CEO.Table – Ausgabe 29

Neue EZB-Strategie: verpasste Chance + AI Act: SAP-CEO will Regulierungspause + Rätsel um Mindestlohn

Executive.Summary

Neue EZB-Strategie: verpasste Chance

Die Ergebnisse der EZB-Strategieüberprüfung stoßen in der Branche auf Kritik. Es war nach 2003 und 2021 erst die dritte Überprüfung der eigenen geldpolitischen Strategie – und die Gelegenheit, sich kritisch mit vergangenen Entscheidungen auseinanderzusetzen, wurde weitgehend verpasst.

Die strategische Ausrichtung der EZB bleibt taubenhaft, also betont vorsichtig und auf niedrige Zinsen sowie lockere geldpolitische Bedingungen ausgerichtet. Es dürfte für Unternehmen künftig noch schwieriger werden, geldpolitische Signale zu interpretieren und verlässliche Investitionsentscheidungen zu treffen.

Marko Wagner, Senior Economist bei der Commerzbank, sagte dem CEO.Table:

„Für Kapitalmarktteilnehmer war die EZB-Strategierevision ein Non-Event. Ich hätte mir eine umfangreichere Überprüfung der Strategie gewünscht.“

Auch Carsten Brzeski, Chefvolkswirt für Deutschland und Österreich bei der ING, sieht wenig Substanz:

„Die EZB-Strategierevision brachte nicht viel Neues. Statt sich kritisch mit den geldpolitischen Versäumnissen der vergangenen Jahre auseinanderzusetzen, betont die EZB vor allem die Wirksamkeit ihrer bisherigen Maßnahmen.“

Die Ergebnisse im Detail:

  • Die EZB plant, ihre geldpolitischen Entscheidungen künftig nicht mehr ausschließlich auf das zentrale Basisszenario („baseline scenario“) zu stützen, sondern systematisch Risiko- und Szenarioanalysen einzubeziehen. Neu ist dieser Ansatz allerdings nicht: Bereits in der Vergangenheit hat die EZB auf Energiepreisschocks und geopolitische Risiken wie Kriege reagiert. Insofern bestätigt die Notenbank vor allem bestehende Praktiken und verankert sie nun formell in ihrem geldpolitischen Rahmen.

    In der Branche hat man gelernt, mit dieser Volatilität umzugehen. Lars von Lackum, CEO der LEG Immobilien SE, sagte dem CEO.Table:

„Die EZB erkennt an, dass die Unsicherheit und damit auch die Volatilität zunimmt und sie darauf schnell und entschlossen reagieren wird. Umso wichtiger ist und bleibt es, auf der Finanzierungsseite sowohl breit diversifiziert nach Laufzeiten als auch nach Finanzierungsinstrumenten aufgestellt zu sein.“

  • Die EZB bekräftigt ihr symmetrisches Inflationsziel von zwei Prozent und betont nun deutlicher als noch 2021, dass sie bei Abweichungen nach oben und unten gleichermaßen entschlossen reagieren will. Experten bezweifeln jedoch, dass es im Ernstfall tatsächlich so kommt.

Wagner kommentiert zurückhaltend:

„Es bleibt zu hoffen, dass sie dieses Versprechen ernst meint und es nicht lediglich bei einem Lippenbekenntnis bleibt.“

  • Die EZB betont erneut die Bedeutung von Klimawandel und Umweltzerstörung für die Preisstabilität. Der Begriff „Naturzerstörung“ wurde sogar in die geldpolitische Strategie aufgenommen. Fachleute kritisieren jedoch das Fehlen konkreter Maßnahmen zur Förderung von Klima- und Naturschutz durch geldpolitische Instrumente.

„Die neue Strategie der Europäischen Zentralbank unterstreicht, wie wichtig es ist, den Klimawandel vollständig einzubeziehen, schlägt aber keine konkreten Maßnahmen vor, um ihre Operationen zu dekarbonisieren oder nachhaltige Aktivitäten zu unterstützen“, kritisierte Clarisse Murphy, Campaignerin bei Reclaim Finance. Mehr zum Thema Klimawandel lesen Sie in unserem ESG.Table.

