Table.Briefing: Europe

Regeln für synthetische Kraftstoffe + Neue Regierung in Frankreich + LNG

  • Kommission stellt Rechtsakte zu synthetischen Kraftstoffen vor
  • Macron setzt auf Kontinuität statt Erneuerung
  • Russland stoppt Gaslieferung an Finnland
  • Kritik an LNG-Lieferungen aus Katar
  • Pekings Europa-Experte reist nach Brüssel
  • Österreich: Van der Bellen tritt erneut an
  • EU-Kommission übt Kritik an deutschem Agrar-Plan
  • Presseschau
  • Im Portrait: Datenschutzexperte Steffen Weiß
Liebe Leserin, lieber Leser,

das Medienecho war gewaltig, als die Kommission vergangenen Mittwoch ihr REPowerEU-Paket vorstellte. Ohne viel Aufhebens begannen dagegen am Freitag die Konsultationen für mehrere wichtige Rechtsakte. Da geht es einmal um die Finanzierung des 300-Milliarden-Vorhabens inklusive der umstrittenen Versteigerung von CO2-Zertifikaten aus der Marktstabilitätsreserve.

Nach monatelanger Verzögerung veröffentlichte die Kommission außerdem die beiden delegierten Rechtsakte zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II). Es geht um nicht weniger als die Fragen, was genau grüner Wasserstoff ist und welche Klimakriterien für synthetische Kraftstoffe gelten sollen. Welche Bedeutung die Rechtsakte für Regionen mit vielen erneuerbaren Energien haben und welche Rolle die CO2-Speicherung dabei spielt, analysiert Manuel Berkel.

In Frankreich hat Emmanuel Macron die Mitglieder seiner neuen Regierung ernannt. Nach seiner Wiederwahl hatte der Präsident noch einen Neuanfang angekündigt. Doch das Kabinett bietet weniger neue Namen als von vielen erwartet. Macron setzt vor der Parlamentswahl offenbar auf Kontinuität, wie Tanja Kuchenbecker beschreibt. Dafür finden sich mehrere Minister und Ministerinnen mit gutem Draht nach Deutschland.

Heute und morgen kommen die EU-Finanzminister in Brüssel zusammen. Eine Debatte, aber wohl kaum einen Aufstand dürfte es geben zur heute zu erwartenden Empfehlung der Kommission, die Ausnahmeklausel des Stabilitäts- und Wachstumspakts bis Ende 2023 zu verlängern. Ebenfalls auf der Agenda: Die Wirtschaftshilfen für die Ukraine. Die G7-Staaten haben am Freitag bereits Milliardensummen zugesagt. Bewegung geben könnte es auch bei der Mindeststeuer für multinationale Unternehmen – im Vorfeld gab es Hinweise, dass Polen seine Blockadehaltung aufgeben könnte.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche.

Ihr
Till Hoppe
Bild von Till  Hoppe

Analyse

Synthetische Kraftstoffe: Regeln für die Produktion

Von überragender Bedeutung sind die beiden delegierten Rechtsakte nicht nur für die Verkehrsbranche, sondern auch für die Energiewirtschaft und den Maschinen- und Anlagenbau. Schließlich geht es bei ihnen um einige der wichtigsten Produkte für die Wasserstoffwirtschaft: flüssige oder gasförmige erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs (RFNBOs) und wiederverwertete kohlenstoffhaltige Kraftstoffe aus der Abfallbehandlung und aus Industrieprozessen.

Mit dem ersten Rechtsakt legt die Kommission fest, welche Kriterien für den erneuerbaren Strom gelten, mit dem erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs (RNFBOs) produziert werden. So soll verhindert werden, dass durch die Wasserstoff-Elektrolyse die fossile Stromproduktion angekurbelt wird und zusätzliche Treibhausgas-Emissionen entstehen.

Mit dem zweiten Rechtsakt will man im Berlaymont zum einen die Methodologie regeln, nach der die CO2-Ersparnis für beide Kraftstofftypen berechnet wird. Dazu gibt es einen ausführlichen Anhang. Zum anderen wird für wiederverwertete Kraftstoffe überhaupt erst der Mindestwert für die CO2-Minderung festgesetzt.

CCS wird auf Kraftstoff-Produktion angerechnet

Für erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs beträgt er laut Erneuerbarer-Energien-Richtlinie (RED II) mindestens 70 Prozent. Mit dem delegierten Rechtsakt wird dieser Wert nun auch für wiederverwertete kohlenstoffhaltige Kraftstoffe übernommen.

Einen Vorteil soll es für Wasserstofffahrzeuge geben: Emissionen, die bei der Verteilung und beim Verdichten des Gases entstehen, sollen nicht in die CO2-Bilanz einfließen.

Für sämtliche Kraftstoffe sollen außerdem negative Emissionen angerechnet werden, wenn sie mit der CCS-Technologie geologisch dauerhaft gespeichert werden. Als Vermeidung angerechnet werden dabei nur Emissionen aus dem Herstellungsprozess der Kraftstoffe selbst. Als Emissionen fließen allerdings auch jene Treibhausgase mit in die Berechnung ein, die beim Transport des CO2 und während des Speicherbetriebs entstehen.

Kriterien für die Produktion erneuerbarer Kraftstoffe

Kriterien für erneuerbaren Strom zur Produktion der erneuerbaren Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs sind Zusätzlichkeit sowie zeitlicher und räumlicher Zusammenhang. In Fällen nach Artikel 3 ist der Elektrolyseur über eine Leitung direkt mit den Ökostrom-Anlagen verbunden oder beide sind Teile derselben Anlage. Die Wind- und Solaranlagen dürfen zwar zusätzlich Strom ins Netz einspeisen, es muss dann aber mit einem intelligenten Messsystem nachgewiesen werden, dass kein Netzstrom zur Wasserstoffproduktion verwendet wird.

Damit hat die Kommission eine elegante Lösung für das technische Problem gefunden, dass Elektrolyseure möglichst kontinuierlich ausgelastet werden müssen und sich deshalb eigentlich nicht gut mit den fluktuierenden Erneuerbaren Wind und Fotovoltaik vertragen. Steht gerade kein Ökostrom zur Verfügung, kann der Elektrolyseur zwar weiterlaufen, der erzeugte Wasserstoff darf bloß nicht mehr als erneuerbar verkauft werden.

Weil Brüssel die Verzögerungen bei der Genehmigung insbesondere von Windparks wohl bewusst sind, will die Kommission eine Frist von drei Jahren zulassen, in der die neue oder repowerte Ökostrom-Anlage nach dem Bau des Elektrolyseurs in Betrieb gehen kann.

Bei PPAs werden Speicher zugelassen

Artikel 4 deckt alle Konstellationen ab, in denen es keine direkte Anbindung an Erneuerbare gibt, sondern der Strom dem Netz entnommen wird. In einem ersten Fall gilt der Wasserstoff dann als grün, wenn der Elektrolyseur in einer Gebotszone mit mindestens 90 Prozent Erneuerbaren steht. Auf absehbare Zeit könnte das auf Schweden zutreffen, wo es bereits annähernd hohe Erneuerbaren-Anteile und mehrere Strompreiszonen innerhalb des Landes gibt, oder vielleicht auch auf die EWR-Staaten Norwegen und Island. Nicht ausdrücklich erwähnt wird die theoretische Option, bestehende Marktgebiete langfristig aufzuspalten – was gerade in Deutschland politisch höchst umstritten ist.

