CEO.Table – Ausgabe 35

Luftverkehr in der Krise + KI-Agenten als Milliardenchance + Schuldenpoker der Bundesregierung

Executive.Summary

Luftverkehr in Deutschland: Teuer und abgehängt

Hohe Standortkosten, gestrichene Verbindungen und fehlende Entlastung bremsen Deutschlands Luftverkehr. Während Europa über Vorkrisenniveau fliegt, fällt Deutschland immer weiter zurück.

Hohe Standortkosten bremsen den Luftverkehr in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Passagierzahl lediglich um knapp drei Prozent auf 99,4 Millionen – im Vergleich zu zehn Prozent Wachstum im Vorjahreszeitraum. Damit liegt Deutschland immer noch knapp 16 Prozent unter dem Niveau von 2019 und belegt bei der Erholung von der Corona-Pandemie in Europa Rang 28 von 31. Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), warnt im Interview mit Table.Briefings vor einer „Sondersituation“ und sagt: „Wir holen einfach nicht schnell genug auf.“

Auch das Sitzplatzangebot zeigt den Rückstand deutlich: Während Europa im Schnitt mit 101 Prozent bereits wieder über dem Vor-Corona-Niveau liegt, erreicht Deutschland nur 86 Prozent. Condor-CEO Peter Gerber macht dafür im Gespräch mit Table.Briefings in erster Linie steigende Kosten verantwortlich:

„Grund dafür sind ganz schlicht die überbordenden Standortkosten in Deutschland, die vor allem durch staatlich induzierte Kosten getrieben werden.“

Zu diesen staatlich induzierten Kosten zählt auch die höchste Luftverkehrsteuer Europas: Nur sechs weitere Staaten in der EU erheben überhaupt eine vergleichbare Abgabe – keiner in dieser Höhe. Durch die letzte Anpassung im Mai 2024 hat sich das jährliche Steueraufkommen auf über zwei Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Neben der Luftverkehrsteuer belasten weitere Abgaben und Gebühren die Airlines, darunter hohe Kosten für die Flugsicherung, für Luftsicherheitskontrollen sowie für die Nutzung der Flughafeninfrastruktur. „Sinkende Kosten um zehn bis 15 Euro pro Passagier würden Airlines nach Deutschland zurückbringen“, glaubt Lang. Bei einer Abschaffung der Luftverkehrssteuer kündigte beispielsweise Ryanair nach eigenen Angaben an, 30 Flugzeuge nach Deutschland zurückzuholen.

Besonders deutlich wird der Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich: In Frankfurt am Main stiegen die staatlichen Standortkosten seit 2019 um 115 Prozent auf 4.843 Euro, während sie in Madrid unverändert bei 661 Euro liegen. Das hat Folgen: Laut dem Airport Industry Connectivity Report 2025 liegt Frankfurt, ehemals das „Drehkreuz der Welt“, in puncto direkter Konnektivität – also der Anzahl sowie Frequenz von Nonstop-Verbindungen – nur noch auf Rang 4 in Europa, hinter Istanbul, Amsterdam und London-Heathrow. Gerber warnt: „Das ist vor allem ein Problem für den Wirtschaftsstandort Deutschland. In der Sekunde, wo Konnektivität verloren geht, wird die Attraktivität des Standorts geschmälert.“

Die Konsequenzen der immer höheren Standortkosten sind deutlich spürbar. Laut dem BDL hat sich die Zahl der innerdeutschen Flüge seit 2019 mehr als halbiert, die Zahl der angebotenen Strecken ist um 30 Prozent gesunken; zwischen Düsseldorf und Stuttgart wird gar nicht mehr geflogen. Flughäfen – mit Ausnahme von Frankfurt und München – haben 80 Prozent ihres innerdeutschen Verkehrs verloren. Zudem wurden 60 Flugzeuge abgezogen, etwa durch die Verlagerung aus Hamburg nach Schweden. Auch Lufthansa musste Strecken streichen, darunter die Verbindungen Friedrichshafen–Frankfurt und Paderborn–München.

