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Wasserstoff ist in Europa ein Schlüsselelement, um die Klimaziele zu erreichen. Die Europäische Wasserstoffstrategie ist ein wichtiger Baustein der Energiepolitik Europas. Milliardenschwere Wasserstoffförderungen im Rahmen der EU-Wasserstoff-Initiative sollen die Technologie voranbringen. Dafür muss mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern kommen. Solar, Windkraft und Wasserkraft sind essentiell für die Produktion von grünem Wasserstoff. Bislang ist nämlich Erdgas der wichtigste Rohstoff in der Wasserstoffproduktion. Alle News zum Thema gibt es von der Table Media-Redaktion.
Warum gilt Wasserstoff in Europa als das Schlüsselelement der Gegenwart?
Die Wasserstofftechnologie gilt als Schlüsselelement der europäischen Energiepolitik, weil es vielseitig einsetzbar ist. Im Vergleich zum Strom hat Wasserstoff den Vorteil, dass er ein guter Energiespeicher ist, den Anwender leicht lagern und über Pipelines transportieren können. Er kann so dort eingesetzt werden, wo Prozesse nur schwer zu elektrifizieren sind.
So kann Wasserstoff in der Stahlerzeugung oder Ammoniakproduktion Kohle und Erdgas ersetzen. Im Schwerlastverkehr ist Wasserstoff eine Alternative zum Diesel. So gibt es bereits erste Wasserstoff-Züge. Hier wird Wasserstoff über eine Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Auch Autohersteller erforschen schon seit Jahrzehnten diese Technologie für Pkw. Aus Wasserstoff können außerdem synthetische Kraftstoffe hergestellt werden, die in der Luftfahrt oder im Schiffsverkehr eingesetzt werden können.
Was ist grüner Wasserstoff?
Der sogenannte grüne Wasserstoff gilt bei vielen als die Wasserstofftechnologie, die zur Lösung für die Klimakrise und Energiewende werden kann. Denn Wasserstoff kommt auf der Erde nur als Verbindung vor. Wer reinen Wasserstoff nutzen möchte, muss ihn abspalten. Derzeit nutzen die Wasserstoff-Hersteller Europas noch andere Quellen. 96 Prozent des Wasserstoffs kommen von der Abspaltung von Erdgas. Dabei entstehen große Mengen Treibhausgase. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen.
Dabei wird Wasser in Sauer- und eben Wasserstoff aufgespaltet. Das Problem ist, dass dieser Prozess sehr viel Strom benötigt. Kommt dieser Strom aber von Solar, Windkraft oder Wasserkraft, ist die Elektrolyse klimaneutral. Diesen Prozess nennen Forscher Power-to-Gas. Er ist eine Unterkategorie der Power-to-X-Technologie. So gibt es auch noch Power-to-Heat oder Power-to-Liquid.
Die Umwandlung löst das Problem, dass Wind- und Solarenergie nur schwer zu speichern sind. Produktionsspitzen können von den Wasserstoff-Herstellern Europas genutzt werden, um später Engpässe – wenn weder die Sonne scheint, noch der Wind weht – auszugleichen.
Was ist die europäische Wasserstoffstrategie?
Die Wasserstoffstrategie der EU soll Europa zur Vorreiterin beim Einsatz von Wasserstoff machen. Sie ist dabei ein Baustein des europäischen Green Deal. Er sieht vor, dass Europa im Jahr 2050 klimaneutral sein soll. Das funktioniert nur, wenn auch Sektoren dekarbonisiert werden, bei denen eine Elektrifizierung nicht oder nur sehr schwer möglich ist. Dort soll deswegen Wasserstoff auf breiter Ebene genutzt werden. Im Verkehr genauso wie in der Industrie. In der EU-Wasserstoff-Initiative werden die Bemühungen gebündelt.
Das große Ziel ist es, grünen Wasserstoff zu verwenden. Die Herstellung aus Erdgas als Ausgangsstoff ist allerdings eine Brückentechnologie. Die Wasserstoffstrategie der EU beinhaltet deswegen eine ganze Reihe von Zielen. Die Produktionsmenge von grünem Wasserstoff soll bis zum Jahr 2024 auf eine Millionen Tonnen pro Jahr steigern. Im Jahr 2030 sollen es bereits zehn Millionen Tonnen sein. Zwischen 2030 und 2050 soll grüner Wasserstoff zum systemrelevanten Energieträger entwickelt werden.
