Table.Briefing: China

Omikron in Hongkong + Stellantis + EU-Lieferkettengesetz

  • Hongkongs Öffnung rückt wegen steigender Infektionen in die Ferne
  • Stellantis will in der Volksrepublik Fuß fassen
  • EU-Lieferkettengesetz ohne Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit
  • Deutschlands Importe aus China gestiegen
  • Autoindustrie fordert Energie- und Rohstoff-Partnerschaften
  • ASML sieht geistiges Eigentum verletzt
  • Australien und Litauen gemeinsam gegen Wirtschaftszwang
  • Olympia-Ticker: Kuriose Geschichten rund um Chinas Athleten
  • Im Portrait: “Zufallseuropäerin” Shada Islam – Vorreiterin der eurasischen Vermittlung
Liebe Leserin, lieber Leser,

während der Rest der Welt schon tief in der Omikron-Welle der Corona-Pandemie steckt, hielten sich die Neuansteckungen in Hongkong bisher in Grenzen. Es kam sogar die Hoffnung auf eine baldige Öffnung der Grenze zum chinesischen Festland und eine Lockerung der Quarantäne-Vorschriften in der Sonderverwaltungszone auf. Nun steigen aber auch dort die Infektionen drastisch, wie unsere Autoren aus Hongkong berichten. Die Behörden kommen bei der Nachverfolgung der Fälle nicht mehr hinterher. Die “Null-Covid”-Strategie scheint gescheitert – und die erhoffte und für viele Geschäftsleute wichtige Grenzöffnung wird damit immer unwahrscheinlicher.

Die Stellantis Gruppe vereint weltweit bekannte Automarken wie Jeep, Opel, Peugeot und Citroën. Aber ausgerechnet China, der größte Automarkt der Welt, ist für den Auto-Riesen noch Brachland. Keine Marke des Konzerns hatte vor der Fusion einen nennenswerten Marktanteil, wie Christian Domke-Seidel schreibt. Auch weil bisher das Geld fehlte, um Bemühungen einer größeren Marktpräsenz voranzutreiben. Doch es scheint, als würde Stellantis den milliardenschweren Schwung des vergangenen Geschäftsjahres nutzen, um in China bald präsenter zu sein.

In unserer dritten Analyse werfen wir einen Blick auf einen Brüsseler Dauerbrenner: das EU-Lieferkettengesetz. Nach etlichen Verzögerungen soll es Ende des Monats offiziell vorgestellt werden. Charlotte Wirth hat zusammengefasst, was bereits bekannt ist. Ein wichtiger Punkt steht demnach bereits fest: Das EU-Lieferkettengesetz wird kein Importverbot von Produkten aus Zwangsarbeit enthalten.

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Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Analyse

Omikron bringt Hongkongs Null-Corona-Strategie an die Grenzen

Ende Dezember stand Hongkong kurz davor, nach eineinhalb Jahren die Grenze zum chinesischen Festland endlich wieder zu öffnen. Die Planungen sahen vor, dass schrittweise wieder Reisen ohne eine langwierige Hotel-Quarantäne möglich sein sollten. Ein Schritt, der auch von zahlreichen ausländischen Unternehmen in Hongkong, die in China etwa ihre Fabriken inspizieren wollen, herbeigesehnt wurde

Doch aus der Öffnung wurde nichts, da Omikron der chinesischen Sonderverwaltungsregion einen Strich durch die Rechnung machte. Alles begann mit einer Flugbegleiterin der Hongkonger Airline Cathay Pacific, die sich Ende Dezember nach ihrer Rückkehr nicht an Isolations-Vorschriften gehalten hatte. Zunächst sah es so aus, als könnte Hongkong wie so oft zuvor den Ausbruch unter Kontrolle bringen. Doch spätestens seit dieser Woche ist klar, dass die Null-Covid-Strategie zu scheitern droht. 

Carrie Lam will an “Null-Covid”-Strategie festhalten

Mit jeweils über 600 Fällen am Montag und Dienstag hat die Zahl neuer Corona-Infektionen in der Finanzmetropole mit Abstand einen Höchststand erreicht. Auf dem Höhepunkt der vier vorangegangenen Coronavirus-Wellen in der Stadt wurde nie ein Tageswert von mehr als 150 Infektionen überschritten. Jetzt gehen Experten davon aus, dass Hongkong in den nächsten Tagen sogar vierstellige Infektionszahlen sehen könnte. 

Trotz des drohenden exponentiellen Anstiegs erteilte Regierungschefin Carrie Lam Forderungen nach einem Ende der Null-Corona-Politik eine Absage. Hongkong werde “an seiner dynamischen Null-Infektionsstrategie festhalten”, sagte Lam auf ihrer wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag. Ähnliche Forderungen wurden auch auf dem chinesischen Festland laut. Staatliche Medien warnten Hongkong davordass jede Verschiebung hin zu einer “Leben-mit-dem-Virus”-Strategie zu einer Katastrophe für die Stadt führen und eine Wiederaufnahme quarantänefreier Reisen unmöglich machen würde. 

Carrie Lam hatte im vergangenen Jahr die Marschrichtung eindeutig vorgegeben: Wie das chinesische Festland sollte auch Hongkong keine lokalen Corona-Fälle aufweisen, was als Schlüssel gesehen wurde, um die Grenze zu China wieder zu öffnen. Beinahe wäre der Plan aufgegangen, doch der neue Omikron-Ausbruch könnte es nun unmöglich machen, dass Hongkong jemals wieder Null-Fälle erreichen wird. 

Nachverfolgung von Infektionen schwieriger als auf dem Festland

Doch warum verzeichnet Hongkong plötzlich Hunderte Infektionen, während die Omikron-Ausbrüche in chinesischen Städten bislang deutlich besser eingedämmt werden konnten? Zwar werden in Hongkong ganz ähnliche Maßnahmen ergriffen wie auf dem Festland, jedoch verfügen die Behörden dort zusätzlich über Möglichkeiten, die in Hongkong nicht angewendet werden können. So ist es wegen der unterschiedlichen Gesetzeslage in der chinesischen Sonderverwaltungsregion etwa nicht möglich, Kontaktpersonen von Infizierten automatisch über das Handynetz zu ermitteln. 

Ähnlich wie in Deutschland gibt es zwar eine Corona-App. Die übermittelt die persönlichen Daten im Falle einer Infektion jedoch nicht automatisch an die Behörden. Wenn in China Infektionen auftreten, ist das Vorgehen in allen Städten sehr ähnlich: Zunächst werden digital sämtliche Kontaktpersonen ermittelt, die dann getestet und in Quarantäne geschickt werden. Betroffene Städte führen zudem sofort mehrere Runden von Massentests durch, bei denen in der Regel die gesamte Bevölkerung mehrfach getestet wird. Auch hier kann Hongkong nicht mithalten, da die Testkapazitäten längst nicht ausreichen. Zwar war auch Hongkong in vorangegangenen Wellen recht erfolgreich damit, Kontaktpersonen zu identifizieren und Infektionsketten fast lückenlos nachzuverfolgen. Doch Omikron hat für eine so schnelle Verbreitung des Virus gesorgt, dass die Behörden nicht mehr hinterherkommen. 

Kurswechsel scheint unwahrscheinlich

Nun mehren sich Stimmen, die von der Regierung einen Kurswechsel fordern. Statt auf eine Öffnung zum chinesischen Festland zu setzen, solle lieber eine Öffnung zum Rest der Welt angestrebt werden. Ähnlich wie Hongkongs Dauerkonkurrent Singapur sollen die strengen Quarantäne-Regeln, die vorsehen, dass Reisende in Hongkong für 14 Tage eine kostspielige Hotel-Isolation über sich ergehen lassen müssen, abgeschafft werden. Doch es gilt als unwahrscheinlich, dass sich Hongkongs Führung und Peking auf diesen Kurswechsel einlassen werden. Die Sieben-Millionen-Metropole wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile in ihrer Isolation ausharren müssen – was für die Wirtschaft negative Folgen haben wird. Gregor Koppenburg/Jörn Petring 

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Stellantis kommt ins Rollen

Der laute Startschuss kam in Form des ersten Halbjahresberichtes für 2021 der Stellantis Gruppe. 8,6 Milliarden Euro Gewinn innerhalb von nur sechs Monaten bedeuteten eine operative Marge von 11,4 Prozent. Selbst als sich die Halbleiterkrise zuspitzte, rückte Konzernchef Carlos Tavares nicht von seinem Ziel von zehn Prozent Marge für das gesamte Jahr ab. Die Jahreszahlen für 2021 werden in gut zwei Wochen veröffentlicht. Doch schon jetzt plant der Konzern, mit gut gefüllter Kriegskasse, seine Zukunft neu – auch im wichtigen Automarkt China. 

Das ist auch nötig. Die traumhaften Profite kommen vor allem aus den USA, wo Chrysler und Jeep im ersten Halbjahr 2021 satte 16,1 Prozent Marge erwirtschafteten. Stellantis entstand durch die Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und der Group PSA und vereint 14 Marken. Dazu gehören, neben den bereits erwähnten Marken, auch Opel, Peugeot und Citroën. Ferrari gehört übrigens nicht mehr dazu. Der mittlerweile verstorbene Sergio Marchionne musste das Tafelsilber bereits 2015 aus dem Konzern ausgliedern. 

