Table.Briefing: Europe

Brüssels „Global Gateway“-Pläne + CO2-neutrale Schifffahrt + Baerbocks Klimabotschaften

  • “Global Gateway”: Wie Brüssel Chinas Seidenstraße Konkurrenz machen will
  • CO2-neutrale Schifffahrt: Dekarbonisierung in Babyschritten
  • Termine
  • Baerbock will als Außenministerin “Klimabotschaften” einrichten
  • Mehrere EU-Staaten gegen Obergrenze bei Energiepreisen
  • KI-Verordnung: Europaparlament löst Kompetenzstreit
  • DSA: Abstimmung im IMCO wird verschoben
  • EU plant Handelssystem für CO2-Abbau
  • RWE erhält Zuschlag für größten Offshore-Windpark in Dänemark
  • Patrick Graichen: Habecks neuer Staatssekretär im Porträt
Liebe Leserin, lieber Leser,

3 bis 4 Prozent der EU-weiten Emissionen werden von Schiffen ausgestoßen, die in europäischen Häfen entweder ein- oder auslaufen. In Zukunft dürfte dieser Anteil tendenziell eher steigen, wenn nichts für die Dekarbonisierung der Schifffahrt getan wird. Mit der Fuel-EU-Maritime-Verordnung will die EU-Kommission das zwar nun ändern, doch der Vorschlag ist nicht so ambitioniert, wie es nötig wäre. Das passt ins Bild aller bisherigen globalen Anstrengungen für eine klimafreundliche Schifffahrt, wie Lukas Scheid berichtet.

Immer wieder hatten die Verantwortlichen die offizielle Vorstellung der Infrastruktur-Initiative “Global Gateway” verschoben, doch nun war es so weit. Die Kommissionschefin gab sich selbstbewusst: Das Programm sei “auf jeden Fall” in der Lage, mit Chinas “Belt and Road”-Initiative zu konkurrieren, sagte Ursula von der Leyen – und verteilte die ein oder andere Spitze in Richtung Neue Seidenstraße. Was Brüssel mit “Global Gateway” besser machen will als China, in welchen Punkten die Chinesen im Vorteil sind und wie Politik und Industrie auf die Pläne reagierten, hat Amelie Richter zusammengefasst.

Deutliche Worte gegenüber der Volksrepublik will auch die designierte Außenministerin Annalena Baerbock in Zukunft sprechen. Dabei werde sich die neue Bundesregierung enger mit den Partnern in der EU abstimmen als bisher, sagte sie. Baerbock kündigte außerdem an, die deutschen Botschaften für die Klimapolitik einsetzen zu wollen. Mehr zu den Plänen der Grünen-Politikerin lesen Sie in den News. 

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Sarah Schaefer
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Analyse

“Global Gateway”: Wie Brüssel Chinas Seidenstraße Konkurrenz machen will

Was rund um “Global Gateway” zwar immer mitschwang, aber nur selten offen ausgesprochen wurde, fand bei der offiziellen Vorstellung der Infrastruktur-Initiative der EU-Kommission nun eine klare Antwort: “Ja, auf jeden Fall. Dazu sind wir in der Lage”, antwortete EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf die Frage, ob das Programm mit Chinas “Belt and Road”-Initiative konkurrieren könne. Verschiedene Länder hätten ihre Erfahrungen gemacht mit den chinesischen Investments, sagte von der Leyen. “Sie brauchen bessere und andere Angebote.” Das EU-Angebot binde den Privatsektor mit ein, den es so in der Volksrepublik nicht gebe. “Also ist es eine echte Alternative”, betonte die Kommissionschefin.

Lange hatte Brüssel an der Konkurrenz-Seidenstraße geschraubt; mehrfach wurde das Veröffentlichungsdatum geschoben. Das Ergebnis aber liest sich nun beeindruckend und findet viel Zuspruch aus Politik und Wirtschaft. Wie die Umsetzung konkret vorankommen wird, bleibt wie bei vielen EU-Initiativen abzusehen. Das anvisierte Programm ist ambitioniert: Bis 2027 sollen bis zu 300 Milliarden Euro mobilisiert werden. Dafür holt die EU-Kommission nicht nur die Mitgliedsstaaten, sondern auch die private Wirtschaft sowie die Europäische Investitionsbank und andere europäische Finanzinstitute mit ins Boot, darunter beispielsweise die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Die wichtigsten Fragen zu “Global Gateway” im Überblick:

Woher kommt das Geld?

Ein Teil der anvisierten Milliarden-Investition soll aus dem Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung Plus (EFDS+) fließen – rund 135 Milliarden Euro. EFDS+ ist ein bereits bestehender Haushaltsfonds der EU, der wiederum auf verschiedenen Wegen befüllt wird. Noch nicht alle Finanzinstrumente dafür sind fertig. Der größte Teil der “Global Gateway”-Initiative, rund 145 Milliarden Euro, entfallen auf “geplantes Investitionsvolumen europäischer Finanz- und Entwicklungsfinanzierungsinstitute“. Weitere 18 Milliarden Euro sollen “im Rahmen anderer EU-Außenhilfeprogramme” aufgebracht werden. Hinzu sollen weitere Milliarden aus dem privaten Sektor kommen.

Ist das genug, um gegen die “Belt and Road”-Initiative anzukommen?

Das bleibt fraglich – denn rein zahlenmäßig stellt die BRI “Global Gateway” in den Schatten. Pekings Gesamtausgaben für die Neue Seidenstraße könnten sich laut Morgan Stanley bis 2027 auf 1,2 bis 1,3 Billionen US-Dollar belaufen. Die Volksrepublik hat außerdem einen Vorteil, da sie in vielen von der EU nun anvisierten Schwellen- und Entwicklungsländern bereits vor Ort ist. Da bei der BRI zudem die staatseigenen Geschäftsbanken Chinas mit von der Partie sind, ist es chinesischen Unternehmen möglich, selbst politisch oder kommerziell riskante Investitionen zu tätigen, ohne großes Risiko einzugehen. Das ist eine Sicherheit, die europäische Unternehmen nicht haben werden.

Was soll finanziert werden?

EU-Infrastrukturprojekte im Ausland. Dabei im Fokus stehen sollen die Digitalisierung und grüne Transformation. Als Beispiele für förderwürdige Projekte nannte von der Leyen den Einsatz von grünem Wasserstoff und den Ausbau von Bahnlinien und Internetverbindungen. So solle der Westbalkan über Schienenverbindungen besser untereinander und auch in die EU angebunden werden, betonte Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi. Dafür sind demnach 30 Milliarden Euro vorgesehen. Im Rahmen der Östlichen Partnerschaft, der die Ukraine angehört, sei die Verlegung eines Datenkabels unter dem Schwarzen Meer geplant. Auch in Lateinamerika soll der Ausbau von Glasfasernetzen ausgebaut werden.

Im Rahmen von “Global Gateway” sind außerdem der Ausbau des Gesundheitswesens und die Unterstützung des Bildungssystems in den Schwellen- und Entwicklungsländern vorgesehen. Die EU will auch in der Nachbarschaft Chinas tätig werden: So sei eine Konnektivitäts-Partnerschaft mit dem südostasiatischen Staatenbund Asean beabsichtigt. Auch will die EU eine Stärkung der “Verbindungen zu benachbarten strategischen Korridoren in Subsahara-Afrika und Zentralasien” fördern, wie es in dem Papier heißt.

Was ist der USP von “Global Gateway”?

Anders als China werde die EU in erster Linie Zuschüsse an die beteiligten Länder vergeben, sagte die für internationale Partnerschaften zuständige EU-Kommissarin Jutta Urpilainen. Damit sollen Kreditfallen vermieden werden. Von der Leyen betonte, dass die Partnerländer angesichts der EU-Finanzierung nicht befürchten müssten, untragbare Schuldenberge anzuhäufen. Zudem herrsche bei den EU-Hilfen Transparenz. Die umgesetzten Projekte blieben in den Händen der jeweiligen Länder und sollten vor Ort konkrete Ergebnisse erzielen, so von der Leyen.

Die Stoßrichtung der EU ist auch in der offiziellen Kommunikation klar formuliert, nicht ohne einen Wink in Richtung Peking: “Ohne angemessene Transparenz, gute Regierungsführung und hohe Standards können Projekte schlecht ausgewählt oder geplant werden, unvollständig bleiben oder Korruption befeuern.” Die Partnerländer sollen sich also an Regeln halten müssen, was Chinas Investitionen im Vergleich dazu unverbindlicher erscheinen lassen könnte. Gerade in Sachen Umweltstandards könnte “Global Gateway” jedoch attraktiv sein: In mehreren BRI-Staaten gibt es Kritik an der Umweltverschmutzung, die mit manchen chinesischen Projekten einhergeht (China.Table berichtete).

Wie sehen die Reaktionen der Politik aus?

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD), begrüßte die Initiative als einen “Beitrag zum weltweiten Kampf gegen Klimawandel und Armut”. “Anstatt Staaten ein Angebot zu machen, das sie nicht ablehnen können, wollen wir ihnen als EU eines machen, das sie nicht ablehnen wollen”, so Lange. Er mahnte jedoch: “Wie bei allen Projekten dieser Größenordnung werden wir sehen, ob sich die hohen Investitionssummen realisieren lassen. Wenn ‘Global Gateway’ kein Luftschloss bleiben soll, müssen wir gemeinsam viele Hebel in Bewegung setzen.”

Kritik kam vom CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber: “Ein großer Teil des Geldes kommt aus bestehenden Programmen oder hängt von privaten Mitteln ab”, so  Ferber. “Ein großer Wurf sieht anders aus. China wird nicht vor Angst erstarren“, so Ferber. Reinhard Bütikofer, Vorsitzender der China-Delegation des Europäischen Parlaments, sagte, dass nun “schnell Nägel mit Köpfen gemacht werden können”. Vor allem die digitale Konnektivität und grüne Technologien müssten nun im Fokus stehen, so Bütikofer.

“Global Gateway” habe das Potenzial, die EU zu einem effektiveren geopolitischen Akteur zu machen, betonte der deutsche EU-Botschafter und ehemals deutsche Botschafter in China, Michael Clauß. Der Top-Diplomat hatte sich in den vergangenen Wochen verstärkt für die Infrastruktur-Initiative eingesetzt. “Für viele Partnerländer wird das Angebot einer regel- und wertebasierten Zusammenarbeit auf Augenhöhe eine attraktive Alternative zur chinesischen ‘Belt & Road’-Initiative sein”, so Clauß.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte: “Ein stärkeres Europa in der Welt bedeutet ein entschlossenes, auf unseren Kernprinzipien basierendes Engagement mit unseren Partnern.” Mit “Global Gateway” bekräftige man die Vision eines Netzwerks mit Verbindungen, das sich auf international anerkannte Standards und Regeln stütze.

Im vergangene Woche vorgestellten Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP (China.Table berichtete) wird die Brüsseler Infrastruktur-Initiative bereits befürwortet. “Wir wollen uns aktiv für eine Infrastrukturentwicklung nach qualitativ hohen internationalen Standards einsetzen. Die Global Gateways-Initiative der EU ist dabei ein wichtiges Instrument”, heißt es in dem Papier.

Was sagt die Industrie?

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) lobte die Initiative aus Brüssel. Da chinesische Infrastrukturangebote an andere Länder oft keine Konkurrenz hätten, sei es “höchste Zeit, pragmatische Alternativangebote nach europäischen Standards anzubieten”, sagte Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. “Global Gateway” sei eine “ernst zu nehmende Alternative”, so Niedermark. “Vor allem auf dem Balkan und in Nordafrika gibt es einen großen Investitionsbedarf in den Bereichen Digitalisierung, Energie, Verkehr und Gesundheit.” Auch Niedermark forderte eine schnelle konkrete Planung für Projekte. Dafür müssten die zugesagten finanziellen Mittel zügig zugänglich gemacht werden.

