Table.Briefing: China

Biontech-Zulassung + Daimler, Denza und BYD

  • Wege aus der Pandemie: Warum kein Biontech?
  • Denza-Dilemma: Daimler braucht BYD
  • Fünfjahrespläne für Robotik und intelligente Fertigung
  • Deutsche Bank redet mit Chinas Postbank
  • IPO in Shanghai: China Mobiles “Heimkehr”
  • Taiwan investiert 200 Millionen in Litauen
  • Baerbock und Blinken sprechen über China
  • Hongkong nähert sich Lockdown
  • Standpunkt Michael Spence: China und USA müssen zusammenarbeiten
Liebe Leserin, lieber Leser,

die endemische Lage ist in Deutschland das Ziel der Gesundheitspolitik. Ihr Beginn markiert das lang ersehnte Ende der Pandemie. Corona würde dann umlaufen wie Schnupfen. Da alle eine Grundimmunität durch Impfungen oder Infektionen mitbringen, unterscheiden sich die weiteren Ausbrüche dann hoffentlich nur noch wenig von einer Erkältungswelle.

Auch für China würde der Übergang zur Endemie das Ende von Abriegelung, Ausgangssperren und Massentests bringen. Doch es hapert an der Immunität. Chinas Impfstoffe wirken zwar gegen Omikron – aber nur schwach. Die Lösung wäre ein Booster von Biontech. Doch das deutsche Präparat hat trotz Lieferverträgen mit dem Fosun-Konzern noch keine Zulassung. Den Gründen spüren wir in unserer Analyse nach.

Eine andere, ebenfalls einst hoch gepriesene deutsch-chinesische Partnerschaft befindet sich derzeit ebenfalls in einem halbtoten Zustand. Daimler zieht sich daher größtenteils aus dem erfolglosen Gemeinschaftsunternehmen Denza mit BYD zurück. Dabei sind die Kräfte ungleich verteilt, analysiert Frank Sieren. In China ist Daimler auf einen technisch starken Partner wie BYD dringend angewiesen, während dieser auch aus eigener Kraft zu den erfolgreichsten Spielern gehört.

Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

Analyse

Das lange Warten auf die Biontech-Zulassung

Die Omikron-Variante setzt Chinas Gesundheitspolitik erheblich unter Druck (China.Table berichtete). Zwar gehen die Zahlen in Xi’an derzeit wieder zurück, dafür flammen neue Infektionsherde an anderen Orten auf. Indem das Virus ansteckender wirkt, erschwert es die Null-Covid-Strategie erheblich. Ein möglicher Ausweg wäre die Durchimpfung der Bevölkerung mit mRNA-Impfstoffen und die anschließende Freigabe der Quarantänemaßnahmen. Die Bevölkerung könnte dann Immunität gegen Omikron aufbauen.

Doch der Weg in die endemische Lage hat sich China an mehreren Stellen versperrt. Darunter verstehen Forscher ein gelegentliches, eher harmloses Aufflammen von Infektionen. Voraussetzung dafür ist eine weitreichende Grundimmunität in der Bevölkerung. Chinas eine Blockade besteht nun darin, die Freiheit vom Virus als hohes Politikziel zu definieren. Sie ist damit jetzt ein Maßstab für den Erfolg der Partei. Die andere Blockade besteht in der Bevorzugung des eigenen Impfstoffs.

Die Vorliebe für die eigenen Produkte ist verständlich, aber in der jetzigen Situation auch problematisch. “Die Totvakzine, die in China verimpft wurden, also ein getötetes Vollvirus, wirkt leider sehr schlecht gegen Omikron“, sagte der Virologe Christian Drosten von der Charité im Deutschlandfunk. Er hält eine Nachimpfung mit Biontech oder Moderna für sinnvoll. “Wenn man da jetzt noch ein mRNA-Vakzin dazu tut, dann erhält man wieder eine ganz gute Wirkung.”

Biontech ist verfügbar, wird aber verschmäht

Grundsätzlich hätte China alle Möglichkeiten, eine mRNA-Impfkampagne in Gang zu setzen. Schon seit der ersten Stunde besteht eine Liefervereinbarung mit Biontech. Das Mainzer Unternehmen hat im März 2020 mit dem Privatunternehmen Fosun Pharma aus Shanghai einen Vertrag abgeschlossen. Dahinter steckt die Fosun-Gruppe von Milliardär Guo Guangchang, der wiederum Mitglied der KP und des Volkskongresses ist. Die Übereinkunft von Biontech mit Fosun ist damit sogar deutlich älter als die mit dem US-Partner Pfizer. Das geht aus dem Buch “Projekt Lightspeed: Der Weg zum BioNTech-Impfstoff” von Uğur Şahin und Özlem Türeci hervor.

Im Dezember 2020 kam der Impfstoff dann in Europa und den USA auf den Markt. Die Annahme war damals, dass auch China ihn bald in seinen Vakzin-Mix aufnehmen werde. Şahin war im April 2021 extra nach Shanghai geflogen, um die Details auszuarbeiten. Er saß seinen Gesprächspartnern hinter einer Plexiglasscheibe gegenüber beziehungsweise konferierte aus dem Hotelzimmer per Video-Schalte. Die Quarantänebestimmungen machten trotz Anwesenheit kein echtes Treffen mit seinen Gesprächspartnern möglich. Er sprach mit Vertretern von Fosun und der Regierung.

Doch in den neun Monaten, die seitdem vergangen sind, hat das Biontech-Präparat keine Zulassung in China erhalten. Stattdessen verbreiteten Staatsmedien Falschmeldungen über das Produkt (China.Table berichtete). Die Regierung befürchtete wohl, dass die eigenen Impfstoffe ein Image als B-Produkte abbekommen könnten. Das ist auch in Deutschland und anderswo geschehen, wo Astrazeneca gegenüber Biontech schnell als zweite Wahl galt. Dabei ist auch Astrazeneca hochwirksam und sicher. Die mRNA-Produkte haben aber eben eine noch höhere Effektivität.

Chinas Impfstoffe wirken zwar – aber bei weitem nicht so gut

Gegenüber Omikron ist der Biontech-Wirkstoff schon nach zwei Dosen ungefähr so wirksam wie die chinesischen Impfstoffe gegen die Ursprungsvariante, nämlich etwa 55 Prozent. Nach dem Booster steigt die Biontech-Immunität gegen Omikron deutlich an. Zumindest bei Experimenten in der Petrischale erreicht sie den Bereich, den zwei mRNA-Dosen gegen die Ursprungsvariante bieten. Diese Informationen zusammen könnten die heimischen chinesischen Produkte schnell wie B-Ware erscheinen lassen.

Deutsche Produkte haben in China zudem weiterhin ein gutes Image. Wenn dort der Biontech-Impfstoff mit seiner Wirksamkeit von über 90 Prozent mit dem einheimischen Produkt mit einer Wirksamkeit X konkurriert, könnte dieses schnell abgeschlagen dastehen. Wenn das eigene Land zweifelte, wäre aber auch Chinas Impfstoffdiplomatie gefährdet.

Dabei ist Chinas Impfstoff für viele Länder des Globalen Südens ein Segen. Ein halbwegs wirksamer Impfstoff ist immer noch sehr viel besser als gar kein Impfstoff. Bis Ende 2021 hat das Land nach eigenen Angaben zwei Milliarden Dosen exportiert. Und auch der Totimpfstoff kann schwere Verläufe verhindern.

Im chinesischen Inland sorgen die heimischen Vakzine bei den 1,2 Milliarden doppelt Geimpften auf jeden Fall für eine Grundimmunität. Er teilt jedoch offenbar eine Eigenschaft mit der westlichen Konkurrenz. Die Wirkung lässt innerhalb einiger Monate nach. Ein Booster mit Biontech hätte also gerade jetzt Sinn. Doch es fehlt weiter die Zulassung.

Hofft die Führung auf chinesische mRNA-Technik?

Vielleicht setzt China auf eigene mRNA-Impfstoffe. Das wäre ein gewaltiger PR-Erfolg für den High-Tech-Standort in Fernost. Ein hausgemachter Booster würde auch zum Streben nach Autarkie der Führung passen. Hinter den Kulissen arbeiten bereits zwei Firmen an eigenen Formulierungen. Dazu passt, dass von einem Drängen auf gemeinsame Produktion von Biontech mit Fosun die Rede ist. In anderen Industrien haben sich Gemeinschaftsunternehmen bereits als Orte des Schnellkurses für industrielle Fertigkeiten erwiesen.