In der Branche stößt es auf Unmut, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag die Rücknahme der im Mai 2024 beschlossenen Erhöhung der Luftverkehrsteuer angekündigt hat, diese Ankündigung jedoch im aktuellen Haushaltsentwurf keine Berücksichtigung findet. Condor-Chef Gerber kritisiert: „Wir werden bei der Priorisierung nicht ausreichend berücksichtigt.“ Rückendeckung bekommt er von Lang – „die Bundesregierung realisiert nicht, was sie für einen Schaden anrichtet für zwei Milliarden Steuereinnahmen.“ Er schlägt vor, dass der Staat die Fixkosten bei der Flugsicherung trägt und sich an den Kosten für die Sicherheitskontrollen beteiligen sollte, wie es in anderen europäischen Ländern der Standard ist.

Das geringere Angebot wirkt sich direkt auf Ticketpreise und Reiseverhalten aus: Weniger verfügbare Verbindungen bedeuten höhere Preise, längere Reisezeiten und in vielen Fällen den Verzicht auf bestimmte Geschäftsreisen. Zudem werden Dienstreisen seltener als reine Eintagestrips durchgeführt, dauern im Schnitt länger und werden häufiger mit privaten Aufenthalten kombiniert.

In Deutschland liegen die durchschnittlichen Business-Class-Hin- und Rückflugpreise laut einer Auswertung der Reisesuchmaschine Kayak Deutschland (Januar bis Juli 2025) bei rund 532 Euro für Inlandsflüge, 592 Euro für europaweite Strecken und 2.713 Euro für internationale Flüge. Weltweit sind Business-Class-Tarife im Jahr 2025 laut Global Wealth and Lifestyle Report im Schnitt um 18,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Für Condor-CEO Gerber geht der langfristige Trend wieder zu mehr Komfort und Business-Class-Flügen. Die steigende Nachfrage nach höherwertigen Reiseklassen zeigt, dass viele Geschäfts- und Privatreisende trotz höherer Preise besonderen Wert auf Bequemlichkeit und zusätzlichen Service legen.

CEO.Talk

„Mit KI-Agenten können drei Mitarbeitende zum Milliardengeschäft kommen“

KI-Agenten, autonome Software-Systeme, die auf künstlicher Intelligenz basieren und im Auftrag von Nutzern Aufgaben erledigen, sind für Unternehmen eine Jahrhundertchance. Das glaubt Alexander Wallner, Deutschland-Chef und CEO Zentraleuropa von der CRM-Plattform Salesforce. „Was ich aus Gesprächen mit Unternehmen höre: Alle beschäftigen sich gerade damit, einen Agentic Layer zu installieren“, betont Wallner im Interview mit Table.Briefings.

In der nahen Zukunft könnte man durch KI-Agenten Geschäftsmodelle komplett steuern. Laut Wallner werde es Unternehmen geben, die rein agent-basiert mit drei Mitarbeitenden funktionieren und ein Milliardengeschäft machen. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass einige der wertvollsten Unternehmen der Welt künftig nur noch zehn bis 20 Mitarbeitende haben.

Ein konkretes Beispiel ist das schwedische KI-Start-up Lovable, das erst 2023 gegründet wurde und in Rekordzeit eine Bewertung von 1,8 Milliarden Dollar erreicht hat. Das Unternehmen ermöglicht es Nutzern ohne Programmierkenntnisse, mithilfe von „Vibe-Coding“-Technologie funktionsfähige Apps und Websites zu erstellen, und konnte seinen wiederkehrenden Jahresumsatz binnen sieben Monaten auf 75 Millionen Dollar steigern – mit nicht einmal 50 Mitarbeitenden.

Um das in Deutschland zu erreichen, müsse sich die Haltung aber ändern. In den USA zählen schnelle Erfolge, hierzulande lege man an Technologie oft höhere Maßstäbe als an Menschen. Statt zu lange auf absolute Korrektheit zu prüfen, solle man sich an menschlichen Standards orientieren.

