bereits in den nächsten Tagen will Finnlands Regierung die noch notwendigen formellen Beschlüsse zum Nato-Beitritt fällen. Das Land, das sich eine mehr als 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland teilt, will unverzüglich in das Verteidigungsbündnis eintreten, Schweden könnte bald folgen. Russlands wütende Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
Nachdem Russland am Mittwoch Sanktionen gegen Teile des Gaskonzerns Gazprom Germania angekündigt hatte, gab Wirtschaftsminister Robert Habeck gestern leichte Entwarnung. Russland wolle nicht den Handel einstellen, setze aber Energie als Waffe ein.
Der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus ist eines der wichtigsten Instrumente zur Dekarbonisierung der Industrie. In der Bundesregierung aber wird das Thema CBAM bislang vernachlässigt. Industrie und Klimaschützer kritisieren dies nun gleichermaßen, wie Lukas Scheid und Till Hoppe analysieren.
In der Schweiz kämpft man in diesen Tagen weniger mit der Angst vor einem Gaslieferstopp als mit der Angst vor fehlendem Strom. Das Land droht nämlich den Anschluss an den EU-Strombinnenmarkt zu verlieren, spätestens wenn ab 2025 die angrenzenden Länder einen guten Teil ihrer Kapazitäten für den Handel mit EU-Ländern vorhalten müssen. Stephan Israel erklärt die Hintergründe.
Die europäische Schwerindustrie steht in den kommenden Jahren vor einer massiven Transformation. Sektoren wie die Stahl- oder die Chemieindustrie müssen auf eine klimaneutrale Produktion umstellen, was enorme Investitionen verschlingen wird. Zugleich aber sollen die Produkte der Unternehmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein – sonst wandert die Produktion ins Ausland ab.
Das gilt besonders für Deutschland: Die Bundesrepublik ist Europas größter Stahlhersteller mit einer jährlichen Produktion von rund 40 Millionen Tonnen Rohstahl (2021) sowie größter Zementhersteller mit über 34 Millionen Tonnen im Jahr (2019). Derzeit profitieren die Branchen noch von kostenlosen CO2-Zertifikaten (Europe.Table berichtete), sodass sie nicht den vollen Preis im europäischen Emissionshandelssystem zahlen müssen und so international konkurrenzfähig bleiben.
Durch den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) würde sich das Prinzip ändern. Die Industrie würde fortan in voller Höhe für ihren CO2-Ausstoß bezahlen, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten, würden Importe nach Europa mit einem Grenzausgleich belegt. Allerdings ist der Mechanismus bislang nicht erprobt, weshalb es sowohl in der Industrie als auch in der Politik großes Zaudern gibt.
Die Bundesregierung betont stets ihre Unterstützung für das Instrument, so zum Beispiel im Koalitionsvertrag, in der Eröffnungsbilanz Klimaschutz des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums und beim Ecofin Mitte März (Europe.Table berichtete). Letzteres Bekenntnis ließ allerdings mehr Fragen offen, als es beantwortete. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) forderte eine Anpassung der Rolle kostenloser Zertifikate, ohne genauer zu erläutern, inwiefern. Der Ecofin gab stattdessen die noch offenen Fragen an die Umwelt- und Klimaminister weiter. Dort liegen sie noch immer.
Das von den Grünen geführte BMWK ist auf Ratsebene nun verantwortlich für die deutsche Position zum CBAM und dem Umgang mit kostenlosen CO2-Zertifikaten für die Industrie. In dem Haus, in dem der ehemalige Europaparlamentarier Sven Giegold und der Klimapolitik-Experte Patrick Graichen als Staatssekretäre fungieren, läuft das Thema angesichts vieler anderer Baustellen bislang aber nur unter ferner liefen, wie auch im Ministerium eingeräumt wird. Eine Anfrage zum CBAM ließ das BMWK bezeichnenderweise bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Abstimmung mit den anderen Ministerien läuft auch deshalb schleppend.
Kritik daran gibt es von mehreren Seiten. Die Industrie vermisst ein entschiedenes Eintreten für ihre Interessen. Es könne nicht sein, dass die Bundesregierung bei dem Thema nur eingeschränkt sprechfähig sei, heißt es in Industriekreisen, schließlich sei die Ausgestaltung des CBAM für die betroffenen Sektoren von größter Bedeutung. Die erste Positionierung Berlins beim Treffen der EU-Finanzminister im März sei viel zu unkonkret ausgefallen. “Die europapolitische Koordinierung hat sich unter der Ampel-Koalition leider kaum verbessert“, sagt ein Industrievertreter.
Den Eindruck, dass dem CBAM nicht die notwendige Aufmerksamkeit eingeräumt wird, teilt auch Anne Gläser, Referentin für CO2-Preise bei der NGO Germanwatch. Zwar habe es Lippenbekenntnisse aus Berlin gegeben, doch viel Substanz stecke bislang nicht dahinter. Die Expertin hofft, dass die Bundesregierung im Rat eine progressivere Rolle einnimmt und sich dafür einsetzt, im Vergleich zum Kommissionsvorschlag mehr Sektoren einzubeziehen und den Grenzausgleich früher einzuführen. Groß ist ihre Hoffnung allerdings nicht: “Der Bundesregierung wäre es egal, wenn die kostenlosen Zuteilungen weitergehen und der CBAM später kommt”, glaubt Gläser.
Das liegt vor allem daran, dass der CBAM keinen Schutz vor Carbon Leakage für Exporte vorsieht. Deutschland als größte Exportnation der EU hat kein reges Interesse an einem Mechanismus, der eine CO2-Abgabe auch für jene Produkte vorsieht, die außerhalb Europas konkurrenzfähig sein müssen – selbst wenn der CBAM die Geschwindigkeit der Dekarbonisierung der Industrie erhöhen könnte. Für diesen Interessenskonflikt im BMWK hat Gläser sogar Verständnis. Dass die Industrie vor Carbon Leakage geschützt werden müsse, sei schließlich nicht von der Hand zu weisen.
Die Industrie fordert deshalb ebenfalls, dass Deutschland eine proaktive Rolle einnimmt. “Geeignete Berechnungsverfahren, Wettbewerbsfähigkeit in den weiterverarbeitenden Wertschöpfungsketten oder Entlastungen für Exporte – alles Notwendigkeiten für die Chemie, für die keine Lösungen in Sicht sind”, kritisiert Matthias Blum, Handelsexperte des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI). Er fordert, dass die Bundesregierung sich in Brüssel dafür einsetzt, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie vom CBAM ausgenommen wird.
Eine andere Möglichkeit, um die deutsche Exportwirtschaft zu schützen, wären sogenannte Export Rebates. Diese Ausfuhrerstattungen könnten in Form kostenloser CO2-Zertifikate für die Menge der exportierten Produkte erfolgen.
Mit der Kommission wird das allerdings kaum zu machen sein. Sie hatte eine solche Option noch vor Veröffentlichung des Fit-for-55-Pakets aus ihrem Vorschlag für den CBAM herausgenommen. Der Grund: mangelnde WTO-Kompatibilität und das Fehlen eines Preissignals für die Industrie, das zur Dekarbonisierung anreizen soll. Und weil die Bundesregierung selbst stets die Notwendigkeit zur WTO-Kompatibilität betont, liegt diese Option auch in Berlin nicht auf dem Tisch. Statt selbst die Initiative zu ergreifen, Lösungen für die Exporte voranzutreiben, stützt die Bundesregierung den Kommissionsvorschlag.
Dabei wäre eine weitere Option die von der Bundesregierung selbst angekündigten Klimaclubs mit den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Klubmitgliedern könnte eine Ausnahme vom CBAM gewährt werden, sodass Unternehmen dorthin ohne CO2-Aufpreis exportieren könnten. Allerdings würde solch ein Klimaclub seinem Namen nur gerecht, wenn sich alle Mitglieder auch tatsächlich auf eine klimafreundliche Produktion einigen. Bislang fehlen die Ansätze, wie das erreicht werden könnte.
Die Chemieindustrie sieht hier die Bundesregierung in der Pflicht: Sie solle ihren Fokus “schnellstmöglich auf die Gründung des im Koalitionsvertrag angekündigten Klimaclubs legen”, sagt Matthias Blum vom VCI. “Hier warten wir noch auf substanzielle Impulse.” Mit Till Hoppe
Eine Studie der Schweizer Stromaufsicht Elcom hat unlängst die Öffentlichkeit zwischen Zürich und Genf aufgeschreckt: 47 Stunden ohne Strom, das könnte der Schweiz ab 2025 jeden Winter drohen. Zumindest beim pessimistischsten Szenario, das in der Studie durchgerechnet wird. Jeweils Ende März nämlich, wenn die Seen und Flüsse wenig Wasser führen und der Strombedarf traditionell hoch ist.
Doch nicht genug, mit dem russischen Krieg in der Ukraine drohen nun auch beim Gas Versorgungsengpässe. Die Schweiz deckt ihren Energiebedarf zwar nur zu 15 Prozent mit Erdgas, wovon die Hälfte aus Russland kommt. Die Schweiz verfügt allerdings über keine eigenen Gasspeicher. Hoffnungen von Energieministerin Simonetta Sommaruga, von einem geplanten Solidaritätsabkommen zwischen Deutschland und Italien profitieren zu können, haben sich rasch zerschlagen. Rechtsgrundlage für die bilateralen Abkommen zwischen EU-Staaten ist die europäische SoS-Verordnung. Der Weg steht für die Schweiz als Nichtmitglied nicht offen.
So reiste Finanzminister Ueli Maurer kürzlich ähnlich wie seine europäischen Amtskollegen nach Katar und knüpfte dort Kontakte mit Blick auf Lieferungen von LNG. Die drohende Stromlücke ist für die Schweizer Politik aber längerfristig die größere Herausforderung. 2020 wurden in der Schweiz 65,5 Terawattstunden Strom produziert, wozu Wasser- und Kernkraftwerke 58 beziehungsweise 33 Prozent beitrugen. Im Winterhalbjahr muss die Schweiz Elektrizität importieren, im Sommer kann sie Überschüsse exportieren.