Etwa acht Millionen Fahrzeuge setzte das Unternehmen vor der Corona-Pandemie ab. Doch der Erfolg steht auf wackeligen Beinen. Der Konzern leidet an Überkapazitäten bei der Produktion und einer unklaren Positionierung der Marken, wodurch der Kunde sie kaum unterscheiden kann. Durch die Fusion gibt es viel zu viele Motoren und Plattformen. Und bei der Elektromobilität hinkt der Konzern um Jahre hinterher. 

Viel Potenzial in China

Ausgerechnet China, der größte Automarkt der Welt, ist für Stellantis noch Brachland. Keine Marke des Konzerns hatte vor der Fusion einen nennenswerten Marktanteil. Auch, weil es an Geld fehlte, um Bemühungen einer größeren Marktpräsenz voranzutreiben. Im Jahr 2021 setzte Stellantis in der Volksrepublik gerade einmal 100.000 Fahrzeuge ab – und selbst das war schon eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Nur 9.300 dieser Autos gelten als New Energy Vehicles (NEV). 

Doch es scheint, als würde Stellantis den milliardenschweren Schwung des vergangenen Geschäftsjahres nutzen, um etwas zu ändern. So hat der Konzern verkündet, die Mehrheit am Joint-Venture mit GAC (Guangzhou Automotive Group) übernehmen zu wollen (China.Table berichtete). Nachdem die Kommunistische Partei Investitionsregelungen gelockert hat, wartet der Konzern derzeit auf die Genehmigung. Das Ziel ist es, endlich im chinesischen Markt Fuß zu fassen. 

Neue Kooperation mit Svolt, Amazon und Foxconn

Dafür braucht der Konzern Elektroautos. Eine Partnerschaft mit dem chinesischen Batteriehersteller Svolt soll die entsprechenden Akkus hervorbringen (China.Table berichtete). Zwar lässt sich Stellantis bei seinen China- und Elektroautoplänen noch nicht in die Karten schauen – die sollen erst am 1. März präsentiert werden. Doch bis ins Jahr 2025 möchte der Konzern 130 GWh Batteriekapazität einkaufen. Damit ließen sich etwas mehr als zwei Millionen Elektroautos mit 60 KWh-Akkus ausrüsten. Bis 2030 sollen es dann nach den Plänen von Stellantis dann 260 GWh sein. 

Auch zwei weitere Kooperationen zeigen, wo der Konzern seine Marken in Zukunft sieht. So arbeitet Stellantis mit Amazon zusammen, um bis 2024 ein neues Infotainment-System zu entwickeln. Per Alexa sollen dann Navigation, Einkäufe, Bezahlvorgänge und Fahrzeugwartung organisiert werden. Bis 2030 soll der Umsatz durch softwarebasierte Dienste bei Stellantis auf 20 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen. 

Die benötigen Halbleiter sollen durch eine ebenfalls neue Kooperation mit Foxconn gesichert werden (China.Table berichtete). Gemeinsam mit dem Auftragsfertiger aus Taiwan sollen ein vernetztes Cockpit und diverse digitale Dienste entwickelt werden. Für Stellantis ist vor allem Foxconns Lieferkette im Bereich der Chips und Halbleiter von zentraler Bedeutung.

Welche Marken für Stellantis in China reüssieren sollen, ist derweil noch unklar. Grundsätzlich gab es Pläne, Opel verstärkt in China zu präsentieren. Allerdings genießt Jeep in der Volksrepublik ein gutes Image. Eine Studie von JD Power zeichnete die US-amerikanische Off-Road-Marke jüngst in Sachen Zuverlässigkeit, Qualität und Ausstrahlung aus. Zudem dürften die SUV eher den Geschmack der chinesischen Kundschaft treffen. 

  • Autoindustrie
  • Chips

Importverbot nicht Teil des EU-Lieferkettengesetzes

Am 23. Februar soll sie endlich kommen, die Verordnung zur nachhaltigen Unternehmensführung, auch bekannt als das EU-Lieferkettengesetz – fast drei Jahre nachdem Justizkommissar Didier Reynders das Gesetz angekündigt hatte. Immer wieder kam es zu Verzögerungen. Das Europäische Parlament befürchtet, dass das Gesetz dadurch weiter verwässert wurde. “Es ist unabdingbar, dass die Kommission ihre Ambitionen hochhält und ein effizientes Gesetz liefert”, fordert etwa Grünen-Politikerin Anna Cavazzini. Die menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflicht müsse sich durch die ganze Wertschöpfungskette ziehen und kleine und mittelständische Unternehmen zumindest in Hochrisikobranchen unter das Gesetz fallen.

Aktuell befindet sich der Gesetzesvorschlag prozedural noch in der Konsultation. Einige inhaltliche Eckpunkte sind jedoch inzwischen bekannt. So wird das viel diskutierte Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit nicht im finalen Text enthalten sein. Das Einfuhrverbot hätte in Bezug auf China vor allem Waren aus der Region Xinjiang treffen können. Industrievertreter merkten an, dass sich die Überprüfung dort auch besonders schwierig gestalten könnte (China.Table berichtete).

Direktoren haften nicht persönlich

Das Einfuhrverbot hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen vergangenes Jahr in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union angekündigt: “Wir wollen […] auf unseren Märkten Produkte verbieten, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Menschenrechte sind nicht käuflich – für kein Geld der Welt.” Gut fünf Monate später ist aber klar, dass das Importverbot nicht Teil des Lieferkettengesetzes wird, wegen eines internen Zwists der EU-Kommission. Handelskommissar Valdis Dombrovskis arbeitet Informationen von Europe.Table zufolge jedoch an einer Initiative für eine sogenannte Produktentnahme (“product withdrawal mechanism”), die erlauben würde, bestimmte Produkte vom Markt zu nehmen.

Die EU-Kommission wird dennoch argumentieren, dass das Importverbot implizit im Gesetz enthalten ist: Ziel des Gesetzes sei es schließlich, zu vermeiden, dass Produkte, die unter Menschenrechtsverletzungen – demnach auch Zwangsarbeit – hergestellt wurden, auf den europäischen Markt gelangen.

Auch die persönliche Haftung von Unternehmensführern soll kein Bestandteil des Lieferkettengesetzes werden. Eine Überraschung ist das nicht. Es handelte sich dabei um einen der größten Streitpunkte unter den EU-Kommissaren. Lange war unklar, ob die Brüsseler Behörde das Element in ein zweites Gesetz auslagert. Nun scheint klar: Es wird ganz gekippt.

Unternehmen ab 500 Mitarbeitern und gesamte Wertschöpfungskette

An anderer Stelle greift die EU-Kommission jedoch durch: Die Reichweite des Gesetzes ist zwar kleiner als angedacht, dafür gilt die Sorgfaltspflicht für die betroffenen Betriebe für die gesamte Wertschöpfungskette. Rund 10.000 europäische Unternehmen werden sich wohl auf das EU-Lieferkettengesetz einstellen müssen. Die Schwelle für Unternehmen soll bei 500 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresumsatz liegen – damit ginge das europäische Gesetz weiter als das deutsche Sorgfaltspflichtgesetz. Letzteres gilt im ersten Jahr für Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitern, später für Betriebe ab 1.000 Mitarbeitern. Zudem begrenzt sich hier die Sorgfaltspflicht nur auf die erste Stufe der Lieferketten (“Tier 1”).

Entsprechend übte Berlin auch starken Druck auf Kommissionspräsidentin von der Leyen aus. In der neuen Bundesregierung setzt sich die SPD nun aber dafür ein, auf EU-Ebene über mühsam in der GroKo ausgehandelte Gesetz hinauszugehen. Widerstand dagegen ist am ehesten von der FDP zu erwarten. Die von den Liberalen besetzten Ministerien sind hier aber gar nicht zuständig.

Kritik an den Kommissionsplänen kommt aus dem Maschinen- und Anlagenbau. “Ein Sorgfaltspflichtengesetz, das die gesamte Lieferkette und einen breiten Anwendungsbereich umfasst, würde für international vernetzte Mittelständler ganz erhebliche Belastungen mit sich bringen“, sagt Holger Kunze, Leiter des Brüsseler Büros des VDMA. “Für viele unserer Mitgliedsunternehmen wäre es überhaupt nicht mehr umsetzbar.”

Text sieht zivilrechtliche Haftung vor

Die deutsche Industrie wird sich denn auch nicht dafür begeistern, dass der Text der EU-Kommission eine zivilrechtliche Haftung vorsieht. Diese gilt für Schäden und Menschenrechtsverletzungen, die infolge einer unzureichend verfolgten Sorgfaltspflicht entstehen. Die zivilrechtliche Haftung war ursprünglich auch im deutschen Gesetz angedacht, doch der damalige Entwicklungsminister Gerd Müller musste auf Druck von Altmaier und der Industrieverbände zurückrudern. Allerdings haben sich diese Woche rund 100 europäische Unternehmen und Investoren, darunter auch deutsche, für ein EU-Gesetz inklusive einer Haftungsregel für Betroffene eingesetzt.

Neben den Betrieben ab 500 Mitarbeitern wird ebenfalls eine Sorgfaltspflicht für Wirtschaftszweige mit einem hohen Risiko gelten. Sie soll wahrscheinlich Unternehmen ab 250 Mitarbeitern treffen, eine endgültige Entscheidung hat die Kommission laut informierten Kreise noch nicht gefasst. Auch, um welche Sektoren es sich bei den Hochrisikobranchen genau handeln könnte, ist noch nicht ersichtlich. Das EU-Parlament forderte in einem Bericht, dass die EU-Kommission diese Branchen festlegen müsse.