Im Austausch mit CEOs und der C-Level-Ebene sieht Wallner aktuell drei zentrale Themen für den Einsatz von KI-Agenten in Unternehmen:

  1. Die Frage, wie man eine „Agentic Enterprise“ wird – also wie sich KI-Agenten in die Workforce integrieren lassen. Damit geht es längst nicht mehr nur um Technologie, sondern auch um tiefgreifende kulturelle Veränderungen.

  2. Daten-Silos sind heute ein kritisches Geschäftsrisiko. Nur wer eine konsistente Datenbasis schafft, kann mit KI-Agenten echten Mehrwert generieren.

  3. Kommunikation – hauptsächlich im B2C-Bereich – wird immer komplexer. Unternehmen müssen heute unterschiedliche Generationen über alle Kanäle hinweg erreichen – Personalisierung allein reicht nicht mehr.

Warum KI-Agenten kein Hype mehr sind, wo Unternehmen viel Zeit und Intelligenz investieren müssen und wie unsere Gesellschaft mit der Menge an Upgradesund Informationen umgehen kann, lesen Sie im ausführlichen Interview.

CEO.News

Reform der Schuldenbremse verzögert sich

Die Kommission zur Reform der Schuldenbremse kommt erstmals im September zusammen. Ein ursprünglich für den 21. August geplanter Termin entfällt wegen der Urlaubszeit. Mit ersten Ergebnissen rechnen Teilnehmer in diesem Jahr nicht mehr. In dem Gremium arbeiten Vertreter aus Politik und Wissenschaft an Vorschlägen zur Anpassung der Schuldenregeln. Alexander Wiedmann

DLR-Chefin Anke Kaysser-Pyzalla „Für mich stehen Sicherheit und Verteidigung im Vordergrund“

Die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Anke Kaysser-Pyzalla, betont die Bedeutung von Sicherheit und Verteidigung für die deutsche Raumfahrtpolitik. „Auf Arbeitsebene ist die Zusammenarbeit mit der Nasa weiterhin hervorragend. Dennoch rechnen wir damit, dass es bei einzelnen Missionen zu Ausfällen kommen kann“, sagte sie im Interview.

Im Interview spricht sie über die Folgen der Nasa-Kürzungen, die Neuordnung der Zuständigkeiten in der Bundesregierung und den wachsenden Einfluss von New Space. Was Deutschland in Sicherheitsfragen technologisch beachten sollte, lesen Sie im Research.Table. Nicola Kuhrt

Kunststoff: Wie ein Start-up Verpackungen neu erfinden will

Camm Solutions aus Überlingen am Bodensee arbeitet daran, Bioabfälle aus der Zuckerindustrie für neues Verpackungsmaterial nutzen zu können. Gelingt das, hätte das Start-up einen tatsächlich nachhaltigen Plastikersatz erfunden. „Das ist unser letzter Schritt zur Schaffung grüner Verpackungen“, sagt Co-Geschäftsführerin Nanda Bergstein.

5,9 Millionen Tonnen Plastikmüll fielen in Deutschland 2023 an – mehr als die Hälfte davon stammt von Verpackungen. Biologisch abbaubare Materialien alleine sind allerdings nicht die Lösung für dieses Problem. Laut Fachleuten sind auch weitere Kriterien entscheidend. Erst wenn die Anbauweise und der Flächenverbrauch der Rohstoffe optimiert ist, es keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gibt und die Entsorgung ökologisch verträglich ist, sind Verpackungen tatsächlich nachhaltig. Welche Antworten Camm Solutions darauf hat, lesen Sie im ESG.Table. Marc Winkelmann

Wie sich Panama gegen Trumps Übernahmepläne für den Kanal wehrt.

Weil er der Regierung von Panama vorwirft, die Kontrolle des Kanals China überlassen zu haben, will US-Präsident Donald Trump die Meerenge zurück haben. Die ersten Marines haben bereits wieder ihre 1999 aufgegebenen Stützpunkte bezogen. Wie die Militärpräsenz aussieht, lesen Sie im Security.TableLisa-Martina Klein

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CEO.Picks

Führung: Die Kraftquelle ist nicht das Ego

Führung ist kein Sprint. Das weiß jede und jeder CEO nach einem Jahr im Amt. Doch was viele unterschätzen: Führung ist auch kein Dauerlauf mit klarem Ziel, sondern ein Landschaftsmarathon – mit Nebel, Wetterumschwüngen und ungewisser Streckenführung. Es braucht eine Kraftquelle, aus der man langfristig führen kann, ohne innerlich zu erodieren.

