Digitalisierung
Im Zuge der Globalisierung gehört Digitalisierung zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Mit einer Digitalstrategie gestaltet die EU Digitalisierung europaweit. Alle News zur Digitalisierung gibt es von der Table.Media-Redaktion
Was ist Digitalisierung?
Digitalisierung bedeutet allgemein das Umsetzen einer analogen Information in digitale Daten. Diese Daten werden durch Computer, Algorithmen oder softwarebetriebenen Maschinen verarbeitet und übermittelt. Digitalisierung wirkt in vielen Bereichen:
- Kommunikation
- Wirtschaft und Arbeit
- Gesellschaft, Kultur und Bildung
- Gesundheit
- Recht und Verwaltung
Kommunikation und Digitalisierung
Die Veränderung greifen sowohl in Bereichen des öffentlichen gesellschaftlichen Lebens als auch im privaten Bereich. Ein anschauliches Beispiel ist die digitalisierte Form der Kommunikation. So hat sich zwischenmenschliche Kommunikation seit Erfindung des Internets grundlegend gewandelt. Sie findet nun vermehrt über digitale Plattformen wie Social Media statt. Auch Informationen und Medien werden über Smartphones vermehrt digital konsumiert.
Digitale Wirtschaft mit Industrie 4.0
Die Digitalisierung betrifft außerdem Arbeit und Wirtschaft in ihrer grundlegenden Struktur. In der sogenannten „Industrie 4.0“ sind Arbeitsprozesse zunehmen automatisiert und vernetzt. Digitalisierung in Europa umfasst also sowohl individuelle als auch strukturelle Bereiche des Lebens. Aufgrund der rasanten Entwicklungen im digitalen Sektor beschließt der Bund immer wieder Maßnahmen für eine digitalisierte Gesellschaft.
Deutsche Digitalpolitik
Nichtsdestotrotz liegt der deutsche Digitalisierungsgrad im EU-Vergleich lediglich im Mittelfeld. Die Coronavirus-Pandemie forderte die Digitalisierung in Deutschland besonders heraus. Vor allem Verwaltung, Bildung und Kultur mussten in einen digitalen Raum übersetzt werden.
Die mangelhafte digitale Ausstattung in den Behörden und Schulen zeigten Lücken der Digitalpolitik auf. Der Vorwurf: Zum einen fördert die deutsche Politik technische Voraussetzungen wie leistungsstarkes Internet oder Lernsoftwares nicht ausreichend. Zum anderen wurden Digitalkompetenzen (digital literacy) in den letzten Jahren zu wenig geschult.
Digitalisierung: Pro und Contra
Digitalisierungsprozesse im Privaten
Eines der Hauptargumente für die Digitalisierung ist die Steigerung von Effizienz und die Vereinfachung von Prozessen. Das zeigt sich bei Digitalisierungsprozessen, die im Privaten stattfinden (zum Beispiel der Aufrüstung von Häusern zu sogenannten „Smart Homes“). Auch die digitale Transformation der Arbeitswelt optimiert verschiedene Arbeitsprozesse. Langfristig soll die Digitalisierung außerdem langfristig Kosten senken.
Arbeit und Digitalisierung
Gleichzeitig wird die Digitalisierung vermutlich für einen erheblichen Stellenabbau sorgen: Die OECD sagte 2019 voraus, dass 18 Prozent der Stellen durch die Digitalisierung bis zum Jahr 2040 wegfallen könnten. Ein globalisiertes und digitales Arbeiten schafft nicht nur typische Produktionsschritte, sondern in Teilen auch Dienstleistungen ab.
Einer Jobstudie zufolge fürchtet bereits jede:r dritte Arbeitnehmer:in wegen der Digitalisierung um den eigenen Arbeitsplatz. Studien zeigen, dass vor allem bereits marginalisierte Teile der Gesellschaft von der digitalisierten Arbeit und Arbeitsplatzverlust bedroht sind. Gleichzeitig können sie die Vorteile digitalisierter Prozesse im Privaten (z.B. Smart Homes) aufgrund der Anschaffungskosten oft nur wenig nutzen. Der digitale Wandel wirkt also in sozio-ökonomisch ungerechter Art und Weise.
Gerade in der Corona-Krise zeigten sich jedoch auch die Vorteile des digitalisierten Arbeitens: Es schafft eine zeitliche und räumliche Flexibilität. Digitalisiertes Arbeiten wird also den Anforderungen einer globalisierten Welt gerecht. Digitale Kommunikation in Form von Online-Meetings ermöglicht außerdem eine weltweite Vernetzung zwischen Unternehmen.
Online-Plattformen bergen weiterhin ein soziales und kulturelles Potenzial: Eine digital vernetze Welt fördert den Austausch zwischen Menschen sowie zwischen verschiedenen Meinungen und Kulturen. Es entsteht ein Meinungspluralismus, der sich gut in den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Instagram beobachten lässt.