Einen Eindruck, welche Sektoren ein hohes Risiko aufweisen, liefert ein Rechtsgutachten der Initiative Lieferkettengesetz, das solche Branchen aufgeschlüsselt hat. Das Rechtsgutachten listet 16 Branchen mit hohem Risiko auf, darunter die Autoindustrie, Chemie, ITK, Bergbau und Rüstung.

Mitgliedstaaten entscheiden über Sanktionen

Anstatt der Haftung für Unternehmenschefs, wird das Gesetz eine deutlich abgeschwächte Aufsichtspflicht enthalten. Das bedeutet: Wenn Mängel oder Probleme in der Lieferkette festgestellt werden, soll der Aufsichtsrat einen Plan für deren Behebung absegnen. Zudem sieht das EU-Lieferkettengesetz verwaltungsrechtliche Sanktionen für Unternehmen, aber auch dessen Direktoren vor, sofern sie der Haftpflicht nicht nachkommen. Allerdings gibt Brüssel hier die Verantwortung an die Mitgliedstaaten ab: Sie sollen festlegen, welche Behörden zuständig sind und wie hoch die Strafen ausfallen können. 

Bei der Konfliktmineralienverordnung, die bereits in Kraft ist, ist die Kommission ähnlich vorgegangen (Europe.Table berichtete). Die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten sind enorm. Sie reichen von 50.000 Euro in Deutschland bis hin zu 726 Euro in Österreich. In Luxemburg hat das Parlament das Rahmengesetz, auf dessen Basis die Strafen überhaupt erst verhängt werden können, bis heute nicht durchgewunken.

  • EU
  • Handel
  • Lieferketten
  • Xinjiang

News

Chinas Exporte nach Deutschland wachsen rasant

Die deutschen Exporteure haben sich im vergangenen Jahr trotz Materialengpässen und gestörten Lieferketten vom Corona-Schock 2020 deutlich erholt – und ihre Ausfuhren in die Volksrepublik erhöht. Die Ausfuhren nach China legten um 8,1 Prozent auf 103,6 Milliarden Euro zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Größter deutscher Exportkunde blieben mit 122,1 Milliarden Euro jedoch die USA, gefolgt von China. Die meisten Importe Deutschlands kamen 2021 jedoch aus der Volksrepublik. Von dort wurden Waren im Wert von 141,7 Milliarden Euro eingeführt, ein Plus von 20,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Deutschlands Ausfuhren wuchsen im Gesamtjahr um 14 Prozent auf den Rekordwert von 1375,5 Milliarden Euro. Sie übertrafen damit das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 um 3,6 Prozent. Die Importe legten 2021 sogar um 17,1 Prozent auf 1202,2 Milliarden Euro zu. Der im Ausland viel kritisierte deutsche Exportüberschuss summierte sich auf 173,3 Milliarden Euro, womit er das fünfte Jahr in Folge sank. rtr/nib

  • Export
  • Handel
  • Import

VDA fordert im Wettbewerb mit China mehr Industriepolitik

Angesichts des enormen Bedarfs an erneuerbaren Energien und Rohstoffen bei der Transformation zur Elektromobilität dringt die deutsche Autoindustrie auf Bündnisse mit anderen Ländern. Die Menge werde nicht allein in Europa hergestellt werden können, sagte die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Deutschland brauche daher engagierte Programme für Energie- und Rohstoffpartnerschaften, eine aktive Rohstoff-Außenpolitik. “Die weltweiten Märkte für Energiepartnerschaften werden schon verteilt, aktuell noch weitgehend ohne Deutschland. Wenn wir hier nicht schnell handeln, gehen wir leer aus”, mahnte die VDA-Chefin. China etwa sichert seinen riesigen Rohstoffhunger in Afrika.

Deutschland müsse schneller aktiv werden und strategisch vorgehen, betonte Müller. Mit Blick auf den Umbau der Industrie forderte sie ein Ende der theoretischen Debatten über die Klimaziele. Der Fokus liege nun auf der Infrastruktur und den Rahmenbedingungen. Auch hier komme Deutschland nicht schnell genug voran. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur halte nicht Schritt mit dem Hochlauf der E-Mobilität. Die Lücke werde größer, nicht kleiner. Wenn Deutschland sein bescheidenes Tempo beibehalte, würden 2030 gerade einmal rund 160.000 Ladepunkte erreicht – ein Sechstel der angestrebten eine Million.

Optimistisch äußerte sich Müller zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie. Auch mit Blick auf den chinesischen Markt, den wohl wichtigsten Markt für deutsche Automobilbauer, sei sie “zuversichtlich”, so Müller im Phoenix-Interview. Dass der Absatz dort im vergangenen Jahr eingebrochen sei, habe hauptsächlich an erschwerten Produktionsbedingungen gelegen – diese seien der Pandemie sowie der Halbleiter-Krise geschuldet. “Insofern nehmen wir den Wettbewerb um den chinesischen Markt sehr engagiert an und geben den keinesfalls verloren”, so Müller. rtr/flee

  • Autoindustrie

ASML beklagt Verletzung geistigen Eigentums

Der niederländische Maschinenbauer ASML beklagt, dass ein chinesisches Unternehmen Produkte verkauft, die geistige Eigentumsrechte von ASML verletzen, wie Bloomberg berichtet. ASML ist Weltmarktführer für Anlagen zur Herstellung von Mikrochips. Weltweit sind Chiphersteller auf diese Anlagen angewiesen. Schon zuvor hat das niederländische Unternehmen dem chinesischen Unternehmen Dongfang Jingyuan Electron Ltd. vorgeworfen, Geschäftsgeheimnisse gestohlen zu haben. Dongfang wurde von Peking als ein “kleiner Gigant” ausgewählt. Das sind Unternehmen, die besonders gefördert werden, um Chinas Aufholprozess in wichtigen Technologie-Bereichen voranzutreiben.

Auch China ist bisher noch auf die Technologien von ASML angewiesen. Allerdings übt die US-amerikanische Regierung laut Bloomberg Druck auf niederländische Behörden aus, damit ASML seine fortschrittlichsten Produktionsanlagen nicht nach China exportiert. Das Unternehmen gab bekannt, die Situation um den Raub geistigen Eigentums genau zu beobachten und wenn nötig, rechtliche Schritte einzuleiten. nib

  • Chips
  • Halbleiter
  • Handel

Handelsstreit: Litauen erhält Unterstützung von Australien

Australien und Litauen haben sich gegenseitige Unterstützung gegen wirtschaftlichen Druck aus China zugesprochen. Australien sei lange das bekannteste Beispiel dafür gewesen, wie China Wirtschaft und Handel als politische Druckmittel einsetze, sagte der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis bei einem Treffen mit seiner australischen Kollegin Marise Payne am Mittwoch in Canberra. “Jetzt tritt Litauen diesem exklusiven Club bei”, so Landsbergis. “Aber es ist offensichtlich, dass wir definitiv nicht die Letzten sein werden.”

Payne sagte, es sei wichtig, dass gleichgesinnte Länder mit einem einheitlichen Ansatz arbeiten, um die auf Regeln basierende internationale Ordnung, den freien und offenen Handel, Transparenz, Sicherheit und Stabilität aufrechtzuerhalten. Die Volksrepublik hatte wegen politischer Spannungen offizielle und versteckte Handelsbarrieren unter anderem gegen Kohle, Wein, Rindfleisch, Flusskrebse und Gerste aus Australien errichtet.

Im Januar hatte die Europäische Union angekündigt, China wegen der Handelsblockade gegen Litauen vor die Welthandelsorganisation (WTO) zu bringen. Kurz darauf hatte Australien beantragt, sich dem WTO-Fall anzuschließen, ebenso die USA und Großbritannien.

Je mehr betroffene Staaten zusammenarbeiteten und ihre Ansichten teilten, desto mehr werde “die stärkste Botschaft der Ablehnung von wirtschaftlichem Zwang und Autoritarismus” zum Ausdruck gebracht, sagte Payne. ari

  • Australien
  • Handel
  • Litauen
  • Taiwan
  • WTO

Olympia-Ticker – kuriose Geschichten rund um Chinas Athleten

Der Mittwoch war für die Gastgeber kein guter Olympia-Tag. Es gab keine neuen Medaillen, nicht einmal in der Paradedisziplin Short Track. Für Deutschland war es hingegen ein Tag mit reichlich Edelmetall: Einmal Gold in der Nordischen Kombination sowie Gold und Silber im Doppelsitzer-Rodeln. Damit führt Deutschland am Mittwochabend den Medaillenspiegel an, während China auf Rang fünf zurückfiel. Am Dienstag hatten noch beide gemeinsam auf dem dritten Rang gelegen. Statt großer Erfolge gab es ärgerliche und kuriose Geschichten rund um Chinas Athleten.