Und die geldpolitische Strategie? Die nächste Strategieüberprüfung ist erst in fünf Jahren. Genug Zeit also, sich kritisch zu hinterfragen.

 

CEO.Talk

Gamechanger Software: „Die Politik will das nicht sehen“

Weltspitze im Maschinenbau, aber Software kann Deutschland nicht. Das denkt Nvidia-Chef Jensen Huang. Barbara Frei, Vice President Industrial Automation des französischen Unternehmens Schneider Electric, sieht das im Interview mit Table.Briefings anders.

„Im B2B-Bereich, speziell bei industrieller Software und KI, gibt es in Europa und Deutschland enormes Potenzial“, betont Frei. Software sei der Schlüssel für Europa, doch „manchmal könnte man fast meinen, die Politik will das nicht sehen“. Laut Frei müsse die Industrie wieder lernen, gezielter über den Einsatz von Software zu sprechen.

Der globale Konzern aus Frankreich fokussiert sich auf Digitalisierung, Energiemanagement und Automatisierung. Im Jahr 2024 erwirtschaftete Schneider Electric einen Gewinn von mehr als vier Milliarden Euro bei einem Umsatz von rund 38 Milliarden Euro. Seit über 20 Jahren setzt das Unternehmen nach eigenen Angaben intensiv auf Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil.

Mike Hughes, CEO DACH von Schneider Electric, sieht die deutsche Wirtschaft gut aufgestellt: „Deutschland hat Unternehmer, Know-how, Forschung und Kapital. Entscheidend ist jetzt das Thema Selbstbewusstsein“. Er betont, dass die Zeit der reinen Exportorientierung für Deutschland vorbei sei und neue Geschäftsmodelle gefragt sind – insbesondere im Umgang mit China.

Hughes ergänzt: Deutschland war vor 20 Jahren technologisch führend in der Solarbranche, aber dann kam China mit riesigen Stückzahlen und günstigeren Preisen. „Das Spannende ist nun die nächste Phase: Wie können wir das Beste aus China übernehmen und für den deutschen oder europäischen Markt nutzen – effizienter werden, erfolgreichere Geschäfte machen?“

Wie Software Europas Industrie neu erfindet, China zum Gamechanger wird und warum deutsch-französische Allianzen jetzt den Unterschied machen, lesen Sie im ausführlichen Interview.

CEO.Picks

Wer Innovationskultur will, muss die Führung hinterfragen

Von Ann-Kristin Achleitner und Thomas Lange

Führung ist das kulturelle Betriebssystem eines Unternehmens – sie beeinflusst, was gedacht, gesagt und letztlich getan wird.  

Unser CEO-Pick zeigt – bei aller kritischen Distanz, die man angesichts der Methodik solcher Analysen immer wahren sollte: Gute Führung ist kein isolierter Wert, sondern der Hebel, der die anderen Dimensionen der Unternehmenskultur mitträgt – insbesondere die Innovationsfähigkeit. In Zeiten permanenten Wandels und immer höheren Transformationsdrucks wird Führung so auch zur strategischen Infrastruktur.  

Unternehmen wie NVIDIA belegen eindrucksvoll: Wenn Führung inspiriert und ermöglicht, entsteht Innovation – nicht als Zufallsprodukt, sondern als kulturelle Konstante.  

Der umgekehrte Fall ist ebenso sichtbar: Selbst starke Marken können stagnieren, wenn Führung zur Managementroutine verkommt.  

Für CEOs heißt das: Wer echte Innovationskultur will, muss die Führung ehrlich hinterfragen – und mit Klarheit, Mut und Beharrlichkeit an ihrer Erneuerung arbeiten. Gute Führung ist keine Frage der Kultur. Sie ist die Kultur. 