Digitalisierung und Umwelt
Zusätzlich zu ökonomischen und kulturellen Aspekten hat die Digitalisierung auch ökologische Implikationen. Auf der einen Seite sparen Online-Konferenz CO2-Emissionen ein. Auf der anderen Seite hat die Datenverarbeitung digitaler Technologien einen immensen Energiebedarf. Dabei wird jährlich mehr CO2 freigesetzt frei als beim weltweiten Flugverkehr. Obwohl digitale Technologien oft als grün vermarktet werden, sind sie in der Praxis meist klimaschädlich.
Es lässt sich festhalten, dass die Digitalisierung unabdingbar mit Globalisierung und technologischem Fortschritt verknüpft ist. Nichtsdestotrotz geht sie mit Herausforderungen für die Digitalpolitik einher: Sie verlangt nach konkreten Strategien zur Energieeinsparung und einem rechtlichen Rahmen zur Sicherung von Arbeitsplatzen. Darüber hinaus lassen sich Probleme der Cybersicherheit und der digitalen Ethik diskutieren.
Digitalisierung in der EU: Die EU-Digitalstrategie
Konnektivität
Die Europäische Union (EU) möchte nach eignen Aussagen bis 2030 der am stärksten vernetze Kontinent der Welt sein. Besonders die weltweite COVID-19-Pandemie hat die Ansprüche an Globalisierung und Konnektivität gestellt. Konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Konnektivität sind:
- der Ausbau von 5G
- die Bereitstellung von Wifi-Hotspots
- die Abschaffung von Roaming-Gebühren
Besonders mit Blick auf digitale Technologien aus den USA und China will die EU eigene digitale Standards setzen. Darum plant die EU Digitalisierung mit Hilfe einer europaweiten Digitalstrategie. Durch eine strategische Digitalpolitik will die Europäische Union Vorreiter in puncto digitale Technologie werden und Infrastrukturen weiter ausbauen. Die Digitalisierung in der EU sieht gleichzeitig vor, digitale Rechte zu stärken. Außerdem werden Digitalgrundsätze für Bürger:innen geschaffen.
Digitale Identität
Die EU-Kommission hat dazu das Konzept der „Europäischen digitalen Identität“ entworfen. EU-Bürger:innen steht eine digitale Brieftasche zu Verfügung, mit der sie ihre Identität digital nachweisen können. Weiterhin sollen Menschen in der EU online Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Dazu gehören Zugänge zu:
- digitalen Gesundheitsdiensten
- öffentlicher Verwaltung
- digitaler Bildung
- Online-Banking und Kreditvergabe
Digital Services Act
Wie diese digitalen Dienste geregelt und verwaltet werden, ist im „Digital Service Act“ festgehalten. Im Digital Service Act regelt die EU Digitalisierung mit einem besonderen Augenmerk auf Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Auch in Form von Mehrländerprojekten will die EU unter anderem Zentren für digitale Innovation und Digitalkompetenzen fördern.
Digitale Wirtschaft
Ziel ist eine weltweite vernetze Wirtschaft bei gleichzeitiger Sicherung des europäischen Binnenmarktes. Eine spezifische europäische Industriestrategie soll den Übergang in eine digitale Wirtschaft sichern. Die EU-Kommission betont dabei ein Zusammenspiel aus digitalem und ökologischem Wandel. Denn: Vorrangig will die EU Digitalisierung klimaneutral gestalten.
Mit dem sogenannten „Digital Compass“ will sich EU in der digitalen Wirtschaft weiter von den USA und China lossagen: Bis 2030 sollten 20% der Halbleiter in EU-Mitgliedsstaaten produziert werden.
Digitale Souveränität
Konkret sieht die EU-Digitalstrategie außerdem vor die digitale Souveränität zu stärken. Das meint, die Selbstbestimmtheit und Handlungsfreiheit in Bezug auf digitalpolitische Maßnahmen zu stärken. Durch Diversifizierung internationaler Partnerschaften und Industrieallianzen will die EU-Kommission strategische Autonomie erreichen. Das gilt vor allem in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie.
Auch Quantencomputer, die Operationen im Gegensatz zu herkömmlichen Computern parallel ausführen können, sollen in der Zukunft in der EU hergestellt und eingesetzt werden. Die EU plant ein sogenanntes „Quantum Web“, ein europaweites Netzwerk aus hochmodernen Quantencomputern.
