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Die Bildung in China ist eines der wichtigsten Themen im Land, um die ambitionierten Wachstumsziele der Kommunistischen Partei zu erreichen. Alle News zur Bildung in China gibt es von der Table.Media-Redaktion.
Hat China eine Schulpflicht?
China hat seit dem Jahr 1986 eine allgemeine neunjährige Schulpflicht. Sie ist Teil des „Beschluss über die Reform des Bildungswesens“, den das Zentralkomitee der KP China im Jahr 1985 verabschiedet hat. Der bildet bis heute die Grundlage für das bestehende Schulsystem in der Volksrepublik.
Lange Zeit lag das Bildungssystem in China brach. Erst mit dem Tod von Mao Zedong im Jahr 1976 und dem Ende der Kulturrevolution konnte die Kommunistische Partei auch eine Schulreform durchführen. Im Laufe der Jahre wurde die Schulzeit sukzessive erhöht und größere Summen investiert, bis es im Jahr 1985 zum erwähnten Beschluss der Kommunistischen Partei kam.
Wie funktioniert das Schulsystem in China?
Das Bildungssystem in China ist dezentral organisiert. Die einzelnen Provinzen und Regionen besitzen ein starkes Mitspracherecht, während die Befugnisse des Ministeriums für Bildung in Peking seit den 1990er Jahren regelmäßig reduziert wurden. Im Rahmen der Öffnung Chinas wurde das Bildungssystem außerdem nach der International Standard Classification of Education standardisiert.
Der Besuch eines Kindergartens ist in China nicht verpflichtend. Kinder können im Alter zwischen drei und fünf Jahren den Besuch beginnen und bis zum sechsten oder siebten Lebensjahr bleiben. Anschließend besuchen chinesische Kinder für sechs Jahre die Grundschule. In ländlichen Gegenden teilweise auch nur fünf Jahre.
Wie läuft die Schulbildung in China ab?
Im Anschluss an die Grundschule besuchen Kinder in China die Mittelschulen. Die Sekundarbildung ist hier zweigeteilt in drei Jahre Unter- und drei Jahre Oberstufe. Es gibt allgemeinbildende und berufsbildende und technische Mittelschulen, wobei die allgemeinbildende die Schüler auf die Universität vorbereiten soll.
Im Anschluss an die Oberstufe legen Schüler das Gao Kao ab. Die Prüfung ist vergleichbar mit dem Abitur in Deutschland. Es ist eine Abschlussprüfung nach zwölf Jahren Schule. Sie berechtigt zum Besuch einer Universität. Die Prüfung ist in ganz China vereinheitlicht.
Wie werden Kinder in China erzogen?
Akademische Leistungen gelten in China als ein zentrales Ziel der Erziehung. Weil die Erziehung in China auf den Lehren des Konfuzianismus basiert, genauso wie die Gesellschaft in China, ist Kritik ein wichtiger Baustein. Kinder zu loben ist weniger üblich als in westlichen Ländern, weil Lob als unbescheiden gilt. Es ist Teil der Kultur in China und wird nicht so schroff wahrgenommen, wie in hierzulande.
Das Schulsystem in China basiert auf einer Reform aus dem Jahr 1985 und gilt als veraltet. Drill und hoher Leistungsdruck sind das Fundament der Schulbildung. Gute Leistungen gelten in der Regel als einzige Möglichkeit einen sozialen Aufstieg zu erreichen. Weil gleichzeitig der Konkurrenzkampf im bevölkerungsreichsten Land der Welt enorm ist, reagieren vor allem Eltern häufig mit einer strengen Leistungskontrolle.
Bildung in China
China hat ein Problem mit seiner Bildung. Das Bildungsniveau der Volksrepublik ist zu gering, um die ambitionierten Pläne der Kommunistischen Partei umzusetzen. Die Regierung plant, das Land zu einer High-Tech-Nation und zum weltweiten Innovationsmotor zu machen. Doch dafür fehlt es an qualifiziertem Personal. Entwicklungsökonom Scott Rozelle hat zu diesem Thema in China geforscht. Er kommt zu dem Schluss, dass von allen Ländern mit mittlerem Einkommen China das Land mit dem geringsten Bildungsniveau sei.
