Wechat nutzen oder nicht nutzen? Die Frage stellt sich Ausländern erneut. Denn Wechat hat in den vergangenen Monaten Nutzer mit ausländischen Nummern dazu aufgefordert, entweder eine chinesische Handynummer zu präsentieren oder gleich zu Weixin, der chinesischen Version der App zu wechseln. Frank Sieren hat sich angeschaut, wieso Tencent, das Unternehmen hinter Wechat und Weixin, diesen komplizierten Schritt wagt und hinter den Kulissen daran arbeitet, dass es nun zwei Apps gibt. Tencent ist durch das neue Datenschutzgesetz Chinas einerseits und Anforderungen ausländischer Regulierer andererseits in der Zwickmühle und musste reagieren.
Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. So ist es wohl auch mit dem in China entwickelten mRNA-Impfstoff Arcov. Zunächst wurden mit dem mRNA-Präparat Erwartungen geschürt, dass Peking die Grenzen bald wieder öffnen könnte. Doch nun wird Erwartungsmanagement betrieben. Unser Autorenteam aus Peking beobachtet, wie Staatsmedien seit einiger Zeit verkünden, dass ein baldiges Ende der Null-Covid-Strategie nicht abzusehen ist, selbst wenn ein neues Vakzin die Menschen im Land besser schützen könnte.
Haben Sie auch rote Umschläge zum chinesischen Neujahr verteilt oder gar welche bekommen? Es ist schon schwierig genug, sich keinen Fauxpas zu leisten, wenn es um den Betrag geht. Zu viel könnte die beschenkte Person in Verlegenheit bringen, zu wenig wirft wiederum kein gutes Licht auf die Großzügigkeit des Schenkenden. Doch das ist nicht der einzige Haken. Felix Lee beschreibt, welche Fettnäpfchen es noch gibt. Ich habe mich nach dem Lesen nicht mehr so schlecht gefühlt, dass ich dieses Jahr den Kindern in der Verwandtschaft nur einen blauen und keinen roten (Euro-)Schein ins rote Kuvert getan habe.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.
Immer mehr ausländische Nutzer der chinesischen Universalapp Wechat wurden in den vergangenen Monaten aufgefordert, ihre Telefonnummer zu ändern oder mit ihrem Account auf das chinesische Äquivalent der App namens Weixin 微信 zu wechseln. Für viele Kunden war das verwirrend, betrachteten sie Weixin und WeChat doch bislang als ein- und dieselbe Plattform. Bisher sahen sie beides als verschiedene Sprachversionen derselben App, bereitgestellt aus Gründen der Internationalität. Tatsächlich aber hat der Mutterkonzern Tencent die Anwendung fast unbemerkt in zwei unterschiedliche Apps aufgegliedert.
WeChat läuft jetzt als internationale Version auf Rechenzentren außerhalb Chinas, während Weixin als lokale chinesische Version auf Servern innerhalb der Volksrepublik verarbeitet wird. Nur mit einer chinesischen Telefonnummer kann man weiterhin Weixin, die lokale chinesische Version, verwenden. Beide Apps zusammen haben weltweit 1,2 Milliarden aktive Benutzer im Monat, die meisten befinden sich in China.
Eine offizielle Erklärung von Wechat-Betreiber Tencent gibt es bislang nicht. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich der Konzern aus Shenzhen damit Chinas neuem Datenschutzgesetz beugt. Es reglementiert und überwacht die Übertragung persönlicher Benutzerinformationen zwischen chinesischen und ausländischen Servern stärker denn je. Das Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten (PIPL), das im November 2021 in Kraft trat (China.Table berichtete), ist eines der weltweit strengsten, was den Datenverkehr und die Speicherung persönlicher Informationen angeht.
Unternehmen, wie Tencent brauchen nun die Zustimmung der Nutzer, um sensible personenbezogene Daten zu Dingen wie Biometrie, Gesundheit, Finanzkonten und Standorten zu sammeln. Plattformen, die ohne diese Zustimmung personenbezogene Daten speichern und sogar weitergeben, werden mit Strafen oder einer Blockierung geahndet. Um den neuen Datenverordnungen zu entsprechen, hatte der Konzern bereits im Oktober ein Datenschutzaufsichtskomitee ernannt. Tencent war damit das erste große Tech-Unternehmen Chinas, das den Forderungen des PIPL-Gesetzes Folge leistete.
Wie Tencent vor vier Wochen mitteilte, will das Unternehmen seinen Nutzern nun eine detaillierte Liste der gesammelten persönlichen Daten zugänglich machen. Darauf einsehbar sind grundlegende Benutzerinformationen wie:
Die Liste findet sich laut Tencent in den Einstellungen der neusten App-Version, die sich aber noch im Beta-Test auf Android-Geräten befindet.
Die Aufsplittung in eine eigenständige englische und eine chinesische Version hängt allerdings auch mit einer Exekutivverordnung zusammen, die der damalige US-Präsident Donald Trump unterzeichnet hat. Weixin und seine Muttergesellschaft Tencent wurden im Zuge des US-chinesischen Handelsstreits auf eine Liste zum Verbot vorgeschlagener chinesischer Tech-Apps gesetzt. Ein kalifornisches Gericht hatte Trumps Verordnung zwar abgeschmettert, die Gefahr, in den USA auf einer schwarzen Liste zu landen, steht jedoch auch unter Präsident Joe Biden nach wie vor im Raum.
Im Gegensatz zu anderen chinesischen Apps wie Tiktok und Douyin, die schon von Anfang an in einer heimischen und einer internationalen Version existieren, sind Wechat und Weixin noch immer miteinander kompatibel, zum Beispiel was die Kommunikation von App zu App angeht. Nutzer der internationalen Version können problemlos mit Nutzern der chinesischen Version kommunizieren, wie zuvor auch. Aber sie haben keinen Zugriff mehr auf bestimmte Funktionen wie den Kurzvideobereich, Gesundheitscodes oder Livestreaming.
Auch was die Zensur angeht, unterliegt die chinesische Version offenbar strengeren Vorschriften, wie die South China Morning Post berichtet. Untersuchungen des Citizen Lab an der University of Toronto ergaben, dass Benutzer, die sich auf Weixin mit Festlandnummern angemeldet haben, unabhängig von ihrem Standort zensiert werden können. Und das selbst dann, wenn sie später zu einer internationalen Telefonnummer wechseln. Dann hilft auch kein VPN-Kanal, mit dem man ansonsten die Zensur umgehen kann.
China ist der Entwicklung eines eigenen mRNA-Impfstoffs gegen das Coronavirus einen Schritt näher gekommen. Für Arcov, wie der am weitesten entwickelte Kandidat unter Chinas mRNA-Impfstoffen heißt, wurden am 24. Januar neue Daten einer klinischen Phase-1-Studie veröffentlicht (China.Table berichtete). Demnach konnte bei den meisten Teilnehmern nach zwei Impfungen eine “hohe Konzentration” an Antikörpern festgestellt werden. Auch seinen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen verzeichnet worden. Die Wissenschaftler erklärten auch, dass es noch zu früh sei, um den Erfolg genau zu beurteilen.