Denn ohne Techniktransfer wird es kaum schnell genug gehen. Der Bau der Hülle aus Fettmolekülen, in der die mRNA sicher in die richtigen Zellen wandert, ist sehr anspruchsvoll. Und auch Curevac, das schon seit zwei Jahrzehnten an mRNA-Arzneimitteln forscht, ist die Entwicklung eines tauglichen Impfstoffs vorerst nicht gelungen.

Eine Schützenhilfe auf dem Weg zur chinesischen mRNA-Technik lag aber mitnichten in der Absicht Şahins. “Es gab keine Bedenken hinsichtlich des geistigen Eigentums oder des Technologietransfers“, schreiben Şahin und Türeci in ihrem Buch über die Verhandlungen mit Fosun. Biontech sollte den Impfstoff direkt aus Deutschland liefern. In China hätte er dann als der Fosun-Impfstoff vermarktet werden können. So sitzt Fosun jetzt auf Beschaffungsrechten für Hunderte Millionen Dosen und nutzt sie nicht.

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    • Fosun

    BYD expandiert ohne Daimler weiter

    Mit Denza wollte Daimler der eigentlich “erfolgreichste Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in China werden”. Doch die gemeinsam mit dem chinesischen Autobauer BYD ins Leben gerufene Marke hat auf ganzer Linie enttäuscht. Seit Gründung von Shenzhen Denza New Energy Automotive – so der vollständige Name – im Jahr 2012 konnte das Joint Venture gerade mal 23.000 Einheiten verkaufen.

    Der Marktanteil liegt bei mageren 0,02 Prozent. Erst war das Design nicht sehr anziehend. Doch auch nun, da es attraktive Fahrzeuge gibt, die bei BYD entworfen wurden, hebt die Marke nicht ab. Nun zieht Daimler die Konsequenzen (China.Table berichtete). Der deutsche Konzern verringert seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen von 50 auf 10 Prozent. Die anderen 90 Prozent wird BYD halten. Bis März 2022 soll die Umschichtung abgeschlossen sein.

    Zu konservativ für die Chinesen

    Daimler-Chef Ola Källenius will mehr auf Luxus-Autos mit hohen Margen setzen, lautet die offizielle Sprachregelung. Dabei hätte ein erfolgreiches Mittelklasse-Fahrzeug Daimler gutgetan. Der ausschließlich in China angebotene fünftürige Mittelklassewagen von Denza war den chinesischen Käufern jedoch zu konservativ. Es fehlte an Glamour. Zudem gab es kaum aufregende Entertainment-Features. 

    Solide Qualitätsarbeit allein reicht in China nicht. 2020 versuchten BYD und Daimler mit dem etwas schnittigeren Denza X das Ruder noch einmal herumzureißen. Doch auch der wahlweise vollelektrisch oder als 400 PS starker Plug-in-Hybrid erhältliche Premium-SUV blieb ein Ladenhüter. Gerade einmal etwas mehr als 4.000 Exemplare konnten abgesetzt werden. Zum Vergleich: Die chinesischen Konkurrenten Nio oder Xpeng verbuchen regelmäßig fünfstellige Absatzzahlen – im Monat. 

    Dass Daimler nicht ganz das Handtuch wirft, hat damit zu tun, dass die Stuttgarter noch einen Fuß in der Tür behalten und weiter mit BYD kooperieren wollen. “Für unsere Zukunft ist die Weiterentwicklung der Position in China entscheidend”, erklärt Källenius im Interview mit der Wirtschaftswoche.

    BYD (kurz für “Build Your Dreams”) werden gute Kontakte zu Chinas Führung nachgesagt. Das Autounternehmen, das gleichzeitig einer der beiden führenden E-Autobatteriehersteller weltweit ist, gilt zudem als einer der stärksten chinesischen Player. Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr um über 30 Prozent gestiegen. Der 1995 von dem Chemiker Wang Chuanfu gegründete Konzern hat mit den sogenannten Blade-Batterien die neue Generation der umweltfreundlicheren LFP-Batterien entscheidend geprägt. Sie ermöglichen Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometern (China.Table berichtete). Die E-Autos von BYD verkaufen sich insgesamt sehr gut. Im Durchschnitt verkauft der Konzern rund 100.000 Fahrzeuge pro Monat. 

    Daimler ist abhängig – BYD hat viele Pfeile im Köcher 

    Die Verkäufe von E-Fahrzeugen konnte BYD in den ersten elf Monaten des Jahres 2021 um 217 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern. Sie beliefen sich auf 509.838 Einheiten, das waren 160.848 Exemplare mehr als 2020. Für das eben angebrochene Jahr hat sich BYD einen Absatz von über 1,2 Millionen E-Fahrzeugen und einen Marktanteil in China von 25 Prozent zum Ziel gesetzt. Momentan liegt der Konzern bei 18 Prozent. Womöglich war es ein Fehler von Daimler, die Denza-Fahrzeuge selbst zu vermarkten und das nicht dem lokalen Platzhirsch zu überlassen.  

    Das Flaggschiff von BYD ist die fünf Meter lange Limousine mit der Bezeichnung Han. Seit Einführung im Juli 2020 wurden über 150.000 Exemplare des Modells verkauft. Mit 12.841 Verkäufen im November 2021 erreichte der Han einen neuen Monatsrekord. 

    Das rund 16.000 Euro teure Kompaktmodell Dolphin entwickelt sich ebenfalls zum Verkaufsschlager. Obwohl sich das Fahrzeug erst seit Sommer 2021 auf dem Markt befindet, konnte es allein im November 8.809 Einheiten absetzen. Im November gelang es BYD erstmals, bei den weltweiten E-Auto Verkäufen sogar den bisher führenden Hersteller Tesla zu überholen. Auf das Gesamtjahr 2021 gerechnet, liegt BYD allerdings noch hinter Tesla. Daimler hat weltweit nicht einmal halb so viele E-Autos verkauft wie BYD und muss sich an der Stückzahl (und nicht an der Marge) gemessen mit Platz sieben zufriedengeben. 

    International sind vor allem die E-Busse von BYD beliebt. BYD-Busse fahren in so unterschiedlichen Ländern wie England, Spanien, Italien, Norwegen, Deutschland und Chile. Aber auch mit PKWs ist BYD auf Expansionskurs. Kurz vor Jahresende lieferte der Konzern in Norwegen den 1000. rein elektrischen BYD Tang SUV an einen Kunden aus. Frank Dunvold, CEO von RSA, dem BYD-Vertriebspartner in Norwegen, geht davon aus, dass die Nachfrage 2022 noch weiter steigen wird – obwohl der Wagen dort mit umgerechnet knapp 60.000 Euro nicht gerade als billig gilt.

    BYD macht sich unabhängig von Chip-Lieferungen

    2022 will Denza unter der Regie von BYD in China mehrere neue Modelle einführen. Gleichzeitig entwickelt BYD neben Autos und Batterien eine dritte Sparte: Chips. Mit seiner Chipsparte BYD Semiconductor konnte der Konzern in den ersten beiden Quartalen 2021 einen Wachstumszuwachs von rund 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. 47 Prozent des Umsatzes erzielt die BYD-Chipsparte mittlerweile in Übersee. 

    BYD will trotz mehrmaliger Verzögerung noch dieses Jahr mit der Chip-Unit an die Börse. Eigentlich hatte das Unternehmen den Börsengang bereits Mitte August 2021 angepeilt, chinesische Behörden lehnten die Zulassung an der Shenzhen Stock Exchange jedoch ab. Der Grund sollen Ermittlungen gegen eine beteiligte Anwaltskanzlei gewesen sein.

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      • Autoindustrie

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      Neue Ziele für Robotik und intelligente Fertigung

      China hat zum Jahreswechsel zwei Fünfjahrespläne zur Modernisierung des Industriesektors und zur Entwicklung der Robotik-Industrie vorgelegt. Beide Pläne sollen die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern verringern. Der Fünfjahresplan für den Industriesektor soll die Forschung in Schlüsselbereichen wie Künstlicher Intelligenz, 5G und Big Data verbessern. Zudem sollen Fortschritte bei der sogenannten “intelligenten Fertigung” gemacht werden. Bis 2025 sollen mehr als 70 Prozent der großen chinesischen Fertigungs-Unternehmen digitalisiert sein.