Als zweite Konstellation regelt der Artikel den Bezug von Ökostrom über Power Purchase Agreements (PPAs). Infrage kommen dafür Erneuerbaren-Anlagen, die bis zu drei Jahre vor dem Elektrolyseur in Betrieb gegangen sind und keinerlei anderweitige Förderung erhalten oder erhalten haben – mit Ausnahme von Repowering-Projekten. Zu PPAs startete die Kommission am Freitag außerdem eine gesonderte Konsultation.

Zusätzlich muss ein zeitlicher Zusammenhang gegeben sein. Die Erneuerbaren-Erzeugung muss dafür stundenweise mit der Produktion des Wasserstoffs oder mit dem Laden eines Speichers am Standort des Elektrolyseurs synchronisiert sein. Alternativ sollen Stunden mit Strompreisen von 20 Euro pro Megawattstunde oder weniger zulässig sein, wenn also ohnehin viel Erneuerbaren-Strom in der Gebotszone vorhanden ist.

Übergangsregeln bis 2026

Bis Ende 2026 gelten umfangreiche Ausnahmen. Für den zeitlichen Zusammenhang zwischen Erneuerbaren-Erzeugung und Elektrolyse oder Speicherung reicht eine Zuordnung auf Monatsbasis. Außerdem sollen die Beschränkungen für geförderte Anlagen nicht gelten und es können auch PPAs mit Anlagen geschlossen werden, die vor mehr als drei Jahren errichtet wurden.

Eine dritte relevante Möglichkeit, um das Label erneuerbar zu erhalten, ist der Einsatz des Elektrolyseurs im Rahmen eines Redispatchs. Dabei nutzt der Netzbetreiber den Stromverbrauch des Elektrolyseurs bei hoher Erneuerbaren-Einspeisung, um Engpässe im Netz auszugleichen.

Für die Standorte von Elektrolyseuren und zulässigen Erneuerbaren-Anlagen sollen die Mitgliedsstaaten weitere Kriterien festlegen können, um die Standorte auf den Ausbau des Stromnetzes und den Aufbau eines Wasserstoffnetzes abstimmen zu können.

  • E-Fuels
  • Elektrolyseure
  • Energie
  • Klima & Umwelt
  • Wasserstoff

Macron setzt auf Kontinuität statt auf Erneuerung

Kurz vor den Parlamentswahlen am 12. und 19. Juni hatten viele Beobachter größere Veränderungen in der Regierung erwartet. Präsident Emmanuel Macron hofft dort auf eine eigene Mehrheit, um nicht mit einem Premierminister aus einem anderen politischen Lager kooperieren zu müssen. Die französische Presse kommentierte die Regierungsbildung mit “Kontinuität”, “Risikovermeidung” und einem “Gefühl des Déjà-vu”.

In den wichtigen Bereichen bleiben die Minister. So garantiert vor allem Bruno Le Maire als Wirtschafts- und Finanzminister Stabilität, er kennt Bundeskanzler Olaf Scholz gut. Der Minister ist seit Macrons Wahl 2017 auf seinem Posten, das ist ungewöhnlich in Frankreich. Aber der 53-Jährige hat sich auch in der Coronavirus-Pandemie mit seiner Wirtschaftspolitik bewährt.

Gérald Darmanin leitet weiter das Innenministerium und Éric Dupond-Moretti das Justizministerium. Neue Ministerin für Europa und Ausland ist Catherine Colonna, eine erfahrene Diplomatin, die Botschafterin in London und Europaministerin unter dem ehemaligen Präsidenten Jacques Chirac war.

Der neue Verteidigungsminister ist der erst 35 Jahre alte Sébastien Lecornu, ein enger Vertrauter von Macron, der vorher für Überseegebiete zuständig war. Er übernimmt mitten im Ukraine-Krieg einen verantwortungsvollen Posten, hat aber die erfahrene Colonna an seiner Seite.

Beaune bleibt Mister Europa

Der für Europa zuständige Staatssekretär Clément Beaune wurde zum Minister befördert, er ist Spezialist für die deutsch-französischen Beziehungen. Der 40-Jährige prägte bisher wesentlich Macrons Europapolitik mit.

Überraschend viele Minister sind auf Europa und die Beziehungen zu Deutschland spezialisiert. Neben Beaune und Le Maire, der gut Deutsch spricht, sind dies nun auch Colonna und die neue Umweltministerin Amélie de Montchalin. Sie war früher bereits Staatssekretärin für Europaangelegenheiten und Beauftragte für die deutsch-französische Zusammenarbeit, zuletzt Ministerin für den öffentlichen Dienst.

Das Thema Klimawandel ist aber auch Angelegenheit der Premierministerin. Mit Élisabeth Borne hatte Macron dieses Zeichen gesetzt (Europe.Table berichtete). Von 17 Ministerien werden überdies acht von einer Frau geführt, eine paritätische Regierung. Auch sonst gibt es Hinweise darauf, in welche Richtung Macron politisch gehen will.

So heißt das Ministerium für Arbeit nun auch für “Vollbeschäftigung und Eingliederung”, was ein wenig nach sozialistischer Planwirtschaft klingt. Macron führt damit aber sein Vorhaben aus der ersten Regierungszeit weiter, die Arbeitslosigkeit zu senken. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Umwelt, es gibt ein Energiewende-Ministerium und das Umweltministerium nennt sich Ministerium für “ökologischen Wandel”.

Überraschung in der neuen Regierung in Frankreich

Einzige wirkliche Überraschung der neuen Regierung in Frankreich ist die Nominierung des 56 Jahre alten Historikers Pap Ndiaye mit senegalesischen Wurzeln zum Bildungsminister. Er leitete bislang das französische Einwanderungsmuseum und ist bekannt für die Aufarbeitung des Kolonialismus.

Von den rechten politischen Parteien wurde die Berufung kritisiert, bei den Linken sorgte sie für Lob. Migrationshintergrund hat auch Kulturministerin Rima Abdul Malak, die aus dem Libanon stammt. Die neue Regierung spricht damit alle in Frankreich an, weil rechte und linke Politiker hohe Posten erhalten, Frauen und Männer gleichermaßen zum Zuge kommen und nun auch die Banlieue ihre Vertreter hat, in der viele junge Leute links gewählt haben.

Die Kabinettsbildung wurde insgesamt von der Opposition kritisiert. “Eine rechte Regierung, die sich über Umwelt und Soziales lustig macht”, schrieb Grünen-Chef Julien Bayou. Auch die Tageszeitung Liberation sprach von “Leichtgewichten in der Umwelt”, obwohl Macron das Thema eigentlich als wichtiges Anliegen bezeichnet hat.

