Table.Briefing: China

Alibaba in der Autoindustrie + Schienen-Seidenstraße + Sanktionen

  • Alibaba mischt in der E-Mobilität mit
  • Ukraine-Krieg trifft auch die Schienen-Seidenstraße
  • Tech-Firmen fürchten Sanktionen
  • VW greift nach Rohstoffen für E-Autos
  • Envision liefert Akkus an Mercedes
  • Geely sorgt sich um Gewinn
  • Wieder mehr Übernahmen in Europa 
  • WM-Punkte für Chinas Formel-1-Neuling
  • Personalien: SAIC befördert Xinyu Liu zum CEO von MG Motor Europa
Liebe Leserin, lieber Leser,

das Weltgeschehen wird weiter bestimmt von Wladimir Putins blutigem Krieg in der Ukraine. Und die indirekte Wirkung von Sanktionen gegen Russland bringt dabei auch die chinesischen Großkonzerne ins Grübeln. Noch zögern sie, in die Lücke zu stoßen, die der Rückzug westlicher Firmen hinterlässt, analysiert unser Team in Peking. Die Verhaftung der Huawei-Finanzchefin im Zusammenhang mit Iran-Sanktionen hat jedoch bereits gezeigt, wo die USA den Hebel ansetzen können. Und ganz Russland ist wirtschaftlich nicht größer als so manche chinesische Provinz. Die Anti-Putin-Allianz dominiert dagegen den Weltmarkt.

Derweil ziehen die ökonomischen Auswirkungen immer weitere Kreise. In einem weiteren Text betrachten wir die aufkommenden Störungen der Schienenverbindungen zwischen China und Europa. Julia Fiedler hat Logistiker befragt, ob die Seidenstraßen-Züge weiterhin rollen. Das tun sie zwar. Doch Probleme ergeben sich an anderer Stelle. Versicherer könnten Ärger machen, wenn die kostbaren Waren durch das sanktionierte Russland reisen. Die Folge: Stornierung von Fracht.

Dessen unbenommen gehen die Bestrebungen zu mehr wirtschaftlicher Eigenständigkeit weiter. Bestes Beispiel ist die Fahrzeugelektronik. Chinas mächtige Tech-Konzerne haben sich als unverzichtbarer Teil der Autobranche verankert, wie Christian Domke Seidel analysiert. Das ist ein Unterschied zu Europa, wo es KI-Konglomerate wie Tencent und Baidu gar nicht gibt. Als neuer Spieler macht nun Alibaba Furore. Der E-Commerce-Riese investiert in Autohersteller.

Viele neue Erkenntnisse beim Lesen!

Ihr
Felix Lee
Bild von Felix  Lee

Analyse

Alibabas Vorstoß in die E-Mobilität: Ein Tech-Gigant fährt vor

Alibaba mischt mit: Zu sehen ist der L7 von IM Motors - Tech Giganten stoßen nun auch in die Automobilindustrie vor.
Alibaba mischt mit: Der L7 von IM Motors

Die Tech-Giganten haben die Automobilindustrie für sich entdeckt. Weil die Branche immer digitaler wird, spielen die Kernkompetenzen traditioneller Hersteller eine immer geringere Rolle. Diese müssen sich also neu erfinden, um Schritt zu halten. Ausgangspunkt für diese erneute Umwälzung des globalen Mobilitätsmarktes ist China. Trotz Lieferkettenproblemen, Halbleitermangel und dem Krieg in der Ukraine läuft dort das Geschäft auf Hochtouren (China.Table berichtete).

Jüngstes Beispiel ist der L7 von IM Motors. Die Premium-Limousine wird ab dem 29. März zu kaufen sein. Hinter der Marke stecken drei Giganten der chinesischen Volkswirtschaft. Dem Autokonzern SAIC gehören 54 Prozent, dem Immobilienentwickler Shanghai Zhangjiang Hi-Tech Park Development 18 Prozent und dem IT-Riesen Alibaba weitere 18 Prozent. Nach Huawei, Xiaomi und Baidu ist Alibaba damit der nächste Techkonzern, der Glück und Profite in der Automobilindustrie sucht.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer fasst diesen Trend gegenüber China.Table so zusammen: “Das Auto von morgen wird mit sehr viel Technologie für das autonome Fahren ausgestattet sein. Die Wertschöpfung spielt sich deswegen in der Zukunft in großen Teilen in der Software ab. Da ergibt es Sinn, dass Hightech-Konzerne sich bei Firmen engagieren, die im Autogeschäft tätig sind.” Und das Geschäft mit Elektroautos scheint groß genug zu sein. Zwar haben sich mit Tesla, Xpeng und Nio längst große und bekannte Hersteller riesige Stücke vom Elektroauto-Markt in der Volksrepublik gesichert. Doch die China Passenger Car Association erwartet im Jahr 2022 ein Wachstum von 84 Prozent auf 5,5 Millionen E-Autos. Der Kuchen, von dem alle ein Stück möchten, wächst also noch erheblich.

Digitalisierung des Fahrens: SAIC bittet Alibaba um Hilfe

Auch Timo Möller, Leiter des McKinsey Center for Future Mobility, weist im Gespräch mit Table.Media auf die Chancen dieser Entwicklung hin: “Die Dynamik im Automobilmarkt ist gerade grundsätzlich sehr groß. Der Wandel hin zu einer größeren Bedeutung von Software, neuen Elektronik-Architekturen und natürlich dem elektrifizierten Antriebsstrang erfordern ein Umdenken.” Die Art und Weise, wie man Autos baut, verändere sich radikal. Kunden wünschten andere Funktionen. Zudem organisieren die Autohersteller sich anders und bräuchten viel mehr IT-Fachkräfte.

Traditionelle Hersteller wie Volkswagen, Mercedes oder BMW stellt das vor größere Herausforderungen. Deren Kernkompetenzen sind anders gelagert. Die Investitionen, die es bräuchte, um im Softwarebereich auf Augenhöhe mit den chinesischen Techgiganten zu agieren, wären enorm. Die Marken arbeiteten zwar mit Hochdruck an der Weiterentwicklung ihrer Software- und Elektronik-Architektur, berichtet Möller. “Doch eins ist klar: Es wird für die klassischen Hersteller schwierig sein, in allen Elementen entlang der Wertschöpfung gleichermaßen zu punkten.”

Die Lösung liegt in branchenübergreifenden Kooperationen. Alibaba arbeitet beispielsweise seit dem Jahr 2016 mit SAIC zusammen. Einige Fahrzeuge des Autoherstellers laufen mit dem Betriebssystem YunOS inklusive digitalem, intelligenten Kartenmaterial, Kameras und Software für Sprachsteuerung und Connected Cars. IM Motors bekommt in erster Linie Geld und dürfte zukünftig ein Abnehmer der Techniken sein.

Baidu hat gemeinsam mit Geely das Joint Venture Jidu Automotive gegründet und bringt sein Knowhow in Sachen Künstlicher Intelligenz ein. Ziel ist es, ein Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das autonomes Fahren auf Level 4 beherrscht – also vollautomatisiertes Fahren.

IT-Fertigkeiten für Autofirmen: Zukauf oder Aufbau im eigenen Haus?

Dudenhöffer sieht zwar die Probleme durch den Wandel des Marktes und auch die neue Konkurrenz. Doch er glaubt, dass die Autohersteller diesen Wandel eher als Chance denn als Gefahr begreifen sollten. “Autobauer können es sich überlegen, wie sie diese neue Welt betreten wollen.” Einige behaupteten, sie können sich die Kompetenzen eigenständig zulegen. “Andere kaufen sie sich lieber zu, weil die Investitions- und Lernkosten relativ hoch sind.” Ob eher die eigene Entwicklung oder die Partnerschaft mit chinesischen Firmen mehr Erfolg verspreche, könne allerdings nur die Zukunft zeigen.