Vom Einkommen vergleichbare Länder wie Südafrika, Thailand und Mexico würden in dieser Hinsicht besser abschneiden. In der Volksrepublik verfügen nur dreißig Prozent aller Chinesen über einen Schulabschluss, der mit einer amerikanischen High School vergleichbar ist. Nationen, die sich zu Hocheinkommensländern entwickelt haben, hatten stets einen Anteil von fünfzig Prozent. Dazu kommt, dass nur 12,5 Prozent aller Chinesen einen Universitätsabschluss haben.
Ist Chinas Wandel zur High-Tech-Macht in Gefahr?
Hintergrund für dieses niedrige Ausbildungsniveau ist, dass die billigen Arbeitskräfte für Minen, Fabriken und die Landwirtschaft ein echter Wettbewerbsvorteil für China waren. Für das große Ziel, zu einer High-Tech-Macht zu werden, könnte dieser Umstand jetzt allerdings zu einem Stolperstein werden.
Dramatisch sei, so Rozelle, dass die Arbeiter auch nur schwer weitergebildet werden könnten. Ihnen würden Basisfähigkeiten fehlen, um Spezialist im Dienstleistungssektor, Techniker in einer Chipfabrik oder Büroarbeiter zu werden. Es würde an grundlegenden Fähigkeiten wie mathematischem Wissen, Computer- oder Sprachkenntnissen fehlen. Rozelle zieht den Schluss, dass bis zu 300 Millionen Chinesen in Zukunft strukturell nicht beschäftigungsfähig seien.
Digitalisierung als Bildungschance in China
Zum großen Problem wird für China das geringe Bildungsniveau auf dem Land. Etwa siebzig Prozent aller Kinder in China haben den Status der Landbevölkerung – der ländliche Hukou-Status im Haushaltsregistrierungsystem. Auf dem Land ist das Bildungsniveau aber deutlich niedriger als in urbanen Gegenden. Laut Rozelle verlassen pro Jahr vier Millionen chinesischer Kinder das Bildungswesen ohne jeden Schulabschluss.
Im 14. Fünfjahresplan der Kommunistischen Partei hat das E-Learning einen besonderen Platz. Die Vorteile der Online-Bildung seien voll auszuschöpfen. China setzt auf seine Technologie. Das lebenslange Lernen solle verbessert und so eine lernende Gesellschaft aufgebaut werden. Entsprechend wurde das Budget für Chinas Online-Bildungssektor um 35,5 Prozent auf 39,7 Milliarden US-Dollar angehoben. Rund 350 Millionen Menschen nutzen das Angebot bereits.
Das E-Learning-Angebot richtet sich vor allem an Schüler in kleinen Städten und im ländlichen Raum. Vor allem das Hinterland gilt in China als rückständig. Die Lernplattformen sollen die Aufstiegschancen verbessern, indem der unterrichtete Stoff vereinheitlicht wird. Denn in China müssen alle Schüler, egal ob sie in einer Großstadt oder auf dem Land zur Schule gehen, die gleiche Universitätsprüfung ablegen.
Bildungstechnik als Wachstumsmarkt in China
Auch die Digitalisierung in China soll helfen, das Bildungsniveau in der Volksrepublik zu heben. Vor allem die Mittelschicht könnte davon profitieren. Denn hier haben meist beide Elternteile einen Vollzeitjob und nur wenig Zeit, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Bei dieser Aufgabe könnten zukünftig künstliche Intelligenz und Überwachungssysteme helfen. Ein Extrembeispiel ist die Dali Smart Lamp von Bytedance – eine Überwachungskamera im Lampenformat. Eine spezielle App verschickt Warnungen und sogar Bilder an die Eltern, falls das Kind krumm sitzt oder die Aufmerksamkeit nachlässt.