Die Schweiz hat sich über langfristige Verträge Atomstrom aus Frankreich gesichert, importiert aber im Winterhalbjahr auch aus Deutschland. Deutschland will Ende des Jahres seine letzten Atomkraftwerke abschalten, Atomkraft aus Frankreich war zuletzt wegen einer Pannenserie weniger verfügbar und auch die landeseigenen Reaktoren liefern tendenziell weniger Strom. Die Schweiz hat 2017 per Volksabstimmung beschlossen, dass keine neuen Atomkraftwerke mehr gebaut werden dürfen. Die vier noch laufenden AKW-Blöcke sollen bis spätestens 2034 abgeschaltet werden.
Wie das Land die entstehende Lücke füllen kann, ist allerdings ungeklärt. Die Stromaufsichtsbehörde Elcom hat vorgeschlagen, zwei bis drei Gaskraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1000 Megawatt zu bauen. Allerdings wollte sich die Schweiz auch schon vor Russlands Angriff auf die Ukraine von fossilen Energieträgern unabhängig machen. Energieministerin Simonetta Sommaruga möchte deshalb die Versorgungssicherheit im Winter auch mit neuen Stauseen stärken und eine Wasserkraftreserve für Notfälle schaffen. Doch solche Projekte stoßen traditionell auf großen Widerstand in den betroffenen Regionen.
Das Risiko eines Blackouts im Winter sei akuter denn je, mahnte Christoph Mäder vom Wirtschaftsverband Economiesuisse kürzlich. Der Ausbau der erneuerbaren Energien komme viel zu wenig voran. Teile der Wirtschaft und die rechtsliberale Schweizer FDP stellen inzwischen den Atomausstieg in Frage. Für einen Ausstieg aus dem Ausstieg bräuchte es allerdings eine neue Volksabstimmung, und eine Renaissance der Kernenergie hätte dort nach heutigem Stand keine Chance.
Ungeregelt ist nicht nur die Schweizer Energiewende. Erschwerend kommt das ungeklärte Verhältnis mit der EU hinzu. Im Mai vergangenen Jahres hat Bern nach acht Jahren die Verhandlungen über eine neue Grundlage für die bilateralen Beziehungen zum Ärger Brüssels einseitig abgebrochen. Ein Rahmenabkommen sollte Ordnung in das Dickicht der über 120 bilateralen Verträge bringen, mit denen sich die Schweiz nach dem Nein zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) einen sektoriellen Zugang zum EU-Binnenmarkt gesichert hatte. Die Schweiz hätte sich verpflichtet, ihre bisher statischen Abkommen dynamisch dem neuen EU-Recht anzupassen. Bei Konflikten hätte in letzter Instanz der Europäische Gerichtshof in Luxemburg das letzte Wort gehabt.
Ohne das Rahmenabkommen will die EU diese privilegierte Teilmitgliedschaft erodieren lassen und keine neuen Binnenmarktabkommen mit der Schweiz abschließen. Ein Stromabkommen ist eigentlich seit Jahren in der Pipeline und bleibt nun auf absehbare Zeit blockiert. Auf dem Spiel steht nicht zuletzt die historische Rolle der Schweiz als Drehscheibe für die Stromflüsse in Europa.
Eigentlich wäre die Schweiz mit ihren Pumpspeicherwerken in den Alpen ähnlich wie Norwegen prädestiniert für die Rolle als Batterie Europas. Stattdessen ist die Schweiz heute dabei, den Anschluss an den EU-Strombinnenmarkt zu verlieren. Elcom hat ihren Beobachterstatus bei der europäischen Regulierungsagentur Acer eingebüßt und Swissgrid kämpft um seinen Platz bei Entso-E, dem Verband der Netzbetreiber.
In einem nächsten Schritt droht der Ausschluss vom sogenannten Regelenergiemarkt. Dieser dient dazu, das Netz stabil zu halten und bei ungeplanten Stromflüssen auszubalancieren. Ab 2025 müssen die Nachbarländer der Schweiz mindestens 70 Prozent der grenzüberschreitenden Kapazitäten für den Handel zwischen den EU-Staaten reservieren. Die physischen Verbindungen der Schweiz zum europäischen Strommarkt bleiben zwar bestehen. Doch der Handel und das Ausbalancieren des Netzes dürfte für die Akteure aufwendiger und auch teurer werden. Experten rechnen bis 2030 mit Einbußen von bis zu einer Milliarde Franken.
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten
16.05.-17.05.2022
Themen: Aussprache zur Situation im West-Balkan, Bewertung der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg, Gedankenaustausch über die Umsetzung des Strategischen Kompasses in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Infos
Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN)
16.05.-17.05.2022
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Umsetzung der aktualisierten neuen Industriestrategie für Europa, Aussprache mit Oleksandr Kubrakov (Ukrainischer Minister für Infrastruktur), Entwurf einer Stellungnahme zur Restrukturierung der Rahmenvorschriften der Union zur Besteuerung von Energieerzeugnissen und elektrischem Strom.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Haushalt (BUDG)
16.05.-17.05.2022
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum Statut und zur Finanzierung europäischer politischer Parteien und europäischer politischer Stiftungen, Entwurf einer Stellungnahme zur Einrichtung des Programms der Union für sichere Konnektivität für den Zeitraum 2023-2027, Entwurf einer Stellungnahme zum achten Kohäsionsbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Internationalen Handel (INTA)
16.05.-17.05.2022
Themen: Berichtsentwurf zum Schutz der Union und ihrer Mitgliedstaaten vor wirtschaftlichem Zwang durch Drittländer, Berichtsentwurf zur Zukunft der Auslandsinvestitionspolitik der EU, Berichtsentwurf zur Zukunft der Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika, Berichtsentwurf zur Strategie für den indopazifischen Raum in den Bereichen Handel und Investitionen.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE)
16.05.-17.05.2022
Themen: Öffentliche Anhörung zu kreativen Start-Ups und Innovation, Berichtsentwurf zum Politikprogramm für 2030 “Weg in die digitale Dekade”, Meinungsaustausch mit der EU-Kommission zu den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Verteidigungsindustrie und Raumfahrtpolitik der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Treffen des Ministerausschusses EU-Kanada
16.05.2022
Themen: Bewertung der bisherigen Zusammenarbeit zwischen der EU und Kanada, Diskussion zur Erweiterung der Kooperation zwischen der EU und Kanada.
Infos
Sitzung des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
16.05.2022 13:45-18:45 Uhr
Themen: Abstimmung über den Digital Markets Act (DMA), Entwurf einer Stellungnahme zur Umsetzung der aktualisierten neuen Industriestrategie für Europa, Berichtsentwurf zu Verbraucherkrediten.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
16.05.2022 14:00-18:45 Uhr
Themen: Entwurf einer Stellungnahme und Abstimmung über eine Richtlinie zur Förderung von Energie aus erneuerbaren Quellen.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
16.05.2022 14:45-17:15 Uhr
Themen: Berichtsentwurf zur Europäischen Grünen Anleihe, Gedankenaustausch mit Stefan Ingves (Vize-Präsident des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken).
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
16.05.2022 16:45-18:15 Uhr
Themen: Änderung der Haushaltsordnung.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
17.05.2022 09:00-16:15 Uhr
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Restrukturierung der Rahmenvorschriften der Union zur Besteuerung von Energieerzeugnissen und elektrischem Strom, Berichtsentwurf zu einer langfristigen Vision für die ländlichen Gebiete der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Treffen der G7-Entwicklungsminister:innen
18.05.-19.05.2022
Themen: Die Entwicklungsminister:innen der G7-Mitglieder tauschen sich zu aktuellen entwicklungspolitischen Fragen und Herausforderungen aus.
Infos
Wöchentliche Kommissionssitzung
18.05.2022
Themen: REpowerEU-Plan mit Vorschlägen zur Nothilfe und zum Wiederaufbau in der Ukraine und einer Analyse der Lücken bei den Verteidigungsinvestitionen, Paket für internationale Partnerschaften und Energie mit einer neuen Strategie für internationales Engagement im Energiebereich und einer gemeinsamen Mitteilung über eine Partnerschaft mit der Golfregion, Paket zur indirekten Besteuerung mit einer Überarbeitung der Richtlinie über die Besteuerung von Tabakwaren und einer Änderung der Richtlinie über das allgemeine Verbrauchsteuersystem.
Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr
Militärausschuss der Europäischen Union (EUMC)
18.05.2022
Themen: Die Generalstabschefs der EU-Staaten kommen zu Beratungen zusammen.
Infos
Plenartagung des EU-Parlaments: Ansprache Sandu, Rechtsstaatlichkeit, Mindestbesteuerung
18.05.2022 15:00-21:00 Uhr
Themen: Ansprache von Maia Sandu (Präsidentin der Republik Moldau), Aussprache zum Bericht der Kommission über die Rechtsstaatlichkeit 2021, Aussprache zur Mindestbesteuerung für multinationale Unternehmensgruppen.
Vorläufige Tagesordnung
Plenartagung des EU-Parlaments: Kriegsverbrechen, Energiesicherheit, Ukraine-Krieg
19.05.2022 19:00-13:00 Uhr
Themen: Bekämpfung der Straflosigkeit bei Kriegsverbrechen in der Ukraine, Europäische Solidarität und Energiesicherheit angesichts der Invasion der Ukraine durch Russland, Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine auf die Gesellschaft und die Wirtschaft in der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten
20.05.2022
Themen: Gedankenaustausch zum Krieg Russlands gegen die Ukraine im Hinblick auf die globale Nahrungsmittelversorgung und mögliche multilaterale Reaktionen, Gedankenaustausch mit Filippo Grandi (UN-Hochkommissar für Flüchtlinge).