Letztlich seien Autos eben doch mehr als Software auf Rädern, meint der Autoexperte. “Die Fahreigenschaften, die Sicherheit, die Mechanik im Fahrzeug und das Wissen darum, diese Dinge in Bauteile umzusetzen, die das gewünschte Fahrverhalten generieren, das ist nicht so einfach. Das ist keine einfache Programmieraufgabe. Da haben traditionellen Hersteller einen enormen Vorsprung.”

Noch spielt sich diese Entwicklung hin zu Elektrifizierung und immer mehr IT im Auto vor allem in China ab. Zum einen, weil die Kunden hier der Digitalisierung in allen Bereichen weitaus aufgeschlossener gegenüberstehen als in Europa. Zum anderen, weil der Staat mit massiven Zuschüssen den Elektroautoabsatz angekurbelt hat. Doch dieses Programm läuft aus. Die Volksrepublik wird im Jahr 2022 die Zuschüsse beim Kauf von Elektrofahrzeugen um rund ein Drittel kürzen (China.Table berichtete). Und das in einem sehr komplizierten Marktumfeld.

Entsprechend glaubt Möller, dass China zwar der größte Elektroauto-Markt bleiben wird, Europa jedoch mit größeren Wachstumsraten die Hersteller lockt. “Viele chinesischen Hersteller haben bereits ihren Blick auf Europa gerichtet, weil hier die Nachfrage nach Elektroautos stark anzieht. Sie werden in den kommenden Jahren für zusätzliche Auswahl und Konkurrenz in vielen Fahrzeugsegmenten sorgen.”

  • Autoindustrie

Störungen auf der Schienen-Seidenstraße

Aufgrund des Ukraine-Krieges kommt es auf der Schienen-Seidenstraße zu Störungen.
Containerterminal in Malaszewicze an der Grenze zwischen Belarus und Polen.

Die “eiserne Seidenstraße” ist längst keine romantische Idee mehr, sondern eine Realität des Gütertransports zwischen China und Europa. Die Pandemie hatte dem Transport per Zug sogar einen regelrechten Boom beschert. Im Jahr 2021 wurden auf der Schiene Waren im Wert von knapp 70 Milliarden Euro von Ost nach West transportiert – 50 Prozent mehr als 2020. Und zehnmal so viel wie noch 2016. Vor allem Maschinenteile, Autoteile, Elektronik, aber auch andere Produkte wie Metall- und Chemieerzeugnisse oder Kleidung stecken in den Containern.

Doch wegen des Kriegs in der Ukraine steht die Verlässlichkeit der Schienenwege infrage. Knackpunkt sind bisher weniger die Kämpfe selbst. Denn die gängigen Routen verlaufen ohnehin nicht durch die Ukraine. Die Sorge gilt stattdessen rechtlichen Problemen wie Sanktionen und dem Versicherungsschutz. “Es wäre keine Überraschung, wenn Unternehmen, die ihre Waren vor der Invasion auf der Schiene versenden wollten, nun auf den langsameren, aber zuverlässigeren Seeweg umsteigen”, sagt Jacob Gunter, Wirtschaftsexperte bei dem Forschungsinstitut Merics. Gunter sieht die Unsicherheit durch das sich schnell ändernde geopolitische Umfeld als erhebliches Risiko für den Güterverkehr auf der Schiene. Das werde die Probleme der Lieferkette verschärfen, da zuletzt viele Transporte auf die Schiene verlagert wurden.

Die Auswirkungen zeigen sich bereits in der Praxis. Obwohl die Züge bislang zuverlässig rollen, stornieren Unternehmen zum Teil ihre Buchungen für Schienentransporte, berichtet ein Sprecher der Duisburger Hafen AG. Der Hafen ist nach Hamburg das zweitwichtigste Terminal für die Güterzugverbindung Deutschland-China. Eine häufige Befürchtung der Unternehmen sei, dass internationale Versicherer den Versicherungsschutz durch Belarus und Russland kündigen könnten, so der Sprecher.

Auch Sanktionen seien eine Sorge, so die Hafengesellschaft. Aktuell werde der Transport auf der Schiene durch die Sanktionen gegen Russland zwar noch nicht wesentlich erschwert. Bei den Unternehmen komme diesbezüglich aber Unsicherheit auf. Je weitere Kreise die Sanktionen ziehen, desto wahrscheinlicher wird es, dass auch reine Transporte mit Misstrauen betrachtet werden.

Schienen-Seidenstraße: Es gibt erste Stornierungen

Die Sorge um die Auswirkungen der Sanktionen ist nachvollziehbar. Schließlich sind die Lieferungen nach Russland und Belarus längst von den Strafmaßnahmen westlicher Länder betroffen. Auf dem Weg von China nach Deutschland verläuft ein Großteil der am meisten befahrenen nördlichen Strecke quer durch Russland und von dort über Belarus nach Polen. Der Logistiker DHL berichtet nun, dass Zugtransporte in die beiden sanktionierten Länder bis auf Weiteres ausgesetzt sind.

Auf der eisernen Seidenstraße werden Waren aus China nach Europa transportiert. Der Ukraine-Krieg führt nun jedoch zu Störungen im Verkehr.

Derzeit rollt also der Durchgangsverkehr von China nach Europa und umgekehrt, während Züge mit dem Ziel der großen Durchgangsländer ausfallen. Eine beunruhigende Situation. Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik merkt an, dass aus diesem Grund mehr und mehr Unternehmen nach Alternativen zur Nordroute suchen. Die Firmen interessieren sich insbesondere für die Südroute der Seidenstraße in die Türkei, die nicht durch russisches Gebiet führt. Allerdings dauert diese Strecke nach Deutschland viel länger, da sie Schiffspassagen umfasst. Der Logistik-Verband rechnet mit einem stetigen Rückgang der Transporte. Die Lage sei aber weiterhin sehr dynamisch und könne sich jederzeit ändern.

Manche Unternehmen setzen auch jetzt noch weiter auf den Transport mit dem Zug, beobachten die Situation aber ganz genau. Der Automobilzulieferer Conti hat verschiedene Krisenteams eingerichtet, um mit geeigneten Maßnahmen zielgerichtet und schnell auf mögliche Auswirkungen auf die Lieferketten reagieren zu können. Es gebe entsprechende Notfallpläne, die Sicherheitsvorräte und alternative Lieferanten umfassten. So solle dazu beigetragen werden, die Rohstoffversorgung abzusichern.

Beendet der Krieg den Seidenstraßen-Boom?

Ohne Probleme war der Transport auf der Schiene nie: Einerseits drosseln die unterschiedlichen Spurweiten das Tempo. An Grenzübergängen kann es zudem stocken, Rückstaus entstehen. So gab es an der Grenze China-Kasachstan wegen Corona-Maßnahmen Verspätungen von sechs Tagen. An der Grenze zur Mongolei bremst dagegen die schwache Infrastruktur und an der Grenze zu Russland behindern Wagen- und Ressourcenmangel der russischen Bahn die ungehinderte Fahrt. Dazu kommen politische Probleme in den Ländern entlang der Route. Zuletzt waren im Januar Unruhen in Kasachstan ein Unsicherheitsfaktor. Auch Korruption spielt eine Rolle. Hochpreisige Waren gehen auf dem Weg nach China zuweilen “verloren”, was zur Entscheidung gegen die Schiene beiträgt. 

Mehr als 90 Prozent der Waren, die von China nach Europa kommen, werden daher per Schiff transportiert. Die Schiene spielt insgesamt nur eine kleine Rolle für den Warenverkehr zwischen China und Europa. Vom Volumen her betrachtet, kommt sie nur auf ein Prozent. Wenn man auf den Warenwert blickt, sind es immerhin drei Prozent.