Der Pick stammt von Ann-Kristin Achleitner, Distinguished Affiliate Professor an der ESMT Berlin, und Thomas Lange, Managing Director bei Achleitner Ventures. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

CEO.News

AI Act: SAP-CEO Christian Klein will Regulierungspause

Es sollte der große Wurf sein, der mehr Vertrauen in künstliche Intelligenz schafft, Europa bei KI harmonisiert und gleichzeitig Grundrechte sichert: der AI Act der EU. Nun regt sich allerdings Widerstand. Unter anderem spricht sich SAP-CEO Christian Klein dafür aus, das Gesetz für zwei Jahre auszusetzen. Vor Journalisten sagte er am Donnerstagabend: „Lasst uns doch erst einmal etwas aufbauen, und dann können wir es regulieren.“ So sieht man erst, argumentiert Klein, welche Bedeutung die entstehenden Plattformen und Produkte tatsächlich haben.

Zwar bezweifle der Chef des größten deutschen Tech-Konzerns nicht die generelle Notwendigkeit für eine europäische KI-Regulierung. Aber: „Wir müssen zuerst sicherstellen, dass hiesige Unternehmen nicht benachteiligt werden im internationalen Wettbewerb.“ In der gegenwärtigen Version gebe es zudem zu viele Unklarheiten, die für Unsicherheit sorgen und damit den Markt negativ beeinträchtigen. 

Parallel wendet sich eine Gruppe von rund 45 europäischen Unternehmen mit einem offenen Brief an die Europäische Kommission. Sie fordern die Kommission auf, zentrale Aspekte des AI Act für zwei Jahre auszusetzen, etwa zur Regulierung von Hochrisiko-KI-Systemen oder zu Verbindlichkeiten hinsichtlich allgemeiner KI-Modelle (general-purpose AI models, GPAI), die etwa umfassende technische Dokumentation oder Compliance-Vorschriften umfassen. Die GPAI-Regeln sollen bereits im August 2025 in Kraft treten – ein entsprechender Code of Conduct fehle allerdings noch. Unterschrieben haben den Brief unter anderem Airbus-CEO Guillaume Faury, Christian Bruch von Siemens Energy, Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius oder Lufthansa-Technologiechefin Grazia Vittadini. Alex Hofmann

Wissenschaft: Wie die Politik 1.000 internationale Forschungstalente nach Deutschland holen will

Die Bundesregierung reagiert auf die eingeschränkte Wissenschaftsfreiheit in den USA und will mehr Forschende aus dem Ausland rekrutieren. Für das im Koalitionsvertrag angekündigte 1.000 Köpfe-Programm stehen im laufenden Jahr 27 Millionen Euro zur Verfügung, in den Folgejahren jeweils 50 Millionen Euro.

Weil Eile geboten ist, will man bestehende Programme ausweiten. Wie schnell Organisationen wie die Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) agieren können, ist unklar. Wie viele Talente sich mit dem vorgesehenen Budget anwerben lassen, ist ebenfalls ungewiss. Wenn es um Spitzenkräfte geht, wie bei den Humboldt-Professuren, kostet das fünf Millionen Euro pro Kopf. Welche Förderprogramme noch für die Initiative infrage kommen und wie die Max-Planck-Gesellschaft die Initiative flankiert, lesen Sie im Research.Table. Anne Brüning

Lernen Sie alle Table.Briefings in voller Länge kostenlos kennen: Vier Wochen, ohne automatische Verlängerung, ohne Zahldaten – und informiert wie die Topentscheider. 

Daimler Truck plant Lkw-Montagewerk im Senegal

In Diamniadio bei Dakar wird voraussichtlich Ende des Jahres der erste im Senegal montierte Lkw vom Band rollen. Daimler Truck unterzeichnete gemeinsam mit der senegalesischen Regierung und dem Unternehmen Global Truck Systems (GTS) eine entsprechende Absichtserklärung im Verteidigungsministerium in Dakar.

Geplant ist die Montage verschiedener Mercedes-Benz Lkw-Baureihen. Die Fahrzeuge sind für das Verteidigungsministerium, die Feuerwehr, Polizei sowie für den Einsatz in der Abfallwirtschaft, im Bauwesen und im Logistik- und Transportsektor vorgesehen. Bis 2030 strebt Daimler die Produktion einer vierstelligen Fahrzeuganzahl an. Die dafür benötigten, vormontierten Lkw-Teile (CKDs – completely knocked down) werden aus Deutschland geliefert. 

