CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 23. August 2025

Warum sich US-Politiker hinter Trump stellen – und gegen den Freihandel

Sieht die Welt als Nullsummenspiel: US-Präsident Donald Trump (picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Seit 2008 wächst die US-Wirtschaft, doch der Wohlstand verteilt sich ungleich – besonders im Kernland hat der Freihandel Wunden hinterlassen. Ein Blick auf Trumps Zollpolitik, ihre Ursachen und die Versprechen ihrer Befürworter.

Aus europäischer Perspektive mag das seltsam erscheinen. Haben die USA nicht von genau dem Handelssystem profitiert, das sie selbst mit aufgebaut haben? Im Vergleich zu Europa stand die Wirtschaft der USA ziemlich gut da. Seit 2008 ist das BIP pro Kopf in den USA um mehr als 75 Prozent gewachsen – deutlich mehr als in der EU, wo es lediglich um 16 Prozent zulegte.

Doch hinter diesem Wachstum steckt eine tiefere Geschichte, die erklärt, warum fast 40 Prozent der US-Bürger Donald Trumps Zölle gutheißen. Ein Großteil der wirtschaftlichen Gewinne der vergangenen Jahrzehnte entfiel auf Beschäftigte mit Hochschulabschluss, die weniger als die Hälfte der Erwerbsbevölkerung ausmachen. Zudem konzentrierten sich diese Gewinne besonders in dem, was US-Ökonominnen und -Ökonomen „Superstar-Städte“ nennen – Metropolen wie San Francisco, New York, Los Angeles, Seattle und Boston.

Unterdessen traf der Freihandel viele Industriestädte im US-amerikanischen Kernland hart. Viele Industriestädte im Herzen des Landes litten massiv unter dem Freihandel. Ökonomen sprechen hier vom „China-Schock“, der einsetzte, als China 2001 der Welthandelsorganisation beitrat: Eine Flut chinesischer Importe strömte ins Land, und viele US-Hersteller konnten nicht mithalten. Mehr als eine Million Industriebeschäftigte in den USA verloren ihre Jobs. Diese Gemeinden kämpften mit den Folgen und fielen einer Reihe sozialer Probleme zum Opfer, darunter das, was als „deaths of despair“ bezeichnet wird – also Todesfälle Verzweifelter infolge von Drogen- und Alkoholmissbrauch oder Suiziden.

Diese Hintergründe helfen zu verstehen, warum so viele US-Wähler die Wirtschaftspolitik von Präsident Trump unterstützen. Wenn es in Trumps politischem Leben eine Konstante gibt, dann seine Kritik am Freihandel.

Schon in den 1980er-Jahren sprach sich Trump öffentlich für Zölle aus. Damals befürchtete er, dass die USA in den Handelsbeziehungen zu Japan „über den Tisch gezogen“ werden, und forderte einen Zoll von 15 bis 20 Prozent auf japanische Importe. Trump scheint die Welt eher als Nullsummenspiel zu sehen, in dem der industrielle Erfolg einer Nation auf Kosten anderer geht.

Trumps anti-freihändlerische Botschaft fand bei großen Teilen des Landes Anklang – insbesondere in Gegenden, die vom China-Schock und anderen Handelsverwerfungen negativ betroffen waren. Befürworter der Zölle wie Oren Cass, Gründer des populistischen Thinktanks American Compass, versprechen dreierlei: Sie wollen gut bezahlte Industriearbeitsplätze für Nicht-Akademiker zurückholen, mehr Unternehmensinvestitionen ins Land locken und das Wachstum breiter über das Land verteilen. So sollen auch jene Gemeinden profitieren, die in den vergangenen Jahrzehnten abgehängt wurden.

Greg Rosalsky ist Reporter beim US-amerikanischen NPR-Programm Planet Money und im Rahmen eines Burns-Fellowship Gastautor bei Table.Briefings.

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Letzte Aktualisierung: 23. August 2025

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