Table.Briefing: China

Kohle vs. Klima + Müllberge nach Lockdowns

  • Kohle-Boom bedroht Chinas Klimaziele
  • Shanghai erstickt wegen Lockdown im Müll
  • China will LNG-Deals mit Katar und Joint-Venture
  • Immer mehr russisches Öl für die Volksrepublik
  • Überflutungen und Hitzewellen plagen China
  • Rekordproduktion von Strom aus Offshore-Wind
  • Klimaplan nimmt Schwerindustrie in den Blick
  • Honda baut neue E-Auto-Fabrik
  • COP15 von Kunming nach Montreal
  • Großbrand in Chemiefabrik in Shanghai
Liebe Leserin, lieber Leser,

um auch im Winter genug Strom und Wärme produzieren zu können, setzt Deutschland wieder auf die Kohle. Fehlendes Gas aus Russland soll durch den klimaschädlichsten Energieträger schlechthin ersetzt werden. Auch in China verfolgt man diesen Weg. Dort gilt die Kohle als Brückentechnologie auf dem Weg zu mehr Erneuerbaren.

Unfassbare vier Milliarden Tonnen Kohle wurden im vergangenen Jahr in China gefördert – so viel wie noch nie zuvor. Zudem werden im ganzen Land dutzende neue Kohlekraftwerke gebaut. Und das alles, obwohl Xi Jinping sein Land gerne als kommende Klimaschutzmacht anpreist. Wir haben uns genauer angeschaut, was hinter dem Kohleboom in China steckt, weshalb viele Kraftwerke in der Nähe von Wind und Solarparks gebaut werden – und warum führende Klimaexperten den chinesischen Kohleboom gar nicht so negativ bewerten.

Masken, Gummi-Handschuhe, Einweg-Schutzanzüge, Test-Stäbchen – die Pandemiebekämpfung hat hier wie dort unerwartete Nebeneffekte: riesige Abfallberge, wie Ning Wang berichtet. In China herrscht der Glaube vor, das Virus könne auf Oberflächen oder durch Lebensmittel übertragen werden. Daher werden die Lieferungen in die Häuser dreimal in Plastik verpackt. Dazu kommen Milliarden von Schnelltests, die als medizinischer Sondermüll entsorgt werden müssen. Das Ergebnis ist ein Anstieg des täglichen Abfallvolumens um das 40-Fache. Chinas sonst so saubere Boom-Metropolen leiden unter Müllbergen. Doch es tut sich noch ein weiter reichendes Problem auf: Die Regierungspläne zur Plastikvermeidung werden um Jahre zurückgeworfen.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Nico Beckert
Bild von Nico  Beckert

Analyse

Kohle als riskante Brückentechnologie

Entladen eines Kohlezugs am Kraftwerk: In China erlebt Kohle einen Boom, um die Energiesicherheit zu gewährleisten.
Entladen eines Kohlezugs am Kraftwerk: In China erlebt Kohle einen Boom.

Strom kommt aus der Steckdose, Wärme aus der Heizung – diese Gewissheit hat uns jahrzehntelang unauffällig begleitet. Doch durch den Ukraine-Krieg ist die Strom- und Energieversorgung zu einem Topthema geworden. Europa sucht krampfhaft nach neuen Energielieferanten. Auch in China steht die Energiesicherheit ganz oben auf der Agenda. Schließlich hat die Volksrepublik schon im vergangenen Jahr eine gravierende Stromkrise durchgemacht. Wochenlang mussten Fabriken mit halber Kraft fahren (China.Table berichtete). Die Zentralregierung in Peking hat eine klare Botschaft ausgesandt: Die Stromkrise darf sich unter keinen Umständen wiederholen.

Um die Versorgung zu sichern, setzen die Behörden vor allem auf Kohle:

  • Die Produktion in den Kohle-Minen des Landes wird ausgeweitet. Milliarden-Summen wurden in neue Minen investiert.
  • Kohlekraftwerke sind angehalten, ihre Kohlevorräte aufzustocken und die Auslastung zu erhöhen. Der Bau zahlreicher neuer Kraftwerke ist bewilligt.
  • Die Regierung verspricht, die Kraftwerksbetreiber finanziell zu unterstützen. Dafür hat die Regierung umgerechnet 1,4 Milliarden Euro bereitgestellt. Gleichzeitig wurde angekündigt, den Betrieb auch bei hohen Kohlepreisen nicht einzustellen – im vergangenen Jahr war das eine Ursache der Stromkrise.

Doch was bedeutet dieser neue Kohle-Fokus für das Erreichen der chinesischen und globalen Klimaziele? Verbaut sich die Volksrepublik gerade die Energiewende?

In China steigt die Kohleproduktion und der Verbrauch

China hat im vergangenen Jahr eine Rekordmenge an Kohle produziert. Insgesamt wurden gigantische 4,13 Milliarden Tonnen gefördert. Im laufenden Jahr könnte diese Menge noch übertroffen werden. Der Staatsrat hat die Minen angewiesen, die Produktion um 300 Millionen Tonnen auszuweiten. Ein staatsnaher Industrieverband bezweifelt jedoch, dass dieses Ziel erreicht werden kann. China könne in diesem Jahr lediglich 100 Millionen Tonnen an neuer Kapazität realisieren, sagte ein Analyst der China Coal Transportation and Distribution Association (China.Table berichtete).

Der Kohleverbrauch ist 2021 leicht angestiegen und liegt auf einem Rekordniveau. “Die Stromerzeugung aus Kohle stieg 2021 das sechste Jahr in Folge”, schreiben die Analysten des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA).

Chinas Kohleverbrauch war in den vergangenen Jahren auf konstantem Level.

Im vergangenen Jahr wurde zudem der Bau neuer Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 33 Gigawatt gestartet, der größte Anstieg seit 2016. Seit Anfang 2022 hat China 23 große Kohlekraftwerks-Projekte mit einer Gesamtkapazität von mehr als 30 Gigawatt vorangetrieben. Diese Zahlen scheinen also eine deutliche Sprache zu sprechen.

Kein Rückzieher bei Chinas langfristigen Klimazielen

Und trotzdem sind Klima– und Energieanalysten nicht so pessimistisch, wie die Daten vermuten lassen. “Die meisten Experten sind sich einig, dass der Anstieg der Kohleverstromung eine kurzfristige politische Anpassung ist und keinen ‘Rückzieher’ Chinas aus seinen langfristigen Klimaverpflichtungen darstellt”, fasst das Fachportal Carbon Brief zusammen.

Diese Einschätzung hat mehrere Gründe. Der Neubau von Kohlekraftwerken geht teils mit der Abschaltung älterer, weniger effizienter Kraftwerke einher. Unter dem Strich wächst die Kraftwerkskapazität zwar an, aber die Kraftwerke laufen effizienter, verbrauchen also weniger Kohle. Das ist natürlich noch kein Ausweg aus dem Klimadilemma.

Der größere Klimanutzen könnte durch eine andere Maßnahme entstehen: Ein Teil der neuen Kraftwerke soll in Zukunft als Backup für Wind- und Solarkraftwerke dienen und mit geringerer Auslastung laufen. China baut seine erneuerbaren Energien massiv aus. Einige der neuen Kohlekraftwerke sollen unweit der geplanten, riesigen Solar- und Wind-Kraftwerke in den Wüsten des Landes gebaut werden (China.Table berichtete). Sie sollen die Erneuerbaren-Kraftwerke ergänzen, weil sie flexibel einsetzbar sind und Nachfragespitzen bedienen können. Die Kohlekraft soll quasi zur Brückentechnologie werden, bis die erneuerbaren Energien die Hauptlast der Stromnachfrage decken können.