      China will auch im Bereich Robotik unabhängig werden

      China müsse bei Industriesoftware und industrieller Infrastruktur weiter aufholen, gibt die Global Times einen chinesischen Analysten wieder. “Die in China verwendete Industriesoftware, Betriebssysteme und Geräte stammen hauptsächlich von ausländischen Marken”, heißt es weiter. China hinke auch bei Kernkomponenten wie Chips hinterher.

      Bei Robotern will China bis 2025 zu einem der weltweit führenden Länder werden. Ziel sei es, dass der Sektor jährliche Wachstumsraten von 20 Prozent erreicht, berichtet Nikkei Asia. China habe im Bereich der Industrieroboter große Fortschritte gemacht, sagte ein Vertreter des Industrieministeriums. Doch die industrielle Grundlage sei schwach und “die Qualität, Stabilität und Zuverlässigkeit von Schlüsselkomponenten” entspräche noch nicht den Anforderungen, gibt die Global Times den Beamten wieder.

      Um die Wettbewerbsfähigkeit der Robotik-Industrie zu stärken, sieht der Plan Umstrukturierungen und Fusionen von großen chinesischen Produzenten sowie finanzielle Hilfen vor. Bei Vorprodukten der Robotik-Industrie wie beispielsweise Servomotoren und Gelenken sollen kleine und mittelgroße Firmen geschaffen werden – ebenfalls um die Abhängigkeit vom Ausland zu verringern, wie Bloomberg berichtet.

      Die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Regierung soll verbessert werden. Schwerpunkte sollen bei Robotern für den Automobilsektor, die Luftfahrt und den Transportsektor sowie die Herstellung von Chips gesetzt werden. Auch Roboter für die Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft, Bergbau und den Bausektor sollen verstärkt gefördert werden. Befremdlich wirkt der Fokus auf Robotern für die Bekämpfung von Unruhen und andere Strafverfolgungsmaßnahmen. nib

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        • Technologie

        Deutsche Bank plant Kooperation mit Chinas Postbank

        Die Deutsche Bank befindet sich einem Medienbericht zufolge in Gesprächen mit der Vermögensverwaltungs-Sparte der chinesischen Postbank über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens. Das deutsche Geldhaus strebe eine Mehrheitsbeteiligung an dem neuen Unternehmen an, berichtete das Finanzmagazin Caixin. Es sei noch keine Einigung erzielt worden. Die Deutsche Bank hat sich auf Anfrage von Caixin zunächst nicht geäußert.

        Finanzinstitute drängen in den riesigen Vermögensverwaltungsmarkt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, seit China den Sektor 2019 für ausländische Investoren geöffnet hat (China.Table berichtete). Die Postal Savings Bank of China (PSBC) betreibt landesweit rund 40.000 Filialen und betreut 600 Millionen Kunden. Sie gehört weiterhin zur chinesischen Post, hat aber in Hongkong auch Aktien ausgegeben. rtr/fin

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          Laues Börsendebut von China Mobile in Shanghai

          Der “Rückkehr an den Heimatmarkt” war den Zahlen nach nur ein mäßiger Erfolg: Der Mobilfunker China Mobile hat an der Shanghaier Börse seine Premiere gegeben. Der Aktienkurs stieg zur Eröffnung zwar um neun Prozent an. Die Papiere gingen dann am Mittwochnachmittag allerdings nur noch mit einem minimalen Plus von 0,52 Prozent aus dem Handel. Die Einnahmen belaufen sich auf 6,7 Milliarden Euro.

          Die US-Regierung unter Donald Trump hatte China Mobile und weitere Firmen 2020 vom Handel an der Wall Street ausgeschlossen. Joe Biden hat die Entscheidung inzwischen bestätigt (China.Table berichtete). Die Heimkehr der Aktiengesellschaften nach China ist seitdem ein Börsen-Trend. China Mobile ist auch an der Hongkonger Börse gelistet. Es handelt sich um den weltgrößten Mobilfunkanbieter. fin

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            Taiwan investiert in Litauen

            Litauen kann auf millionenschwere Hilfen aus Taiwan hoffen. Dazu solle ein mit 200 Millionen Dollar ausgestatteter Fonds eingerichtet werden, erklärte am Mittwoch der Leiter der taiwanischen Vertretung in dem baltischen Land, Eric Huang. Der Fonds solle gezielt in Litauens Industrie investieren. Hintergrund ist ein sich verschärfender Streit über die Entscheidung Litauens, Taiwan die Eröffnung einer De-facto-Botschaft zu erlauben (China.Table berichtete).

            Baerbock und Blinken stärken Litauen den Rücken

            Außenministerin Annalena Baerbock und ihr US-Kollege Antony Blinken sprachen Litauen derweil ihre Unterstützung aus. “Wir machen uns Sorgen um Versuche der chinesischen Regierung, Litauen in die Enge zu treiben, ein Land mit weniger als drei Millionen Einwohnern”, sagte Blinken nach einem Treffen mit Baerbock in Washington. Die beiden Außenpolitiker waren sich einig, dass der Umgang mit China eine engere transatlantische Kooperation erfordere. “Es geht hier nicht nur um Litauen; jedes Land sollte seine Außenpolitik ohne Zwang entwickeln dürfen”, fuhr Blinken fort. Baerbock betonte, die EU stehe solidarisch an der Seite Litauens. rtr/fin

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              Hongkong verschärft Corona-Maßnahmen

              Aktuell ist das Corona-Infektionsgeschehen im Vergleich etwa zu Europa oder Nordamerika in Hongkong gering. Trotzdem verschärft die chinesische Sonderverwaltungszone die Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie. Die Regierung der Finanz- und Hafenmetropole hat ein zweiwöchiges Landeverbot für Flüge aus Australien, Kanada, Frankreich, Indien, Pakistan, den Philippinen, Großbritannien und den USA verhängt. Auch Umsteigeverbindungen sind von dem Verbot betroffen. Es soll vom 8. bis zum 21. Januar gelten, teilte Regierungschefin Carrie Lam mit.

              Ebenfalls ab Freitag sind Restaurantbesuche nach 18 Uhr untersagt. Schwimmbäder, Sport- und Fitnesszentren, Bars, Clubs und Museen müssen ebenfalls für mindestens zwei Wochen schließen. “Wir haben noch keine fünfte Welle, aber wir stehen kurz davor”, begründete Lam das Vorgehen. Die Behörden haben zudem ein Verbot für Kreuzfahrten verhängt. Am Mittwoch haben sie ein Schiff mit 3.700 Menschen an Bord zurückgewiesen, nachdem neun Passagiere als enge Kontaktpersonen von Omikron-Patienten identifiziert worden waren. Die Menschen an Bord der “Spectrum of the Seas” wurden unter Quarantäne gestellt und dürfen das Schiff erst nach einem negativen Corona-Test verlassen. 

              Wie auch das chinesische Festland, aber auch Taiwan, Südkorea und andere ostasiatische Länder verfolgt Hongkong eine Null-Covid-Strategie. Bis Dienstagabend wurden in der Millionenmetropole 114 Omikron-Fälle verzeichnet. Bei den meisten Infizierten handelte es sich um Reisende, die am Flughafen oder im Quarantänehotel positiv auf die neue Variante des Coronavirus getestet wurden. Sorgen bereitet den Behörden zudem ein kleinerer Omikron-Ausbruch innerhalb Hongkongs. Es bestehe die Gefahr, dass sich die hochansteckende Variante unbemerkt innerhalb der Bevölkerung verbreite, sagte Lam. rtr/flee

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                Radikal-Lockdown lässt Chinesen verzweifeln T-ONLINE
                Deutsche Bank prüft Joint Venture in China HANDELSBLATT
                Streit mit Litauen: Taiwan landet Rum-Coup gegen China SPIEGEL
                Schwächelnde Konjunktur: Chinas neues Sorgenjahr FAZ
                Angespannte Finanzlage: Evergrande will jetzt Zeit gewinnen TAGESSCHAU
                Peking prescht bei Regulierung von Algorithmen vor – und festigt Zugriff auf Techkonzerne HANDELSBLATT
                Sicherheitspolitik: Wie viele Atomraketen sind nötig, um einen Atomkrieg zu verhindern? SÜDDEUTSCHE

                Standpunkt

                Ist eine strategische Zusammenarbeit mit China möglich?

                Von Michael Spence
                Michael Spence schreibt über die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit China.
                Michael Spence, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften

                Wenn man sich die Wirtschaftslandschaft im Jahr 2021 ansieht, kommt man nicht umhin, das Auftauchen neuer Hindernisse für einen robusten Aufschwung zu bemerken. Die Vereinigten Staaten, Europa, China und andere stehen vor einer wachsenden Liste bemerkenswert ähnlicher kurz- und langfristiger Herausforderungen.