Doch gerade für wertvolle Güter wie Elektronikteile für Autos hat die Schiene sich fest als Transportweg etabliert. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 32 Kilometer pro Stunde: Das ist noch immer deutlich schneller als der Seeweg und dabei viel günstiger als das Flugzeug. “Die Schiene ist auch deswegen die schnellste Option für die Logistik geworden, weil ein Großteil der Luftfracht, die normalerweise zu Passagierflügen zwischen China und Europa hinzugefügt wird, zum Erliegen kam, als China seine Grenzen Anfang 2020 effektiv geschlossen hat”, so Merics-Ökonom Gunter.

China: Die Schiene ist politisch

Die Schiene ist jedoch gerade für China auch politisch relevant. Das weitverzweigte Bahnnetz der neuen Seidenstraße, die China und Europa verbindet, ist zwar nur ein kleiner Teil der Belt-and-Road-Initiative. Es ist aber besonders wichtig, wie sich an den hohen Subventionen zeigt, die ihm zufließen. Das Prestigeprojekt von Xi Jinping kann durchaus beeindrucken: Alle 30 Minuten fährt inzwischen ein Güterzug von China nach Europa. Bisher wurden mehr als 50.000 Fahrten abgewickelt. Es gibt 78 Verbindungen in 180 Städte, die in 23 europäischen Ländern liegen. Dabei spielt neben dem Warentransport vor allem der Aufbau von Beziehungen und wirtschaftlicher Einfluss in den Partnerländern eine Rolle.

Die Probleme, die nun auf und entlang dieser Strecke entstehen, trüben nicht nur das positive Image der zuverlässigen Schiene, sondern auch die Zukunftsperspektiven der Partnerschaften in Osteuropa. “Peking hat im Jahr 2021 die Beziehungen zu Kiew etwas aufgewärmt. Die Präsidenten Selenskyj und Xi haben die Möglichkeit diskutiert, die Ukraine zu einem Tor nach Europa zu machen”, erklärt Gunter. “China wollte durch die Ukraine einen alternativen Bahn-Eintrittspunkt in die EU schaffen.” Das Ziel war unter anderem, die Abhängigkeit von Belarus zu verringern, sowie von Litauen. Das kleine Land hatte sich den Zorn Pekings zugezogen, indem es sich für Taiwan erwärmte (China.Table berichtete).

Mit der russischen Invasion sind solche Pläne natürlich auf Eis gelegt. Xis gemeinsame Erklärung mit Putin im Februar 2022, in der er eine Freundschaft “ohne Grenzen” zwischen den beiden erklärt hat, macht erst einmal jede Kooperation zwischen Kiew und Peking unmöglich. Sollte China Russland regelrecht zur Hilfe eilen, würde eine Wiederaufnahme der Projekte noch schwerer werden, glaubt Gunter. Julia Fiedler

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  • Russland
  • Ukraine

Tech-Firmen wollen in Russland nichts riskieren

Die Tatsache, dass sich zahlreiche US-Firmen aus Russland zurückziehen, ist für chinesische Tech-Konzerne zumindest auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Russland verbindet den Westen und den Osten nicht nur geografisch. Es war in den letzten Jahren auch stets ein Land, in dem chinesische Firmen erfolgreich mit westlichen Unternehmen konkurrierten. Nun, da die Amerikaner den Rückzug antreten, wird der Marktanteil chinesischer Anbieter ohne Frage steigen. 

Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi, schon jetzt auf dem zweiten Platz der russischen Verkaufscharts hinter Samsung, dürfte davon profitieren, dass Apple, bisher Nummer drei in Russland, dort keine Geräte mehr verkaufen will. Und nachdem vergangenes Jahr HP das Geschäft mit Computern in Russland angeführt hatte, wird nun wahrscheinlich der chinesische Konzern Lenovo die Führung übernehmen, der zuletzt auf dem zweiten Platz lag. US-Konkurrent Dell hat sich schließlich ebenfalls aus Russland verabschiedet.

Russlands Marktwirtschaft kleiner als die mancher Provinz in China

Doch der abrupte Rückzug von Marken aus den USA und  Europa versetzt chinesische Firmen dennoch nicht wirklich in Feierstimmung. “Russlands gesamte Volkswirtschaft ist kleiner als die so mancher chinesischen Provinz. Außerdem stürzt die Wirtschaft dort gerade ab. Die Menschen werden insgesamt weniger kaufen. Ich sehe da keinen Gewinn für uns”, sagt die Mitarbeiterin einer großen Tech-Firma im südchinesischen Shenzhen.

Eine Einschätzung, die von vielen Beobachtern geteilt wird. “Für die meisten chinesischen Unternehmen ist Russland nur ein kleiner Markt, der nicht das Risiko wert ist, von entwickelten Märkten abgeschnitten oder selbst sanktioniert zu werden”, heißt es in einer Einschätzung des Analysehauses Gavekal Dragonomics. 

Chinesische Firmen wissen genau, was ihnen blühen könnte, wenn sie sich nun als Retter der russischen Wirtschaft inszenieren würden. Der chinesische Tech-Konzern Huawei hat schließlich schon zu spüren bekommen, wozu Washington in der Lage ist, wenn es ein Unternehmen erstmal ins Visier genommen hat. Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou saß über Jahre in kanadischem Hausarrest, weil die USA sie beschuldigte, in die Umgehung von Iran-Sanktionen verwickelt gewesen zu sein. Huawei selbst wurde wegen unterstellter Spionagevorwürfe von Washington auf eine schwarze Liste gesetzt und so sehr verkrüppelt, dass es nun kaum noch Smartphones produzieren kann. 

Washington macht dieser Tage deutlich, dass es nicht zögern würde, chinesische Firmen erneut hart zu bestrafen. Unternehmen, die sich den US-Beschränkungen nach Russland widersetzen, könnten von amerikanischer Ausrüstung und Software abgeschnitten werden, die sie zur Herstellung ihrer Produkte benötigen, warnte US-Handelsministerin Gina Raimondo vergangene Woche (China.Table berichtete). Die USA könnten alle chinesischen Unternehmen, die sich den US-Sanktionen widersetzen, hart bestrafen, wenn sie weiterhin Chips und andere fortschrittliche Technologien nach Russland liefern würden, sagte Raimondo in einem Interview mit der New York Times.

Washington warnt vor Umgehung der Sanktionen

Washington droht, Unternehmen ähnlich wie zuvor Huawei auf eine schwarze Liste zu setzen, sollten sie versuchen, die  Exportbeschränkungen gegen Russland zu umgehen. Raimondo ging sogar so weit, mit dem chinesischen Chip-Hersteller SMIC schon einen Namen ins Spiel zu bringen. Wenn man feststellen würde, dass ein Unternehmen wie SMIC seine Chips nach Russland verkaufte, “könnten wir SMIC im Wesentlichen schließen, weil wir es daran hindern würden, unsere Ausrüstung und unsere Software zu verwenden”, wurde Raimondo zitiert.

Der Krieg in der Ukraine dürfte chinesische Tech-Firmen kaum Chancen bieten, dafür aber ähnlich wie westlichen Unternehmen vor allem Ärger bereiten. Schwächt sich die Weltkonjunktur wegen der Krise tatsächlich wie erwartet erheblich ab, wird das auch an der ohnehin schon angeschlagenen chinesischen Wirtschaft nicht spurlos vorbeigehen. Schwächelt der Konsum auf dem Heimatmarkt, ist das für chinesische Firmen ein viel größeres Problem, als ein paar gewonnene Marktanteile auf einem Sekundärmarkt wie Russland. 

