Europe
Bernd Lange warnt China + Atom-Debatte + Russisches Getreide
Liebe Leserin, lieber Leser,
Russland fällt in der Ukraine ein, China bedroht Taiwan – die Zeiten sind gefährlich. Der Handelspolitik aber haben die geopolitischen Spannungen neues Leben eingehaucht: Viele seiner Kollegen und Kolleginnen im Europaparlament, die zuvor im handelskritischen Mainstream mitgeschwommen seien, wüssten stabile Beziehungen inzwischen zu würdigen, berichtet Bernd Lange. Der langjährige Vorsitzende des Handelsausschusses erwartet in den kommenden Monaten eine ganze Reihe von neuen Deals, wie er Amelie Richter und mir im Interview verriet.
Der SPD-Politiker warnt Peking zudem davor, seine Drohungen gegenüber Taiwan wahrzumachen. Dann werde es weitreichende EU-Sanktionen geben, ungeachtet aller wirtschaftlichen Flurschäden in Deutschland und Europa. Die hiesige Industrie hat offenkundig noch nicht erkannt, wie groß die Risiken sind: Sie investiert laut Institut der deutschen Wirtschaft unverdrossen in Rekordhöhe in China. Die Folgen eines Konflikts um Taiwan könne bei besonders exponierten Unternehmen „sogar in die Pleite führen“, warnen die Ökonomen. Mehr dazu in den News.
Die Debatte um die hohen Gaspreise dürften noch einige Kapriolen schlagen; die Forderung von FDP-Vize Wolfgang Kubicki, die Ostseepipeline Nord Stream 2 zu öffnen, werten wir als solche. Die Diskussion um die Laufzeit der verbliebenen Atomkraftwerke geht hingegen auf die Zielgerade: Kanzler Scholz erwartet das Ergebnis des Stresstests der Netzbetreiber Ende August, Anfang September. Das notgedrungene Hochfahren von Kohlekraftwerken hat derweil einen Nebeneffekt: Die Preise der Zertifikate im europäischen Emissionshandel erreichen alte Höchststände – zum Leidwesen der ohnehin schon belasteten Industrien.
Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenstart!
Ihr
Till Hoppe