                Die Pandemie bleibt die größte Sorge. Ohne eine umfassende weltweite Impfung werden weiterhin neue COVID-19-Varianten auftauchen, die die Regierungen möglicherweise dazu zwingen, erneut teilweise oder vollständige Lockdowns zu verhängen. Das Coronavirus stellt somit eine ständige Belastung für den Aufschwung dar.

                Eine zweite Herausforderung ist die Blockade der globalen Lieferketten, die zusammen mit angebotsseitigen Verschiebungen auf den Arbeitsmärkten einen anhaltenden Inflationsdruck erzeugt hat, wie er seit über einem Jahrzehnt nicht mehr zu beobachten war. Ohne grenzüberschreitende Bemühungen zur Behebung von Lieferengpässen und Verknappungen könnten die Zentralbanken gezwungen sein, die derzeitige Nachfragesteigerung durch eine Straffung der Geldpolitik zu bremsen.

                Blockade der Lieferketten weltweit bringt Inflation

                Ein weiteres gemeinsames Thema ist die komplexe Aufgabe, die digitalen Technologien und Sektoren, die inzwischen einen immer größeren Anteil an den meisten Volkswirtschaften ausmachen, angemessen zu regulieren. Die Regulierungsbehörden in Europa, den USA, China und Indien haben ihre Bemühungen in dieser Hinsicht intensiviert; neue Regeln für Datensicherheit, -zugriff und -nutzung wurden aufgestellt und Untersuchungen über den möglichen Missbrauch von Marktmacht, insbesondere durch die Mega-Plattformen, eingeleitet. Da sich der Finanzsektor auf digitale Zahlungsmethoden und Währungen verlagert und auf den Märkten für Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung neue Marktteilnehmer auftauchen, müssen die Vorschriften dringend angepasst werden, um einen fairen Wettbewerb, den Zugang zu wertvollen Daten und die finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

                Es ist kein Geheimnis, dass in den letzten Jahrzehnten ein erheblicher Teil des neu geschaffenen Wohlstands in Technologiesektoren wie E-Commerce, Zahlungsverkehr, FinTech und soziale Medien entstanden ist. Das Ergebnis ist eine hohe Konzentration neuen Reichtums, was wiederum Bedenken hinsichtlich eines unzulässigen Einflusses auf die Politik aufkommen lässt. Diese Bedenken sind in den USA und China besonders ausgeprägt, auch wenn die beiden Länder sehr unterschiedliche Regierungssysteme und damit auch unterschiedliche Kanäle für die Einflussnahme haben.

                Auch wenn die Terminologie in den USA und China unterschiedlich ist, kämpfen beide Länder darum, die zunehmende Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen und die abnehmende soziale Mobilität umzukehren. In den USA sprechen viele Politiker davon, für ein integrativeres Wachstum zu sorgen. In China hat die Regierung eine neue Kampagne gestartet, um “gemeinsamen Wohlstand” zu erreichen. Hitzige Debatten in beiden Ländern darüber, wie diese Ziele am besten zu erreichen sind, spiegeln die Sorge wider, dass ein übertriebener oder zu enger Ansatz bei der Umverteilung die wirtschaftliche Effizienz und Dynamik beeinträchtigen könnte.

                Technologiesektoren gewinnen an Einfluss

                Die Ähnlichkeit dieser nationalen politischen Bemühungen lässt darauf schließen, dass die USA und China ein gemeinsames Interesse daran haben, neue Spielregeln für die Weltwirtschaft und den Finanzsektor aufzustellen. Beide müssen sich den neuen Realitäten anpassen, die sich aus der digitalen Revolution und den sich verschiebenden globalen Machtverhältnissen ergeben. Es besteht auch ein klarer Bedarf an neuen Abkommen zur Begrenzung der missbräuchlichen Nutzung von Digital- und Cyber-Technologien und zur Freigabe gutartiger grenzüberschreitender Technologieströme (in den Bereichen Gesundheit, Bildung und anderen Sektoren), die aus Gründen der nationalen Sicherheit blockiert zu werden drohen.

                Schließlich ist da noch die globale Herausforderung des Klimawandels. Ohne den freien und reibungslosen Verkehr der erforderlichen Technologien und Finanzmittel wird die Welt keine Chance haben, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Auch hier wird der Erfolg davon abhängen, ob die USA und China zusammenarbeiten können.

                Bei so vielen gemeinsamen Herausforderungen hätte man erwarten können, dass die führenden Weltmächte ein schwieriges, aber vernünftiges Gleichgewicht zwischen strategischem Wettbewerb und strategischer Zusammenarbeit anstreben. Schließlich würden sowohl China als auch die USA davon profitieren, wenn sie anerkennen würden, dass sie zwingende gemeinsame Interessen und nicht nur unvermeidliche Meinungsverschiedenheiten haben.

                Verschärfter strategischer Wettbewerb zwischen USA und China

                Dies ist jedoch größtenteils nicht geschehen. Obwohl sich US-Präsident Joe Biden und der chinesische Präsident Xi Jinping kürzlich darauf verständigt haben, Raum für eine Zusammenarbeit beim Klimawandel und der Energiewende zu schaffen, haben die USA unter Berufung auf Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit den strategischen Wettbewerb verschärft. Wir sind noch weit davon entfernt, in den Genuss eines freien Technologieflusses zu kommen, der notwendig ist, um die globalen Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren.

                Schlimmer noch: Auf beiden Seiten verhärten sich die Haltungen, wobei jede Regierung in der bequemen, aber unproduktiven Gewissheit verharrt, dass sie die moralische Überlegenheit besitzt. In den USA geht man nicht mehr davon aus, dass Chinas Regierungssystem entweder scheitern oder sich in eine Art demokratischen Kapitalismus verwandeln wird. Politiker in beiden großen Parteien glauben nun, dass China seinen Aufstieg seiner hartnäckigen Weigerung zu verdanken hat, sich an die Regeln zu halten.

                Auf chinesischer Seite wird die US-Strategie als Versuch gesehen, Chinas wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt zu behindern oder sogar umzukehren. Die parteipolitische Polarisierung und soziale Spaltung in den Vereinigten Staaten wird als Beweis für ein politisches und wirtschaftliches Systemversagen dargestellt.

                Keine Garantie für einen Erfolg – aber auch keine Alternative

                In der Zwischenzeit erlebt die Weltwirtschaft weiterhin mindestens vier große strukturelle Veränderungen: die multidimensionale digitale Revolution, das Streben nach sauberer Energie und ökologischer Nachhaltigkeit, große Durchbrüche in der biomedizinischen Wissenschaft und Biologie sowie der Aufstieg Asiens. Alle vier Entwicklungen bieten große Chancen für die Verbesserung des globalen Wohlstands in vielen verschiedenen Dimensionen. Aber jede von ihnen wird auch disruptive Übergänge mit sich bringen, die größere Anpassungen der bestehenden globalen Institutionen und Rahmenbedingungen erfordern.

                Unter diesen Umständen können wir uns nicht den Luxus leisten, uns ausschließlich auf den Wettbewerb zu konzentrieren oder Kämpfe um innenpolitische Vorteile auszutragen. Die Risiken für die globale Gesundheit und den Wohlstand sind zu hoch. Um den gefährlichen Weg des Wettbewerbs ohne Zusammenarbeit zu verlassen, bedarf es nachhaltiger Führungsstärke auf beiden Seiten und in allen Bereichen der Gesellschaft. Es gibt keine Garantie für den Erfolg, aber es gibt keine Alternative zum Versuch.

                Michael Spence, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, ist emeritierter Professor an der Stanford University und Senior Fellow an der Hoover Institution. Übersetzung :Andreas Hubig.

                Copyright: Project Syndicate, 2021.
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                  Personalien

                  Zhang Ming, der bis Ende 2021 chinesischer Botschafter an die EU in Brüssel war, wird Generalsekretär der Shanghai Cooperation Organization (SCO). Der 2001 gegründeten SCO gehören neben China und Russland auch Indien, Kasachstan, Kirgisistan, Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan an. Zhang übernimmt den Posten des Generalsekretärs von dem Usbeken Vladimir Norov. Einen chinesischen Vorsitz hatte die Gruppe zuletzt 2006 mit Zhang Deguang. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Zhang in Brüssel ist noch nicht bekannt.

