbindlicher Grenzen und transparenter Haushaltsführung. Alexander Wiedmann

VDMA-Umfrage: Innovationskraft bleibt stabil – Forschungszulage gewinnt an Bedeutung

Trotz global steigenden Wettbewerbsdrucks und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt die Forschungs- und Entwicklungs-Investitionsquote im deutschen Maschinen- und Anlagenbau stabil. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA erwarten 78 Prozent der befragten Firmen für das Jahr 2025 stabile oder sogar steigende FuE-Ausgaben im Inland. Besonders hervorzuheben: Die steuerliche Forschungszulage etabliert sich zunehmend als zentrales und häufig genutztes Förderinstrument.

Immerhin nutzen zwei Drittel der Unternehmen öffentliche Förderprogramme, wobei die 2020 eingeführte Forschungszulage führend ist - jedes zweite der befragten Unternehmen nutzt sie. Zur langfristigen Sicherung der Innovationskraft fordern die Unternehmen eine gezielte Fachförderung und weitere Schritte zur Entbürokratisierung. Gleichzeitig verschieben sich die geopolitischen Kräfteverhältnisse. 65 Prozent der Unternehmen sehen Chinesische Firmen als Hauptwettbewerber in puncto Innovationskraft, während der Inlandswettbewerb auf Rang 2 zurückfällt. Noch im vergangenen Jahr war das umgekehrt. Mehr lesen sie im Research.Table. Tim Gabel

Zolldeal: EU-Kommission verteidigt „relativen Erfolg“

Die EU-Kommission wehrt sich gegen Kritik an der Zollvereinbarung mit den USA. „Niemand hat einen besseren Deal als wir“, sagte ein hochrangiger Kommissionsbeamter am Dienstag. Er verwies auf den Fakt, dass die EU als einzige US-Handelspartnerin heraushandeln konnte, dass ihr Pauschalzoll die bestehenden Zolltarife nach Meistbegünstigungsprinzip (MFN) einschließen soll. Bei relativ hoch verzollten Agrargütern wie Käse bringe dies EU-Produzenten in eine bessere Lage als etwa britische, die einen Pauschalzoll von zehn Prozent plus den MFN-Tarif abführen müssen. Auf die Mehrheit ihrer Industrieprodukte haben die USA jedoch sehr niedrige Zölle.

Die Kommission hofft auf einen schnellen Abschluss der gemeinsamen Erklärung mit den USA. Nach Informationen von Table.Briefings liegt ein Vorschlag der Kommission derzeit bei den US-Verhandlern. „90 bis 95 Prozent des Texts“ seien fertig, sagte der Kommissionsbeamte. Weshalb die Stahlindustrie noch eine Weile auf erleichterte Einfuhrbedingungen in den USA warten muss und wann die EU ihre Industriezölle für die USA zu senken gedenkt, lesen Sie im Europe.Table. János Allenbach-Ammann

E-Mobilität: Welche Rolle gewerbliche Halter spielen

Die Nachfrage nach Elektroautos steigt in Deutschland weiter an. Dem Kraftfahrt-Bundesamt zufolge wurden im Juli 58 Prozent mehr zugelassen als im Vorjahresmonat. Über alle Antriebsarten hinweg stiegen die Neuzulassungen hingegen nur um rund elf Prozent an.

Einer Untersuchung des auf den Autosektor spezialisierten Marktforschers Dataforce zufolge spielen gewerbliche Halter bei dem Elektro-Boom eine große Rolle. Demnach hat bereits ein Drittel der deutschen Flotten Elektro-Pkw im Bestand – und fast 60 Prozent wollen künftig noch stärker auf E-Antriebe setzen. Dies sei „ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Vorjahren“, so die Analysten.

Laut Dataforce geben rund zwei Drittel der über 300 befragten Fuhrparkverantwortlichen an, dass Elektrofahrzeuge vor allem bei den laufenden Kosten Vorteile bieten. Auch die Zufriedenheit mit der Reichweite und der Ladegeschwindigkeit steige. Allerdings sei hier „in der Praxis noch viel Luft nach oben“. Mehr lesen Sie im ESG.Table. Carsten Hübner

SWP-Studie: Bildungsmigration aus Indien – Chancen nutzen, Risiken mindern

Die Zahl indischer Studierender in Deutschland boomt: 2024 überschritt die Zahl der Studienvisa erstmals 25.000 und überholte damit sogar die Erwerbsmigration aus Indien. Mehr als 50.000 Inder waren an deutschen Hochschulen eingeschrieben – ein Plus von 138 Prozent in fünf Jahren. Laut SWP-Studie kommen jedoch oft leistungsschwächere Absolventen, während Top-Talente aus Elitehochschulen fehlen. 