Vorläufige Tagesordnung
Als Folge des russischen Einmarschs in der Ukraine haben sich die Spitzen der Staatsführung in Finnland für einen Nato-Beitritt ausgesprochen. “Finnland muss unverzüglich einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft stellen”, sagten Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin am Donnerstag in Helsinki in einer gemeinsamen Erklärung. Die russische Regierung reagierte mit scharfer Kritik und kündigte Gegenmaßnahmen an.
Es wird erwartet, dass auch das bisher ebenfalls neutrale Schweden einen Beitrittswunsch äußern wird, weil es sich von Russland bedroht fühlt. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, dass man davon ausgehe, dass Finnland und gegebenenfalls auch Schweden rasch eine Mitgliedschaft in dem transatlantischen Militärbündnis gewährt werde. Dies würde den Weg für eine verstärkte Truppenpräsenz in Skandinavien bereits während der einjährigen Ratifizierungsphase ebnen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, die Finnen würden “herzlich willkommen” geheißen. Er versprach einen “reibungslosen und zügigen” Beitrittsprozess.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bereits vergangene Woche deutlich gemacht, dass Deutschland einen Beitritt von Schweden und Finnland zur Nato unterstützt. Auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen setzte sich in einer ersten Stellungnahme für eine rasche Aufnahme ein. Vor allem die baltischen Staaten sind für einen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens, weil dies den Schutz für die Nato- und EU-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen vor einem russischen Angriff erleichtern würde.
Finnland hat eine 1300 Kilometer lange Grenze, im Zuge des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer sowjetischen Invasion. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Land neutral, um die Beziehungen zur damaligen Sowjetunion und dann Russland nicht zu belasten. Als EU-Mitglied ist Finnland, das wie Schweden 1995 der Europäischen Union beitrat, aber bereits in einige gemeinsame militärische Strukturen eingebunden. Russland hatte Finnland vor einem Beitritt in die Nato gewarnt. rtr
Die russischen Sanktionen gegen Gazprom Germania erleichtern nach Einschätzung der deutschen Seite paradoxerweise das Wiederbefüllen der Speicher, bedeuten aber eine weitere politische Eskalation. “Russland setzt Energie als Waffe ein“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag in Berlin. Auf diese Situation sei man aber vorbereitet. Zehn Millionen Kubikmeter Gas täglich flössen jetzt nicht mehr nach Deutschland. Dies entspreche über den Rest des Jahres gesehen drei Prozent der russischen Lieferungen und sei ersetzbar – wenn auch zu höheren Preisen. Das sei wohl das Ziel der Sanktionen gegen die unter deutscher Kontrolle stehende Gazprom-Germania und deren Handelstöchter.
Neue Lieferverträge bewertet die Bundesnetzagentur trotz vermutlich höherer Preise als positiv. Für die Germania-Töchter werde es nun einfacher, den größten deutschen Speicher Rehden zu befüllen, sagte Behördenchef Klaus Müller. Er wies darauf hin, dass Russland nicht die Leitungsbetreiber unter dem Dach von Gazprom Germania sanktioniere, das Gas also weiter etwa über Nordstream I fließen und in Deutschland verteilt werden könne. Den Handel wolle Russland also offenbar fortsetzen.
Am Mittwoch hat die russische Regierung Geschäfte mit Gazprom Germania und anderen ehemaligen Tochtergesellschaften des russischen Staatskonzerns Gazprom im Ausland untersagt. Die Regelung betrifft insgesamt 31 Firmen. Gazprom Germania war Anfang April unter staatliche deutsche Kontrolle gestellt worden.
Ein weiterer Konflikt könnte allerdings drohen, wenn Russland die Euro oder Dollar-Zahlungen für Gas aus dem Westen nicht mehr akzeptieren sollte. Russland hatte neue Regelungen mit Rubel-Zahlungen verlangt, die aber als unklar gelten. Der Versorger RWE erklärte, man sei hier in engem Kontakt mit der Bundesregierung und erwarte Klarstellungen in Kürze. Viele Rechnungen müssen im Mai beglichen werden. Dann wird sich voraussichtlich zeigen, ob sie akzeptiert werden. rtr/dpa
Die EU-Kommission bietet der Ukraine Hilfe beim Export von Weizen an. “20 Millionen Tonnen Getreide müssen in weniger als drei Monaten mit Hilfe der EU aus der Ukraine gebracht werden”, sagte EU-Verkehrskommissarin Adina Valean am Donnerstag. Dazu solle eine Logistikplattform eingerichtet sowie die Lagerkapazitäten der Mitgliedstaaten überprüft werden. Der Transport per Zug stelle eine Herausforderung dar, da die Gleisbreite in der Ukraine anders sei als in Europa.
Der Weizen müsse an der Grenze der Ukraine umgeladen werden, dies ginge vielerorts aber nicht. Des Weiteren sollen Garantien geprüft werden für Spediteure, die ihre Fahrzeuge in die Ukraine schicken. Die EU-Kommission forderte Mitgliedstaaten und Unternehmen außerdem auf, genügend Personal und Material zur Verfügung zu stellen sowie ukrainische Agrarexportsendungen an den Terminals Vorrang zu gewähren.
Die Ukraine gilt, neben Russland, als eines der wichtigsten Getreidelieferanten weltweit. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist einem UN-Bericht zufolge die Ernährungssicherheit in vielen armen Ländern gefährdet, insbesondere in Afrika. rtr
Die Lockerung der EU-Vorschriften, die es den Regierungen der Mitgliedstaaten ermöglichten, in den letzten zwei Jahren mehr als 3 Billionen Euro an staatlichen Beihilfen für tausende von der Corona-Pandemie betroffenen Unternehmen zu gewähren, wird am 30. Juni beendet, so die EU-Wettbewerbsbehörden am Donnerstag.
Von dieser Summe wurden nach Angaben der Europäischen Kommission rund 730 Milliarden Euro tatsächlich ausgegeben. “Die sich verbessernde Wirtschaftslage angesichts der Lockerung der Beschränkungen ist der Hauptgrund, warum wir beschlossen haben, den Vorübergehenden Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen nicht über den 30. Juni 2022 hinaus zu verlängern”, erklärte die Vizepräsidentin der Kommission Margrethe Vestager in einer Erklärung.
Die Maßnahmen zur Investitionsförderung werden jedoch bis Ende dieses Jahres und die Maßnahmen zur Solvenzstützung bis Ende 2023 fortgesetzt.
Die EU-Exekutive erklärte, sie werde im Laufe des Jahres prüfen, ob die erleichterten Regeln für staatliche Beihilfen zur Unterstützung von Unternehmen, die von den gegen Russland verhängten Sanktionen betroffen sind, über den 31. Dezember hinaus verlängert werden sollen. rtr
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union erklärten am Donnerstag, die EU wolle ein größerer Akteur in Asien werden, welches sie als “Schauplatz von Spannungen” bezeichneten. Sie warnten vor einem zunehmend selbstbewussten China, und forderten Peking auf, die multilaterale Weltordnung zu verteidigen.
Der Aufruf erfolgte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Tokio nach einem EU-Japan-Gipfel, an dem die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, der Präsident des Europäischen Rates Charles Michel und der japanische Premierminister Fumio Kishida teilnahmen. Einen Tag zuvor hatte Peking den EU-Japan-Gipfel davor gewarnt, China “schlecht zu reden”.
Das Trio kündigte an, die Gespräche darüber fortzusetzen, wie sie ihre Partnerschaft im Kampf gegen Russland wegen dessen Einmarsch in der Ukraine in Bereichen wie Energie und Hilfe ausbauen können, und forderte in einer gemeinsamen Erklärung die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten.
Michel und von der Leyen erklärten jedoch auch, dass sie sich der regionalen Spannungen in Asien bewusst seien und dass die EU eine größere Rolle übernehmen wolle – und müsse. “Der indo-pazifische Raum ist eine blühende Region. Er ist auch ein Schauplatz von Spannungen”, sagte von der Leyen. “Nehmen Sie die Situation im Ost- und Südchinesischen Meer und die ständige Bedrohung durch die DVRK (Nordkorea).”
Beide warnten vor Chinas engen Beziehungen zu Russland, das sein Vorgehen in der Ukraine als “besondere militärische Operation” bezeichnet, und verurteilten einseitige Bestrebungen, den Status quo in irgendeiner Region der Welt zu verändern. “Unsere Zusammenarbeit in der Ukraine ist von entscheidender Bedeutung, aber sie ist auch im indopazifischen Raum wichtig, und wir wollen unsere Konsultationen über ein selbstbewussteres China vertiefen”, sagte Michel. “Wir glauben, dass China das multilaterale System, von dem es profitiert hat, verteidigen muss.”
Das Treffen fand einen Tag nach der Aussage Chinas statt, dass eine starke Beziehung zwischen der EU und Japan zwar von Vorteil sei, aber nicht zu weit gehen dürfe. “Ich muss betonen, dass der EU-Japan-Gipfel eine Angelegenheit zwischen ihnen selbst ist, aber sie sollten nicht schlecht über China sprechen, geschweige denn sich in Chinas innere Angelegenheiten einmischen”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, am Mittwoch.
Sowohl Michel als auch von der Leyen begrüßten Japans Beteiligung an den Maßnahmen gegen Russland, einschließlich der Sanktionen. Tokio hat sich der Europäischen Union und der Gruppe der Sieben angeschlossen und Handelssanktionen gegen Russland verhängt, die Moskaus Möglichkeiten zum Export von Öl und Gas einschränken.
Japan ist jedoch in hohem Maße von Energieimporten abhängig, auch von Käufen aus Russland. Letzte Woche sagte Kishida, dass Japan “im Prinzip” russisches Öl verbieten würde, aber es war eher zurückhaltend, sich von einigen Projekten zu trennen. Die drei Beamten trafen sich in der japanischen Hauptstadt zu einer jährlichen Konferenz, die im vergangenen Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie online abgehalten wurde, einen Tag nach dem Treffen zwischen der finnischen Premierministerin Sanna Marin und Kishida und nur wenige Stunden vor der Ankündigung Finnlands, einen Antrag auf Beitritt zur NATO zu stellen. rtr
Der am Mittwoch vorgestellte Vorschlag zur Bekämpfung von Kindesmissbrauchs-Darstellungen im Internet durch die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson (Europe.Table berichtete) zieht massive Kritik auf sich. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber teilte mit (Europe.Table berichtete), dass er sich nach erster Prüfung dafür einsetzen würde, “dass die Verordnung in dieser Form nicht kommt”.