                  • Zhang Ming

                  Dessert

                  Pekings Kanäle sind eine wichtige Quelle von Freizeitangeboten. In dem trüben Wasser wird ganzjährig geschwommen, an den Ufern laufen Jogger und Hundebesitzer. Und im Winter ist auch Eishockey möglich. Diese Truppe will sich schon für das Highlight der Wintersport-Fans warm spielen: Olympia im kommenden Monat. Derzeit ruht sie sich allerdings noch ein wenig aus.

                  China.Table Redaktion

                  CHINA.TABLE REDAKTION

                  Licenses:
                    • Wege aus der Pandemie: Warum kein Biontech?
                    • Denza-Dilemma: Daimler braucht BYD
                    • Fünfjahrespläne für Robotik und intelligente Fertigung
                    • Deutsche Bank redet mit Chinas Postbank
                    • IPO in Shanghai: China Mobiles “Heimkehr”
                    • Taiwan investiert 200 Millionen in Litauen
                    • Baerbock und Blinken sprechen über China
                    • Hongkong nähert sich Lockdown
                    • Standpunkt Michael Spence: China und USA müssen zusammenarbeiten
                    Liebe Leserin, lieber Leser,

                    die endemische Lage ist in Deutschland das Ziel der Gesundheitspolitik. Ihr Beginn markiert das lang ersehnte Ende der Pandemie. Corona würde dann umlaufen wie Schnupfen. Da alle eine Grundimmunität durch Impfungen oder Infektionen mitbringen, unterscheiden sich die weiteren Ausbrüche dann hoffentlich nur noch wenig von einer Erkältungswelle.

                    Auch für China würde der Übergang zur Endemie das Ende von Abriegelung, Ausgangssperren und Massentests bringen. Doch es hapert an der Immunität. Chinas Impfstoffe wirken zwar gegen Omikron – aber nur schwach. Die Lösung wäre ein Booster von Biontech. Doch das deutsche Präparat hat trotz Lieferverträgen mit dem Fosun-Konzern noch keine Zulassung. Den Gründen spüren wir in unserer Analyse nach.

                    Eine andere, ebenfalls einst hoch gepriesene deutsch-chinesische Partnerschaft befindet sich derzeit ebenfalls in einem halbtoten Zustand. Daimler zieht sich daher größtenteils aus dem erfolglosen Gemeinschaftsunternehmen Denza mit BYD zurück. Dabei sind die Kräfte ungleich verteilt, analysiert Frank Sieren. In China ist Daimler auf einen technisch starken Partner wie BYD dringend angewiesen, während dieser auch aus eigener Kraft zu den erfolgreichsten Spielern gehört.

                    Ihr
                    Finn Mayer-Kuckuk
                    Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

                    Analyse

                    Das lange Warten auf die Biontech-Zulassung

                    Die Omikron-Variante setzt Chinas Gesundheitspolitik erheblich unter Druck (China.Table berichtete). Zwar gehen die Zahlen in Xi’an derzeit wieder zurück, dafür flammen neue Infektionsherde an anderen Orten auf. Indem das Virus ansteckender wirkt, erschwert es die Null-Covid-Strategie erheblich. Ein möglicher Ausweg wäre die Durchimpfung der Bevölkerung mit mRNA-Impfstoffen und die anschließende Freigabe der Quarantänemaßnahmen. Die Bevölkerung könnte dann Immunität gegen Omikron aufbauen.

                    Doch der Weg in die endemische Lage hat sich China an mehreren Stellen versperrt. Darunter verstehen Forscher ein gelegentliches, eher harmloses Aufflammen von Infektionen. Voraussetzung dafür ist eine weitreichende Grundimmunität in der Bevölkerung. Chinas eine Blockade besteht nun darin, die Freiheit vom Virus als hohes Politikziel zu definieren. Sie ist damit jetzt ein Maßstab für den Erfolg der Partei. Die andere Blockade besteht in der Bevorzugung des eigenen Impfstoffs.

                    Die Vorliebe für die eigenen Produkte ist verständlich, aber in der jetzigen Situation auch problematisch. “Die Totvakzine, die in China verimpft wurden, also ein getötetes Vollvirus, wirkt leider sehr schlecht gegen Omikron“, sagte der Virologe Christian Drosten von der Charité im Deutschlandfunk. Er hält eine Nachimpfung mit Biontech oder Moderna für sinnvoll. “Wenn man da jetzt noch ein mRNA-Vakzin dazu tut, dann erhält man wieder eine ganz gute Wirkung.”

                    Biontech ist verfügbar, wird aber verschmäht

                    Grundsätzlich hätte China alle Möglichkeiten, eine mRNA-Impfkampagne in Gang zu setzen. Schon seit der ersten Stunde besteht eine Liefervereinbarung mit Biontech. Das Mainzer Unternehmen hat im März 2020 mit dem Privatunternehmen Fosun Pharma aus Shanghai einen Vertrag abgeschlossen. Dahinter steckt die Fosun-Gruppe von Milliardär Guo Guangchang, der wiederum Mitglied der KP und des Volkskongresses ist. Die Übereinkunft von Biontech mit Fosun ist damit sogar deutlich älter als die mit dem US-Partner Pfizer. Das geht aus dem Buch “Projekt Lightspeed: Der Weg zum BioNTech-Impfstoff” von Uğur Şahin und Özlem Türeci hervor.

                    Im Dezember 2020 kam der Impfstoff dann in Europa und den USA auf den Markt. Die Annahme war damals, dass auch China ihn bald in seinen Vakzin-Mix aufnehmen werde. Şahin war im April 2021 extra nach Shanghai geflogen, um die Details auszuarbeiten. Er saß seinen Gesprächspartnern hinter einer Plexiglasscheibe gegenüber beziehungsweise konferierte aus dem Hotelzimmer per Video-Schalte. Die Quarantänebestimmungen machten trotz Anwesenheit kein echtes Treffen mit seinen Gesprächspartnern möglich. Er sprach mit Vertretern von Fosun und der Regierung.

                    Doch in den neun Monaten, die seitdem vergangen sind, hat das Biontech-Präparat keine Zulassung in China erhalten. Stattdessen verbreiteten Staatsmedien Falschmeldungen über das Produkt (China.Table berichtete). Die Regierung befürchtete wohl, dass die eigenen Impfstoffe ein Image als B-Produkte abbekommen könnten. Das ist auch in Deutschland und anderswo geschehen, wo Astrazeneca gegenüber Biontech schnell als zweite Wahl galt. Dabei ist auch Astrazeneca hochwirksam und sicher. Die mRNA-Produkte haben aber eben eine noch höhere Effektivität.

                    Chinas Impfstoffe wirken zwar – aber bei weitem nicht so gut

                    Gegenüber Omikron ist der Biontech-Wirkstoff schon nach zwei Dosen ungefähr so wirksam wie die chinesischen Impfstoffe gegen die Ursprungsvariante, nämlich etwa 55 Prozent. Nach dem Booster steigt die Biontech-Immunität gegen Omikron deutlich an. Zumindest bei Experimenten in der Petrischale erreicht sie den Bereich, den zwei mRNA-Dosen gegen die Ursprungsvariante bieten. Diese Informationen zusammen könnten die heimischen chinesischen Produkte schnell wie B-Ware erscheinen lassen.

                    Deutsche Produkte haben in China zudem weiterhin ein gutes Image. Wenn dort der Biontech-Impfstoff mit seiner Wirksamkeit von über 90 Prozent mit dem einheimischen Produkt mit einer Wirksamkeit X konkurriert, könnte dieses schnell abgeschlagen dastehen. Wenn das eigene Land zweifelte, wäre aber auch Chinas Impfstoffdiplomatie gefährdet.

                    Dabei ist Chinas Impfstoff für viele Länder des Globalen Südens ein Segen. Ein halbwegs wirksamer Impfstoff ist immer noch sehr viel besser als gar kein Impfstoff. Bis Ende 2021 hat das Land nach eigenen Angaben zwei Milliarden Dosen exportiert. Und auch der Totimpfstoff kann schwere Verläufe verhindern.

                    Im chinesischen Inland sorgen die heimischen Vakzine bei den 1,2 Milliarden doppelt Geimpften auf jeden Fall für eine Grundimmunität. Er teilt jedoch offenbar eine Eigenschaft mit der westlichen Konkurrenz. Die Wirkung lässt innerhalb einiger Monate nach. Ein Booster mit Biontech hätte also gerade jetzt Sinn. Doch es fehlt weiter die Zulassung.

