CEO.Table – Ausgabe 36

Trump: Die Ursprünge seiner Zollpolitik + Das Drei-Punkte-Programm des dm-Chefs + Banken-Aufschwung in Europa

Executive Summary

Warum sich US-Politiker hinter Trump stellen – und gegen den Freihandel

Seit 2008 wächst die US-Wirtschaft, doch der Wohlstand verteilt sich ungleich – besonders im Kernland hat der Freihandel Wunden hinterlassen. Ein Blick auf Trumps Zollpolitik, ihre Ursachen und die Versprechen ihrer Befürworter.

Aus europäischer Perspektive mag das seltsam erscheinen. Haben die USA nicht von genau dem Handelssystem profitiert, das sie selbst mit aufgebaut haben? Im Vergleich zu Europa stand die Wirtschaft der USA ziemlich gut da. Seit 2008 ist das BIP pro Kopf in den USA um mehr als 75 Prozent gewachsen – deutlich mehr als in der EU, wo es lediglich um 16 Prozent zulegte.

Doch hinter diesem Wachstum steckt eine tiefere Geschichte, die erklärt, warum fast 40 Prozent der US-Bürger Donald Trumps Zölle gutheißen. Ein Großteil der wirtschaftlichen Gewinne der vergangenen Jahrzehnte entfiel auf Beschäftigte mit Hochschulabschluss, die weniger als die Hälfte der Erwerbsbevölkerung ausmachen. Zudem konzentrierten sich diese Gewinne besonders in dem, was US-Ökonominnen und -Ökonomen „Superstar-Städte“ nennen – Metropolen wie San Francisco, New York, Los Angeles, Seattle und Boston.

Unterdessen traf der Freihandel viele Industriestädte im US-amerikanischen Kernland hart. Viele Industriestädte im Herzen des Landes litten massiv unter dem Freihandel. Ökonomen sprechen hier vom „China-Schock“, der einsetzte, als China 2001 der Welthandelsorganisation beitrat: Eine Flut chinesischer Importe strömte ins Land, und viele US-Hersteller konnten nicht mithalten. Mehr als eine Million Industriebeschäftigte in den USA verloren ihre Jobs. Diese Gemeinden kämpften mit den Folgen und fielen einer Reihe sozialer Probleme zum Opfer, darunter das, was als „deaths of despair“ bezeichnet wird – also Todesfälle Verzweifelter infolge von Drogen- und Alkoholmissbrauch oder Suiziden.

Diese Hintergründe helfen zu verstehen, warum so viele US-Wähler die Wirtschaftspolitik von Präsident Trump unterstützen. Wenn es in Trumps politischem Leben eine Konstante gibt, dann seine Kritik am Freihandel.

Schon in den 1980er-Jahren sprach sich Trump öffentlich für Zölle aus. Damals befürchtete er, dass die USA in den Handelsbeziehungen zu Japan „über den Tisch gezogen“ werden, und forderte einen Zoll von 15 bis 20 Prozent auf japanische Importe. Trump scheint die Welt eher als Nullsummenspiel zu sehen, in dem der industrielle Erfolg einer Nation auf Kosten anderer geht.

Trumps anti-freihändlerische Botschaft fand bei großen Teilen des Landes Anklang – insbesondere in Gegenden, die vom China-Schock und anderen Handelsverwerfungen negativ betroffen waren. Befürworter der Zölle wie Oren Cass, Gründer des populistischen Thinktanks American Compass, versprechen dreierlei: Sie wollen gut bezahlte Industriearbeitsplätze für Nicht-Akademiker zurückholen, mehr Unternehmensinvestitionen ins Land locken und das Wachstum breiter über das Land verteilen. So sollen auch jene Gemeinden profitieren, die in den vergangenen Jahrzehnten abgehängt wurden.

Greg Rosalsky ist Reporter beim US-amerikanischen NPR-Programm Planet Money und im Rahmen eines Burns-Fellowship Gastautor bei Table.Briefings.