Der Verband der Automobilindustrie sieht in der Initiative auch einen wichtigen Ansatz für die Rohstoffversorgung und Rohstoff-Sicherheit für Deutschland und Europa. “Im Sinne der Ressourcenschonung und der Reduzierung der Abhängigkeit von Drittstaaten muss eine effiziente Kreislaufwirtschaft für kritische Rohstoffe aufgebaut werden”, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. “Auf diesem Weg hilft die neue Initiative Global Gateway der EU.” Für Unternehmen biete die Strategie auch zusätzliche Investitionsmöglichkeiten, insbesondere in Afrika, so Müller.

Wie reagiert Peking?

Relativ wortgewaltig – und deutlich angefressen: Die englischsprachige Global Times veröffentlichte kurz nach Präsentation von “Global Gateway” ein Stück, das kein gutes Haar an der EU-Initiative ließ. Damit die Strategie “nicht wieder in Vergessenheit” gerate, müsse die EU ihr Können bei der Finanzierung verschiedener Projekte unter Beweis stellen. Die veranschlagten Mittel gingen weit über die “Finanzierungskapazitäten des Blocks hinaus”, schrieb Global Times unter Berufung auf Analysten. “Global Gateway” baue “auf den unaufhörlichen Bemühungen des Westens auf, seine BRI-Version als moralisch überlegen darzustellen”. Das sei Heuchelei.

Auch ein genereller Schlag in Richtung Brüssel fand Platz: Die EU sei “eine locker gebundene Gruppierung, bei der die Verteilung der nationalen Interessen innerhalb des 27-köpfigen Blocks ziemlich gespalten” sei. Der EU-Infrastrukturplan sei deshalb anfälliger für Misserfolge, bescheinigten Global-Times-Beobachter.

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    CO2-neutrale Schifffahrt: Dekarbonisierung in Babyschritten

    Die Seefahrt gilt im Verkehrssektor als der am schwersten zu dekarbonisierende Bereich. Ähnlich wie auch bei der Luftfahrt ist die Elektrifizierung (noch) keine Lösung, da Batterietechnologien mit ausreichend Kapazität fehlen. Alternative emissionsärmere Antriebsmöglichkeiten wie Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe oder Ammoniak werden erprobt, sind aber noch nicht marktfähig. Der Maritimsektor hinkt der Luftfahrt jedoch auch an anderer Stelle noch deutlich hinterher.

    Während Emissionen aus dem Flugverkehr seit 2012 durch den europäischen Emissionshandel (ETS) limitiert und bepreist werden, gibt es erst seit diesem Sommer durch das Fit-for-55-Paket ernst zu nehmende Ambitionen, den ETS auch auf die Schifffahrt auszuweiten. Ähnlich sieht es global aus: 2016 wurde der Offsetting-Mechanismus für die internationale Zivilluftfahrt CORSIA beschlossen, durch den die Airlines ihre Emissionen kompensieren sollen. Seit diesem Jahr läuft die Pilotphase, an der die EU-Mitgliedstaaten teilnehmen. Ein Pendant für die Schifffahrt ist noch nicht in Sicht.

    Fuel EU Maritime: Die EU hat zärtlich vorgelegt

    Mit dem Kommissionsvorschlag für eine neue Verordnung (Fuel EU Maritime) hat die Brüsseler Behörde immerhin den Ansatz eines Dekarbonisierungspfades für die Schifffahrt skizziert. Ab Mitte des Jahrzehnts sollen die CO2-Grenzwerte für kommerzielle Frachtschiffe ab 5000 Tonnen verschärft werden: 2025 um zwei Prozent, 2030 um 6 Prozent. Reeder und Schiffsbauer sollen auf diese Weise gezwungen werden, emissionsärmere Kraftstoffe zu verwenden. Das langfristige Ziel: die Gesamtemissionen bis 2050 um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 2008 zu reduzieren.

    2050 soll der gesamte Kontinent allerdings bereits klimaneutral sein – die Schifffahrt inklusive. Dazu hat sich Europa verpflichtet, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Es muss also schneller vorangehen als bislang vorgesehen, findet auch Delphine Gozillon, Referentin für Schifffahrtspolitik bei der NGO Transport and Environment (T&E). Der Kommissionsvorschlag sei so wenig ehrgeizig, dass die Verordnung in den nächsten 20 Jahren nur zu vernachlässigbaren Treibhausgasreduzierungen führen werde, so ihre Einschätzung.

    Im TRAN-Ausschuss des EU-Parlaments haben Europas Verkehrspolitiker:innen nun die Möglichkeit, den Kommissionsvorschlag nachzuschärfen. Allerdings dürfte es auch hier noch eine Weile dauern, bis sich abzeichnet, ob das Ambitionsniveau steigt. Am Mittwoch gab es einen ersten “Exchange of views” im Ausschuss, der allerdings wenig ergiebig war. EVP-Berichterstatter Jörgen Warborn aus Schweden forderte die Kommission lediglich auf, die Nutzungsmöglichkeiten von Flüssigerdgas (LNG) genauer zu erörtern und wies auf die Gefahr von Carbon Leakage durch zu hohe Einschnitte für die Branche hin.

    Fortschritte brauchen zu lange

    Ähnlich träge lief das Gipfeltreffen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation der UN (IMO). Der Ausschuss für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC) tagte vergangene Woche in London, um über eine Verschärfung des bisherigen IMO-Ziels – Emissionen bis 2050 zu halbieren – zu beraten. Das Ergebnis des Gipfels: Im kommenden Jahr können Staaten und Organisationen konkrete Vorschläge für eine überarbeitete Dekarbonisierungs-Strategie unterbreiten, 2023 soll dann darüber abgestimmt werden. Ein schneller Prozess sieht anders aus. Zwar habe es auch einen Beschlussvorschlag für Nullemissionen bis 2050 gegeben, berichtete der britische Guardian. Dieser fand allerdings keine Mehrheit.

    Eine vertane Chance, kommentiert Beate Klünder, Referentin für Verkehr beim NABU. Sie kritisiert zudem, dass die 175 IMO-Mitgliedstaaten sich nicht auf ein Bepreisungsmodell für Emissionen aus der Schifffahrt einigen konnten. Die Industrie habe einen Preisaufschlag von 2 Dollar pro Tonne Kraftstoff gefordert, die besonders vom Klimawandel betroffenen Marshall-Inseln 100 Dollar. Die EU habe sich für einen marktbasierten Ansatz eingesetzt, der allerdings ebenfalls keine Mehrheit fand.

    Nötig wären höhere Ambitionen jedoch dringend, auch für die EU-Klimaziele. Denn 3 bis 4 Prozent der EU-weiten Emissionen werden von Schiffen ausgestoßen, die in europäischen Häfen entweder ein- oder auslaufen, schreibt die Kommission. Global gesehen sind es etwa 2 bis 3 Prozent. Die IMO geht davon aus, dass sich die Emissionen aus der Schifffahrt bis 2050 mehr als verdoppeln können, wenn nichts dagegen unternommen wird.

    Und weil die IMO selbst offenbar nicht in der Lage ist, etwas zu unternehmen, fordert Jacob Armstrong von T&E im Gespräch mit Europe.Table, dass sich mehr Länder und Organisationen außerhalb der IMO für mehr Klimaschutz in der Schifffahrt einsetzen. Als Beispiel nennt er die Selbstverpflichtung von Amazon, Ikea und Unilever, ihre Materialien und Produkte ab 2040 nur noch CO2-neutral zu verschiffen. Auch die sogenannte “Clydebank Declaration”, die auf der COP26 in Glasgow beschlossen wurde, begrüßt Armstrong. Darin verpflichteten sich unter anderem Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande zum Ausbau emissionsfreier Seeverkehrsrouten bis 2025.

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      Termine

      02.12.2021 – 15:00-16:30 Uhr, online
      Energy Coalition, Panel Discussion Tackling rising energy prices: the untapped potential of the Energy Efficiency Directive
      The speakers of the Coalition for Energy Savings will talk about the recast of the Energy Efficiency Directive (EED) and discuss related opportunities to combat the rising energy prices and to increase energy savings in Europe. INFOS & REGISTRATION

      03.12.2021 – 08:00-10:45 Uhr, online
      Digital Europe, Conference The French EU Presidency: an opportunity for the digital transition?
      This Digital Europe event will highlight the French government’s priorities for the EU’s digital agenda in light of the vision of a “sovereign EU”. This will include a discussion of how European industry leaders can achieve the digital revolution and how the Digital Agenda fits into the EU. INFOS & REGISTRATION

      03.12.2021 – 09:15-14:35 Uhr, Brüssel/online
      CEEP, Seminar Central European Day of Energy: energy sector resilience in the time of transition
      At the Central European Energy Day (CEDE) organized by Central Europe Energy Partners (CEEP), the main issue of energy security will be discussed in light of the current energy crisis and the goal of a net-zero economy. Various experts will highlight different aspects along the value chain in the energy sector. INFOS & REGISTRATION

      03.12.2021 – 09:00-12:00 Uhr, online
      DVGW, Vortrag Roadmap Gas 2050
      Bei der Roadmap Gas 2050 wird ein Projekt des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) vorgestellt, das sich mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050 durch den Einsatz klimafreundlicher Gase befasst. Dabei wird auf die Transformation der Gasnetze, lokale Potenziale, Wasserstoff und Energienachfrage und -darbietung eingegangen. INFOS & ANMELDUNG

      03.12.2021 – 11:00-13:00 Uhr, online
      EC, Discussion High-level meeting of the Clean Energy Industry Forum
      At this European Commission (EC) event, 19 CEOs from companies and institutions from various sectors of the European clean energy industry will meet with Commissioner Kadri Simson and officials from the Commission’s Directorate General for Energy to discuss the mission of the revitalized Clean Energy Industry Forum (CEIF), as well as the need to increase the rate of innovation in the EU’s clean energy industry. INFOS

      06.12.-07.12.2021, online
      ERA, Seminar Next Generation EU – Europe’s Recovery Plan one year on
      The conference of the Academy of European Law (ERA) will discuss the implementation of the NextGenerationEU (NGEU) instrument adopted to boost the economy after COVID-19. INFOS

      07.12.2021 – 09:30-12:15 Uhr, online
      Podiumsdiskussion Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz
      Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV), die Fraunhofer-Institute AISEC und IAIS und die Freie Universität Berlin bauen gemeinsam mit dem iRights.Lab das Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (ZVKI) auf, welches als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zur Information über Künstliche Intelligenz dienen soll. INFOS & ANMELDUNG

      07.12.2021 – 10:00-12:00 Uhr , online
      Eco, Vortrag TTDSG – Neugestaltung des Datenschutzes für Telekommunikation und Telemedien?!
      Das Online-Seminar des Verbandes der Internetwirtschaft (Eco) will einen Überblick über das neue Telekommunikations-Telemedien-Datenschutzgesetz (TTDSG) und den damit verbundenen Änderungen geben. INFOS & ANMELDUNG

      07.12.2021 – 13:00 Uhr, online
      Stiftung Datenschutz, Vortrag Faires Internet-Marketing: Cookies, Tracking, Datenschutz
      Der Referent der Stiftung Datenschutz Thomas Werning wird einen Überblick über die Zulässigkeit von Cookies, Website-übergreifendes Tracking und Einwilligungen geben sowie Lösungen für faires Internetmarketing aufzeigen. INFOS & ANMELDUNG

      07.12.2021 – 14:00-16:00 Uhr, online
      DBU, Vortrag Biodiversität – eine sichere Bank?
      Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat Expert:innen aus Wissenschaft, Finanzwirtschaft und Zivilgesellschaft eingeladen, um über die Rolle des Finanzsektors im Zusammenhang mit den Verhandlungen neuer globaler Biodiversitätsziele zu diskutieren. INFOS & ANMELDUNG

      News

      Baerbock will als Außenministerin “Klimabotschaften” einrichten

      Die designierte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will die deutschen Botschaften zum Zwecke der Klimapolitik einsetzen. Die “220 deutschen Auslandsvertretungen können dafür wichtige Klimabotschaften sein und auch zur Intensivierung des Technologietransfers beitragen”, sagte Baerbock im Gespräch mit China.Table-Redakteur Felix Lee und Journalisten der Tageszeitung (taz).