Keine Zielmarke für den Maximalverbrauch von Kohle

Dabei verfolgt China ein anderes ökonomisches Kalkül als westliche Länder. Es scheint die Planer nicht zu sorgen, dass die Kraftwerke in Zukunft nicht mit hoher Auslastung gefahren werden und die Investitionen betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll erscheinen. Die Energieexpertin und unabhängige Beraterin Liu Hongqiao sagt: “Die chinesischen Politiker sehen neue Kohleprojekte als ‘erträgliche Kosten’ im Rahmen der Energiewende.”

Laut Xie Chunping, Energie-Ökonomin am Grantham Research Institute on Climate Change and the Environment, sieht die Regierung neue Kohlekraftwerke als “flexible Ressource oder Kapazitäten” an, die nicht unter Volllast laufen werden. Der Bau neuer Kohlekraftwerke ginge also nicht zwangsläufig mit einem Anstieg der CO2-Emissionen einher.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob das Ziel eines flexiblen Kraftwerkbetriebs in der Praxis auch wirklich umgesetzt wird. Mehr Kohlekraftwerke könnten die Provinzen auch dazu verleiten, mehr Strom zu produzieren und die Abhängigkeit von anderen Provinzen zu verringern, wie der Energieexperte Lauri Myllyvirta schreibt.

Auch andere Fachleute sind skeptisch. China hat sich keine Zielmarke gesetzt, wie hoch die Emissionen auf ihrem Höchststand sein dürfen. Auch für den Kohleverbrauch gibt es keine Zielmarken, wie viel Kohle bis wann maximal verbraucht werden darf. Demnach gibt es Spielraum für einen höheren Kohleverbrauch in den nächsten Jahren.

Pariser Klimaziele erfordern schnellen Kohleausstieg

Zudem muss zwischen Chinas Klimazielen und den Pariser Klimazielen unterschieden werden. Selbst wenn China trotz des Zubaus von Kohlemeilern mittelfristig weniger Kohle verbraucht und die eigenen Klimaziele erreicht, könnte das Tempo des Kohleausstiegs zu langsam sein, um die Pariser Klimaziele erreichen zu können. Denn Chinas Klimaziele sind nicht ambitioniert genug. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele müsste die Volksrepublik ihre Ambitionen steigern.

Wenn das Land seinen Anteil zur Erreichung der Pariser Klimaziele beitragen will, muss der Anteil des Kohlestroms bis zum Jahr 2030 auf 35 Prozent sinken, wie Berechnungen des Climate Action Tracker zeigen. Derzeit liegt er noch bei 64 Prozent. Der Tracker analysiert die Klimapolitik der wichtigsten Staaten und wird von Wissenschaftlern der beiden Think-Tanks Carbon Analytics und New Climate Institute erstellt. Noch vor dem Jahr 2040 dürfte China gar keine Kohle mehr für die Stromerzeugung verbrauchen, rechnen die Experten vor.

Derzeit basiert Chinas Energiepolitik auf dem gleichzeitigen Ausbau der Kohlekraft und der erneuerbaren Energien. Was auf den ersten Blick klimapolitisch wenig sinnvoll erscheint, wird mit der Flexibilität der Kohlekraft begründet. Die große Klimafrage ist, ob es schnell genug gelingt, ein funktionierendes System aus erneuerbaren Energien, einem flexiblen Stromnetz und – mittelfristig – ausreichend Stromspeichern aufzubauen, damit die Kohle aus dem Netz gedrängt werden kann. China steht hier vor einer Mammutaufgabe.

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Lockdown verursacht Berge von Müll

Plastik-Abfall als Begleiterscheinung von Ausgangssperren - durch die Lockdowns ist in China viel Müll entstanden.
Plastik-Abfall als Begleiterscheinung von Ausgangssperren

Chinas Metropolen wie Peking und Shanghai waren in den vergangenen Jahrzehnten immer sauberer geworden. Ecken, in denen der Abfall wochenlang rumlag, waren fast ganz aus dem inneren Stadtbild verschwunden. Bis zur jüngsten Runde von Corona-Ausgangssperren. Eine Flut von Müll belastet während der Lockdowns nicht nur die teils überbelastete Abfallentsorgung, sondern sie gefährdet auch die Recyclingziele der Regierung.

Im April waren etwa 373 Millionen Menschen in 45 chinesischen Metropolen im Lockdown oder teilweise vom Lockdown betroffen, so die Ökonomen des japanischen Wertpapierhauses Nomura. Die 25-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai steckt nach zwei Monaten immer noch im Lockdown fest. Wegen der Einschränkungen haben all diese Menschen mehr online bestellt. Von Lebensmitteln bis zu Windeln wurden dementsprechend viel mehr Verpackungen verwendet als sonst, auch weil sich immer noch hartnäckig der Irrglaube hält, dass das Virus auch über Oberflächen übertragen werden kann (China.Table berichtete). Viele Chinesen glauben, dass mehr Verpackung gleichbedeutend mit mehr Hygiene ist, weswegen Lieferungen doppelt und dreifach in Plastiktüten verschnürt werden. Das ist nicht rational, aber Pandemiebekämpfung ist auch nicht immer rational.

So sind allein in Shanghai während des Lockdowns täglich über 3.300 Tonnen Hausmüll entstanden. Noch im Februar, vor dem Lockdown, fielen täglich gerade einmal 73 Tonnen Hausmüll an, so die staatliche Zeitung People’s Daily. Das ist ein Anstieg um den Faktor 44. Keine Müll-Infrastruktur der Welt könnte so eine Zunahme ohne weiteres bewältigen.

Auch die Massentests, die während des Lockdowns und nun wieder für alle 25 Millionen Einwohner eingeführt worden sind, sorgen für enorme Mengen von medizinischem Müll. Die Shanghaier Stadtregierung musste nun drei neue Müllentsorgungsanlagen nur für medizinischen Müll in Betrieb nehmen, um die Kapazitäten in dem Bereich auf 1.500 Tonnen am Tag zu erhöhen.

Müllberge entstanden schon im “Ur-Lockdown” in Wuhan

Jedoch sind es vor allem die Plastiktüten und die Plastikeinwegverpackungen, die den Umweltschützern Sorge bereiten. Denn Einwegkunststoffe werden fast ausschließlich aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Sie hinterlassen damit nicht nur bei der Herstellung einen großen CO₂-Abdruck, sondern verursachen auf den Mülldeponien weiter Schäden. Selbst wenn sie dort vergraben sind, zersetzen sie sich jahrelang nicht. Ihre Verbrennung würde Luft und Umwelt schädigen.

Schon ohne Coronavirus-Belastung hatte das Land besonders viel Plastik erzeugt. Laut der China National Resources Recycling Association produzierte China im Jahr 2020 etwa 60 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, von denen nur etwa 16 Millionen Tonnen recycelt wurden. Kein Wunder: In China ist es immer noch üblich, beim Einkauf Plastiktüten zu erhalten. Oft werden auch Äpfel, Karotten und Kartoffeln in je eigene Einweg-Plastiktüten verpackt.

Dabei sollte in den sogenannten First-Tier-Großstädten Chinas eigentlich bis zum Ende dieses Jahres Schluss sein mit dem Gebrauch und der Produktion von Plastiktüten. Doch die im Januar 2020 von der Regierung beschlossene Maßnahme fiel genau in die Pandemiezeit. Allein in Wuhan wurden im Zeitraum des ersten Lockdowns über sechs Millionen Einweg-Plastiktüten benutzt, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen. Das war von Januar bis April 2020, als mehr als elf Millionen Menschen über zwei Monate in ihren Wohnungen im Lockdown saßen.

Wissenschaftler errechneten, dass die seinerzeit in Wuhan verwendeten Plastiktüten zusammengerechnet etwa auf eine Fläche von 51 Fußballfelder kommen. Würde man die Einwegverpackungen von Essenslieferungen innerhalb dieses Zeitraums zusammentragen, dann würden die gestapelten “Lunch-Boxen” allein aus Wuhan etwa 31 Mal so hoch wie der Mount Everest sein. Und China hat 19 Städte in dieser Kategorie. Der “Ur-Lockdown” hat also auch bereits den Präzedenzfall für die Müllberge geschaffen.

