Claus Kleber hat sich als einst als “News-Junkie” bezeichnet. Vor allem in Krisenzeiten ist das ein treffender Begriff. In der Table-Redaktion müssen wir derzeit aufpassen, nachts nicht mit dem Smartphone in der Hand einzuschlafen. Zu viel passiert in jüngster Zeit. Russlands Einmarsch in der Ukraine wirbelt vieles durcheinander. Unsere heutige Ausgabe zeigt einige der Verwerfungen: Plötzlich verkauft China aus den USA importiertes Flüssiggas an Europa weiter und macht dabei sogar Gewinn – obwohl die Volksrepublik selbst Angst um die sichere Energieversorgung hat. Davon zeugt wiederum die Ausweitung der Kohleproduktion in China. Das Ziel: Unabhängiger von Energie-Importen werden.
Saudi-Arabien und China verhandeln unterdessen über die Abrechnung von Erdölverkäufen in Yuan. Damit würde die Stellung des US-Dollar als globale Währung geschwächt. Im Zuge der Finanzsanktionen gegen Russland bekommt die Meldung ganz neue Relevanz. Und zu guter Letzt haben Chinas Entwicklungsbanken im letzten Jahr keine neuen Kredite für Energieprojekte im Ausland zugesagt. Dabei wären chinesische Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte doch gerade in Zeiten steigender Preise für fossile Energieträger besonders wichtig.
Auch die Weltmärkte für Nahrungsmittel sind in Aufruhr. Der Krieg zwischen zwei der wichtigsten Getreide-Produzenten lässt die globalen Preise etwa für Weizen steigen. Das sorgt auch China. Peking strebt zwar möglichst große Eigenständigkeit bei der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung an. Doch Staatschef Xi Jinping warnte wiederholt, dass der Weltmarkt nicht 1,4 Milliarden Menschen ernähren könne. Aus der Ukraine bezieht China dennoch gut fünf Prozent der eigenen Getreide-Produktion.
Doch nicht nur der Krieg bereitet Peking Sorgen. Die eigene Nahrungsmittelproduktion wird auch durch die Ozon-Belastung und den Klimawandel geschmälert, wie Ning Wang analysiert.
China sorgt sich seit jeher um die Lebensmittelversorgung. Xi Jinping warnte in den vergangenen Jahren regelmäßig davor, trotz guter Ernten wachsam zu bleiben. Die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln steht bei den politischen Führern weit oben auf der Agenda (China.Table berichtete). Russlands Einmarsch in der Ukraine betrifft auch einen der größten Agrar-Handelspartner der Volksrepublik und dürfte Peking weitere Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Denn die Lebensmittelversorgung wird gleich an mehreren Fronten bedroht.
China verfügt über nur zehn Prozent der weltweiten Agrarflächen, muss aber mehr als 20 Prozent der Weltbevölkerung davon ernähren. Trotz der geografischen Beschränkung gehört die Volksrepublik zu den weltweit größten Lebensmittelproduzenten. So lag die Produktion von Getreide, einschließlich Mais und Reis, aber ohne Hülsenfrüchte und Kartoffeln, gegenüber der Vorsaison bei 632 Millionen Tonnen und stieg damit um 2,6 Prozent. Auch die Weizenproduktion stieg um zwei Prozent auf 136 Millionen Tonnen, so viel wie in keinem anderen Land der Welt. Doch mehrere Faktoren bedrohen die Produktivität der Ackerfläche.
Neben dem Klimawandel (China.Table berichtete) wirkt sich auch die Luftverschmutzung negativ auf die Ernteerträge der Volksrepublik aus. Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern die Konzentration von bodennahem Ozon steigt, was wiederum Schäden an Nutzpflanzen verursacht. Die Studienautoren schätzen, dass die Ozon-Belastung die Weizenerträge zwischen 2017 und 2019 um 33 Prozent gesenkt hat. Auch die Ernten anderer Grundnahrungsmittel wie Mais und Reis sind durch die Belastung mit Ozon zurückgegangen. Nach Schätzungen der Autoren entstehen durch den relativen Ertragsrückgang von Weizen (33 Prozent), Reis (23 Prozent) und Mais (9 Prozent) in China, Japan und Südkorea jährlich Ernteschäden in Höhe von 63 Milliarden US-Dollar. Zu dem Ergebnis kam ein internationales Team von Wissenschaftler:innen, nachdem sie Daten von Ozonkonzentration an der Oberfläche zwischen den Jahren 2017 bis 2019 ausgewertet hatten.
Laut Zhaozhong Feng von der Nanjing University of Information Science and Technology, der die Studie geleitet hat, sei die Ozonkonzentrationen an der Oberfläche in China jährlich um etwa fünf Prozent gestiegen. “Ein so schneller Anstieg des Oberflächenozons hat die Ozonbedrohung für die Ernteerträge erhöht”, sagte Feng bei der Vorstellung der Ergebnisse des Papiers.
“Bodennahes Ozon bildet sich durch luftchemische Prozesse, wenn folgende “Zutaten” aufeinander treffen: Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und Sonnenlicht. Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sind eine wichtige Quelle von sowohl Stickoxiden als auch Kohlenwasserstoffen”, so Astrid Kiendler-Scharr, Institutsleiterin für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich. “Da Ozon nicht direkt emittiert wird, sondern aus diesen Vorläufern gebildet wird, muss für die Reduzierung der Ozonbelastung die Emission der Vorläufer reduziert werden”, sagt Kiendler-Scharr gegenüber China.Table.
China hat von 2017 bis 2019 allein durch die Ozonverschmutzung im Land jährlich Weizen- und Reisernten im Wert von 52 Milliarden US-Dollar verloren. Dabei könnte das Land 20 Prozent mehr Weizen und zehn Prozent mehr Reis ernten, wenn die Konzentration des bodennahen Ozons halbiert würde. Doch obwohl Peking in den vergangenen Jahren intensiv an der Reduzierung der Luftverschmutzung gearbeitet hat und Erfolge verbuchen konnte (China.Table berichtete), sind die Werte von bodennahem Ozon gestiegen.