Diese Kraftquelle ist nicht das Ego. Dieses ist zwar ein leistungsfähiger Motor für Erfolg. Aber Erfolg – sei es der eigene oder der der Firma – ist von vielen Faktoren abhängig, die man nur bedingt beeinflussen kann. Und die Freude über den „Deal des Jahres“ oder den Kursrekord verpufft oft schneller, als einem lieb ist. Dann beginnt die Spirale aus Leistung, Leere – und dem verzweifelten Blick aufs nächste Ziel.

Für langfristige Erfüllung braucht es etwas anderes. Studien wie das Sozio-oekonomische Panel zeigen: Wer altruistische Ziele verfolgt, wer andere fördert oder der Gesellschaft etwas zurückgibt, erlebt signifikant mehr Lebenszufriedenheit als Menschen, die auf materiellen Erfolg fokussiert sind. Wir schaffen Glück, indem wir Glück für andere schaffen.

Management – gut praktiziert – ist eine unterschätzte Form der Sinnstiftung. Es bietet unzählige Möglichkeiten, Potenziale zu erkennen, Räume für Wachstum zu schaffen und andere stark zu machen. Diese Art der Führung braucht Reife und innere Orientierung.

Sie ist kein Feel-Good-Ansatz, sondern der Schlüssel zu nachhaltiger Energie, Sinn und Widerstandskraft. In dem Moment, in dem wir aufhören, uns selbst ins Zentrum zu stellen, wird das Leben reich und Führung zur erfüllenden Aufgabe.

Bülent Gögdün ist Director Executive Programs an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

CEO.Presseschau

FAZ

Trump fordert Ablösung des Goldman-Sachs-Chefökonomen Jan Hatzius

Der Chefvolkswirt der Investmentbank hatte öffentlich die zunehmenden Belastungen durch die von Trump verhängten Zölle kritisiert. Hatzius, gebürtig aus Heidelberg, gilt als angesehener Ökonom, dessen Analysen wiederholt ausgezeichnet wurden und der vor der Finanzkrise 2008 frühzeitig warnte. Trotz seiner Erfolge steht nun die Frage im Raum, ob Goldman Sachs auf den Wunsch des Präsidenten eingehen und Hatzius entlassen wird. Hinweise auf eine eindeutige politische Gesinnung Hatzius’ sind aus seinen bisherigen Kommentaren nicht erkennbar.
Wiwo

BASF-Chef Kamieth fordert mehr Aufbruchstimmung in der Industrie

Im Hinblick auf die anhaltend schwierige Lage in der deutschen Chemieindustrie warnt BASF-Chef Markus Kamieth vor Pessimismus und spricht sich gegen die These einer Deindustrialisierung aus. Er fordert, den Fokus stärker auf Aufbau und Veränderung statt auf Abbau zu legen und plädiert für mehr Pragmatismus und weniger Alarmismus. Trotz Stellenabbau und Einsparungen bei BASF sieht der Vorstandschef weiterhin Potenzial für Wachstum und Innovation in Deutschland.
Cloudcomputing Insider

SAP integriert SmartRecruiters in SuccessFactors für KI-gestützte Talentakquise

Der Softwarekonzern SAP hat die Übernahme des Recruiting-Spezialisten SmartRecruiters angekündigt. SmartRecruiters ist bekannt für intuitive Benutzeroberflächen und automatisierte Einstellungsprozesse, die nun tief in die SAP-HR-Plattform integriert werden sollen. Künftig sollen datenbasierte Auswahlverfahren, eingebettete Analysen und intelligente Empfehlungen SAP-Kunden helfen, qualifizierte Kandidaten schneller zu finden und den Recruiting-Prozess effizienter zu gestalten, während SmartRecruiters zunächst auch als eigenständige Lösung verfügbar bleibt.
Forbes