Was die Zusammenarbeit für die senegalesische Regierung bedeutet, lesen Sie im Africa.Table. Lucia Weiß

Autoindustrie: Der nächste Strategische Dialog auf Chefebene findet am 12. September statt

Am 12. September findet die dritte Runde des Strategischen Dialogs zur Zukunft der Automobilindustrie auf Chefebene statt. Dies geht aus dem Schreiben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hervor, mit dem sie die Chefrunde einberuft, der auch die CEOs von Mercedes, BMW und VW angehören. Drei Stunden sind für die Sitzung vorgesehen. In dem Terminblocker, der Table.Briefings vorliegt, erinnert von der Leyen an den beschlossenen Aktionsplan und an die Strafzahlungen bei der CO2-Flottengesetzgebung, bei denen die Co-Gesetzgeber „in Rekordzeit“ die vorgeschlagenen Entschärfungen umgesetzt haben. Weitere Information für die Sitzung würden folgen, heißt es weiter in dem Schreiben. 

In der Branche wird erwartet, dass die Kommission vor der dritten Runde eine Konsultation zu Verbrenner-Aus und Flottengrenzwerten macht. In der Sitzung werde sie dann in Grundzügen den Vorschlag für die Überprüfung der CO2-Flottengesetzgebung präsentieren. Markus Grabitz 

EU fördert Batteriezellen-Projekte mit 852 Millionen Euro – zwei davon aus Deutschland

Die Europäische Kommission investiert 852 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds in sechs Projekte zur Herstellung von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge:

  • Accept (Frankreich, Automotive Cells Company)

  • Agathe (Frankreich, Verkor)

  • CF3 at Scale (Deutschland, Cellforce Group)

  • Novo One (Schweden, Novo Energy)

  • Willstatt Giga Factory (Deutschland, Leclanche)

  • 46 in EU (Polen, LG Energy Solution)

Ziel ist es, die europäische Batteriezellproduktion zu stärken, nachhaltige Fertigungstechnologien voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhöhen. Die Projekte leisten einen Beitrag zur Dekarbonisierung, schaffen hochwertige Arbeitsplätze und verringern die Abhängigkeit von Importen, so die Kommission. Alexander Wiedmann

 

Starker Euro könnte EZB zu Zinssenkung im September bewegen

Seit Jahresanfang legte der Euro gegenüber dem US-Dollar um 14 Prozent zu. Diese Aufwertung wirkt wie ein zusätzlicher Zoll auf europäische Exporte und verstärkt den Disinflationstrend. Marco Wagner, Senior Economist bei der Commerzbank, glaubt daher:

„Eine Zinssenkung liegt noch in der Luft. Im Juli dürfte die EZB zwar zunächst pausieren, im September aber die Zinsen noch einmal senken – vor allem, wenn der Euro gegenüber dem US-Dollar stärker aufwertet als bisher von der EZB angenommen“

Zwar betonte EZB-Präsidentin Lagarde im Juni, die Zentralbank sei „an einem guten Punkt“, doch eine anhaltende Euro-Stärke könnte diesen Kurs ins Wanken bringen. Alexander Wiedmann

CEO.Presseschau

Süddeutsche Zeitung

Bundesregierung bleibt bei Nein zu Unicredit-Plänen für Commerzbank

Unicredit-Chef Andrea Orcel strebt weiterhin eine Fusion der Commerzbank mit der Hypovereinsbank an, stößt dabei jedoch auf Widerstand der Bundesregierung. Trotz mehrerer Schreiben an Kanzler Friedrich Merz und Finanzminister Lars Klingbeil lehnt die Bundesregierung Gespräche über eine mögliche Übernahme ab und verweist Orcel an den Vorstand der Commerzbank. Die Regierung betont die Bedeutung der Eigenständigkeit der Commerzbank für die Finanzierung des deutschen Mittelstands und sieht Risiken für den Finanzstandort Deutschland, sollte Unicredit in eine Krise geraten.
Wiwo