                    Hofft die Führung auf chinesische mRNA-Technik?

                    Vielleicht setzt China auf eigene mRNA-Impfstoffe. Das wäre ein gewaltiger PR-Erfolg für den High-Tech-Standort in Fernost. Ein hausgemachter Booster würde auch zum Streben nach Autarkie der Führung passen. Hinter den Kulissen arbeiten bereits zwei Firmen an eigenen Formulierungen. Dazu passt, dass von einem Drängen auf gemeinsame Produktion von Biontech mit Fosun die Rede ist. In anderen Industrien haben sich Gemeinschaftsunternehmen bereits als Orte des Schnellkurses für industrielle Fertigkeiten erwiesen.

                    Denn ohne Techniktransfer wird es kaum schnell genug gehen. Der Bau der Hülle aus Fettmolekülen, in der die mRNA sicher in die richtigen Zellen wandert, ist sehr anspruchsvoll. Und auch Curevac, das schon seit zwei Jahrzehnten an mRNA-Arzneimitteln forscht, ist die Entwicklung eines tauglichen Impfstoffs vorerst nicht gelungen.

                    Eine Schützenhilfe auf dem Weg zur chinesischen mRNA-Technik lag aber mitnichten in der Absicht Şahins. “Es gab keine Bedenken hinsichtlich des geistigen Eigentums oder des Technologietransfers“, schreiben Şahin und Türeci in ihrem Buch über die Verhandlungen mit Fosun. Biontech sollte den Impfstoff direkt aus Deutschland liefern. In China hätte er dann als der Fosun-Impfstoff vermarktet werden können. So sitzt Fosun jetzt auf Beschaffungsrechten für Hunderte Millionen Dosen und nutzt sie nicht.

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                      • Fosun

                      BYD expandiert ohne Daimler weiter

                      Mit Denza wollte Daimler der eigentlich “erfolgreichste Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in China werden”. Doch die gemeinsam mit dem chinesischen Autobauer BYD ins Leben gerufene Marke hat auf ganzer Linie enttäuscht. Seit Gründung von Shenzhen Denza New Energy Automotive – so der vollständige Name – im Jahr 2012 konnte das Joint Venture gerade mal 23.000 Einheiten verkaufen.

                      Der Marktanteil liegt bei mageren 0,02 Prozent. Erst war das Design nicht sehr anziehend. Doch auch nun, da es attraktive Fahrzeuge gibt, die bei BYD entworfen wurden, hebt die Marke nicht ab. Nun zieht Daimler die Konsequenzen (China.Table berichtete). Der deutsche Konzern verringert seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen von 50 auf 10 Prozent. Die anderen 90 Prozent wird BYD halten. Bis März 2022 soll die Umschichtung abgeschlossen sein.

                      Zu konservativ für die Chinesen

                      Daimler-Chef Ola Källenius will mehr auf Luxus-Autos mit hohen Margen setzen, lautet die offizielle Sprachregelung. Dabei hätte ein erfolgreiches Mittelklasse-Fahrzeug Daimler gutgetan. Der ausschließlich in China angebotene fünftürige Mittelklassewagen von Denza war den chinesischen Käufern jedoch zu konservativ. Es fehlte an Glamour. Zudem gab es kaum aufregende Entertainment-Features. 

                      Solide Qualitätsarbeit allein reicht in China nicht. 2020 versuchten BYD und Daimler mit dem etwas schnittigeren Denza X das Ruder noch einmal herumzureißen. Doch auch der wahlweise vollelektrisch oder als 400 PS starker Plug-in-Hybrid erhältliche Premium-SUV blieb ein Ladenhüter. Gerade einmal etwas mehr als 4.000 Exemplare konnten abgesetzt werden. Zum Vergleich: Die chinesischen Konkurrenten Nio oder Xpeng verbuchen regelmäßig fünfstellige Absatzzahlen – im Monat. 

                      Dass Daimler nicht ganz das Handtuch wirft, hat damit zu tun, dass die Stuttgarter noch einen Fuß in der Tür behalten und weiter mit BYD kooperieren wollen. “Für unsere Zukunft ist die Weiterentwicklung der Position in China entscheidend”, erklärt Källenius im Interview mit der Wirtschaftswoche.

                      BYD (kurz für “Build Your Dreams”) werden gute Kontakte zu Chinas Führung nachgesagt. Das Autounternehmen, das gleichzeitig einer der beiden führenden E-Autobatteriehersteller weltweit ist, gilt zudem als einer der stärksten chinesischen Player. Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr um über 30 Prozent gestiegen. Der 1995 von dem Chemiker Wang Chuanfu gegründete Konzern hat mit den sogenannten Blade-Batterien die neue Generation der umweltfreundlicheren LFP-Batterien entscheidend geprägt. Sie ermöglichen Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometern (China.Table berichtete). Die E-Autos von BYD verkaufen sich insgesamt sehr gut. Im Durchschnitt verkauft der Konzern rund 100.000 Fahrzeuge pro Monat. 

                      Daimler ist abhängig – BYD hat viele Pfeile im Köcher 

                      Die Verkäufe von E-Fahrzeugen konnte BYD in den ersten elf Monaten des Jahres 2021 um 217 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern. Sie beliefen sich auf 509.838 Einheiten, das waren 160.848 Exemplare mehr als 2020. Für das eben angebrochene Jahr hat sich BYD einen Absatz von über 1,2 Millionen E-Fahrzeugen und einen Marktanteil in China von 25 Prozent zum Ziel gesetzt. Momentan liegt der Konzern bei 18 Prozent. Womöglich war es ein Fehler von Daimler, die Denza-Fahrzeuge selbst zu vermarkten und das nicht dem lokalen Platzhirsch zu überlassen.  

                      Das Flaggschiff von BYD ist die fünf Meter lange Limousine mit der Bezeichnung Han. Seit Einführung im Juli 2020 wurden über 150.000 Exemplare des Modells verkauft. Mit 12.841 Verkäufen im November 2021 erreichte der Han einen neuen Monatsrekord. 

                      Das rund 16.000 Euro teure Kompaktmodell Dolphin entwickelt sich ebenfalls zum Verkaufsschlager. Obwohl sich das Fahrzeug erst seit Sommer 2021 auf dem Markt befindet, konnte es allein im November 8.809 Einheiten absetzen. Im November gelang es BYD erstmals, bei den weltweiten E-Auto Verkäufen sogar den bisher führenden Hersteller Tesla zu überholen. Auf das Gesamtjahr 2021 gerechnet, liegt BYD allerdings noch hinter Tesla. Daimler hat weltweit nicht einmal halb so viele E-Autos verkauft wie BYD und muss sich an der Stückzahl (und nicht an der Marge) gemessen mit Platz sieben zufriedengeben. 

                      International sind vor allem die E-Busse von BYD beliebt. BYD-Busse fahren in so unterschiedlichen Ländern wie England, Spanien, Italien, Norwegen, Deutschland und Chile. Aber auch mit PKWs ist BYD auf Expansionskurs. Kurz vor Jahresende lieferte der Konzern in Norwegen den 1000. rein elektrischen BYD Tang SUV an einen Kunden aus. Frank Dunvold, CEO von RSA, dem BYD-Vertriebspartner in Norwegen, geht davon aus, dass die Nachfrage 2022 noch weiter steigen wird – obwohl der Wagen dort mit umgerechnet knapp 60.000 Euro nicht gerade als billig gilt.

                      BYD macht sich unabhängig von Chip-Lieferungen

                      2022 will Denza unter der Regie von BYD in China mehrere neue Modelle einführen. Gleichzeitig entwickelt BYD neben Autos und Batterien eine dritte Sparte: Chips. Mit seiner Chipsparte BYD Semiconductor konnte der Konzern in den ersten beiden Quartalen 2021 einen Wachstumszuwachs von rund 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. 47 Prozent des Umsatzes erzielt die BYD-Chipsparte mittlerweile in Übersee. 

                      BYD will trotz mehrmaliger Verzögerung noch dieses Jahr mit der Chip-Unit an die Börse. Eigentlich hatte das Unternehmen den Börsengang bereits Mitte August 2021 angepeilt, chinesische Behörden lehnten die Zulassung an der Shenzhen Stock Exchange jedoch ab. Der Grund sollen Ermittlungen gegen eine beteiligte Anwaltskanzlei gewesen sein.