Studienautor David Kipp empfiehlt: Die Akademische Prüfstelle auszubauen, ein verbindliches, leistungsorientiertes Auswahlverfahren einzuführen und Anerkennungsregeln der Bundesländer zu harmonisieren. Zudem warnt er vor betrügerischen Vermittlungsagenturen, die Studierende in teure, qualitativ schwache Programme locken. Bund und Länder sollten, nach Vorbild Kanadas und Großbritanniens, Regeln verschärfen und Integrationsstrategien mit Hochschulen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ausbauen, um qualifizierte Absolventen im Land zu halten. Die vollständige Analyse finden Sie im Research.Table. Tim Gabel

Lernen Sie alle Table.Briefings in voller Länge kostenlos kennen: Vier Wochen, ohne automatische Verlängerung, ohne Zahldaten – und informiert wie die Topentscheider. 

CEO.Presseschau

Finance Magazin

Dax-CFOs profitieren von lukrativen Aufsichtsratsposten

Nahezu die Hälfte der amtierenden Dax-CFOs bekleidet neben ihrer Finanzvorstandstätigkeit auch Aufsichtsratsmandate, wofür sie zusätzliche, meist feste Vergütungen erhalten. Diese Extra-Einnahmen variieren und liegen in der Regel deutlich unter den Hauptgehältern der Finanzvorstände; durchschnittlich verdient ein Dax-Aufsichtsratsmitglied rund 127.000 Euro, Vorsitzende etwa 421.000 Euro pro Jahr. Ex-Finanzchefs profitieren dabei besonders: So erhielt Hans Dieter Pötsch allein 2024 als Aufsichtsrat in verschiedenen Dax-Unternehmen rund 1,23 MillionenEuro, Joe Kaeser fast 1 MillionEuro. Einige Finanzchefs verzichten jedoch ganz auf eine Vergütung für ihre Aufsichtsratstätigkeit.
CIO

CIO-Wechsel im Juli 2025 bei deutschen Unternehmen

Bei Adidas verabschiedete sich Andreas Hubert nach über 20 Jahren, während Daniel Barnicle den Posten bereits Anfang des Jahres übernahm. Die Deutsche Nationalbibliothek besetzte erstmals eine CIO-Stelle mit Wolfgang Stille, und bei BMW Group übernimmt Franz Decker ab August die Leitung IT und die Position des Senior Vice Präsident von Alexander Buresch, der ins Finanzdienstleistungssegment wechselt.
Handelsblatt

Ausländische Investoren dominieren Anteil an Dax-Konzernen

Mehr als die Hälfte der Aktien der 40 DAX-Konzerne befinden sich im Besitz ausländischer Investoren, wobei besonders nordamerikanische Anleger ihren Anteil weiter ausgebaut haben. Im Geschäftsjahr 2024 schütteten die Dax-Unternehmen rund 54 Milliarden Euro an Dividenden aus, wovon fast die Hälfte an ausländische Anteilseigner überwiesen wurde. Sieben der 40 Konzerne sind mehrheitlich in deutscher Hand, während Unternehmen wie Qiagen weiterhin bei internationalen Investoren besonders beliebt sind.
Manager Magazin

Vitesco-Investoren fordern vor Gericht höhere Abfindungen nach Schaeffler-Übernahme

30 ehemalige Vitesco-Investoren klagen vor dem Landgericht Nürnberg gegen die Schaeffler AG, da sie das Umtauschverhältnis bei der Übernahme für zu niedrig halten und eine höhere Abfindung fordern. Dabei werden sowohl die Bewertungsmethoden als auch die Berücksichtigung von Sonderwerten kritisiert und unterschiedliche Interessen vertreten. Das Verfahren betrifft rund 11 Prozent des Vitesco-Grundkapitals und könnte für Schaeffler erhebliche Nachzahlungen nach sich ziehen.
Business Insider

VW-Chef Blume startet Risikoreform: Radikaler Konzernumbau bei Volkswagen geplant

