- Simpleclub bietet jetzt Inhalte für Auszubildende an
- Bettermarks-Gründer Arndt Kwiatkowski über EdTech-Gründungsphase
- Was wird aus dem Blockchain-Zeugnis?
- Dataport-Schuldcloud auf Ukrainisch verfügbar
- Baden-Württenbergs Datenschützer verbietet Microsoft Office 365
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die Geschichte der digitalen Bildung in Deutschland ist eine Geschichte des Wartens. Ein Beispiel dafür ist Arndt Kwiatkowski, ein früher Digitalisierer, der 2008 die Mathe-Lernplattform „Bettermarks“ aufbaute. Allerdings bekam er erst 2018 den ersten Auftrag eines Bundeslandes, mit seiner Mathe-App Schülern beim Lernen zu helfen – und Lehrern beim Unterrichten. „In manchen Bundesländern finden wir nicht mal jemanden, der mit uns spricht“, verriet Kwiatkowski meiner Kollegin Sofie Czilwik, die ihn besucht hat.
Genauso geht es der Lernplattform „Optima“ aus der Ukraine. Die Online-Schule hat alle ihre Angebote auf gratis umgestellt – wegen des Krieges. Damit alle Geflüchteten, egal wohin es sie in Europa verschlagen hat, umsonst lernen können. Seit Wochen allerdings wartet Optima vergeblich darauf, von den Kultusministerministern oder dem BMBF eine finanzielle Förderung zu bekommen. Nun ändert Optima sein Geschäftsmodell: sie verwandelt sich in eine NGO, ein gemeinwohlorientiertes Angebot. Die Hoffnung: dass dann aus Deutschland eine Förderung kommt – bevor das Portal pleite geht. Wir berichten genauer, sollten sich die Kultusminister bewegen.
Und noch ein Start-up haben wir im Fokus: „Simpleclub“. Die enervierend frechen Sprecher der Simpleclub-Lernvideos sollen nun auch Azubis zum Lernen anstacheln. Die Gründer wollen bis zum Jahresende den Lernstoff von 20 Berufen in der App haben. Aber auch Simpleclub hat eben nicht nur Freunde. Die ehemaligen Mathe-Youtuber hätten ein „parasitäres Verhältnis zum Schulsystem“, sagt einer der einflussreichsten deutschen Didaktiker. Wie kommt er darauf?
Ich wünsche eine spannende Lektüre
Christian Füller

Analyse
Simpleclub digitalisiert Berufsbildung

Christian Füller
Die unter Jugendlichen beliebteste Lernapp will die duale Ausbildung modernisieren: Simpleclub digitalisiert mit Lernvideos die Berufsbildung. Die Ausbildungsinhalte der Maler und Lackierer, Bank- und Industriekaufleute sind mithilfe der Industrie bereits als Videos, Aufgaben und Tests auf der Lern- und Videoplattform verfügbar. Derzeit arbeiteten 40 Mitarbeiter daran, den Stoff eines weiteren Dutzends von Berufen zu digitalisieren, teilte Simpleclub mit. Nach eigenen Angaben nutzten knapp 21.000 Auszubildende die Lern-App, um sich auf die Arbeit und Prüfungen vorzubereiten. Insgesamt gibt es 1,3 Millionen Lehrlinge in Deutschland.
Die Lernvideos sind auch für die Berufsbildung im typischen frechen Stil der Simpleclub-Erfinder Alexander Giesecke und Nicolai Schork gehalten. „Was zur Hölle ist eine Ammoniakalische Netzmittelwäsche?“, fragt der Sprecher im Video über Lackieruntergründe. „Aha, cool, und wo brauche ich sowas, bitte, im echten Leben?“ lautet die Frage bei Sortieralgorithmen. Dieser Stil stößt bei Lehrer:innen auf Kopfschütteln bis Empörung, kommt bei Jugendlichen aber häufig an. Und er ist erfrischender als bei der Konkurrenz. Die Erklärfilme bei Westermanns „Georg“ oder dem Unternehmen „Vocanto“ sind fachlich korrekt, aber lange nicht so munter. Die „Cornelsen-Ecademy“ hat mit ihrer automatisierten Stimme den Charme des „Pauk mit: Latein“ im Telekolleg des Bayerischen Fernsehens von vor 50 Jahren. Nur dass es heute bei Cornelsen vorgelesene Texte wie dieser sind: „Die elektrische Energie für die Energieversorgung wird zuvor aus einer anderen Energieform umgewandelt.“

Simpleclub seit zehn Jahren mit Lernvideos für Schüler präsent
Simpleclub ist schon seit zehn Jahren auf dem Markt, anfangs nur mit Lernvideos, inzwischen mit einer App, die vom Karteikartensystem über Aufgaben bis zu virtueller Realität reicht. Die Videoschmiede der beiden Gründer Schork und Giesecke ist Objekt einer Hassliebe. Schüler verehren die kessen Lernvideos, die selbsternannte pädagogische Elite verachtet sie. Das Konsumieren von Videos löse bei Schülern zwar Euphorie aus, sei aber nicht mehr als Kompetenzsimulation. So kritisiert etwa der Erlanger Deutschdidaktiker Axel Krommer, Simpleclub habe ein „parasitäres Verhältnis zum Schulsystem“.
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