Kelber sieht durch die Pläne der Kommission den Grundsatz der Vertraulichkeit der Kommunikation bedroht und erachtet die geplanten Vorschriften als absichtliche Schwächung verschlüsselter Kommunikation, die “Missbrauch Tür und Tor öffnen”. Der geplante Einsatz sogenannter Künstlicher Intelligenz zur Erkennung von Missbrauchsdarstellungen sei “sehr anfällig für Fehler” und drohe massenhaft Verdächtigungen unbescholtener Bürger zu verursachen. Auch die Einführung verpflichtender Alterskontrollen und die Vorschriften für Uploadfilter, wie von Johansson vorgeschlagen, sind aus Sicht des BfDI inakzeptabel.
Der Chaos Computer Club äußerte ebenfalls massive Bedenken gegen den Johansson-Vorschlag. Für das angegebene Ziel sei er unwirksam, da er die Ermittlungsbehörden zu überlasten drohe und die realen Kommunikationswege der Täter gar nicht ins Visier nehme. Auch sei er in der Abwägung mit den europäischen und deutschen Grundrechten unvereinbar.
Auch der Verband der Internetwirtschaft Eco äußerte massive Kritik an Ylva Johanssons Vorschlag: “Der Entwurf hat aus unserer Sicht das Potential, einen Freifahrtschein für staatliche Überwachung zu schaffen”, sagte Alexandra Koch-Skiba, Leiterin der eco-Beschwerdestelle “Das ist ineffektiv und illegal.” Woran es primär fehle: mehr Personal für Ermittlungen und eine umfassende Strafverfolgung. Bei der wirklichen Bekämpfung zu helfen, dazu sei die Internetwirtschaft jederzeit bereit, so das Gesprächsangebot an Innenkommissarin Johansson.
Bundesinnen- und Bundesjustizministerium haben jede Kommentierung des EU-Vorschlages bislang vermieden, man befinde sich noch in der Prüfungsphase des Vorschlages und wolle sich dazu nicht verhalten. Auf Anfragen zur Grundsatzfrage, ob Internetsperren und Filterverpflichtungen der Diensteanbieter aus ihrer Sicht sinnvolle Werkzeuge im Kampf gegen Kindesmissbrauchsdarstellungen seien, waren beide Häuser bis Redaktionsschluss nicht in der Lage zu antworten. Dass Johansson ihre Ideen bereits bei einem Besuch bei Innenministerin Nancy Faeser (SPD) thematisierte, ist derweil öffentlich bekannt (Europe.Table berichtete). fst
Es ist zum Klassiker des Brüsseler Politikbetriebs geworden, dass Gesetzestexte kurz vor ihrer offiziellen Präsentation an die Presse durchsickern. Diese “Leaks” sind eine Strategie, die es den EU-Institutionen ermöglicht, die aktuelle politische Temperatur zu messen und für den Fall der Fälle – man weiß ja nie – Anpassungen in letzter Minute vorzunehmen.
“Das Paket wurde unter der Leitung der Generaldirektion Energie in Abstimmung mit den anderen Generaldirektionen ausgearbeitet. Das Kabinett von der Leyen hat die Arbeit genau verfolgt, was zeigt, wie wichtig dieses Paket für die Kommissionspräsidentschaft ist”, stellt ein Beobachter fest, der in enger Verbindung mit dem RePowerEU-Paket steht (Europe.Table berichtete).
Die Ausarbeitung des Pakets war jedoch schwierig: “Die Arbeiten wurden hektisch durchgeführt. Zeitweise hatten wir gegenüber der Kommission ein Black-Box-Phänomen, das heißt, man wusste nicht, wer genau was in der Kommission macht”, so der Beobachter weiter. Und er erklärt: “Die Mitgliedstaaten setzen die Kommission unter Druck”.
Ein Beispiel? Am 4. Mai haben Energieminister von fünf EU-Ländern die Europäische Kommission aufgefordert, ein europäisches Solargesetz vorzuschlagen, um den Ausbau der Photovoltaik (PV) massiv zu beschleunigen (Europe.Table berichtete). Das Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und “Green Deal”-Chef Frans Timmermans wurde von Ministern aus Österreich, Belgien, Litauen, Luxemburg und Spanien unterzeichnet.
“Die EU verfügt nach wie vor über die weltweit beste Forschung und Entwicklung im Bereich der PV-Produktion, und angesichts der neuen Technologien können wir in Europa wieder eine wettbewerbsfähige PV-Industrie aufbauen. Wenn die derzeitigen Herausforderungen und das Marktversagen der europäischen PV-Produktion nicht angemessen angegangen werden, läuft die EU Gefahr, die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas in eine zunehmende langfristige Abhängigkeit von Rohstoffen und PV-Hardware-Importen aus China oder anderen aufstrebenden globalen PV-Lieferanten zu verwandeln”, warnen sie.
Zur Erinnerung: Laut einem Zusammenfassungsdokument beruht der Plan der Kommission, sich vom russischen Gas zu entkoppeln, auf vier Säulen: Energie sparen, Energieversorgungsquellen diversifizieren, die Ökologiewende beschleunigen und Investitionen mit Reformen kombinieren. Das Paket soll auch eine Strategie zur schnelleren Verbreitung von Solarenergie in der EU beinhalten.
Der Brief der fünf europäischen Energieminister weist auf einen weiteren Aspekt des Pakets hin, das nächste Woche vorgestellt werden soll: die geopolitische und diplomatische Dimension der Energie. Denn neben RePowerEU gibt es das EIS. Das ist der europäische Jargon für “European International Strategy” – im Klartext: die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Ländern, die außerhalb der Union sind.
“Hinter EIS steckt die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union auf der internationalen Bühne in Sachen Energie- und Klimapolitik. Es geht darum, diese zu stärken, ihr wieder mehr Biss zu verleihen”, erklärt unser Beobachter. Die internationale Energiestrategie ist als strategischer Rahmen für das Engagement konzipiert, der die künftige Energiediplomatie der EU und die externe Dimension des Green Deal der EU prägen wird, erklärt er weiter.
Oder anders ausgedrückt: Auf dem Spiel steht, dass sie als solche zu einem strategischen Rahmen für das Engagement wird, der nicht nur Instrumente zur Reaktion auf die anhaltende Energiekrise liefert, sondern dass sie vielmehr die “Green Deal”-Ziele der EU ermöglichen und stärken – um eben die EU-Glaubwürdigkeit und Durchsetzungskraft auf der internationalen Bühne zu stärken. Denn der Prozess, der zur Schaffung dieser internationalen Energiestrategie geführt hat, begann mit der “Green Deal”-Communication Ende 2019, die von der selbsternannten geopolitischen Europäischen Kommission von Ursula von der Leyen veröffentlicht wurde.
Es folgten die Schlussfolgerungen des Rates für Auswärtige Angelegenheiten (FAC) im Januar 2021, ein erster Versuch, die Ziele des “Green Deals” in die künftige Klima- und Energiediplomatie der EU zu übertragen.
Contexte hat sich auch das Dokument über die neue “europäische Energiediplomatie” besorgt, die von den neuen geopolitischen Verhältnissen diktiert wird und einen Schwerpunkt auf die notwendige Diversifizierung der Energieversorgung und die Unterstützung der Ukraine legt. So wird eine “RePower Ukraine”-Initiative zur Energieunabhängigkeit des Landes angekündigt.
Um das russische Gas zu ersetzen rechnet die Kommission zum Teil mit Gas aus anderen Ländern, verflüssigt oder nicht verflüssigt. Sie rechnet auch mit einer Diversifizierung der Energieversorgung mit Kernbrennstoffen. Eine umfassende Mittelmeerpartnerschaft für grünen Wasserstoff und eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Golfregion sind ebenfalls geplant.
Eine bereits in der Mitteilung vom 8. März angekündigte “Europäische Wasserstofffazilität” wird für Ende 2022 bestätigt. Und eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien ist auch mit Afrika, dem Westbalkan und der indopazifischen Region geplant.
Die Schlussfolgerungen des Rates “Auswärtige Angelegenheiten” boten einen allgemeinen Rahmen, der die Prioritäten für die Gestaltung der europäischen Klima- und Energiediplomatie im Einklang mit den Zielen des “Green Deals” der EU umriss.
Die Strategie hätte bis Ende 2021 veröffentlicht werden sollen, aber der Prozess verzögerte sich aufgrund der Preis- und Versorgungskrise für fossile Brennstoffe im Jahr 2021 und Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.
Was sonst noch wichtig war diese Woche: Die liberale Fraktion Renew Europe im Europäischen Parlament bestätigt Berichte, wonach sie die Liste der von den EU-Russland-Sanktionen betroffenen Personen auf Europäer ausweiten will, die in den Vorständen großer russischer Unternehmen sitzen, darunter auch der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Der Text, über den nächste Woche im Plenum abgestimmt werden soll, “fordert den Rat auf, die Liste der Personen, die von den EU-Sanktionen betroffen sind, auf die europäischen Mitglieder der Vorstände großer russischer Unternehmen auszudehnen, darunter insbesondere Ex-Kanzler Gerhard Schröder”. Ein solcher Schritt wurde von der Union noch nicht vorgeschlagen.