Volkswagen steht vor einem grundlegenden Wandel, da starre Konzernstrukturen und massive Gewinneinbrüche das Unternehmen ausbremsen. Konzernchef Oliver Blume will binnen zwölf Monaten eine umfassende Reform durchsetzen, bei der unter anderem die Kernmarke VW aus ihrer Sonderrolle gelöst und gleichberechtigt neben andere Marken gestellt werden soll. Ziel ist ein schlankeres, schneller agierendes Unternehmen; zugleich drohen Werkschließungen und Stellenabbau. Der Umbau trifft auf Widerstand von Betriebsrat, Großaktionär Niedersachsen und weiteren Interessengruppen.
Forbes

Innovation durch Begrenzung: Wie Unternehmen von klaren Grenzen profitieren

Immer mehr Unternehmen begreifen Einschränkungen nicht als Behinderung, sondern als Chance zur Innovation. Das Technologieunternehmen Nvidia hat auf US-Exportbeschränkungen mit einer gezielten Produktanpassung für China reagiert und sieht die Vorgaben nicht als Rückschritt, sondern als strategischen Ausgangspunkt. Laut dem Artikel steigern Unternehmen wie Nvidia, Apple und Amazon ihre Wettbewerbsfähigkeit, indem sie regulatorische und selbstgewählte Beschränkungen nutzen, um Klarheit, Tempo und Prioritäten zu schaffen. Entscheidend ist, dass Führungskräfte und Teams bei klaren Rahmenbedingungen gezielt die wichtigsten Aufgaben angehen und so effektiver und schneller agieren.
Business Insider

Geheimer "Santorini"-Deal belastet Deutsche-Bank-Chef Sewing erneut

Die Deutsche Bank hat 2008 mit der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena den milliardenschweren „Santorini“-Deal abgeschlossen, der nicht transparent bilanziert wurde und später zu Ermittlungen führte. Sewing wird vorgeworfen, als damaliger Leiter der Revision Verantwortung auf andere geschoben und die internen Untersuchungen nicht ergebnisoffen geführt zu haben. Nun klagen ehemalige Investmentbanker auf hohen Schadensersatz, und es liegen neue interne Dokumente vor, die Sewings Rolle in dem Fall in Frage stellen; das Landgericht Frankfurt verhandelt ab Dezember.
Wirtschaftswoche

Mehr als 10.000 Hotels verklagen Booking.com wegen unzulässiger Preisklauseln

Der Europäische Gerichtshof erklärte diese Klauseln im Herbst 2024 für wettbewerbswidrig, sodass Booking.com sie inzwischen abgeschafft hat. Die Klage erstreckt sich über den Zeitraum von 2004 bis 2024 und wird in Amsterdam verhandelt. Ein renommiertes Kölner Luxushotel, das nicht an der Klage beteiligt ist, begründet seine Zurückhaltung damit, bislang von Booking.com nicht benachteiligt worden zu sein.
Handelsblatt

Lyten will Northvolt-Standorte übernehmen und Produktion ausbauen

Der US-Batteryhersteller Lyten plant, sämtliche verbleibenden Standorte des insolventen schwedischen Unternehmens Northvolt zu übernehmen. Im Rahmen einer verbindlichen Vereinbarung sollen unter anderem die Hauptfabrik in Skellefteå, das Entwicklungszentrum in Västerås sowie die im Bau befindliche Anlage in Heide (Schleswig-Holstein) und alle geistigen Eigentumsrechte an Lyten übergehen. Die genannten Vermögenswerte wurden zuletzt mit rund fünf Milliarden Dollar bewertet. Nach Abschluss der Übernahme will Lyten die Produktion an den schwedischen Standorten wieder aufnehmen und künftig auch innovative Batterie-Technologien wie Lithium-Schwefel-Batterien entwickeln.

CEO.Personnel

Motorrad online

Artie Starrs wird neuer CEO bei Harley-Davidson

Das US-amerikanische Traditionsunternehmen hat Artie Starrs ab Oktober 2025 zum neuen President und CEO ernannt. Starrs bringt umfassende Erfahrung aus führenden Positionen bei Topgolf und Pizza Hut mit und soll frische Impulse für das angeschlagene Unternehmen setzen. Vorgänger Jochen Zeitz, der Harley-Davidson durch schwierige Jahre geführt und Umstrukturierungsmaßnahmen angestoßen hatte, bleibt dem Unternehmen noch als Senior Advisor bis Februar 2026 erhalten. Harley-Davidson steht weiterhin vor Herausforderungen mit rückläufigen Verkaufszahlen und einer überalternden Kundschaft.
Welt

