Führung ist kein Sprint. Das weiß jede und jeder CEO nach einem Jahr im Amt. Doch was viele unterschätzen: Führung ist auch kein Dauerlauf mit klarem Ziel, sondern ein Landschaftsmarathon – mit Nebel, Wetterumschwüngen und ungewisser Streckenführung. Es braucht eine Kraftquelle, aus der man langfristig führen kann, ohne innerlich zu erodieren.
Diese Kraftquelle ist nicht das Ego. Dieses ist zwar ein leistungsfähiger Motor für Erfolg. Aber Erfolg – sei es der eigene oder der der Firma – ist von vielen Faktoren abhängig, die man nur bedingt beeinflussen kann. Und die Freude über den „Deal des Jahres“ oder den Kursrekord verpufft oft schneller, als einem lieb ist. Dann beginnt die Spirale aus Leistung, Leere – und dem verzweifelten Blick aufs nächste Ziel.
Für langfristige Erfüllung braucht es etwas anderes. Studien wie das Sozio-oekonomische Panel zeigen: Wer altruistische Ziele verfolgt, wer andere fördert oder der Gesellschaft etwas zurückgibt, erlebt signifikant mehr Lebenszufriedenheit als Menschen, die auf materiellen Erfolg fokussiert sind. Wir schaffen Glück, indem wir Glück für andere schaffen.
Management – gut praktiziert – ist eine unterschätzte Form der Sinnstiftung. Es bietet unzählige Möglichkeiten, Potenziale zu erkennen, Räume für Wachstum zu schaffen und andere stark zu machen. Diese Art der Führung braucht Reife und innere Orientierung.
Sie ist kein Feel-Good-Ansatz, sondern der Schlüssel zu nachhaltiger Energie, Sinn und Widerstandskraft. In dem Moment, in dem wir aufhören, uns selbst ins Zentrum zu stellen, wird das Leben reich und Führung zur erfüllenden Aufgabe.
Bülent Gögdün ist Director Executive Programs an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.