Damit die Wirksamkeit geklärt und der Impfstoff zugelassen werden kann, braucht es zunächst eine Großstudie, an der mehrere Zehntausend Menschen teilnehmen müssen. Jedoch hatten sich solche Tests zuletzt immer weiter verzögert, weil es nach Angaben der beteiligten Unternehmen schwierig war, noch genügend komplett ungeimpfte Teilnehmer zu finden. Diese Hürde scheint nun überwunden. Der gemeinsam von der Academy of Military Science, Walvax Biotechnology und Suzhou Abogen Biosciences entwickelte Impfstoff wird demnach derzeit an 28.000 Teilnehmer in Mexiko und Indonesien verabreicht. Laut der Datenbank clinicaltrials.gov soll diese Phase-3-Studie jedoch erst im Mai 2023 beendet sein.
Bisher hat sich Peking zum Schutz seiner Bevölkerung auf inaktivierte Impfstoffe verlassen, die auf einer traditionellen Technologie beruhen, aber gegen die Omikron- und Delta-Varianten viel weniger wirksam sind. Eigentlich könnte es schon längst einen mRNA-Impfstoff in China geben. Das Shanghaier Unternehmen Fosun besitzt seit eineinhalb Jahren die Exklusivrechte für den Vertrieb des Impfstoffs von Biontech im Großraum China. Doch die Lieferungen wurden bislang auf Hongkong, Macau und Taiwan beschränkt, weil auf dem chinesischen Festland bisher die behördliche Zulassung verweigert wurde.
Analysten glauben, dass China auf einen einheimischen Impfstoff wartet, um sich nicht vom Ausland abhängig machen zu müssen. Die wirksamsten mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna sind deshalb für Chinesen nicht zugänglich. Ob Arcov ähnlich wirksam ist wie die Präparate der westlichen Konkurrenz, bleibt unklar. An der jüngsten Phase-1-Studie nahmen 120 Freiwillige in einem Krankenhaus in Hangzhou teil. Die Teilnehmer wurden in Gruppen aufgeteilt und erhielten zwei unterschiedlich starke Dosen im Abstand von 28 Tagen. Die Studie ergab, dass 15mcg die wirksamste Dosis war, die etwa doppelt so viele neutralisierende Antikörper erzeugte, wie sie normalerweise bei genesenen Covid-19-Patienten gefunden werden.
Versuche mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech hatten zuvor gezeigt, dass er die dreifache Menge an neutralisierenden Antikörpern erzeugen kann. Chinesische Experten verwiesen jedoch darauf, dass ein unterschiedliches Analyseverfahren verwendet wurde, weshalb die Arcov-Ergebnisse nicht vergleichbar seien. Die Ergebnisse der ersten Arcov-Studien seien “ziemlich normal” und hätten “keine offensichtlichen Warnsignale” aufgewiesen, zitierte die Hongkonger Zeitung South China Morning Post John Moore, Professor für Mikrobiologie und Immunologie am Weill Cornell Medical College in New York. Die Frage, ob der chinesische Impfstoff etwas taugt, wollte der Experte jedoch lieber noch nicht beantworten.
Die Chinesen hoffen zwar, dass ihr Präparat ähnlich erfolgreich sein wird wie Moderna oder Biontech. Dass jedoch auch ein Fehlschlag möglich ist, musste der deutsche Entwickler Curevac schmerzlich erfahren, als er im Juni letzten Jahres in der Spätphase der Versuche mit seinem mRNA-Impfstoff gescheitert war. Peking übt sich lieber schon jetzt in Erwartungsmanagement. So verbreiten chinesische Staatsmedien seit Wochen Berichte, wonach mit einem Ende der strengen Null-Covid-Strategie auch nach den Olympischen Winterspielen nicht zu rechnen sei. Daran werde sich auch nichts ändern, sollte die Bevölkerung mit einem neuen Impfstoff geschützt werden. “Früher dachten wir, COVID-19 könne im Wesentlichen durch Impfstoffe eingedämmt werden, aber jetzt scheint es, dass es keine einfache Methode zur Kontrolle gibt”, sagte Wu Zunyou, leitender Epidemiologe des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und Prävention, am Sonntag in einem Interview mit der Staatszeitung Global Times.
Laut Wu sei es auch keine gute Idee, auf eine Durchseuchung der Bevölkerung zu setzen. So halte die Immunität bei einer Grippe-Infektion laut des Experten bis zu einem Jahr an, während sie nach einer Infektion mit Corona in der Regel nur etwa drei bis sechs Monate bestünde. Zwar gebe es auch bei der Influenza Variationen, diese seien aber regelmäßig und ihr Variationszyklus relativ lang. Das Coronavirus verändere sich dagegen noch ständig, weshalb kaum absehbar sei, wie sich die Pandemie weiter entwickele. Das Coronavirus bleibe zudem auch in der eigentlich milderen Omikron-Variante deutlich gefährlicher als die Grippe, weil anders als bei der Influenza die oberen und nicht die unteren Atemwege angegriffen würden. Eine Lungenentzündung sei somit viel wahrscheinlicher. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
14.02.2022, 1:00-2:30 PM London Time
Webinar / SOAS London: The Politics of Expertise in China Mehr
14.02.2022, 19:30 Uhr
Webinar / Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik: Olympia und Propaganda – Zu den Olympischen Winterspielen in China 2022: Xinjiang Registrierung
15.02.2022, 8:00-9:00 Uhr MEZ
Onlinetalk / CNBW: EU-Whistleblower-Richtlinie – auch mit Bezug auf China Mehr
15.02.2022, 10:00-12:00 Uhr MEZ; 5:00-7:00 PM Beijing Time
Webinar / EU SME Centre: Capacity building: Tips to direct and protect your SME before entering China Part 1 Mehr
16.02.2022, 9:00-10:45 Uhr MEZ; 4:00-5:45 PM Beijing Time
Hybrid / EU SME Centre: Beijing Winter Olympics: What’s next? Mehr
16.02.2022, 12:30-2:30 Uhr (EST)
Webinar / Fairbank Center for Chinese Studies Harvard University: Listening to the Wuhan Lockdown Mehr
18.02.2022, 9:30-12:30 Uhr
Workshop / Chinaforum Bayern: Marketing und Vertrieb über Chinas Social Media-Plattformen Anmeldung
18.02.2022, 16:00-17:30 Uhr MEZ
Online / Bildungsnetzwerk China, PAD, Goethe-Institut China: Online-Schulaustausch mit China: Aber wie? Mehr
China hat den USA vorgeworfen, nicht genug Informationen über Satelliten von SpaceX zu teilen. Der Vorwurf lautet, dass die Starlink-Satelliten des Unternehmens von Elon Musk der chinesischen Raumstation gefährlich nah gekommen seien, berichtet Bloomberg. Die US-Behörden hätten zu wenig Informationen über einen möglichen Kollisionskurs geteilt. “Chinesische Astronauten waren mit realen Sicherheitsbedrohungen konfrontiert”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian.
China hat sich über den vermeintlichen Vorfall auch bei den Vereinten Nationen beschwert. Die Vorwürfe wurden erhoben, nachdem kürzlich bis zu 40 Starlink-Satelliten kurz nach dem Start in einen Sonnensturm geraten waren. Die Erdtrabanten können deswegen ihre angestrebte Höhe nicht erreichen und werden zurück auf die Erde fallen. Sie werden dabei allerdings in der Atmosphäre verglühen, so SpaceX.