Die Rechtsextreme Marine Le Pen betonte, die Regierung stehe für die “Inkompetenz und Arroganz Macrons”.  Die Gescheiterten hätten ihr Ämter behalten. Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon ist überzeugt, dass sich die Mehrheit ohnehin in einem Monat bei den Parlamentswahlen ändern wird. Umfragen deuten aber darauf hin, dass Macron wieder vorn liegen wird.

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  • Europapolitik

News

Russland stoppt Gaslieferung an Finnland

Russland hat seine Gas-Lieferungen nach Finnland am Samstagmorgen eingestellt. Der russische Staatskonzern Gazprom teilte zur Begründung mit, dass der finnische Versorger Gasum seine Zahlungen nicht in Rubel beglichen habe, wie von Präsident Wladimir Putin gefordert.

Nach Angaben von Gazprom erhielt Finnland im vergangenen Jahr zwei Drittel seines Gases aus Russland. Das waren demnach insgesamt 1,49 Milliarden Kubikmeter Gas. Gas macht aber nur etwa fünf Prozent des Energiemixes in Finnland aus

Gasum teilte mit, das Unternehmen werde ab sofort und während der Sommersaison Gas aus anderen Quellen über die Balticconnector-Pipeline an die Kunden liefern. Gasum-Chef Mika Wiljanen sagte, falls es keine Störungen im Gasnetzwerk gebe, werde man “all unsere Kunden in den kommenden Monaten mit Gas beliefern können”.

Finnland wollte Gas aus Russland nicht in Rubel zahlen

Ende April hatte Russland bereits Polen und Bulgarien den Gashahn zugedreht, weil sie nicht in Rubel zahlten. Einfluss auf die Gasversorgung in Deutschland hat der Lieferstopp für Finnland nach Angaben von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur nicht.

Gasum und Gazprom hatten bereits am Freitag darüber informiert, dass die Lieferungen eingestellt würden. Dem wiederum vorausging eine Mitteilung des finnischen Konzerns, dass die Forderung von Gazprom Export, Zahlungen in Rubel zu begleichen, nicht akzeptiert werde. Auch über andere Forderungen seien sich die beiden Unternehmen nicht einig. Der Streit soll auf juristischem Wege gelöst werden (Europe.Table berichtete). dpa/rtr

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Senegal will LNG liefern

Senegal möchte in den kommenden Jahren Flüssiggas (LNG) nach Deutschland und Europa exportieren. Das kündigte Präsident Macky Sall gestern nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Dakar an. “Wir sind daran interessiert, den europäischen Markt mit Gas zu beliefern”, sagte er.

Senegal werde im Herbst 2023 mit der Lieferung von LNG in einer Größenordnung von 2,5 Millionen Kubikmeter beginnen. Diese gehen allerdings nach Asien. Die Produktion soll bis 2030 auf zehn Millionen Kubikmeter pro Jahr aufgestockt werden. Damit könnte Senegal einen Betrag leisten, um russisches Gas zu ersetzen.

Um dies zu ermöglichen, kündigte Scholz eine Korrektur der Politik an, nicht mehr in fossile Lagerstätten zu investieren. Man wolle mit dem westafrikanischen Land bei erneuerbaren Energien und Speichertechnik zusammenarbeiten. “Wir wollen das (aber) auch tun im Hinblick auf die LNG-Fragestellung und Gasförderung hier im Senegal.” Scholz sprach von einem gemeinsamen Anliegen und kündigte weitere Gespräche auf Fachebene an.

Deutschland könnte schon früher LNG-Importe erhalten

Deutschland könnte schon ab 2024 erste Importe von Flüssiggas (LNG) aus dem US-Feld Golden Pass erhalten. Das kündigte der Emir von Katar, Tamim Al Thani, am Freitag bei einem Besuch in Berlin an. Katar hält Anteile an dem US-Feld, bisher war die Belieferung ab 2025 avisiert. Bei Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichnete Al Thani eine Energiepartnerschaft.

Die Partnerschaft werde Deutschland durch den Bezug von LNG bei der Diversifizierung seiner Gasversorgung helfen und zugleich der bilateralen Zusammenarbeit im Bereich grüner Wasserstoff einen Schub verleihen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Vereinbart wurde außerdem ein Wissensaustausch zu erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Systemintegration. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, eine weitere soll sich um Wasserstoff und LNG kümmern.

Ab 2026 könnten weitere LNG-Kapazitäten frei werden, weil Katar die Förderung eines großen Gasfeldes von 77 auf 126 Millionen Tonnen pro Jahr ausweiten möchte. Auf Vertragslaufzeiten von 20 Jahren und mehr bestehe das Emirat inzwischen nicht mehr, berichtete das Handelsblatt am Freitag.

Für unnötig hält die katarischen Lieferungen der Umwelt-Thinktank E3G. Mit den USA habe die EU bereits verabredet, die LNG-Lieferungen bis 2030 auf 50 Milliarden Kubikmeter (bcm) pro Jahr auszubauen, sagt Beraterin Maria Pastukhova zu Europe.Table. Dies entspreche bereits den Gasmengen, welche die REPowerEU-Strategie für die Unabhängigkeit von Russland vorsehe. Es mangele zudem an europäischer Koordination, wenn Deutschland und Italien bilaterale Vereinbarungen mit Lieferländern schlössen. ber/rtr

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Pekings Europa-Experte reist nach Brüssel

Nach dem erfolglosen EU-China-Gipfel Anfang April (China.Table berichtete) bemühen sich die Diplomaten nun offenbar rum, den Schaden zu begrenzen. Peking entsendet diese Woche seinen Sonderbeauftragten für Europa nach Brüssel, wie EU-Kreise China.Table bestätigten. Wu Hongbo wird demnach mehrere Vertreter des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) treffen.

Wu war zuletzt im November in Brüssel und traf dort unter anderem den Vizegeneralsekretär des EEAS, Enrique Mora. Seither ist die Liste der bilateralen Probleme eigentlich nur länger geworden. Ging es laut den Kreisen im November primär noch darum, die gegenseitigen Sanktionen aufzuheben, hängt seit Dezember die chinesische Handelsblockade gegen den EU-Staat Litauen und Chinas Position zur russischen Invasion in der Ukraine schwer über dem Verhältnis zwischen Peking und Brüssel. Mit Wu kommt ein erfahrener Diplomat zum Einsatz: Er war von 2009 bis 2012 Botschafter Chinas in Deutschland. ari 

  • China

Österreich: Präsident Van der Bellen tritt erneut an

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen kandidiert für eine zweite Amtszeit. Der 78-Jährige kündigte gestern an, dass er sich im Herbst zur Wiederwahl stellt. Europa erlebe wegen Coronavirus-Pandemie, Ukraine-Krieg und Klimakrise unruhige Zeiten, schrieb der ehemalige Grünen-Chef bei Twitter. “Daher möchte ich meine Erfahrung weiterhin in den Dienst für unser Land stellen und nach bestem Wissen und Gewissen dazu beitragen, dass Österreich in eine gute Zukunft geht.”