EU-US Handelsdeal: Jetzt hat das Parlament ein Mitspracherecht

In der gemeinsamen Erklärung zum Handelsdeal macht die EU weitgehende Konzessionen. Im Gegenzug könnten die US-Autozölle rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent fallen. Hierfür muss die Kommission aber noch im August eine WTO-rechtswidrige Senkung der EU-Industriezölle für die USA vorschlagen. Weitere Details zum Deal und weshalb das EU-Parlament ihn noch stoppen könnte, lesen Sie im Europe.Table. Janos Allenbach-Ammann

CEO.Talk

Christoph Werner: „Deutschland fehlt ökonomischer Sachverstand“

Der CEO von dm, Christoph Werner, fordert im Interview mit Table.Briefings tiefgreifende politische Veränderungen. Seine drei Vorschläge:

  • Längere Legislaturperioden: Mehr Zeit, damit Reformen Wirkung entfalten, bevor der nächste Wahlkampf beginnt.

  • Amtszeitbegrenzung: Maximal zwei Amtszeiten für Politiker, damit Parteien gezwungen sind, neue Köpfe nach vorne zu bringen.

  • Sunset-Klausel: Gesetze sollen ein Ablaufdatum haben und regelmäßig überprüft werden, damit Veraltetes nicht das System blockiert.

„Das Problem sind nicht unbedingt schlechte Gesetze, sondern Gesetze, die aus der Zeit gefallen sind und zu einem Bürokratieinfarkt führen“, so Werner. Zugleich macht er einen ökonomischen Mangel an Sachverstand in der Politik aus. „Die Soziale Marktwirtschaft, die ja ein Erfolgsmodell war, ist heute bei vielen Menschen – auch in der Politik – kaum noch verankert“, sagt er.

Seit 2019 ist Werner – Sohn des dm-Gründers Götz Werner – Vorsitzender der Geschäftsführung der Drogeriekette. Im Geschäftsjahr 2023/24 erwirtschaftete dm-Deutschland einen Umsatz von über zwölf Milliarden Euro. Mit rund 65.000 Mitarbeitern und mehr als 2.000 Filialen ist dm Marktführer im Drogeriegeschäft in Deutschland.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg von dm ist eine klare Haltung: Das Unternehmen richtet sich konsequent am Bedarf der Menschen aus. „Konsequente Kundenorientierung ist eine gute Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit“, betont Werner. Dieser Anspruch prägt die Arbeit so stark, dass jedes Jahr rund die Hälfte des Sortiments erneuert wird – ein ständiger Puls-Check, ob das Angebot noch zu den Erwartungen passt. Das Ziel des Sortimentsmanagements von dm sei es, das Angebot so zu gestalten, dass die Menschen dort Lösungen für die Dinge finden, die sie beschäftigen.

Das ausführliche Interview, in dem Werner auch über künstliche Intelligenz, den fehlenden ökonomischen Sachverstand in Deutschland und neue Geschäftsbereiche wie die geplante Online-Apotheke spricht, hören Sie in einer Spezialausgabe der CEO Edition von Table.Today.

CEO.Analyse

Europäische Banken: Fünf Gründe für den Aufschwung

Zinsnormalisierung, stärkere Bilanzen, Konsolidierung, staatliche Investitionen und Kapitalzuflüsse treiben Europas Bankaktien. Ob der Trend trägt, entscheidet am Ende die Umsetzung der Investitionen.

Der europäische Bankensektor erlebt in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Neubewertung. Nach Jahren struktureller Schwäche und deutlichem Bewertungsabschlag gegenüber den USA ziehen die Aktienkurse europäischer Institute spürbar an.

  • Der STOXX Europe 600 Banks-Index liegt seit Jahresbeginn um 47 Prozent im Plus.

  • Bei einzelnen Großbanken sind die Kurszuwächse noch deutlicher: UniCredit plus 78 Prozent, Deutsche Bank plus 86 Prozent, Banco Santander plus 85 Prozent.