Auch die Nasa zeigt sich über die 30.000 geplanten Starlink-Satelliten besorgt, wie die South China Morning Post berichtet. Durch die Satelliten könnte es zu einer “erheblichen Zunahme” potenzieller Kollisionen in der erdnahen Umlaufbahn kommen. Auch wissenschaftliche Aktivitäten wie die Nutzung von Teleskopen könnten beeinträchtigt werden. Laut Nasa würde sich durch die Starlink-Satelliten die Anzahl der zu verfolgenden Objekte in der niedrigen Erdumlaufbahn mehr als verfünffachen. SpaceX hat wiederholt versichert, dass Kollisionen unwahrscheinlich seien, da die Satelliten Ausweichmanöver fliegen können. Doch die Nasa stellt diese Behauptung infrage.
Die Starlink-Satelliten sollen Internetverbindungen in entlegene Weltregionen bringen. Peking befürchtet jedoch, dass Starlink auch die Kommunikationsfähigkeiten des US-Militärs erweitert und somit die nationale Sicherheit Chinas gefährde, wie die South China Morning Post berichtet. China plant selbst ein ähnliches Satelliten-Netz. Innerhalb der nächsten drei Monate will das Start-up Galaxyspace sechs Satelliten ins All bringen. In naher Zukunft sollen tausend weitere folgen und Musk Starlink-Programm Konkurrenz machen. nib
Wegen chinesischen Sanktionen ruft Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis zum Schulterschluss demokratischer Staaten gegen “Störer der globalen Ordnung” wie China und Russland auf. Einen Tag vor dem Treffen der Quad-Staaten Australien, Japan, Indien und USA sagte Landsbergis in der australischen Hauptstadt Canberra, Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik China müssten immer wieder thematisiert werden. Für ihre Prinzipien sollten die liberalen Demokratien bereit sein, “einen Preis zu bezahlen”, sagte der Außenminister auf einer Veranstaltung.
Tatsächlich folgte kurz darauf die Ankündigung von chinesischer Seite, diverse litauische Branchen mit Importverboten zu belegen. Nachdem der chinesische Zoll bereits wochenlang etliche Produkte aus dem EU-Mitgliedstaat nicht mehr abgefertigt hatte, ist die Einfuhr von Rindfleisch, Alkohol und Milchprodukten aus Litauen nun offiziell verboten. Ob die Ankündigung mit den aktuellen Äußerungen zusammenhängen, ist unklar. Litauen hatte bisher nur geringe Mengen dieser Güter in die Volksrepublik ausgeführt. Die Sanktionen sind eine Strafe für die Eröffnung eines “Taiwan-Büros” in Vilnius. (China.Table berichtete)
In seiner Rede im Presseclub kritisierte Landsbergis “Leute, die nicht über bestimmte Probleme reden wollen”. Um beispielsweise Produkte, die unter Zwangsarbeit in Xinjiang produziert werden, aus den Lieferketten fernzuhalten, werde “jeder” bezahlen müssen. “Erwarten Sie nicht, dass die Lösungen für diese Probleme kostenlos sind”, sagte der Außenminister. Landsbergis kritisierte damit auch die EU-Kommission, die bis Ende des Monats ein Lieferkettengesetz vorstellen will. Schon jetzt ist klar: Das viel diskutierte Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit wird nicht enthalten sein (China.Table berichtete).
Der litauische Außenminister ermutigte derweil auch andere Staaten, ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan auszubauen. Der demokratische Inselstaat hatte kürzlich in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine Vertretung mit dem Namen “Taiwan-Büro” eröffnet. Er wäre nicht überrascht, wenn andere Staaten diesem Beispiel folgten, sagte Landsbergis. grz
Die chinesischen Finanzbehörden versuchen, ein weiteres Abrutschen der Märkte zu stoppen. Auf der einen Seite greifen staatlich kontrollierte Fonds am Aktienmarkt zu und stützen damit die Kurse. Auf der anderen Seite lockert die Zentralbank die Beschränkungen für Hypothekenkredite. Das soll der angeschlagenen Immobilienbranche frische Mittel zuführen und den Hausbau anregen. Die Bewertungen für Anlagegüter waren im vergangenen Jahr erheblich gesunken. Die Wirtschaftsplaner wollen nun verhindern, dass die Finanzwirtschaft in eine Abwärtsspirale gerät.
Seit Februar 2021 sind die Aktienkurse in Shanghai um 20 Prozent gefallen. Der Index der 50 wichtigsten Werte ist in diesem Zeitraum von über 4.000 Punkten unter 3.200 Punkte gefallen. Die Abwärtsbewegung hatte sich in den vergangenen Tagen noch beschleunigt. Am Dienstagnachmittag griffen dann staatliche Fonds wie China Securities Finance oder Central Huijin ein und kauften am Markt Aktien aus der Finanzbranche, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Börsenkreise. Der Zufluss gab den Kursen tatsächlich Auftrieb. Auch wenn die Börse nicht zentral für die Unternehmensfinanzierung ist, begrenzt ein schwacher Aktienmarkt durchaus das Wachstum.
Die Freigabe von Begrenzungen für Immobilienkredite folgt einer ähnlichen Logik. Die Zentralbank hat dafür gesorgt, dass Darlehen für den Bau von bezahlbaren Eigentums- und Mietwohnungen künftig wieder leichter zu haben sind. Sie hat daher ein Limit für solche Kredite gekippt, das sie den Banken erst vor Jahresfrist auferlegt hat. Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Immobilienkrediten in China riesig. Der begrenzende Faktor sind Regulierungen, die eine Überhitzung des Marktes verhindern sollen. Seit Ausbruch der Probleme beim Immobilien-Marktführer Evergrande (China.Table berichtete) sind die Preise jedoch bereits deutlich zurückgegangen.
Immobilien sind in China die zentrale Geldanlage. Nicht nur Privathaushalte, auch Unternehmen parken hier ihre Mittel. Ein Rückgang der Bewertungen bringt sie bilanziell in Bedrängnis. Denn diese Besitztümer sollten dem geliehenen Geld direkt gegenüberstehen. Sinkt der Wert des Firmengrundstücks und anderer Immobilien, dann kann sich das Unternehmen weniger Geld leihen oder muss sogar in kurzer Zeit Schulden abbauen. Auch wenn eine Immobilienblase nicht im Interesse der Planer liegt, wollen sie auch keinen unkontrollierten Absturz. fin
Chinas Bildungsministerium hat neue Pläne vorgestellt, um den Lerndruck für Schüler weiter zu reduzieren. Die Behörden wollen die Einhaltung der Regeln zur außerschulischen Nachhilfe stärker überwachen und die Belastung durch Hausaufgaben und außerschulischer Betreuung reduzieren, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Laut einem Strategiepapier sollen demnach die Maßnahmen, die im letzten Jahr für Grund- und Mittelschüler aufgestellt wurden, in Zukunft auch für die Oberstufe in Gymnasien gelten. Seit den Reformen des letzten Jahres sind 80 Prozent der Nachhilfe-Unternehmen vom Markt verschwunden, wie Daten des Ministeriums zeigen.
Darüber hinaus will das Bildungsministerium die ideologische und politische Ausrichtung der Lehrkräfte bewerten. Details dazu wurden nicht genannt. Es ist aber davon auszugehen, dass die politische Beeinflussung der Lehrer und Lehrpläne weiter zunehmen wird.