Auch die chinesische Staatszeitung Global Times scheint diese einfachen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge mittlerweile verstanden zu haben. Ein Artikel, der zunächst mögliche Chancen für chinesische Smartphone-Firmen und Autohersteller in Russland beschrieb, wurde von der Website des regierungstreuen Blattes mittlerweile wieder gelöscht. Jörn Petring/Gregor Koppenburg 

  • Chips
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News

Volkswagen sichert sich Rohstoffe für E-Autos

Angesichts der steigenden Rohstoffpreise sichert sich der Volkswagen-Konzern die für das Wachstum in der Elektromobilität benötigten Mengen an Nickel und Kobalt in China durch Partnerschaften. Dazu unterzeichneten die Wolfsburger Absichtserklärungen mit den Firmen Huayou Cobalt und Tsingshan Group zur Gründung von zwei Gemeinschaftsunternehmen. Eines soll sich auf die Weiterverarbeitung von Batterierohstoffen in Indonesien konzentrieren. Das andere soll sich auf die Herstellung von Nickel- und Kobaltsulfaten sowie von Kathodenmaterial für Lithium-Ionen-Batterien spezialisieren. Die beiden Joint-Ventures sollen dazu beitragen, die Kosten pro Batterie langfristig um 30 bis 50 Prozent zu senken, wie Volkswagen in China mitteilte.

Die Preise für E-Auto-Rohstoffe sind in jüngster Zeit stark gestiegen. Der CEO von Li Auto, Li Xiang, nannte den Preisanstieg am Wochenende in einem Social-Media-Beitrag sogar “absurd”, wie Bloomberg berichtet. Li geht davon aus, dass viele Hersteller ihre Preise anheben müssen, sobald die Batterielieferanten anfangen, höhere Preise zu verlangen. nib/rtr

  • Autoindustrie

Envision liefert Batterien an Mercedes

Das Shanghaier Unternehmen Envision Group hat eine Partnerschaft mit Mercedes-Benz im Bereich Batteriemodule für die E-Auto-Produktion abgeschlossen. Das Tochterunternehmen Envision AESC soll die Batterien für die vollelektrischen SUVs EQS and EQE liefern, die im US-Bundesstaat Alabama hergestellt werden. Envision zählt auch Renault, Nissan und Honda zu seinen Kunden. Es befindet sich zu 80 Prozent im Besitz der Envision Group. Die restlichen 20 Prozent hält Nissan.

Das Unternehmen gab zudem bekannt, eine zweite Batteriefabrik in den USA bauen zu wollen, ohne allerdings Details zu nennen. Bis zum Jahr 2025 will das Unternehmen eine jährliche Kapazität zur Produktion von E-Auto-Batterien in Höhe von 300 Gigawattstunden erreichen. Derzeit ist Envision der weltweit neuntgrößte Batteriehersteller mit einem Marktanteil von 1,4 Prozent. Die Envision Group stellt zudem Windkraftanlagen her. nib

  • Autoindustrie

Geely sorgt sich um den Gewinn

Nach einem wegen des weltweiten Chipmangels und steigenden Rohstoffkosten durchwachsenen Jahr rechnet der chinesische Autobauer Geely aus Hangzhou auch 2022 mit Belastungen bei Umsatz und Ertragskraft. Angesichts des verschärften Wettbewerbs auf dem Heimatmarkt, dem Anstieg der Materialpreise und pandemiebedingter Einschränkungen dürfte der Druck auf Absatz und Rendite nicht nachlassen, teilte Geely Automobile am Mittwoch mit. Als Risikofaktor gilt in der Branche auch der Ukraine-Krieg, dessen Folgen für die Weltkonjunktur noch nicht absehbar sind.

Den Absatz will das Unternehmen, dessen Mutterkonzern Geely Holding an Volvo und an Daimler beteiligt ist, im laufenden Jahr um fast ein Viertel auf 1,65 Millionen Fahrzeuge steigern. Dazu solle auch eine Ausweitung des Exports in neue Märkte in Südostasien, den Nahen Osten und Westeuropa beitragen. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Gewinn um zwölf Prozent auf rund 4,85 Milliarden Yuan (rund 690 Millionen Euro). Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf knapp 102 Milliarden Yuan. rtr

  • Autoindustrie

Übernahmen von EU-Firmen ziehen wieder an

Die Übernahmeaktivitäten chinesischer Investoren in Deutschland und Europa haben wieder leicht zugenommen. 2021 kauften chinesische Firmen nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung EY 155 europäische Unternehmen für insgesamt 12,4 Milliarden Dollar. Das waren 23 Übernahmen mehr als 2020 – aber nur halb so viele wie im Übernahme-Boomjahr 2016. Der größte Deal des Jahres in Europa war demnach der Verkauf der Philips-Hausgerätesparte in den Niederlanden für 4,3 Milliarden Dollar an das chinesische Finanzhaus Hillhouse Capital Group. Großbritannien löste laut EY erstmals Deutschland als Top-Ziel chinesischer Übernahmen ab. 36 Firmen gingen dort in chinesische Hände über.

In Deutschland übernahmen chinesische Investoren laut der am Dienstag vorgestellten EY-Studie im vergangenen Jahr 35 Firmen für gut zwei Milliarden Dollar, gegenüber 28 in 2020. In der Rangliste ausländischer Firmenkäufer in Deutschland lag China damit aber nur auf Platz 9. An erster Stelle standen US-Unternehmen mit 284 Akquisitionen. Nicht enthalten in diesen Zahlen sind laut EY allerdings Risikokapitalinvestitionen von 1,9 Milliarden Dollar in deutsche Start-ups, an denen sich chinesische Firmen im Rahmen internationaler Investorengruppen beteiligten.

“Chinesische Unternehmen bleiben bei ihren Investitionen in Europa insgesamt noch zurückhaltend”, sagte Sun Yi, Leiterin der China Business Services bei EY in Westeuropa, am Dienstag in Stuttgart. Das liege nicht nur an der Pandemie. “Die meisten chinesischen Unternehmen, die schon im Ausland Firmen übernommen haben, waren in den letzten Jahren eher damit beschäftigt, die Restrukturierung in Europa voranzutreiben als weiter zu expandieren.” Die Zahl der Übernahmen in klassischen Industriesektoren ging 2021 minimal von 36 auf 35 zurück. “Nach wie vor besteht bei chinesischen Investoren Interesse an europäischen Automobilzulieferern oder Maschinenbauern”, so Sun – allerdings inzwischen eher in den Subsektoren Elektromobilität, Autonomes Fahren und High Tech-Materialien.” ck

  • Deutschland
  • Elektromobilität
  • Handel

Zhou Guanyu bei Formel-1-Premiere in den Punkten

Zhou Guanyu ist im ersten Formel-1-Rennen seiner Karriere gleich auf Rang zehn und damit in die Punktewertung gefahren. Beim Saisonauftakt am Sonntag beim Großen Preis von Bahrain landete der Neuling im Alfa Romeo damit einen Platz vor Mick Schumacher. Zhou ist der erste Chinese überhaupt in der Formel-1.

Der Platz in den Top Ten ist ein Riesenerfolg für Zhou. Nur die ersten Zehn bekommen bei Formel-1-Rennen Punkte. Schon nachdem er im Qualifying vom Samstag die zweite Phase erreicht hatte und am Ende 15. wurde, betonte der 22-Jährige: “Das habe ich in meinem ersten Rennen nicht erwartet.”