Der Wahltermin steht noch nicht fest. Die konservative Kanzlerpartei ÖVP und die meisten Oppositionsparteien haben signalisiert, dass sie keine Gegenkandidaten aufstellen werden. Nur die FPÖ plant, gegen den Ökonomen ins Rennen zu gehen – einen Anwärter hat die rechte Partei jedoch noch nicht präsentiert.

Alexander Van der Bellen hatte sich Ende 2016 nach einem turbulenten Wahlprozess gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer mit 53,8 Prozent der Stimmen durchgesetzt. Die Stichwahl wurde wegen formeller Unregelmäßigkeiten wiederholt, und der Wiederholungstermin wurde wegen mangelhafter Wahlkuverts verschoben. dpa

  • Europapolitik
  • Österreich

EU-Kommission übt Kritik an deutschem Agrar-Plan

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) soll den deutschen Strategieplan für künftige EU-Agrar-Subventionen deutlich nachbessern. Es seien “eindeutige Mängel” festgestellt worden, heißt es in einer Einschätzung der EU-Kommission. Zielwerte des Plans müssten zudem überarbeitet und präzisiert werden.

Strategieplan ist Teil Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik

Der Strategieplan ist Teil einer Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik, mit der die Produktion von Lebensmitteln umweltfreundlicher werden soll. Wie die einzelnen EU-Länder dies umsetzen, sollen sie in ihren nationalen Strategieplänen darlegen. Als Deutschland im Februar seinen Plan mit mehreren Wochen Verspätung eingereicht hatte, zeigte sich Özdemir noch zuversichtlich, dass dieser genehmigt wird.

Die “konstruktiven Anmerkungen” EU-Kommission bestärkten das Agrarministerium darin, den Weg weiterzuverfolgen, die deutsche Landwirtschaft krisenfester und nachhaltiger zu gestalten, teilte ein Sprecher mit. Man werde voraussichtlich bereits kommende Woche mit den Bundesländern von der Kommission aufgeworfene Fragen klären. Auch mit Verbänden und Organisationen seien noch im Mai Gespräche vorgesehen. Ziel sei es, dass der geänderte Plan von Brüssel bis zum Herbst genehmigt werden könne, so das Ministerium.

Konkret heißt es in dem Antwortschreiben der Kommission, dass Deutschland angesichts der russischen Invasion der Ukraine genauer benennen müsse, wie etwa die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und mineralischen Düngemitteln verringert werde. Zudem geht die Kommission davon aus, dass der deutsche Plan nur teilweise beiträgt zur Stärkung von Umweltschutz, Biodiversität und Klimaschutz. dpa

  • Agrarpolitik
  • Gemeinsame Agrarpolitik
  • Klima & Umwelt
  • Landwirtschaft

Presseschau

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Polens Präsident sagt Ukraine volle Unterstützung bei EU-Beitritt zu YAHOO
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EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften Urpilainen: “Wir dürfen der Welt nicht den Rücken zuwenden” RND
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Nordirland: Warum ein Handelskrieg mit der EU drohen könnte FAZ
Nahe Nato-Drehkreuz: Kampfjets der Erdogan-Luftwaffe dringen in griechischen Luftraum ein HEISE
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Windkraft: Siemens Energy will spanische Tochter ganz SÜDDEUTSCHE

Portrait

Der Datenschutz-Erklärer

EU-Datenschutz-Grundverordnung & Völkerverständigung im Datenschutz: Steffen Weiß ist Legal Counsel bei der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit.
Steffen Weiß ist Legal Counsel bei der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit.

“Warum ich nicht klassischer Rechtsanwalt geworden bin? Die streiten sich zu gerne und müssen vor Gericht Standpunkte ihrer Mandanten repräsentieren, die sie selbst gar nicht vertreten würden”, erklärt Steffen Weiß. Bei ihm ist das anders. Der Jurist ist zwar auch Rechtsanwalt, aber als Legal Counsel Data Protection bei der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit (GDD) vertritt er ein Ziel, hinter dem er steht: “Wir setzen uns für einen sinnvollen, vertretbaren und technisch realisierbaren Datenschutz ein.”

Sinnvoll, das heißt aus Sicht von Weiß: nicht zu granular und in der Praxis machbar für die mehr als 3800 GDD-Mitglieder. “Man sollte alles auf die Grundprinzipien herunterbrechen können, ohne sich in kleinen Details verlieren zu müssen”, findet der 40-Jährige. Falls die Mitglieder der Datenschutzvereinigung, vor allem Unternehmen und Datenschutzbeauftragte, Fragen zur Umsetzung aktueller Regeln haben, können sie sich an ihn wenden. “Diese Beratung ist meine eine Aufgabe. Ich mache aber auch Politik.”

Ziel: Pragmatischer Datenschutz für Europa

In Brüssel betreiben Weiß und seine GDD-Kolleg:innen Lobbying, damit die Regeln gar nicht erst zu kompliziert werden. “Da müssen wir der Politik und den Aufsichtsbehörden in Konsultationen auch mal sagen: Was ihr euch da vorstellt, funktioniert so in der Praxis nicht”. Wobei Weiß zugibt, dass er die Komplexität des Datenschutzes auch spannend findet. “Selbst wenn man sich wie ich seit mehr als 13 Jahren damit beschäftigt, gelangt man immer noch an Stellen, wo man denkt: Oh, so einfach ist das jetzt gar nicht.”

Wenn es um die Datenschutz-Grundverordnung der EU geht, spricht Weiß nur noch von “die Grundverordnung”, die erste Worthälfte ist für ihn Alltag. Die Faszination für das Thema habe bei ihm im Studium begonnen. Weiß kommt gebürtig aus der Schwarzwald-Stadt Lahr. Nach seinem zweiten Staatsexamen in Jura hängte er noch ein Masterstudium dran: Informationstechnologierecht und Recht des geistigen Eigentums, einen Teil davon absolvierte er in Buenos Aires. Davon mitgenommen habe er unter anderem Spanisch-Kenntnisse, die er bis heute gebrauchen könne.

Auch aktuell, denn Weiß kümmert sich als Mitglied der GDD-Geschäftsführung für Internationales gerade um Völkerverständigung im europäischen Datenschutz. Die GDD hat 2022 die Präsidentschaft des europäischen Datenschutzverbunds CEDPO inne, in dem zehn nationale europäische Datenschutzorganisationen organisiert sind. Bisher handelte es sich bei CEDPO eher um einen losen Verbund, der soll jetzt in einen Verband nach belgischem Recht überführt werden. Und dann? “Wir wollen nicht mehr nur reagieren, sondern noch stärker aktiv auf die EU-Institutionen zugehen.” Paul Meerkamp

  • Daten
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  • Datenschutz
  • Digitalpolitik

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    • Österreich: Van der Bellen tritt erneut an
    • EU-Kommission übt Kritik an deutschem Agrar-Plan
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    • Im Portrait: Datenschutzexperte Steffen Weiß
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das Medienecho war gewaltig, als die Kommission vergangenen Mittwoch ihr REPowerEU-Paket vorstellte. Ohne viel Aufhebens begannen dagegen am Freitag die Konsultationen für mehrere wichtige Rechtsakte. Da geht es einmal um die Finanzierung des 300-Milliarden-Vorhabens inklusive der umstrittenen Versteigerung von CO2-Zertifikaten aus der Marktstabilitätsreserve.