Diese fünf Gründe sprechen für den aktuellen Aufschwung europäischer Banken:

  • Erstens: Das normalisierte Zinsumfeld stützt die Erträge. Die Abkehr von Negativzinsen hat den Nettozinsertrag, den wichtigsten Ertragsposten der Banken, deutlich erhöht; europäische Institute profitieren davon stärker als US-Banken, die nie mit negativen Leitzinsen konfrontiert waren. Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, sagt: „Wir erleben wieder ein normales Zinsumfeld. Das stützt das klassische Kreditgeschäft, von dem europäische Banken traditionell stark abhängen.“ Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING, ergänzt: „Aktuell birgt die Zinsstrukturkurve kein akutes Risiko für Banken, sondern hat die Profitabilität vieler Banken begünstigt.“

  • Zweitens: Die Fundamentaldaten haben sich verbessert. Filialabbau und Personalreduzierungen senken die Kosten, die Kapitalausstattung wurde gestärkt. In der Folge erreichen Eigenkapitalrenditen europäischer Banken wieder zweistellige Werte; der Abstand zu US-Wettbewerbern schrumpft.

  • Drittens: Konsolidierung wirkt als Katalysator für Skaleneffekte und stärkere Marktpositionen. Erwartete Transaktionen, etwa BBVA/Sabadell oder UniCredit/BPM, erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Effizienzgewinnen. Heider: „Mögliche Übernahmen im Bankensektor wecken zusätzlich Fantasie. Viele Investoren positionieren sich strategisch, um bei einer Konsolidierungswelle dabei zu sein.“

  • Viertens: Fiskalische Impulse beleben die Kreditnachfrage. Nach Angaben der KfW stiegen die inländischen Förderzusagen im ersten Halbjahr um 4,7 Milliarden Euro auf 25,3 Milliarden Euro. Die Mittel werden meist über Hausbanken ausgereicht und häufig durch zusätzliche Bankkredite ergänzt. Für die Institute bedeutet das mehr Volumen im Firmenkundengeschäft sowie zusätzliche Zins- und Provisionserträge.

  • Fünftens: Geopolitische Kapitalströme begünstigen Europa. Heider beobachtet, dass Investoren US-Positionen reduzieren und Kapital vermehrt nach Europa lenken. Die Schwäche des Dollars verstärkt diesen Effekt. Sichtbar wird dies in einer hohen Nachfrage nach europäischen Staatsanleihen. Das erhöht die Marktliquidität, verbessert die Refinanzierungsbedingungen und stützt die Bewertungen der Banken.

Wie geht es weiter? Ob die Rallye mehr ist als eine zyklische Erholung, entscheidet sich vor allem dadurch, ob die angekündigten Investitionen umgesetzt werden. „Es bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Investitionsinitiativen die gewünschten wirtschaftlichen Impulse entfalten“, warnt Carsten Brzeski. Maßgeblich für die Zukunft ist zudem, ob Banken zusätzliche Ertragsquellen jenseits des Zinsgeschäfts erschließen. Der Wettbewerb durch neue Fintechs beschleunigt Innovationen, erhöht kurzfristig jedoch die Kosten und beeinflusst damit die Bewertung der Bankaktien.

CEO.News

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) geht im Bahnhof Gerolstein zu einem Regiozug, mit dem er auch eine Teilstrecke der Eifelroute mitfuhr. Er besucht zur Zeit Rheinland-Pfalz und verschafft sich unter anderem einen Eindruck der Hochmoselbrücke und dem Autobahnlückenanschluss der A1 bei Kelberg.