  • Chinas Medaillenhoffnung über die 1.500 Meter Short Track, Ren Ziwei, ist am Mittwoch leer ausgegangen. Nachdem Ren sein Viertelfinale noch gewonnen hatte, wurde er im Halbfinale wegen einer Regelwidrigkeit disqualifiziert. Gold gewann Hwang Daeheon aus Südkorea. Ren hat aber bereits Gold im Mixed und über die 1.000 Meter geholt.
  • Eine unnötige Disqualifikation handelte sich beim Freistil-Sprint auch der unerfahrene chinesische Langläufer Qiang Wang ein. Er hatte sich während des Viertelfinallaufs unerlaubterweise in zu enge Lücken zwischen den Konkurrenten gedrängt. Dabei kam Qiang sich mehrmals mit dem Norweger Pal Golberg ins Gehege, bis dieser schließlich stürzte. Qiang jubelte noch über seinen überraschenden zweiten Platz und den Einzug ins Halbfinale. Doch dann kam das Aus. Die Norweger wüteten in der Folge gegen den Chinesen. “Er war ein totaler Clown”, schimpfte etwa Läufer Erik Valnes. Der gestürzte und damit ausgeschiedene Golberg hielt es für “seltsam, dass er so überkocht.” Qiang habe “es zuerst nicht verstanden und war dann am Boden zerstört. Das mag eine Folge seiner mangelnden Erfahrung gewesen sein”, sagte Qiangs Trainer Bernhard Rönning – auch er ein Norweger. “Er hat so viel Kraft, dass er hätte warten können, bis er eine Lücke hat.” Noch einmal wird Qiang das wohl nicht passieren. Gold holte am Ende jedenfalls auch ein Norweger: Langlauf-Superstar Johannes Høsflot Klæbo.
  • Chinas männlicher Fahnenträger Zhao Jiawen ging am Mittwoch als erster Chinese überhaupt bei Olympischen Spielen in der Nordischen Kombination von der Normalschanze an den Start. Diese Sportart besteht aus einem Wertungsdurchgang auf der Skisprungschanze und einem anschließenden Langlauf. In diesen starten die Athleten entsprechend ihren Punktewertungen aus dem Springen: Wer am weitesten sprang, startet als erster. Nach Rang 42 beim Springen fiel er beim Langlauf noch um einen Platz zurück und war am Ende Vorletzter. Kurios: Zhao hatte bereits in einer anderen Disziplin ausgeholfen, dem Skispringen. Da China mit nur drei qualifizierten Skispringer:innen kein Mixed-Team zusammenbekam, sprang Zhao kurzerhand am Montag beim Mixed-Wettbewerb mit je zwei Frauen und zwei Männern ein. Eine Medaille bekam China bei dem durch zahlreiche Disqualifikationen unter den Damen wenig aussagekräftigen Wettbewerb aber nicht.
  • Rätsel gab Chinas Snowboarder Gao Hongbo in der Halfpipe auf: Er versuchte in seinem Lauf während der Qualifikation nicht einen einzigen Sprung mit Drehung. Diese gehören allerdings zum Standardprogramm. Das zeigt einmal mehr die Unerfahrenheit vieler chinesischer Wintersportler. Gao erhielt wegen mangelnder Schwierigkeit nur 15 Punkte. Zum Vergleich: Qualifikationssieger Hirano Ayumu aus Japan kam auf 93,25 Punkte. Auf einen zweiten Lauf verzichtete Gao. Auch die anderen drei chinesischen Starter verfehlten die Finaldurchgänge am Donnerstag. ck
  • Olympia
  • Sport

Presseschau

Chinas Wintersport-Paradies inmitten des Grauens NTV
Wie China Adidas und Co. herausfordert TAGESSCHAU
Eiskunstlaufen: Hat Olympia in Peking den ersten Dopingfall? SUEDDEUTSCHE
Controversy over gold medalist Eileen Gu skiing for China misses the point CNN
Das war Tag fünf in Peking SPIEGEL
Is that a nuclear plant? The story behind those towers at the Winter Olympics big air CNN
China heats up digital currency race with e-CNY debut at Olympics DW
Trumps China-Deal entpuppt sich als Flop SUEDDEUTSCHE
US-China trade war: Beijing’s ‘best efforts’ defended after failing to meet trade-deal terms SCMP
China’s Anti-Graft Show Is Educational, With Unintended Lessons NYTIMES
Chinas zugespitzter Konflikt mit Taiwan ZDF
China boycotts Lithuania over Taiwan DW
Somaliland pitches ‘huge’ oil and gas potential during Taiwan trip REUTERS
As Hong Kong tightens Covid restrictions again, residents complain of being held ‘hostage’ GUARDIAN
Hong Kong’s young journalists decry the ‘death of free press’ FT
Plight of Chinese mother of eight chained outside in winter causes public outrage despite official explanations WASHINGTONPOST

Portrait

Shada Islam – Vorreiterin der eurasischen Vermittlung

Shada Islam, Journalistin und Wissenschaftlerin, engagiert sich in der Vermittlung zwischen Europa und Asien.
Shada Islam, Journalistin und Wissenschaftlerin

Es sei tatsächlich so etwas wie ein Wettbewerbsvorteil, dass sie sich gleichzeitig Europa wie Asien zugehörig fühle, sagt Shada Islam. Man werde einfach von beiden Seiten ernster genommen, wenn man demonstrieren könne, dass man in beiden Kulturen zu Hause sei. Islam betrachtet es als eine “glückliche Fügung”, dass ihr Vater, ein hochrangiger Diplomat, in ihrer Jugend an das pakistanische Konsulat in Brüssel einberufen und sie so zur “Zufallseuropäerin” wurde. Ihr Ziel, den Dialog zwischen Europa und Asien zu stärken, verfolgt sie als Journalistin, Thinktankerin und Wissenschaftlerin.

Sie begann ihre journalistische Karriere bei Agence Europe, bevor die Far Eastern Economic Review sie zügig abwarb, um sie zwei Jahrzehnte lang als Leitung der EU-Korrespondenz zu beschäftigen. In dieser Zeit hat sie sich bemüht, die Öffentlichkeitsarbeit der EU, damals eher auf Sparflamme gekocht, mit Blick auf ein ost- und südostasiatisches Publikum um Berichterstattungen und Analysen zu erweitern. Da China in Europa in jenen Tagen noch als Entwicklungsland galt und dementsprechend wenig Beachtung bekam, musste sie “Pionierarbeit” leisten. Denn um erklären zu können, welche Auswirkungen Asien durch das Geschehen in Brüssel zu erwarten hat, musste sie erst verstehen, mit welcher Erwartungshaltung Fernost nach Europa schaut, wie sie selbst erklärt.

Die Expertise, die sich dadurch bei ihr angesammelt hat, kommt schnell zutage. Kaum spricht sie über die gegenwärtige Migrationspolitik, erwähnt sie fast beiläufig, dass die Redewendung von der “Festung Europa” aus der Zeit kam, als sich die EU in den frühen neunziger Jahren in Richtung Binnenmarkt begeben hat. Die Furcht in Asien war groß, dass die europäische Wirtschaft sich einwärts wenden und den Rest der Welt in einem blinden Protektionismus außer Acht lassen werde. Dass das nicht so kommen würde, sei schon damals absehbar gewesen, so Islam. Dass es aber tatsächlich den Anschein machte, das habe an einer “nachlässigen Kommunikation seitens der EU” gelegen.

“Eine bipolare Welt wird nicht kommen”

Seit 2020 versteht sich Islam als ein “one-woman think-tank”. Im Rücken hat sie über zehn Jahre Erfahrung in leitenden Positionen beim European Policy Center und den Friends of Europe, bei denen sie Arbeitsgebiete für Asien, Migration und Integration aufgebaut hat. Über ihre Arbeit in dieser Funktion und durch ihre Gespräche mit zahlreichen Premiers und Ministern ist sie zu der Ansicht gekommen, dass die oft befürchtete Rückkehr einer bipolaren Welt nicht eintreten wird. “Was stattdessen passieren wird, ist, dass Länder sich aussuchen werden, wofür sie die USA benötigen, und wo China für sie interessant ist.”

Dass sich China hierbei nicht länger als “Junior Partner” abspeisen lassen möchte, liegt auf der Hand. Überraschend und ein Ärgernis für die Chinesen sei es aber gewesen, als nach der chaotischen Amtszeit Donald Trumps mit Antony Blinken ein US-Außenminister auf den Plan getreten ist, dessen Rhetorik weiterhin Anspruch auf globale Führung durch den Westen erhebt. Weniger unzeitgemäß zeige sich dagegen die EU, die China als Partner, Wettbewerber und Rivalen versteht. Man dürfe hierin aber kein Alleinstellungsmerkmal der Beziehung zwischen der EU und China vermuten, sagt Islam. Denn mit den gleichen drei Prädikaten ließe sich beispielsweise auch Großbritannien versehen. Zu verstehen, dass die Welt groß genug sei, um all diese eigenständigen Akteure zu beherbergen, meint Islam, sei der Weg, der uns weiter führen wird. Julius Schwarzwälder

  • EU
  • Geopolitik
  • USA

Personalien

Arno Kiefer ist seit Beginn des Jahres für die China-Koordination bei Phoenix Contact E-Mobility zuständig. Kiefer war zuvor bei dem Anbieter für Elektronikbauteile als Director Market Development Surge Protection tätig.

Martin F. Petersen ist neuer Leiter des Production Planning Press Parts PP1 für Volkswagen in Anhui. Vor seinem Umzug nach China war Petersen auf verschiedenen Positionen bei VW in Wolfsburg tätig.

Dessert

Findet reißenden Absatz: Bing Dwen Dwen

Das Maskottchen der Olympischen Winterspiele hat sich in China als Verkaufsschlager entpuppt. Käufer stehen trotz eisiger Temperaturen über Nacht in Peking stundenlang an, um eine ausgestopfte Plüschversion des pummeligen Pandas im Schneeanzug mit Namen Bing Dwen Dwen zu erwerben. Wer nicht anstehen möchte, muss tief in die Tasche greifen: Die Preise für das Plüschtier auf dem Online-Markt sind stark gestiegen – die Stofftiere werden dort für mehr als 500 Dollar verkauft. Nun warnte sogar die Pekinger Polizei öffentlich davor, das Maskottchen von Schwarzhändlern zu kaufen. Am Mittwoch wurden Berichten zufolge drei Personen im Zuge einer Razzia wegen Wuchers im Bing-Dwen-Dwen-Handel bestraft.