    Nach monatelanger Verzögerung veröffentlichte die Kommission außerdem die beiden delegierten Rechtsakte zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II). Es geht um nicht weniger als die Fragen, was genau grüner Wasserstoff ist und welche Klimakriterien für synthetische Kraftstoffe gelten sollen. Welche Bedeutung die Rechtsakte für Regionen mit vielen erneuerbaren Energien haben und welche Rolle die CO2-Speicherung dabei spielt, analysiert Manuel Berkel.

    In Frankreich hat Emmanuel Macron die Mitglieder seiner neuen Regierung ernannt. Nach seiner Wiederwahl hatte der Präsident noch einen Neuanfang angekündigt. Doch das Kabinett bietet weniger neue Namen als von vielen erwartet. Macron setzt vor der Parlamentswahl offenbar auf Kontinuität, wie Tanja Kuchenbecker beschreibt. Dafür finden sich mehrere Minister und Ministerinnen mit gutem Draht nach Deutschland.

    Heute und morgen kommen die EU-Finanzminister in Brüssel zusammen. Eine Debatte, aber wohl kaum einen Aufstand dürfte es geben zur heute zu erwartenden Empfehlung der Kommission, die Ausnahmeklausel des Stabilitäts- und Wachstumspakts bis Ende 2023 zu verlängern. Ebenfalls auf der Agenda: Die Wirtschaftshilfen für die Ukraine. Die G7-Staaten haben am Freitag bereits Milliardensummen zugesagt. Bewegung geben könnte es auch bei der Mindeststeuer für multinationale Unternehmen – im Vorfeld gab es Hinweise, dass Polen seine Blockadehaltung aufgeben könnte.

    Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche.

    Ihr
    Till Hoppe
    Bild von Till  Hoppe

    Analyse

    Synthetische Kraftstoffe: Regeln für die Produktion

    Von überragender Bedeutung sind die beiden delegierten Rechtsakte nicht nur für die Verkehrsbranche, sondern auch für die Energiewirtschaft und den Maschinen- und Anlagenbau. Schließlich geht es bei ihnen um einige der wichtigsten Produkte für die Wasserstoffwirtschaft: flüssige oder gasförmige erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs (RFNBOs) und wiederverwertete kohlenstoffhaltige Kraftstoffe aus der Abfallbehandlung und aus Industrieprozessen.

    Mit dem ersten Rechtsakt legt die Kommission fest, welche Kriterien für den erneuerbaren Strom gelten, mit dem erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs (RNFBOs) produziert werden. So soll verhindert werden, dass durch die Wasserstoff-Elektrolyse die fossile Stromproduktion angekurbelt wird und zusätzliche Treibhausgas-Emissionen entstehen.

    Mit dem zweiten Rechtsakt will man im Berlaymont zum einen die Methodologie regeln, nach der die CO2-Ersparnis für beide Kraftstofftypen berechnet wird. Dazu gibt es einen ausführlichen Anhang. Zum anderen wird für wiederverwertete Kraftstoffe überhaupt erst der Mindestwert für die CO2-Minderung festgesetzt.

    CCS wird auf Kraftstoff-Produktion angerechnet

    Für erneuerbare Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs beträgt er laut Erneuerbarer-Energien-Richtlinie (RED II) mindestens 70 Prozent. Mit dem delegierten Rechtsakt wird dieser Wert nun auch für wiederverwertete kohlenstoffhaltige Kraftstoffe übernommen.

    Einen Vorteil soll es für Wasserstofffahrzeuge geben: Emissionen, die bei der Verteilung und beim Verdichten des Gases entstehen, sollen nicht in die CO2-Bilanz einfließen.

    Für sämtliche Kraftstoffe sollen außerdem negative Emissionen angerechnet werden, wenn sie mit der CCS-Technologie geologisch dauerhaft gespeichert werden. Als Vermeidung angerechnet werden dabei nur Emissionen aus dem Herstellungsprozess der Kraftstoffe selbst. Als Emissionen fließen allerdings auch jene Treibhausgase mit in die Berechnung ein, die beim Transport des CO2 und während des Speicherbetriebs entstehen.

    Kriterien für die Produktion erneuerbarer Kraftstoffe

    Kriterien für erneuerbaren Strom zur Produktion der erneuerbaren Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs sind Zusätzlichkeit sowie zeitlicher und räumlicher Zusammenhang. In Fällen nach Artikel 3 ist der Elektrolyseur über eine Leitung direkt mit den Ökostrom-Anlagen verbunden oder beide sind Teile derselben Anlage. Die Wind- und Solaranlagen dürfen zwar zusätzlich Strom ins Netz einspeisen, es muss dann aber mit einem intelligenten Messsystem nachgewiesen werden, dass kein Netzstrom zur Wasserstoffproduktion verwendet wird.

    Damit hat die Kommission eine elegante Lösung für das technische Problem gefunden, dass Elektrolyseure möglichst kontinuierlich ausgelastet werden müssen und sich deshalb eigentlich nicht gut mit den fluktuierenden Erneuerbaren Wind und Fotovoltaik vertragen. Steht gerade kein Ökostrom zur Verfügung, kann der Elektrolyseur zwar weiterlaufen, der erzeugte Wasserstoff darf bloß nicht mehr als erneuerbar verkauft werden.

    Weil Brüssel die Verzögerungen bei der Genehmigung insbesondere von Windparks wohl bewusst sind, will die Kommission eine Frist von drei Jahren zulassen, in der die neue oder repowerte Ökostrom-Anlage nach dem Bau des Elektrolyseurs in Betrieb gehen kann.

    Bei PPAs werden Speicher zugelassen

    Artikel 4 deckt alle Konstellationen ab, in denen es keine direkte Anbindung an Erneuerbare gibt, sondern der Strom dem Netz entnommen wird. In einem ersten Fall gilt der Wasserstoff dann als grün, wenn der Elektrolyseur in einer Gebotszone mit mindestens 90 Prozent Erneuerbaren steht. Auf absehbare Zeit könnte das auf Schweden zutreffen, wo es bereits annähernd hohe Erneuerbaren-Anteile und mehrere Strompreiszonen innerhalb des Landes gibt, oder vielleicht auch auf die EWR-Staaten Norwegen und Island. Nicht ausdrücklich erwähnt wird die theoretische Option, bestehende Marktgebiete langfristig aufzuspalten – was gerade in Deutschland politisch höchst umstritten ist.

    Als zweite Konstellation regelt der Artikel den Bezug von Ökostrom über Power Purchase Agreements (PPAs). Infrage kommen dafür Erneuerbaren-Anlagen, die bis zu drei Jahre vor dem Elektrolyseur in Betrieb gegangen sind und keinerlei anderweitige Förderung erhalten oder erhalten haben – mit Ausnahme von Repowering-Projekten. Zu PPAs startete die Kommission am Freitag außerdem eine gesonderte Konsultation.