Sauberer, besser, pünktlicher: Wie die Bahn reformiert werden soll

Neustart für die Bahn: Mit einer neuen Eigentümerstrategie will Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder das Unternehmen pünktlicher, zuverlässiger und kundenfreundlicher machen. Am 22. September will er sie in Berlin vorstellen. Parallel dazu läuft die Suche nach einer neuen Führungsspitze, von der die Pläne in die Praxis umgesetzt werden sollen. Unter anderem geht es Schnieder um die Verschlankung des Managements und Investitionen in moderne Infrastruktur. Welche Punkte sonst bereits feststehen, lesen Sie im Berlin.Table. Michael Bröcker

Luftverkehr: Weniger Inlandsflüge, weniger Treibhausgase

Der drastische Rückgang des innerdeutschen Luftverkehrs zwischen 2019 und 2024 hat neben ökonomischen Verlusten (siehe CEO.Table aus der vergangenen Woche) auch einen ökologischen Vorteil. Denn mit der Reduktion der Flüge von 238.000 auf 117.000 sanken nach Zahlen des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) und des Umweltbundesamtes (UBA) auch die klimaschädlichen Emissionen von etwa 2 Millionen Tonnen auf gut eine Million. Während die Luftfahrtindustrie den Trend zu weniger Flügen beklagt und vor allem auf hohe staatliche Abgaben zurückführt, spricht das UBA von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Details im Climate.Table.

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Operativer Verlust: Was die roten Zahlen der Fraunhofer-Gesellschaft bedeuten

Für das Jahr 2024 verzeichneten die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft ein operatives Minus von 55 Millionen Euro. Die anwendungsorientierte Forschungsorgansation verweist jedoch darauf, dass lediglich einzelne Institute im Defizit sind und dass sich Verluste wie Gewinne im Gesamtkonzern ausgleichen. Gleichwohl musste die Organisation offenbar auf Rücklagen zurückgreifen, um den Jahresabschluss auszugleichen und steht vor der Konsolidierung. Präsident Holger Hanselka sieht sich mit steigenden Kosten und schrumpfenden Drittmitteln konfrontiert. Warum Kritiker seinen bisherigen Reformkurs zu zaghaft finden, lesen Sie im Research.Table. Markus Weisskopf

Beihilfen: Kommission will Stahlfirmen und Start-ups helfen

Die EU-Kommission plant, staatliche Beihilfen für die Rettung und Umstrukturierung nichtfinanzieller Unternehmen erstmals auch auf den Stahlsektor auszuweiten. Neu ist zudem: Innovative Start-ups sollen künftig bereits in den ersten drei Jahren nach Gründung Unterstützung erhalten können – sofern sie ohne staatliche Hilfe aufgeben müssten. Die öffentliche Konsultation läuft noch bis 14. November. Manuel Berkel

CEO.Picks

Erklärbare KI: Bessere Entscheidungen, aber mehr Aufwand

Viele Unternehmen setzen große Hoffnungen in KI: Entscheidungen sollen schneller und präziser werden. Doch sobald Mitarbeitende verstehen, wie ein System zu seinen Empfehlungen kommt, beginnen sie, diese oftmals zu hinterfragen und seine Empfehlungen sogar zu ignorieren. Umfassende Erklärungen können zwar mehr Klarheit schaffen, verlagern aber auch mehr Verantwortung auf die Nutzer. Das führt zwar zu intensiverer Auseinandersetzung mit der zu treffenden Entscheidung, bremst dabei aber Prozesse und mindert die Geschwindigkeit und Effizienzgewinne, die man sich ursprünglich versprochen hatte.

Die Einführung von KI ist keine rein technologische Frage, sondern verändert die Entscheidungsarchitektur durch die gesamte Organisation hinweg. Unsere Forschung zeigt: Wer in komplexen, zeitkritischen Situationen auf erklärende Systeme setzt, muss wissen, dass die Qualität der Entscheidungen steigt, aber auch der Aufwand.

Anders sieht es bei Routinen und geringeren Risiken aus: Dort, wo viele Entscheidungen schnell und mit hoher Frequenz getroffen werden müssen, können einfache, weniger detaillierte Erklärungen die nötige Orientierung geben, ohne die Abläufe zu belasten.