Trotz eisiger Temperaturen: Lange Warteschlangen vor den Merchandise-Läden

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Hongkongs Öffnung rückt wegen steigender Infektionen in die Ferne
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    während der Rest der Welt schon tief in der Omikron-Welle der Corona-Pandemie steckt, hielten sich die Neuansteckungen in Hongkong bisher in Grenzen. Es kam sogar die Hoffnung auf eine baldige Öffnung der Grenze zum chinesischen Festland und eine Lockerung der Quarantäne-Vorschriften in der Sonderverwaltungszone auf. Nun steigen aber auch dort die Infektionen drastisch, wie unsere Autoren aus Hongkong berichten. Die Behörden kommen bei der Nachverfolgung der Fälle nicht mehr hinterher. Die “Null-Covid”-Strategie scheint gescheitert – und die erhoffte und für viele Geschäftsleute wichtige Grenzöffnung wird damit immer unwahrscheinlicher.

    Die Stellantis Gruppe vereint weltweit bekannte Automarken wie Jeep, Opel, Peugeot und Citroën. Aber ausgerechnet China, der größte Automarkt der Welt, ist für den Auto-Riesen noch Brachland. Keine Marke des Konzerns hatte vor der Fusion einen nennenswerten Marktanteil, wie Christian Domke-Seidel schreibt. Auch weil bisher das Geld fehlte, um Bemühungen einer größeren Marktpräsenz voranzutreiben. Doch es scheint, als würde Stellantis den milliardenschweren Schwung des vergangenen Geschäftsjahres nutzen, um in China bald präsenter zu sein.

    In unserer dritten Analyse werfen wir einen Blick auf einen Brüsseler Dauerbrenner: das EU-Lieferkettengesetz. Nach etlichen Verzögerungen soll es Ende des Monats offiziell vorgestellt werden. Charlotte Wirth hat zusammengefasst, was bereits bekannt ist. Ein wichtiger Punkt steht demnach bereits fest: Das EU-Lieferkettengesetz wird kein Importverbot von Produkten aus Zwangsarbeit enthalten.

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    Amelie Richter
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    Analyse

    Omikron bringt Hongkongs Null-Corona-Strategie an die Grenzen

    Ende Dezember stand Hongkong kurz davor, nach eineinhalb Jahren die Grenze zum chinesischen Festland endlich wieder zu öffnen. Die Planungen sahen vor, dass schrittweise wieder Reisen ohne eine langwierige Hotel-Quarantäne möglich sein sollten. Ein Schritt, der auch von zahlreichen ausländischen Unternehmen in Hongkong, die in China etwa ihre Fabriken inspizieren wollen, herbeigesehnt wurde

    Doch aus der Öffnung wurde nichts, da Omikron der chinesischen Sonderverwaltungsregion einen Strich durch die Rechnung machte. Alles begann mit einer Flugbegleiterin der Hongkonger Airline Cathay Pacific, die sich Ende Dezember nach ihrer Rückkehr nicht an Isolations-Vorschriften gehalten hatte. Zunächst sah es so aus, als könnte Hongkong wie so oft zuvor den Ausbruch unter Kontrolle bringen. Doch spätestens seit dieser Woche ist klar, dass die Null-Covid-Strategie zu scheitern droht. 

    Carrie Lam will an “Null-Covid”-Strategie festhalten

    Mit jeweils über 600 Fällen am Montag und Dienstag hat die Zahl neuer Corona-Infektionen in der Finanzmetropole mit Abstand einen Höchststand erreicht. Auf dem Höhepunkt der vier vorangegangenen Coronavirus-Wellen in der Stadt wurde nie ein Tageswert von mehr als 150 Infektionen überschritten. Jetzt gehen Experten davon aus, dass Hongkong in den nächsten Tagen sogar vierstellige Infektionszahlen sehen könnte. 

    Trotz des drohenden exponentiellen Anstiegs erteilte Regierungschefin Carrie Lam Forderungen nach einem Ende der Null-Corona-Politik eine Absage. Hongkong werde “an seiner dynamischen Null-Infektionsstrategie festhalten”, sagte Lam auf ihrer wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag. Ähnliche Forderungen wurden auch auf dem chinesischen Festland laut. Staatliche Medien warnten Hongkong davordass jede Verschiebung hin zu einer “Leben-mit-dem-Virus”-Strategie zu einer Katastrophe für die Stadt führen und eine Wiederaufnahme quarantänefreier Reisen unmöglich machen würde. 

    Carrie Lam hatte im vergangenen Jahr die Marschrichtung eindeutig vorgegeben: Wie das chinesische Festland sollte auch Hongkong keine lokalen Corona-Fälle aufweisen, was als Schlüssel gesehen wurde, um die Grenze zu China wieder zu öffnen. Beinahe wäre der Plan aufgegangen, doch der neue Omikron-Ausbruch könnte es nun unmöglich machen, dass Hongkong jemals wieder Null-Fälle erreichen wird. 

    Nachverfolgung von Infektionen schwieriger als auf dem Festland

    Doch warum verzeichnet Hongkong plötzlich Hunderte Infektionen, während die Omikron-Ausbrüche in chinesischen Städten bislang deutlich besser eingedämmt werden konnten? Zwar werden in Hongkong ganz ähnliche Maßnahmen ergriffen wie auf dem Festland, jedoch verfügen die Behörden dort zusätzlich über Möglichkeiten, die in Hongkong nicht angewendet werden können. So ist es wegen der unterschiedlichen Gesetzeslage in der chinesischen Sonderverwaltungsregion etwa nicht möglich, Kontaktpersonen von Infizierten automatisch über das Handynetz zu ermitteln. 

    Ähnlich wie in Deutschland gibt es zwar eine Corona-App. Die übermittelt die persönlichen Daten im Falle einer Infektion jedoch nicht automatisch an die Behörden. Wenn in China Infektionen auftreten, ist das Vorgehen in allen Städten sehr ähnlich: Zunächst werden digital sämtliche Kontaktpersonen ermittelt, die dann getestet und in Quarantäne geschickt werden. Betroffene Städte führen zudem sofort mehrere Runden von Massentests durch, bei denen in der Regel die gesamte Bevölkerung mehrfach getestet wird. Auch hier kann Hongkong nicht mithalten, da die Testkapazitäten längst nicht ausreichen. Zwar war auch Hongkong in vorangegangenen Wellen recht erfolgreich damit, Kontaktpersonen zu identifizieren und Infektionsketten fast lückenlos nachzuverfolgen. Doch Omikron hat für eine so schnelle Verbreitung des Virus gesorgt, dass die Behörden nicht mehr hinterherkommen. 

    Kurswechsel scheint unwahrscheinlich

    Nun mehren sich Stimmen, die von der Regierung einen Kurswechsel fordern. Statt auf eine Öffnung zum chinesischen Festland zu setzen, solle lieber eine Öffnung zum Rest der Welt angestrebt werden. Ähnlich wie Hongkongs Dauerkonkurrent Singapur sollen die strengen Quarantäne-Regeln, die vorsehen, dass Reisende in Hongkong für 14 Tage eine kostspielige Hotel-Isolation über sich ergehen lassen müssen, abgeschafft werden. Doch es gilt als unwahrscheinlich, dass sich Hongkongs Führung und Peking auf diesen Kurswechsel einlassen werden. Die Sieben-Millionen-Metropole wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile in ihrer Isolation ausharren müssen – was für die Wirtschaft negative Folgen haben wird. Gregor Koppenburg/Jörn Petring 

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    Stellantis kommt ins Rollen

    Der laute Startschuss kam in Form des ersten Halbjahresberichtes für 2021 der Stellantis Gruppe. 8,6 Milliarden Euro Gewinn innerhalb von nur sechs Monaten bedeuteten eine operative Marge von 11,4 Prozent. Selbst als sich die Halbleiterkrise zuspitzte, rückte Konzernchef Carlos Tavares nicht von seinem Ziel von zehn Prozent Marge für das gesamte Jahr ab. Die Jahreszahlen für 2021 werden in gut zwei Wochen veröffentlicht. Doch schon jetzt plant der Konzern, mit gut gefüllter Kriegskasse, seine Zukunft neu – auch im wichtigen Automarkt China. 

    Das ist auch nötig. Die traumhaften Profite kommen vor allem aus den USA, wo Chrysler und Jeep im ersten Halbjahr 2021 satte 16,1 Prozent Marge erwirtschafteten. Stellantis entstand durch die Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und der Group PSA und vereint 14 Marken. Dazu gehören, neben den bereits erwähnten Marken, auch Opel, Peugeot und Citroën. Ferrari gehört übrigens nicht mehr dazu. Der mittlerweile verstorbene Sergio Marchionne musste das Tafelsilber bereits 2015 aus dem Konzern ausgliedern. 

    Etwa acht Millionen Fahrzeuge setzte das Unternehmen vor der Corona-Pandemie ab. Doch der Erfolg steht auf wackeligen Beinen. Der Konzern leidet an Überkapazitäten bei der Produktion und einer unklaren Positionierung der Marken, wodurch der Kunde sie kaum unterscheiden kann. Durch die Fusion gibt es viel zu viele Motoren und Plattformen. Und bei der Elektromobilität hinkt der Konzern um Jahre hinterher. 