“Die chinesische Regierung arbeitet bereits an einem systematischen Plan zur Reduzierung der Ozonkonzentration an der Oberfläche”, sagte Feng gegenüber Sixth Tone, ohne auf Details einzugehen. Im November vergangenen Jahres versprach der Staatsrat, die Menge an flüchtigen organischen Verbindungen, die hauptsächlich von der Erdöl- und Chemieindustrie emittiert werden und Stickoxiden bis 2025 um mindestens zehn Prozent gegenüber dem Jahr 2020 zu reduzieren, um den Anstieg der Bodenozonverschmutzung zu stoppen.
Doch chinesische, amerikanische und Wissenschaftler:innen des Forschungszentrums Jülich haben schon 2018 gezeigt, dass China ein globaler “Ozon-Hotspot” ist. Dabei haben sie die weltweit umfangreichste Datensammlung bodennaher Ozonmessungen aller verfügbaren Daten seit 1975 ausgewertet.
“Im Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) befassen wir uns sowohl mit der Frage, wie Luftschadstoffe auf den Klimawandel wirken, als auch inwieweit sich Fragen der Luftverschmutzung mit zunehmendem Klimawandel ändern”, sagt Kiendler-Scharr, die auch Leitautorin des 6. IPCC-Berichts ist. Für China prognostiziert sie, dass bei zunehmenden Temperaturen die bodennahe Ozonbelastung zunehmen wird. “Je höher die Temperaturänderung ausfällt, umso größer ist auch die Zunahme des Ozons”.
Zuletzt hat China massiv Getreide auf dem Weltmarkt gekauft, um seinen Bedarf an Weizen, Mais und Reis zu decken. Erst zu Jahresbeginn sind die Preise für Mais, Reis oder Weizen kräftig gestiegen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Preise nochmals verteuert. Laut Spiegel-Informationen hält China derzeit sogar einen Bericht der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO über eine möglicherweise bevorstehende Ernährungskrise zurück. Der Grund: FAO-Generalsekretär Qu Dongyu ist Chinese. Die Regierung in Peking wolle nicht noch mehr Unruhe auf den weltweiten Getreidemärkten schüren, mutmaßt der Spiegel.
Schon im vergangenen Sommer warnte die Lebensmittelbehörde der Vereinten Nationen, dass die Kosten für Lebensmittelimporte für Länder mit niedrigem Einkommen noch 2021 um bis zu 20 Prozent steigen könnten. China wurde nicht direkt als Verursacher der steigenden Preise genannt. Jedoch ist klar, dass die Volksrepublik einen großen Anteil hatte.
Denn Peking hat bereits vor einiger Zeit damit begonnen, seine Kornkammern aufzufüllen. Laut Berechnungen des US-Landwirtschaftsministeriums, wird China bis Mitte dieses Jahres 69 Prozent der weltweiten Mais-Reserven, 60 Prozent der Reis- und 51 Prozent der Weizenreserven in seinen strategischen Staatsreserven lagern.
Nur einen Tag nach der Eröffnung des Nationalen Volkskongresses vor zwei Wochen, sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping, China könne sich nicht auf internationale Märkte verlassen, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. So dienen die gefüllten Kammern auch als Absicherung vor zukünftigen Unsicherheiten und Schwankungen auf dem Weltmarkt.
Dieser Schritt erweist sich als vorausschauend. Das wurde auch zum diesjährigen Nationalen Volkskongress deutlich. Dort warnte Chinas Landwirtschaftsminister Tan Renjian davor, dass seinem Land eine Missernte des Winterweizens droht (China.Table berichtete). Peking selbst hütet die Menge seiner strategischen Reserven wie ein Staatsgeheimnis. Doch zuletzt musste ein hochrangiger Beamter preisgeben, dass die Weizenvorräte im Land noch für einen Zeitraum von anderthalb Jahren ausreichten.
Käufer von E-Autos in China müssen derzeit sehr geduldig sein. Gleich mehrere Hersteller haben ihre Kunden vertrösten müssen, weil sich die Lieferzeiten für bestellte Neuwagen länger hinziehen als versprochen war. Das chinesische E-Auto-Startup Xpeng entschuldigte sich bei Käufern zuerst im Dezember und dann wieder vor einigen Wochen, weil es nicht in der Lage war, sein neues Modell P5 zum versprochenen Zeitpunkt auszuliefern. Auch Tesla meldete Verzögerungen bei der Auslieferung von bestellten Model 3 und Model Y aus seiner Shanghaier Fabrik.
Der Grund: Neben dem weiterhin bestehenden Chipmangel werden nun auch Batterien für E-Autos immer knapper. “Der EV-Markt wuchs zuletzt in einem so rasanten Tempo, dass die Schätzungen von Zulieferern immer wieder übertroffen wurden”, fasste David Zhang, ein Autoexperte der North China University of Technology, die Lage kürzlich gegenüber der Hongkonger Zeitung South China Morning Post zusammen: “Es wird noch einige Zeit dauern, bis die großen Batteriehersteller ihre Produktionskapazität erweitert haben, um die Nachfrage zu befriedigen”, so der Forscher, der davon ausgeht, dass das vorhandene Angebot von Batterien in diesem Jahr nur ausreichen könnte, um 4,4 Millionen NEV-Fahrzeuge in China auszuliefern.
Diese Zahl stünde im krassen Gegensatz zur Prognose des chinesischen Autoverbandes CPCA, der für 2022 eigentlich mit der Auslieferung von 5,5 Millionen E-Fahrzeugen rechnet. Doch auch, wenn nun fehlende Batterien einen Strich durch die optimistische Rechnung des CPCA machen sollten. Mehr als vier Millionen verkaufte E-Autos wären noch immer ein sattes Plus im Vergleich zum Rekordjahr 2021, als in China knapp drei Millionen E-Autos verkauft wurden.