Neben präzisen Produktionszielen gibt es auch noch übergeordnete wirtschaftliche und politische Ziele. Mit Förderungen der Wasserstofftechnologien sollen die wirtschaftlichen Schäden während der Coronapandemie ausgeglichen werden. Die Subventionen stammen aus dem EU Recovery Deal. Damit will die EU neue Arbeitsplätze in der Wasserstoffindustrie schaffen. Wasserstoff soll außerdem die Unabhängigkeit von Öl- und Gasimporten steigern.
Wie sieht es weltweit mit der Wasserstoffstrategie aus?
Auch global wird Wasserstoff als große Chance gesehen, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Zwanzig Länder, die insgesamt für die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung verantwortlich sind, haben bereits eine Wasserstoffstrategie. 31 weitere diskutieren gerade politische Maßnahmen in diese Richtung. Zu den führenden Ländern in diesem Bereich gehören Südkorea, Japan, Frankreich und Australien.
Für das Jahr 2050 rechnet das World Energy Council mit einer Wasserstoffnachfrage von etwa 270 Millionen Tonnen jährlich. Das entspricht 9.000 Terrawattstunden und ist etwa die Menge an Energie, die derzeit weltweit durch erneuerbare Energie produziert wird. Das World Energy Council rechnet damit, dass es bald zu großen bilateralen Abkommen kommen wird. So sollen Lieferketten und Verflechtungen bei Produktion, Infrastruktur und Logistik entstehen.
Welche Wasserstoffprojekte gibt es momentan in Europa?
Die EU kann ihre Wasserstoffstrategie nur dann erfolgreich umsetzen, wenn die Technologien vereinheitlicht und genormt sind. Die EU-Wasserstoff-Initiative versucht entsprechende Regelungen umzusetzen. Dafür braucht es eine enge Vernetzung der Nationalstaaten und ihrer Unternehmen und Forschungsprojekte. So gibt es das Konsortium NortH2, das aus Gasunie, Groningen Seaports und Shell Nederland besteht. Es möchte in Eemshaven die größte Anlage für grünen Wasserstoff bauen. Sie soll ihre Energie aus einem Mega-Offshore-Windpark bekommen. Im Jahr 2040 sollen so 800.000 Tonnen Wasserstoff jährlich entstehen.
Dänemark plant derweil eine ähnliche Einrichtung auf einer künstlich aufgeschütteten Insel. Die Anlage soll noch vor dem Jahr 2030 in Betrieb genommen werden. Die Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff listet insgesamt 750 Wasserstoffprojekte in ganz Europa auf, die an der Infrastruktur und der Erforschung der Technologie in den verschiedensten Bereichen arbeiten.
Welche Kooperationen ist Europa eingegangen?
Trotz aller Subventionen ist Europa auch beim Wasserstoff auf Energie-Importe angewiesen. Die EU-Wasserstoff-Initiative will die Versorgung sicherstellen. Entsprechende Kooperationen in diesem Bereich sind bereits angelaufen. Das bekannteste Wasserstoffprojekt ist die Kooperation zwischen Marokko und Deutschland. In der Nähe der Stadt Ouarzazate am Rand des Atlasgebirges steht die größte Solaranlage der Welt. Das Noor-Kraftwerk. Es liefert Strom an 1,3 Millionen Menschen. Und an die erste industrielle Anlage für grünen Wasserstoff. Die Demonstrationsanlage stellt aktuell vier Tonnen Wasserstoff pro Tag her.
Wichtig für die Produktion von grünem Wasserstoff ist neben der politischen Stabilität eines Landes auch die Verfügbarkeit von Wasser. In der Branche hat sich die Meerwasserentsalzung durchgesetzt. Im Rahmen der deutschen Wasserstoffstrategie entstand deswegen auch eine Partnerschaft mit Australien. Zwar scheint eine Lieferkette zu komplex, doch könnte eine Forschungs- oder Industriekooperation interessant sein. Auch daran arbeitet die EU-Wasserstoff Initiative.
News zur europäischen Wasserstoffstrategie der EU
Die Wasserstoffstrategie ist enorm wichtig, um die Klimaziele der EU einzuhalten. Dafür braucht es aber einen Strukturwandel innerhalb der Industrie. Vor allem in stark energieintensiven Branchen. Ein Ausbau der erneuerbaren Energien ist unumgänglich, genauso wie globale Kooperationen. Die Redaktion von Table Media wird über alle Entwicklungen berichten.