Die Regierung erlässt Verordnungen gegen die Plastikflut

Dabei kämpft die Regierung seit Jahrzehnten gegen die Plastikverschmutzung. Denn die Volksrepublik gehört mit seinen jährlich hergestellten 60 Millionen Tonnen Plastik aktuell zu den weltweit größten Kunststoffherstellern. Noch bis 2017 war China zudem der größte Kunststoffimporteur der Welt, da es günstiger und energiesparender war, diese aus wiederverwertbaren Abfällen zu gewinnen, als selbst zu produzieren.

Unter den vielen westeuropäischen Ländern, die ihren Plastikmüll nach China schickten, führte Deutschland die Liste mit rund 390.000 Tonnen pro Jahr an, so Martina Igini vom Fachdienst Earth.org in Hongkong. Diese Importe trugen zu weiteren 10 bis 13 Prozent der enormen Menge an Kunststoffabfällen bei, mit denen China in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte. Hinzu kommt, dass etwa ein Drittel der weltweiten Produktionsanlagen für Einwegkunststoffe in China stehen. Das staatliche Öl- und Gasunternehmen Sinopec ist laut der australischen Stiftung Minderoo der drittgrößte Erzeuger von Einweg-Kunststoffabfällen weltweit und hat im Jahr 2019 rund 5,3 Millionen Tonnen davon hergestellt.

Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), Chinas zentraler Wirtschaftsplaner, hatte im September vergangenen Jahres auf ihrer Website einen Fünfjahres-Aktionsplan zur Reduzierung von Plastikverschmutzung veröffentlicht. Der gemeinsam von der NDRC und dem Ministerium für Ökologie und Umwelt herausgegebene Plan für 2021 bis 2025 zielt darauf ab, “das Management der gesamten Kette der Plastikverschmutzung weiter zu verbessern”, berichtete die South China Morning Post.

Der Plan enthält detaillierte Maßnahmen und spezifische Ziele zur Reduzierung der Produktion und Verwendung von Kunststoffen. Dazu zählen:

  • Die Förderung von Alternativen
  • Die Entwicklung eines effizienteren Recyclingsystems
  • Die Reduzierung von Kunststoffabfällen auf Deponien
  • Die gleichzeitige Steigerung von Verbrennungsmöglichkeiten

“Plastikverschmutzung ist zu einem zentralen Umweltproblem geworden, das weltweit Anlass zur Sorge gibt”, erklärte Zhang Deyuan, stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts der NDRC. “Der Kern zur Kontrolle der Plastikverschmutzung besteht darin, starke Dämme gegen das Austreten von Plastik in die Umwelt zu bauen.”

Wie so oft, ist nicht nur eine Behörde mit der Umsetzung betraut worden, sondern es wurden gleich mehreren staatlichen Stellen Zuständigkeiten zugewiesen. So hat das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) dafür zu sorgen, dass die Produktion von ultradünnen Einweg-Einkaufstüten aus Kunststoff ausläuft. Auch die Herstellung von Produkten mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Mikrokügelchen aus Kunststoff soll sinken.

Die staatliche Verwaltung für Marktregulierung (SAMR) ist derweil für die Überwachung und Einschränkung der übermäßigen Verpackung von Waren zuständig. Der Plan sieht vor, dass Branchen wie Einzelhandel, E-Commerce und Express-Paketzustellung bis 2025 auf die “unvernünftige” Verwendung von Einwegkunststoffen verzichten sollen.

Die Lockdowns und damit die Explosion des Verpackungswahnsinns haben allerdings weder die MIIT noch SAMR kommen sehen. Der Aktionsplan der Regierung aus dem Jahr 2019 dürfte damit nun mächtig unter Druck gekommen sein. Vermutlich ist er längst hinfällig. Denn die darin formulierten Ziele bis 2025 lassen sich kaum noch erreichen.

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News

China will sich an LNG-Projekten in Katar beteiligen

Die großen staatlichen chinesischen Energiekonzerne CNPC und Sinopec sind Insidern zufolge mit Katar in fortgeschrittenen Gesprächen über Flüssiggasgeschäfte. Dabei gehe es um eine Beteiligung am Ausbau des Projekts North Field East und um langfristige Lieferverträge, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Es wäre die erste Partnerschaft dieser Art zwischen den Ländern. China gehört zu den weltweit größten LNG-Verbrauchern (China.Table berichtete), Katar zu den weltgrößten Produzenten. Auch Deutschland bemüht sich um LNG-Lieferverträge mit Katar, um damit die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.

Den Insidern zufolge könnten die beiden Unternehmen sich jeweils mit fünf Prozent an zwei separaten LNG-Zügen – den Anlagen, in denen das Gas verflüssigt wird – beteiligen. Im Zuge des fast 30 Milliarden Dollar teuren Ausbaus des Gasfeldes North Field East sollen insgesamt sechs LNG-Züge hinzukommen, die Katar jeweils als Joint-Venture aufziehen möchte. Darüber hinaus verhandelten die chinesischen Unternehmen mit dem Staatskonzern QatarEnergy über LNG-Lieferverträge mit einer Laufzeit von bis zu 27 Jahren.

Ein Liefervertrag mit Katar würde die Importquellen Chinas für LNG diversifizieren. Die politischen Beziehungen mit den USA und Australien – zwei großen LNG-Lieferanten – sind schwierig; Russland – ein weiterer großer LNG-Lieferant befindet sich im Krieg und ist von Sanktionen betroffen. Die Energiesicherheit steht weit oben auf Pekings Agenda. Da käme ein LNG-Deal mit Katar gerade recht. nib/rtr

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Russland liefert so viel Öl wie nie zuvor

Russland hat im Mai so viel Öl nach China verkauft wie noch nie und ist damit zum größten Öl-Lieferanten der Volksrepublik aufgestiegen. China importierte allein im vergangenen Monat fast 8,42 Millionen Tonnen Rohöl aus Russland, wie die Zollbehörde in Peking am Montag mitteilte. Das sind knapp zwei Millionen Barrel pro Tag (bpd) – und 55 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Damit verdrängte Russland nach 19 Monaten wieder Saudi-Arabien von Rang eins der größten Öl-Lieferanten Chinas. Chinesische Unternehmen wie der Raffinerie-Riese Sinopec profitierten dabei von kräftigen Preisnachlässen, nachdem sich westliche Öl-Konzerne und Handelshäuser aufgrund der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs vom russischen Markt zurückgezogen hatten.

Saudi-Arabien lieferte im Mai mit 7,82 Millionen Tonnen nach China. Das sind neun Prozent mehr Öl als im Vorjahr. Im Vergleich zum April sind die saudischen Lieferungen allerdings um rund 15 Prozent gesunken.

Die Europäische Union hatte im Mai einen weitgehenden Importstopp von russischem Öl beschlossen. Dies betrifft aber nur Transporte mit Öltankern über den Seeweg, Pipeline-Öl wurde auf Drängen vor allem Ungarns von dem Embargo ausgeschlossen. Das EU-Embargo soll zudem mit Übergangsfristen greifen. rtr

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Überflutungen und Hitzewellen plagen Teile Chinas

Im Süden Chinas mussten Millionen Menschen vor Rekord-Regenfällen und Überflutungen fliehen. In den Provinzen Fujian, Guangdong and Guangxi lagen die Niederschläge in der ersten Juni-Hälfte auf einem 60-Jahres-Hoch. 117 Flüsse sind im Perlfluss-Becken über die Ufer getreten und führten zu Überflutungen großer Landstriche, wie Bloomberg berichtet. Zwar kommt es im Sommer in China regelmäßig zu Überschwemmungen, doch der Klimawandel macht die Extremwetter-Ereignisse zahlreicher und heftiger.