Klar ist jedoch auch: Die gewaltige Nachfrage wird erstmal nicht gedeckt werden können. Die Probleme dürften anhalten. Nicht nur in China, sondern in allen wichtigen Automärkten weltweit wird in den kommenden Jahren mit einem gewaltigen Run auf E-Autos gerechnet, die jedoch wegen fehlender Batterien wahrscheinlich nicht in ausreichend großer Zahl produziert werden können.
Zu diesem Ergebnis kam vergangenes Jahr auch eine Studie des Düsseldorfer Forschungsinstituts Center Automotive Research (CAR). Demnach könnten aufgrund des Batteriemangels zwischen 2022 und 2029 weltweit 18,7 Millionen Elektroautos weniger produziert werden, als es die Nachfrage hergeben würde. Erst 2030 könnte laut der Studie dann ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erreicht werden. Der globale Automarkt sei in diesem Jahrzehnt durch “zwei Engpassfaktoren gekennzeichnet”, schlussfolgert Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, der das CAR-Institut leitet. Einerseits gebe es einen Mangel an Halbleitern, der sich bis Anfang 2023 auswirken werden. Im Anschluss würden die Probleme mit Batteriezellen zunehmen.
Während die akuten Schwierigkeiten in diesem Winter vor allem damit zusammenhängen, dass chinesische Batteriehersteller die Wachstumsdynamik des E-Automarktes unterschätzten und ihre Kapazitäten nicht rechtzeitig vergrößert haben, dürfte sich die Batterieknappheit in den kommenden Jahren vor allem durch einen Mangel des Schlüssel-Rohstoffes Lithium verschärfen.
Allein im vergangenen Jahr hat sich der Lithium-Preis vervierfacht und setzt seinen Anstieg derzeit unvermindert fort – auch getrieben von den Unsicherheiten um die Ukraine-Krise, die zahlreiche Rohstoffpreise in die Höhe schnellen lässt. “Steigende Preise für Nickel, Lithium und andere Materialien drohen den langfristigen Trend sinkender Kosten für Batterien zu verlangsamen und sogar vorübergehend umzukehren”, glaubt Gregory Miller, Analyst beim Branchenprognostiker Benchmark Mineral Intelligence. Miller sagt vorher, dass in diesem Jahr der Durchschnittspreis für Lithium-Ionen-Batteriezellen im Vergleich zum Vorjahr erstmals überhaupt steigen könnte. Geben die Autohersteller diese Kosten weiter, müssen Kunden künftig nicht nur länger auf ihr neues E-Auto warten, sondern wohl auch deutlich mehr dafür bezahlen.
Die drohende Lithium-Knappheit treibt derzeit auch das politische Peking um. Zeng Yuqun, Vorsitzender des größten chinesischen Batterieherstellers CATL, brachte das Thema als Abgeordneter auf die Tagesordnung der Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes, die derzeit parallel zum Volkskongress in Peking in der Großen Halle des Volkes tagt.
Zeng forderte die chinesische Regierung dazu auf, Chinas Lithium-Lieferketten angesichts des Risikos von Engpässen zu stärken, da sich die Nachfrage mit der zunehmenden Einführung von Elektrofahrzeugen beschleunigt habe. China dominiert bei der Lithium-Veredelung und den industriellen Prozessen, die zur Herstellung einer Batterie notwendig sind. Woran es der jedoch fehlt, ist ein ausreichender Vorrat an eigenen Lithium-Beständen. Hier ist China vor allem auf Importe aus Ländern wie Australien, Chile und der Demokratischen Republik Kongo angewiesen. Jörn Petring/Gregor Koppenburg
China hat Flüssigerdgas (LNG) aus den USA an Europa geliefert. Unipec, der Handelszweig des staatlichen chinesischen Öl- und Gasunternehmens Sinopec, hat drei Lieferungen an Häfen in Europa weiterverkauft und dabei Gewinn gemacht, wie Bloomberg berichtet.
Der Weiterverkauf der Lieferungen an Europa zeigt die Auswirkungen der hohen Energiepreise auf globale Handelsströme. Denn China ist mittlerweile der größte Importeur von LNG-Gas. Auch der Gas-Bedarf der Volksrepublik steigt. Dem Brennstoff soll mittelfristig eine größere Rolle zukommen, um den Kohleverbrauch zu reduzieren und die Klimaziele der Volksrepublik zu erreichen.
In der vergangenen Woche stiegen die Erdgaspreise in Europa auf einen neuen Höchststand. Ursache sind unsichere Lieferungen aus Russland. Der Preisanstieg veranlasste die Händler von Unipec laut Bloomberg, sich vom chinesischen Markt mit niedrigeren Preisen abzuwenden. Das ist besonders überraschend, da Peking Importeuren erst kürzlich angeordnet hatte, den Import von Energierohstoffen und Nahrungsmitteln sicherzustellen (China.Table berichtete). nib
Saudi-Arabien und China stehen laut einem Bericht des Wall Street Journal derzeit in “aktiven Gesprächen”, um Ölverkäufe künftig in Yuan statt in US-Dollar abzuwickeln. Etwa 80 Prozent der weltweiten Ölverkäufe werden derzeit in Dollar abgewickelt. Ölimporte in der chinesischen Währung könnten die Rolle des Dollar und damit auch den politischen Einfluss der USA langfristig schwächen.
China kauft derzeit mehr als 25 Prozent des von Saudi-Arabien exportierten Öls. Laut Daten der chinesischen Zollverwaltung war das Land im vergangenen Jahr Chinas wichtigster Rohöllieferant mit 1,76 Millionen Barrel pro Tag, gefolgt von Russland mit täglich 1,6 Millionen Barrel.