Das Bildungsministerium kündigte auch den Bau neuer Kindergärten in städtischen und ländlichen Gebieten an. Die Vorschulerziehung soll angemessen finanziert werden. Die Bildungsausgaben sollten insgesamt vier Prozent des chinesischen BIP betragen, so das Ministerium. nib
Der Donnerstag hatte aus chinesischer Sicht Licht und Schatten. Es gab eine weitere Medaille. Aber aus Südkorea hagelte es Vorwürfe wegen unfairen Verhaltens und merkwürdiger Schiedsrichter-Entscheidungen im Short Track-Mixed des Eröffnungswochenendes. Auch musste Chinas Eishockey-Team erstmals in der Gruppe A der Vorrunde antreten.
Was den Deutschen an Weihnachten das dekorativ verpackte Geschenk, ist dem Chinesen zu seinem Neujahrsfest der rote Umschlag (hongbao 红包). Schon Wochen vor dem wichtigsten Fest des chinesischen Kulturkreises werden sie in allen möglichen Variationen auf der Straße, in den Kaufhäusern und Supermärkten angeboten: oft aus Glanzpapier gefaltete Umschläge, verziert mit (möglichst goldenen) Schriftzeichen, die ein langes Leben, viele Nachkommen, Glück, Reichtum und dergleichen versprechen. Und in diesen roten Umschlägen steckt Geld.
Die Umschläge haben zwar auch Vorteile. Anders als beim christlichen Weihnachtsfest entfällt die bange Frage, ob der Inhalt dem Beschenkten wirklich gefällt. Ein Geldgeschenk passt schließlich immer. Ins Fettnäpfchen kann man aber trotzdem treten.
Vor einigen Jahren habe ich rund um das chinesische Neujahrsfest meine ganz eigenen Erfahrungen mit dieser Geschenkkultur machen müssen. Seit meinem vorigen Besuch bei der chinesischen Verwandtschaft war ich altersbedingt vom Empfänger dieser roten Umschläge zum Geber aufgerückt. Denn es gilt: Wer Kind, Student, Rentner, Berufsanfänger oder arbeitslos ist, darf diese Umschläge entgegennehmen. Wer ordentlich Geld verdient, gibt.
Entsprechend bereitete ich mich vor. Vorbildlich hatte ich mich beim nächsten Supermarkt mit roten Umschlägen im Zehner-Pack eingedeckt, sie brav mit besonders sauberen und faltenlosen 100-Yuan-Scheinen gefüllt, die ich das ganze Jahr über eifrig gesammelt hatte. Davon waren etwa 200 Yuan für meine siebenjährige Cousine vorgesehen, 200 für die neunjährigen Zwillinge meiner jüngsten Tante. Doch dann wurde es schon kompliziert: Wie sieht es mit meinem nur zwei Jahre jüngeren Cousin aus, dem Sohn meiner zweitältesten Tante? Er stand mit einem – wenn auch schlecht laufendem – Architektenbüro schon auf eigenen Beinen. Bereite ihm auch ein Umschlag vor, riet mir meine Mutter. “Falls er dir auch einen vorbereitet hat.”
Und wie sieht es mit den Großeltern aus? “Unbedingt”, antwortete meine Mutter. Das sei sogar Pflicht. Die “kindliche Ehrerbietung” (xiaoshun 孝顺) gebiete es, dass Kinder ihren Eltern und Großeltern zum Neujahrsfest Geld geben. Ihr selbst, der Mutter, müsse ich keinen roten Umschlag geben: Sie wisse ja, dass ich mit dieser Tradition nicht aufgewachsen sei. Der Oma aber schon – und nicht zu knapp. “意思,意思 (yisi, yisi)” – nur der Symbolik wegen. Sie werde ihn ohnehin nicht annehmen.
Ich sah mich also bestens vorbereitet für die Silvesterfeier mit meiner Großfamilie. Als noch mein fast gleichaltriger Cousin begann, seine vorbereiteten Umschläge zu verteilen, wollte ich es ihm nachmachen. Doch das war gar nicht so einfach. Während ich noch nach meinen Umschlägen kramte, kam es zwischen meinem Cousin und der Tante mit den Zwillingen zu ersten Handgreiflichkeiten. “Das sei viel zu viel”, rief meine Tante, das hätten die Kinder gar nicht verdient. Sie riss ihren beiden Söhnen die Umschläge aus der Hand und versuchte sie, dem Cousin wieder in die Hand zu drücken. Der wehrte ab und nannte alle möglichen Gründe, warum die Geldgeschenke doch gerechtfertigt seien. Sie seien doch so fleißig gewesen im vergangenen Jahr, so lieb und hilfsbereit zu den Großeltern.
Ich wollte es meinem Cousin nachmachen und trotz der gespielten Ablehnung auf meinem Geschenk bestehen, aber ich beherrschte diese Höflichkeitsfloskeln nicht so gut. Und mein Gefuchtel wirkte etwas unbeholfen. Ich bin sicher, jeder merkte, dass ich das zum ersten Mal machte.
Schließlich gab meine Tante aber nach, forderte ihre beiden teilnahmslos blickenden Söhne auf, sich bei meinem Cousin und mir zu bedanken. Die roten Umschläge steckte sie sich aber in ihre eigene Tasche. Als ich etwas überrascht nachfragte, warum die Zwillinge sie nicht bekamen, antwortete sie: “Na hör mal”, schließlich müsse sie ja das Geld für die vielen roten Umschläge aufbringen, die sie anderen geben müsse. Deswegen stecke sie die Geldgeschenke ein. Das sei doch nur logisch.
Eine ähnliche Abwehrhaltung wie bei der Tante mit den Zwillingen erwartete ich auch von meiner Großmutter. Doch sie sagte kurz “danke” und kassierte kurzerhand ihren Umschlag. Das war der Moment, wo ich mich fragte, ob die ganze Tradition nicht einen Geldkreislauf zwischen Erwachsenen in Gang gesetzt hatte, von dem die Kinder nur wenig haben.
Auch, wer sonst eigentlich Geld nötig hat, kommt tendenziell zu kurz. Als ich meinem fast gleichaltrigen Cousin einen Umschlag überreichen wollte, wirkte er etwas pikiert. Ich wusste nicht, ob aus Höflichkeit, oder ob er es ernst meinte, als er sagte: Das sei für ihn jetzt ein “Gesichtsverlust”. Warum das jetzt?, fragte ich. Seine Antwort: Weil er nichts für mich vorbereitet hatte.
Am Ende des Abends war für mich wieder klar, dass die mehr oder minder sorgfältig ausgesuchten Geschenke im christlichen Kulturkreis ihre Vorteile gegenüber den scheinbar so pflegeleichten Geldumschlägen haben. Denn Geld ist eben doch immer Geld. Auch, wenn es in Glanzpapier verpackt wird.
Thomas Hettich ist bei Mercedes Benz Group AG zum Manager Production Supply PbP China aufgestiegen. Hettich hat zuletzt als Executive Assistant bei Mercedes gewirkt.
Hu Wei, bisher CEO von JD Property, wurde zum Chief Executive von China Logistics Property Holdings ernannt. Der Immobilienmanager von Chinas E-Commerce Händler JD.com übernimmt die Leitung von China Logistics Property vom Gründer Li Shifa, der nach Abschluss einer 513-Millionen-Dollar-Übernahme seiner Lagerentwicklungsplattform durch JD zurücktritt.