Gleichzeitig sind Teile des Nordostens und Zentral-Chinas von Hitzewellen betroffen. In einigen Regionen, wie der 10-Millionen-Hauptstadt Zhengzhou, lag die Temperatur an mehreren Tagen in Folge bei über 40 Grad Celsius. In der Provinz Henan erreichten die Temperaturen in fast jeder zweiten Stadt den Wert von 40 Grad. In der Region leben fast 100 Millionen Menschen. An fast 100 Messstationen der Provinz wurden Bodentemperaturen von über 60 Grad gemessen. Versiegelte Flächen führen zu einem weiteren Anstieg der Temperaturen in Bodennähe. Die Stromnachfrage in der Provinz stieg auf einen Rekord-Wert, da viele Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

Die ostchinesische Provinz Jiangxi hat am Montag die Alarmstufe Rot für Überflutungen ausgerufen
Die ostchinesische Provinz Jiangxi hat am Montag die Alarmstufe Rot für Überschwemmungen ausgerufen

Sollten die Temperaturen in den kommenden Wochen häufiger auf ein so hohes Niveau steigen, könnte China gezwungen sein, den Stromverbrauch der Industrie in Spitzenzeiten zu begrenzen oder zu rationieren, so Reuters. “Für diese Region ist es selten, dass die hohen Temperaturen zu diesem Zeitpunkt im Juni so anhaltend und intensiv sind”, so die chinesische Meteorologiebehörde. Auch in Jiangsu und Hefei stieg die Stromnachfrage auf einen Rekord-Wert für das Jahr 2022. nib

  • Klima
  • Unwetter

Dominanz bei Offshore-Wind dank Subventionen

China hat im Jahr 2021 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Kapazität von fast 17 Gigawatt in Betrieb genommen. Die Volksrepublik ist damit weltweit führend. Sie hat über 80 Prozent der weltweiten neuen Offshore-Kapazität von 21 Gigawatt installiert. Die gesamte weltweit installierte Kapazität liegt bei 57 Gigawatt, wie Nikkei Asia berichtet.

Eine Ursache für den schnellen Ausbau Chinas sind demnach auslaufende Subventionen. Kraftwerksbetreiber mussten die Anlagen bis Ende 2021 ans Netz bringen, wenn sie von subventionierten Strompreisen profitieren wollten. Die Förderung wird in den kommenden Jahren weiter abnehmen. Zudem konkurrieren viele Provinzen beim Aufbau von Lieferketten im Bereich Windkraft.

In China sitzen die größten Windkraftanlagen-Hersteller der Welt. Die Hälfte der weltweit hergestellten Komponenten von Windkraftanlagen stammen aus chinesischer Produktion. Sechs der zehn größten Hersteller kommen aus der Volksrepublik. Die Hersteller drängen zunehmend auf den Weltmarkt. Doch anders als in der Solar-Industrie gehen Expertinnen und Experten nicht von einer Verdrängung westlicher Produzenten durch Exporte aus (China.Table berichtete). nib

  • Energie
  • Windkraft

China drängt Schwerindustrie aus einigen Regionen zurück

China will die Neuansiedlung von Unternehmen der Stahl-, Zement- und Glasindustrie sowie von Ölraffinerien und Kokereien in bestimmten Regionen verbieten. Regionen, die ohnehin schon stark verschmutzt sind, sollen so nicht weiter belastet werden. Das geht aus einem neuen Plan hervor, der Ende vergangener Woche veröffentlicht wurde. Ziel ist es, die Umweltverschmutzung zu verringern und die Klimaziele des Landes zu erreichen, wie Reuters berichtet.

Laut dem Plan sollen Zementhersteller schneller auf klimafreundlichere Energien umsteigen. Zudem sollen Technologien zum Auffangen von CO2 (Carbon Capture and Storage – China.Table berichtete) vermehrt zum Einsatz kommen. Die Recyclingraten in der Stahl- und im Aluminiumsektor sollen erhöht werden (China.Table berichtete). Bis 2030 sollen 50 Prozent der neu verkauften Autos Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sein. nib

  • Industrie
  • Klima
  • Umwelt
  • Verschmutzung

Honda erweitert E-Auto-Produktion

Honda Motor hat mit dem Bau einer neuen, 522 Millionen US-Dollar teuren Fabrik für Elektrofahrzeuge in der Provinz Guangdong begonnen. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Produktionsstätte wird zusammen mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner Guangzhou Automobile Group betrieben. Im Jahr 2024 soll das Werk voll einsatzfähig sein und eine jährliche Produktionskapazität von 120.000 Einheiten erreichen.

Der japanische Autobauer plant zudem ein weiteres EV-Werk in China, das ebenfalls 2024 in Betrieb gehen soll und in einem Joint Venture mit der Dongfeng Motor Group betrieben wird. Mit den neuen Produktionsstätten will der japanische Autokonzern das E-Auto-Geschäft in China weiter ausbauen. Bis 2024 soll die jährliche Produktionskapazität von Honda in China um etwa 16 Prozent auf 1,73 Millionen Einheiten steigen.

In Japan hat Honda kürzlich eine Zusammenarbeit mit dem Elektronikkonzern Sony bekannt gegeben. Die beiden Unternehmen wollen in einem Joint Venture eine “neue Generation von Mobilität und Dienstleistungen” anbieten. Geplant ist unter anderem ein “High-End-Elektroauto” mit vielfältigen Unterhaltungsangeboten, das 2025 auf den Markt kommen soll. Die japanische Industrie springt also gemeinsam auf den Digitalisierungs-Zug auf. fpe

  • Autoindustrie

Null-Covid trifft auch COP15

Die UN-Verhandlungen zum Abschluss eines globalen Pakts zum Schutz der Natur (COP15) sollen im Dezember nach Kanada verlegt werden. China als eigentlicher Gastgeber hat am Montag der Verlegung zugestimmt. Geplant war, dass das UN-Gipfeltreffen im dritten Quartal 2022 in Kunming stattfinden würde. Dort wollten 195 Nationen ein neues Abkommen beschließen, um Schäden an Pflanzen, Tieren und Ökosystemen möglichst schnell zu stoppen und umzukehren. Die Konferenz war aufgrund der Coronavirus-Pandemie bereits mehrfach verschoben worden.

Da Chinas Grenzen jedoch aufgrund seiner Null-COVID-Strategie geschlossen waren, schlug das Gastgeberland im vergangenen Monat vor, die bereits viermal verschobenen Gespräche nun endgültig auf 2023 zu legen. Eine Verschiebung ins kommende Jahr wurde allerdings abgelehnt. Jetzt soll die Standortverlegung nach Montreal das Treffen endlich möglich machen.

Li Shuo von Greenpeace China bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die COP15-Konferenz dort vom 5. bis 17. Dezember stattfinden solle. Offiziell soll die Verlegung diese Woche nach abschließenden Gesprächen verkündet werden.

Wie die COP15 wird auch der AFC Asien-Cup im Fußball nicht in China stattfinden. Eigentlich sollte das Turnier im Juni und Juli kommenden Jahres in China ausgetragen werden. Stattdessen hat sich Südkorea um die Ausrichtung des Asien-Pokals 2023 beworben. rad

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Brände in Chemiefabrik in Shanghai

Bei mehreren Bränden in einer Chemiefabrik in Shanghai ist am Samstag ein Mensch ums Leben gekommen. Die vorausgegangene Explosion war noch in sechs Kilometer Entfernung zu hören. Der Himmel über der Millionen-Metropole war von dunklem Rauch bedeckt, wie ein Drohnenvideo auf Twitter zeigt. Es kam zu einem Großeinsatz der Feuerwehr mit über 500 Feuerwehrleuten.