Der ehemalige Kartfahrer war im Alter von zwölf Jahren nach London umgezogen, um dort für seinen Traum von der Formel-1 zu trainieren. ck

  • Sport

Personalien

Xinyu Liu ist von SAIC zum CEO von MG Motor Europe befördert worden. Liu wechselte 2019 vom Joint Venture SAIC-Volkswagen Group in China zu MG und wurde 2020 zum CEO von MG in Frankreich ernannt. Er hat zwei Jahrzehnte bei SAIC verbracht, zuletzt als Geschäftsführer der Skoda-Sparte bei SAIC-Volkswagen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Alibaba mischt in der E-Mobilität mit
    • Ukraine-Krieg trifft auch die Schienen-Seidenstraße
    • Tech-Firmen fürchten Sanktionen
    • VW greift nach Rohstoffen für E-Autos
    • Envision liefert Akkus an Mercedes
    • Geely sorgt sich um Gewinn
    • Wieder mehr Übernahmen in Europa 
    • WM-Punkte für Chinas Formel-1-Neuling
    • Personalien: SAIC befördert Xinyu Liu zum CEO von MG Motor Europa
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das Weltgeschehen wird weiter bestimmt von Wladimir Putins blutigem Krieg in der Ukraine. Und die indirekte Wirkung von Sanktionen gegen Russland bringt dabei auch die chinesischen Großkonzerne ins Grübeln. Noch zögern sie, in die Lücke zu stoßen, die der Rückzug westlicher Firmen hinterlässt, analysiert unser Team in Peking. Die Verhaftung der Huawei-Finanzchefin im Zusammenhang mit Iran-Sanktionen hat jedoch bereits gezeigt, wo die USA den Hebel ansetzen können. Und ganz Russland ist wirtschaftlich nicht größer als so manche chinesische Provinz. Die Anti-Putin-Allianz dominiert dagegen den Weltmarkt.

    Derweil ziehen die ökonomischen Auswirkungen immer weitere Kreise. In einem weiteren Text betrachten wir die aufkommenden Störungen der Schienenverbindungen zwischen China und Europa. Julia Fiedler hat Logistiker befragt, ob die Seidenstraßen-Züge weiterhin rollen. Das tun sie zwar. Doch Probleme ergeben sich an anderer Stelle. Versicherer könnten Ärger machen, wenn die kostbaren Waren durch das sanktionierte Russland reisen. Die Folge: Stornierung von Fracht.

    Dessen unbenommen gehen die Bestrebungen zu mehr wirtschaftlicher Eigenständigkeit weiter. Bestes Beispiel ist die Fahrzeugelektronik. Chinas mächtige Tech-Konzerne haben sich als unverzichtbarer Teil der Autobranche verankert, wie Christian Domke Seidel analysiert. Das ist ein Unterschied zu Europa, wo es KI-Konglomerate wie Tencent und Baidu gar nicht gibt. Als neuer Spieler macht nun Alibaba Furore. Der E-Commerce-Riese investiert in Autohersteller.

    Viele neue Erkenntnisse beim Lesen!

    Ihr
    Felix Lee
    Bild von Felix  Lee

    Analyse

    Alibabas Vorstoß in die E-Mobilität: Ein Tech-Gigant fährt vor

    Alibaba mischt mit: Zu sehen ist der L7 von IM Motors - Tech Giganten stoßen nun auch in die Automobilindustrie vor.
    Alibaba mischt mit: Der L7 von IM Motors

    Die Tech-Giganten haben die Automobilindustrie für sich entdeckt. Weil die Branche immer digitaler wird, spielen die Kernkompetenzen traditioneller Hersteller eine immer geringere Rolle. Diese müssen sich also neu erfinden, um Schritt zu halten. Ausgangspunkt für diese erneute Umwälzung des globalen Mobilitätsmarktes ist China. Trotz Lieferkettenproblemen, Halbleitermangel und dem Krieg in der Ukraine läuft dort das Geschäft auf Hochtouren (China.Table berichtete).

    Jüngstes Beispiel ist der L7 von IM Motors. Die Premium-Limousine wird ab dem 29. März zu kaufen sein. Hinter der Marke stecken drei Giganten der chinesischen Volkswirtschaft. Dem Autokonzern SAIC gehören 54 Prozent, dem Immobilienentwickler Shanghai Zhangjiang Hi-Tech Park Development 18 Prozent und dem IT-Riesen Alibaba weitere 18 Prozent. Nach Huawei, Xiaomi und Baidu ist Alibaba damit der nächste Techkonzern, der Glück und Profite in der Automobilindustrie sucht.

    Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer fasst diesen Trend gegenüber China.Table so zusammen: “Das Auto von morgen wird mit sehr viel Technologie für das autonome Fahren ausgestattet sein. Die Wertschöpfung spielt sich deswegen in der Zukunft in großen Teilen in der Software ab. Da ergibt es Sinn, dass Hightech-Konzerne sich bei Firmen engagieren, die im Autogeschäft tätig sind.” Und das Geschäft mit Elektroautos scheint groß genug zu sein. Zwar haben sich mit Tesla, Xpeng und Nio längst große und bekannte Hersteller riesige Stücke vom Elektroauto-Markt in der Volksrepublik gesichert. Doch die China Passenger Car Association erwartet im Jahr 2022 ein Wachstum von 84 Prozent auf 5,5 Millionen E-Autos. Der Kuchen, von dem alle ein Stück möchten, wächst also noch erheblich.

    Digitalisierung des Fahrens: SAIC bittet Alibaba um Hilfe

    Auch Timo Möller, Leiter des McKinsey Center for Future Mobility, weist im Gespräch mit Table.Media auf die Chancen dieser Entwicklung hin: “Die Dynamik im Automobilmarkt ist gerade grundsätzlich sehr groß. Der Wandel hin zu einer größeren Bedeutung von Software, neuen Elektronik-Architekturen und natürlich dem elektrifizierten Antriebsstrang erfordern ein Umdenken.” Die Art und Weise, wie man Autos baut, verändere sich radikal. Kunden wünschten andere Funktionen. Zudem organisieren die Autohersteller sich anders und bräuchten viel mehr IT-Fachkräfte.

    Traditionelle Hersteller wie Volkswagen, Mercedes oder BMW stellt das vor größere Herausforderungen. Deren Kernkompetenzen sind anders gelagert. Die Investitionen, die es bräuchte, um im Softwarebereich auf Augenhöhe mit den chinesischen Techgiganten zu agieren, wären enorm. Die Marken arbeiteten zwar mit Hochdruck an der Weiterentwicklung ihrer Software- und Elektronik-Architektur, berichtet Möller. “Doch eins ist klar: Es wird für die klassischen Hersteller schwierig sein, in allen Elementen entlang der Wertschöpfung gleichermaßen zu punkten.”

    Die Lösung liegt in branchenübergreifenden Kooperationen. Alibaba arbeitet beispielsweise seit dem Jahr 2016 mit SAIC zusammen. Einige Fahrzeuge des Autoherstellers laufen mit dem Betriebssystem YunOS inklusive digitalem, intelligenten Kartenmaterial, Kameras und Software für Sprachsteuerung und Connected Cars. IM Motors bekommt in erster Linie Geld und dürfte zukünftig ein Abnehmer der Techniken sein.

    Baidu hat gemeinsam mit Geely das Joint Venture Jidu Automotive gegründet und bringt sein Knowhow in Sachen Künstlicher Intelligenz ein. Ziel ist es, ein Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das autonomes Fahren auf Level 4 beherrscht – also vollautomatisiertes Fahren.

    IT-Fertigkeiten für Autofirmen: Zukauf oder Aufbau im eigenen Haus?

    Dudenhöffer sieht zwar die Probleme durch den Wandel des Marktes und auch die neue Konkurrenz. Doch er glaubt, dass die Autohersteller diesen Wandel eher als Chance denn als Gefahr begreifen sollten. “Autobauer können es sich überlegen, wie sie diese neue Welt betreten wollen.” Einige behaupteten, sie können sich die Kompetenzen eigenständig zulegen. “Andere kaufen sie sich lieber zu, weil die Investitions- und Lernkosten relativ hoch sind.” Ob eher die eigene Entwicklung oder die Partnerschaft mit chinesischen Firmen mehr Erfolg verspreche, könne allerdings nur die Zukunft zeigen.