Adrian Mardell tritt als CEO von Jaguar Land Rover während Radikalumbau zurück

Nach mehr als 35 Jahren verlässt Adrian Mardell den Autobauer; mitten während eines umfassenden Umbaus. Das Unternehmen vollzieht eine radikale Neuausrichtung hin zur reinen Elektromarke und sieht sich mit Herausforderungen wie unsicheren US-Zöllen sowie Kritik an der neuen Markenstrategie konfrontiert. Die Produktion aktueller Jaguar-Modelle ist ausgesetzt, bis neue Elektrofahrzeuge marktreif sind. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es, Mardell werde das Unternehmen zum Jahresende verlassen; ein Nachfolger steht noch nicht fest.
Yahoo Finance

Siltronic verlängert Verträge von Vorstandschef Michael Heckmeier und Finanzchefin Claudia Schmitt bis 2031

Der Halbleiter-Wafer-Hersteller hat die Verträge von Vorstandschef Michael Heckmeier und Finanzvorständin Claudia Schmitt vorzeitig bis 2031 verlängert. Heckmeiers Amtszeit endet nun am 5. Mai 2031, Schmitts Vertrag am 30. Juni 2031. Heckmeier hatte die Führung des Konzerns im Mai 2023 übernommen. Schmitt gehört dem Vorstand seit Juni 2021 an und ist für die Finanzen zuständig. Mit der Entscheidung will Siltronic Kontinuität im Management sichern.
Markenartikel-Magazin

Andreas Hubert wird neuer COO bei Puma

Der Sportartikelhersteller Puma ordnet seine Führungsstruktur neu. Andreas Hubert wird mit Wirkung zum 1. September 2025 zum neuen Chief Operating Officer. Der 49-Jährige übernimmt damit die Verantwortung für weltweite Beschaffung, Nachhaltigkeit, Produktentwicklung, IT und Logistik. Die Neuordnung der Ressorts soll die Abläufe im Führungsteam effizienter gestalten, da diese Bereiche bislang auf mehrere Vorstandsmitglieder verteilt waren. Hubert war zuvor CIO bei Adidas und besitzt langjährige Erfahrung in Beschaffung und Technologie. Der Puma-Vorstand wird künftig aus fünf Mitgliedern bestehen: CEO Arthur Hoeld, CFO Markus Neubrand, CPO Maria Valdes, CCO Matthias Bäumer und COO Andreas Hubert.
Börsen-Zeitung

Michael Friede wechselt von Brenntag zu Symrise

Der bisherige Brenntag-Vorstand Michael Friede wird zum 30. November Symrise als Segmentvorstand für Scent & Care verstärken. "Scent & Care" steht unter besonderem Druck, da das Umsatzwachstum zuletzt schwächer als das anderer Bereiche war und zudem das Terpeninhaltsstoff-Geschäft nicht mehr zum Kerngeschäft zählen soll. Gleichzeitig setzt Symrise mit Kostensenkungsprogrammen und einem Transformationsprozess auf Effizienzsteigerungen. Friede bringt langjährige Branchenerfahrung mit und kehrt in seine niedersächsische Heimat zurück.
Börse-Express

Ottmar Pfänder wird neuer Programmvorstand bei MTU Aero Engines

Der Triebwerkshersteller ernennt Ottmar Pfänder zum neuen Programmvorstand ab Januar 2026. Pfänder, seit 25 Jahren im Unternehmen, verantwortet derzeit die zivilen Programme und folgt auf Michael Schreyögg, der nach über 35 Jahren und zwölf Jahren im Vorstand in den Ruhestand geht. In seiner neuen Funktion übernimmt Pfänder die Verantwortung für zivile und militärische Triebwerksprogramme sowie das weltweite Instandhaltungsgeschäft. Das Unternehmen setzt mit der internen Nachfolge auf Kontinuität.

CEO.Finance

Argentinien: Der Verrückte als Vorbild für Deutschland?

In dieser Kolumne beleuchtet Gunther Schnabl die reformerischen Maßnahmen des argentinischen Präsidenten Javier Milei und diskutiert, welche Lehren Deutschland daraus ziehen kann.

Im November 2023 warnten mehr als 100 Ökonomen – einschließlich Thomas Piketty – davor, dass die Wahl des rechtsextremen Javier Milei zum Präsidenten von Argentinien das Land verwüsten werde.