      Sie spricht sich zudem dafür aus, dass die handlungsbereiten Länder bei der Energiewende möglichst schnell vorangehen. “Ein globaler CO2-Preis zum Beispiel ist eine schöne Idee, aber eben auch eine gute Ausrede. Denn bis alle 190 Staaten dazu bereit sind, ist es wohl zu spät”, so Baerbock. So wie Deutschland vor 20 Jahren mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die Energiewende in die Welt exportiert habe, könne es jetzt wieder voranschreiten und zum Vorreiter klimaneutralen Wirtschaftens werden.

      Baerbock will einen ehrlichen Dialog mit China

      Klimapolitik sei nicht nur moderne Wirtschafts-, sondern auch Sicherheitspolitik, so die Grünen-Chefin. In den vergangenen Jahren hätten die Folgen des Klimawandels Konflikte um Ressourcen wie Land oder Wasser verschärft. “Wir erleben auch, dass fossile Energieabhängigkeit und Energieimporte als außenpolitisches Druckmittel und damit auch zur Destabilisierung eingesetzt werden können.” Die Grünen lehnen die Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 aus Russland ab. Im Koalitionsvertrag mit SPD und FDP wurde das Thema aber ausgeklammert, weil sich die drei Parteien nicht einig sind.

      Baerbock kündigte an, auch gegenüber China deutlichere Worte finden zu wollen als ihre Vorgänger. “Dialog ist der zentrale Baustein internationaler Politik. Aber das heißt nicht, dass man Dinge schönreden oder totschweigen muss”, sagte sie. Die neue Bundesregierung werde sich dabei enger mit den EU-Partnern abstimmen als bislang. Wenn Deutschland wie bisher “als größter Mitgliedsstaat eine eigene China-Politik formuliert”, dann schwäche das die gemeinsame Position. Lesen Sie mehr dazu bei China.Table. fmk

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        Energiepreise: Mehrere EU-Staaten gegen Obergrenze

        Im Vorfeld der heutigen Tagung des Energieminister-Rats haben Deutschland und einige weitere EU-Staaten in einer gemeinsamen Erklärung zur angespannten Lage an den Energiemärkten eine Preisobergrenze für Strom klar abgelehnt. Zuvor hatten die EU-Energieagentur ACER sowie die Marktaufsichtsbehörde ESMA die Entwicklung der Energiepreise untersucht. Den Berichten zufolge gehen die rekordhohen Strompreise weder auf Marktmanipulationen noch auf Fehler im bestehenden Strommarktdesign zurück.

        Die Unterzeichnerstaaten, darunter auch Österreich, Dänemark, Luxemburg und die Niederlande, teilen in ihrer Erklärung die Einschätzung von ACER. Demnach sei der Preisanstieg in erster Linie auf die globale wirtschaftliche Erholung und die damit verbundene gestiegene Nachfrage nach Gas zurückzuführen. Um Verbraucher und Industrie kurzfristig vor den hohen Kosten zu schützen, seien befristete und gezielte nationale Maßnahmen am geeignetsten, heißt es in der Erklärung. Eine Toolbox mit entsprechenden Vorschlägen hatte die Europäische Kommission im Oktober vorgestellt (Europe.Table berichtete).

        ACER: Energiepreis-Grenze könnte Versorgungssicherheit gefährden

        Die Einführung einer Preisobergrenze für Energiepreise, wie von einigen Staaten gefordert, lehnen die Unterzeichner strikt ab und verweisen dabei auf die Analyse der Energieagentur. So könne eine Preisregulierung dazu führen, dass Anbieter ihre Investitionskosten nicht decken können und aus dem Markt austreten, was die Versorgungssicherheit gefährde. Daneben würde die Integration des EU-Strommarktes untergraben, da der ausgleichende Handel mit Nachbarländern wegfalle. Die Kosten für die Dekarbonisierung des Energiesystems würden aufgrund fehlender Marktsignale steigen.

        Weiterhin gelte: Der Green Deal sei Teil der Lösung, nicht des Problems. Diese Ansicht teilen allerdings nicht alle EU-Staaten. Der jüngste Anstieg des CO2-Preises im Rahmen des EU-Emissionshandels auf knapp 80 Euro pro Tonne dürfte die heutige Debatte zusätzlich verschärfen.

        Zumal die Länder unterschiedlich von den hohen Energiepreisen betroffen sind. Grund dafür ist laut ACER-Bericht insbesondere die unterschiedliche Abhängigkeit von Gas, aber auch unterschiedlich starke Verbindungen mit Nachbarländern. Mit einer Entlastung der Situation an den Energiemärkten wird erst im Frühjahr 2022 gerechnet. til

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          KI-Verordnung: Europaparlament löst Kompetenzstreit

          Was lange währt, wird endlich gut? Im Streit darüber, welcher Ausschuss im Europaparlament wie an den Verhandlungen über die Verordnung für Künstliche Intelligenz (KI) beteiligt ist, gab es gestern Abend, nach sieben Monaten Kompetenzstreit, eine Einigung. Die Konferenz der Fraktionsvorsitzenden hat beschlossen, die Federführung für das Gesetzesvorhaben zwischen dem Binnenmarktausschuss (IMCO) und dem Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) aufzuteilen.

          Damit hat sie den umstrittenen Lösungsvorschlag des Vorsitzenden der Konferenz der Ausschussvorsitzenden Antonio Tajani (IT, EVP) abgelehnt (Europe.Table berichtete). Dieser wollte die Federführung zwischen dem IMCO und dem Rechtsausschuss (JURI) aufteilen, mit exklusiven Kompetenzen für den Artikel 5 der KI-Verordnung für JURI. Der Artikel definiert, in welchen Bereichen die Anwendung von KI verboten werden soll, darunter auch die automatisierte Gesichtserkennung in öffentlich zugänglichen Räumen.

          Das Konfliktpotenzial zwischen dem IMCO-Berichterstatter Brando Benifei (IT, S&D) und dem noch inoffiziellen JURI-Berichterstatter Axel Voss (CDU/EVP) war dabei programmiert: Benifei plädierte beispielsweise für und Voss gegen ein Verbot der automatisierten Gesichtserkennung in öffentlich zugänglichen Räumen. “Wir haben ein Ergebnis vermeiden können, dass die parlamentarische Arbeit zu chaotisch und zu spaltend gemacht hätte“, kommentiert Benifei die nun getroffene Einigung. Diese berücksichtige sowohl den großen Einfluss, den KI auf den Binnenmarkt als auch auf die Grundrechte habe und stimme somit mit der rechtlichen Basis des Gesetzesvorschlags überein.

          Geteilte Federführung bei der KI-Verordnung: Benifei und Tudorache

          Berichterstatter im LIBE wird der Rumäne Dragoş Tudorache (Renew), der dem KI-Sonderausschuss (AIDA) vorsitzt. Laut Parlamentskreisen haben Benifei und Tudorache ein gutes Verhältnis – nicht ganz unbedeutend für die geteilte Federführung, denn beide Berichterstatter müssen in diesem Fall nicht nur die Ausschusssitzungen und Shadow meetings gemeinsam planen, sondern den Bericht zusammen verfassen.

          Quellen aus dem Europaparlament zufolge könnte das Duo Benifei und Tudorache für eine progressive Parlamentsposition zu dem Gesetzesvorhaben sorgen, das den Einsatz von Künstlicher Intelligenz regulieren soll. Auch Tudorache weist auf die Rechtsgrundlage der KI-Verordnung hin, die die Kompetenz des LIBE für die Verordnung klar bestimmt habe: “Das Ziel der KI-Verordnung war von Beginn an, einen menschenzentrierten Ansatz für Künstliche Intelligenz zu liefern”, so Tudorache. Die Rolle des LIBE sei, genau das sicherzustellen.

          JURI und ITRE bekommen exklusive Kompetenzen

          Der JURI geht aber nicht leer aus: Der Ausschuss wird nach Regel 57 + assoziiert. Damit könnte der JURI-Berichterstatter – Voss gilt hier weiterhin als gesetzt – auch an allen Shadow meetings teilnehmen. Der Ausschuss soll wie von Tajani vorgeschlagen auch eine exklusive Kompetenz für folgende Bereiche der KI-Verordnung bekommen: Transparenzregeln, Verhaltenskodexe und menschliche Aufsicht.

          Auch der Industrieausschuss (ITRE) und der Kulturausschuss (CULT) werden an den Verhandlungen beteiligt. Der ITRE bekommt für den Artikel 15 (Genauigkeit, Robustheit und Cybersicherheit) sowie den Artikel 55 (Maßnahmen für Kleinanbieter und Kleinnutzer) eine exklusive Kompetenz. Laut Parlamentskreisen könnte der Bericht im ITRE an die EVP-Fraktion gehen.

          Auch die IMCO-Vorsitzende Anna Cavazzini (Grüne/EFA) begrüßt die Einigung: “Mit der Regulierung Künstlicher Intelligenz auf dem europäischen Binnenmarkt hat die EU die Chance, weltweit digitale Goldstandards zu setzen. Daher bin ich froh, dass mit der gestrigen Einigung die Arbeit beginnen kann.” koj

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            DSA: Abstimmung im IMCO wird verschoben

            Laut Parlamentskreisen soll die Abstimmung im Binnenmarktausschuss (IMCO) über den “Digital Services Act” (DSA) nicht wie geplant am 9. Dezember stattfinden (Europe.Table berichtete), sondern in die Plenarwoche auf den 14. Dezember verschoben werden. Am Montag hatte die IMCO-Berichterstatterin Christel Schaldemose (S&D) neue Kompromissvorschläge vorgelegt, wie “Contexte” zuerst berichtet hatte. Die Vorschläge stehen heute und morgen im Fokus weiterer Verhandlungsrunden auf der technischen Ebene der Mitarbeiter. Das Kalkül: Am nächsten Montag soll dann die letzte politische Verhandlungsrunde zwischen Schaldemose und den Schattenberichterstattern der mitverhandelnden Ausschüsse stattfinden.

            Schaldemoses neue Kompromissvorschläge betreffen unter anderem den Anwendungsbereich des Digital Services Act und die Definitionen der Anbieter, die darunter fallen. Aber auch die “guter Samariter”-Klausel, die Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen eine aktive Suche nach illegalen Inhalten ermöglichen soll, ohne hierdurch in Mithaftung zu geraten.

            Ebenfalls von den Änderungen betroffen wären die Vorschriften für Sorgfaltspflichten der Anbieter, Verhaltenskodizes sowie der Durchsetzungsmechanismus. Das Konzept des Digital Services Act sieht konzeptionell eine geteilte Durchsetzung vor: Für bestimmte besonders große Verfahren soll die Kommission zuständig sein, im Regelfall aber der Digital Services Coordinator eines nach DSA zuständigen Mitgliedstaates.

            Schaldemose will Maßnahmenkatalog für DSC streichen

            Eine deutliche Veränderung hat die Berichterstatterin nun bei den Kompetenzen der Digital Services Coordinators (DSC) vorgeschlagen: Bei Verstößen gegen den Digital Services Act war für diese bislang ein beispielhafter Maßnahmenkatalog vorgesehen. Darin genannt war unter anderem die Sperrung beziehungsweise die Löschung von Domainnamen oder eine Verpflichtung eines Hostingdienstleisters, das betreffende Angebot abzuschalten oder zu beschränken. Schaldemose schlug nunmehr für die Artikel 41 und 55 vor, den Maßnahmenkatalog zu streichen und an seiner Stelle “verhältnismäßige Maßnahmen” zu ergreifen.