Entlassung von US-Statistikchefin schürt Debatte über politische Einflussnahme auf Wirtschaftsdaten

Wirtschaftsexperten und ehemalige Amtsinhaber kritisieren die Entscheidung als beispiellosen Eingriff, der die Unabhängigkeit einer seit 1884 bestehenden Kerninstitution der US-Wirtschaftsstatistik gefährden könnte. Trumps designierter Nachfolger, der konservative Ökonom EJ Antoni, gilt als scharfer Kritiker der BLS-Methoden und sorgt wegen seiner parteipolitischen Haltung für zusätzliche Kontroversen. Beobachter warnen, dass ein politischer Einfluss auf zentrale Wirtschaftsindikatoren Vertrauen, Investitionssicherheit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit der USA untergraben könnte.

CEO.Personnel

Manager Magazin

Investoren fordern Ablösung von N26-Gründern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal

Grund sind anhaltende Probleme mit der Finanzaufsicht Bafin sowie unzufriedenstellende Geschäftsentwicklungen. Auslöser sind insbesondere erneut festgestellte gravierende Mängel durch die Finanzaufsicht Bafin, die Schwächen im Bereich Risikomanagement und Betrugsprävention bemängelt. Stalf und Tayenthal führten seit Gründung 2013. Einflussreiche Investoren fordern ihren Rückzug aus dem operativen Geschäft. Diskutiert wird, ob Stalf in den Aufsichtsrat wechselt und Tayenthal bis zur Nachfolgeregelung CEO bleibt.
Business Insider

Spanier Juvencio Maeztu wird erster nicht-schwedischer CEO der Ikea-Hauptsparte Ingka-Gruppe

Die Ingka-Gruppe betreibt rund 90 Prozent der Ikea-Filialen betreibt. Maeztu, der seine Laufbahn als Filialleiter in Spanien begann und zuletzt stellvertretender CEO sowie CFO war, übernimmt am 5. November 2025 die Leitung von Jesper Brodin. Ziel des Spaniers ist es, Ikea weltweit noch relevanter zu machen und das Wachstum voranzutreiben. Im vergangenen Jahr musste die Ingka-Gruppe einen Umsatzrückgang um fünf Prozent und einen Gewinneinbruch hinnehmen, vor allem durch Preissenkungen bei anhaltenden Kostensteigerungen. Brodin bleibt bis Februar und wird danach als leitender Berater für die Ikea Foundation tätig sein.
Finanzen Net

Freenet-Chef Robin Harries und CFO Ingo Arnold führen künftig verkleinerten Vorstand

Der Telekommunikationsanbieter reduziert seinen Vorstand zum September von derzeit sechs auf nur noch zwei Mitglieder. Der Schritt geht auf eine Entscheidung des Aufsichtsrats zurück, die nach einem Überprüfungsprozess infolge des CEO-Wechsels getroffen wurde. Ziel ist es, Verantwortlichkeiten klarer zuzuordnen, die Zusammenarbeit zu verbessern und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Die Verträge von Harries und Arnold wurden langfristig verlängert.
Heise

Github-CEO Thomas Dohmke kündigt Rücktritt an und will neues Startup gründen

Thomas Dohmke ist seit November 2021 CEO von Github. Er will wieder ein eigenes Start-up gründen. Bereits 2011 hatte er das Unternehmen HockeyApp gegründet und später an Microsoft verkauft, bevor er über mehrere Stationen bei Github landete. In seiner Abschiedsbotschaft betont Dohmke seine Rückkehr zu den Gründungswurzeln und dankt dem Microsoft-Management sowie den "Hubbers". Die CEO-Position bei Github wird vorerst nicht neu besetzt, stattdessen wird die Führung auf mehrere Microsoft-Manager verteilt.

CEO.Finance

Deutschlands dreifaches Schuldendilemma

Deutschland startet ein Schuldenexperiment – mit Folgen für Wirtschaft, Euro und Politik. Eine Kolumne von Gunther Schnabl.