    Zusätzlich muss ein zeitlicher Zusammenhang gegeben sein. Die Erneuerbaren-Erzeugung muss dafür stundenweise mit der Produktion des Wasserstoffs oder mit dem Laden eines Speichers am Standort des Elektrolyseurs synchronisiert sein. Alternativ sollen Stunden mit Strompreisen von 20 Euro pro Megawattstunde oder weniger zulässig sein, wenn also ohnehin viel Erneuerbaren-Strom in der Gebotszone vorhanden ist.

    Übergangsregeln bis 2026

    Bis Ende 2026 gelten umfangreiche Ausnahmen. Für den zeitlichen Zusammenhang zwischen Erneuerbaren-Erzeugung und Elektrolyse oder Speicherung reicht eine Zuordnung auf Monatsbasis. Außerdem sollen die Beschränkungen für geförderte Anlagen nicht gelten und es können auch PPAs mit Anlagen geschlossen werden, die vor mehr als drei Jahren errichtet wurden.

    Eine dritte relevante Möglichkeit, um das Label erneuerbar zu erhalten, ist der Einsatz des Elektrolyseurs im Rahmen eines Redispatchs. Dabei nutzt der Netzbetreiber den Stromverbrauch des Elektrolyseurs bei hoher Erneuerbaren-Einspeisung, um Engpässe im Netz auszugleichen.

    Für die Standorte von Elektrolyseuren und zulässigen Erneuerbaren-Anlagen sollen die Mitgliedsstaaten weitere Kriterien festlegen können, um die Standorte auf den Ausbau des Stromnetzes und den Aufbau eines Wasserstoffnetzes abstimmen zu können.

    • E-Fuels
    • Elektrolyseure
    • Energie
    • Klima & Umwelt
    • Wasserstoff

    Macron setzt auf Kontinuität statt auf Erneuerung

    Kurz vor den Parlamentswahlen am 12. und 19. Juni hatten viele Beobachter größere Veränderungen in der Regierung erwartet. Präsident Emmanuel Macron hofft dort auf eine eigene Mehrheit, um nicht mit einem Premierminister aus einem anderen politischen Lager kooperieren zu müssen. Die französische Presse kommentierte die Regierungsbildung mit “Kontinuität”, “Risikovermeidung” und einem “Gefühl des Déjà-vu”.

    In den wichtigen Bereichen bleiben die Minister. So garantiert vor allem Bruno Le Maire als Wirtschafts- und Finanzminister Stabilität, er kennt Bundeskanzler Olaf Scholz gut. Der Minister ist seit Macrons Wahl 2017 auf seinem Posten, das ist ungewöhnlich in Frankreich. Aber der 53-Jährige hat sich auch in der Coronavirus-Pandemie mit seiner Wirtschaftspolitik bewährt.

    Gérald Darmanin leitet weiter das Innenministerium und Éric Dupond-Moretti das Justizministerium. Neue Ministerin für Europa und Ausland ist Catherine Colonna, eine erfahrene Diplomatin, die Botschafterin in London und Europaministerin unter dem ehemaligen Präsidenten Jacques Chirac war.

    Der neue Verteidigungsminister ist der erst 35 Jahre alte Sébastien Lecornu, ein enger Vertrauter von Macron, der vorher für Überseegebiete zuständig war. Er übernimmt mitten im Ukraine-Krieg einen verantwortungsvollen Posten, hat aber die erfahrene Colonna an seiner Seite.

    Beaune bleibt Mister Europa

    Der für Europa zuständige Staatssekretär Clément Beaune wurde zum Minister befördert, er ist Spezialist für die deutsch-französischen Beziehungen. Der 40-Jährige prägte bisher wesentlich Macrons Europapolitik mit.

    Überraschend viele Minister sind auf Europa und die Beziehungen zu Deutschland spezialisiert. Neben Beaune und Le Maire, der gut Deutsch spricht, sind dies nun auch Colonna und die neue Umweltministerin Amélie de Montchalin. Sie war früher bereits Staatssekretärin für Europaangelegenheiten und Beauftragte für die deutsch-französische Zusammenarbeit, zuletzt Ministerin für den öffentlichen Dienst.

    Das Thema Klimawandel ist aber auch Angelegenheit der Premierministerin. Mit Élisabeth Borne hatte Macron dieses Zeichen gesetzt (Europe.Table berichtete). Von 17 Ministerien werden überdies acht von einer Frau geführt, eine paritätische Regierung. Auch sonst gibt es Hinweise darauf, in welche Richtung Macron politisch gehen will.

    So heißt das Ministerium für Arbeit nun auch für “Vollbeschäftigung und Eingliederung”, was ein wenig nach sozialistischer Planwirtschaft klingt. Macron führt damit aber sein Vorhaben aus der ersten Regierungszeit weiter, die Arbeitslosigkeit zu senken. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Umwelt, es gibt ein Energiewende-Ministerium und das Umweltministerium nennt sich Ministerium für “ökologischen Wandel”.

    Überraschung in der neuen Regierung in Frankreich

    Einzige wirkliche Überraschung der neuen Regierung in Frankreich ist die Nominierung des 56 Jahre alten Historikers Pap Ndiaye mit senegalesischen Wurzeln zum Bildungsminister. Er leitete bislang das französische Einwanderungsmuseum und ist bekannt für die Aufarbeitung des Kolonialismus.

    Von den rechten politischen Parteien wurde die Berufung kritisiert, bei den Linken sorgte sie für Lob. Migrationshintergrund hat auch Kulturministerin Rima Abdul Malak, die aus dem Libanon stammt. Die neue Regierung spricht damit alle in Frankreich an, weil rechte und linke Politiker hohe Posten erhalten, Frauen und Männer gleichermaßen zum Zuge kommen und nun auch die Banlieue ihre Vertreter hat, in der viele junge Leute links gewählt haben.

    Die Kabinettsbildung wurde insgesamt von der Opposition kritisiert. “Eine rechte Regierung, die sich über Umwelt und Soziales lustig macht”, schrieb Grünen-Chef Julien Bayou. Auch die Tageszeitung Liberation sprach von “Leichtgewichten in der Umwelt”, obwohl Macron das Thema eigentlich als wichtiges Anliegen bezeichnet hat.

    Die Rechtsextreme Marine Le Pen betonte, die Regierung stehe für die “Inkompetenz und Arroganz Macrons”.  Die Gescheiterten hätten ihr Ämter behalten. Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon ist überzeugt, dass sich die Mehrheit ohnehin in einem Monat bei den Parlamentswahlen ändern wird. Umfragen deuten aber darauf hin, dass Macron wieder vorn liegen wird.

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    Russland stoppt Gaslieferung an Finnland

    Russland hat seine Gas-Lieferungen nach Finnland am Samstagmorgen eingestellt. Der russische Staatskonzern Gazprom teilte zur Begründung mit, dass der finnische Versorger Gasum seine Zahlungen nicht in Rubel beglichen habe, wie von Präsident Wladimir Putin gefordert.