    Letztlich seien Autos eben doch mehr als Software auf Rädern, meint der Autoexperte. “Die Fahreigenschaften, die Sicherheit, die Mechanik im Fahrzeug und das Wissen darum, diese Dinge in Bauteile umzusetzen, die das gewünschte Fahrverhalten generieren, das ist nicht so einfach. Das ist keine einfache Programmieraufgabe. Da haben traditionellen Hersteller einen enormen Vorsprung.”

    Noch spielt sich diese Entwicklung hin zu Elektrifizierung und immer mehr IT im Auto vor allem in China ab. Zum einen, weil die Kunden hier der Digitalisierung in allen Bereichen weitaus aufgeschlossener gegenüberstehen als in Europa. Zum anderen, weil der Staat mit massiven Zuschüssen den Elektroautoabsatz angekurbelt hat. Doch dieses Programm läuft aus. Die Volksrepublik wird im Jahr 2022 die Zuschüsse beim Kauf von Elektrofahrzeugen um rund ein Drittel kürzen (China.Table berichtete). Und das in einem sehr komplizierten Marktumfeld.

    Entsprechend glaubt Möller, dass China zwar der größte Elektroauto-Markt bleiben wird, Europa jedoch mit größeren Wachstumsraten die Hersteller lockt. “Viele chinesischen Hersteller haben bereits ihren Blick auf Europa gerichtet, weil hier die Nachfrage nach Elektroautos stark anzieht. Sie werden in den kommenden Jahren für zusätzliche Auswahl und Konkurrenz in vielen Fahrzeugsegmenten sorgen.”

    • Autoindustrie

    Störungen auf der Schienen-Seidenstraße

    Aufgrund des Ukraine-Krieges kommt es auf der Schienen-Seidenstraße zu Störungen.
    Containerterminal in Malaszewicze an der Grenze zwischen Belarus und Polen.

    Die “eiserne Seidenstraße” ist längst keine romantische Idee mehr, sondern eine Realität des Gütertransports zwischen China und Europa. Die Pandemie hatte dem Transport per Zug sogar einen regelrechten Boom beschert. Im Jahr 2021 wurden auf der Schiene Waren im Wert von knapp 70 Milliarden Euro von Ost nach West transportiert – 50 Prozent mehr als 2020. Und zehnmal so viel wie noch 2016. Vor allem Maschinenteile, Autoteile, Elektronik, aber auch andere Produkte wie Metall- und Chemieerzeugnisse oder Kleidung stecken in den Containern.

    Doch wegen des Kriegs in der Ukraine steht die Verlässlichkeit der Schienenwege infrage. Knackpunkt sind bisher weniger die Kämpfe selbst. Denn die gängigen Routen verlaufen ohnehin nicht durch die Ukraine. Die Sorge gilt stattdessen rechtlichen Problemen wie Sanktionen und dem Versicherungsschutz. “Es wäre keine Überraschung, wenn Unternehmen, die ihre Waren vor der Invasion auf der Schiene versenden wollten, nun auf den langsameren, aber zuverlässigeren Seeweg umsteigen”, sagt Jacob Gunter, Wirtschaftsexperte bei dem Forschungsinstitut Merics. Gunter sieht die Unsicherheit durch das sich schnell ändernde geopolitische Umfeld als erhebliches Risiko für den Güterverkehr auf der Schiene. Das werde die Probleme der Lieferkette verschärfen, da zuletzt viele Transporte auf die Schiene verlagert wurden.

    Die Auswirkungen zeigen sich bereits in der Praxis. Obwohl die Züge bislang zuverlässig rollen, stornieren Unternehmen zum Teil ihre Buchungen für Schienentransporte, berichtet ein Sprecher der Duisburger Hafen AG. Der Hafen ist nach Hamburg das zweitwichtigste Terminal für die Güterzugverbindung Deutschland-China. Eine häufige Befürchtung der Unternehmen sei, dass internationale Versicherer den Versicherungsschutz durch Belarus und Russland kündigen könnten, so der Sprecher.

    Auch Sanktionen seien eine Sorge, so die Hafengesellschaft. Aktuell werde der Transport auf der Schiene durch die Sanktionen gegen Russland zwar noch nicht wesentlich erschwert. Bei den Unternehmen komme diesbezüglich aber Unsicherheit auf. Je weitere Kreise die Sanktionen ziehen, desto wahrscheinlicher wird es, dass auch reine Transporte mit Misstrauen betrachtet werden.

    Schienen-Seidenstraße: Es gibt erste Stornierungen

    Die Sorge um die Auswirkungen der Sanktionen ist nachvollziehbar. Schließlich sind die Lieferungen nach Russland und Belarus längst von den Strafmaßnahmen westlicher Länder betroffen. Auf dem Weg von China nach Deutschland verläuft ein Großteil der am meisten befahrenen nördlichen Strecke quer durch Russland und von dort über Belarus nach Polen. Der Logistiker DHL berichtet nun, dass Zugtransporte in die beiden sanktionierten Länder bis auf Weiteres ausgesetzt sind.

    Auf der eisernen Seidenstraße werden Waren aus China nach Europa transportiert. Der Ukraine-Krieg führt nun jedoch zu Störungen im Verkehr.

    Derzeit rollt also der Durchgangsverkehr von China nach Europa und umgekehrt, während Züge mit dem Ziel der großen Durchgangsländer ausfallen. Eine beunruhigende Situation. Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik merkt an, dass aus diesem Grund mehr und mehr Unternehmen nach Alternativen zur Nordroute suchen. Die Firmen interessieren sich insbesondere für die Südroute der Seidenstraße in die Türkei, die nicht durch russisches Gebiet führt. Allerdings dauert diese Strecke nach Deutschland viel länger, da sie Schiffspassagen umfasst. Der Logistik-Verband rechnet mit einem stetigen Rückgang der Transporte. Die Lage sei aber weiterhin sehr dynamisch und könne sich jederzeit ändern.

    Manche Unternehmen setzen auch jetzt noch weiter auf den Transport mit dem Zug, beobachten die Situation aber ganz genau. Der Automobilzulieferer Conti hat verschiedene Krisenteams eingerichtet, um mit geeigneten Maßnahmen zielgerichtet und schnell auf mögliche Auswirkungen auf die Lieferketten reagieren zu können. Es gebe entsprechende Notfallpläne, die Sicherheitsvorräte und alternative Lieferanten umfassten. So solle dazu beigetragen werden, die Rohstoffversorgung abzusichern.

    Beendet der Krieg den Seidenstraßen-Boom?

    Ohne Probleme war der Transport auf der Schiene nie: Einerseits drosseln die unterschiedlichen Spurweiten das Tempo. An Grenzübergängen kann es zudem stocken, Rückstaus entstehen. So gab es an der Grenze China-Kasachstan wegen Corona-Maßnahmen Verspätungen von sechs Tagen. An der Grenze zur Mongolei bremst dagegen die schwache Infrastruktur und an der Grenze zu Russland behindern Wagen- und Ressourcenmangel der russischen Bahn die ungehinderte Fahrt. Dazu kommen politische Probleme in den Ländern entlang der Route. Zuletzt waren im Januar Unruhen in Kasachstan ein Unsicherheitsfaktor. Auch Korruption spielt eine Rolle. Hochpreisige Waren gehen auf dem Weg nach China zuweilen “verloren”, was zur Entscheidung gegen die Schiene beiträgt. 

    Mehr als 90 Prozent der Waren, die von China nach Europa kommen, werden daher per Schiff transportiert. Die Schiene spielt insgesamt nur eine kleine Rolle für den Warenverkehr zwischen China und Europa. Vom Volumen her betrachtet, kommt sie nur auf ein Prozent. Wenn man auf den Warenwert blickt, sind es immerhin drei Prozent.