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                        • Autoindustrie

                        News

                        Neue Ziele für Robotik und intelligente Fertigung

                        China hat zum Jahreswechsel zwei Fünfjahrespläne zur Modernisierung des Industriesektors und zur Entwicklung der Robotik-Industrie vorgelegt. Beide Pläne sollen die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern verringern. Der Fünfjahresplan für den Industriesektor soll die Forschung in Schlüsselbereichen wie Künstlicher Intelligenz, 5G und Big Data verbessern. Zudem sollen Fortschritte bei der sogenannten “intelligenten Fertigung” gemacht werden. Bis 2025 sollen mehr als 70 Prozent der großen chinesischen Fertigungs-Unternehmen digitalisiert sein.

                        China will auch im Bereich Robotik unabhängig werden

                        China müsse bei Industriesoftware und industrieller Infrastruktur weiter aufholen, gibt die Global Times einen chinesischen Analysten wieder. “Die in China verwendete Industriesoftware, Betriebssysteme und Geräte stammen hauptsächlich von ausländischen Marken”, heißt es weiter. China hinke auch bei Kernkomponenten wie Chips hinterher.

                        Bei Robotern will China bis 2025 zu einem der weltweit führenden Länder werden. Ziel sei es, dass der Sektor jährliche Wachstumsraten von 20 Prozent erreicht, berichtet Nikkei Asia. China habe im Bereich der Industrieroboter große Fortschritte gemacht, sagte ein Vertreter des Industrieministeriums. Doch die industrielle Grundlage sei schwach und “die Qualität, Stabilität und Zuverlässigkeit von Schlüsselkomponenten” entspräche noch nicht den Anforderungen, gibt die Global Times den Beamten wieder.

                        Um die Wettbewerbsfähigkeit der Robotik-Industrie zu stärken, sieht der Plan Umstrukturierungen und Fusionen von großen chinesischen Produzenten sowie finanzielle Hilfen vor. Bei Vorprodukten der Robotik-Industrie wie beispielsweise Servomotoren und Gelenken sollen kleine und mittelgroße Firmen geschaffen werden – ebenfalls um die Abhängigkeit vom Ausland zu verringern, wie Bloomberg berichtet.

                        Die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Regierung soll verbessert werden. Schwerpunkte sollen bei Robotern für den Automobilsektor, die Luftfahrt und den Transportsektor sowie die Herstellung von Chips gesetzt werden. Auch Roboter für die Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft, Bergbau und den Bausektor sollen verstärkt gefördert werden. Befremdlich wirkt der Fokus auf Robotern für die Bekämpfung von Unruhen und andere Strafverfolgungsmaßnahmen. nib

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                          • 5G
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                          • Robotik
                          • Technologie

                          Deutsche Bank plant Kooperation mit Chinas Postbank

                          Die Deutsche Bank befindet sich einem Medienbericht zufolge in Gesprächen mit der Vermögensverwaltungs-Sparte der chinesischen Postbank über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens. Das deutsche Geldhaus strebe eine Mehrheitsbeteiligung an dem neuen Unternehmen an, berichtete das Finanzmagazin Caixin. Es sei noch keine Einigung erzielt worden. Die Deutsche Bank hat sich auf Anfrage von Caixin zunächst nicht geäußert.

                          Finanzinstitute drängen in den riesigen Vermögensverwaltungsmarkt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, seit China den Sektor 2019 für ausländische Investoren geöffnet hat (China.Table berichtete). Die Postal Savings Bank of China (PSBC) betreibt landesweit rund 40.000 Filialen und betreut 600 Millionen Kunden. Sie gehört weiterhin zur chinesischen Post, hat aber in Hongkong auch Aktien ausgegeben. rtr/fin

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                            • Banken
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                            Laues Börsendebut von China Mobile in Shanghai

                            Der “Rückkehr an den Heimatmarkt” war den Zahlen nach nur ein mäßiger Erfolg: Der Mobilfunker China Mobile hat an der Shanghaier Börse seine Premiere gegeben. Der Aktienkurs stieg zur Eröffnung zwar um neun Prozent an. Die Papiere gingen dann am Mittwochnachmittag allerdings nur noch mit einem minimalen Plus von 0,52 Prozent aus dem Handel. Die Einnahmen belaufen sich auf 6,7 Milliarden Euro.

                            Die US-Regierung unter Donald Trump hatte China Mobile und weitere Firmen 2020 vom Handel an der Wall Street ausgeschlossen. Joe Biden hat die Entscheidung inzwischen bestätigt (China.Table berichtete). Die Heimkehr der Aktiengesellschaften nach China ist seitdem ein Börsen-Trend. China Mobile ist auch an der Hongkonger Börse gelistet. Es handelt sich um den weltgrößten Mobilfunkanbieter. fin

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                              • Finanzen

                              Taiwan investiert in Litauen

                              Litauen kann auf millionenschwere Hilfen aus Taiwan hoffen. Dazu solle ein mit 200 Millionen Dollar ausgestatteter Fonds eingerichtet werden, erklärte am Mittwoch der Leiter der taiwanischen Vertretung in dem baltischen Land, Eric Huang. Der Fonds solle gezielt in Litauens Industrie investieren. Hintergrund ist ein sich verschärfender Streit über die Entscheidung Litauens, Taiwan die Eröffnung einer De-facto-Botschaft zu erlauben (China.Table berichtete).

                              Baerbock und Blinken stärken Litauen den Rücken

                              Außenministerin Annalena Baerbock und ihr US-Kollege Antony Blinken sprachen Litauen derweil ihre Unterstützung aus. “Wir machen uns Sorgen um Versuche der chinesischen Regierung, Litauen in die Enge zu treiben, ein Land mit weniger als drei Millionen Einwohnern”, sagte Blinken nach einem Treffen mit Baerbock in Washington. Die beiden Außenpolitiker waren sich einig, dass der Umgang mit China eine engere transatlantische Kooperation erfordere. “Es geht hier nicht nur um Litauen; jedes Land sollte seine Außenpolitik ohne Zwang entwickeln dürfen”, fuhr Blinken fort. Baerbock betonte, die EU stehe solidarisch an der Seite Litauens. rtr/fin

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                                • Taiwan

                                Hongkong verschärft Corona-Maßnahmen

                                Aktuell ist das Corona-Infektionsgeschehen im Vergleich etwa zu Europa oder Nordamerika in Hongkong gering. Trotzdem verschärft die chinesische Sonderverwaltungszone die Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie. Die Regierung der Finanz- und Hafenmetropole hat ein zweiwöchiges Landeverbot für Flüge aus Australien, Kanada, Frankreich, Indien, Pakistan, den Philippinen, Großbritannien und den USA verhängt. Auch Umsteigeverbindungen sind von dem Verbot betroffen. Es soll vom 8. bis zum 21. Januar gelten, teilte Regierungschefin Carrie Lam mit.

                                Ebenfalls ab Freitag sind Restaurantbesuche nach 18 Uhr untersagt. Schwimmbäder, Sport- und Fitnesszentren, Bars, Clubs und Museen müssen ebenfalls für mindestens zwei Wochen schließen. “Wir haben noch keine fünfte Welle, aber wir stehen kurz davor”, begründete Lam das Vorgehen. Die Behörden haben zudem ein Verbot für Kreuzfahrten verhängt. Am Mittwoch haben sie ein Schiff mit 3.700 Menschen an Bord zurückgewiesen, nachdem neun Passagiere als enge Kontaktpersonen von Omikron-Patienten identifiziert worden waren. Die Menschen an Bord der “Spectrum of the Seas” wurden unter Quarantäne gestellt und dürfen das Schiff erst nach einem negativen Corona-Test verlassen. 

                                Wie auch das chinesische Festland, aber auch Taiwan, Südkorea und andere ostasiatische Länder verfolgt Hongkong eine Null-Covid-Strategie. Bis Dienstagabend wurden in der Millionenmetropole 114 Omikron-Fälle verzeichnet. Bei den meisten Infizierten handelte es sich um Reisende, die am Flughafen oder im Quarantänehotel positiv auf die neue Variante des Coronavirus getestet wurden. Sorgen bereitet den Behörden zudem ein kleinerer Omikron-Ausbruch innerhalb Hongkongs. Es bestehe die Gefahr, dass sich die hochansteckende Variante unbemerkt innerhalb der Bevölkerung verbreite, sagte Lam. rtr/flee

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                                  Ist eine strategische Zusammenarbeit mit China möglich?