Digitale Märkte
Die Digitalstrategie berücksichtigt auch digitale Märkte. Die geplante EU-Digitalisierung beinhaltet einen Gesetzesentwurf zur Stärkung eines fairen und offenen Marktes. Darin werden sogenannte „Gatekeeper“, große Online-Plattformen mit erheblichem Einfluss auf den Markt, definiert und dynamisch reguliert. So soll ein Binnenmarkt mit fairen Chancen für technische Innovationen und Start-Ups entstehen.
Künstliche Intelligenz
Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist ein integraler Bestandteil der Digitalisierung in der EU. Die Digitalstrategie legt einen KI-Rechtsrahmen vor, der für Transparenz und ethische Anwendung sorgen soll. KI-gestützte Systeme werden nach ihrem Risiko in verschiedene Kategorien eingeteilt und engmaschig evaluiert.
Um die Entwicklung neuer KIs zu stärken, setzt die EU auf KI-Exzellenzzentren. Die EU will KI unter anderem im Gesundheitssektor anwenden, aber auch bei der Bekämpfung von Desinformation („Fake News“). Auch in Unternehmen soll KI zukünftig die Produktivität steigern.
Zuletzt stand der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Zentrum einer digitalethischen Debatte: In die lernenden Algorithmen werden häufig Daten eingespeist, die von männlichen und weißen Probanden stammen. Die Abhängigkeit der Beurteilung von ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht ist somit ein Risiko der Technologie. In der Zukunft könnte KI aber auf EU-Ebene eine große Rolle in der Bekämpfung von Kriminalität spielen.
Digitalsteuer
Im Rahmen von Gesprächen der G20-Finanzminister wurde im Zusammenhang mit der Digitalisierung Europas auch eine EU-weite Digitalsteuer diskutiert. Diese würde vor allem große Tech-Unternehmen wie Google, Amazon, Apple oder Facebook in die finanzielle Verantwortung ziehen. Damit will die EU-Kommission Steuerschlupflöcher wie in den Niederlanden oder Luxemburg bekämpfen. Das stieß vor allem auf Kritik der USA, die Steuereinnahmen mit einer globalen Mindeststeuer sichern wollen.
Datennutzung und Datenschutz in der EU
Die Digitalstrategie der EU identifiziert den Umgang mit Daten als zentrales Element des digitalen Wandels. Damit stellt sie sich auch den Herausforderungen in Sachen Datenschutz. Die Datenstrategie der Europäischen Kommission soll die Digitalisierung in Europa sicher und innovativ gestalten.
Als Rahmen dafür fungiert der sogenannte Data Governance Act. Dort bestimmt die EU, wie Datenverwaltung und der Datenaustausch in Zukunft gestaltet wird. Mit einheitlichen Richtlinien zur Datennutzung will die EU-Kommission vor allem den Einsatz Künstlicher Intelligenz und Big Data-Technologien ermöglichen.
Der Data Governance Act (DGA) beruht auf den bereits existierenden Richtlinien der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Darüber hinaus umfasst die Verordnung konkrete Maßnahmen des Datenschutzes. So zum Beispiel Anonymisierung und Pseudonymisierung. Dadurch soll der Austausch zwischen Sektoren in der Zukunft abgesichert und vereinfacht werden. Das betrifft Daten aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Gesundheit oder Verwaltung. Der DGA bereinigt damit technische Hürden der DSGVO.
Cybersicherheit und Digitalisierung
Dass Daten das Kernelement der Digitalisierung sind, stellt hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit einer digitalen Wirtschaft. Es entstehen Sicherheitsrisiken durch Datenleaks und fehlende Verschlüsselungen. Dieses Risiko ist besonders groß, wenn es sich dabei um sensible Daten innerhalb der kritischen Infrastruktur, zum Beispiel Gesundheitsdaten, handelt.
In einer digitalisierten und vernetzten Welt besteht nicht nur die Gefahr von Datenmissbrauch. Ebenso ist die digitalisierte Infrastruktur durch Cyberkriminelle und Hacker:innen gefährdet. Darum verabschiedete die EU-Kommission 2020 eine Strategie für Cybersicherheit und Resilienz. Sie soll mit Hilfe einer EU-weiten Cyber-Einheit digitale Identitäten sowie kritische Einrichtungen vor Cyberkriminellen schützen.
In der Strategie ist ein europäischer Rahmen für Cyberkrisenmanagement enthalten. So kann eine schnelle Reaktion und effektive Abwehr bei Cyberangriffen gewährleistet werden. In der Verantwortung der Cyber-Einheit liegt auch, für die Sicherheit von 5G-Netzen und auf Online-Plattformen zu sorgen. Darunter fällt unter anderem die Verbreitung von Desinformationen und die Darstellung von Kindesmissbrauch im Internet.
Welche aktuellen Entwicklungen es in Sachen Digitalisierung, Datenschutz und Cybersicherheit in Europa gibt, zeigen News und Analysen der Table.Media Redaktion