Beim Verfassen dieser Zeilen war noch unklar, ob die beiden größten Fraktionen des Parlaments, die Europäische Volkspartei und die Sozialisten und Demokraten – die Fraktion, die selbstredend die Mitglieder der SPD umfasst – den Entschließungsentwurf unterstützen werden.
bereits in den nächsten Tagen will Finnlands Regierung die noch notwendigen formellen Beschlüsse zum Nato-Beitritt fällen. Das Land, das sich eine mehr als 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland teilt, will unverzüglich in das Verteidigungsbündnis eintreten, Schweden könnte bald folgen. Russlands wütende Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
Nachdem Russland am Mittwoch Sanktionen gegen Teile des Gaskonzerns Gazprom Germania angekündigt hatte, gab Wirtschaftsminister Robert Habeck gestern leichte Entwarnung. Russland wolle nicht den Handel einstellen, setze aber Energie als Waffe ein.
Der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus ist eines der wichtigsten Instrumente zur Dekarbonisierung der Industrie. In der Bundesregierung aber wird das Thema CBAM bislang vernachlässigt. Industrie und Klimaschützer kritisieren dies nun gleichermaßen, wie Lukas Scheid und Till Hoppe analysieren.
In der Schweiz kämpft man in diesen Tagen weniger mit der Angst vor einem Gaslieferstopp als mit der Angst vor fehlendem Strom. Das Land droht nämlich den Anschluss an den EU-Strombinnenmarkt zu verlieren, spätestens wenn ab 2025 die angrenzenden Länder einen guten Teil ihrer Kapazitäten für den Handel mit EU-Ländern vorhalten müssen. Stephan Israel erklärt die Hintergründe.
Die europäische Schwerindustrie steht in den kommenden Jahren vor einer massiven Transformation. Sektoren wie die Stahl- oder die Chemieindustrie müssen auf eine klimaneutrale Produktion umstellen, was enorme Investitionen verschlingen wird. Zugleich aber sollen die Produkte der Unternehmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein – sonst wandert die Produktion ins Ausland ab.
Das gilt besonders für Deutschland: Die Bundesrepublik ist Europas größter Stahlhersteller mit einer jährlichen Produktion von rund 40 Millionen Tonnen Rohstahl (2021) sowie größter Zementhersteller mit über 34 Millionen Tonnen im Jahr (2019). Derzeit profitieren die Branchen noch von kostenlosen CO2-Zertifikaten (Europe.Table berichtete), sodass sie nicht den vollen Preis im europäischen Emissionshandelssystem zahlen müssen und so international konkurrenzfähig bleiben.
Durch den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) würde sich das Prinzip ändern. Die Industrie würde fortan in voller Höhe für ihren CO2-Ausstoß bezahlen, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten, würden Importe nach Europa mit einem Grenzausgleich belegt. Allerdings ist der Mechanismus bislang nicht erprobt, weshalb es sowohl in der Industrie als auch in der Politik großes Zaudern gibt.
Die Bundesregierung betont stets ihre Unterstützung für das Instrument, so zum Beispiel im Koalitionsvertrag, in der Eröffnungsbilanz Klimaschutz des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums und beim Ecofin Mitte März (Europe.Table berichtete). Letzteres Bekenntnis ließ allerdings mehr Fragen offen, als es beantwortete. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) forderte eine Anpassung der Rolle kostenloser Zertifikate, ohne genauer zu erläutern, inwiefern. Der Ecofin gab stattdessen die noch offenen Fragen an die Umwelt- und Klimaminister weiter. Dort liegen sie noch immer.
Das von den Grünen geführte BMWK ist auf Ratsebene nun verantwortlich für die deutsche Position zum CBAM und dem Umgang mit kostenlosen CO2-Zertifikaten für die Industrie. In dem Haus, in dem der ehemalige Europaparlamentarier Sven Giegold und der Klimapolitik-Experte Patrick Graichen als Staatssekretäre fungieren, läuft das Thema angesichts vieler anderer Baustellen bislang aber nur unter ferner liefen, wie auch im Ministerium eingeräumt wird. Eine Anfrage zum CBAM ließ das BMWK bezeichnenderweise bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Abstimmung mit den anderen Ministerien läuft auch deshalb schleppend.
Kritik daran gibt es von mehreren Seiten. Die Industrie vermisst ein entschiedenes Eintreten für ihre Interessen. Es könne nicht sein, dass die Bundesregierung bei dem Thema nur eingeschränkt sprechfähig sei, heißt es in Industriekreisen, schließlich sei die Ausgestaltung des CBAM für die betroffenen Sektoren von größter Bedeutung. Die erste Positionierung Berlins beim Treffen der EU-Finanzminister im März sei viel zu unkonkret ausgefallen. “Die europapolitische Koordinierung hat sich unter der Ampel-Koalition leider kaum verbessert“, sagt ein Industrievertreter.
Den Eindruck, dass dem CBAM nicht die notwendige Aufmerksamkeit eingeräumt wird, teilt auch Anne Gläser, Referentin für CO2-Preise bei der NGO Germanwatch. Zwar habe es Lippenbekenntnisse aus Berlin gegeben, doch viel Substanz stecke bislang nicht dahinter. Die Expertin hofft, dass die Bundesregierung im Rat eine progressivere Rolle einnimmt und sich dafür einsetzt, im Vergleich zum Kommissionsvorschlag mehr Sektoren einzubeziehen und den Grenzausgleich früher einzuführen. Groß ist ihre Hoffnung allerdings nicht: “Der Bundesregierung wäre es egal, wenn die kostenlosen Zuteilungen weitergehen und der CBAM später kommt”, glaubt Gläser.
Das liegt vor allem daran, dass der CBAM keinen Schutz vor Carbon Leakage für Exporte vorsieht. Deutschland als größte Exportnation der EU hat kein reges Interesse an einem Mechanismus, der eine CO2-Abgabe auch für jene Produkte vorsieht, die außerhalb Europas konkurrenzfähig sein müssen – selbst wenn der CBAM die Geschwindigkeit der Dekarbonisierung der Industrie erhöhen könnte. Für diesen Interessenskonflikt im BMWK hat Gläser sogar Verständnis. Dass die Industrie vor Carbon Leakage geschützt werden müsse, sei schließlich nicht von der Hand zu weisen.
Die Industrie fordert deshalb ebenfalls, dass Deutschland eine proaktive Rolle einnimmt. “Geeignete Berechnungsverfahren, Wettbewerbsfähigkeit in den weiterverarbeitenden Wertschöpfungsketten oder Entlastungen für Exporte – alles Notwendigkeiten für die Chemie, für die keine Lösungen in Sicht sind”, kritisiert Matthias Blum, Handelsexperte des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI). Er fordert, dass die Bundesregierung sich in Brüssel dafür einsetzt, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie vom CBAM ausgenommen wird.
Eine andere Möglichkeit, um die deutsche Exportwirtschaft zu schützen, wären sogenannte Export Rebates. Diese Ausfuhrerstattungen könnten in Form kostenloser CO2-Zertifikate für die Menge der exportierten Produkte erfolgen.
Mit der Kommission wird das allerdings kaum zu machen sein. Sie hatte eine solche Option noch vor Veröffentlichung des Fit-for-55-Pakets aus ihrem Vorschlag für den CBAM herausgenommen. Der Grund: mangelnde WTO-Kompatibilität und das Fehlen eines Preissignals für die Industrie, das zur Dekarbonisierung anreizen soll. Und weil die Bundesregierung selbst stets die Notwendigkeit zur WTO-Kompatibilität betont, liegt diese Option auch in Berlin nicht auf dem Tisch. Statt selbst die Initiative zu ergreifen, Lösungen für die Exporte voranzutreiben, stützt die Bundesregierung den Kommissionsvorschlag.
Dabei wäre eine weitere Option die von der Bundesregierung selbst angekündigten Klimaclubs mit den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Klubmitgliedern könnte eine Ausnahme vom CBAM gewährt werden, sodass Unternehmen dorthin ohne CO2-Aufpreis exportieren könnten. Allerdings würde solch ein Klimaclub seinem Namen nur gerecht, wenn sich alle Mitglieder auch tatsächlich auf eine klimafreundliche Produktion einigen. Bislang fehlen die Ansätze, wie das erreicht werden könnte.
Die Chemieindustrie sieht hier die Bundesregierung in der Pflicht: Sie solle ihren Fokus “schnellstmöglich auf die Gründung des im Koalitionsvertrag angekündigten Klimaclubs legen”, sagt Matthias Blum vom VCI. “Hier warten wir noch auf substanzielle Impulse.” Mit Till Hoppe
Eine Studie der Schweizer Stromaufsicht Elcom hat unlängst die Öffentlichkeit zwischen Zürich und Genf aufgeschreckt: 47 Stunden ohne Strom, das könnte der Schweiz ab 2025 jeden Winter drohen. Zumindest beim pessimistischsten Szenario, das in der Studie durchgerechnet wird. Jeweils Ende März nämlich, wenn die Seen und Flüsse wenig Wasser führen und der Strombedarf traditionell hoch ist.
Doch nicht genug, mit dem russischen Krieg in der Ukraine drohen nun auch beim Gas Versorgungsengpässe. Die Schweiz deckt ihren Energiebedarf zwar nur zu 15 Prozent mit Erdgas, wovon die Hälfte aus Russland kommt. Die Schweiz verfügt allerdings über keine eigenen Gasspeicher. Hoffnungen von Energieministerin Simonetta Sommaruga, von einem geplanten Solidaritätsabkommen zwischen Deutschland und Italien profitieren zu können, haben sich rasch zerschlagen. Rechtsgrundlage für die bilateralen Abkommen zwischen EU-Staaten ist die europäische SoS-Verordnung. Der Weg steht für die Schweiz als Nichtmitglied nicht offen.
So reiste Finanzminister Ueli Maurer kürzlich ähnlich wie seine europäischen Amtskollegen nach Katar und knüpfte dort Kontakte mit Blick auf Lieferungen von LNG. Die drohende Stromlücke ist für die Schweizer Politik aber längerfristig die größere Herausforderung. 2020 wurden in der Schweiz 65,5 Terawattstunden Strom produziert, wozu Wasser- und Kernkraftwerke 58 beziehungsweise 33 Prozent beitrugen. Im Winterhalbjahr muss die Schweiz Elektrizität importieren, im Sommer kann sie Überschüsse exportieren.