Seit gut sechs Jahren drängt Peking darauf, Ölverträge mit Saudi-Arabien in Yuan-Preisen festzulegen. Die Entwicklungen hätten sich zuletzt beschleunigt, da die Saudis zunehmend unzufrieden mit der US-amerikanischen Sicherheitspolitik in der Region gewesen seien, schreibt das Wall Street Journal. Zu nennen wären etwa die mangelnde Unterstützung der USA für die saudische Intervention im Bürgerkrieg im Jemen oder Bidens Bereitschaft, mit dem Iran eine Einigung über das iranische Atomprogramm zu erzielen. Auch hielten viele Saudis den Rückzug der USA aus Afghanistan im vergangenen Jahr für überstürzt.
Ein vom Wall Street Journal zitierter hochrangiger US-Beamter nannte die Idee, dass die Saudis Öl in Yuan handeln könnten, “nicht sehr wahrscheinlich”. Die Saudis hätten in der Vergangenheit immer wieder mit einer Abkehr vom Dollar kokettiert, wenn es Spannungen zwischen Washington und Riad gab. Seit einem Vertragsabschluss mit Nixon im Jahr 1974 handelt Saudi-Arabien sein Öl ausschließlich in US-Dollar. fpe
Die beiden großen chinesischen Entwicklungsbanken haben im Jahr 2021 erstmals seit mehr als 20 Jahren kein Geld für Energieprojekte im Ausland bereitgestellt. Das geht aus einer Studie der Boston Universität hervor. In den vergangenen beiden Jahrzehnten gehörten die China Development Bank (CDB) und die Export-Import Bank of China (Exim) zu den größten bilateralen Financiers von Kraftwerken und Energie-Infrastruktur im Ausland.
Seit dem Jahr 2000 vergaben sie Darlehen in Höhe von 234 Milliarden US-Dollar an ausländische Regierungen oder staatsnahe Unternehmen im Energiesektor. Seit 2016 wurden allein 75 Milliarden Dollar gewährt, womit die beiden Banken die Kreditvergabe der Weltbank bei weitem übertrafen. Seitdem nahmen die Bewilligungen jedoch rapide ab.
Erst im September 2021 hatte Xi Jinping angekündigt, China werde in Zukunft den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland nicht mehr finanzieren. Die Volksrepublik war der letzte große Geldgeber solcher Projekte (China.Table berichtete). Die Wissenschaftler der Boston University mutmaßen, dass China in Zukunft bei Energieprojekten im Ausland stärker auf Direktinvestitionen setzt statt auf Kredite. China hat sein Kredit-Engagement im Ausland bereits zurückgefahren.
Peking fürchtet eine “Gläubigerfalle” (China.Table berichtete), da viele mit Krediten finanzierte Projekte keine Gewinne abwerfen und die Rückzahlung unsicher ist. Die Wissenschaftler halten es zudem für unwahrscheinlich, dass China seine Führungsrolle in der globalen Energiefinanzierung aufgeben wird. In Zukunft sei wieder mit einem Anstieg der Finanzierungen zu rechnen. nib
China will seinen Kohlebergbau massiv ausweiten. Damit will die Regierung die Abhängigkeit von Importen drastisch verringern. Allerdings würden durch diesen Schritt die kurzfristigen Klimaschutzmaßnahmen wohl kaum mehr zu erreichen sein.
Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) gab vergangene Woche gegenüber Beamten der großen Bergbauregionen bekannt, dass die heimische Produktionskapazität um etwa 300 Millionen Tonnen gesteigert werden solle. Zudem sei geplant, einen nationalen Vorrat an Kohle von 620 Millionen Tonnen aufzubauen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Wegen der russischen Invasion in der Ukraine steigen derzeit die Preise für Kohle auf den internationalen Märkten in Rekordhöhen. Die nun geplante Produktionssteigerung würde aber nicht nur Chinas Abhängigkeit von ausländischen Importen verringern (China.Table berichtete). Der Schritt illustriert auch die große Sorge der Regierung in Peking um die nationale Energiesicherheit. Um Störungen des Wirtschaftswachstums zu verhindern, ist man offensichtlich bereit, auch in Zukunft auf fossile Brennstoffe zu setzen – auch auf Kosten der eigenen Klimaziele.
Kohle, der umweltschädlichste fossile Brennstoff, ist für China von großer Bedeutung: Die Volksrepublik produziert und verbraucht mehr als die Hälfte des globalen Angebots und trägt damit am meisten zu den kohlebedingten Treibhausgasemissionen bei. Dabei hatte China angekündigt, seinen Kohleverbrauch ab Mitte 2025 allmählich reduzieren zu wollen.
Die nun geplante Produktionssteigerung besteht aus zwei Teilen: 150 Millionen Tonnen Kapazität sollen durch neue, modernisierte Betriebe erreicht werden; die übrigen 150 Millionen Tonnen hingegen aus Tagebauen und einigen zuvor geschlossenen Minen. Laut NDRC soll die Tagesproduktion durchschnittlich 12,6 Millionen Tonnen betragen. Das läge über dem bisherigen Rekordniveau aus dem vergangenen Herbst, als Engpässe zu weit verbreiteten industriellen Stromausfällen führten. rad
Der Absatz von Autos mit neuen Antriebsformen (NEV) ist im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 189 Prozent gestiegen. Das berichtet die China Passenger Car Association (CPCA). Marktführer bei den E-Antrieben in China ist demnach weiterhin BYD, und zwar sowohl bei Hybriden wie bei rein batterieelektrischen Autos. Auf den nächsten Plätzen folgen Saic, Tesla, Geely, GAC Aion und Great Wall. Deutsche Hersteller befinden sich nicht unter den Top 10. Da die Coronavirus-Pandemie im Februar 2021 schon als überwunden gelten konnte, handelt es sich um einen realen Anstieg ohne viel statistische Effekte. fin
Claus Kleber hat sich als einst als “News-Junkie” bezeichnet. Vor allem in Krisenzeiten ist das ein treffender Begriff. In der Table-Redaktion müssen wir derzeit aufpassen, nachts nicht mit dem Smartphone in der Hand einzuschlafen. Zu viel passiert in jüngster Zeit. Russlands Einmarsch in der Ukraine wirbelt vieles durcheinander. Unsere heutige Ausgabe zeigt einige der Verwerfungen: Plötzlich verkauft China aus den USA importiertes Flüssiggas an Europa weiter und macht dabei sogar Gewinn – obwohl die Volksrepublik selbst Angst um die sichere Energieversorgung hat. Davon zeugt wiederum die Ausweitung der Kohleproduktion in China. Das Ziel: Unabhängiger von Energie-Importen werden.