    Doch gerade für wertvolle Güter wie Elektronikteile für Autos hat die Schiene sich fest als Transportweg etabliert. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 32 Kilometer pro Stunde: Das ist noch immer deutlich schneller als der Seeweg und dabei viel günstiger als das Flugzeug. “Die Schiene ist auch deswegen die schnellste Option für die Logistik geworden, weil ein Großteil der Luftfracht, die normalerweise zu Passagierflügen zwischen China und Europa hinzugefügt wird, zum Erliegen kam, als China seine Grenzen Anfang 2020 effektiv geschlossen hat”, so Merics-Ökonom Gunter.

    China: Die Schiene ist politisch

    Die Schiene ist jedoch gerade für China auch politisch relevant. Das weitverzweigte Bahnnetz der neuen Seidenstraße, die China und Europa verbindet, ist zwar nur ein kleiner Teil der Belt-and-Road-Initiative. Es ist aber besonders wichtig, wie sich an den hohen Subventionen zeigt, die ihm zufließen. Das Prestigeprojekt von Xi Jinping kann durchaus beeindrucken: Alle 30 Minuten fährt inzwischen ein Güterzug von China nach Europa. Bisher wurden mehr als 50.000 Fahrten abgewickelt. Es gibt 78 Verbindungen in 180 Städte, die in 23 europäischen Ländern liegen. Dabei spielt neben dem Warentransport vor allem der Aufbau von Beziehungen und wirtschaftlicher Einfluss in den Partnerländern eine Rolle.

    Die Probleme, die nun auf und entlang dieser Strecke entstehen, trüben nicht nur das positive Image der zuverlässigen Schiene, sondern auch die Zukunftsperspektiven der Partnerschaften in Osteuropa. “Peking hat im Jahr 2021 die Beziehungen zu Kiew etwas aufgewärmt. Die Präsidenten Selenskyj und Xi haben die Möglichkeit diskutiert, die Ukraine zu einem Tor nach Europa zu machen”, erklärt Gunter. “China wollte durch die Ukraine einen alternativen Bahn-Eintrittspunkt in die EU schaffen.” Das Ziel war unter anderem, die Abhängigkeit von Belarus zu verringern, sowie von Litauen. Das kleine Land hatte sich den Zorn Pekings zugezogen, indem es sich für Taiwan erwärmte (China.Table berichtete).

    Mit der russischen Invasion sind solche Pläne natürlich auf Eis gelegt. Xis gemeinsame Erklärung mit Putin im Februar 2022, in der er eine Freundschaft “ohne Grenzen” zwischen den beiden erklärt hat, macht erst einmal jede Kooperation zwischen Kiew und Peking unmöglich. Sollte China Russland regelrecht zur Hilfe eilen, würde eine Wiederaufnahme der Projekte noch schwerer werden, glaubt Gunter. Julia Fiedler

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    Tech-Firmen wollen in Russland nichts riskieren

    Die Tatsache, dass sich zahlreiche US-Firmen aus Russland zurückziehen, ist für chinesische Tech-Konzerne zumindest auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Russland verbindet den Westen und den Osten nicht nur geografisch. Es war in den letzten Jahren auch stets ein Land, in dem chinesische Firmen erfolgreich mit westlichen Unternehmen konkurrierten. Nun, da die Amerikaner den Rückzug antreten, wird der Marktanteil chinesischer Anbieter ohne Frage steigen. 

    Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi, schon jetzt auf dem zweiten Platz der russischen Verkaufscharts hinter Samsung, dürfte davon profitieren, dass Apple, bisher Nummer drei in Russland, dort keine Geräte mehr verkaufen will. Und nachdem vergangenes Jahr HP das Geschäft mit Computern in Russland angeführt hatte, wird nun wahrscheinlich der chinesische Konzern Lenovo die Führung übernehmen, der zuletzt auf dem zweiten Platz lag. US-Konkurrent Dell hat sich schließlich ebenfalls aus Russland verabschiedet.

    Russlands Marktwirtschaft kleiner als die mancher Provinz in China

    Doch der abrupte Rückzug von Marken aus den USA und  Europa versetzt chinesische Firmen dennoch nicht wirklich in Feierstimmung. “Russlands gesamte Volkswirtschaft ist kleiner als die so mancher chinesischen Provinz. Außerdem stürzt die Wirtschaft dort gerade ab. Die Menschen werden insgesamt weniger kaufen. Ich sehe da keinen Gewinn für uns”, sagt die Mitarbeiterin einer großen Tech-Firma im südchinesischen Shenzhen.

    Eine Einschätzung, die von vielen Beobachtern geteilt wird. “Für die meisten chinesischen Unternehmen ist Russland nur ein kleiner Markt, der nicht das Risiko wert ist, von entwickelten Märkten abgeschnitten oder selbst sanktioniert zu werden”, heißt es in einer Einschätzung des Analysehauses Gavekal Dragonomics. 

    Chinesische Firmen wissen genau, was ihnen blühen könnte, wenn sie sich nun als Retter der russischen Wirtschaft inszenieren würden. Der chinesische Tech-Konzern Huawei hat schließlich schon zu spüren bekommen, wozu Washington in der Lage ist, wenn es ein Unternehmen erstmal ins Visier genommen hat. Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou saß über Jahre in kanadischem Hausarrest, weil die USA sie beschuldigte, in die Umgehung von Iran-Sanktionen verwickelt gewesen zu sein. Huawei selbst wurde wegen unterstellter Spionagevorwürfe von Washington auf eine schwarze Liste gesetzt und so sehr verkrüppelt, dass es nun kaum noch Smartphones produzieren kann. 

    Washington macht dieser Tage deutlich, dass es nicht zögern würde, chinesische Firmen erneut hart zu bestrafen. Unternehmen, die sich den US-Beschränkungen nach Russland widersetzen, könnten von amerikanischer Ausrüstung und Software abgeschnitten werden, die sie zur Herstellung ihrer Produkte benötigen, warnte US-Handelsministerin Gina Raimondo vergangene Woche (China.Table berichtete). Die USA könnten alle chinesischen Unternehmen, die sich den US-Sanktionen widersetzen, hart bestrafen, wenn sie weiterhin Chips und andere fortschrittliche Technologien nach Russland liefern würden, sagte Raimondo in einem Interview mit der New York Times.

    Washington warnt vor Umgehung der Sanktionen

    Washington droht, Unternehmen ähnlich wie zuvor Huawei auf eine schwarze Liste zu setzen, sollten sie versuchen, die  Exportbeschränkungen gegen Russland zu umgehen. Raimondo ging sogar so weit, mit dem chinesischen Chip-Hersteller SMIC schon einen Namen ins Spiel zu bringen. Wenn man feststellen würde, dass ein Unternehmen wie SMIC seine Chips nach Russland verkaufte, “könnten wir SMIC im Wesentlichen schließen, weil wir es daran hindern würden, unsere Ausrüstung und unsere Software zu verwenden”, wurde Raimondo zitiert.

    Der Krieg in der Ukraine dürfte chinesische Tech-Firmen kaum Chancen bieten, dafür aber ähnlich wie westlichen Unternehmen vor allem Ärger bereiten. Schwächt sich die Weltkonjunktur wegen der Krise tatsächlich wie erwartet erheblich ab, wird das auch an der ohnehin schon angeschlagenen chinesischen Wirtschaft nicht spurlos vorbeigehen. Schwächelt der Konsum auf dem Heimatmarkt, ist das für chinesische Firmen ein viel größeres Problem, als ein paar gewonnene Marktanteile auf einem Sekundärmarkt wie Russland. 