Die Schweiz hat sich über langfristige Verträge Atomstrom aus Frankreich gesichert, importiert aber im Winterhalbjahr auch aus Deutschland. Deutschland will Ende des Jahres seine letzten Atomkraftwerke abschalten, Atomkraft aus Frankreich war zuletzt wegen einer Pannenserie weniger verfügbar und auch die landeseigenen Reaktoren liefern tendenziell weniger Strom. Die Schweiz hat 2017 per Volksabstimmung beschlossen, dass keine neuen Atomkraftwerke mehr gebaut werden dürfen. Die vier noch laufenden AKW-Blöcke sollen bis spätestens 2034 abgeschaltet werden.
Wie das Land die entstehende Lücke füllen kann, ist allerdings ungeklärt. Die Stromaufsichtsbehörde Elcom hat vorgeschlagen, zwei bis drei Gaskraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1000 Megawatt zu bauen. Allerdings wollte sich die Schweiz auch schon vor Russlands Angriff auf die Ukraine von fossilen Energieträgern unabhängig machen. Energieministerin Simonetta Sommaruga möchte deshalb die Versorgungssicherheit im Winter auch mit neuen Stauseen stärken und eine Wasserkraftreserve für Notfälle schaffen. Doch solche Projekte stoßen traditionell auf großen Widerstand in den betroffenen Regionen.
Das Risiko eines Blackouts im Winter sei akuter denn je, mahnte Christoph Mäder vom Wirtschaftsverband Economiesuisse kürzlich. Der Ausbau der erneuerbaren Energien komme viel zu wenig voran. Teile der Wirtschaft und die rechtsliberale Schweizer FDP stellen inzwischen den Atomausstieg in Frage. Für einen Ausstieg aus dem Ausstieg bräuchte es allerdings eine neue Volksabstimmung, und eine Renaissance der Kernenergie hätte dort nach heutigem Stand keine Chance.
Ungeregelt ist nicht nur die Schweizer Energiewende. Erschwerend kommt das ungeklärte Verhältnis mit der EU hinzu. Im Mai vergangenen Jahres hat Bern nach acht Jahren die Verhandlungen über eine neue Grundlage für die bilateralen Beziehungen zum Ärger Brüssels einseitig abgebrochen. Ein Rahmenabkommen sollte Ordnung in das Dickicht der über 120 bilateralen Verträge bringen, mit denen sich die Schweiz nach dem Nein zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) einen sektoriellen Zugang zum EU-Binnenmarkt gesichert hatte. Die Schweiz hätte sich verpflichtet, ihre bisher statischen Abkommen dynamisch dem neuen EU-Recht anzupassen. Bei Konflikten hätte in letzter Instanz der Europäische Gerichtshof in Luxemburg das letzte Wort gehabt.
Ohne das Rahmenabkommen will die EU diese privilegierte Teilmitgliedschaft erodieren lassen und keine neuen Binnenmarktabkommen mit der Schweiz abschließen. Ein Stromabkommen ist eigentlich seit Jahren in der Pipeline und bleibt nun auf absehbare Zeit blockiert. Auf dem Spiel steht nicht zuletzt die historische Rolle der Schweiz als Drehscheibe für die Stromflüsse in Europa.
Eigentlich wäre die Schweiz mit ihren Pumpspeicherwerken in den Alpen ähnlich wie Norwegen prädestiniert für die Rolle als Batterie Europas. Stattdessen ist die Schweiz heute dabei, den Anschluss an den EU-Strombinnenmarkt zu verlieren. Elcom hat ihren Beobachterstatus bei der europäischen Regulierungsagentur Acer eingebüßt und Swissgrid kämpft um seinen Platz bei Entso-E, dem Verband der Netzbetreiber.
In einem nächsten Schritt droht der Ausschluss vom sogenannten Regelenergiemarkt. Dieser dient dazu, das Netz stabil zu halten und bei ungeplanten Stromflüssen auszubalancieren. Ab 2025 müssen die Nachbarländer der Schweiz mindestens 70 Prozent der grenzüberschreitenden Kapazitäten für den Handel zwischen den EU-Staaten reservieren. Die physischen Verbindungen der Schweiz zum europäischen Strommarkt bleiben zwar bestehen. Doch der Handel und das Ausbalancieren des Netzes dürfte für die Akteure aufwendiger und auch teurer werden. Experten rechnen bis 2030 mit Einbußen von bis zu einer Milliarde Franken.
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten
16.05.-17.05.2022
Themen: Aussprache zur Situation im West-Balkan, Bewertung der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg, Gedankenaustausch über die Umsetzung des Strategischen Kompasses in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Infos
Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN)
16.05.-17.05.2022
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Umsetzung der aktualisierten neuen Industriestrategie für Europa, Aussprache mit Oleksandr Kubrakov (Ukrainischer Minister für Infrastruktur), Entwurf einer Stellungnahme zur Restrukturierung der Rahmenvorschriften der Union zur Besteuerung von Energieerzeugnissen und elektrischem Strom.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Haushalt (BUDG)
16.05.-17.05.2022
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum Statut und zur Finanzierung europäischer politischer Parteien und europäischer politischer Stiftungen, Entwurf einer Stellungnahme zur Einrichtung des Programms der Union für sichere Konnektivität für den Zeitraum 2023-2027, Entwurf einer Stellungnahme zum achten Kohäsionsbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Internationalen Handel (INTA)
16.05.-17.05.2022
Themen: Berichtsentwurf zum Schutz der Union und ihrer Mitgliedstaaten vor wirtschaftlichem Zwang durch Drittländer, Berichtsentwurf zur Zukunft der Auslandsinvestitionspolitik der EU, Berichtsentwurf zur Zukunft der Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika, Berichtsentwurf zur Strategie für den indopazifischen Raum in den Bereichen Handel und Investitionen.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE)
16.05.-17.05.2022
Themen: Öffentliche Anhörung zu kreativen Start-Ups und Innovation, Berichtsentwurf zum Politikprogramm für 2030 “Weg in die digitale Dekade”, Meinungsaustausch mit der EU-Kommission zu den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Verteidigungsindustrie und Raumfahrtpolitik der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Treffen des Ministerausschusses EU-Kanada
16.05.2022
Themen: Bewertung der bisherigen Zusammenarbeit zwischen der EU und Kanada, Diskussion zur Erweiterung der Kooperation zwischen der EU und Kanada.
Infos
Sitzung des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
16.05.2022 13:45-18:45 Uhr
Themen: Abstimmung über den Digital Markets Act (DMA), Entwurf einer Stellungnahme zur Umsetzung der aktualisierten neuen Industriestrategie für Europa, Berichtsentwurf zu Verbraucherkrediten.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
16.05.2022 14:00-18:45 Uhr
Themen: Entwurf einer Stellungnahme und Abstimmung über eine Richtlinie zur Förderung von Energie aus erneuerbaren Quellen.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
16.05.2022 14:45-17:15 Uhr
Themen: Berichtsentwurf zur Europäischen Grünen Anleihe, Gedankenaustausch mit Stefan Ingves (Vize-Präsident des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken).
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
16.05.2022 16:45-18:15 Uhr
Themen: Änderung der Haushaltsordnung.
Vorläufige Tagesordnung
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
17.05.2022 09:00-16:15 Uhr
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Restrukturierung der Rahmenvorschriften der Union zur Besteuerung von Energieerzeugnissen und elektrischem Strom, Berichtsentwurf zu einer langfristigen Vision für die ländlichen Gebiete der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Treffen der G7-Entwicklungsminister:innen
18.05.-19.05.2022
Themen: Die Entwicklungsminister:innen der G7-Mitglieder tauschen sich zu aktuellen entwicklungspolitischen Fragen und Herausforderungen aus.
Infos
Wöchentliche Kommissionssitzung
18.05.2022
Themen: REpowerEU-Plan mit Vorschlägen zur Nothilfe und zum Wiederaufbau in der Ukraine und einer Analyse der Lücken bei den Verteidigungsinvestitionen, Paket für internationale Partnerschaften und Energie mit einer neuen Strategie für internationales Engagement im Energiebereich und einer gemeinsamen Mitteilung über eine Partnerschaft mit der Golfregion, Paket zur indirekten Besteuerung mit einer Überarbeitung der Richtlinie über die Besteuerung von Tabakwaren und einer Änderung der Richtlinie über das allgemeine Verbrauchsteuersystem.
Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr
Militärausschuss der Europäischen Union (EUMC)
18.05.2022
Themen: Die Generalstabschefs der EU-Staaten kommen zu Beratungen zusammen.
Infos
Plenartagung des EU-Parlaments: Ansprache Sandu, Rechtsstaatlichkeit, Mindestbesteuerung
18.05.2022 15:00-21:00 Uhr
Themen: Ansprache von Maia Sandu (Präsidentin der Republik Moldau), Aussprache zum Bericht der Kommission über die Rechtsstaatlichkeit 2021, Aussprache zur Mindestbesteuerung für multinationale Unternehmensgruppen.
Vorläufige Tagesordnung
Plenartagung des EU-Parlaments: Kriegsverbrechen, Energiesicherheit, Ukraine-Krieg
19.05.2022 19:00-13:00 Uhr
Themen: Bekämpfung der Straflosigkeit bei Kriegsverbrechen in der Ukraine, Europäische Solidarität und Energiesicherheit angesichts der Invasion der Ukraine durch Russland, Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine auf die Gesellschaft und die Wirtschaft in der EU.
Vorläufige Tagesordnung
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten
20.05.2022
Themen: Gedankenaustausch zum Krieg Russlands gegen die Ukraine im Hinblick auf die globale Nahrungsmittelversorgung und mögliche multilaterale Reaktionen, Gedankenaustausch mit Filippo Grandi (UN-Hochkommissar für Flüchtlinge).