Saudi-Arabien und China verhandeln unterdessen über die Abrechnung von Erdölverkäufen in Yuan. Damit würde die Stellung des US-Dollar als globale Währung geschwächt. Im Zuge der Finanzsanktionen gegen Russland bekommt die Meldung ganz neue Relevanz. Und zu guter Letzt haben Chinas Entwicklungsbanken im letzten Jahr keine neuen Kredite für Energieprojekte im Ausland zugesagt. Dabei wären chinesische Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte doch gerade in Zeiten steigender Preise für fossile Energieträger besonders wichtig.
Auch die Weltmärkte für Nahrungsmittel sind in Aufruhr. Der Krieg zwischen zwei der wichtigsten Getreide-Produzenten lässt die globalen Preise etwa für Weizen steigen. Das sorgt auch China. Peking strebt zwar möglichst große Eigenständigkeit bei der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung an. Doch Staatschef Xi Jinping warnte wiederholt, dass der Weltmarkt nicht 1,4 Milliarden Menschen ernähren könne. Aus der Ukraine bezieht China dennoch gut fünf Prozent der eigenen Getreide-Produktion.
Doch nicht nur der Krieg bereitet Peking Sorgen. Die eigene Nahrungsmittelproduktion wird auch durch die Ozon-Belastung und den Klimawandel geschmälert, wie Ning Wang analysiert.
China sorgt sich seit jeher um die Lebensmittelversorgung. Xi Jinping warnte in den vergangenen Jahren regelmäßig davor, trotz guter Ernten wachsam zu bleiben. Die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln steht bei den politischen Führern weit oben auf der Agenda (China.Table berichtete). Russlands Einmarsch in der Ukraine betrifft auch einen der größten Agrar-Handelspartner der Volksrepublik und dürfte Peking weitere Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Denn die Lebensmittelversorgung wird gleich an mehreren Fronten bedroht.
China verfügt über nur zehn Prozent der weltweiten Agrarflächen, muss aber mehr als 20 Prozent der Weltbevölkerung davon ernähren. Trotz der geografischen Beschränkung gehört die Volksrepublik zu den weltweit größten Lebensmittelproduzenten. So lag die Produktion von Getreide, einschließlich Mais und Reis, aber ohne Hülsenfrüchte und Kartoffeln, gegenüber der Vorsaison bei 632 Millionen Tonnen und stieg damit um 2,6 Prozent. Auch die Weizenproduktion stieg um zwei Prozent auf 136 Millionen Tonnen, so viel wie in keinem anderen Land der Welt. Doch mehrere Faktoren bedrohen die Produktivität der Ackerfläche.
Neben dem Klimawandel (China.Table berichtete) wirkt sich auch die Luftverschmutzung negativ auf die Ernteerträge der Volksrepublik aus. Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern die Konzentration von bodennahem Ozon steigt, was wiederum Schäden an Nutzpflanzen verursacht. Die Studienautoren schätzen, dass die Ozon-Belastung die Weizenerträge zwischen 2017 und 2019 um 33 Prozent gesenkt hat. Auch die Ernten anderer Grundnahrungsmittel wie Mais und Reis sind durch die Belastung mit Ozon zurückgegangen. Nach Schätzungen der Autoren entstehen durch den relativen Ertragsrückgang von Weizen (33 Prozent), Reis (23 Prozent) und Mais (9 Prozent) in China, Japan und Südkorea jährlich Ernteschäden in Höhe von 63 Milliarden US-Dollar. Zu dem Ergebnis kam ein internationales Team von Wissenschaftler:innen, nachdem sie Daten von Ozonkonzentration an der Oberfläche zwischen den Jahren 2017 bis 2019 ausgewertet hatten.
Laut Zhaozhong Feng von der Nanjing University of Information Science and Technology, der die Studie geleitet hat, sei die Ozonkonzentrationen an der Oberfläche in China jährlich um etwa fünf Prozent gestiegen. “Ein so schneller Anstieg des Oberflächenozons hat die Ozonbedrohung für die Ernteerträge erhöht”, sagte Feng bei der Vorstellung der Ergebnisse des Papiers.
“Bodennahes Ozon bildet sich durch luftchemische Prozesse, wenn folgende “Zutaten” aufeinander treffen: Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und Sonnenlicht. Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sind eine wichtige Quelle von sowohl Stickoxiden als auch Kohlenwasserstoffen”, so Astrid Kiendler-Scharr, Institutsleiterin für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich. “Da Ozon nicht direkt emittiert wird, sondern aus diesen Vorläufern gebildet wird, muss für die Reduzierung der Ozonbelastung die Emission der Vorläufer reduziert werden”, sagt Kiendler-Scharr gegenüber China.Table.
China hat von 2017 bis 2019 allein durch die Ozonverschmutzung im Land jährlich Weizen- und Reisernten im Wert von 52 Milliarden US-Dollar verloren. Dabei könnte das Land 20 Prozent mehr Weizen und zehn Prozent mehr Reis ernten, wenn die Konzentration des bodennahen Ozons halbiert würde. Doch obwohl Peking in den vergangenen Jahren intensiv an der Reduzierung der Luftverschmutzung gearbeitet hat und Erfolge verbuchen konnte (China.Table berichtete), sind die Werte von bodennahem Ozon gestiegen.