Für CEOs stellt sich daher nicht die Frage, wie ausgereift ein System wirkt, sondern ob es zu den täglichen Abläufen passt. Bevor KI-Systeme mit umfangreichen Erklärungskomponenten ausgerollt werden, sollte klar sein, ob die Teams den zusätzlichen Kontext aufnehmen können. Erklärbarkeit ist kein Selbstzweck – sie muss zum Anwendungsfall passen und Raum lassen für menschliche Validierung, Ausnahmen und die strategischen Ziele der Organisation.

Tamer Boyaci ist Professor und Michael Diekmann ist Chair in Management Science an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

CEO.Presseschau

Manager Magazin

Deutsche Bank sucht neues Vertrauen mit Hilfe aus dem Fußball

Die Deutsche Bank kämpft weiterhin mit einem angeschlagenen Image, gerade in ihrem Heimatmarkt Deutschland. Vorstandschef Christian Sewing versucht, das Vertrauen wiederherzustellen, und setzt dabei nicht nur auf interne Reformen, sondern auch auf Symbolfiguren aus dem Sport, wie einen neuen prominenten Fußball-Botschafter. Ziel ist es, die Reputation aufzuwerten und die Bank stärker in der Öffentlichkeit zu verankern. Hintergrund sind anhaltende Kritik aus Teilen der Wirtschaft und Misstrauen in der Bevölkerung.
FAZ

DAX-Vorstände verdienen im Schnitt fast 3,8 Millionen Euro

Die Vorstände der DAX-Konzerne haben ihre Bezüge im vergangenen Jahr weiter gesteigert, haben die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und die TU München errechnet. Einige Spitzenmanager überschritten dabei die Grenze von zehn Millionen Euro, die lange Zeit als Obergrenze galt. Volkswagen-Chef Oliver Blume führt mit einem Jahresgehalt von 10,6 Millionen Euro die Liste an. Die DSW betont, dass die Höhe der Bezahlung auch künftig in einem angemessenen Verhältnis zur erbrachten Leistung stehen müsse.
Financial Times

Hedgefonds erhöhen Wetten gegen Europas Autobauer

Hintergrund sind neue US-Strafzölle auf europäische Fahrzeuge, die trotz einer teilweisen Senkung weiter gelten, bis die EU ihre eigenen Handelsbarrieren reduziert. Gleichzeitig verlieren deutsche Hersteller Marktanteile in China, während Wettbewerber wie BYD im eigenen wie im globalen Markt immer stärker werden. Branchendaten zeigen, dass das Short-Interest im europäischen Autosektor seit Jahresbeginn um mehr als ein Drittel gestiegen ist.
Handelsblatt

Mercedes verschärft China-Strategie

Mercedes reagiert auf den eskalierenden Preiskrieg in China mit einer radikalen Neuausrichtung seiner Elektroauto-Strategie. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollen die Herstellungskosten pro Fahrzeug um 3.000 bis 4.000 Euro gesenkt werden – vor allem durch eine weitgehende Lokalisierung von Produktion und Zulieferung in China. Der Schritt erfolgt unter hohem Druck, da Gewinne stark eingebrochen sind und Konkurrent BMW derzeit deutlich profitabler wirtschaftet. Konzernchef Ola Källenius setzt damit auf eine konsequentere China-Strategie, um Margen zu stabilisieren und Marktanteile zu sichern.

CEO.Personnel

Spiegel

N26-Mitgründer Valentin Stalf verliert CEO-Posten

Stalf wechselt nach einer Übergangsphase in den Aufsichtsrat. Hintergrund sind ein kritischer Zwischenbericht der Finanzaufsicht Bafin sowie wachsender Druck von Investoren, die Veränderungen in der Führung fordern. Auch Investoren hatten einen personellen Wandel an der Spitze gefordert. Stalf betonte, N26 stehe wirtschaftlich stabil da und sei nachhaltig profitabel. Sein Mitgründer Maximilian Tayenthal bleibt in seiner Rolle im Vorstand der Bank.
Handelsblatt

Ex-Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer unterstützt Finanzinvestor KKR