Kritik an 1&1 wegen Netzausbau und Unlimited-Tarifen verschärft sich

Der Telekommunikationsanbieter und sein Gründer Ralph Dommermuth geraten zunehmend unter Druck: Der Netzausbau bleibt weit hinter den eigenen Zusagen zurück, was zu zusätzlichen Auflagen durch das Digitalministerium führte. Gleichzeitig sorgt eine intransparente Klausel bei den Unlimited-Tarifen für Ärger, da Vielnutzer wegen „unüblicher Nutzung“ gekündigt wurden. Die Verbraucherzentrale NRW hat das Unternehmen deshalb abgemahnt und fordert mehr Transparenz.
Wiwo

Ex-BND-Chef August Hanning in Familienstreit um Tengelmann involviert

Nach Recherchen der Wirtschaftswoche wurde Hanning von einem Familienzweig beauftragt, gegen andere Mitglieder der Familie Haub zu ermitteln. Ziel war es offenbar, im Streit um Kontrolle und Vermögen belastende Informationen zu gewinnen. Über die konkreten Ergebnisse der Ermittlungen oder die Identität der Auftraggeber ist bislang nichts bekannt.
Manager Magazin

Gläubiger scheitern vorerst an Zugriff auf Benkos Laura Privatstiftung

Die Stiftung von René Benko verfügt über Luxusimmobilien, Kunstwerke und weitere Vermögenswerte im Wert von etwa einer Milliarde Euro. Nach dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe versuchen Gläubiger und Insolvenzverwalter, Zugriff auf das Stiftungsvermögen zu erhalten, bislang aber ohne Erfolg. Die Kontrolle über die Stiftung liegt weiterhin bei Benkos Mutter Ingeborg, nachdem Benko selbst aus dem Beirat ausgeschieden ist. Die Stiftung bemüht sich während der gerichtlichen Auseinandersetzungen, Teile ihres Vermögens zu verkaufen, um Liquidität zu schaffen.
Spiegel

Ford-Chef Jim Farley warnt vor massiven Jobverlusten durch Künstliche Intelligenz

In den kommenden Jahren könnte etwa die Hälfte aller Büroangestellten in den USA ersetzen werden. Farley betont, dass die neuen Technologien zwar viele Vorteile bringen, aber auch zahlreiche Arbeitsplätze gefährden und die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen. Er sieht insbesondere gut ausgebildete Angestellte betroffen und kritisiert, dass es bislang keinen Plan für die von KI verdrängten Menschen gibt. Gleichzeitig hebt er die Bedeutung von Weiterbildung hervor und verweist auf die Grenzen von KI bei kreativen Aufgaben.
Tagesspiegel

Büroleerstand erreicht neuen Höchststand

Der Büroleerstand in Deutschlands Metropolen steigt an, und am stärksten tut er das in Berlin. Hier stehen aktuell 1,75 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer, was 7,9 Prozent des Gesamtbestands entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Leerstand damit um 42 Prozent gestiegen. Trotz des anhaltenden Baus neuer Bürohäuser wächst der Leerstand in der Hauptstadt schneller als in anderen deutschen Metropolen. Besonders gefragt sind weiterhin moderne Flächen in zentralen Lagen, die jedoch Mangelware bleiben. Der Umsatz mit Büroflächen sank im ersten Halbjahr 2025 um 19 Prozent, während in anderen Großstädten wie Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart kaum Veränderungen zu verzeichnen sind.