    Nach Angaben von Gazprom erhielt Finnland im vergangenen Jahr zwei Drittel seines Gases aus Russland. Das waren demnach insgesamt 1,49 Milliarden Kubikmeter Gas. Gas macht aber nur etwa fünf Prozent des Energiemixes in Finnland aus

    Gasum teilte mit, das Unternehmen werde ab sofort und während der Sommersaison Gas aus anderen Quellen über die Balticconnector-Pipeline an die Kunden liefern. Gasum-Chef Mika Wiljanen sagte, falls es keine Störungen im Gasnetzwerk gebe, werde man “all unsere Kunden in den kommenden Monaten mit Gas beliefern können”.

    Finnland wollte Gas aus Russland nicht in Rubel zahlen

    Ende April hatte Russland bereits Polen und Bulgarien den Gashahn zugedreht, weil sie nicht in Rubel zahlten. Einfluss auf die Gasversorgung in Deutschland hat der Lieferstopp für Finnland nach Angaben von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur nicht.

    Gasum und Gazprom hatten bereits am Freitag darüber informiert, dass die Lieferungen eingestellt würden. Dem wiederum vorausging eine Mitteilung des finnischen Konzerns, dass die Forderung von Gazprom Export, Zahlungen in Rubel zu begleichen, nicht akzeptiert werde. Auch über andere Forderungen seien sich die beiden Unternehmen nicht einig. Der Streit soll auf juristischem Wege gelöst werden (Europe.Table berichtete). dpa/rtr

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    Senegal will LNG liefern

    Senegal möchte in den kommenden Jahren Flüssiggas (LNG) nach Deutschland und Europa exportieren. Das kündigte Präsident Macky Sall gestern nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Dakar an. “Wir sind daran interessiert, den europäischen Markt mit Gas zu beliefern”, sagte er.

    Senegal werde im Herbst 2023 mit der Lieferung von LNG in einer Größenordnung von 2,5 Millionen Kubikmeter beginnen. Diese gehen allerdings nach Asien. Die Produktion soll bis 2030 auf zehn Millionen Kubikmeter pro Jahr aufgestockt werden. Damit könnte Senegal einen Betrag leisten, um russisches Gas zu ersetzen.

    Um dies zu ermöglichen, kündigte Scholz eine Korrektur der Politik an, nicht mehr in fossile Lagerstätten zu investieren. Man wolle mit dem westafrikanischen Land bei erneuerbaren Energien und Speichertechnik zusammenarbeiten. “Wir wollen das (aber) auch tun im Hinblick auf die LNG-Fragestellung und Gasförderung hier im Senegal.” Scholz sprach von einem gemeinsamen Anliegen und kündigte weitere Gespräche auf Fachebene an.

    Deutschland könnte schon früher LNG-Importe erhalten

    Deutschland könnte schon ab 2024 erste Importe von Flüssiggas (LNG) aus dem US-Feld Golden Pass erhalten. Das kündigte der Emir von Katar, Tamim Al Thani, am Freitag bei einem Besuch in Berlin an. Katar hält Anteile an dem US-Feld, bisher war die Belieferung ab 2025 avisiert. Bei Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichnete Al Thani eine Energiepartnerschaft.

    Die Partnerschaft werde Deutschland durch den Bezug von LNG bei der Diversifizierung seiner Gasversorgung helfen und zugleich der bilateralen Zusammenarbeit im Bereich grüner Wasserstoff einen Schub verleihen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Vereinbart wurde außerdem ein Wissensaustausch zu erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Systemintegration. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, eine weitere soll sich um Wasserstoff und LNG kümmern.

    Ab 2026 könnten weitere LNG-Kapazitäten frei werden, weil Katar die Förderung eines großen Gasfeldes von 77 auf 126 Millionen Tonnen pro Jahr ausweiten möchte. Auf Vertragslaufzeiten von 20 Jahren und mehr bestehe das Emirat inzwischen nicht mehr, berichtete das Handelsblatt am Freitag.

    Für unnötig hält die katarischen Lieferungen der Umwelt-Thinktank E3G. Mit den USA habe die EU bereits verabredet, die LNG-Lieferungen bis 2030 auf 50 Milliarden Kubikmeter (bcm) pro Jahr auszubauen, sagt Beraterin Maria Pastukhova zu Europe.Table. Dies entspreche bereits den Gasmengen, welche die REPowerEU-Strategie für die Unabhängigkeit von Russland vorsehe. Es mangele zudem an europäischer Koordination, wenn Deutschland und Italien bilaterale Vereinbarungen mit Lieferländern schlössen. ber/rtr

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    Pekings Europa-Experte reist nach Brüssel

    Nach dem erfolglosen EU-China-Gipfel Anfang April (China.Table berichtete) bemühen sich die Diplomaten nun offenbar rum, den Schaden zu begrenzen. Peking entsendet diese Woche seinen Sonderbeauftragten für Europa nach Brüssel, wie EU-Kreise China.Table bestätigten. Wu Hongbo wird demnach mehrere Vertreter des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) treffen.

    Wu war zuletzt im November in Brüssel und traf dort unter anderem den Vizegeneralsekretär des EEAS, Enrique Mora. Seither ist die Liste der bilateralen Probleme eigentlich nur länger geworden. Ging es laut den Kreisen im November primär noch darum, die gegenseitigen Sanktionen aufzuheben, hängt seit Dezember die chinesische Handelsblockade gegen den EU-Staat Litauen und Chinas Position zur russischen Invasion in der Ukraine schwer über dem Verhältnis zwischen Peking und Brüssel. Mit Wu kommt ein erfahrener Diplomat zum Einsatz: Er war von 2009 bis 2012 Botschafter Chinas in Deutschland. ari 

    • China

    Österreich: Präsident Van der Bellen tritt erneut an

    Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen kandidiert für eine zweite Amtszeit. Der 78-Jährige kündigte gestern an, dass er sich im Herbst zur Wiederwahl stellt. Europa erlebe wegen Coronavirus-Pandemie, Ukraine-Krieg und Klimakrise unruhige Zeiten, schrieb der ehemalige Grünen-Chef bei Twitter. “Daher möchte ich meine Erfahrung weiterhin in den Dienst für unser Land stellen und nach bestem Wissen und Gewissen dazu beitragen, dass Österreich in eine gute Zukunft geht.”

    Der Wahltermin steht noch nicht fest. Die konservative Kanzlerpartei ÖVP und die meisten Oppositionsparteien haben signalisiert, dass sie keine Gegenkandidaten aufstellen werden. Nur die FPÖ plant, gegen den Ökonomen ins Rennen zu gehen – einen Anwärter hat die rechte Partei jedoch noch nicht präsentiert.

    Alexander Van der Bellen hatte sich Ende 2016 nach einem turbulenten Wahlprozess gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer mit 53,8 Prozent der Stimmen durchgesetzt. Die Stichwahl wurde wegen formeller Unregelmäßigkeiten wiederholt, und der Wiederholungstermin wurde wegen mangelhafter Wahlkuverts verschoben. dpa

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    EU-Kommission übt Kritik an deutschem Agrar-Plan

    Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) soll den deutschen Strategieplan für künftige EU-Agrar-Subventionen deutlich nachbessern. Es seien “eindeutige Mängel” festgestellt worden, heißt es in einer Einschätzung der EU-Kommission. Zielwerte des Plans müssten zudem überarbeitet und präzisiert werden.