            Die Dänin will zudem die maximale Strafandrohung anpassen: Bei festgestellten Verstößen gegen wesentliche Regelungen des Digital Services Act oder gegen vorläufige Anordnungen der Aufsicht oder Selbstverpflichtungen nach Artikel 56 würde die Strafhöhe auf maximal sechs Prozent des Vorjahres-Umsatzes statt auf zehn Prozent begrenzt, wie es im bisherigen Vorschlag vorgesehen war. Dies würde beispielhaft im Falle Facebooks für das Jahr 2020 statt bis zu 7,6 Milliarden Euro “nur” höchstens 4,6 Milliarden Euro Strafzahlungen bedeuten. koj/fst

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              EU plant Handelssystem für CO2-Abbau

              Die Europäische Union will spätestens ab 2030 jährlich fünf Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre abscheiden. Daneben soll ein EU-weites System zur Zertifizierung des Kohlenstoffabbaus eingeführt werden. Das geht aus einem neuen Textentwurf vor, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

              Zwar sind fünf Millionen Tonnen nur ein Bruchteil der gesamten EU-Emissionen von derzeit mehr als drei Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten. Ein klares Ziel könnte aber dazu beitragen, die Entwicklung von Technologien zur CO2-Abscheidung und zur Langzeitspeicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) weiter voranzutreiben.

              Die CCS-Technik ist umstritten. Gegner bezweifeln, dass die Abscheidung und Speicherung von CO2 das Treibhausgas tatsächlich dauerhaft aus der Atmosphäre fernhalten kann. Auch der dafür erforderliche zusätzliche Energieaufwand ist problematisch. Andererseits gilt die Technologie insbesondere für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und für die Herstellung von sogenanntem blauem Wasserstoff als unverzichtbar. “Die Entwicklung und der großmaßstäbliche Einsatz von Lösungen zur Kohlenstoffabscheidung bedürfen im nächsten Jahrzehnt erheblicher gezielter Unterstützung”, heißt es in dem Dokument, das die Europäische Kommission am 14. Dezember offiziell vorlegen will.

              Darin will die Brüsseler Behörde auch Landbesitzer dazu ermutigen, mehr CO2 in Bäumen, Böden und Feuchtgebieten zu speichern. Dem Entwurf zufolge wird die Kommission im nächsten Jahr ein EU-System zur Zertifizierung des Kohlenstoffabbaus vorschlagen, bei dem der CO2-Abbau in einzelnen Landbetrieben gemessen und überprüft wird.

              Der Vorschlag sieht vor, für die Speicherung von CO2 eine EU-weit anerkannte Gutschrift zu erwerben. Diese kann dann an Emittenten verkauft werden, die ihre Emissionen ausgleichen müssen. So soll ein finanzieller Anreiz für die Speicherung von CO2 geschaffen werden.

              NGOs wie Greenpeace und Carbon Market Watch begrüßten den Vorschlag. Die Organisationen sprachen sich jedoch dagegen aus, den CO2-Abbau in das bestehende Emissionshandelssystem (ETS) zu integrieren. rtr/til

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                RWE erhält Zuschlag für größten Offshore-Windpark in Dänemark

                Der Energiekonzern RWE hat in Dänemark einen Auftrag zum Bau eines Offshore-Windparks an Land gezogen. RWE sei per Los aus der Ausschreibung als Sieger hervorgegangen, teilte die dänische Energiebehörde am Mittwoch mit. Bei dem Offshore-Windpark handele es sich um den bislang größten seiner Art in Dänemark.

                Der Wettbewerb sei so groß gewesen, dass weltweit zum ersten Mal der Gewinner einer Offshore-Ausschreibung einem Staat auch noch einen Zuschlag bezahle. Dänemark sei einer der wichtigsten Offshore-Märkte in Europa mit großen Wachstumsambitionen, erklärte RWE. Der Offshore-Windpark mit dem Namen Thor werde vor der dänischen Westküste errichtet und solle im Jahr 2027 seinen vollen Betrieb aufnehmen, erklärte RWE. Nach seiner vollständigen Inbetriebnahme könne Thor so viel Ökostrom erzeugen, dass er umgerechnet den Bedarf von rund 1,4 Millionen dänischen Haushalten decken könnte.

                RWE stach damit den dänischen Konkurrenten Orsted aus. Der Weltmarktführer für Offshore-Windanlagen hatte ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen. Der Energiebehörde zufolge wird RWE in den ersten Jahren der Produktion dem Staat einen Abschlag von insgesamt etwa 2,8 Milliarden dänische Kronen (rund 376 Millionen Euro) zahlen. Thor ist einer von drei großen Offshore-Windparks, die Dänemark plant, um bis 2030 seinen Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 70 Prozent zu senken. rtr

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                  Brüssel will in Belarus-Krise Asylregeln aufweichen STANDARD
                  Britain throws down gauntlet to EU in Big Tech crackdown POLITICO
                  Die EU plant die Erfassung der “Eingebettete” CO₂-Emissionen von Gebäuden EURACTIV
                  EU-Ratspräsidentschaft schlägt wesentliche Änderungen am KI-Gesetzentwurf vor EURACTIV

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                  Patrick Graichen: Kämpfer für die Sache

                  Patrick Graichen, Direktor des Thinktanks Agora Energiewende, wird neuer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
                  Patrick Graichen wird neuer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

                  Das Gerücht hielt sich schon seit Wochen, seit Dienstag ist es offiziell: Patrick Graichen wechselt vom Thinktank Agora Energiewende in Robert Habecks Wirtschafts- und Klimaministerium. Als Staatssekretär soll er Deutschlands Transformation zur Klimaneutralität begleiten. Eine Aufgabe, deren rasche Umsetzung er schon seit vielen Jahren von der Politik einfordert. Nun kann er sie selbst mitgestalten. 

                  Die Innenansicht des politischen Betriebs ist für den studierten Volkswirt und Umweltökonom nichts Neues, auch wenn er zuletzt als Exekutivdirektor der Agora Energiewende eher als Watchdog und Kommentator von der Seitenlinie fungierte. Von 2001 bis 2006 war Patrick Graichen Referent für internationalen Klimaschutz im Bundesumweltministerium. Zunächst unter dem grünen Minister Jürgen Trittin, später unter Sigmar Gabriel von der SPD. 

                  Anschließend wurde er sogar Referatsleiter für Grundsatzangelegenheit Klimaschutz. Diesmal hieß der Umweltminister Norbert Röttgen – ein CDUler. Graichen verhandelte federführend die Ausgestaltung der ökonomischen Instrumente des Kyoto-Protokolls, war 2008 am Klima- und Energiepaket der EU beteiligt, welches auch eine Schärfung des ETS beinhaltete, und arbeitete am Gesetzgebungsverfahren im Bereich des Energiewirtschaftsrechts entscheidend mit.  

                  Der Familienvater sieht sich also nicht als parteipolitischen Akteur, sondern als Kämpfer für die Sache. Denn seine Haltung während dieser Zeit war stets eindeutig: Eine Stromversorgung gänzlich aus erneuerbaren Energien sei “möglich, sicher und bezahlbar”, heißt es in einem Sondergutachten von Januar 2011, an dem Patrick Graichen beteiligt war.  

                  Patrick Graichen: aus dem BMU zu Agora

                  Mit dieser Ansicht war er dem damaligen politischen Konsens im Kohle- und Atomland Deutschland weit voraus. Das Reaktorunglück von Fukushima, in dessen Folge Deutschland den beschleunigten Atomausstieg erklärte, passierte zwei Monate nach Veröffentlichung des Gutachtens. Bis zur Einsetzung der Kohlekommission, die ein Enddatum für die Kohleverstromung erarbeiten wird, sollte es noch weitere neun Jahre dauern. 

                  Zu diesem Zeitpunkt war Patrick Graichen allerdings schon längst nicht mehr im Umweltministerium. 2012 verließ er den politischen Betrieb und baute mit dem ehemaligen Staatssekretär des BMU und Weggefährten Rainer Baake die Denkfabrik Agora Energiewende auf. Als Baake erneut zum Staatssekretär berufen wurde, übernahm Graichen als Exekutivdirektor und Geschäftsführer die Leitung des Thinktanks.  

                  Von nun an setzte Patrick Graichen sich dafür ein, den Kohleausstieg und den gleichzeitigen Erneuerbaren-Ausbau durch Druck von außen zu forcieren. Schon 2015, noch bevor das Pariser Abkommen unterzeichnet war, wies er auf die notwendige Reform des Energiemarktdesigns hin, wonach klimafreundliche Energieträger effizient gefördert und klimaschädliche entsprechend bepreist werden müssen.

                  Internationale Dimension der Energiewende

                  Für die Industrie dürfte die Berufung Graichens dennoch eine gute Nachricht sein. Denn dass die grüne Transformation der Wirtschaft nicht ohne massive staatliche Unterstützung möglich ist, hat er stets betont. Auch wenn seine Forderung, hierfür zur Not die Schuldenbremse zu lockern, bei den Koalitionsverhandlungen zuletzt kein Gehör fand: Dass der Kohleausstieg auch ohne Strompreiserhöhung möglich ist, hat Patrick Graichen immer wieder versucht zu vermitteln.

                  Graichens stets mahnenden Worte für einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren und ein schnelleres Herunterfahren der Kohlekraft lesen sich heute aktueller denn je. Schon früh hat er die internationale Dimension der Herausforderung erkannt und betont, dass Deutschland die Energiewende nicht allein bewältigen kann, sondern auf die europäischen Nachbarn angewiesen ist. Diese banal klingende Erkenntnis ist angesichts der Koalitionsverträge von 2013 und 2018 nicht selbstverständlich.

                  Der jetzige Koalitionsvertrag der Ampel dürfte nach Graichens Geschmack sein – zumindest gemessen am Ambitionsniveau. Patrick Graichens Aufgabe als verantwortlicher Energie-Staatssekretär wird es sein, ebendiese Transformation, die er bereits als Referent im BMU und später als NGO-Direktor forderte, politisch weiter und vor allem schneller voran zu treiben. Lukas Scheid

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                    Apéropa

                    Die Älteren unter uns werden sich noch an CD-ROMs erinnern, diese silbernen Scheiben, die in den 1990er-Jahren aufkamen und die Diskette als Speichermedium verdrängten. Die Jüngeren vermutlich nicht – wer heutzutage einen neuen Rechner kauft, findet kaum noch ein Exemplar mit einem entsprechenden Laufwerk.

                    In der Justiz in Europa aber sind sie offenbar noch ein gängiges Arbeitsmittel. Nach den Terroranschlägen von Paris im Jahr 2015 habe man festgestellt, dass der Informationsaustausch zwischen den Behörden in unterschiedlichen Mitgliedstaaten “größtenteils physisch über Papierakten und Boxen mit CD-ROMs” abgewickelt worden sei, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders gestern.

                    Nun, schlappe sechs Jahre später, setzt Reynders zur Digitalisierungsoffensive an. Die nationalen Justizbehörden und die ebenfalls noch recht analog aufgestellte EU-Agentur Eurojust sollen mithilfe einer Milliardensumme aus dem Aufbauinstrument den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen. Gemeinsame Ermittlungsteams aus mehreren Ländern sollen eine neue Kollaborationsplattform nutzen, der grenzüberschreitende Informationsaustausch zwischen Behörden über ein gesichertes Portal abgewickelt werden, basierend auf dem existierenden e-Codex-System.