Theodor Weimer wird künftig als Senior Advisor für den US-Finanzinvestor KKR tätig sein. Das Unternehmen will mit seiner Unterstützung seine Marktstellung in Deutschland ausbauen und insbesondere die Zusammenarbeit mit Familienunternehmen und Konzernen stärken. Weimer bringt umfassende Managementerfahrung sowie ein breites Netzwerk in die neue Aufgabe ein. Zuvor hatte er Mandate bei der Deutschen Bank und Knorr-Bremse aufgegeben.
Hartpunkt

Vera Saal folgt auf Ursula Biernert-Kloß als Arbeitsdirektorin im Rheinmetall-Vorstand

Grund für das Ausscheiden von Biernert-Kloß zum Ende August seien unterschiedliche strategische Vorstellungen. Ihre Nachfolge tritt zum September die Juristin Vera Saal an, die seit 15 Jahren Führungsaufgaben im Personalressort des Unternehmens verantwortet und derzeit Executive Vice President Labour Relations ist. Vorstandschef Armin Papperger übernimmt die Aufgaben kommissarisch bis zu Saals Amtsantritt.
Manager Magazin

Riccardo Bellini wird neuer Vorstandschef bei Valentino

Der 53-Jährige folgt auf Jacopo Venturini, der Mitte August aus persönlichen Gründen das Modehaus verlassen hat. Bellini wechselt von der Muttergesellschaft Mayhoola zu Valentino und bringt langjährige Erfahrung aus führenden Positionen bei Labels wie Maison Margiela, Chloé und Diesel mit. Der Führungswechsel fällt in eine Phase des Umbruchs der Luxusbranche, die mit schwacher Nachfrage in den USA und China konfrontiert ist. Bei Valentino bildet Bellini künftig gemeinsam mit Kreativdirektor Alessandro Michele die neue Führungsspitze.

CEO.Finance

Ein versteckter Wohlstandsverlust kostet Vertrauen

In dieser Woche beleuchtet Gunther Schnabl, warum die deutsche Wirtschaft trotz stabiler Zahlen ins Schlingern gerät – und weshalb unser Wohlstand stärker bröckelt, als die Statistik zeigt.

Es ist rätselhaft! Auch wenn Deutschland zuletzt nicht mehr gewachsen ist, hat sich die reale Wirtschaftsleistung zumindest auf dem Niveau von 2019 gehalten.

Trotzdem ist die Stimmung schlecht. Die Industrieproduktion sinkt seit 2018. Der Produktionsindex für private wirtschaftlich Aktivitäten (ohne öffentliche Verwaltung, Gesundheit und Bildung) fällt im Trend seit dem Jahr 2019 ab.

Wird hier ein Wohlstandsverlust versteckt? Und wenn ja, wie ist das möglich?

Gründe für sinkenden Wohlstand gibt es. Die Europäische Zentralbank hat seit der Jahrtausendwende die Zinsen immer weiter gesenkt und seit 2008 unter anderem mit immensen Staatsanleihekäufen die Bilanz des Eurosystems aufgebläht. Das spricht für Inflation.

Der geldpolitische Rückenwind hat die Staatseinnahmen erheblich erhöht, was die Regierungen zu großzügigen Ausgabenausweitungen für Soziales und Klima genutzt haben.

Sozial- und Klimaregulierungen konnten sich leichter ausbreiten, weil niedrige Zinsen und staatliche Fördermittel Unternehmen und Haushalte für die wachsenden Lasten entschädigt haben – zumindest bis die Leitzinsen ab 2022 wieder gestiegen sind.

Inflation – sowohl in Form steigender Verbraucherpreise als auch in Form stark steigender Vermögenspreise – senkt die Kaufkraft. Sie bremst das Wachstum, weil die Unsicherheit wächst. Es kriselt, wenn Vermögenspreisblasen platzen.

Steigende Staatsausgaben verdrängen den privaten Sektor, der gewinnorientiert und damit in der Regel effizienter als der Staat ist.