Der Chemie-Komplex gehört zu Sinopec und ist eine der größten Raffinerie- und Petrochemieanlagen des Landes, wie die BBC berichtet. Laut Unternehmensangaben werde überwacht, ob es zu weiteren Umweltschäden gekommen ist. An den umliegenden Gewässern wurden demnach keine Schäden festgestellt. nib

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China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    • Rekordproduktion von Strom aus Offshore-Wind
    • Klimaplan nimmt Schwerindustrie in den Blick
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    um auch im Winter genug Strom und Wärme produzieren zu können, setzt Deutschland wieder auf die Kohle. Fehlendes Gas aus Russland soll durch den klimaschädlichsten Energieträger schlechthin ersetzt werden. Auch in China verfolgt man diesen Weg. Dort gilt die Kohle als Brückentechnologie auf dem Weg zu mehr Erneuerbaren.

    Unfassbare vier Milliarden Tonnen Kohle wurden im vergangenen Jahr in China gefördert – so viel wie noch nie zuvor. Zudem werden im ganzen Land dutzende neue Kohlekraftwerke gebaut. Und das alles, obwohl Xi Jinping sein Land gerne als kommende Klimaschutzmacht anpreist. Wir haben uns genauer angeschaut, was hinter dem Kohleboom in China steckt, weshalb viele Kraftwerke in der Nähe von Wind und Solarparks gebaut werden – und warum führende Klimaexperten den chinesischen Kohleboom gar nicht so negativ bewerten.

    Masken, Gummi-Handschuhe, Einweg-Schutzanzüge, Test-Stäbchen – die Pandemiebekämpfung hat hier wie dort unerwartete Nebeneffekte: riesige Abfallberge, wie Ning Wang berichtet. In China herrscht der Glaube vor, das Virus könne auf Oberflächen oder durch Lebensmittel übertragen werden. Daher werden die Lieferungen in die Häuser dreimal in Plastik verpackt. Dazu kommen Milliarden von Schnelltests, die als medizinischer Sondermüll entsorgt werden müssen. Das Ergebnis ist ein Anstieg des täglichen Abfallvolumens um das 40-Fache. Chinas sonst so saubere Boom-Metropolen leiden unter Müllbergen. Doch es tut sich noch ein weiter reichendes Problem auf: Die Regierungspläne zur Plastikvermeidung werden um Jahre zurückgeworfen.

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    Ihr
    Nico Beckert
    Bild von Nico  Beckert

    Analyse

    Kohle als riskante Brückentechnologie

    Entladen eines Kohlezugs am Kraftwerk: In China erlebt Kohle einen Boom, um die Energiesicherheit zu gewährleisten.
    Entladen eines Kohlezugs am Kraftwerk: In China erlebt Kohle einen Boom.

    Strom kommt aus der Steckdose, Wärme aus der Heizung – diese Gewissheit hat uns jahrzehntelang unauffällig begleitet. Doch durch den Ukraine-Krieg ist die Strom- und Energieversorgung zu einem Topthema geworden. Europa sucht krampfhaft nach neuen Energielieferanten. Auch in China steht die Energiesicherheit ganz oben auf der Agenda. Schließlich hat die Volksrepublik schon im vergangenen Jahr eine gravierende Stromkrise durchgemacht. Wochenlang mussten Fabriken mit halber Kraft fahren (China.Table berichtete). Die Zentralregierung in Peking hat eine klare Botschaft ausgesandt: Die Stromkrise darf sich unter keinen Umständen wiederholen.

    Um die Versorgung zu sichern, setzen die Behörden vor allem auf Kohle:

    • Die Produktion in den Kohle-Minen des Landes wird ausgeweitet. Milliarden-Summen wurden in neue Minen investiert.
    • Kohlekraftwerke sind angehalten, ihre Kohlevorräte aufzustocken und die Auslastung zu erhöhen. Der Bau zahlreicher neuer Kraftwerke ist bewilligt.
    • Die Regierung verspricht, die Kraftwerksbetreiber finanziell zu unterstützen. Dafür hat die Regierung umgerechnet 1,4 Milliarden Euro bereitgestellt. Gleichzeitig wurde angekündigt, den Betrieb auch bei hohen Kohlepreisen nicht einzustellen – im vergangenen Jahr war das eine Ursache der Stromkrise.

    Doch was bedeutet dieser neue Kohle-Fokus für das Erreichen der chinesischen und globalen Klimaziele? Verbaut sich die Volksrepublik gerade die Energiewende?

    In China steigt die Kohleproduktion und der Verbrauch

    China hat im vergangenen Jahr eine Rekordmenge an Kohle produziert. Insgesamt wurden gigantische 4,13 Milliarden Tonnen gefördert. Im laufenden Jahr könnte diese Menge noch übertroffen werden. Der Staatsrat hat die Minen angewiesen, die Produktion um 300 Millionen Tonnen auszuweiten. Ein staatsnaher Industrieverband bezweifelt jedoch, dass dieses Ziel erreicht werden kann. China könne in diesem Jahr lediglich 100 Millionen Tonnen an neuer Kapazität realisieren, sagte ein Analyst der China Coal Transportation and Distribution Association (China.Table berichtete).

    Der Kohleverbrauch ist 2021 leicht angestiegen und liegt auf einem Rekordniveau. “Die Stromerzeugung aus Kohle stieg 2021 das sechste Jahr in Folge”, schreiben die Analysten des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA).

    Chinas Kohleverbrauch war in den vergangenen Jahren auf konstantem Level.

    Im vergangenen Jahr wurde zudem der Bau neuer Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 33 Gigawatt gestartet, der größte Anstieg seit 2016. Seit Anfang 2022 hat China 23 große Kohlekraftwerks-Projekte mit einer Gesamtkapazität von mehr als 30 Gigawatt vorangetrieben. Diese Zahlen scheinen also eine deutliche Sprache zu sprechen.

    Kein Rückzieher bei Chinas langfristigen Klimazielen

    Und trotzdem sind Klima– und Energieanalysten nicht so pessimistisch, wie die Daten vermuten lassen. “Die meisten Experten sind sich einig, dass der Anstieg der Kohleverstromung eine kurzfristige politische Anpassung ist und keinen ‘Rückzieher’ Chinas aus seinen langfristigen Klimaverpflichtungen darstellt”, fasst das Fachportal Carbon Brief zusammen.

    Diese Einschätzung hat mehrere Gründe. Der Neubau von Kohlekraftwerken geht teils mit der Abschaltung älterer, weniger effizienter Kraftwerke einher. Unter dem Strich wächst die Kraftwerkskapazität zwar an, aber die Kraftwerke laufen effizienter, verbrauchen also weniger Kohle. Das ist natürlich noch kein Ausweg aus dem Klimadilemma.

    Der größere Klimanutzen könnte durch eine andere Maßnahme entstehen: Ein Teil der neuen Kraftwerke soll in Zukunft als Backup für Wind- und Solarkraftwerke dienen und mit geringerer Auslastung laufen. China baut seine erneuerbaren Energien massiv aus. Einige der neuen Kohlekraftwerke sollen unweit der geplanten, riesigen Solar- und Wind-Kraftwerke in den Wüsten des Landes gebaut werden (China.Table berichtete). Sie sollen die Erneuerbaren-Kraftwerke ergänzen, weil sie flexibel einsetzbar sind und Nachfragespitzen bedienen können. Die Kohlekraft soll quasi zur Brückentechnologie werden, bis die erneuerbaren Energien die Hauptlast der Stromnachfrage decken können.

    Keine Zielmarke für den Maximalverbrauch von Kohle

    Dabei verfolgt China ein anderes ökonomisches Kalkül als westliche Länder. Es scheint die Planer nicht zu sorgen, dass die Kraftwerke in Zukunft nicht mit hoher Auslastung gefahren werden und die Investitionen betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll erscheinen. Die Energieexpertin und unabhängige Beraterin Liu Hongqiao sagt: “Die chinesischen Politiker sehen neue Kohleprojekte als ‘erträgliche Kosten’ im Rahmen der Energiewende.”