Hintergrund dieser Innovationskraft sind die Beträge, die chinesische Eltern monatlich in die Bildung ihrer Kinder investieren. Das sind im Schnitt mehrere Hundert Euro monatlich. Die Summe, die davon für Dienste im Bildungstechnologiesektor ausgegeben wird, wächst stetig. Im Jahr 2020 wuchs der Online-Bildungsmarkt – befeuert von der Coronavirus-Pandemie – auf 40 Milliarden Dollar. Schon im Jahr 2026 sollen es 100 Milliarden Dollar sein.
Internationale Schulen in China besonders beliebt
Bei der Bildung in China genießen ausländische Schulen einen besonderen Stellenwert. Sie gelten als Sprungbrett, um an eine renommierte Universität zu kommen. Investoren aus der Volksrepublik reagieren, indem sie Schulen in Großbritannien übernehmen. Deren Lehrkonzepte werden außerdem in China implementiert.
In den letzten fünf Jahren hat sich deswegen das Angebot britischer Bildungsinstitute in China verdreifacht. Im Jahr 2020 wurden alleine in der Metropole Shenzhen elf internationale Schulen eröffnet. Weil die Mittelschicht in China wächst, konzentrieren sich die Expansionspläne aber nicht nur auf große Metropolen. Auch in kleineren Städten und ärmeren Regionen eröffnen entsprechende Einrichtungen.
So hängen Chinas Bildungssystem, Großbritannien und die EU zusammen
In den vergangenen Jahren sind chinesische Investoren außerdem auf den Bildungsmarkt in Großbritannien vorgedrungen und haben mindestens 17 britische Privatschulen übernommen. Neben den stetigen Gewinnen dank steigender Gebühren profitiert China auch von der Übernahme der Bildungskonzepte.
Wegen dieser Art der Zusammenarbeit auf der einen und dem Brexit auf der anderen Seite, gab es im Jahr 2021 in Großbritannien erstmals mehr Studieninteressierte aus China als aus den Ländern der EU. Seit dem Jahr 2017 hat sich die Zahl chinesischer Bewerber:innen auf jetzt 28.490 verdoppelt. Parallel brach die Zahl der Bewerber:innen aus Deutschland und der EU im vergangenen Jahr um 43 Prozent auf 28.400 ein.
Rückholprogramme: China will inländische Bildung fördern
Das große Ziel der kommunistischen Partei ist es nach wie vor, Schüler und Studenten zukünftig vermehrt in China zu halten. In einer Studie kam die National Science Foundation zu dem Schluss, dass neunzig Prozent aller chinesischen Auslandsstudierenden der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zehn Jahre nach dem Abschluss noch immer in den USA arbeiten würden.
Die Volksrepublik hat deswegen Rückholprogramme gestartet, die hochqualifizierte Chinesen zurück in die Volksrepublik holen sollen. Ihnen werden beispielsweise üppige Forschungsbudgets zugesagt. Das Programm zeigt Erfolg. Zwischen den Jahren 2009 und 2018 wuchs die Quote derer, die nach dem Studium zurückkommen von vierzig auf achtzig Prozent. Parallel investiert die Volksrepublik verstärkt in Eliteuniversitäten.
Vor diesem Hintergrund werden internationale Kooperationen zunehmend kritisch beurteilt. Im Sommer 2021 ließ die Kommunistische Partei Chinas 286 Kooperationen mit ausländischen Universitäten beenden. Darunter waren auch renommierte Einrichtungen wie die City University London, die New York University und die University of Hong Kong. Wenige Wochen zuvor kam es zu einer Änderung der Regeln für private Bildungsunternehmen. Die dürfen zukünftig weder Gewinne erwirtschaften noch Investitionen aus dem Ausland annehmen.
Aktuelle News zur Bildung in China
Von der Bildungspolitik in China wird abhängen, ob die Volksrepublik ihr ambitioniertes Ziel erreicht, zur globalen High-Tech-Großmacht aufzusteigen. Entsprechend haben die Entscheidungen in diesem Bereich auch Auswirkungen auf Deutschland und Europa. Alle wichtigen News zum Thema gibt es von der Table.Media-Redaktion.