“Die chinesische Regierung arbeitet bereits an einem systematischen Plan zur Reduzierung der Ozonkonzentration an der Oberfläche”, sagte Feng gegenüber Sixth Tone, ohne auf Details einzugehen. Im November vergangenen Jahres versprach der Staatsrat, die Menge an flüchtigen organischen Verbindungen, die hauptsächlich von der Erdöl- und Chemieindustrie emittiert werden und Stickoxiden bis 2025 um mindestens zehn Prozent gegenüber dem Jahr 2020 zu reduzieren, um den Anstieg der Bodenozonverschmutzung zu stoppen.
Doch chinesische, amerikanische und Wissenschaftler:innen des Forschungszentrums Jülich haben schon 2018 gezeigt, dass China ein globaler “Ozon-Hotspot” ist. Dabei haben sie die weltweit umfangreichste Datensammlung bodennaher Ozonmessungen aller verfügbaren Daten seit 1975 ausgewertet.
“Im Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) befassen wir uns sowohl mit der Frage, wie Luftschadstoffe auf den Klimawandel wirken, als auch inwieweit sich Fragen der Luftverschmutzung mit zunehmendem Klimawandel ändern”, sagt Kiendler-Scharr, die auch Leitautorin des 6. IPCC-Berichts ist. Für China prognostiziert sie, dass bei zunehmenden Temperaturen die bodennahe Ozonbelastung zunehmen wird. “Je höher die Temperaturänderung ausfällt, umso größer ist auch die Zunahme des Ozons”.
Zuletzt hat China massiv Getreide auf dem Weltmarkt gekauft, um seinen Bedarf an Weizen, Mais und Reis zu decken. Erst zu Jahresbeginn sind die Preise für Mais, Reis oder Weizen kräftig gestiegen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Preise nochmals verteuert. Laut Spiegel-Informationen hält China derzeit sogar einen Bericht der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO über eine möglicherweise bevorstehende Ernährungskrise zurück. Der Grund: FAO-Generalsekretär Qu Dongyu ist Chinese. Die Regierung in Peking wolle nicht noch mehr Unruhe auf den weltweiten Getreidemärkten schüren, mutmaßt der Spiegel.
Schon im vergangenen Sommer warnte die Lebensmittelbehörde der Vereinten Nationen, dass die Kosten für Lebensmittelimporte für Länder mit niedrigem Einkommen noch 2021 um bis zu 20 Prozent steigen könnten. China wurde nicht direkt als Verursacher der steigenden Preise genannt. Jedoch ist klar, dass die Volksrepublik einen großen Anteil hatte.
Denn Peking hat bereits vor einiger Zeit damit begonnen, seine Kornkammern aufzufüllen. Laut Berechnungen des US-Landwirtschaftsministeriums, wird China bis Mitte dieses Jahres 69 Prozent der weltweiten Mais-Reserven, 60 Prozent der Reis- und 51 Prozent der Weizenreserven in seinen strategischen Staatsreserven lagern.
Nur einen Tag nach der Eröffnung des Nationalen Volkskongresses vor zwei Wochen, sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping, China könne sich nicht auf internationale Märkte verlassen, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. So dienen die gefüllten Kammern auch als Absicherung vor zukünftigen Unsicherheiten und Schwankungen auf dem Weltmarkt.
Dieser Schritt erweist sich als vorausschauend. Das wurde auch zum diesjährigen Nationalen Volkskongress deutlich. Dort warnte Chinas Landwirtschaftsminister Tan Renjian davor, dass seinem Land eine Missernte des Winterweizens droht (China.Table berichtete). Peking selbst hütet die Menge seiner strategischen Reserven wie ein Staatsgeheimnis. Doch zuletzt musste ein hochrangiger Beamter preisgeben, dass die Weizenvorräte im Land noch für einen Zeitraum von anderthalb Jahren ausreichten.
Käufer von E-Autos in China müssen derzeit sehr geduldig sein. Gleich mehrere Hersteller haben ihre Kunden vertrösten müssen, weil sich die Lieferzeiten für bestellte Neuwagen länger hinziehen als versprochen war. Das chinesische E-Auto-Startup Xpeng entschuldigte sich bei Käufern zuerst im Dezember und dann wieder vor einigen Wochen, weil es nicht in der Lage war, sein neues Modell P5 zum versprochenen Zeitpunkt auszuliefern. Auch Tesla meldete Verzögerungen bei der Auslieferung von bestellten Model 3 und Model Y aus seiner Shanghaier Fabrik.
Der Grund: Neben dem weiterhin bestehenden Chipmangel werden nun auch Batterien für E-Autos immer knapper. “Der EV-Markt wuchs zuletzt in einem so rasanten Tempo, dass die Schätzungen von Zulieferern immer wieder übertroffen wurden”, fasste David Zhang, ein Autoexperte der North China University of Technology, die Lage kürzlich gegenüber der Hongkonger Zeitung South China Morning Post zusammen: “Es wird noch einige Zeit dauern, bis die großen Batteriehersteller ihre Produktionskapazität erweitert haben, um die Nachfrage zu befriedigen”, so der Forscher, der davon ausgeht, dass das vorhandene Angebot von Batterien in diesem Jahr nur ausreichen könnte, um 4,4 Millionen NEV-Fahrzeuge in China auszuliefern.
Diese Zahl stünde im krassen Gegensatz zur Prognose des chinesischen Autoverbandes CPCA, der für 2022 eigentlich mit der Auslieferung von 5,5 Millionen E-Fahrzeugen rechnet. Doch auch, wenn nun fehlende Batterien einen Strich durch die optimistische Rechnung des CPCA machen sollten. Mehr als vier Millionen verkaufte E-Autos wären noch immer ein sattes Plus im Vergleich zum Rekordjahr 2021, als in China knapp drei Millionen E-Autos verkauft wurden.