Vorläufige Tagesordnung
Als Folge des russischen Einmarschs in der Ukraine haben sich die Spitzen der Staatsführung in Finnland für einen Nato-Beitritt ausgesprochen. “Finnland muss unverzüglich einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft stellen”, sagten Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin am Donnerstag in Helsinki in einer gemeinsamen Erklärung. Die russische Regierung reagierte mit scharfer Kritik und kündigte Gegenmaßnahmen an.
Es wird erwartet, dass auch das bisher ebenfalls neutrale Schweden einen Beitrittswunsch äußern wird, weil es sich von Russland bedroht fühlt. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, dass man davon ausgehe, dass Finnland und gegebenenfalls auch Schweden rasch eine Mitgliedschaft in dem transatlantischen Militärbündnis gewährt werde. Dies würde den Weg für eine verstärkte Truppenpräsenz in Skandinavien bereits während der einjährigen Ratifizierungsphase ebnen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, die Finnen würden “herzlich willkommen” geheißen. Er versprach einen “reibungslosen und zügigen” Beitrittsprozess.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bereits vergangene Woche deutlich gemacht, dass Deutschland einen Beitritt von Schweden und Finnland zur Nato unterstützt. Auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen setzte sich in einer ersten Stellungnahme für eine rasche Aufnahme ein. Vor allem die baltischen Staaten sind für einen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens, weil dies den Schutz für die Nato- und EU-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen vor einem russischen Angriff erleichtern würde.
Finnland hat eine 1300 Kilometer lange Grenze, im Zuge des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer sowjetischen Invasion. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Land neutral, um die Beziehungen zur damaligen Sowjetunion und dann Russland nicht zu belasten. Als EU-Mitglied ist Finnland, das wie Schweden 1995 der Europäischen Union beitrat, aber bereits in einige gemeinsame militärische Strukturen eingebunden. Russland hatte Finnland vor einem Beitritt in die Nato gewarnt. rtr
Die russischen Sanktionen gegen Gazprom Germania erleichtern nach Einschätzung der deutschen Seite paradoxerweise das Wiederbefüllen der Speicher, bedeuten aber eine weitere politische Eskalation. “Russland setzt Energie als Waffe ein“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag in Berlin. Auf diese Situation sei man aber vorbereitet. Zehn Millionen Kubikmeter Gas täglich flössen jetzt nicht mehr nach Deutschland. Dies entspreche über den Rest des Jahres gesehen drei Prozent der russischen Lieferungen und sei ersetzbar – wenn auch zu höheren Preisen. Das sei wohl das Ziel der Sanktionen gegen die unter deutscher Kontrolle stehende Gazprom-Germania und deren Handelstöchter.
Neue Lieferverträge bewertet die Bundesnetzagentur trotz vermutlich höherer Preise als positiv. Für die Germania-Töchter werde es nun einfacher, den größten deutschen Speicher Rehden zu befüllen, sagte Behördenchef Klaus Müller. Er wies darauf hin, dass Russland nicht die Leitungsbetreiber unter dem Dach von Gazprom Germania sanktioniere, das Gas also weiter etwa über Nordstream I fließen und in Deutschland verteilt werden könne. Den Handel wolle Russland also offenbar fortsetzen.
Am Mittwoch hat die russische Regierung Geschäfte mit Gazprom Germania und anderen ehemaligen Tochtergesellschaften des russischen Staatskonzerns Gazprom im Ausland untersagt. Die Regelung betrifft insgesamt 31 Firmen. Gazprom Germania war Anfang April unter staatliche deutsche Kontrolle gestellt worden.
Ein weiterer Konflikt könnte allerdings drohen, wenn Russland die Euro oder Dollar-Zahlungen für Gas aus dem Westen nicht mehr akzeptieren sollte. Russland hatte neue Regelungen mit Rubel-Zahlungen verlangt, die aber als unklar gelten. Der Versorger RWE erklärte, man sei hier in engem Kontakt mit der Bundesregierung und erwarte Klarstellungen in Kürze. Viele Rechnungen müssen im Mai beglichen werden. Dann wird sich voraussichtlich zeigen, ob sie akzeptiert werden. rtr/dpa
Die EU-Kommission bietet der Ukraine Hilfe beim Export von Weizen an. “20 Millionen Tonnen Getreide müssen in weniger als drei Monaten mit Hilfe der EU aus der Ukraine gebracht werden”, sagte EU-Verkehrskommissarin Adina Valean am Donnerstag. Dazu solle eine Logistikplattform eingerichtet sowie die Lagerkapazitäten der Mitgliedstaaten überprüft werden. Der Transport per Zug stelle eine Herausforderung dar, da die Gleisbreite in der Ukraine anders sei als in Europa.
Der Weizen müsse an der Grenze der Ukraine umgeladen werden, dies ginge vielerorts aber nicht. Des Weiteren sollen Garantien geprüft werden für Spediteure, die ihre Fahrzeuge in die Ukraine schicken. Die EU-Kommission forderte Mitgliedstaaten und Unternehmen außerdem auf, genügend Personal und Material zur Verfügung zu stellen sowie ukrainische Agrarexportsendungen an den Terminals Vorrang zu gewähren.
Die Ukraine gilt, neben Russland, als eines der wichtigsten Getreidelieferanten weltweit. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist einem UN-Bericht zufolge die Ernährungssicherheit in vielen armen Ländern gefährdet, insbesondere in Afrika. rtr
Die Lockerung der EU-Vorschriften, die es den Regierungen der Mitgliedstaaten ermöglichten, in den letzten zwei Jahren mehr als 3 Billionen Euro an staatlichen Beihilfen für tausende von der Corona-Pandemie betroffenen Unternehmen zu gewähren, wird am 30. Juni beendet, so die EU-Wettbewerbsbehörden am Donnerstag.
Von dieser Summe wurden nach Angaben der Europäischen Kommission rund 730 Milliarden Euro tatsächlich ausgegeben. “Die sich verbessernde Wirtschaftslage angesichts der Lockerung der Beschränkungen ist der Hauptgrund, warum wir beschlossen haben, den Vorübergehenden Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen nicht über den 30. Juni 2022 hinaus zu verlängern”, erklärte die Vizepräsidentin der Kommission Margrethe Vestager in einer Erklärung.
Die Maßnahmen zur Investitionsförderung werden jedoch bis Ende dieses Jahres und die Maßnahmen zur Solvenzstützung bis Ende 2023 fortgesetzt.
Die EU-Exekutive erklärte, sie werde im Laufe des Jahres prüfen, ob die erleichterten Regeln für staatliche Beihilfen zur Unterstützung von Unternehmen, die von den gegen Russland verhängten Sanktionen betroffen sind, über den 31. Dezember hinaus verlängert werden sollen. rtr
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union erklärten am Donnerstag, die EU wolle ein größerer Akteur in Asien werden, welches sie als “Schauplatz von Spannungen” bezeichneten. Sie warnten vor einem zunehmend selbstbewussten China, und forderten Peking auf, die multilaterale Weltordnung zu verteidigen.
Der Aufruf erfolgte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Tokio nach einem EU-Japan-Gipfel, an dem die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, der Präsident des Europäischen Rates Charles Michel und der japanische Premierminister Fumio Kishida teilnahmen. Einen Tag zuvor hatte Peking den EU-Japan-Gipfel davor gewarnt, China “schlecht zu reden”.
Das Trio kündigte an, die Gespräche darüber fortzusetzen, wie sie ihre Partnerschaft im Kampf gegen Russland wegen dessen Einmarsch in der Ukraine in Bereichen wie Energie und Hilfe ausbauen können, und forderte in einer gemeinsamen Erklärung die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten.
Michel und von der Leyen erklärten jedoch auch, dass sie sich der regionalen Spannungen in Asien bewusst seien und dass die EU eine größere Rolle übernehmen wolle – und müsse. “Der indo-pazifische Raum ist eine blühende Region. Er ist auch ein Schauplatz von Spannungen”, sagte von der Leyen. “Nehmen Sie die Situation im Ost- und Südchinesischen Meer und die ständige Bedrohung durch die DVRK (Nordkorea).”
Beide warnten vor Chinas engen Beziehungen zu Russland, das sein Vorgehen in der Ukraine als “besondere militärische Operation” bezeichnet, und verurteilten einseitige Bestrebungen, den Status quo in irgendeiner Region der Welt zu verändern. “Unsere Zusammenarbeit in der Ukraine ist von entscheidender Bedeutung, aber sie ist auch im indopazifischen Raum wichtig, und wir wollen unsere Konsultationen über ein selbstbewussteres China vertiefen”, sagte Michel. “Wir glauben, dass China das multilaterale System, von dem es profitiert hat, verteidigen muss.”
Das Treffen fand einen Tag nach der Aussage Chinas statt, dass eine starke Beziehung zwischen der EU und Japan zwar von Vorteil sei, aber nicht zu weit gehen dürfe. “Ich muss betonen, dass der EU-Japan-Gipfel eine Angelegenheit zwischen ihnen selbst ist, aber sie sollten nicht schlecht über China sprechen, geschweige denn sich in Chinas innere Angelegenheiten einmischen”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, am Mittwoch.
Sowohl Michel als auch von der Leyen begrüßten Japans Beteiligung an den Maßnahmen gegen Russland, einschließlich der Sanktionen. Tokio hat sich der Europäischen Union und der Gruppe der Sieben angeschlossen und Handelssanktionen gegen Russland verhängt, die Moskaus Möglichkeiten zum Export von Öl und Gas einschränken.
Japan ist jedoch in hohem Maße von Energieimporten abhängig, auch von Käufen aus Russland. Letzte Woche sagte Kishida, dass Japan “im Prinzip” russisches Öl verbieten würde, aber es war eher zurückhaltend, sich von einigen Projekten zu trennen. Die drei Beamten trafen sich in der japanischen Hauptstadt zu einer jährlichen Konferenz, die im vergangenen Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie online abgehalten wurde, einen Tag nach dem Treffen zwischen der finnischen Premierministerin Sanna Marin und Kishida und nur wenige Stunden vor der Ankündigung Finnlands, einen Antrag auf Beitritt zur NATO zu stellen. rtr
Der am Mittwoch vorgestellte Vorschlag zur Bekämpfung von Kindesmissbrauchs-Darstellungen im Internet durch die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson (Europe.Table berichtete) zieht massive Kritik auf sich. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber teilte mit (Europe.Table berichtete), dass er sich nach erster Prüfung dafür einsetzen würde, “dass die Verordnung in dieser Form nicht kommt”.