CEO.Personnel

FAZ

Personalvorstand Gunnar Kilian verlässt Volkswagen

Nach sieben Jahren muss Kilian seinen Posten räumen. Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, wird der Aufsichtsrat die Entscheidung dazu in seiner aktuellen Sitzung treffen. Kilian galt lange als enger Vertrauter der IG Metall, das Verhältnis soll sich jedoch zuletzt verschlechtert haben, auch aufgrund des von ihm mitgetragenen Stellenabbaus.
Busplaner

Agata Stańda übernimmt Geschäftsführung bei Solaris Bus & Coach

Beim polnischen Bushersteller hat es einen Wechsel an der Unternehmensspitze gegeben. Zum 1. Juli 2025 wurde Agata Stańda zur neuen Geschäftsführerin ernannt. Sie folgt auf Javier Iriarte, der den stellvertretenden Vorsitz des Aufsichtsrats übernimmt. Stańda ist seit 2020 im Unternehmen und verantwortete zuletzt die Bereiche Strategie und Nachhaltigkeit.
Handelsblatt

IT-Vorstand Bernd Leukert verlässt die Deutsche Bank

Leukert, der zuvor viele Jahre bei SAP tätig war, hat sich laut Unternehmenskreisen gegen eine Verlängerung seines Vertrags entschieden. Als Grund gelten strategische Veränderungen, durch die die einzelnen Geschäftsbereiche wieder mehr Mitsprache bei IT-Fragen erhalten und Leukerts Einfluss schwindet. Zusätzlich gab es innerhalb der Bank Kritik an seiner Arbeit, insbesondere wegen Problemen im IT-System. Die Suche nach einer Nachfolge läuft bereits.
Private Banking Magazin

Markus Mrasek wird Chief Operating Officer bei Julius Bär Deutschland

Er ergänzt damit den Vorstand um CEO Axel Hoffmans und CFO/CRO Thomas Falk. Er ist seit 2011 im Unternehmen tätig. Sein bisheriger Posten als Leiter der Niederlassung 2 in Frankfurt wird von Markus von Wallenberg-Pachaly übernommen, der erst im Februar 2025 zur Bank kam. Zudem übernimmt Stefan Spieler die Leitung des neuen Bereichs Global Products & Solutions Deutschland.
Medieninsider

Bernd Hellermann wird neuer COO der Madsack Mediengruppe

Hellermann startet im Februar 2026 und folgt auf Bernhard Bahners, der das Unternehmen Ende Juni 2025 verlässt, aber weiterhin als Geschäftsführer des Redaktionsnetzwerks Deutschland und von Radio.de tätig bleibt. Hellermann war zuvor CEO von Gruner + Jahr bei RTL Deutschland und bringt umfangreiche Führungserfahrung im Medienbereich mit.

CEO.Finance

Das Mindestlohnrätsel

Von Gunther Schnabl

Der Mindestlohn soll von derzeit 12,82 Euro auf 14,60 Euro im Jahr 2027 steigen. Seit seiner Einführung am 1. Januar 2015 – damals 8,50 Euro – entspricht das insgesamt einem Anstieg um gut 70 Prozent.  

Insbesondere Vertreter der Arbeitgeber haben immer wieder davor gewarnt, dass der Mindestlohn Arbeitslosigkeit erzeugen wird. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung erwarten rund 19 Prozent aller Betriebe bei einem Mindestlohn von 14 Euro einen Rückgang der Beschäftigung. 

Denn mit einem Mindestlohn, der über dem Gleichgewichtslohn liegt, steigt nach den Gesetzen des Marktes das Arbeitsangebot und es sinkt vor allem die Nachfrage. Arbeitslosigkeit ist die Folge. 

Nicht so in Deutschland seit 2015. Während im Januar 2015 drei Millionen Menschen arbeitslos waren, sind es heute trotz des starken Anstiegs des Mindestlohns etwas weniger. Die Arbeitslosenquote ist gering. Das ist rätselhaft! 

Ein möglicher Grund: Längst herrscht nicht nur Fachkräftemangel, sondern ein genereller Arbeitskräftemangel, den das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos für 2025 auf 2,5 Millionen Erwerbstätige schätzt.  

Als Ursache für den Mangel wird in der Regel die Demografie genannt. Viele Babyboomer gehen in den Ruhestand, während aufgrund dauerhaft niedriger Geburtenraten weniger neue Arbeitskräfte nachkommen.  