    Strategieplan ist Teil Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik

    Der Strategieplan ist Teil einer Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik, mit der die Produktion von Lebensmitteln umweltfreundlicher werden soll. Wie die einzelnen EU-Länder dies umsetzen, sollen sie in ihren nationalen Strategieplänen darlegen. Als Deutschland im Februar seinen Plan mit mehreren Wochen Verspätung eingereicht hatte, zeigte sich Özdemir noch zuversichtlich, dass dieser genehmigt wird.

    Die “konstruktiven Anmerkungen” EU-Kommission bestärkten das Agrarministerium darin, den Weg weiterzuverfolgen, die deutsche Landwirtschaft krisenfester und nachhaltiger zu gestalten, teilte ein Sprecher mit. Man werde voraussichtlich bereits kommende Woche mit den Bundesländern von der Kommission aufgeworfene Fragen klären. Auch mit Verbänden und Organisationen seien noch im Mai Gespräche vorgesehen. Ziel sei es, dass der geänderte Plan von Brüssel bis zum Herbst genehmigt werden könne, so das Ministerium.

    Konkret heißt es in dem Antwortschreiben der Kommission, dass Deutschland angesichts der russischen Invasion der Ukraine genauer benennen müsse, wie etwa die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und mineralischen Düngemitteln verringert werde. Zudem geht die Kommission davon aus, dass der deutsche Plan nur teilweise beiträgt zur Stärkung von Umweltschutz, Biodiversität und Klimaschutz. dpa

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    Presseschau

    Barley: EU-Länder sollten ein Ölembargo ohne Ungarn beschließen DEUTSCHLANDFUNK
    Polens Präsident sagt Ukraine volle Unterstützung bei EU-Beitritt zu YAHOO
    Malta und Griechenland sperren sich gegen Tankschiffverbot SPIEGEL
    Ukraine-Krieg: Verliert Deutschland seine EU-Führungsrolle? DEUTSCHE WELLE
    Streit über Rechtsstaat: Die EU bestraft Ungarn und verschont Polen WELT
    EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften Urpilainen: “Wir dürfen der Welt nicht den Rücken zuwenden” RND
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    Halbzeit-Bilanz für Ursula von der Leyen fällt zwiegespalten aus T-ONLINE
    Macrons Deutschlandkenner bleibt im Amt: Finanzminister Le Maire will mit Berlin Inflation bekämpfen HANDELSBLATT
    Polen wartet noch immer auf deutsche Panzer T-ONLINE
    Nordirland: Warum ein Handelskrieg mit der EU drohen könnte FAZ
    Nahe Nato-Drehkreuz: Kampfjets der Erdogan-Luftwaffe dringen in griechischen Luftraum ein HEISE
    Vorsitzende der italienischen Sozialdemokraten Enrico Letta: “Die EU aus der Schlinge des Vetorechts befreien” FAZ
    Überwachung: EU-Rat drängt auf biometrische Identitätskontrollen “vor Ort” HEISE
    EU bemängelt deutschen Strategieplan zur Landwirtschaft ZEIT
    Ein Jahr seit Seilbahnunglück: Gedenkzeremonie in Italien PULS24
    Klagt Italien diesen Sommer vier deutsche Seenotretter an? SPIEGEL
    Windkraft: Siemens Energy will spanische Tochter ganz SÜDDEUTSCHE

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    Der Datenschutz-Erklärer

    EU-Datenschutz-Grundverordnung & Völkerverständigung im Datenschutz: Steffen Weiß ist Legal Counsel bei der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit.
    Steffen Weiß ist Legal Counsel bei der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit.

    “Warum ich nicht klassischer Rechtsanwalt geworden bin? Die streiten sich zu gerne und müssen vor Gericht Standpunkte ihrer Mandanten repräsentieren, die sie selbst gar nicht vertreten würden”, erklärt Steffen Weiß. Bei ihm ist das anders. Der Jurist ist zwar auch Rechtsanwalt, aber als Legal Counsel Data Protection bei der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit (GDD) vertritt er ein Ziel, hinter dem er steht: “Wir setzen uns für einen sinnvollen, vertretbaren und technisch realisierbaren Datenschutz ein.”

    Sinnvoll, das heißt aus Sicht von Weiß: nicht zu granular und in der Praxis machbar für die mehr als 3800 GDD-Mitglieder. “Man sollte alles auf die Grundprinzipien herunterbrechen können, ohne sich in kleinen Details verlieren zu müssen”, findet der 40-Jährige. Falls die Mitglieder der Datenschutzvereinigung, vor allem Unternehmen und Datenschutzbeauftragte, Fragen zur Umsetzung aktueller Regeln haben, können sie sich an ihn wenden. “Diese Beratung ist meine eine Aufgabe. Ich mache aber auch Politik.”

    Ziel: Pragmatischer Datenschutz für Europa

    In Brüssel betreiben Weiß und seine GDD-Kolleg:innen Lobbying, damit die Regeln gar nicht erst zu kompliziert werden. “Da müssen wir der Politik und den Aufsichtsbehörden in Konsultationen auch mal sagen: Was ihr euch da vorstellt, funktioniert so in der Praxis nicht”. Wobei Weiß zugibt, dass er die Komplexität des Datenschutzes auch spannend findet. “Selbst wenn man sich wie ich seit mehr als 13 Jahren damit beschäftigt, gelangt man immer noch an Stellen, wo man denkt: Oh, so einfach ist das jetzt gar nicht.”

    Wenn es um die Datenschutz-Grundverordnung der EU geht, spricht Weiß nur noch von “die Grundverordnung”, die erste Worthälfte ist für ihn Alltag. Die Faszination für das Thema habe bei ihm im Studium begonnen. Weiß kommt gebürtig aus der Schwarzwald-Stadt Lahr. Nach seinem zweiten Staatsexamen in Jura hängte er noch ein Masterstudium dran: Informationstechnologierecht und Recht des geistigen Eigentums, einen Teil davon absolvierte er in Buenos Aires. Davon mitgenommen habe er unter anderem Spanisch-Kenntnisse, die er bis heute gebrauchen könne.

    Auch aktuell, denn Weiß kümmert sich als Mitglied der GDD-Geschäftsführung für Internationales gerade um Völkerverständigung im europäischen Datenschutz. Die GDD hat 2022 die Präsidentschaft des europäischen Datenschutzverbunds CEDPO inne, in dem zehn nationale europäische Datenschutzorganisationen organisiert sind. Bisher handelte es sich bei CEDPO eher um einen losen Verbund, der soll jetzt in einen Verband nach belgischem Recht überführt werden. Und dann? “Wir wollen nicht mehr nur reagieren, sondern noch stärker aktiv auf die EU-Institutionen zugehen.” Paul Meerkamp

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