                    So werde der grenzüberschreitende Informationsaustausch “künftig binnen Sekunden” funktionieren, so Reynders. Na und, dürfte es aus deutschen Amts- und Landgerichten nun zurückschallen, das können wir schon lange. Per Faxgerät. Till Hoppe

                    • Digitalpolitik

                    Europe.Table Redaktion

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                      • “Global Gateway”: Wie Brüssel Chinas Seidenstraße Konkurrenz machen will
                      • CO2-neutrale Schifffahrt: Dekarbonisierung in Babyschritten
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                      • Baerbock will als Außenministerin “Klimabotschaften” einrichten
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                      • RWE erhält Zuschlag für größten Offshore-Windpark in Dänemark
                      • Patrick Graichen: Habecks neuer Staatssekretär im Porträt
                      Liebe Leserin, lieber Leser,

                      3 bis 4 Prozent der EU-weiten Emissionen werden von Schiffen ausgestoßen, die in europäischen Häfen entweder ein- oder auslaufen. In Zukunft dürfte dieser Anteil tendenziell eher steigen, wenn nichts für die Dekarbonisierung der Schifffahrt getan wird. Mit der Fuel-EU-Maritime-Verordnung will die EU-Kommission das zwar nun ändern, doch der Vorschlag ist nicht so ambitioniert, wie es nötig wäre. Das passt ins Bild aller bisherigen globalen Anstrengungen für eine klimafreundliche Schifffahrt, wie Lukas Scheid berichtet.

                      Immer wieder hatten die Verantwortlichen die offizielle Vorstellung der Infrastruktur-Initiative “Global Gateway” verschoben, doch nun war es so weit. Die Kommissionschefin gab sich selbstbewusst: Das Programm sei “auf jeden Fall” in der Lage, mit Chinas “Belt and Road”-Initiative zu konkurrieren, sagte Ursula von der Leyen – und verteilte die ein oder andere Spitze in Richtung Neue Seidenstraße. Was Brüssel mit “Global Gateway” besser machen will als China, in welchen Punkten die Chinesen im Vorteil sind und wie Politik und Industrie auf die Pläne reagierten, hat Amelie Richter zusammengefasst.

                      Deutliche Worte gegenüber der Volksrepublik will auch die designierte Außenministerin Annalena Baerbock in Zukunft sprechen. Dabei werde sich die neue Bundesregierung enger mit den Partnern in der EU abstimmen als bisher, sagte sie. Baerbock kündigte außerdem an, die deutschen Botschaften für die Klimapolitik einsetzen zu wollen. Mehr zu den Plänen der Grünen-Politikerin lesen Sie in den News. 

                      Ihre
                      Sarah Schaefer
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                      Analyse

                      “Global Gateway”: Wie Brüssel Chinas Seidenstraße Konkurrenz machen will

                      Was rund um “Global Gateway” zwar immer mitschwang, aber nur selten offen ausgesprochen wurde, fand bei der offiziellen Vorstellung der Infrastruktur-Initiative der EU-Kommission nun eine klare Antwort: “Ja, auf jeden Fall. Dazu sind wir in der Lage”, antwortete EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf die Frage, ob das Programm mit Chinas “Belt and Road”-Initiative konkurrieren könne. Verschiedene Länder hätten ihre Erfahrungen gemacht mit den chinesischen Investments, sagte von der Leyen. “Sie brauchen bessere und andere Angebote.” Das EU-Angebot binde den Privatsektor mit ein, den es so in der Volksrepublik nicht gebe. “Also ist es eine echte Alternative”, betonte die Kommissionschefin.

                      Lange hatte Brüssel an der Konkurrenz-Seidenstraße geschraubt; mehrfach wurde das Veröffentlichungsdatum geschoben. Das Ergebnis aber liest sich nun beeindruckend und findet viel Zuspruch aus Politik und Wirtschaft. Wie die Umsetzung konkret vorankommen wird, bleibt wie bei vielen EU-Initiativen abzusehen. Das anvisierte Programm ist ambitioniert: Bis 2027 sollen bis zu 300 Milliarden Euro mobilisiert werden. Dafür holt die EU-Kommission nicht nur die Mitgliedsstaaten, sondern auch die private Wirtschaft sowie die Europäische Investitionsbank und andere europäische Finanzinstitute mit ins Boot, darunter beispielsweise die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

                      Die wichtigsten Fragen zu “Global Gateway” im Überblick:

                      Woher kommt das Geld?

                      Ein Teil der anvisierten Milliarden-Investition soll aus dem Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung Plus (EFDS+) fließen – rund 135 Milliarden Euro. EFDS+ ist ein bereits bestehender Haushaltsfonds der EU, der wiederum auf verschiedenen Wegen befüllt wird. Noch nicht alle Finanzinstrumente dafür sind fertig. Der größte Teil der “Global Gateway”-Initiative, rund 145 Milliarden Euro, entfallen auf “geplantes Investitionsvolumen europäischer Finanz- und Entwicklungsfinanzierungsinstitute“. Weitere 18 Milliarden Euro sollen “im Rahmen anderer EU-Außenhilfeprogramme” aufgebracht werden. Hinzu sollen weitere Milliarden aus dem privaten Sektor kommen.

                      Ist das genug, um gegen die “Belt and Road”-Initiative anzukommen?

                      Das bleibt fraglich – denn rein zahlenmäßig stellt die BRI “Global Gateway” in den Schatten. Pekings Gesamtausgaben für die Neue Seidenstraße könnten sich laut Morgan Stanley bis 2027 auf 1,2 bis 1,3 Billionen US-Dollar belaufen. Die Volksrepublik hat außerdem einen Vorteil, da sie in vielen von der EU nun anvisierten Schwellen- und Entwicklungsländern bereits vor Ort ist. Da bei der BRI zudem die staatseigenen Geschäftsbanken Chinas mit von der Partie sind, ist es chinesischen Unternehmen möglich, selbst politisch oder kommerziell riskante Investitionen zu tätigen, ohne großes Risiko einzugehen. Das ist eine Sicherheit, die europäische Unternehmen nicht haben werden.

                      Was soll finanziert werden?

                      EU-Infrastrukturprojekte im Ausland. Dabei im Fokus stehen sollen die Digitalisierung und grüne Transformation. Als Beispiele für förderwürdige Projekte nannte von der Leyen den Einsatz von grünem Wasserstoff und den Ausbau von Bahnlinien und Internetverbindungen. So solle der Westbalkan über Schienenverbindungen besser untereinander und auch in die EU angebunden werden, betonte Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi. Dafür sind demnach 30 Milliarden Euro vorgesehen. Im Rahmen der Östlichen Partnerschaft, der die Ukraine angehört, sei die Verlegung eines Datenkabels unter dem Schwarzen Meer geplant. Auch in Lateinamerika soll der Ausbau von Glasfasernetzen ausgebaut werden.

                      Im Rahmen von “Global Gateway” sind außerdem der Ausbau des Gesundheitswesens und die Unterstützung des Bildungssystems in den Schwellen- und Entwicklungsländern vorgesehen. Die EU will auch in der Nachbarschaft Chinas tätig werden: So sei eine Konnektivitäts-Partnerschaft mit dem südostasiatischen Staatenbund Asean beabsichtigt. Auch will die EU eine Stärkung der “Verbindungen zu benachbarten strategischen Korridoren in Subsahara-Afrika und Zentralasien” fördern, wie es in dem Papier heißt.

                      Was ist der USP von “Global Gateway”?

                      Anders als China werde die EU in erster Linie Zuschüsse an die beteiligten Länder vergeben, sagte die für internationale Partnerschaften zuständige EU-Kommissarin Jutta Urpilainen. Damit sollen Kreditfallen vermieden werden. Von der Leyen betonte, dass die Partnerländer angesichts der EU-Finanzierung nicht befürchten müssten, untragbare Schuldenberge anzuhäufen. Zudem herrsche bei den EU-Hilfen Transparenz. Die umgesetzten Projekte blieben in den Händen der jeweiligen Länder und sollten vor Ort konkrete Ergebnisse erzielen, so von der Leyen.

                      Die Stoßrichtung der EU ist auch in der offiziellen Kommunikation klar formuliert, nicht ohne einen Wink in Richtung Peking: “Ohne angemessene Transparenz, gute Regierungsführung und hohe Standards können Projekte schlecht ausgewählt oder geplant werden, unvollständig bleiben oder Korruption befeuern.” Die Partnerländer sollen sich also an Regeln halten müssen, was Chinas Investitionen im Vergleich dazu unverbindlicher erscheinen lassen könnte. Gerade in Sachen Umweltstandards könnte “Global Gateway” jedoch attraktiv sein: In mehreren BRI-Staaten gibt es Kritik an der Umweltverschmutzung, die mit manchen chinesischen Projekten einhergeht (China.Table berichtete).

                      Wie sehen die Reaktionen der Politik aus?

                      Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD), begrüßte die Initiative als einen “Beitrag zum weltweiten Kampf gegen Klimawandel und Armut”. “Anstatt Staaten ein Angebot zu machen, das sie nicht ablehnen können, wollen wir ihnen als EU eines machen, das sie nicht ablehnen wollen”, so Lange. Er mahnte jedoch: “Wie bei allen Projekten dieser Größenordnung werden wir sehen, ob sich die hohen Investitionssummen realisieren lassen. Wenn ‘Global Gateway’ kein Luftschloss bleiben soll, müssen wir gemeinsam viele Hebel in Bewegung setzen.”

                      Kritik kam vom CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber: “Ein großer Teil des Geldes kommt aus bestehenden Programmen oder hängt von privaten Mitteln ab”, so  Ferber. “Ein großer Wurf sieht anders aus. China wird nicht vor Angst erstarren“, so Ferber. Reinhard Bütikofer, Vorsitzender der China-Delegation des Europäischen Parlaments, sagte, dass nun “schnell Nägel mit Köpfen gemacht werden können”. Vor allem die digitale Konnektivität und grüne Technologien müssten nun im Fokus stehen, so Bütikofer.

                      “Global Gateway” habe das Potenzial, die EU zu einem effektiveren geopolitischen Akteur zu machen, betonte der deutsche EU-Botschafter und ehemals deutsche Botschafter in China, Michael Clauß. Der Top-Diplomat hatte sich in den vergangenen Wochen verstärkt für die Infrastruktur-Initiative eingesetzt. “Für viele Partnerländer wird das Angebot einer regel- und wertebasierten Zusammenarbeit auf Augenhöhe eine attraktive Alternative zur chinesischen ‘Belt & Road’-Initiative sein”, so Clauß.

                      Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte: “Ein stärkeres Europa in der Welt bedeutet ein entschlossenes, auf unseren Kernprinzipien basierendes Engagement mit unseren Partnern.” Mit “Global Gateway” bekräftige man die Vision eines Netzwerks mit Verbindungen, das sich auf international anerkannte Standards und Regeln stütze.

                      Im vergangene Woche vorgestellten Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP (China.Table berichtete) wird die Brüsseler Infrastruktur-Initiative bereits befürwortet. “Wir wollen uns aktiv für eine Infrastrukturentwicklung nach qualitativ hohen internationalen Standards einsetzen. Die Global Gateways-Initiative der EU ist dabei ein wichtiges Instrument”, heißt es in dem Papier.

                      Was sagt die Industrie?

                      Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) lobte die Initiative aus Brüssel. Da chinesische Infrastrukturangebote an andere Länder oft keine Konkurrenz hätten, sei es “höchste Zeit, pragmatische Alternativangebote nach europäischen Standards anzubieten”, sagte Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. “Global Gateway” sei eine “ernst zu nehmende Alternative”, so Niedermark. “Vor allem auf dem Balkan und in Nordafrika gibt es einen großen Investitionsbedarf in den Bereichen Digitalisierung, Energie, Verkehr und Gesundheit.” Auch Niedermark forderte eine schnelle konkrete Planung für Projekte. Dafür müssten die zugesagten finanziellen Mittel zügig zugänglich gemacht werden.

                      Der Verband der Automobilindustrie sieht in der Initiative auch einen wichtigen Ansatz für die Rohstoffversorgung und Rohstoff-Sicherheit für Deutschland und Europa. “Im Sinne der Ressourcenschonung und der Reduzierung der Abhängigkeit von Drittstaaten muss eine effiziente Kreislaufwirtschaft für kritische Rohstoffe aufgebaut werden”, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. “Auf diesem Weg hilft die neue Initiative Global Gateway der EU.” Für Unternehmen biete die Strategie auch zusätzliche Investitionsmöglichkeiten, insbesondere in Afrika, so Müller.

                      Wie reagiert Peking?