Dagegen spricht, dass die Bevölkerung durch Zuwanderung gewachsen ist, von knapp 80 Millionen 1990 auf heute 83,6 Millionen. Die Anzahl der Erwerbstätigen ist seit 2008 von 40,8 Millionen auf 46 Millionen gestiegen. Das deutet nicht auf Mangel hin. 

Vielmehr hat der Staat die Nachfrage am Arbeitsmarkt drastisch erhöht. Die Beschäftigung im öffentlichen Sektor (einschließlich Gesundheit und Bildung) ist von 9,5 Millionen Anfang 2008 auf 12,3 Millionen angestiegen.  

Gleichzeitig hat der Staat durch eine großzügige soziale Sicherung wie das Bürgergeld, die Rente mit 63, Kurzarbeitergeld sowie die Ausweitung von kostenlosen Studienplätzen das Arbeitsangebot schonungslos verknappt.  

Durch wuchernde Regulierung hat er die Unternehmen in eine zusätzliche Arbeitsnachfrage gezwungen. Wohl nicht ohne Grund sind die Erwerbstätigen bei den sonstigen Dienstleistungen – wie Beratung oder wissenschaftliche Tätigkeiten – von fünf Millionen 2008 auf 6,2 Millionen angewachsen. 

Es könnte deshalb sein, dass der Staat den Gleichgewichtslohn schneller nach oben getrieben hat, als der Mindestlohn folgen konnte. Ein Bäcker in Leipzig wirbt vielleicht nicht ohne Grund mit 15,50 Euro pro Stunde um Verkaufspersonal. 

Allerdings wäre das versteckte Engagement des Staats am Arbeitsmarkt ohne eine lockere Geldpolitik der EZB und mehr Staatsschulden nicht möglich gewesen.  

Ohne das neue große Schuldenpaket der Regierung würde deshalb das Mindestlohnrätsel wohl bald der Vergangenheit angehören.

CEO.Success

Michael Conrad: „You treasure what you measure.“

Im internationalen Werbemarkt hat sich die US-Agentur Leo Burnett mit dem Marlboro Man seit den 1950er-Jahren einen Namen gemacht. Mitverantwortlich für die späteren Erfolge: Michael Conrad. Der gebürtige Leipziger übernahm nach dem Verkauf seiner 1975 zusammen mit Walter Lürzer gegründeten Werbeagentur an die deutsche Tochter von Leo Burnett die kreative Führung der US-Muttergesellschaft.

Conrad selbst führt seine Erfolgsgeschichte dabei auf ein simples System zurück: Als Kreativchef entwickelte er ein 10-Punkte-Bewertungssystem für Werbequalität, das später von einem Großteil der Unternehmen in der Gruppe übernommen wurde: zu vermeidende Qualität (1 bis 4), Durchschnitt (5 bis 6) und Exzellenz (7 bis 10). Entscheidend war aus Conrads Sicht allerdings die bedingungslose und von der Geschäftsführung unterstützte Fokussierung auf „7-Plus“-Arbeiten, wie er Ende Juni beim CEO Deep Dive von Table.Briefings in Berlin sagte.

Vierteljährliche Meetings, bei denen 1.000 bis 1.200 Arbeiten bewertet wurden, sollten das Bewusstsein schärfen. Einzelne Tochteragenturen mussten selbst definieren, wie viele 7-Plus-Arbeiten sie schaffen wollten – mit direkter Bonuskopplung. Das fruchtete: Im ersten Jahr lagen laut Conrad 141 Arbeiten über dem Standard, im fünften Jahr täglich eine.

Das System habe er dabei bewusst kulturneutral gestaltet, mit drei Kernkriterien: innovative Strategie, frische Ideen und exzellente Umsetzung.

Der Erfolg gibt ihm recht: Sein System habe zu einem Umsatzwachstum von einer auf zehn Milliarden Dollar geführt, sagt Conrad. Und betont: „You treasure what you measure“ – die Quantifizierung kreativer Qualität veränderte die gesamte Unternehmenskultur.



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