    Viel Potenzial in China

    Ausgerechnet China, der größte Automarkt der Welt, ist für Stellantis noch Brachland. Keine Marke des Konzerns hatte vor der Fusion einen nennenswerten Marktanteil. Auch, weil es an Geld fehlte, um Bemühungen einer größeren Marktpräsenz voranzutreiben. Im Jahr 2021 setzte Stellantis in der Volksrepublik gerade einmal 100.000 Fahrzeuge ab – und selbst das war schon eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Nur 9.300 dieser Autos gelten als New Energy Vehicles (NEV). 

    Doch es scheint, als würde Stellantis den milliardenschweren Schwung des vergangenen Geschäftsjahres nutzen, um etwas zu ändern. So hat der Konzern verkündet, die Mehrheit am Joint-Venture mit GAC (Guangzhou Automotive Group) übernehmen zu wollen (China.Table berichtete). Nachdem die Kommunistische Partei Investitionsregelungen gelockert hat, wartet der Konzern derzeit auf die Genehmigung. Das Ziel ist es, endlich im chinesischen Markt Fuß zu fassen. 

    Neue Kooperation mit Svolt, Amazon und Foxconn

    Dafür braucht der Konzern Elektroautos. Eine Partnerschaft mit dem chinesischen Batteriehersteller Svolt soll die entsprechenden Akkus hervorbringen (China.Table berichtete). Zwar lässt sich Stellantis bei seinen China- und Elektroautoplänen noch nicht in die Karten schauen – die sollen erst am 1. März präsentiert werden. Doch bis ins Jahr 2025 möchte der Konzern 130 GWh Batteriekapazität einkaufen. Damit ließen sich etwas mehr als zwei Millionen Elektroautos mit 60 KWh-Akkus ausrüsten. Bis 2030 sollen es dann nach den Plänen von Stellantis dann 260 GWh sein. 

    Auch zwei weitere Kooperationen zeigen, wo der Konzern seine Marken in Zukunft sieht. So arbeitet Stellantis mit Amazon zusammen, um bis 2024 ein neues Infotainment-System zu entwickeln. Per Alexa sollen dann Navigation, Einkäufe, Bezahlvorgänge und Fahrzeugwartung organisiert werden. Bis 2030 soll der Umsatz durch softwarebasierte Dienste bei Stellantis auf 20 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen. 

    Die benötigen Halbleiter sollen durch eine ebenfalls neue Kooperation mit Foxconn gesichert werden (China.Table berichtete). Gemeinsam mit dem Auftragsfertiger aus Taiwan sollen ein vernetztes Cockpit und diverse digitale Dienste entwickelt werden. Für Stellantis ist vor allem Foxconns Lieferkette im Bereich der Chips und Halbleiter von zentraler Bedeutung.

    Welche Marken für Stellantis in China reüssieren sollen, ist derweil noch unklar. Grundsätzlich gab es Pläne, Opel verstärkt in China zu präsentieren. Allerdings genießt Jeep in der Volksrepublik ein gutes Image. Eine Studie von JD Power zeichnete die US-amerikanische Off-Road-Marke jüngst in Sachen Zuverlässigkeit, Qualität und Ausstrahlung aus. Zudem dürften die SUV eher den Geschmack der chinesischen Kundschaft treffen. 

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    Importverbot nicht Teil des EU-Lieferkettengesetzes

    Am 23. Februar soll sie endlich kommen, die Verordnung zur nachhaltigen Unternehmensführung, auch bekannt als das EU-Lieferkettengesetz – fast drei Jahre nachdem Justizkommissar Didier Reynders das Gesetz angekündigt hatte. Immer wieder kam es zu Verzögerungen. Das Europäische Parlament befürchtet, dass das Gesetz dadurch weiter verwässert wurde. “Es ist unabdingbar, dass die Kommission ihre Ambitionen hochhält und ein effizientes Gesetz liefert”, fordert etwa Grünen-Politikerin Anna Cavazzini. Die menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflicht müsse sich durch die ganze Wertschöpfungskette ziehen und kleine und mittelständische Unternehmen zumindest in Hochrisikobranchen unter das Gesetz fallen.

    Aktuell befindet sich der Gesetzesvorschlag prozedural noch in der Konsultation. Einige inhaltliche Eckpunkte sind jedoch inzwischen bekannt. So wird das viel diskutierte Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit nicht im finalen Text enthalten sein. Das Einfuhrverbot hätte in Bezug auf China vor allem Waren aus der Region Xinjiang treffen können. Industrievertreter merkten an, dass sich die Überprüfung dort auch besonders schwierig gestalten könnte (China.Table berichtete).

    Direktoren haften nicht persönlich

    Das Einfuhrverbot hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen vergangenes Jahr in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union angekündigt: “Wir wollen […] auf unseren Märkten Produkte verbieten, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Menschenrechte sind nicht käuflich – für kein Geld der Welt.” Gut fünf Monate später ist aber klar, dass das Importverbot nicht Teil des Lieferkettengesetzes wird, wegen eines internen Zwists der EU-Kommission. Handelskommissar Valdis Dombrovskis arbeitet Informationen von Europe.Table zufolge jedoch an einer Initiative für eine sogenannte Produktentnahme (“product withdrawal mechanism”), die erlauben würde, bestimmte Produkte vom Markt zu nehmen.

    Die EU-Kommission wird dennoch argumentieren, dass das Importverbot implizit im Gesetz enthalten ist: Ziel des Gesetzes sei es schließlich, zu vermeiden, dass Produkte, die unter Menschenrechtsverletzungen – demnach auch Zwangsarbeit – hergestellt wurden, auf den europäischen Markt gelangen.

    Auch die persönliche Haftung von Unternehmensführern soll kein Bestandteil des Lieferkettengesetzes werden. Eine Überraschung ist das nicht. Es handelte sich dabei um einen der größten Streitpunkte unter den EU-Kommissaren. Lange war unklar, ob die Brüsseler Behörde das Element in ein zweites Gesetz auslagert. Nun scheint klar: Es wird ganz gekippt.

    Unternehmen ab 500 Mitarbeitern und gesamte Wertschöpfungskette

    An anderer Stelle greift die EU-Kommission jedoch durch: Die Reichweite des Gesetzes ist zwar kleiner als angedacht, dafür gilt die Sorgfaltspflicht für die betroffenen Betriebe für die gesamte Wertschöpfungskette. Rund 10.000 europäische Unternehmen werden sich wohl auf das EU-Lieferkettengesetz einstellen müssen. Die Schwelle für Unternehmen soll bei 500 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresumsatz liegen – damit ginge das europäische Gesetz weiter als das deutsche Sorgfaltspflichtgesetz. Letzteres gilt im ersten Jahr für Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitern, später für Betriebe ab 1.000 Mitarbeitern. Zudem begrenzt sich hier die Sorgfaltspflicht nur auf die erste Stufe der Lieferketten (“Tier 1”).

    Entsprechend übte Berlin auch starken Druck auf Kommissionspräsidentin von der Leyen aus. In der neuen Bundesregierung setzt sich die SPD nun aber dafür ein, auf EU-Ebene über mühsam in der GroKo ausgehandelte Gesetz hinauszugehen. Widerstand dagegen ist am ehesten von der FDP zu erwarten. Die von den Liberalen besetzten Ministerien sind hier aber gar nicht zuständig.

    Kritik an den Kommissionsplänen kommt aus dem Maschinen- und Anlagenbau. “Ein Sorgfaltspflichtengesetz, das die gesamte Lieferkette und einen breiten Anwendungsbereich umfasst, würde für international vernetzte Mittelständler ganz erhebliche Belastungen mit sich bringen“, sagt Holger Kunze, Leiter des Brüsseler Büros des VDMA. “Für viele unserer Mitgliedsunternehmen wäre es überhaupt nicht mehr umsetzbar.”

    Text sieht zivilrechtliche Haftung vor

    Die deutsche Industrie wird sich denn auch nicht dafür begeistern, dass der Text der EU-Kommission eine zivilrechtliche Haftung vorsieht. Diese gilt für Schäden und Menschenrechtsverletzungen, die infolge einer unzureichend verfolgten Sorgfaltspflicht entstehen. Die zivilrechtliche Haftung war ursprünglich auch im deutschen Gesetz angedacht, doch der damalige Entwicklungsminister Gerd Müller musste auf Druck von Altmaier und der Industrieverbände zurückrudern. Allerdings haben sich diese Woche rund 100 europäische Unternehmen und Investoren, darunter auch deutsche, für ein EU-Gesetz inklusive einer Haftungsregel für Betroffene eingesetzt.

    Neben den Betrieben ab 500 Mitarbeitern wird ebenfalls eine Sorgfaltspflicht für Wirtschaftszweige mit einem hohen Risiko gelten. Sie soll wahrscheinlich Unternehmen ab 250 Mitarbeitern treffen, eine endgültige Entscheidung hat die Kommission laut informierten Kreise noch nicht gefasst. Auch, um welche Sektoren es sich bei den Hochrisikobranchen genau handeln könnte, ist noch nicht ersichtlich. Das EU-Parlament forderte in einem Bericht, dass die EU-Kommission diese Branchen festlegen müsse.

    Einen Eindruck, welche Sektoren ein hohes Risiko aufweisen, liefert ein Rechtsgutachten der Initiative Lieferkettengesetz, das solche Branchen aufgeschlüsselt hat. Das Rechtsgutachten listet 16 Branchen mit hohem Risiko auf, darunter die Autoindustrie, Chemie, ITK, Bergbau und Rüstung.