Klar ist jedoch auch: Die gewaltige Nachfrage wird erstmal nicht gedeckt werden können. Die Probleme dürften anhalten. Nicht nur in China, sondern in allen wichtigen Automärkten weltweit wird in den kommenden Jahren mit einem gewaltigen Run auf E-Autos gerechnet, die jedoch wegen fehlender Batterien wahrscheinlich nicht in ausreichend großer Zahl produziert werden können.
Zu diesem Ergebnis kam vergangenes Jahr auch eine Studie des Düsseldorfer Forschungsinstituts Center Automotive Research (CAR). Demnach könnten aufgrund des Batteriemangels zwischen 2022 und 2029 weltweit 18,7 Millionen Elektroautos weniger produziert werden, als es die Nachfrage hergeben würde. Erst 2030 könnte laut der Studie dann ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erreicht werden. Der globale Automarkt sei in diesem Jahrzehnt durch “zwei Engpassfaktoren gekennzeichnet”, schlussfolgert Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, der das CAR-Institut leitet. Einerseits gebe es einen Mangel an Halbleitern, der sich bis Anfang 2023 auswirken werden. Im Anschluss würden die Probleme mit Batteriezellen zunehmen.
Während die akuten Schwierigkeiten in diesem Winter vor allem damit zusammenhängen, dass chinesische Batteriehersteller die Wachstumsdynamik des E-Automarktes unterschätzten und ihre Kapazitäten nicht rechtzeitig vergrößert haben, dürfte sich die Batterieknappheit in den kommenden Jahren vor allem durch einen Mangel des Schlüssel-Rohstoffes Lithium verschärfen.
Allein im vergangenen Jahr hat sich der Lithium-Preis vervierfacht und setzt seinen Anstieg derzeit unvermindert fort – auch getrieben von den Unsicherheiten um die Ukraine-Krise, die zahlreiche Rohstoffpreise in die Höhe schnellen lässt. “Steigende Preise für Nickel, Lithium und andere Materialien drohen den langfristigen Trend sinkender Kosten für Batterien zu verlangsamen und sogar vorübergehend umzukehren”, glaubt Gregory Miller, Analyst beim Branchenprognostiker Benchmark Mineral Intelligence. Miller sagt vorher, dass in diesem Jahr der Durchschnittspreis für Lithium-Ionen-Batteriezellen im Vergleich zum Vorjahr erstmals überhaupt steigen könnte. Geben die Autohersteller diese Kosten weiter, müssen Kunden künftig nicht nur länger auf ihr neues E-Auto warten, sondern wohl auch deutlich mehr dafür bezahlen.
Die drohende Lithium-Knappheit treibt derzeit auch das politische Peking um. Zeng Yuqun, Vorsitzender des größten chinesischen Batterieherstellers CATL, brachte das Thema als Abgeordneter auf die Tagesordnung der Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes, die derzeit parallel zum Volkskongress in Peking in der Großen Halle des Volkes tagt.
Zeng forderte die chinesische Regierung dazu auf, Chinas Lithium-Lieferketten angesichts des Risikos von Engpässen zu stärken, da sich die Nachfrage mit der zunehmenden Einführung von Elektrofahrzeugen beschleunigt habe. China dominiert bei der Lithium-Veredelung und den industriellen Prozessen, die zur Herstellung einer Batterie notwendig sind. Woran es der jedoch fehlt, ist ein ausreichender Vorrat an eigenen Lithium-Beständen. Hier ist China vor allem auf Importe aus Ländern wie Australien, Chile und der Demokratischen Republik Kongo angewiesen. Jörn Petring/Gregor Koppenburg
China hat Flüssigerdgas (LNG) aus den USA an Europa geliefert. Unipec, der Handelszweig des staatlichen chinesischen Öl- und Gasunternehmens Sinopec, hat drei Lieferungen an Häfen in Europa weiterverkauft und dabei Gewinn gemacht, wie Bloomberg berichtet.
Der Weiterverkauf der Lieferungen an Europa zeigt die Auswirkungen der hohen Energiepreise auf globale Handelsströme. Denn China ist mittlerweile der größte Importeur von LNG-Gas. Auch der Gas-Bedarf der Volksrepublik steigt. Dem Brennstoff soll mittelfristig eine größere Rolle zukommen, um den Kohleverbrauch zu reduzieren und die Klimaziele der Volksrepublik zu erreichen.
In der vergangenen Woche stiegen die Erdgaspreise in Europa auf einen neuen Höchststand. Ursache sind unsichere Lieferungen aus Russland. Der Preisanstieg veranlasste die Händler von Unipec laut Bloomberg, sich vom chinesischen Markt mit niedrigeren Preisen abzuwenden. Das ist besonders überraschend, da Peking Importeuren erst kürzlich angeordnet hatte, den Import von Energierohstoffen und Nahrungsmitteln sicherzustellen (China.Table berichtete). nib
Saudi-Arabien und China stehen laut einem Bericht des Wall Street Journal derzeit in “aktiven Gesprächen”, um Ölverkäufe künftig in Yuan statt in US-Dollar abzuwickeln. Etwa 80 Prozent der weltweiten Ölverkäufe werden derzeit in Dollar abgewickelt. Ölimporte in der chinesischen Währung könnten die Rolle des Dollar und damit auch den politischen Einfluss der USA langfristig schwächen.
China kauft derzeit mehr als 25 Prozent des von Saudi-Arabien exportierten Öls. Laut Daten der chinesischen Zollverwaltung war das Land im vergangenen Jahr Chinas wichtigster Rohöllieferant mit 1,76 Millionen Barrel pro Tag, gefolgt von Russland mit täglich 1,6 Millionen Barrel.