Kelber sieht durch die Pläne der Kommission den Grundsatz der Vertraulichkeit der Kommunikation bedroht und erachtet die geplanten Vorschriften als absichtliche Schwächung verschlüsselter Kommunikation, die “Missbrauch Tür und Tor öffnen”. Der geplante Einsatz sogenannter Künstlicher Intelligenz zur Erkennung von Missbrauchsdarstellungen sei “sehr anfällig für Fehler” und drohe massenhaft Verdächtigungen unbescholtener Bürger zu verursachen. Auch die Einführung verpflichtender Alterskontrollen und die Vorschriften für Uploadfilter, wie von Johansson vorgeschlagen, sind aus Sicht des BfDI inakzeptabel.
Der Chaos Computer Club äußerte ebenfalls massive Bedenken gegen den Johansson-Vorschlag. Für das angegebene Ziel sei er unwirksam, da er die Ermittlungsbehörden zu überlasten drohe und die realen Kommunikationswege der Täter gar nicht ins Visier nehme. Auch sei er in der Abwägung mit den europäischen und deutschen Grundrechten unvereinbar.
Auch der Verband der Internetwirtschaft Eco äußerte massive Kritik an Ylva Johanssons Vorschlag: “Der Entwurf hat aus unserer Sicht das Potential, einen Freifahrtschein für staatliche Überwachung zu schaffen”, sagte Alexandra Koch-Skiba, Leiterin der eco-Beschwerdestelle “Das ist ineffektiv und illegal.” Woran es primär fehle: mehr Personal für Ermittlungen und eine umfassende Strafverfolgung. Bei der wirklichen Bekämpfung zu helfen, dazu sei die Internetwirtschaft jederzeit bereit, so das Gesprächsangebot an Innenkommissarin Johansson.
Bundesinnen- und Bundesjustizministerium haben jede Kommentierung des EU-Vorschlages bislang vermieden, man befinde sich noch in der Prüfungsphase des Vorschlages und wolle sich dazu nicht verhalten. Auf Anfragen zur Grundsatzfrage, ob Internetsperren und Filterverpflichtungen der Diensteanbieter aus ihrer Sicht sinnvolle Werkzeuge im Kampf gegen Kindesmissbrauchsdarstellungen seien, waren beide Häuser bis Redaktionsschluss nicht in der Lage zu antworten. Dass Johansson ihre Ideen bereits bei einem Besuch bei Innenministerin Nancy Faeser (SPD) thematisierte, ist derweil öffentlich bekannt (Europe.Table berichtete). fst
Es ist zum Klassiker des Brüsseler Politikbetriebs geworden, dass Gesetzestexte kurz vor ihrer offiziellen Präsentation an die Presse durchsickern. Diese “Leaks” sind eine Strategie, die es den EU-Institutionen ermöglicht, die aktuelle politische Temperatur zu messen und für den Fall der Fälle – man weiß ja nie – Anpassungen in letzter Minute vorzunehmen.
“Das Paket wurde unter der Leitung der Generaldirektion Energie in Abstimmung mit den anderen Generaldirektionen ausgearbeitet. Das Kabinett von der Leyen hat die Arbeit genau verfolgt, was zeigt, wie wichtig dieses Paket für die Kommissionspräsidentschaft ist”, stellt ein Beobachter fest, der in enger Verbindung mit dem RePowerEU-Paket steht (Europe.Table berichtete).
Die Ausarbeitung des Pakets war jedoch schwierig: “Die Arbeiten wurden hektisch durchgeführt. Zeitweise hatten wir gegenüber der Kommission ein Black-Box-Phänomen, das heißt, man wusste nicht, wer genau was in der Kommission macht”, so der Beobachter weiter. Und er erklärt: “Die Mitgliedstaaten setzen die Kommission unter Druck”.
Ein Beispiel? Am 4. Mai haben Energieminister von fünf EU-Ländern die Europäische Kommission aufgefordert, ein europäisches Solargesetz vorzuschlagen, um den Ausbau der Photovoltaik (PV) massiv zu beschleunigen (Europe.Table berichtete). Das Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und “Green Deal”-Chef Frans Timmermans wurde von Ministern aus Österreich, Belgien, Litauen, Luxemburg und Spanien unterzeichnet.
“Die EU verfügt nach wie vor über die weltweit beste Forschung und Entwicklung im Bereich der PV-Produktion, und angesichts der neuen Technologien können wir in Europa wieder eine wettbewerbsfähige PV-Industrie aufbauen. Wenn die derzeitigen Herausforderungen und das Marktversagen der europäischen PV-Produktion nicht angemessen angegangen werden, läuft die EU Gefahr, die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas in eine zunehmende langfristige Abhängigkeit von Rohstoffen und PV-Hardware-Importen aus China oder anderen aufstrebenden globalen PV-Lieferanten zu verwandeln”, warnen sie.
Zur Erinnerung: Laut einem Zusammenfassungsdokument beruht der Plan der Kommission, sich vom russischen Gas zu entkoppeln, auf vier Säulen: Energie sparen, Energieversorgungsquellen diversifizieren, die Ökologiewende beschleunigen und Investitionen mit Reformen kombinieren. Das Paket soll auch eine Strategie zur schnelleren Verbreitung von Solarenergie in der EU beinhalten.
Der Brief der fünf europäischen Energieminister weist auf einen weiteren Aspekt des Pakets hin, das nächste Woche vorgestellt werden soll: die geopolitische und diplomatische Dimension der Energie. Denn neben RePowerEU gibt es das EIS. Das ist der europäische Jargon für “European International Strategy” – im Klartext: die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Ländern, die außerhalb der Union sind.
“Hinter EIS steckt die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union auf der internationalen Bühne in Sachen Energie- und Klimapolitik. Es geht darum, diese zu stärken, ihr wieder mehr Biss zu verleihen”, erklärt unser Beobachter. Die internationale Energiestrategie ist als strategischer Rahmen für das Engagement konzipiert, der die künftige Energiediplomatie der EU und die externe Dimension des Green Deal der EU prägen wird, erklärt er weiter.
Oder anders ausgedrückt: Auf dem Spiel steht, dass sie als solche zu einem strategischen Rahmen für das Engagement wird, der nicht nur Instrumente zur Reaktion auf die anhaltende Energiekrise liefert, sondern dass sie vielmehr die “Green Deal”-Ziele der EU ermöglichen und stärken – um eben die EU-Glaubwürdigkeit und Durchsetzungskraft auf der internationalen Bühne zu stärken. Denn der Prozess, der zur Schaffung dieser internationalen Energiestrategie geführt hat, begann mit der “Green Deal”-Communication Ende 2019, die von der selbsternannten geopolitischen Europäischen Kommission von Ursula von der Leyen veröffentlicht wurde.
Es folgten die Schlussfolgerungen des Rates für Auswärtige Angelegenheiten (FAC) im Januar 2021, ein erster Versuch, die Ziele des “Green Deals” in die künftige Klima- und Energiediplomatie der EU zu übertragen.
Contexte hat sich auch das Dokument über die neue “europäische Energiediplomatie” besorgt, die von den neuen geopolitischen Verhältnissen diktiert wird und einen Schwerpunkt auf die notwendige Diversifizierung der Energieversorgung und die Unterstützung der Ukraine legt. So wird eine “RePower Ukraine”-Initiative zur Energieunabhängigkeit des Landes angekündigt.
Um das russische Gas zu ersetzen rechnet die Kommission zum Teil mit Gas aus anderen Ländern, verflüssigt oder nicht verflüssigt. Sie rechnet auch mit einer Diversifizierung der Energieversorgung mit Kernbrennstoffen. Eine umfassende Mittelmeerpartnerschaft für grünen Wasserstoff und eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Golfregion sind ebenfalls geplant.
Eine bereits in der Mitteilung vom 8. März angekündigte “Europäische Wasserstofffazilität” wird für Ende 2022 bestätigt. Und eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien ist auch mit Afrika, dem Westbalkan und der indopazifischen Region geplant.
Die Schlussfolgerungen des Rates “Auswärtige Angelegenheiten” boten einen allgemeinen Rahmen, der die Prioritäten für die Gestaltung der europäischen Klima- und Energiediplomatie im Einklang mit den Zielen des “Green Deals” der EU umriss.
Die Strategie hätte bis Ende 2021 veröffentlicht werden sollen, aber der Prozess verzögerte sich aufgrund der Preis- und Versorgungskrise für fossile Brennstoffe im Jahr 2021 und Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.
Was sonst noch wichtig war diese Woche: Die liberale Fraktion Renew Europe im Europäischen Parlament bestätigt Berichte, wonach sie die Liste der von den EU-Russland-Sanktionen betroffenen Personen auf Europäer ausweiten will, die in den Vorständen großer russischer Unternehmen sitzen, darunter auch der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Der Text, über den nächste Woche im Plenum abgestimmt werden soll, “fordert den Rat auf, die Liste der Personen, die von den EU-Sanktionen betroffen sind, auf die europäischen Mitglieder der Vorstände großer russischer Unternehmen auszudehnen, darunter insbesondere Ex-Kanzler Gerhard Schröder”. Ein solcher Schritt wurde von der Union noch nicht vorgeschlagen.
Beim Verfassen dieser Zeilen war noch unklar, ob die beiden größten Fraktionen des Parlaments, die Europäische Volkspartei und die Sozialisten und Demokraten – die Fraktion, die selbstredend die Mitglieder der SPD umfasst – den Entschließungsentwurf unterstützen werden.