Zu viel Regulierung verschiebt in den Unternehmen die Beschäftigung zugunsten unproduktiver Tätigkeiten. Sie zwingt Unternehmen zu Investitionen, die sich oft auf längere Frist als nicht zukunftsfähig erweisen. Doch warum zeigt sich all das nicht in der Statistik?

Wenn die Verbraucherpreisinflation durch einseitige Qualitätsanpassung, höhere Gewichte preisgünstiger Güter und dem Ausschluss von eigengenutzten Immobilien aus dem Index niedriger gemessen wird, dann werden die realen Wachstumsraten nach oben gedrückt. Auch wenn der Staat mit wuchernden Subventionen die Preise von Gütern niedrig hält, wird Inflation versteckt.

Viel Regulierung befördert zwar kostspielige Beratungsdienstleistungen. Doch die erhöhen den Wohlstand nicht.

Die massiv ausgeweitete Beschäftigung im öffentlichen Sektor geht auf der Grundlage der Lohnkosten in die Statistik ein. Jeder neue Mitarbeiter erhöht das Sozialprodukt, auch wenn er im Homeoffice untätig ist. Dafür vernachlässigte Investitionen in eine inzwischen marode Infrastruktur sind ein Wohlstandsverlust, auch wenn das im Bruttoinlandsprodukt nicht abgebildet ist.

Die gefühlte Inflation liegt schon lange deutlich über der offiziell gemessenen. Wenn die Menschen diffus einen Wohlstandsverlust empfinden, der nicht zu den offiziellen Zahlen passt, dann schwindet das Vertrauen.

Wenn der Anteil des öffentlichen Sektors an der Bruttowertschöpfung auf Kosten der Industrie wächst, ist das de facto ein Wohlstandsverlust.

Marktwirtschaftliche Prinzipen haben in der Vergangenheit die Industrieproduktion befördert, die Grundlage unseres Wohlstands ist. Solange die Politik das vergisst, dürfte sich der schleichende Vertrauensverlust in Politik und Staat fortsetzen. Mehr dazu und wie wir zurückfinden können zu einem neuen Wirtschaftswunder lesen Sie hier.

CEO.Nachtisch

Bingen am Rhein, Rheinland-Pfalz, vorne Weinberge Rüdesheim Rheingau, Hessen, Deutschland

Rheingau-Riesling: Zwischen Wachstum und Zoll

Unser Tipp für diese Woche führt Sie in den Rheingau, das Herz der deutschen Riesling-Weinproduktion. Der wichtigste Exportmarkt für Weinsorten wie Riesling sind die USA – mit 63 Millionen Euro wird dort ein Sechstel der deutschen Weinausfuhrumsätze erwirtschaftet. Der Rheingau-Riesling, bekannt für seine leichte Mineralität, fruchtigen Aromen und seinen ausgeprägten Terroir-Charakter, ist dabei gut positioniert.

Die neuen US-Zölle in Höhe von 15 Prozent setzen die deutschen Winzer jedoch erheblich unter Druck. Das bestätigt auch Christian Ress, in fünfter Generation Winzer des Familienweinguts Balthasar Ress und Co-Gründer des Weinhandels Veritable Groupe: „Das Schlimmste in den letzten Monaten war die große Unsicherheit, seitdem über Zölle von bis zu 200 Prozent auf europäische Weine diskutiert wurde.“ Für Ress sind die USA „der Nummer-Eins-Markt“ und der einzige außerdeutsche Standort, an dem er mit einem eigenen Mitarbeiter präsent ist. Insgesamt beliefert er nach eigenen Angaben mehr als zehn US-Bundesstaaten.

Die Zölle und vor allem die lang anhaltende Unsicherheit führen zu erheblichen Umsatzeinbußen: Aufträge wurden gestoppt, geplante Lieferungen verzögert und langjährige Geschäftsbeziehungen auf die Probe gestellt. Schon während Trumps erster Amtszeit fielen Zölle von 25 Prozent an, die laut Ress damals einen deutlichen „Dämpfer“ für deutsche Weine bedeuteten. Insgesamt gingen die deutschen Weinexporte damals um 20 Prozent zurück.

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