    Mitgliedstaaten entscheiden über Sanktionen

    Anstatt der Haftung für Unternehmenschefs, wird das Gesetz eine deutlich abgeschwächte Aufsichtspflicht enthalten. Das bedeutet: Wenn Mängel oder Probleme in der Lieferkette festgestellt werden, soll der Aufsichtsrat einen Plan für deren Behebung absegnen. Zudem sieht das EU-Lieferkettengesetz verwaltungsrechtliche Sanktionen für Unternehmen, aber auch dessen Direktoren vor, sofern sie der Haftpflicht nicht nachkommen. Allerdings gibt Brüssel hier die Verantwortung an die Mitgliedstaaten ab: Sie sollen festlegen, welche Behörden zuständig sind und wie hoch die Strafen ausfallen können. 

    Bei der Konfliktmineralienverordnung, die bereits in Kraft ist, ist die Kommission ähnlich vorgegangen (Europe.Table berichtete). Die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten sind enorm. Sie reichen von 50.000 Euro in Deutschland bis hin zu 726 Euro in Österreich. In Luxemburg hat das Parlament das Rahmengesetz, auf dessen Basis die Strafen überhaupt erst verhängt werden können, bis heute nicht durchgewunken.

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    News

    Chinas Exporte nach Deutschland wachsen rasant

    Die deutschen Exporteure haben sich im vergangenen Jahr trotz Materialengpässen und gestörten Lieferketten vom Corona-Schock 2020 deutlich erholt – und ihre Ausfuhren in die Volksrepublik erhöht. Die Ausfuhren nach China legten um 8,1 Prozent auf 103,6 Milliarden Euro zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Größter deutscher Exportkunde blieben mit 122,1 Milliarden Euro jedoch die USA, gefolgt von China. Die meisten Importe Deutschlands kamen 2021 jedoch aus der Volksrepublik. Von dort wurden Waren im Wert von 141,7 Milliarden Euro eingeführt, ein Plus von 20,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

    Deutschlands Ausfuhren wuchsen im Gesamtjahr um 14 Prozent auf den Rekordwert von 1375,5 Milliarden Euro. Sie übertrafen damit das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 um 3,6 Prozent. Die Importe legten 2021 sogar um 17,1 Prozent auf 1202,2 Milliarden Euro zu. Der im Ausland viel kritisierte deutsche Exportüberschuss summierte sich auf 173,3 Milliarden Euro, womit er das fünfte Jahr in Folge sank. rtr/nib

    • Export
    • Handel
    • Import

    VDA fordert im Wettbewerb mit China mehr Industriepolitik

    Angesichts des enormen Bedarfs an erneuerbaren Energien und Rohstoffen bei der Transformation zur Elektromobilität dringt die deutsche Autoindustrie auf Bündnisse mit anderen Ländern. Die Menge werde nicht allein in Europa hergestellt werden können, sagte die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Deutschland brauche daher engagierte Programme für Energie- und Rohstoffpartnerschaften, eine aktive Rohstoff-Außenpolitik. “Die weltweiten Märkte für Energiepartnerschaften werden schon verteilt, aktuell noch weitgehend ohne Deutschland. Wenn wir hier nicht schnell handeln, gehen wir leer aus”, mahnte die VDA-Chefin. China etwa sichert seinen riesigen Rohstoffhunger in Afrika.

    Deutschland müsse schneller aktiv werden und strategisch vorgehen, betonte Müller. Mit Blick auf den Umbau der Industrie forderte sie ein Ende der theoretischen Debatten über die Klimaziele. Der Fokus liege nun auf der Infrastruktur und den Rahmenbedingungen. Auch hier komme Deutschland nicht schnell genug voran. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur halte nicht Schritt mit dem Hochlauf der E-Mobilität. Die Lücke werde größer, nicht kleiner. Wenn Deutschland sein bescheidenes Tempo beibehalte, würden 2030 gerade einmal rund 160.000 Ladepunkte erreicht – ein Sechstel der angestrebten eine Million.

    Optimistisch äußerte sich Müller zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie. Auch mit Blick auf den chinesischen Markt, den wohl wichtigsten Markt für deutsche Automobilbauer, sei sie “zuversichtlich”, so Müller im Phoenix-Interview. Dass der Absatz dort im vergangenen Jahr eingebrochen sei, habe hauptsächlich an erschwerten Produktionsbedingungen gelegen – diese seien der Pandemie sowie der Halbleiter-Krise geschuldet. “Insofern nehmen wir den Wettbewerb um den chinesischen Markt sehr engagiert an und geben den keinesfalls verloren”, so Müller. rtr/flee

    • Autoindustrie

    ASML beklagt Verletzung geistigen Eigentums

    Der niederländische Maschinenbauer ASML beklagt, dass ein chinesisches Unternehmen Produkte verkauft, die geistige Eigentumsrechte von ASML verletzen, wie Bloomberg berichtet. ASML ist Weltmarktführer für Anlagen zur Herstellung von Mikrochips. Weltweit sind Chiphersteller auf diese Anlagen angewiesen. Schon zuvor hat das niederländische Unternehmen dem chinesischen Unternehmen Dongfang Jingyuan Electron Ltd. vorgeworfen, Geschäftsgeheimnisse gestohlen zu haben. Dongfang wurde von Peking als ein “kleiner Gigant” ausgewählt. Das sind Unternehmen, die besonders gefördert werden, um Chinas Aufholprozess in wichtigen Technologie-Bereichen voranzutreiben.

    Auch China ist bisher noch auf die Technologien von ASML angewiesen. Allerdings übt die US-amerikanische Regierung laut Bloomberg Druck auf niederländische Behörden aus, damit ASML seine fortschrittlichsten Produktionsanlagen nicht nach China exportiert. Das Unternehmen gab bekannt, die Situation um den Raub geistigen Eigentums genau zu beobachten und wenn nötig, rechtliche Schritte einzuleiten. nib

    • Chips
    • Halbleiter
    • Handel

    Handelsstreit: Litauen erhält Unterstützung von Australien

    Australien und Litauen haben sich gegenseitige Unterstützung gegen wirtschaftlichen Druck aus China zugesprochen. Australien sei lange das bekannteste Beispiel dafür gewesen, wie China Wirtschaft und Handel als politische Druckmittel einsetze, sagte der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis bei einem Treffen mit seiner australischen Kollegin Marise Payne am Mittwoch in Canberra. “Jetzt tritt Litauen diesem exklusiven Club bei”, so Landsbergis. “Aber es ist offensichtlich, dass wir definitiv nicht die Letzten sein werden.”

    Payne sagte, es sei wichtig, dass gleichgesinnte Länder mit einem einheitlichen Ansatz arbeiten, um die auf Regeln basierende internationale Ordnung, den freien und offenen Handel, Transparenz, Sicherheit und Stabilität aufrechtzuerhalten. Die Volksrepublik hatte wegen politischer Spannungen offizielle und versteckte Handelsbarrieren unter anderem gegen Kohle, Wein, Rindfleisch, Flusskrebse und Gerste aus Australien errichtet.

    Im Januar hatte die Europäische Union angekündigt, China wegen der Handelsblockade gegen Litauen vor die Welthandelsorganisation (WTO) zu bringen. Kurz darauf hatte Australien beantragt, sich dem WTO-Fall anzuschließen, ebenso die USA und Großbritannien.

    Je mehr betroffene Staaten zusammenarbeiteten und ihre Ansichten teilten, desto mehr werde “die stärkste Botschaft der Ablehnung von wirtschaftlichem Zwang und Autoritarismus” zum Ausdruck gebracht, sagte Payne. ari

    • Australien
    • Handel
    • Litauen
    • Taiwan
    • WTO

    Olympia-Ticker – kuriose Geschichten rund um Chinas Athleten

    Der Mittwoch war für die Gastgeber kein guter Olympia-Tag. Es gab keine neuen Medaillen, nicht einmal in der Paradedisziplin Short Track. Für Deutschland war es hingegen ein Tag mit reichlich Edelmetall: Einmal Gold in der Nordischen Kombination sowie Gold und Silber im Doppelsitzer-Rodeln. Damit führt Deutschland am Mittwochabend den Medaillenspiegel an, während China auf Rang fünf zurückfiel. Am Dienstag hatten noch beide gemeinsam auf dem dritten Rang gelegen. Statt großer Erfolge gab es ärgerliche und kuriose Geschichten rund um Chinas Athleten.