Im Frühjahr 2025 haben Bundestag und Bundesrat den Weg für schuldenfinanzierte Staatsausgaben von geschätzt 1.000 Milliarden Euro für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz freigemacht. Nachdem die Ampel an mangelnden Mitteln für hochgesteckte Sozial- und Klimaziele gescheitert war, hat sich die neue Koalition damit große politische Handlungsspielräume verschafft. Trotzdem reicht es vorn und hinten nicht. Eine bisher ungekannte Welle der Kritik schwappt durchs Land. Deutschland steckt in einem dreifachen Schuldendilemma.

Dilemma 1: Der Investitionsbedarf ist riesig, aber die Kapazitäten sind beschränkt
Die Regierungen haben die seit 2008 stark sprudelnden Staatseinnahmen für Soziales und Klima, aber nicht für Investitionen genutzt. Die Verteidigungsbereitschaft ist nicht gegeben, die Bahn ist miserabel, und viele deutsche Stadtkerne sehen trostlos aus.

Würden für das Nachholen der nötigen Investitionen die immensen Ausgabenverpflichtungen für Soziales und Klima zurückgebaut, ginge das nur langsam – und es gäbe großen Widerstand.
Doch wenn mit Schulden Versäumtes nachgeholt wird, drohen Engpässe. Die wenigen Anbieter für Rüstungsgüter und Infrastruktur heben schon jetzt die Preise an.

Dilemma 2: Es gibt Wachstumsimpulse, aber man schadet dem Export
Deutschland hat seit der Jahrtausendwende viel Kapital exportiert, das im Ausland den Kauf deutscher Güter ermöglicht hat. Mit den großen schuldenfinanzierten Staatsausgaben dürften – ähnlich wie bei der Wiedervereinigung – die Nettokapitalexporte einbrechen.

Das ist gut, weil ein großer Teil der Kapitalabflüsse verloren gegangen ist, insbesondere in der Hypothekenmarkt- sowie der südeuropäischen Finanz- und Schuldenkrise. Wenn in Zukunft deutsche Ersparnisse im Inland blieben, fänden mehr Investitionen und Konsum zu Hause statt.

Doch der Rückgang der Kapitalexporte würde die durch US-Zölle bereits gebeutelte Exportindustrie treffen, weil dann das Ausland weniger deutsche Güter beschafft.

Dilemma 3: Deutschland ist nicht mehr der Dumme, aber der Euro wird instabiler
In der Eurokrise hat Deutschland mit seiner Finanzkraft maßgeblich zur Rettung des Euro beigetragen. Mit einer Staatsverschuldung von derzeit 63 % des Bruttoinlandsprodukts ist Deutschland noch der Stabilitätsanker der Währungsunion.

Wenn die deutsche Staatsverschuldung auf das Niveau von Spanien (101 %), Frankreich (116 %) oder sogar Italien (137 %) steigt, würde eine Vergemeinschaftung der Staatsverschuldung nicht mehr überproportional auf Kosten der Deutschen gehen.

Doch steigende Zinsen auf Bundesanleihen würden europaweit die Zinsen nach oben treiben. Die Wahrscheinlichkeit einer neuen Eurokrise steigt. Es wächst der Druck auf die EZB, wieder Staatsanleihen zu kaufen, was Inflationsrisiken schafft.

Die deutsche Politik hat sich in ein Spannungsfeld von Eurostabilitätsversprechen und aus dem Ruder gelaufenen Sozial- und Klimavisionen manövriert – und dabei das Investieren vergessen. Der große Schluck aus der Schuldenpulle erlaubt es vor allem, dringende Reformen weiter nach hinten zu verschieben. Doch anders als erwartet scheinen die großen Schulden der Popularität der Regierung nicht zuträglich zu sein. Der Ausgang des historischen Schuldenexperiments ist ungewiss.

CEO.Factcheck

Orbitale Datenverarbeitung – Neue Infrastruktur im All

Datenverarbeitung im Orbit gilt als einer der dynamischsten Wachstumsmärkte der Raumfahrtindustrie. Beim sogenannten Edge Computing verarbeiten Satelliten Daten direkt im All, statt sie vollständig zur Erde zu senden. Nur relevante Informationen werden übertragen – das spart Zeit, reduziert Kosten und ermöglicht schnellere Entscheidungen. Immer mehr Unternehmen investieren in diese Technologie. 