Nathan Chen hat mit der anspruchsvollsten Kür eine Olympia-Medaille im Eiskunstlauf gewonnen. Chen, der für die USA antritt, wurde in den chinesischen Staatsmedien nur kurz erwähnt. In den Sozialen Medien trendete zwar ein Hashtag über den Sieg des 22-Jährigen auf dem Kurznachrichtendienst Weibo. Doch viele der Kommentare waren negativ oder nationalistisch behaftet. So wurde Chen unter anderem als “Banane” bezeichnet – ein Begriff, der verwendet wird, um Menschen asiatischer Abstammung zu beschreiben, die verwestlicht sind.
Wechat nutzen oder nicht nutzen? Die Frage stellt sich Ausländern erneut. Denn Wechat hat in den vergangenen Monaten Nutzer mit ausländischen Nummern dazu aufgefordert, entweder eine chinesische Handynummer zu präsentieren oder gleich zu Weixin, der chinesischen Version der App zu wechseln. Frank Sieren hat sich angeschaut, wieso Tencent, das Unternehmen hinter Wechat und Weixin, diesen komplizierten Schritt wagt und hinter den Kulissen daran arbeitet, dass es nun zwei Apps gibt. Tencent ist durch das neue Datenschutzgesetz Chinas einerseits und Anforderungen ausländischer Regulierer andererseits in der Zwickmühle und musste reagieren.
Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. So ist es wohl auch mit dem in China entwickelten mRNA-Impfstoff Arcov. Zunächst wurden mit dem mRNA-Präparat Erwartungen geschürt, dass Peking die Grenzen bald wieder öffnen könnte. Doch nun wird Erwartungsmanagement betrieben. Unser Autorenteam aus Peking beobachtet, wie Staatsmedien seit einiger Zeit verkünden, dass ein baldiges Ende der Null-Covid-Strategie nicht abzusehen ist, selbst wenn ein neues Vakzin die Menschen im Land besser schützen könnte.
Haben Sie auch rote Umschläge zum chinesischen Neujahr verteilt oder gar welche bekommen? Es ist schon schwierig genug, sich keinen Fauxpas zu leisten, wenn es um den Betrag geht. Zu viel könnte die beschenkte Person in Verlegenheit bringen, zu wenig wirft wiederum kein gutes Licht auf die Großzügigkeit des Schenkenden. Doch das ist nicht der einzige Haken. Felix Lee beschreibt, welche Fettnäpfchen es noch gibt. Ich habe mich nach dem Lesen nicht mehr so schlecht gefühlt, dass ich dieses Jahr den Kindern in der Verwandtschaft nur einen blauen und keinen roten (Euro-)Schein ins rote Kuvert getan habe.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.
Immer mehr ausländische Nutzer der chinesischen Universalapp Wechat wurden in den vergangenen Monaten aufgefordert, ihre Telefonnummer zu ändern oder mit ihrem Account auf das chinesische Äquivalent der App namens Weixin 微信 zu wechseln. Für viele Kunden war das verwirrend, betrachteten sie Weixin und WeChat doch bislang als ein- und dieselbe Plattform. Bisher sahen sie beides als verschiedene Sprachversionen derselben App, bereitgestellt aus Gründen der Internationalität. Tatsächlich aber hat der Mutterkonzern Tencent die Anwendung fast unbemerkt in zwei unterschiedliche Apps aufgegliedert.
WeChat läuft jetzt als internationale Version auf Rechenzentren außerhalb Chinas, während Weixin als lokale chinesische Version auf Servern innerhalb der Volksrepublik verarbeitet wird. Nur mit einer chinesischen Telefonnummer kann man weiterhin Weixin, die lokale chinesische Version, verwenden. Beide Apps zusammen haben weltweit 1,2 Milliarden aktive Benutzer im Monat, die meisten befinden sich in China.
Eine offizielle Erklärung von Wechat-Betreiber Tencent gibt es bislang nicht. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich der Konzern aus Shenzhen damit Chinas neuem Datenschutzgesetz beugt. Es reglementiert und überwacht die Übertragung persönlicher Benutzerinformationen zwischen chinesischen und ausländischen Servern stärker denn je. Das Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten (PIPL), das im November 2021 in Kraft trat (China.Table berichtete), ist eines der weltweit strengsten, was den Datenverkehr und die Speicherung persönlicher Informationen angeht.
Unternehmen, wie Tencent brauchen nun die Zustimmung der Nutzer, um sensible personenbezogene Daten zu Dingen wie Biometrie, Gesundheit, Finanzkonten und Standorten zu sammeln. Plattformen, die ohne diese Zustimmung personenbezogene Daten speichern und sogar weitergeben, werden mit Strafen oder einer Blockierung geahndet. Um den neuen Datenverordnungen zu entsprechen, hatte der Konzern bereits im Oktober ein Datenschutzaufsichtskomitee ernannt. Tencent war damit das erste große Tech-Unternehmen Chinas, das den Forderungen des PIPL-Gesetzes Folge leistete.
Wie Tencent vor vier Wochen mitteilte, will das Unternehmen seinen Nutzern nun eine detaillierte Liste der gesammelten persönlichen Daten zugänglich machen. Darauf einsehbar sind grundlegende Benutzerinformationen wie:
Die Liste findet sich laut Tencent in den Einstellungen der neusten App-Version, die sich aber noch im Beta-Test auf Android-Geräten befindet.
Die Aufsplittung in eine eigenständige englische und eine chinesische Version hängt allerdings auch mit einer Exekutivverordnung zusammen, die der damalige US-Präsident Donald Trump unterzeichnet hat. Weixin und seine Muttergesellschaft Tencent wurden im Zuge des US-chinesischen Handelsstreits auf eine Liste zum Verbot vorgeschlagener chinesischer Tech-Apps gesetzt. Ein kalifornisches Gericht hatte Trumps Verordnung zwar abgeschmettert, die Gefahr, in den USA auf einer schwarzen Liste zu landen, steht jedoch auch unter Präsident Joe Biden nach wie vor im Raum.
Im Gegensatz zu anderen chinesischen Apps wie Tiktok und Douyin, die schon von Anfang an in einer heimischen und einer internationalen Version existieren, sind Wechat und Weixin noch immer miteinander kompatibel, zum Beispiel was die Kommunikation von App zu App angeht. Nutzer der internationalen Version können problemlos mit Nutzern der chinesischen Version kommunizieren, wie zuvor auch. Aber sie haben keinen Zugriff mehr auf bestimmte Funktionen wie den Kurzvideobereich, Gesundheitscodes oder Livestreaming.
Auch was die Zensur angeht, unterliegt die chinesische Version offenbar strengeren Vorschriften, wie die South China Morning Post berichtet. Untersuchungen des Citizen Lab an der University of Toronto ergaben, dass Benutzer, die sich auf Weixin mit Festlandnummern angemeldet haben, unabhängig von ihrem Standort zensiert werden können. Und das selbst dann, wenn sie später zu einer internationalen Telefonnummer wechseln. Dann hilft auch kein VPN-Kanal, mit dem man ansonsten die Zensur umgehen kann.