                      Relativ wortgewaltig – und deutlich angefressen: Die englischsprachige Global Times veröffentlichte kurz nach Präsentation von “Global Gateway” ein Stück, das kein gutes Haar an der EU-Initiative ließ. Damit die Strategie “nicht wieder in Vergessenheit” gerate, müsse die EU ihr Können bei der Finanzierung verschiedener Projekte unter Beweis stellen. Die veranschlagten Mittel gingen weit über die “Finanzierungskapazitäten des Blocks hinaus”, schrieb Global Times unter Berufung auf Analysten. “Global Gateway” baue “auf den unaufhörlichen Bemühungen des Westens auf, seine BRI-Version als moralisch überlegen darzustellen”. Das sei Heuchelei.

                      Auch ein genereller Schlag in Richtung Brüssel fand Platz: Die EU sei “eine locker gebundene Gruppierung, bei der die Verteilung der nationalen Interessen innerhalb des 27-köpfigen Blocks ziemlich gespalten” sei. Der EU-Infrastrukturplan sei deshalb anfälliger für Misserfolge, bescheinigten Global-Times-Beobachter.

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                        CO2-neutrale Schifffahrt: Dekarbonisierung in Babyschritten

                        Die Seefahrt gilt im Verkehrssektor als der am schwersten zu dekarbonisierende Bereich. Ähnlich wie auch bei der Luftfahrt ist die Elektrifizierung (noch) keine Lösung, da Batterietechnologien mit ausreichend Kapazität fehlen. Alternative emissionsärmere Antriebsmöglichkeiten wie Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe oder Ammoniak werden erprobt, sind aber noch nicht marktfähig. Der Maritimsektor hinkt der Luftfahrt jedoch auch an anderer Stelle noch deutlich hinterher.

                        Während Emissionen aus dem Flugverkehr seit 2012 durch den europäischen Emissionshandel (ETS) limitiert und bepreist werden, gibt es erst seit diesem Sommer durch das Fit-for-55-Paket ernst zu nehmende Ambitionen, den ETS auch auf die Schifffahrt auszuweiten. Ähnlich sieht es global aus: 2016 wurde der Offsetting-Mechanismus für die internationale Zivilluftfahrt CORSIA beschlossen, durch den die Airlines ihre Emissionen kompensieren sollen. Seit diesem Jahr läuft die Pilotphase, an der die EU-Mitgliedstaaten teilnehmen. Ein Pendant für die Schifffahrt ist noch nicht in Sicht.

                        Fuel EU Maritime: Die EU hat zärtlich vorgelegt

                        Mit dem Kommissionsvorschlag für eine neue Verordnung (Fuel EU Maritime) hat die Brüsseler Behörde immerhin den Ansatz eines Dekarbonisierungspfades für die Schifffahrt skizziert. Ab Mitte des Jahrzehnts sollen die CO2-Grenzwerte für kommerzielle Frachtschiffe ab 5000 Tonnen verschärft werden: 2025 um zwei Prozent, 2030 um 6 Prozent. Reeder und Schiffsbauer sollen auf diese Weise gezwungen werden, emissionsärmere Kraftstoffe zu verwenden. Das langfristige Ziel: die Gesamtemissionen bis 2050 um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 2008 zu reduzieren.

                        2050 soll der gesamte Kontinent allerdings bereits klimaneutral sein – die Schifffahrt inklusive. Dazu hat sich Europa verpflichtet, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Es muss also schneller vorangehen als bislang vorgesehen, findet auch Delphine Gozillon, Referentin für Schifffahrtspolitik bei der NGO Transport and Environment (T&E). Der Kommissionsvorschlag sei so wenig ehrgeizig, dass die Verordnung in den nächsten 20 Jahren nur zu vernachlässigbaren Treibhausgasreduzierungen führen werde, so ihre Einschätzung.

                        Im TRAN-Ausschuss des EU-Parlaments haben Europas Verkehrspolitiker:innen nun die Möglichkeit, den Kommissionsvorschlag nachzuschärfen. Allerdings dürfte es auch hier noch eine Weile dauern, bis sich abzeichnet, ob das Ambitionsniveau steigt. Am Mittwoch gab es einen ersten “Exchange of views” im Ausschuss, der allerdings wenig ergiebig war. EVP-Berichterstatter Jörgen Warborn aus Schweden forderte die Kommission lediglich auf, die Nutzungsmöglichkeiten von Flüssigerdgas (LNG) genauer zu erörtern und wies auf die Gefahr von Carbon Leakage durch zu hohe Einschnitte für die Branche hin.

                        Fortschritte brauchen zu lange

                        Ähnlich träge lief das Gipfeltreffen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation der UN (IMO). Der Ausschuss für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC) tagte vergangene Woche in London, um über eine Verschärfung des bisherigen IMO-Ziels – Emissionen bis 2050 zu halbieren – zu beraten. Das Ergebnis des Gipfels: Im kommenden Jahr können Staaten und Organisationen konkrete Vorschläge für eine überarbeitete Dekarbonisierungs-Strategie unterbreiten, 2023 soll dann darüber abgestimmt werden. Ein schneller Prozess sieht anders aus. Zwar habe es auch einen Beschlussvorschlag für Nullemissionen bis 2050 gegeben, berichtete der britische Guardian. Dieser fand allerdings keine Mehrheit.

                        Eine vertane Chance, kommentiert Beate Klünder, Referentin für Verkehr beim NABU. Sie kritisiert zudem, dass die 175 IMO-Mitgliedstaaten sich nicht auf ein Bepreisungsmodell für Emissionen aus der Schifffahrt einigen konnten. Die Industrie habe einen Preisaufschlag von 2 Dollar pro Tonne Kraftstoff gefordert, die besonders vom Klimawandel betroffenen Marshall-Inseln 100 Dollar. Die EU habe sich für einen marktbasierten Ansatz eingesetzt, der allerdings ebenfalls keine Mehrheit fand.

                        Nötig wären höhere Ambitionen jedoch dringend, auch für die EU-Klimaziele. Denn 3 bis 4 Prozent der EU-weiten Emissionen werden von Schiffen ausgestoßen, die in europäischen Häfen entweder ein- oder auslaufen, schreibt die Kommission. Global gesehen sind es etwa 2 bis 3 Prozent. Die IMO geht davon aus, dass sich die Emissionen aus der Schifffahrt bis 2050 mehr als verdoppeln können, wenn nichts dagegen unternommen wird.

                        Und weil die IMO selbst offenbar nicht in der Lage ist, etwas zu unternehmen, fordert Jacob Armstrong von T&E im Gespräch mit Europe.Table, dass sich mehr Länder und Organisationen außerhalb der IMO für mehr Klimaschutz in der Schifffahrt einsetzen. Als Beispiel nennt er die Selbstverpflichtung von Amazon, Ikea und Unilever, ihre Materialien und Produkte ab 2040 nur noch CO2-neutral zu verschiffen. Auch die sogenannte “Clydebank Declaration”, die auf der COP26 in Glasgow beschlossen wurde, begrüßt Armstrong. Darin verpflichteten sich unter anderem Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande zum Ausbau emissionsfreier Seeverkehrsrouten bis 2025.

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                          Termine

                          02.12.2021 – 15:00-16:30 Uhr, online
                          Energy Coalition, Panel Discussion Tackling rising energy prices: the untapped potential of the Energy Efficiency Directive
                          The speakers of the Coalition for Energy Savings will talk about the recast of the Energy Efficiency Directive (EED) and discuss related opportunities to combat the rising energy prices and to increase energy savings in Europe. INFOS & REGISTRATION

                          03.12.2021 – 08:00-10:45 Uhr, online
                          Digital Europe, Conference The French EU Presidency: an opportunity for the digital transition?
                          This Digital Europe event will highlight the French government’s priorities for the EU’s digital agenda in light of the vision of a “sovereign EU”. This will include a discussion of how European industry leaders can achieve the digital revolution and how the Digital Agenda fits into the EU. INFOS & REGISTRATION

                          03.12.2021 – 09:15-14:35 Uhr, Brüssel/online
                          CEEP, Seminar Central European Day of Energy: energy sector resilience in the time of transition
                          At the Central European Energy Day (CEDE) organized by Central Europe Energy Partners (CEEP), the main issue of energy security will be discussed in light of the current energy crisis and the goal of a net-zero economy. Various experts will highlight different aspects along the value chain in the energy sector. INFOS & REGISTRATION

                          03.12.2021 – 09:00-12:00 Uhr, online
                          DVGW, Vortrag Roadmap Gas 2050
                          Bei der Roadmap Gas 2050 wird ein Projekt des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) vorgestellt, das sich mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050 durch den Einsatz klimafreundlicher Gase befasst. Dabei wird auf die Transformation der Gasnetze, lokale Potenziale, Wasserstoff und Energienachfrage und -darbietung eingegangen. INFOS & ANMELDUNG

                          03.12.2021 – 11:00-13:00 Uhr, online
                          EC, Discussion High-level meeting of the Clean Energy Industry Forum
                          At this European Commission (EC) event, 19 CEOs from companies and institutions from various sectors of the European clean energy industry will meet with Commissioner Kadri Simson and officials from the Commission’s Directorate General for Energy to discuss the mission of the revitalized Clean Energy Industry Forum (CEIF), as well as the need to increase the rate of innovation in the EU’s clean energy industry. INFOS

                          06.12.-07.12.2021, online
                          ERA, Seminar Next Generation EU – Europe’s Recovery Plan one year on
                          The conference of the Academy of European Law (ERA) will discuss the implementation of the NextGenerationEU (NGEU) instrument adopted to boost the economy after COVID-19. INFOS

                          07.12.2021 – 09:30-12:15 Uhr, online
                          Podiumsdiskussion Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz
                          Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV), die Fraunhofer-Institute AISEC und IAIS und die Freie Universität Berlin bauen gemeinsam mit dem iRights.Lab das Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (ZVKI) auf, welches als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zur Information über Künstliche Intelligenz dienen soll. INFOS & ANMELDUNG

                          07.12.2021 – 10:00-12:00 Uhr , online
                          Eco, Vortrag TTDSG – Neugestaltung des Datenschutzes für Telekommunikation und Telemedien?!
                          Das Online-Seminar des Verbandes der Internetwirtschaft (Eco) will einen Überblick über das neue Telekommunikations-Telemedien-Datenschutzgesetz (TTDSG) und den damit verbundenen Änderungen geben. INFOS & ANMELDUNG

                          07.12.2021 – 13:00 Uhr, online
                          Stiftung Datenschutz, Vortrag Faires Internet-Marketing: Cookies, Tracking, Datenschutz
                          Der Referent der Stiftung Datenschutz Thomas Werning wird einen Überblick über die Zulässigkeit von Cookies, Website-übergreifendes Tracking und Einwilligungen geben sowie Lösungen für faires Internetmarketing aufzeigen. INFOS & ANMELDUNG

                          07.12.2021 – 14:00-16:00 Uhr, online
                          DBU, Vortrag Biodiversität – eine sichere Bank?
                          Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat Expert:innen aus Wissenschaft, Finanzwirtschaft und Zivilgesellschaft eingeladen, um über die Rolle des Finanzsektors im Zusammenhang mit den Verhandlungen neuer globaler Biodiversitätsziele zu diskutieren. INFOS & ANMELDUNG

                          News

                          Baerbock will als Außenministerin “Klimabotschaften” einrichten

                          Die designierte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will die deutschen Botschaften zum Zwecke der Klimapolitik einsetzen. Die “220 deutschen Auslandsvertretungen können dafür wichtige Klimabotschaften sein und auch zur Intensivierung des Technologietransfers beitragen”, sagte Baerbock im Gespräch mit China.Table-Redakteur Felix Lee und Journalisten der Tageszeitung (taz).

