CEO.Picks
Erscheinungsdatum: 09. August 2025

Vision trifft Standortpolitik: Was Thinking Machines Lab der deutschen KI-Agenda voraus hat

Laut Thorsten Lambertus müssen deutsche Start-ups um Millionen kämpfen.

Während die Bundesregierung mit ihrer neuen Hightech-Agenda ambitioniert formuliert, dass bis 2030 zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung KI-basiert sein sollen, zeigt sich anderswo bereits, wie visionär und unternehmerisch dieser Wandel aussehen könnte: Mira Murati, die frühere CTO von OpenAI, treibt ihr neues Start-up Thinking Machines Lab mit einer Zielmarke von zwei Milliarden US-Dollar Seed-Finanzierung an – eine der größten Frühphasenrunden überhaupt.

Thinking Machines Lab will nicht nur „noch ein weiteres KI-Start-up sein. Muratis Ansatz ist langfristig, ambitioniert und zutiefst strategisch: Sie setzt auf menschenzentrierte, sichere KI und will dafür ein interdisziplinäres Spitzenteam aufbauen. Ihre Glaubwürdigkeit aus der OpenAI-Zeit, ihr Netzwerk und ihre strategische Kommunikation erzeugen einen massiven Sog – für Kapital, Talente und Öffentlichkeit.

Deutschland will aufholen – und hat die Mittel. Die deutsche Bundesregierung hat erkannt, dass KI nicht mehr nur „ein Forschungsfeld“ ist, sondern der wirtschaftliche Wachstumstreiber der kommenden Dekade. Die neue Hightech-Agenda stellt 5,5 Milliarden Euro bereit, um die KI-Transformation zu beschleunigen – inklusive Reallabore, Chipdesign-Kompetenzzentren und tiefgreifender Mittelstandsprogramme.

Doch im Vergleich zur Murati’schen Radikalität bleibt ein entscheidender Unterschied: Vision wird politisch formuliert, aber nicht unternehmerisch verkörpert.

Was deutsche CEOs jetzt mitnehmen sollten

  1. KI braucht Bühne und Führung: Die Zeit der Tech-Experimente ist vorbei. KI wird zum Führungsinstrument – und CEOs müssen sichtbar vorangehen.

  2. Der Wettbewerb ist global – Kapital auch: Während Murati zwei Milliarden US-Dollar in der Seed-Phase einsammelt, kämpfen deutsche KI-Start-ups um siebenstellige Beträge. Wer international denken will, braucht internationale Investoren.

  3. Talente folgen Erzählungen, nicht nur Fördermitteln: Die spannendsten Profile folgen ambitionierten Visionen. Auch deutsche Unternehmen brauchen „Moonshots“, keine Machbarkeitsstudien.

Thorsten Lambertus ist Managing Director beim Institute for Deep Tech Innovation (DEEP) an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

Letzte Aktualisierung: 09. August 2025
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