    • Chinas Medaillenhoffnung über die 1.500 Meter Short Track, Ren Ziwei, ist am Mittwoch leer ausgegangen. Nachdem Ren sein Viertelfinale noch gewonnen hatte, wurde er im Halbfinale wegen einer Regelwidrigkeit disqualifiziert. Gold gewann Hwang Daeheon aus Südkorea. Ren hat aber bereits Gold im Mixed und über die 1.000 Meter geholt.
    • Eine unnötige Disqualifikation handelte sich beim Freistil-Sprint auch der unerfahrene chinesische Langläufer Qiang Wang ein. Er hatte sich während des Viertelfinallaufs unerlaubterweise in zu enge Lücken zwischen den Konkurrenten gedrängt. Dabei kam Qiang sich mehrmals mit dem Norweger Pal Golberg ins Gehege, bis dieser schließlich stürzte. Qiang jubelte noch über seinen überraschenden zweiten Platz und den Einzug ins Halbfinale. Doch dann kam das Aus. Die Norweger wüteten in der Folge gegen den Chinesen. “Er war ein totaler Clown”, schimpfte etwa Läufer Erik Valnes. Der gestürzte und damit ausgeschiedene Golberg hielt es für “seltsam, dass er so überkocht.” Qiang habe “es zuerst nicht verstanden und war dann am Boden zerstört. Das mag eine Folge seiner mangelnden Erfahrung gewesen sein”, sagte Qiangs Trainer Bernhard Rönning – auch er ein Norweger. “Er hat so viel Kraft, dass er hätte warten können, bis er eine Lücke hat.” Noch einmal wird Qiang das wohl nicht passieren. Gold holte am Ende jedenfalls auch ein Norweger: Langlauf-Superstar Johannes Høsflot Klæbo.
    • Chinas männlicher Fahnenträger Zhao Jiawen ging am Mittwoch als erster Chinese überhaupt bei Olympischen Spielen in der Nordischen Kombination von der Normalschanze an den Start. Diese Sportart besteht aus einem Wertungsdurchgang auf der Skisprungschanze und einem anschließenden Langlauf. In diesen starten die Athleten entsprechend ihren Punktewertungen aus dem Springen: Wer am weitesten sprang, startet als erster. Nach Rang 42 beim Springen fiel er beim Langlauf noch um einen Platz zurück und war am Ende Vorletzter. Kurios: Zhao hatte bereits in einer anderen Disziplin ausgeholfen, dem Skispringen. Da China mit nur drei qualifizierten Skispringer:innen kein Mixed-Team zusammenbekam, sprang Zhao kurzerhand am Montag beim Mixed-Wettbewerb mit je zwei Frauen und zwei Männern ein. Eine Medaille bekam China bei dem durch zahlreiche Disqualifikationen unter den Damen wenig aussagekräftigen Wettbewerb aber nicht.
    • Rätsel gab Chinas Snowboarder Gao Hongbo in der Halfpipe auf: Er versuchte in seinem Lauf während der Qualifikation nicht einen einzigen Sprung mit Drehung. Diese gehören allerdings zum Standardprogramm. Das zeigt einmal mehr die Unerfahrenheit vieler chinesischer Wintersportler. Gao erhielt wegen mangelnder Schwierigkeit nur 15 Punkte. Zum Vergleich: Qualifikationssieger Hirano Ayumu aus Japan kam auf 93,25 Punkte. Auf einen zweiten Lauf verzichtete Gao. Auch die anderen drei chinesischen Starter verfehlten die Finaldurchgänge am Donnerstag. ck
    • Olympia
    • Sport

    Presseschau

    Chinas Wintersport-Paradies inmitten des Grauens NTV
    Wie China Adidas und Co. herausfordert TAGESSCHAU
    Eiskunstlaufen: Hat Olympia in Peking den ersten Dopingfall? SUEDDEUTSCHE
    Controversy over gold medalist Eileen Gu skiing for China misses the point CNN
    Das war Tag fünf in Peking SPIEGEL
    Is that a nuclear plant? The story behind those towers at the Winter Olympics big air CNN
    China heats up digital currency race with e-CNY debut at Olympics DW
    Trumps China-Deal entpuppt sich als Flop SUEDDEUTSCHE
    US-China trade war: Beijing’s ‘best efforts’ defended after failing to meet trade-deal terms SCMP
    China’s Anti-Graft Show Is Educational, With Unintended Lessons NYTIMES
    Chinas zugespitzter Konflikt mit Taiwan ZDF
    China boycotts Lithuania over Taiwan DW
    Somaliland pitches ‘huge’ oil and gas potential during Taiwan trip REUTERS
    As Hong Kong tightens Covid restrictions again, residents complain of being held ‘hostage’ GUARDIAN
    Hong Kong’s young journalists decry the ‘death of free press’ FT
    Plight of Chinese mother of eight chained outside in winter causes public outrage despite official explanations WASHINGTONPOST

    Portrait

    Shada Islam – Vorreiterin der eurasischen Vermittlung

    Shada Islam, Journalistin und Wissenschaftlerin, engagiert sich in der Vermittlung zwischen Europa und Asien.
    Shada Islam, Journalistin und Wissenschaftlerin

    Es sei tatsächlich so etwas wie ein Wettbewerbsvorteil, dass sie sich gleichzeitig Europa wie Asien zugehörig fühle, sagt Shada Islam. Man werde einfach von beiden Seiten ernster genommen, wenn man demonstrieren könne, dass man in beiden Kulturen zu Hause sei. Islam betrachtet es als eine “glückliche Fügung”, dass ihr Vater, ein hochrangiger Diplomat, in ihrer Jugend an das pakistanische Konsulat in Brüssel einberufen und sie so zur “Zufallseuropäerin” wurde. Ihr Ziel, den Dialog zwischen Europa und Asien zu stärken, verfolgt sie als Journalistin, Thinktankerin und Wissenschaftlerin.

    Sie begann ihre journalistische Karriere bei Agence Europe, bevor die Far Eastern Economic Review sie zügig abwarb, um sie zwei Jahrzehnte lang als Leitung der EU-Korrespondenz zu beschäftigen. In dieser Zeit hat sie sich bemüht, die Öffentlichkeitsarbeit der EU, damals eher auf Sparflamme gekocht, mit Blick auf ein ost- und südostasiatisches Publikum um Berichterstattungen und Analysen zu erweitern. Da China in Europa in jenen Tagen noch als Entwicklungsland galt und dementsprechend wenig Beachtung bekam, musste sie “Pionierarbeit” leisten. Denn um erklären zu können, welche Auswirkungen Asien durch das Geschehen in Brüssel zu erwarten hat, musste sie erst verstehen, mit welcher Erwartungshaltung Fernost nach Europa schaut, wie sie selbst erklärt.

    Die Expertise, die sich dadurch bei ihr angesammelt hat, kommt schnell zutage. Kaum spricht sie über die gegenwärtige Migrationspolitik, erwähnt sie fast beiläufig, dass die Redewendung von der “Festung Europa” aus der Zeit kam, als sich die EU in den frühen neunziger Jahren in Richtung Binnenmarkt begeben hat. Die Furcht in Asien war groß, dass die europäische Wirtschaft sich einwärts wenden und den Rest der Welt in einem blinden Protektionismus außer Acht lassen werde. Dass das nicht so kommen würde, sei schon damals absehbar gewesen, so Islam. Dass es aber tatsächlich den Anschein machte, das habe an einer “nachlässigen Kommunikation seitens der EU” gelegen.

    “Eine bipolare Welt wird nicht kommen”

    Seit 2020 versteht sich Islam als ein “one-woman think-tank”. Im Rücken hat sie über zehn Jahre Erfahrung in leitenden Positionen beim European Policy Center und den Friends of Europe, bei denen sie Arbeitsgebiete für Asien, Migration und Integration aufgebaut hat. Über ihre Arbeit in dieser Funktion und durch ihre Gespräche mit zahlreichen Premiers und Ministern ist sie zu der Ansicht gekommen, dass die oft befürchtete Rückkehr einer bipolaren Welt nicht eintreten wird. “Was stattdessen passieren wird, ist, dass Länder sich aussuchen werden, wofür sie die USA benötigen, und wo China für sie interessant ist.”

    Dass sich China hierbei nicht länger als “Junior Partner” abspeisen lassen möchte, liegt auf der Hand. Überraschend und ein Ärgernis für die Chinesen sei es aber gewesen, als nach der chaotischen Amtszeit Donald Trumps mit Antony Blinken ein US-Außenminister auf den Plan getreten ist, dessen Rhetorik weiterhin Anspruch auf globale Führung durch den Westen erhebt. Weniger unzeitgemäß zeige sich dagegen die EU, die China als Partner, Wettbewerber und Rivalen versteht. Man dürfe hierin aber kein Alleinstellungsmerkmal der Beziehung zwischen der EU und China vermuten, sagt Islam. Denn mit den gleichen drei Prädikaten ließe sich beispielsweise auch Großbritannien versehen. Zu verstehen, dass die Welt groß genug sei, um all diese eigenständigen Akteure zu beherbergen, meint Islam, sei der Weg, der uns weiter führen wird. Julius Schwarzwälder

    • EU
    • Geopolitik
    • USA

    Personalien

    Arno Kiefer ist seit Beginn des Jahres für die China-Koordination bei Phoenix Contact E-Mobility zuständig. Kiefer war zuvor bei dem Anbieter für Elektronikbauteile als Director Market Development Surge Protection tätig.

    Martin F. Petersen ist neuer Leiter des Production Planning Press Parts PP1 für Volkswagen in Anhui. Vor seinem Umzug nach China war Petersen auf verschiedenen Positionen bei VW in Wolfsburg tätig.

    Dessert

    Findet reißenden Absatz: Bing Dwen Dwen

    Das Maskottchen der Olympischen Winterspiele hat sich in China als Verkaufsschlager entpuppt. Käufer stehen trotz eisiger Temperaturen über Nacht in Peking stundenlang an, um eine ausgestopfte Plüschversion des pummeligen Pandas im Schneeanzug mit Namen Bing Dwen Dwen zu erwerben. Wer nicht anstehen möchte, muss tief in die Tasche greifen: Die Preise für das Plüschtier auf dem Online-Markt sind stark gestiegen – die Stofftiere werden dort für mehr als 500 Dollar verkauft. Nun warnte sogar die Pekinger Polizei öffentlich davor, das Maskottchen von Schwarzhändlern zu kaufen. Am Mittwoch wurden Berichten zufolge drei Personen im Zuge einer Razzia wegen Wuchers im Bing-Dwen-Dwen-Handel bestraft.

    Trotz eisiger Temperaturen: Lange Warteschlangen vor den Merchandise-Läden

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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