    Laut Xie Chunping, Energie-Ökonomin am Grantham Research Institute on Climate Change and the Environment, sieht die Regierung neue Kohlekraftwerke als “flexible Ressource oder Kapazitäten” an, die nicht unter Volllast laufen werden. Der Bau neuer Kohlekraftwerke ginge also nicht zwangsläufig mit einem Anstieg der CO2-Emissionen einher.

    Allerdings bleibt abzuwarten, ob das Ziel eines flexiblen Kraftwerkbetriebs in der Praxis auch wirklich umgesetzt wird. Mehr Kohlekraftwerke könnten die Provinzen auch dazu verleiten, mehr Strom zu produzieren und die Abhängigkeit von anderen Provinzen zu verringern, wie der Energieexperte Lauri Myllyvirta schreibt.

    Auch andere Fachleute sind skeptisch. China hat sich keine Zielmarke gesetzt, wie hoch die Emissionen auf ihrem Höchststand sein dürfen. Auch für den Kohleverbrauch gibt es keine Zielmarken, wie viel Kohle bis wann maximal verbraucht werden darf. Demnach gibt es Spielraum für einen höheren Kohleverbrauch in den nächsten Jahren.

    Pariser Klimaziele erfordern schnellen Kohleausstieg

    Zudem muss zwischen Chinas Klimazielen und den Pariser Klimazielen unterschieden werden. Selbst wenn China trotz des Zubaus von Kohlemeilern mittelfristig weniger Kohle verbraucht und die eigenen Klimaziele erreicht, könnte das Tempo des Kohleausstiegs zu langsam sein, um die Pariser Klimaziele erreichen zu können. Denn Chinas Klimaziele sind nicht ambitioniert genug. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele müsste die Volksrepublik ihre Ambitionen steigern.

    Wenn das Land seinen Anteil zur Erreichung der Pariser Klimaziele beitragen will, muss der Anteil des Kohlestroms bis zum Jahr 2030 auf 35 Prozent sinken, wie Berechnungen des Climate Action Tracker zeigen. Derzeit liegt er noch bei 64 Prozent. Der Tracker analysiert die Klimapolitik der wichtigsten Staaten und wird von Wissenschaftlern der beiden Think-Tanks Carbon Analytics und New Climate Institute erstellt. Noch vor dem Jahr 2040 dürfte China gar keine Kohle mehr für die Stromerzeugung verbrauchen, rechnen die Experten vor.

    Derzeit basiert Chinas Energiepolitik auf dem gleichzeitigen Ausbau der Kohlekraft und der erneuerbaren Energien. Was auf den ersten Blick klimapolitisch wenig sinnvoll erscheint, wird mit der Flexibilität der Kohlekraft begründet. Die große Klimafrage ist, ob es schnell genug gelingt, ein funktionierendes System aus erneuerbaren Energien, einem flexiblen Stromnetz und – mittelfristig – ausreichend Stromspeichern aufzubauen, damit die Kohle aus dem Netz gedrängt werden kann. China steht hier vor einer Mammutaufgabe.

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    Lockdown verursacht Berge von Müll

    Plastik-Abfall als Begleiterscheinung von Ausgangssperren - durch die Lockdowns ist in China viel Müll entstanden.
    Plastik-Abfall als Begleiterscheinung von Ausgangssperren

    Chinas Metropolen wie Peking und Shanghai waren in den vergangenen Jahrzehnten immer sauberer geworden. Ecken, in denen der Abfall wochenlang rumlag, waren fast ganz aus dem inneren Stadtbild verschwunden. Bis zur jüngsten Runde von Corona-Ausgangssperren. Eine Flut von Müll belastet während der Lockdowns nicht nur die teils überbelastete Abfallentsorgung, sondern sie gefährdet auch die Recyclingziele der Regierung.

    Im April waren etwa 373 Millionen Menschen in 45 chinesischen Metropolen im Lockdown oder teilweise vom Lockdown betroffen, so die Ökonomen des japanischen Wertpapierhauses Nomura. Die 25-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai steckt nach zwei Monaten immer noch im Lockdown fest. Wegen der Einschränkungen haben all diese Menschen mehr online bestellt. Von Lebensmitteln bis zu Windeln wurden dementsprechend viel mehr Verpackungen verwendet als sonst, auch weil sich immer noch hartnäckig der Irrglaube hält, dass das Virus auch über Oberflächen übertragen werden kann (China.Table berichtete). Viele Chinesen glauben, dass mehr Verpackung gleichbedeutend mit mehr Hygiene ist, weswegen Lieferungen doppelt und dreifach in Plastiktüten verschnürt werden. Das ist nicht rational, aber Pandemiebekämpfung ist auch nicht immer rational.

    So sind allein in Shanghai während des Lockdowns täglich über 3.300 Tonnen Hausmüll entstanden. Noch im Februar, vor dem Lockdown, fielen täglich gerade einmal 73 Tonnen Hausmüll an, so die staatliche Zeitung People’s Daily. Das ist ein Anstieg um den Faktor 44. Keine Müll-Infrastruktur der Welt könnte so eine Zunahme ohne weiteres bewältigen.

    Auch die Massentests, die während des Lockdowns und nun wieder für alle 25 Millionen Einwohner eingeführt worden sind, sorgen für enorme Mengen von medizinischem Müll. Die Shanghaier Stadtregierung musste nun drei neue Müllentsorgungsanlagen nur für medizinischen Müll in Betrieb nehmen, um die Kapazitäten in dem Bereich auf 1.500 Tonnen am Tag zu erhöhen.

    Müllberge entstanden schon im “Ur-Lockdown” in Wuhan

    Jedoch sind es vor allem die Plastiktüten und die Plastikeinwegverpackungen, die den Umweltschützern Sorge bereiten. Denn Einwegkunststoffe werden fast ausschließlich aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Sie hinterlassen damit nicht nur bei der Herstellung einen großen CO₂-Abdruck, sondern verursachen auf den Mülldeponien weiter Schäden. Selbst wenn sie dort vergraben sind, zersetzen sie sich jahrelang nicht. Ihre Verbrennung würde Luft und Umwelt schädigen.

    Schon ohne Coronavirus-Belastung hatte das Land besonders viel Plastik erzeugt. Laut der China National Resources Recycling Association produzierte China im Jahr 2020 etwa 60 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, von denen nur etwa 16 Millionen Tonnen recycelt wurden. Kein Wunder: In China ist es immer noch üblich, beim Einkauf Plastiktüten zu erhalten. Oft werden auch Äpfel, Karotten und Kartoffeln in je eigene Einweg-Plastiktüten verpackt.

    Dabei sollte in den sogenannten First-Tier-Großstädten Chinas eigentlich bis zum Ende dieses Jahres Schluss sein mit dem Gebrauch und der Produktion von Plastiktüten. Doch die im Januar 2020 von der Regierung beschlossene Maßnahme fiel genau in die Pandemiezeit. Allein in Wuhan wurden im Zeitraum des ersten Lockdowns über sechs Millionen Einweg-Plastiktüten benutzt, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen. Das war von Januar bis April 2020, als mehr als elf Millionen Menschen über zwei Monate in ihren Wohnungen im Lockdown saßen.

    Wissenschaftler errechneten, dass die seinerzeit in Wuhan verwendeten Plastiktüten zusammengerechnet etwa auf eine Fläche von 51 Fußballfelder kommen. Würde man die Einwegverpackungen von Essenslieferungen innerhalb dieses Zeitraums zusammentragen, dann würden die gestapelten “Lunch-Boxen” allein aus Wuhan etwa 31 Mal so hoch wie der Mount Everest sein. Und China hat 19 Städte in dieser Kategorie. Der “Ur-Lockdown” hat also auch bereits den Präzedenzfall für die Müllberge geschaffen.