Bundeskanzler Friedrich Merz war im Wahlkampf 2025 über Christian Lindners Empfehlung, ein bisschen mehr Milei zu wagen, „völlig entsetzt“. „Was der Präsident dort macht, ruiniert das Land, tritt die Menschen mit Füßen“, meinte er.

Die Menschen in Argentinien haben Milei trotz Warnung gewählt und unterstützen seine Reformpolitik bis heute. Zeit für eine Bestandsaufnahme: Milei hat seinen Wählern keine Geschenke, sondern Reformen versprochen. Mit „No hay plata“ (Es gibt kein Geld) fasste er nach seinem Sieg die Lage und sein Programm zusammen.

Ein riesiges Haushaltsdefizit und eine Inflationsrate von weit über 200 Prozent waren nicht nur Ausdruck der desolaten wirtschaftlichen Lage des Landes, sondern auch einer wüsten Vetternwirtschaft: Die Anhänger der über viele Jahre hinweg regierenden Peronisten profitierten von gut bezahlten Positionen im Staat beziehungsweise lukrativen Aufträgen vom Staat. Der Rest der Bevölkerung bezahlte mit steigenden Preisen an der Ladenkasse.

Die Reformagenda des „Verrückten“ – wie Milei in Argentinien auch genannt wird – hatte drei Säulen. Milei beseitigte das immense Haushaltsdefizit, indem er die Staatsausgaben um 30 Prozent kürzte.

Dadurch reduzierte er den Druck auf die Zentralbank, Staatsanleihen zu kaufen. Die staatlich kontrollierten Geschäftsbanken waren nicht mehr gezwungen, dem Staat Kredite zu geben, die die Geldmenge aufblähten.

Preis- und Mietkontrollen wurden aufgehoben, die Zölle deutlich reduziert, die umfangreichen Kapitalverkehrskontrollen eliminiert und die Macht der Gewerkschaften eingeschränkt.

Auch wenn die Deregulierung noch nicht abgeschlossen ist, lassen sich beachtliche Erfolge erkennen. Die Inflation ist stark gefallen (39,4 Prozent im Juni) und die Wirtschaft wächst wieder. Plus 5,5 Prozent Wachstum sollen es 2025 sein.

Das Vertrauen des IWF als wichtigstem Gläubiger Argentiniens ist wiedergewonnen. Er hat zuletzt einen neuen Kredit gewährt, der die Reformen unterstützen soll.

Und allen Unkenrufen zum Trotz fällt die Armutsquote, weil Inflation eben die wirtschaftlich Schwachen immer am stärksten trifft.

Der Erfolg von Mileis Schocktherapie ist noch nicht gesichert, weil die Deregulierung nicht abgeschlossen ist und die Reformen neue Konflikte geschaffen haben.

Noch zögern die internationalen Finanzmärkte, in das Land, das über fruchtbares Land und beachtliche Rohstoffreserven verfügt, zu investieren. Selbst die Argentinier halten ihre beträchtlichen Auslandsvermögen immer noch zurück.

Doch eines ist bereits sicher: Der „Verrückte“ hat der Welt vorgemacht, dass Reformen möglich sind – und sich lohnen! Dass diese Botschaft in Deutschland noch nicht angekommen ist, dürfte an dem (immer noch!) großen Wohlstandspolster vieler Menschen liegen.

Siehe: Schnabl, Gunther 2024: Deutschlands fette Jahre sind vorbei. FinanzBuch Verlag, München.

CEO.Factcheck

Halbjahreszahlen im Überblick

Table.Briefings analysiert die wichtigsten Halbjahres- und Quartalszahlen ausgewählter Dax-Konzerne aus der vergangenen Woche. Dieses Mal im Fokus: Commerzbank, Deutsche Telekom, Vonovia, Biontech und Siemens.

  • Die Commerzbank erzielte im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatz von 6,1 Milliarden Euro, dreizehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Der Nettogewinn lag mit 1,3 Milliarden Euro „auf dem hohen Niveau des Vorjahres“. Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp erklärte: „Wir kommen mit unserer Transformation schnell voran.“ Die italienische Unicredit zeigt weiterhin Interesse an einer möglichen Übernahme der Commerzbank.

  • Die Deutsche Telekom steigerte ihren Umsatz im zweiten Quartal um vier Prozent auf 28,7 Milliarden Euro, der Nettogewinn lag bei 2,6 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr hebt der Konzern seine Prognose an und rechnet nun mit einem Betriebsergebnis von über 45 Milliarden Euro. „Wir sehen auch im zweiten Quartal ein starkes Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks“, sagte Vorstandschef Tim Höttges. Allerdings ist das Unternehmen stark vom US-Geschäft abhängig, das rund zwei Drittel des Konzernumsatzes ausmacht.