    Auch die chinesische Staatszeitung Global Times scheint diese einfachen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge mittlerweile verstanden zu haben. Ein Artikel, der zunächst mögliche Chancen für chinesische Smartphone-Firmen und Autohersteller in Russland beschrieb, wurde von der Website des regierungstreuen Blattes mittlerweile wieder gelöscht. Jörn Petring/Gregor Koppenburg 

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    News

    Volkswagen sichert sich Rohstoffe für E-Autos

    Angesichts der steigenden Rohstoffpreise sichert sich der Volkswagen-Konzern die für das Wachstum in der Elektromobilität benötigten Mengen an Nickel und Kobalt in China durch Partnerschaften. Dazu unterzeichneten die Wolfsburger Absichtserklärungen mit den Firmen Huayou Cobalt und Tsingshan Group zur Gründung von zwei Gemeinschaftsunternehmen. Eines soll sich auf die Weiterverarbeitung von Batterierohstoffen in Indonesien konzentrieren. Das andere soll sich auf die Herstellung von Nickel- und Kobaltsulfaten sowie von Kathodenmaterial für Lithium-Ionen-Batterien spezialisieren. Die beiden Joint-Ventures sollen dazu beitragen, die Kosten pro Batterie langfristig um 30 bis 50 Prozent zu senken, wie Volkswagen in China mitteilte.

    Die Preise für E-Auto-Rohstoffe sind in jüngster Zeit stark gestiegen. Der CEO von Li Auto, Li Xiang, nannte den Preisanstieg am Wochenende in einem Social-Media-Beitrag sogar “absurd”, wie Bloomberg berichtet. Li geht davon aus, dass viele Hersteller ihre Preise anheben müssen, sobald die Batterielieferanten anfangen, höhere Preise zu verlangen. nib/rtr

    • Autoindustrie

    Envision liefert Batterien an Mercedes

    Das Shanghaier Unternehmen Envision Group hat eine Partnerschaft mit Mercedes-Benz im Bereich Batteriemodule für die E-Auto-Produktion abgeschlossen. Das Tochterunternehmen Envision AESC soll die Batterien für die vollelektrischen SUVs EQS and EQE liefern, die im US-Bundesstaat Alabama hergestellt werden. Envision zählt auch Renault, Nissan und Honda zu seinen Kunden. Es befindet sich zu 80 Prozent im Besitz der Envision Group. Die restlichen 20 Prozent hält Nissan.

    Das Unternehmen gab zudem bekannt, eine zweite Batteriefabrik in den USA bauen zu wollen, ohne allerdings Details zu nennen. Bis zum Jahr 2025 will das Unternehmen eine jährliche Kapazität zur Produktion von E-Auto-Batterien in Höhe von 300 Gigawattstunden erreichen. Derzeit ist Envision der weltweit neuntgrößte Batteriehersteller mit einem Marktanteil von 1,4 Prozent. Die Envision Group stellt zudem Windkraftanlagen her. nib

    • Autoindustrie

    Geely sorgt sich um den Gewinn

    Nach einem wegen des weltweiten Chipmangels und steigenden Rohstoffkosten durchwachsenen Jahr rechnet der chinesische Autobauer Geely aus Hangzhou auch 2022 mit Belastungen bei Umsatz und Ertragskraft. Angesichts des verschärften Wettbewerbs auf dem Heimatmarkt, dem Anstieg der Materialpreise und pandemiebedingter Einschränkungen dürfte der Druck auf Absatz und Rendite nicht nachlassen, teilte Geely Automobile am Mittwoch mit. Als Risikofaktor gilt in der Branche auch der Ukraine-Krieg, dessen Folgen für die Weltkonjunktur noch nicht absehbar sind.

    Den Absatz will das Unternehmen, dessen Mutterkonzern Geely Holding an Volvo und an Daimler beteiligt ist, im laufenden Jahr um fast ein Viertel auf 1,65 Millionen Fahrzeuge steigern. Dazu solle auch eine Ausweitung des Exports in neue Märkte in Südostasien, den Nahen Osten und Westeuropa beitragen. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Gewinn um zwölf Prozent auf rund 4,85 Milliarden Yuan (rund 690 Millionen Euro). Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf knapp 102 Milliarden Yuan. rtr

    • Autoindustrie

    Übernahmen von EU-Firmen ziehen wieder an

    Die Übernahmeaktivitäten chinesischer Investoren in Deutschland und Europa haben wieder leicht zugenommen. 2021 kauften chinesische Firmen nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung EY 155 europäische Unternehmen für insgesamt 12,4 Milliarden Dollar. Das waren 23 Übernahmen mehr als 2020 – aber nur halb so viele wie im Übernahme-Boomjahr 2016. Der größte Deal des Jahres in Europa war demnach der Verkauf der Philips-Hausgerätesparte in den Niederlanden für 4,3 Milliarden Dollar an das chinesische Finanzhaus Hillhouse Capital Group. Großbritannien löste laut EY erstmals Deutschland als Top-Ziel chinesischer Übernahmen ab. 36 Firmen gingen dort in chinesische Hände über.

    In Deutschland übernahmen chinesische Investoren laut der am Dienstag vorgestellten EY-Studie im vergangenen Jahr 35 Firmen für gut zwei Milliarden Dollar, gegenüber 28 in 2020. In der Rangliste ausländischer Firmenkäufer in Deutschland lag China damit aber nur auf Platz 9. An erster Stelle standen US-Unternehmen mit 284 Akquisitionen. Nicht enthalten in diesen Zahlen sind laut EY allerdings Risikokapitalinvestitionen von 1,9 Milliarden Dollar in deutsche Start-ups, an denen sich chinesische Firmen im Rahmen internationaler Investorengruppen beteiligten.

    “Chinesische Unternehmen bleiben bei ihren Investitionen in Europa insgesamt noch zurückhaltend”, sagte Sun Yi, Leiterin der China Business Services bei EY in Westeuropa, am Dienstag in Stuttgart. Das liege nicht nur an der Pandemie. “Die meisten chinesischen Unternehmen, die schon im Ausland Firmen übernommen haben, waren in den letzten Jahren eher damit beschäftigt, die Restrukturierung in Europa voranzutreiben als weiter zu expandieren.” Die Zahl der Übernahmen in klassischen Industriesektoren ging 2021 minimal von 36 auf 35 zurück. “Nach wie vor besteht bei chinesischen Investoren Interesse an europäischen Automobilzulieferern oder Maschinenbauern”, so Sun – allerdings inzwischen eher in den Subsektoren Elektromobilität, Autonomes Fahren und High Tech-Materialien.” ck

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    Zhou Guanyu bei Formel-1-Premiere in den Punkten

    Zhou Guanyu ist im ersten Formel-1-Rennen seiner Karriere gleich auf Rang zehn und damit in die Punktewertung gefahren. Beim Saisonauftakt am Sonntag beim Großen Preis von Bahrain landete der Neuling im Alfa Romeo damit einen Platz vor Mick Schumacher. Zhou ist der erste Chinese überhaupt in der Formel-1.

    Der Platz in den Top Ten ist ein Riesenerfolg für Zhou. Nur die ersten Zehn bekommen bei Formel-1-Rennen Punkte. Schon nachdem er im Qualifying vom Samstag die zweite Phase erreicht hatte und am Ende 15. wurde, betonte der 22-Jährige: “Das habe ich in meinem ersten Rennen nicht erwartet.”

    Der ehemalige Kartfahrer war im Alter von zwölf Jahren nach London umgezogen, um dort für seinen Traum von der Formel-1 zu trainieren. ck

    • Sport

    Personalien

    Xinyu Liu ist von SAIC zum CEO von MG Motor Europe befördert worden. Liu wechselte 2019 vom Joint Venture SAIC-Volkswagen Group in China zu MG und wurde 2020 zum CEO von MG in Frankreich ernannt. Er hat zwei Jahrzehnte bei SAIC verbracht, zuletzt als Geschäftsführer der Skoda-Sparte bei SAIC-Volkswagen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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