  • Markt mit Potenzial: 2024 wurde der globale Markt für Space-Based Edge Computing auf 2,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Prognosen zufolge soll er bis 2034 auf rund acht Milliarden US-Dollar anwachsen, was einem jährlichen Wachstum von etwa elf Prozent entspricht. 

  • Einsatzfelder: Anwendungen reichen von Katastrophenschutz, maritimer Logistik und Spionageabwehr bis zu Smart Agriculture. In der Landwirtschaft analysieren Satelliten mit Edge-Computing-Technologie in Echtzeit Daten wie Bodenfeuchte und Temperatur. Das kann den Wasserverbrauch um bis zu 30 Prozent senken, den Einsatz von Düngemitteln optimieren, Landwirten die Einhaltung der Düngeverordnung erleichtern und gleichzeitig die Erträge steigern. 

  • Technologische Treiber: Mehr als 1.000 neue Satelliten sollen in den kommenden Jahren in den Orbit gebracht werden. Das steigert den Bedarf an onboard Datenverarbeitung und automatisierten Entscheidungsprozessen im All. 

  • Tech-Player an Bord: Unternehmen wie Voyager Space, L3Harris, Amazon (Kuiper) und Microsoft Azure Space treiben die Entwicklung voran und positionieren sich im Zukunftsmarkt der orbitalen IT-Infrastruktur. 

CEO.Nachtisch

Die Kunst der Welle: Was Spezi über starkes Branding verrät

Unser Tipp führt Sie heute zum Thema Branding: Wie baut man eine erfolgreiche Marke auf? Für den Marketing-Experten Franz-Rudolf Esch, Gründer der gleichnamigen Unternehmensberatung, sind dafür drei Punkte zentral:

  1. Markenpositionierung: Der Name sollte zum inhaltlichen Profil der Marke passen – wie etwa Hello Fresh“ oder Volkswagen“. 

  1. Gedächtnisanker: Ein konkretes Symbol wie der angebissene Apfel von Apple oder das Lacoste-Krokodil bieten einen visuellen Wiedererkennungswert. 

  1. Corporate Design: Wiedererkennbare Formen, Farben und Bilder wie die Coca-Cola-Flasche oder die Nivea-Dose unterstützen den Gedächtnisanker. 

Je kohärenter diese Elemente zusammenwirken, desto schneller entsteht Markenbindung. Die Kunst des Branding“ liege darin, „den Spagat zu meistern, als kategoriezugehörig von Konsumenten identifiziert zu werden, gleichermaßen aber ein eigenes inhaltliches Profil zu entwickeln, das visuell in Branding-Maßnahmen übersetzt wird“, sagt Esch. 

Wie wichtig diese Prinzipien sind, zeigt der Fall Spezi. Das Landgericht München I hat entschieden: Das Etikett-Design der Cola+Orange Mische“ von Berentzens Marke Mio Mio ähnelt dem der Paulaner Spezi zu sehr. Mio Mio muss den Verkauf stoppen, bereits produzierte Flaschen vernichten und Schadenersatz zahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

Es ist nicht der erste Sieg für Paulaner: Im März gewannen die Münchener gegen die Karlsberg Brauerei, 2022 gegen die Augsburger Brauerei Riegele im Streit um den Namen Spezi“.  

Farben gehören für Esch zu den stärksten Mitteln, um in der Flut von Angeboten hervorzustechen. Schneller Wiedererkennungswert durch klare Signale wie die Fünf-Farben-Welle auf dem Spezi-Etikett sei am Regal und anderen Kontaktpunkten wichtig, um positive Assoziationen herzustellen. Das bestimme dann meist die Kaufentscheidung. 

Das Spezi-Design ist ein Stück Markenidentität, das sich über Jahrzehnte in Köpfen und Regalen festgesetzt hat. Deshalb sei es richtig für Paulaner, vor Gericht seine Muskeln spielen zu lassen – damit wird nicht nur das Design verteidigt, sondern auch der Platz in den Köpfen der Kunden.

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