Seit gut sechs Jahren drängt Peking darauf, Ölverträge mit Saudi-Arabien in Yuan-Preisen festzulegen. Die Entwicklungen hätten sich zuletzt beschleunigt, da die Saudis zunehmend unzufrieden mit der US-amerikanischen Sicherheitspolitik in der Region gewesen seien, schreibt das Wall Street Journal. Zu nennen wären etwa die mangelnde Unterstützung der USA für die saudische Intervention im Bürgerkrieg im Jemen oder Bidens Bereitschaft, mit dem Iran eine Einigung über das iranische Atomprogramm zu erzielen. Auch hielten viele Saudis den Rückzug der USA aus Afghanistan im vergangenen Jahr für überstürzt.
Ein vom Wall Street Journal zitierter hochrangiger US-Beamter nannte die Idee, dass die Saudis Öl in Yuan handeln könnten, “nicht sehr wahrscheinlich”. Die Saudis hätten in der Vergangenheit immer wieder mit einer Abkehr vom Dollar kokettiert, wenn es Spannungen zwischen Washington und Riad gab. Seit einem Vertragsabschluss mit Nixon im Jahr 1974 handelt Saudi-Arabien sein Öl ausschließlich in US-Dollar. fpe
Die beiden großen chinesischen Entwicklungsbanken haben im Jahr 2021 erstmals seit mehr als 20 Jahren kein Geld für Energieprojekte im Ausland bereitgestellt. Das geht aus einer Studie der Boston Universität hervor. In den vergangenen beiden Jahrzehnten gehörten die China Development Bank (CDB) und die Export-Import Bank of China (Exim) zu den größten bilateralen Financiers von Kraftwerken und Energie-Infrastruktur im Ausland.
Seit dem Jahr 2000 vergaben sie Darlehen in Höhe von 234 Milliarden US-Dollar an ausländische Regierungen oder staatsnahe Unternehmen im Energiesektor. Seit 2016 wurden allein 75 Milliarden Dollar gewährt, womit die beiden Banken die Kreditvergabe der Weltbank bei weitem übertrafen. Seitdem nahmen die Bewilligungen jedoch rapide ab.
Erst im September 2021 hatte Xi Jinping angekündigt, China werde in Zukunft den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland nicht mehr finanzieren. Die Volksrepublik war der letzte große Geldgeber solcher Projekte (China.Table berichtete). Die Wissenschaftler der Boston University mutmaßen, dass China in Zukunft bei Energieprojekten im Ausland stärker auf Direktinvestitionen setzt statt auf Kredite. China hat sein Kredit-Engagement im Ausland bereits zurückgefahren.
Peking fürchtet eine “Gläubigerfalle” (China.Table berichtete), da viele mit Krediten finanzierte Projekte keine Gewinne abwerfen und die Rückzahlung unsicher ist. Die Wissenschaftler halten es zudem für unwahrscheinlich, dass China seine Führungsrolle in der globalen Energiefinanzierung aufgeben wird. In Zukunft sei wieder mit einem Anstieg der Finanzierungen zu rechnen. nib
China will seinen Kohlebergbau massiv ausweiten. Damit will die Regierung die Abhängigkeit von Importen drastisch verringern. Allerdings würden durch diesen Schritt die kurzfristigen Klimaschutzmaßnahmen wohl kaum mehr zu erreichen sein.
Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) gab vergangene Woche gegenüber Beamten der großen Bergbauregionen bekannt, dass die heimische Produktionskapazität um etwa 300 Millionen Tonnen gesteigert werden solle. Zudem sei geplant, einen nationalen Vorrat an Kohle von 620 Millionen Tonnen aufzubauen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Wegen der russischen Invasion in der Ukraine steigen derzeit die Preise für Kohle auf den internationalen Märkten in Rekordhöhen. Die nun geplante Produktionssteigerung würde aber nicht nur Chinas Abhängigkeit von ausländischen Importen verringern (China.Table berichtete). Der Schritt illustriert auch die große Sorge der Regierung in Peking um die nationale Energiesicherheit. Um Störungen des Wirtschaftswachstums zu verhindern, ist man offensichtlich bereit, auch in Zukunft auf fossile Brennstoffe zu setzen – auch auf Kosten der eigenen Klimaziele.
Kohle, der umweltschädlichste fossile Brennstoff, ist für China von großer Bedeutung: Die Volksrepublik produziert und verbraucht mehr als die Hälfte des globalen Angebots und trägt damit am meisten zu den kohlebedingten Treibhausgasemissionen bei. Dabei hatte China angekündigt, seinen Kohleverbrauch ab Mitte 2025 allmählich reduzieren zu wollen.
Die nun geplante Produktionssteigerung besteht aus zwei Teilen: 150 Millionen Tonnen Kapazität sollen durch neue, modernisierte Betriebe erreicht werden; die übrigen 150 Millionen Tonnen hingegen aus Tagebauen und einigen zuvor geschlossenen Minen. Laut NDRC soll die Tagesproduktion durchschnittlich 12,6 Millionen Tonnen betragen. Das läge über dem bisherigen Rekordniveau aus dem vergangenen Herbst, als Engpässe zu weit verbreiteten industriellen Stromausfällen führten. rad
Der Absatz von Autos mit neuen Antriebsformen (NEV) ist im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 189 Prozent gestiegen. Das berichtet die China Passenger Car Association (CPCA). Marktführer bei den E-Antrieben in China ist demnach weiterhin BYD, und zwar sowohl bei Hybriden wie bei rein batterieelektrischen Autos. Auf den nächsten Plätzen folgen Saic, Tesla, Geely, GAC Aion und Great Wall. Deutsche Hersteller befinden sich nicht unter den Top 10. Da die Coronavirus-Pandemie im Februar 2021 schon als überwunden gelten konnte, handelt es sich um einen realen Anstieg ohne viel statistische Effekte. fin