    Die Regierung erlässt Verordnungen gegen die Plastikflut

    Dabei kämpft die Regierung seit Jahrzehnten gegen die Plastikverschmutzung. Denn die Volksrepublik gehört mit seinen jährlich hergestellten 60 Millionen Tonnen Plastik aktuell zu den weltweit größten Kunststoffherstellern. Noch bis 2017 war China zudem der größte Kunststoffimporteur der Welt, da es günstiger und energiesparender war, diese aus wiederverwertbaren Abfällen zu gewinnen, als selbst zu produzieren.

    Unter den vielen westeuropäischen Ländern, die ihren Plastikmüll nach China schickten, führte Deutschland die Liste mit rund 390.000 Tonnen pro Jahr an, so Martina Igini vom Fachdienst Earth.org in Hongkong. Diese Importe trugen zu weiteren 10 bis 13 Prozent der enormen Menge an Kunststoffabfällen bei, mit denen China in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte. Hinzu kommt, dass etwa ein Drittel der weltweiten Produktionsanlagen für Einwegkunststoffe in China stehen. Das staatliche Öl- und Gasunternehmen Sinopec ist laut der australischen Stiftung Minderoo der drittgrößte Erzeuger von Einweg-Kunststoffabfällen weltweit und hat im Jahr 2019 rund 5,3 Millionen Tonnen davon hergestellt.

    Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), Chinas zentraler Wirtschaftsplaner, hatte im September vergangenen Jahres auf ihrer Website einen Fünfjahres-Aktionsplan zur Reduzierung von Plastikverschmutzung veröffentlicht. Der gemeinsam von der NDRC und dem Ministerium für Ökologie und Umwelt herausgegebene Plan für 2021 bis 2025 zielt darauf ab, “das Management der gesamten Kette der Plastikverschmutzung weiter zu verbessern”, berichtete die South China Morning Post.

    Der Plan enthält detaillierte Maßnahmen und spezifische Ziele zur Reduzierung der Produktion und Verwendung von Kunststoffen. Dazu zählen:

    • Die Förderung von Alternativen
    • Die Entwicklung eines effizienteren Recyclingsystems
    • Die Reduzierung von Kunststoffabfällen auf Deponien
    • Die gleichzeitige Steigerung von Verbrennungsmöglichkeiten

    “Plastikverschmutzung ist zu einem zentralen Umweltproblem geworden, das weltweit Anlass zur Sorge gibt”, erklärte Zhang Deyuan, stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts der NDRC. “Der Kern zur Kontrolle der Plastikverschmutzung besteht darin, starke Dämme gegen das Austreten von Plastik in die Umwelt zu bauen.”

    Wie so oft, ist nicht nur eine Behörde mit der Umsetzung betraut worden, sondern es wurden gleich mehreren staatlichen Stellen Zuständigkeiten zugewiesen. So hat das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) dafür zu sorgen, dass die Produktion von ultradünnen Einweg-Einkaufstüten aus Kunststoff ausläuft. Auch die Herstellung von Produkten mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Mikrokügelchen aus Kunststoff soll sinken.

    Die staatliche Verwaltung für Marktregulierung (SAMR) ist derweil für die Überwachung und Einschränkung der übermäßigen Verpackung von Waren zuständig. Der Plan sieht vor, dass Branchen wie Einzelhandel, E-Commerce und Express-Paketzustellung bis 2025 auf die “unvernünftige” Verwendung von Einwegkunststoffen verzichten sollen.

    Die Lockdowns und damit die Explosion des Verpackungswahnsinns haben allerdings weder die MIIT noch SAMR kommen sehen. Der Aktionsplan der Regierung aus dem Jahr 2019 dürfte damit nun mächtig unter Druck gekommen sein. Vermutlich ist er längst hinfällig. Denn die darin formulierten Ziele bis 2025 lassen sich kaum noch erreichen.

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    China will sich an LNG-Projekten in Katar beteiligen

    Die großen staatlichen chinesischen Energiekonzerne CNPC und Sinopec sind Insidern zufolge mit Katar in fortgeschrittenen Gesprächen über Flüssiggasgeschäfte. Dabei gehe es um eine Beteiligung am Ausbau des Projekts North Field East und um langfristige Lieferverträge, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Es wäre die erste Partnerschaft dieser Art zwischen den Ländern. China gehört zu den weltweit größten LNG-Verbrauchern (China.Table berichtete), Katar zu den weltgrößten Produzenten. Auch Deutschland bemüht sich um LNG-Lieferverträge mit Katar, um damit die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.

    Den Insidern zufolge könnten die beiden Unternehmen sich jeweils mit fünf Prozent an zwei separaten LNG-Zügen – den Anlagen, in denen das Gas verflüssigt wird – beteiligen. Im Zuge des fast 30 Milliarden Dollar teuren Ausbaus des Gasfeldes North Field East sollen insgesamt sechs LNG-Züge hinzukommen, die Katar jeweils als Joint-Venture aufziehen möchte. Darüber hinaus verhandelten die chinesischen Unternehmen mit dem Staatskonzern QatarEnergy über LNG-Lieferverträge mit einer Laufzeit von bis zu 27 Jahren.

    Ein Liefervertrag mit Katar würde die Importquellen Chinas für LNG diversifizieren. Die politischen Beziehungen mit den USA und Australien – zwei großen LNG-Lieferanten – sind schwierig; Russland – ein weiterer großer LNG-Lieferant befindet sich im Krieg und ist von Sanktionen betroffen. Die Energiesicherheit steht weit oben auf Pekings Agenda. Da käme ein LNG-Deal mit Katar gerade recht. nib/rtr

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    Russland liefert so viel Öl wie nie zuvor

    Russland hat im Mai so viel Öl nach China verkauft wie noch nie und ist damit zum größten Öl-Lieferanten der Volksrepublik aufgestiegen. China importierte allein im vergangenen Monat fast 8,42 Millionen Tonnen Rohöl aus Russland, wie die Zollbehörde in Peking am Montag mitteilte. Das sind knapp zwei Millionen Barrel pro Tag (bpd) – und 55 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

    Damit verdrängte Russland nach 19 Monaten wieder Saudi-Arabien von Rang eins der größten Öl-Lieferanten Chinas. Chinesische Unternehmen wie der Raffinerie-Riese Sinopec profitierten dabei von kräftigen Preisnachlässen, nachdem sich westliche Öl-Konzerne und Handelshäuser aufgrund der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs vom russischen Markt zurückgezogen hatten.

    Saudi-Arabien lieferte im Mai mit 7,82 Millionen Tonnen nach China. Das sind neun Prozent mehr Öl als im Vorjahr. Im Vergleich zum April sind die saudischen Lieferungen allerdings um rund 15 Prozent gesunken.

    Die Europäische Union hatte im Mai einen weitgehenden Importstopp von russischem Öl beschlossen. Dies betrifft aber nur Transporte mit Öltankern über den Seeweg, Pipeline-Öl wurde auf Drängen vor allem Ungarns von dem Embargo ausgeschlossen. Das EU-Embargo soll zudem mit Übergangsfristen greifen. rtr

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    Überflutungen und Hitzewellen plagen Teile Chinas

    Im Süden Chinas mussten Millionen Menschen vor Rekord-Regenfällen und Überflutungen fliehen. In den Provinzen Fujian, Guangdong and Guangxi lagen die Niederschläge in der ersten Juni-Hälfte auf einem 60-Jahres-Hoch. 117 Flüsse sind im Perlfluss-Becken über die Ufer getreten und führten zu Überflutungen großer Landstriche, wie Bloomberg berichtet. Zwar kommt es im Sommer in China regelmäßig zu Überschwemmungen, doch der Klimawandel macht die Extremwetter-Ereignisse zahlreicher und heftiger.