                          Sie spricht sich zudem dafür aus, dass die handlungsbereiten Länder bei der Energiewende möglichst schnell vorangehen. “Ein globaler CO2-Preis zum Beispiel ist eine schöne Idee, aber eben auch eine gute Ausrede. Denn bis alle 190 Staaten dazu bereit sind, ist es wohl zu spät”, so Baerbock. So wie Deutschland vor 20 Jahren mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die Energiewende in die Welt exportiert habe, könne es jetzt wieder voranschreiten und zum Vorreiter klimaneutralen Wirtschaftens werden.

                          Baerbock will einen ehrlichen Dialog mit China

                          Klimapolitik sei nicht nur moderne Wirtschafts-, sondern auch Sicherheitspolitik, so die Grünen-Chefin. In den vergangenen Jahren hätten die Folgen des Klimawandels Konflikte um Ressourcen wie Land oder Wasser verschärft. “Wir erleben auch, dass fossile Energieabhängigkeit und Energieimporte als außenpolitisches Druckmittel und damit auch zur Destabilisierung eingesetzt werden können.” Die Grünen lehnen die Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 aus Russland ab. Im Koalitionsvertrag mit SPD und FDP wurde das Thema aber ausgeklammert, weil sich die drei Parteien nicht einig sind.

                          Baerbock kündigte an, auch gegenüber China deutlichere Worte finden zu wollen als ihre Vorgänger. “Dialog ist der zentrale Baustein internationaler Politik. Aber das heißt nicht, dass man Dinge schönreden oder totschweigen muss”, sagte sie. Die neue Bundesregierung werde sich dabei enger mit den EU-Partnern abstimmen als bislang. Wenn Deutschland wie bisher “als größter Mitgliedsstaat eine eigene China-Politik formuliert”, dann schwäche das die gemeinsame Position. Lesen Sie mehr dazu bei China.Table. fmk

                            • Annalena Baerbock
                            • Deutschland
                            • Klima & Umwelt
                            • Klimapolitik
                            • Klimaschutz

                            Energiepreise: Mehrere EU-Staaten gegen Obergrenze

                            Im Vorfeld der heutigen Tagung des Energieminister-Rats haben Deutschland und einige weitere EU-Staaten in einer gemeinsamen Erklärung zur angespannten Lage an den Energiemärkten eine Preisobergrenze für Strom klar abgelehnt. Zuvor hatten die EU-Energieagentur ACER sowie die Marktaufsichtsbehörde ESMA die Entwicklung der Energiepreise untersucht. Den Berichten zufolge gehen die rekordhohen Strompreise weder auf Marktmanipulationen noch auf Fehler im bestehenden Strommarktdesign zurück.

                            Die Unterzeichnerstaaten, darunter auch Österreich, Dänemark, Luxemburg und die Niederlande, teilen in ihrer Erklärung die Einschätzung von ACER. Demnach sei der Preisanstieg in erster Linie auf die globale wirtschaftliche Erholung und die damit verbundene gestiegene Nachfrage nach Gas zurückzuführen. Um Verbraucher und Industrie kurzfristig vor den hohen Kosten zu schützen, seien befristete und gezielte nationale Maßnahmen am geeignetsten, heißt es in der Erklärung. Eine Toolbox mit entsprechenden Vorschlägen hatte die Europäische Kommission im Oktober vorgestellt (Europe.Table berichtete).

                            ACER: Energiepreis-Grenze könnte Versorgungssicherheit gefährden

                            Die Einführung einer Preisobergrenze für Energiepreise, wie von einigen Staaten gefordert, lehnen die Unterzeichner strikt ab und verweisen dabei auf die Analyse der Energieagentur. So könne eine Preisregulierung dazu führen, dass Anbieter ihre Investitionskosten nicht decken können und aus dem Markt austreten, was die Versorgungssicherheit gefährde. Daneben würde die Integration des EU-Strommarktes untergraben, da der ausgleichende Handel mit Nachbarländern wegfalle. Die Kosten für die Dekarbonisierung des Energiesystems würden aufgrund fehlender Marktsignale steigen.

                            Weiterhin gelte: Der Green Deal sei Teil der Lösung, nicht des Problems. Diese Ansicht teilen allerdings nicht alle EU-Staaten. Der jüngste Anstieg des CO2-Preises im Rahmen des EU-Emissionshandels auf knapp 80 Euro pro Tonne dürfte die heutige Debatte zusätzlich verschärfen.

                            Zumal die Länder unterschiedlich von den hohen Energiepreisen betroffen sind. Grund dafür ist laut ACER-Bericht insbesondere die unterschiedliche Abhängigkeit von Gas, aber auch unterschiedlich starke Verbindungen mit Nachbarländern. Mit einer Entlastung der Situation an den Energiemärkten wird erst im Frühjahr 2022 gerechnet. til

                              • Energie
                              • Energiepolitik
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                              • Green Deal
                              • Strom
                              • Strommarkt

                              KI-Verordnung: Europaparlament löst Kompetenzstreit

                              Was lange währt, wird endlich gut? Im Streit darüber, welcher Ausschuss im Europaparlament wie an den Verhandlungen über die Verordnung für Künstliche Intelligenz (KI) beteiligt ist, gab es gestern Abend, nach sieben Monaten Kompetenzstreit, eine Einigung. Die Konferenz der Fraktionsvorsitzenden hat beschlossen, die Federführung für das Gesetzesvorhaben zwischen dem Binnenmarktausschuss (IMCO) und dem Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) aufzuteilen.

                              Damit hat sie den umstrittenen Lösungsvorschlag des Vorsitzenden der Konferenz der Ausschussvorsitzenden Antonio Tajani (IT, EVP) abgelehnt (Europe.Table berichtete). Dieser wollte die Federführung zwischen dem IMCO und dem Rechtsausschuss (JURI) aufteilen, mit exklusiven Kompetenzen für den Artikel 5 der KI-Verordnung für JURI. Der Artikel definiert, in welchen Bereichen die Anwendung von KI verboten werden soll, darunter auch die automatisierte Gesichtserkennung in öffentlich zugänglichen Räumen.

                              Das Konfliktpotenzial zwischen dem IMCO-Berichterstatter Brando Benifei (IT, S&D) und dem noch inoffiziellen JURI-Berichterstatter Axel Voss (CDU/EVP) war dabei programmiert: Benifei plädierte beispielsweise für und Voss gegen ein Verbot der automatisierten Gesichtserkennung in öffentlich zugänglichen Räumen. “Wir haben ein Ergebnis vermeiden können, dass die parlamentarische Arbeit zu chaotisch und zu spaltend gemacht hätte“, kommentiert Benifei die nun getroffene Einigung. Diese berücksichtige sowohl den großen Einfluss, den KI auf den Binnenmarkt als auch auf die Grundrechte habe und stimme somit mit der rechtlichen Basis des Gesetzesvorschlags überein.

                              Geteilte Federführung bei der KI-Verordnung: Benifei und Tudorache

                              Berichterstatter im LIBE wird der Rumäne Dragoş Tudorache (Renew), der dem KI-Sonderausschuss (AIDA) vorsitzt. Laut Parlamentskreisen haben Benifei und Tudorache ein gutes Verhältnis – nicht ganz unbedeutend für die geteilte Federführung, denn beide Berichterstatter müssen in diesem Fall nicht nur die Ausschusssitzungen und Shadow meetings gemeinsam planen, sondern den Bericht zusammen verfassen.

                              Quellen aus dem Europaparlament zufolge könnte das Duo Benifei und Tudorache für eine progressive Parlamentsposition zu dem Gesetzesvorhaben sorgen, das den Einsatz von Künstlicher Intelligenz regulieren soll. Auch Tudorache weist auf die Rechtsgrundlage der KI-Verordnung hin, die die Kompetenz des LIBE für die Verordnung klar bestimmt habe: “Das Ziel der KI-Verordnung war von Beginn an, einen menschenzentrierten Ansatz für Künstliche Intelligenz zu liefern”, so Tudorache. Die Rolle des LIBE sei, genau das sicherzustellen.

                              JURI und ITRE bekommen exklusive Kompetenzen

                              Der JURI geht aber nicht leer aus: Der Ausschuss wird nach Regel 57 + assoziiert. Damit könnte der JURI-Berichterstatter – Voss gilt hier weiterhin als gesetzt – auch an allen Shadow meetings teilnehmen. Der Ausschuss soll wie von Tajani vorgeschlagen auch eine exklusive Kompetenz für folgende Bereiche der KI-Verordnung bekommen: Transparenzregeln, Verhaltenskodexe und menschliche Aufsicht.

                              Auch der Industrieausschuss (ITRE) und der Kulturausschuss (CULT) werden an den Verhandlungen beteiligt. Der ITRE bekommt für den Artikel 15 (Genauigkeit, Robustheit und Cybersicherheit) sowie den Artikel 55 (Maßnahmen für Kleinanbieter und Kleinnutzer) eine exklusive Kompetenz. Laut Parlamentskreisen könnte der Bericht im ITRE an die EVP-Fraktion gehen.

                              Auch die IMCO-Vorsitzende Anna Cavazzini (Grüne/EFA) begrüßt die Einigung: “Mit der Regulierung Künstlicher Intelligenz auf dem europäischen Binnenmarkt hat die EU die Chance, weltweit digitale Goldstandards zu setzen. Daher bin ich froh, dass mit der gestrigen Einigung die Arbeit beginnen kann.” koj

                                • Digitalisierung
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                                • Technologie

                                DSA: Abstimmung im IMCO wird verschoben

                                Laut Parlamentskreisen soll die Abstimmung im Binnenmarktausschuss (IMCO) über den “Digital Services Act” (DSA) nicht wie geplant am 9. Dezember stattfinden (Europe.Table berichtete), sondern in die Plenarwoche auf den 14. Dezember verschoben werden. Am Montag hatte die IMCO-Berichterstatterin Christel Schaldemose (S&D) neue Kompromissvorschläge vorgelegt, wie “Contexte” zuerst berichtet hatte. Die Vorschläge stehen heute und morgen im Fokus weiterer Verhandlungsrunden auf der technischen Ebene der Mitarbeiter. Das Kalkül: Am nächsten Montag soll dann die letzte politische Verhandlungsrunde zwischen Schaldemose und den Schattenberichterstattern der mitverhandelnden Ausschüsse stattfinden.

                                Schaldemoses neue Kompromissvorschläge betreffen unter anderem den Anwendungsbereich des Digital Services Act und die Definitionen der Anbieter, die darunter fallen. Aber auch die “guter Samariter”-Klausel, die Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen eine aktive Suche nach illegalen Inhalten ermöglichen soll, ohne hierdurch in Mithaftung zu geraten.

                                Ebenfalls von den Änderungen betroffen wären die Vorschriften für Sorgfaltspflichten der Anbieter, Verhaltenskodizes sowie der Durchsetzungsmechanismus. Das Konzept des Digital Services Act sieht konzeptionell eine geteilte Durchsetzung vor: Für bestimmte besonders große Verfahren soll die Kommission zuständig sein, im Regelfall aber der Digital Services Coordinator eines nach DSA zuständigen Mitgliedstaates.

                                Schaldemose will Maßnahmenkatalog für DSC streichen

                                Eine deutliche Veränderung hat die Berichterstatterin nun bei den Kompetenzen der Digital Services Coordinators (DSC) vorgeschlagen: Bei Verstößen gegen den Digital Services Act war für diese bislang ein beispielhafter Maßnahmenkatalog vorgesehen. Darin genannt war unter anderem die Sperrung beziehungsweise die Löschung von Domainnamen oder eine Verpflichtung eines Hostingdienstleisters, das betreffende Angebot abzuschalten oder zu beschränken. Schaldemose schlug nunmehr für die Artikel 41 und 55 vor, den Maßnahmenkatalog zu streichen und an seiner Stelle “verhältnismäßige Maßnahmen” zu ergreifen.