China ist der Entwicklung eines eigenen mRNA-Impfstoffs gegen das Coronavirus einen Schritt näher gekommen. Für Arcov, wie der am weitesten entwickelte Kandidat unter Chinas mRNA-Impfstoffen heißt, wurden am 24. Januar neue Daten einer klinischen Phase-1-Studie veröffentlicht (China.Table berichtete). Demnach konnte bei den meisten Teilnehmern nach zwei Impfungen eine “hohe Konzentration” an Antikörpern festgestellt werden. Auch seinen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen verzeichnet worden. Die Wissenschaftler erklärten auch, dass es noch zu früh sei, um den Erfolg genau zu beurteilen.
Damit die Wirksamkeit geklärt und der Impfstoff zugelassen werden kann, braucht es zunächst eine Großstudie, an der mehrere Zehntausend Menschen teilnehmen müssen. Jedoch hatten sich solche Tests zuletzt immer weiter verzögert, weil es nach Angaben der beteiligten Unternehmen schwierig war, noch genügend komplett ungeimpfte Teilnehmer zu finden. Diese Hürde scheint nun überwunden. Der gemeinsam von der Academy of Military Science, Walvax Biotechnology und Suzhou Abogen Biosciences entwickelte Impfstoff wird demnach derzeit an 28.000 Teilnehmer in Mexiko und Indonesien verabreicht. Laut der Datenbank clinicaltrials.gov soll diese Phase-3-Studie jedoch erst im Mai 2023 beendet sein.
Bisher hat sich Peking zum Schutz seiner Bevölkerung auf inaktivierte Impfstoffe verlassen, die auf einer traditionellen Technologie beruhen, aber gegen die Omikron- und Delta-Varianten viel weniger wirksam sind. Eigentlich könnte es schon längst einen mRNA-Impfstoff in China geben. Das Shanghaier Unternehmen Fosun besitzt seit eineinhalb Jahren die Exklusivrechte für den Vertrieb des Impfstoffs von Biontech im Großraum China. Doch die Lieferungen wurden bislang auf Hongkong, Macau und Taiwan beschränkt, weil auf dem chinesischen Festland bisher die behördliche Zulassung verweigert wurde.
Analysten glauben, dass China auf einen einheimischen Impfstoff wartet, um sich nicht vom Ausland abhängig machen zu müssen. Die wirksamsten mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna sind deshalb für Chinesen nicht zugänglich. Ob Arcov ähnlich wirksam ist wie die Präparate der westlichen Konkurrenz, bleibt unklar. An der jüngsten Phase-1-Studie nahmen 120 Freiwillige in einem Krankenhaus in Hangzhou teil. Die Teilnehmer wurden in Gruppen aufgeteilt und erhielten zwei unterschiedlich starke Dosen im Abstand von 28 Tagen. Die Studie ergab, dass 15mcg die wirksamste Dosis war, die etwa doppelt so viele neutralisierende Antikörper erzeugte, wie sie normalerweise bei genesenen Covid-19-Patienten gefunden werden.
Versuche mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech hatten zuvor gezeigt, dass er die dreifache Menge an neutralisierenden Antikörpern erzeugen kann. Chinesische Experten verwiesen jedoch darauf, dass ein unterschiedliches Analyseverfahren verwendet wurde, weshalb die Arcov-Ergebnisse nicht vergleichbar seien. Die Ergebnisse der ersten Arcov-Studien seien “ziemlich normal” und hätten “keine offensichtlichen Warnsignale” aufgewiesen, zitierte die Hongkonger Zeitung South China Morning Post John Moore, Professor für Mikrobiologie und Immunologie am Weill Cornell Medical College in New York. Die Frage, ob der chinesische Impfstoff etwas taugt, wollte der Experte jedoch lieber noch nicht beantworten.
Die Chinesen hoffen zwar, dass ihr Präparat ähnlich erfolgreich sein wird wie Moderna oder Biontech. Dass jedoch auch ein Fehlschlag möglich ist, musste der deutsche Entwickler Curevac schmerzlich erfahren, als er im Juni letzten Jahres in der Spätphase der Versuche mit seinem mRNA-Impfstoff gescheitert war. Peking übt sich lieber schon jetzt in Erwartungsmanagement. So verbreiten chinesische Staatsmedien seit Wochen Berichte, wonach mit einem Ende der strengen Null-Covid-Strategie auch nach den Olympischen Winterspielen nicht zu rechnen sei. Daran werde sich auch nichts ändern, sollte die Bevölkerung mit einem neuen Impfstoff geschützt werden. “Früher dachten wir, COVID-19 könne im Wesentlichen durch Impfstoffe eingedämmt werden, aber jetzt scheint es, dass es keine einfache Methode zur Kontrolle gibt”, sagte Wu Zunyou, leitender Epidemiologe des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und Prävention, am Sonntag in einem Interview mit der Staatszeitung Global Times.
Laut Wu sei es auch keine gute Idee, auf eine Durchseuchung der Bevölkerung zu setzen. So halte die Immunität bei einer Grippe-Infektion laut des Experten bis zu einem Jahr an, während sie nach einer Infektion mit Corona in der Regel nur etwa drei bis sechs Monate bestünde. Zwar gebe es auch bei der Influenza Variationen, diese seien aber regelmäßig und ihr Variationszyklus relativ lang. Das Coronavirus verändere sich dagegen noch ständig, weshalb kaum absehbar sei, wie sich die Pandemie weiter entwickele. Das Coronavirus bleibe zudem auch in der eigentlich milderen Omikron-Variante deutlich gefährlicher als die Grippe, weil anders als bei der Influenza die oberen und nicht die unteren Atemwege angegriffen würden. Eine Lungenentzündung sei somit viel wahrscheinlicher. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
14.02.2022, 1:00-2:30 PM London Time
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China hat den USA vorgeworfen, nicht genug Informationen über Satelliten von SpaceX zu teilen. Der Vorwurf lautet, dass die Starlink-Satelliten des Unternehmens von Elon Musk der chinesischen Raumstation gefährlich nah gekommen seien, berichtet Bloomberg. Die US-Behörden hätten zu wenig Informationen über einen möglichen Kollisionskurs geteilt. “Chinesische Astronauten waren mit realen Sicherheitsbedrohungen konfrontiert”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian.
China hat sich über den vermeintlichen Vorfall auch bei den Vereinten Nationen beschwert. Die Vorwürfe wurden erhoben, nachdem kürzlich bis zu 40 Starlink-Satelliten kurz nach dem Start in einen Sonnensturm geraten waren. Die Erdtrabanten können deswegen ihre angestrebte Höhe nicht erreichen und werden zurück auf die Erde fallen. Sie werden dabei allerdings in der Atmosphäre verglühen, so SpaceX.
Auch die Nasa zeigt sich über die 30.000 geplanten Starlink-Satelliten besorgt, wie die South China Morning Post berichtet. Durch die Satelliten könnte es zu einer “erheblichen Zunahme” potenzieller Kollisionen in der erdnahen Umlaufbahn kommen. Auch wissenschaftliche Aktivitäten wie die Nutzung von Teleskopen könnten beeinträchtigt werden. Laut Nasa würde sich durch die Starlink-Satelliten die Anzahl der zu verfolgenden Objekte in der niedrigen Erdumlaufbahn mehr als verfünffachen. SpaceX hat wiederholt versichert, dass Kollisionen unwahrscheinlich seien, da die Satelliten Ausweichmanöver fliegen können. Doch die Nasa stellt diese Behauptung infrage.