    Gleichzeitig sind Teile des Nordostens und Zentral-Chinas von Hitzewellen betroffen. In einigen Regionen, wie der 10-Millionen-Hauptstadt Zhengzhou, lag die Temperatur an mehreren Tagen in Folge bei über 40 Grad Celsius. In der Provinz Henan erreichten die Temperaturen in fast jeder zweiten Stadt den Wert von 40 Grad. In der Region leben fast 100 Millionen Menschen. An fast 100 Messstationen der Provinz wurden Bodentemperaturen von über 60 Grad gemessen. Versiegelte Flächen führen zu einem weiteren Anstieg der Temperaturen in Bodennähe. Die Stromnachfrage in der Provinz stieg auf einen Rekord-Wert, da viele Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

    Die ostchinesische Provinz Jiangxi hat am Montag die Alarmstufe Rot für Überflutungen ausgerufen
    Die ostchinesische Provinz Jiangxi hat am Montag die Alarmstufe Rot für Überschwemmungen ausgerufen

    Sollten die Temperaturen in den kommenden Wochen häufiger auf ein so hohes Niveau steigen, könnte China gezwungen sein, den Stromverbrauch der Industrie in Spitzenzeiten zu begrenzen oder zu rationieren, so Reuters. “Für diese Region ist es selten, dass die hohen Temperaturen zu diesem Zeitpunkt im Juni so anhaltend und intensiv sind”, so die chinesische Meteorologiebehörde. Auch in Jiangsu und Hefei stieg die Stromnachfrage auf einen Rekord-Wert für das Jahr 2022. nib

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    • Unwetter

    Dominanz bei Offshore-Wind dank Subventionen

    China hat im Jahr 2021 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Kapazität von fast 17 Gigawatt in Betrieb genommen. Die Volksrepublik ist damit weltweit führend. Sie hat über 80 Prozent der weltweiten neuen Offshore-Kapazität von 21 Gigawatt installiert. Die gesamte weltweit installierte Kapazität liegt bei 57 Gigawatt, wie Nikkei Asia berichtet.

    Eine Ursache für den schnellen Ausbau Chinas sind demnach auslaufende Subventionen. Kraftwerksbetreiber mussten die Anlagen bis Ende 2021 ans Netz bringen, wenn sie von subventionierten Strompreisen profitieren wollten. Die Förderung wird in den kommenden Jahren weiter abnehmen. Zudem konkurrieren viele Provinzen beim Aufbau von Lieferketten im Bereich Windkraft.

    In China sitzen die größten Windkraftanlagen-Hersteller der Welt. Die Hälfte der weltweit hergestellten Komponenten von Windkraftanlagen stammen aus chinesischer Produktion. Sechs der zehn größten Hersteller kommen aus der Volksrepublik. Die Hersteller drängen zunehmend auf den Weltmarkt. Doch anders als in der Solar-Industrie gehen Expertinnen und Experten nicht von einer Verdrängung westlicher Produzenten durch Exporte aus (China.Table berichtete). nib

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    • Windkraft

    China drängt Schwerindustrie aus einigen Regionen zurück

    China will die Neuansiedlung von Unternehmen der Stahl-, Zement- und Glasindustrie sowie von Ölraffinerien und Kokereien in bestimmten Regionen verbieten. Regionen, die ohnehin schon stark verschmutzt sind, sollen so nicht weiter belastet werden. Das geht aus einem neuen Plan hervor, der Ende vergangener Woche veröffentlicht wurde. Ziel ist es, die Umweltverschmutzung zu verringern und die Klimaziele des Landes zu erreichen, wie Reuters berichtet.

    Laut dem Plan sollen Zementhersteller schneller auf klimafreundlichere Energien umsteigen. Zudem sollen Technologien zum Auffangen von CO2 (Carbon Capture and Storage – China.Table berichtete) vermehrt zum Einsatz kommen. Die Recyclingraten in der Stahl- und im Aluminiumsektor sollen erhöht werden (China.Table berichtete). Bis 2030 sollen 50 Prozent der neu verkauften Autos Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sein. nib

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    Honda erweitert E-Auto-Produktion

    Honda Motor hat mit dem Bau einer neuen, 522 Millionen US-Dollar teuren Fabrik für Elektrofahrzeuge in der Provinz Guangdong begonnen. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Produktionsstätte wird zusammen mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner Guangzhou Automobile Group betrieben. Im Jahr 2024 soll das Werk voll einsatzfähig sein und eine jährliche Produktionskapazität von 120.000 Einheiten erreichen.

    Der japanische Autobauer plant zudem ein weiteres EV-Werk in China, das ebenfalls 2024 in Betrieb gehen soll und in einem Joint Venture mit der Dongfeng Motor Group betrieben wird. Mit den neuen Produktionsstätten will der japanische Autokonzern das E-Auto-Geschäft in China weiter ausbauen. Bis 2024 soll die jährliche Produktionskapazität von Honda in China um etwa 16 Prozent auf 1,73 Millionen Einheiten steigen.

    In Japan hat Honda kürzlich eine Zusammenarbeit mit dem Elektronikkonzern Sony bekannt gegeben. Die beiden Unternehmen wollen in einem Joint Venture eine “neue Generation von Mobilität und Dienstleistungen” anbieten. Geplant ist unter anderem ein “High-End-Elektroauto” mit vielfältigen Unterhaltungsangeboten, das 2025 auf den Markt kommen soll. Die japanische Industrie springt also gemeinsam auf den Digitalisierungs-Zug auf. fpe

    • Autoindustrie

    Null-Covid trifft auch COP15

    Die UN-Verhandlungen zum Abschluss eines globalen Pakts zum Schutz der Natur (COP15) sollen im Dezember nach Kanada verlegt werden. China als eigentlicher Gastgeber hat am Montag der Verlegung zugestimmt. Geplant war, dass das UN-Gipfeltreffen im dritten Quartal 2022 in Kunming stattfinden würde. Dort wollten 195 Nationen ein neues Abkommen beschließen, um Schäden an Pflanzen, Tieren und Ökosystemen möglichst schnell zu stoppen und umzukehren. Die Konferenz war aufgrund der Coronavirus-Pandemie bereits mehrfach verschoben worden.

    Da Chinas Grenzen jedoch aufgrund seiner Null-COVID-Strategie geschlossen waren, schlug das Gastgeberland im vergangenen Monat vor, die bereits viermal verschobenen Gespräche nun endgültig auf 2023 zu legen. Eine Verschiebung ins kommende Jahr wurde allerdings abgelehnt. Jetzt soll die Standortverlegung nach Montreal das Treffen endlich möglich machen.

    Li Shuo von Greenpeace China bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die COP15-Konferenz dort vom 5. bis 17. Dezember stattfinden solle. Offiziell soll die Verlegung diese Woche nach abschließenden Gesprächen verkündet werden.

    Wie die COP15 wird auch der AFC Asien-Cup im Fußball nicht in China stattfinden. Eigentlich sollte das Turnier im Juni und Juli kommenden Jahres in China ausgetragen werden. Stattdessen hat sich Südkorea um die Ausrichtung des Asien-Pokals 2023 beworben. rad

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    Brände in Chemiefabrik in Shanghai

    Bei mehreren Bränden in einer Chemiefabrik in Shanghai ist am Samstag ein Mensch ums Leben gekommen. Die vorausgegangene Explosion war noch in sechs Kilometer Entfernung zu hören. Der Himmel über der Millionen-Metropole war von dunklem Rauch bedeckt, wie ein Drohnenvideo auf Twitter zeigt. Es kam zu einem Großeinsatz der Feuerwehr mit über 500 Feuerwehrleuten.

    Der Chemie-Komplex gehört zu Sinopec und ist eine der größten Raffinerie- und Petrochemieanlagen des Landes, wie die BBC berichtet. Laut Unternehmensangaben werde überwacht, ob es zu weiteren Umweltschäden gekommen ist. An den umliegenden Gewässern wurden demnach keine Schäden festgestellt. nib

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    China.Table Redaktion

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