                                Die Dänin will zudem die maximale Strafandrohung anpassen: Bei festgestellten Verstößen gegen wesentliche Regelungen des Digital Services Act oder gegen vorläufige Anordnungen der Aufsicht oder Selbstverpflichtungen nach Artikel 56 würde die Strafhöhe auf maximal sechs Prozent des Vorjahres-Umsatzes statt auf zehn Prozent begrenzt, wie es im bisherigen Vorschlag vorgesehen war. Dies würde beispielhaft im Falle Facebooks für das Jahr 2020 statt bis zu 7,6 Milliarden Euro “nur” höchstens 4,6 Milliarden Euro Strafzahlungen bedeuten. koj/fst

                                  • Digital Services Act
                                  • Digitalisierung
                                  • Digitalpolitik
                                  • Plattformen

                                  EU plant Handelssystem für CO2-Abbau

                                  Die Europäische Union will spätestens ab 2030 jährlich fünf Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre abscheiden. Daneben soll ein EU-weites System zur Zertifizierung des Kohlenstoffabbaus eingeführt werden. Das geht aus einem neuen Textentwurf vor, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

                                  Zwar sind fünf Millionen Tonnen nur ein Bruchteil der gesamten EU-Emissionen von derzeit mehr als drei Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten. Ein klares Ziel könnte aber dazu beitragen, die Entwicklung von Technologien zur CO2-Abscheidung und zur Langzeitspeicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) weiter voranzutreiben.

                                  Die CCS-Technik ist umstritten. Gegner bezweifeln, dass die Abscheidung und Speicherung von CO2 das Treibhausgas tatsächlich dauerhaft aus der Atmosphäre fernhalten kann. Auch der dafür erforderliche zusätzliche Energieaufwand ist problematisch. Andererseits gilt die Technologie insbesondere für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und für die Herstellung von sogenanntem blauem Wasserstoff als unverzichtbar. “Die Entwicklung und der großmaßstäbliche Einsatz von Lösungen zur Kohlenstoffabscheidung bedürfen im nächsten Jahrzehnt erheblicher gezielter Unterstützung”, heißt es in dem Dokument, das die Europäische Kommission am 14. Dezember offiziell vorlegen will.

                                  Darin will die Brüsseler Behörde auch Landbesitzer dazu ermutigen, mehr CO2 in Bäumen, Böden und Feuchtgebieten zu speichern. Dem Entwurf zufolge wird die Kommission im nächsten Jahr ein EU-System zur Zertifizierung des Kohlenstoffabbaus vorschlagen, bei dem der CO2-Abbau in einzelnen Landbetrieben gemessen und überprüft wird.

                                  Der Vorschlag sieht vor, für die Speicherung von CO2 eine EU-weit anerkannte Gutschrift zu erwerben. Diese kann dann an Emittenten verkauft werden, die ihre Emissionen ausgleichen müssen. So soll ein finanzieller Anreiz für die Speicherung von CO2 geschaffen werden.

                                  NGOs wie Greenpeace und Carbon Market Watch begrüßten den Vorschlag. Die Organisationen sprachen sich jedoch dagegen aus, den CO2-Abbau in das bestehende Emissionshandelssystem (ETS) zu integrieren. rtr/til

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                                    RWE erhält Zuschlag für größten Offshore-Windpark in Dänemark

                                    Der Energiekonzern RWE hat in Dänemark einen Auftrag zum Bau eines Offshore-Windparks an Land gezogen. RWE sei per Los aus der Ausschreibung als Sieger hervorgegangen, teilte die dänische Energiebehörde am Mittwoch mit. Bei dem Offshore-Windpark handele es sich um den bislang größten seiner Art in Dänemark.

                                    Der Wettbewerb sei so groß gewesen, dass weltweit zum ersten Mal der Gewinner einer Offshore-Ausschreibung einem Staat auch noch einen Zuschlag bezahle. Dänemark sei einer der wichtigsten Offshore-Märkte in Europa mit großen Wachstumsambitionen, erklärte RWE. Der Offshore-Windpark mit dem Namen Thor werde vor der dänischen Westküste errichtet und solle im Jahr 2027 seinen vollen Betrieb aufnehmen, erklärte RWE. Nach seiner vollständigen Inbetriebnahme könne Thor so viel Ökostrom erzeugen, dass er umgerechnet den Bedarf von rund 1,4 Millionen dänischen Haushalten decken könnte.

                                    RWE stach damit den dänischen Konkurrenten Orsted aus. Der Weltmarktführer für Offshore-Windanlagen hatte ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen. Der Energiebehörde zufolge wird RWE in den ersten Jahren der Produktion dem Staat einen Abschlag von insgesamt etwa 2,8 Milliarden dänische Kronen (rund 376 Millionen Euro) zahlen. Thor ist einer von drei großen Offshore-Windparks, die Dänemark plant, um bis 2030 seinen Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 70 Prozent zu senken. rtr

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                                      EU will not strengthen climate action plan in 2022 POLITICO
                                      Daten-Governance: neues EU-Gesetz zur gemeinsamen Nutzung von Daten verabschiedet EURACTIV
                                      Blinken: Russland plant “erhebliche aggressive Schritte gegen die Ukraine” FAZ
                                      Brüssel will in Belarus-Krise Asylregeln aufweichen STANDARD
                                      Britain throws down gauntlet to EU in Big Tech crackdown POLITICO
                                      Die EU plant die Erfassung der “Eingebettete” CO₂-Emissionen von Gebäuden EURACTIV
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                                      Portrait

                                      Patrick Graichen: Kämpfer für die Sache

                                      Patrick Graichen, Direktor des Thinktanks Agora Energiewende, wird neuer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
                                      Patrick Graichen wird neuer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

                                      Das Gerücht hielt sich schon seit Wochen, seit Dienstag ist es offiziell: Patrick Graichen wechselt vom Thinktank Agora Energiewende in Robert Habecks Wirtschafts- und Klimaministerium. Als Staatssekretär soll er Deutschlands Transformation zur Klimaneutralität begleiten. Eine Aufgabe, deren rasche Umsetzung er schon seit vielen Jahren von der Politik einfordert. Nun kann er sie selbst mitgestalten. 

                                      Die Innenansicht des politischen Betriebs ist für den studierten Volkswirt und Umweltökonom nichts Neues, auch wenn er zuletzt als Exekutivdirektor der Agora Energiewende eher als Watchdog und Kommentator von der Seitenlinie fungierte. Von 2001 bis 2006 war Patrick Graichen Referent für internationalen Klimaschutz im Bundesumweltministerium. Zunächst unter dem grünen Minister Jürgen Trittin, später unter Sigmar Gabriel von der SPD. 

                                      Anschließend wurde er sogar Referatsleiter für Grundsatzangelegenheit Klimaschutz. Diesmal hieß der Umweltminister Norbert Röttgen – ein CDUler. Graichen verhandelte federführend die Ausgestaltung der ökonomischen Instrumente des Kyoto-Protokolls, war 2008 am Klima- und Energiepaket der EU beteiligt, welches auch eine Schärfung des ETS beinhaltete, und arbeitete am Gesetzgebungsverfahren im Bereich des Energiewirtschaftsrechts entscheidend mit.  

                                      Der Familienvater sieht sich also nicht als parteipolitischen Akteur, sondern als Kämpfer für die Sache. Denn seine Haltung während dieser Zeit war stets eindeutig: Eine Stromversorgung gänzlich aus erneuerbaren Energien sei “möglich, sicher und bezahlbar”, heißt es in einem Sondergutachten von Januar 2011, an dem Patrick Graichen beteiligt war.  

                                      Patrick Graichen: aus dem BMU zu Agora

                                      Mit dieser Ansicht war er dem damaligen politischen Konsens im Kohle- und Atomland Deutschland weit voraus. Das Reaktorunglück von Fukushima, in dessen Folge Deutschland den beschleunigten Atomausstieg erklärte, passierte zwei Monate nach Veröffentlichung des Gutachtens. Bis zur Einsetzung der Kohlekommission, die ein Enddatum für die Kohleverstromung erarbeiten wird, sollte es noch weitere neun Jahre dauern. 

                                      Zu diesem Zeitpunkt war Patrick Graichen allerdings schon längst nicht mehr im Umweltministerium. 2012 verließ er den politischen Betrieb und baute mit dem ehemaligen Staatssekretär des BMU und Weggefährten Rainer Baake die Denkfabrik Agora Energiewende auf. Als Baake erneut zum Staatssekretär berufen wurde, übernahm Graichen als Exekutivdirektor und Geschäftsführer die Leitung des Thinktanks.  

                                      Von nun an setzte Patrick Graichen sich dafür ein, den Kohleausstieg und den gleichzeitigen Erneuerbaren-Ausbau durch Druck von außen zu forcieren. Schon 2015, noch bevor das Pariser Abkommen unterzeichnet war, wies er auf die notwendige Reform des Energiemarktdesigns hin, wonach klimafreundliche Energieträger effizient gefördert und klimaschädliche entsprechend bepreist werden müssen.

                                      Internationale Dimension der Energiewende

                                      Für die Industrie dürfte die Berufung Graichens dennoch eine gute Nachricht sein. Denn dass die grüne Transformation der Wirtschaft nicht ohne massive staatliche Unterstützung möglich ist, hat er stets betont. Auch wenn seine Forderung, hierfür zur Not die Schuldenbremse zu lockern, bei den Koalitionsverhandlungen zuletzt kein Gehör fand: Dass der Kohleausstieg auch ohne Strompreiserhöhung möglich ist, hat Patrick Graichen immer wieder versucht zu vermitteln.

                                      Graichens stets mahnenden Worte für einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren und ein schnelleres Herunterfahren der Kohlekraft lesen sich heute aktueller denn je. Schon früh hat er die internationale Dimension der Herausforderung erkannt und betont, dass Deutschland die Energiewende nicht allein bewältigen kann, sondern auf die europäischen Nachbarn angewiesen ist. Diese banal klingende Erkenntnis ist angesichts der Koalitionsverträge von 2013 und 2018 nicht selbstverständlich.

                                      Der jetzige Koalitionsvertrag der Ampel dürfte nach Graichens Geschmack sein – zumindest gemessen am Ambitionsniveau. Patrick Graichens Aufgabe als verantwortlicher Energie-Staatssekretär wird es sein, ebendiese Transformation, die er bereits als Referent im BMU und später als NGO-Direktor forderte, politisch weiter und vor allem schneller voran zu treiben. Lukas Scheid

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                                        Apéropa

                                        Die Älteren unter uns werden sich noch an CD-ROMs erinnern, diese silbernen Scheiben, die in den 1990er-Jahren aufkamen und die Diskette als Speichermedium verdrängten. Die Jüngeren vermutlich nicht – wer heutzutage einen neuen Rechner kauft, findet kaum noch ein Exemplar mit einem entsprechenden Laufwerk.

                                        In der Justiz in Europa aber sind sie offenbar noch ein gängiges Arbeitsmittel. Nach den Terroranschlägen von Paris im Jahr 2015 habe man festgestellt, dass der Informationsaustausch zwischen den Behörden in unterschiedlichen Mitgliedstaaten “größtenteils physisch über Papierakten und Boxen mit CD-ROMs” abgewickelt worden sei, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders gestern.

                                        Nun, schlappe sechs Jahre später, setzt Reynders zur Digitalisierungsoffensive an. Die nationalen Justizbehörden und die ebenfalls noch recht analog aufgestellte EU-Agentur Eurojust sollen mithilfe einer Milliardensumme aus dem Aufbauinstrument den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen. Gemeinsame Ermittlungsteams aus mehreren Ländern sollen eine neue Kollaborationsplattform nutzen, der grenzüberschreitende Informationsaustausch zwischen Behörden über ein gesichertes Portal abgewickelt werden, basierend auf dem existierenden e-Codex-System.

                                        So werde der grenzüberschreitende Informationsaustausch “künftig binnen Sekunden” funktionieren, so Reynders. Na und, dürfte es aus deutschen Amts- und Landgerichten nun zurückschallen, das können wir schon lange. Per Faxgerät. Till Hoppe

                                        • Digitalpolitik

                                        Europe.Table Redaktion

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