Die Starlink-Satelliten sollen Internetverbindungen in entlegene Weltregionen bringen. Peking befürchtet jedoch, dass Starlink auch die Kommunikationsfähigkeiten des US-Militärs erweitert und somit die nationale Sicherheit Chinas gefährde, wie die South China Morning Post berichtet. China plant selbst ein ähnliches Satelliten-Netz. Innerhalb der nächsten drei Monate will das Start-up Galaxyspace sechs Satelliten ins All bringen. In naher Zukunft sollen tausend weitere folgen und Musk Starlink-Programm Konkurrenz machen. nib
Wegen chinesischen Sanktionen ruft Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis zum Schulterschluss demokratischer Staaten gegen “Störer der globalen Ordnung” wie China und Russland auf. Einen Tag vor dem Treffen der Quad-Staaten Australien, Japan, Indien und USA sagte Landsbergis in der australischen Hauptstadt Canberra, Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik China müssten immer wieder thematisiert werden. Für ihre Prinzipien sollten die liberalen Demokratien bereit sein, “einen Preis zu bezahlen”, sagte der Außenminister auf einer Veranstaltung.
Tatsächlich folgte kurz darauf die Ankündigung von chinesischer Seite, diverse litauische Branchen mit Importverboten zu belegen. Nachdem der chinesische Zoll bereits wochenlang etliche Produkte aus dem EU-Mitgliedstaat nicht mehr abgefertigt hatte, ist die Einfuhr von Rindfleisch, Alkohol und Milchprodukten aus Litauen nun offiziell verboten. Ob die Ankündigung mit den aktuellen Äußerungen zusammenhängen, ist unklar. Litauen hatte bisher nur geringe Mengen dieser Güter in die Volksrepublik ausgeführt. Die Sanktionen sind eine Strafe für die Eröffnung eines “Taiwan-Büros” in Vilnius. (China.Table berichtete)
In seiner Rede im Presseclub kritisierte Landsbergis “Leute, die nicht über bestimmte Probleme reden wollen”. Um beispielsweise Produkte, die unter Zwangsarbeit in Xinjiang produziert werden, aus den Lieferketten fernzuhalten, werde “jeder” bezahlen müssen. “Erwarten Sie nicht, dass die Lösungen für diese Probleme kostenlos sind”, sagte der Außenminister. Landsbergis kritisierte damit auch die EU-Kommission, die bis Ende des Monats ein Lieferkettengesetz vorstellen will. Schon jetzt ist klar: Das viel diskutierte Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit wird nicht enthalten sein (China.Table berichtete).
Der litauische Außenminister ermutigte derweil auch andere Staaten, ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan auszubauen. Der demokratische Inselstaat hatte kürzlich in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine Vertretung mit dem Namen “Taiwan-Büro” eröffnet. Er wäre nicht überrascht, wenn andere Staaten diesem Beispiel folgten, sagte Landsbergis. grz
Die chinesischen Finanzbehörden versuchen, ein weiteres Abrutschen der Märkte zu stoppen. Auf der einen Seite greifen staatlich kontrollierte Fonds am Aktienmarkt zu und stützen damit die Kurse. Auf der anderen Seite lockert die Zentralbank die Beschränkungen für Hypothekenkredite. Das soll der angeschlagenen Immobilienbranche frische Mittel zuführen und den Hausbau anregen. Die Bewertungen für Anlagegüter waren im vergangenen Jahr erheblich gesunken. Die Wirtschaftsplaner wollen nun verhindern, dass die Finanzwirtschaft in eine Abwärtsspirale gerät.
Seit Februar 2021 sind die Aktienkurse in Shanghai um 20 Prozent gefallen. Der Index der 50 wichtigsten Werte ist in diesem Zeitraum von über 4.000 Punkten unter 3.200 Punkte gefallen. Die Abwärtsbewegung hatte sich in den vergangenen Tagen noch beschleunigt. Am Dienstagnachmittag griffen dann staatliche Fonds wie China Securities Finance oder Central Huijin ein und kauften am Markt Aktien aus der Finanzbranche, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Börsenkreise. Der Zufluss gab den Kursen tatsächlich Auftrieb. Auch wenn die Börse nicht zentral für die Unternehmensfinanzierung ist, begrenzt ein schwacher Aktienmarkt durchaus das Wachstum.
Die Freigabe von Begrenzungen für Immobilienkredite folgt einer ähnlichen Logik. Die Zentralbank hat dafür gesorgt, dass Darlehen für den Bau von bezahlbaren Eigentums- und Mietwohnungen künftig wieder leichter zu haben sind. Sie hat daher ein Limit für solche Kredite gekippt, das sie den Banken erst vor Jahresfrist auferlegt hat. Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Immobilienkrediten in China riesig. Der begrenzende Faktor sind Regulierungen, die eine Überhitzung des Marktes verhindern sollen. Seit Ausbruch der Probleme beim Immobilien-Marktführer Evergrande (China.Table berichtete) sind die Preise jedoch bereits deutlich zurückgegangen.
Immobilien sind in China die zentrale Geldanlage. Nicht nur Privathaushalte, auch Unternehmen parken hier ihre Mittel. Ein Rückgang der Bewertungen bringt sie bilanziell in Bedrängnis. Denn diese Besitztümer sollten dem geliehenen Geld direkt gegenüberstehen. Sinkt der Wert des Firmengrundstücks und anderer Immobilien, dann kann sich das Unternehmen weniger Geld leihen oder muss sogar in kurzer Zeit Schulden abbauen. Auch wenn eine Immobilienblase nicht im Interesse der Planer liegt, wollen sie auch keinen unkontrollierten Absturz. fin
Chinas Bildungsministerium hat neue Pläne vorgestellt, um den Lerndruck für Schüler weiter zu reduzieren. Die Behörden wollen die Einhaltung der Regeln zur außerschulischen Nachhilfe stärker überwachen und die Belastung durch Hausaufgaben und außerschulischer Betreuung reduzieren, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Laut einem Strategiepapier sollen demnach die Maßnahmen, die im letzten Jahr für Grund- und Mittelschüler aufgestellt wurden, in Zukunft auch für die Oberstufe in Gymnasien gelten. Seit den Reformen des letzten Jahres sind 80 Prozent der Nachhilfe-Unternehmen vom Markt verschwunden, wie Daten des Ministeriums zeigen.
Darüber hinaus will das Bildungsministerium die ideologische und politische Ausrichtung der Lehrkräfte bewerten. Details dazu wurden nicht genannt. Es ist aber davon auszugehen, dass die politische Beeinflussung der Lehrer und Lehrpläne weiter zunehmen wird.
Das Bildungsministerium kündigte auch den Bau neuer Kindergärten in städtischen und ländlichen Gebieten an. Die Vorschulerziehung soll angemessen finanziert werden. Die Bildungsausgaben sollten insgesamt vier Prozent des chinesischen BIP betragen, so das Ministerium. nib
Der Donnerstag hatte aus chinesischer Sicht Licht und Schatten. Es gab eine weitere Medaille. Aber aus Südkorea hagelte es Vorwürfe wegen unfairen Verhaltens und merkwürdiger Schiedsrichter-Entscheidungen im Short Track-Mixed des Eröffnungswochenendes. Auch musste Chinas Eishockey-Team erstmals in der Gruppe A der Vorrunde antreten.