  • Der Immobilienkonzern Vonovia erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen Nettogewinn von 811 Millionen Euro nach einem Verlust von 592 Millionen Euro im Vorjahr. Steigende Immobilienpreise geben Rückenwind – laut Vorstandschef Rolf Buch ist „die Talsohle durchschritten“.

  • Der Mainzer Biotechnologiekonzern Biontech erzielte im zweiten Quartal zweitausendfünfundzwanzig einen Umsatz von 260,8 Millionen Euro nach 128,7 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Nettoverlust verringerte sich auf 386,6 Millionen Euro nach 807,8 Millionen Euro im Vorjahr. Das Unternehmen kündigte eine strategische Kooperation mit Bristol Myers Squibb sowie die geplante Übernahme von CureVac an.

  • Die Siemens AG steigerte ihren Umsatz im dritten Quartal um drei Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn belief sich auf 2,2 Milliarden Euro und wuchs damit um fünf Prozent. Belastet wurde das Ergebnis durch den schwachen US-Dollar sowie durch Kosten für den Stellenabbau in der Sparte Digital Industries. Laut Vorstandschef Roland Busch zeigt Siemens „trotz eines volatilen globalen Marktes robuste Ergebnisse“. Die Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump habe jedoch Verkaufszyklen verlängert und Investitionsentscheidungen verzögert. Redaktion

CEO.Nachtisch

Arbeits(t)räume: So sieht das Büro der Zukunft aus

Unser Tipp führt Sie heute zu der Frage: Wie arbeiten wir morgen – und wo? Für Helena Ryhle, Creative Director der schwedischen Architekturfirma White Arkitekter, muss das heutige Büro „ein breiteres Funktionsspektrum erfüllen“. Dabei geht es „längst nicht mehr nur um den Schreibtisch“. Mit Blick auf das Jahr 2025 und die Zukunft gibt Ryhle einige Tipps:

  1. Zirkuläres Design und Retrofitting – das Nachrüsten bestehender Gebäude. Dabei geht es nicht um Kompromisse, sondern um clevere, nachhaltige Lösungen. Ryhle berichtet, dass ihr Büro durch Sanierung 40 Prozent des ursprünglich geplanten Budgets einsparen konnte – bei deutlich reduziertem CO₂-Ausstoß. Und vor allem: „Nachrüsten muss nicht hässlich sein, wie manche denken – es ist durchdacht.“

  2. Verspieltheit – was Design braucht, sei „weniger ästhetischer Feinschliff oder das Folgen von Trends, sondern mutiges Erforschen“. Wenn Räume Verspieltheit zulassen, entsteht gegenseitiges Vertrauen. Beispiel: handgefertigte Elemente, Metallics, „cyberpunk“-inspirierte Details, futuristische oder Sci-Fi-Materialien.

  3. Activity-based Design: „Wenn man die jüngere Generation ansprechen will, muss das Design Freiheit ermöglichen – nicht nur im Grundriss, sondern auch im Denken. Das heißt: ein Design mit vielfältigen Zonen für Konzentration, Zusammenarbeit, Kreativität oder Erholung.“

  4. Biophilic Design“ – etwa Pflanzen, natürliche Oberflächen wie Holz oder sogar Wasserelemente. „Das sind keine bloßen ‚Nice-to-haves‘. Sie fördern die mentale Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden und bringen Menschen zurück in Verbindung mit der Natur und miteinander.“

  5. Rituale im Büro etablieren: „Wir haben in einem unserer Büros eine sehr schmale Treppe bewusst so gestaltet, damit die Menschen sich physisch begegnen. Man muss sich wahrnehmen, vielleicht ‚Oh, Entschuldigung‘ sagen oder den anderen anlächeln. Auch wenn man kein Gespräch führt – allein durch die Anwesenheit des anderen fühlt man sich als Teil des Teams.“

Ein „Paradebeispiel“ im deutschen Raum sei der Schokoladenhersteller Ritter Sport. Ryhle sagt zu der Schokozentrale: „Ihr Büro ist lebendig, verspielt, voller Farben. Man spürt es sofort beim Hineingehen. Es ist fröhlich, plakativ, ausdrucksstark – einfach Ritter Sport.“

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