Was den Deutschen an Weihnachten das dekorativ verpackte Geschenk, ist dem Chinesen zu seinem Neujahrsfest der rote Umschlag (hongbao 红包). Schon Wochen vor dem wichtigsten Fest des chinesischen Kulturkreises werden sie in allen möglichen Variationen auf der Straße, in den Kaufhäusern und Supermärkten angeboten: oft aus Glanzpapier gefaltete Umschläge, verziert mit (möglichst goldenen) Schriftzeichen, die ein langes Leben, viele Nachkommen, Glück, Reichtum und dergleichen versprechen. Und in diesen roten Umschlägen steckt Geld.
Die Umschläge haben zwar auch Vorteile. Anders als beim christlichen Weihnachtsfest entfällt die bange Frage, ob der Inhalt dem Beschenkten wirklich gefällt. Ein Geldgeschenk passt schließlich immer. Ins Fettnäpfchen kann man aber trotzdem treten.
Vor einigen Jahren habe ich rund um das chinesische Neujahrsfest meine ganz eigenen Erfahrungen mit dieser Geschenkkultur machen müssen. Seit meinem vorigen Besuch bei der chinesischen Verwandtschaft war ich altersbedingt vom Empfänger dieser roten Umschläge zum Geber aufgerückt. Denn es gilt: Wer Kind, Student, Rentner, Berufsanfänger oder arbeitslos ist, darf diese Umschläge entgegennehmen. Wer ordentlich Geld verdient, gibt.
Entsprechend bereitete ich mich vor. Vorbildlich hatte ich mich beim nächsten Supermarkt mit roten Umschlägen im Zehner-Pack eingedeckt, sie brav mit besonders sauberen und faltenlosen 100-Yuan-Scheinen gefüllt, die ich das ganze Jahr über eifrig gesammelt hatte. Davon waren etwa 200 Yuan für meine siebenjährige Cousine vorgesehen, 200 für die neunjährigen Zwillinge meiner jüngsten Tante. Doch dann wurde es schon kompliziert: Wie sieht es mit meinem nur zwei Jahre jüngeren Cousin aus, dem Sohn meiner zweitältesten Tante? Er stand mit einem – wenn auch schlecht laufendem – Architektenbüro schon auf eigenen Beinen. Bereite ihm auch ein Umschlag vor, riet mir meine Mutter. “Falls er dir auch einen vorbereitet hat.”
Und wie sieht es mit den Großeltern aus? “Unbedingt”, antwortete meine Mutter. Das sei sogar Pflicht. Die “kindliche Ehrerbietung” (xiaoshun 孝顺) gebiete es, dass Kinder ihren Eltern und Großeltern zum Neujahrsfest Geld geben. Ihr selbst, der Mutter, müsse ich keinen roten Umschlag geben: Sie wisse ja, dass ich mit dieser Tradition nicht aufgewachsen sei. Der Oma aber schon – und nicht zu knapp. “意思,意思 (yisi, yisi)” – nur der Symbolik wegen. Sie werde ihn ohnehin nicht annehmen.
Ich sah mich also bestens vorbereitet für die Silvesterfeier mit meiner Großfamilie. Als noch mein fast gleichaltriger Cousin begann, seine vorbereiteten Umschläge zu verteilen, wollte ich es ihm nachmachen. Doch das war gar nicht so einfach. Während ich noch nach meinen Umschlägen kramte, kam es zwischen meinem Cousin und der Tante mit den Zwillingen zu ersten Handgreiflichkeiten. “Das sei viel zu viel”, rief meine Tante, das hätten die Kinder gar nicht verdient. Sie riss ihren beiden Söhnen die Umschläge aus der Hand und versuchte sie, dem Cousin wieder in die Hand zu drücken. Der wehrte ab und nannte alle möglichen Gründe, warum die Geldgeschenke doch gerechtfertigt seien. Sie seien doch so fleißig gewesen im vergangenen Jahr, so lieb und hilfsbereit zu den Großeltern.
Ich wollte es meinem Cousin nachmachen und trotz der gespielten Ablehnung auf meinem Geschenk bestehen, aber ich beherrschte diese Höflichkeitsfloskeln nicht so gut. Und mein Gefuchtel wirkte etwas unbeholfen. Ich bin sicher, jeder merkte, dass ich das zum ersten Mal machte.
Schließlich gab meine Tante aber nach, forderte ihre beiden teilnahmslos blickenden Söhne auf, sich bei meinem Cousin und mir zu bedanken. Die roten Umschläge steckte sie sich aber in ihre eigene Tasche. Als ich etwas überrascht nachfragte, warum die Zwillinge sie nicht bekamen, antwortete sie: “Na hör mal”, schließlich müsse sie ja das Geld für die vielen roten Umschläge aufbringen, die sie anderen geben müsse. Deswegen stecke sie die Geldgeschenke ein. Das sei doch nur logisch.
Eine ähnliche Abwehrhaltung wie bei der Tante mit den Zwillingen erwartete ich auch von meiner Großmutter. Doch sie sagte kurz “danke” und kassierte kurzerhand ihren Umschlag. Das war der Moment, wo ich mich fragte, ob die ganze Tradition nicht einen Geldkreislauf zwischen Erwachsenen in Gang gesetzt hatte, von dem die Kinder nur wenig haben.
Auch, wer sonst eigentlich Geld nötig hat, kommt tendenziell zu kurz. Als ich meinem fast gleichaltrigen Cousin einen Umschlag überreichen wollte, wirkte er etwas pikiert. Ich wusste nicht, ob aus Höflichkeit, oder ob er es ernst meinte, als er sagte: Das sei für ihn jetzt ein “Gesichtsverlust”. Warum das jetzt?, fragte ich. Seine Antwort: Weil er nichts für mich vorbereitet hatte.
Am Ende des Abends war für mich wieder klar, dass die mehr oder minder sorgfältig ausgesuchten Geschenke im christlichen Kulturkreis ihre Vorteile gegenüber den scheinbar so pflegeleichten Geldumschlägen haben. Denn Geld ist eben doch immer Geld. Auch, wenn es in Glanzpapier verpackt wird.
Thomas Hettich ist bei Mercedes Benz Group AG zum Manager Production Supply PbP China aufgestiegen. Hettich hat zuletzt als Executive Assistant bei Mercedes gewirkt.
Hu Wei, bisher CEO von JD Property, wurde zum Chief Executive von China Logistics Property Holdings ernannt. Der Immobilienmanager von Chinas E-Commerce Händler JD.com übernimmt die Leitung von China Logistics Property vom Gründer Li Shifa, der nach Abschluss einer 513-Millionen-Dollar-Übernahme seiner Lagerentwicklungsplattform durch JD zurücktritt.
Nathan Chen hat mit der anspruchsvollsten Kür eine Olympia-Medaille im Eiskunstlauf gewonnen. Chen, der für die USA antritt, wurde in den chinesischen Staatsmedien nur kurz erwähnt. In den Sozialen Medien trendete zwar ein Hashtag über den Sieg des 22-Jährigen auf dem Kurznachrichtendienst Weibo. Doch viele der Kommentare waren negativ oder nationalistisch behaftet. So wurde Chen unter anderem als “Banane” bezeichnet – ein Begriff, der verwendet wird, um Menschen asiatischer Abstammung zu beschreiben, die verwestlicht sind.