                                  Von Michael Spence
                                  Michael Spence schreibt über die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit China.
                                  Michael Spence, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften

                                  Wenn man sich die Wirtschaftslandschaft im Jahr 2021 ansieht, kommt man nicht umhin, das Auftauchen neuer Hindernisse für einen robusten Aufschwung zu bemerken. Die Vereinigten Staaten, Europa, China und andere stehen vor einer wachsenden Liste bemerkenswert ähnlicher kurz- und langfristiger Herausforderungen.

                                  Die Pandemie bleibt die größte Sorge. Ohne eine umfassende weltweite Impfung werden weiterhin neue COVID-19-Varianten auftauchen, die die Regierungen möglicherweise dazu zwingen, erneut teilweise oder vollständige Lockdowns zu verhängen. Das Coronavirus stellt somit eine ständige Belastung für den Aufschwung dar.

                                  Eine zweite Herausforderung ist die Blockade der globalen Lieferketten, die zusammen mit angebotsseitigen Verschiebungen auf den Arbeitsmärkten einen anhaltenden Inflationsdruck erzeugt hat, wie er seit über einem Jahrzehnt nicht mehr zu beobachten war. Ohne grenzüberschreitende Bemühungen zur Behebung von Lieferengpässen und Verknappungen könnten die Zentralbanken gezwungen sein, die derzeitige Nachfragesteigerung durch eine Straffung der Geldpolitik zu bremsen.

                                  Blockade der Lieferketten weltweit bringt Inflation

                                  Ein weiteres gemeinsames Thema ist die komplexe Aufgabe, die digitalen Technologien und Sektoren, die inzwischen einen immer größeren Anteil an den meisten Volkswirtschaften ausmachen, angemessen zu regulieren. Die Regulierungsbehörden in Europa, den USA, China und Indien haben ihre Bemühungen in dieser Hinsicht intensiviert; neue Regeln für Datensicherheit, -zugriff und -nutzung wurden aufgestellt und Untersuchungen über den möglichen Missbrauch von Marktmacht, insbesondere durch die Mega-Plattformen, eingeleitet. Da sich der Finanzsektor auf digitale Zahlungsmethoden und Währungen verlagert und auf den Märkten für Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung neue Marktteilnehmer auftauchen, müssen die Vorschriften dringend angepasst werden, um einen fairen Wettbewerb, den Zugang zu wertvollen Daten und die finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

                                  Es ist kein Geheimnis, dass in den letzten Jahrzehnten ein erheblicher Teil des neu geschaffenen Wohlstands in Technologiesektoren wie E-Commerce, Zahlungsverkehr, FinTech und soziale Medien entstanden ist. Das Ergebnis ist eine hohe Konzentration neuen Reichtums, was wiederum Bedenken hinsichtlich eines unzulässigen Einflusses auf die Politik aufkommen lässt. Diese Bedenken sind in den USA und China besonders ausgeprägt, auch wenn die beiden Länder sehr unterschiedliche Regierungssysteme und damit auch unterschiedliche Kanäle für die Einflussnahme haben.

                                  Auch wenn die Terminologie in den USA und China unterschiedlich ist, kämpfen beide Länder darum, die zunehmende Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen und die abnehmende soziale Mobilität umzukehren. In den USA sprechen viele Politiker davon, für ein integrativeres Wachstum zu sorgen. In China hat die Regierung eine neue Kampagne gestartet, um “gemeinsamen Wohlstand” zu erreichen. Hitzige Debatten in beiden Ländern darüber, wie diese Ziele am besten zu erreichen sind, spiegeln die Sorge wider, dass ein übertriebener oder zu enger Ansatz bei der Umverteilung die wirtschaftliche Effizienz und Dynamik beeinträchtigen könnte.

                                  Technologiesektoren gewinnen an Einfluss

                                  Die Ähnlichkeit dieser nationalen politischen Bemühungen lässt darauf schließen, dass die USA und China ein gemeinsames Interesse daran haben, neue Spielregeln für die Weltwirtschaft und den Finanzsektor aufzustellen. Beide müssen sich den neuen Realitäten anpassen, die sich aus der digitalen Revolution und den sich verschiebenden globalen Machtverhältnissen ergeben. Es besteht auch ein klarer Bedarf an neuen Abkommen zur Begrenzung der missbräuchlichen Nutzung von Digital- und Cyber-Technologien und zur Freigabe gutartiger grenzüberschreitender Technologieströme (in den Bereichen Gesundheit, Bildung und anderen Sektoren), die aus Gründen der nationalen Sicherheit blockiert zu werden drohen.

                                  Schließlich ist da noch die globale Herausforderung des Klimawandels. Ohne den freien und reibungslosen Verkehr der erforderlichen Technologien und Finanzmittel wird die Welt keine Chance haben, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Auch hier wird der Erfolg davon abhängen, ob die USA und China zusammenarbeiten können.

                                  Bei so vielen gemeinsamen Herausforderungen hätte man erwarten können, dass die führenden Weltmächte ein schwieriges, aber vernünftiges Gleichgewicht zwischen strategischem Wettbewerb und strategischer Zusammenarbeit anstreben. Schließlich würden sowohl China als auch die USA davon profitieren, wenn sie anerkennen würden, dass sie zwingende gemeinsame Interessen und nicht nur unvermeidliche Meinungsverschiedenheiten haben.

                                  Verschärfter strategischer Wettbewerb zwischen USA und China

                                  Dies ist jedoch größtenteils nicht geschehen. Obwohl sich US-Präsident Joe Biden und der chinesische Präsident Xi Jinping kürzlich darauf verständigt haben, Raum für eine Zusammenarbeit beim Klimawandel und der Energiewende zu schaffen, haben die USA unter Berufung auf Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit den strategischen Wettbewerb verschärft. Wir sind noch weit davon entfernt, in den Genuss eines freien Technologieflusses zu kommen, der notwendig ist, um die globalen Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren.

                                  Schlimmer noch: Auf beiden Seiten verhärten sich die Haltungen, wobei jede Regierung in der bequemen, aber unproduktiven Gewissheit verharrt, dass sie die moralische Überlegenheit besitzt. In den USA geht man nicht mehr davon aus, dass Chinas Regierungssystem entweder scheitern oder sich in eine Art demokratischen Kapitalismus verwandeln wird. Politiker in beiden großen Parteien glauben nun, dass China seinen Aufstieg seiner hartnäckigen Weigerung zu verdanken hat, sich an die Regeln zu halten.

                                  Auf chinesischer Seite wird die US-Strategie als Versuch gesehen, Chinas wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt zu behindern oder sogar umzukehren. Die parteipolitische Polarisierung und soziale Spaltung in den Vereinigten Staaten wird als Beweis für ein politisches und wirtschaftliches Systemversagen dargestellt.

                                  Keine Garantie für einen Erfolg – aber auch keine Alternative

                                  In der Zwischenzeit erlebt die Weltwirtschaft weiterhin mindestens vier große strukturelle Veränderungen: die multidimensionale digitale Revolution, das Streben nach sauberer Energie und ökologischer Nachhaltigkeit, große Durchbrüche in der biomedizinischen Wissenschaft und Biologie sowie der Aufstieg Asiens. Alle vier Entwicklungen bieten große Chancen für die Verbesserung des globalen Wohlstands in vielen verschiedenen Dimensionen. Aber jede von ihnen wird auch disruptive Übergänge mit sich bringen, die größere Anpassungen der bestehenden globalen Institutionen und Rahmenbedingungen erfordern.

                                  Unter diesen Umständen können wir uns nicht den Luxus leisten, uns ausschließlich auf den Wettbewerb zu konzentrieren oder Kämpfe um innenpolitische Vorteile auszutragen. Die Risiken für die globale Gesundheit und den Wohlstand sind zu hoch. Um den gefährlichen Weg des Wettbewerbs ohne Zusammenarbeit zu verlassen, bedarf es nachhaltiger Führungsstärke auf beiden Seiten und in allen Bereichen der Gesellschaft. Es gibt keine Garantie für den Erfolg, aber es gibt keine Alternative zum Versuch.

                                  Michael Spence, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, ist emeritierter Professor an der Stanford University und Senior Fellow an der Hoover Institution. Übersetzung :Andreas Hubig.

                                  Copyright: Project Syndicate, 2021.
                                  www.project-syndicate.org

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                                    Personalien

                                    Zhang Ming, der bis Ende 2021 chinesischer Botschafter an die EU in Brüssel war, wird Generalsekretär der Shanghai Cooperation Organization (SCO). Der 2001 gegründeten SCO gehören neben China und Russland auch Indien, Kasachstan, Kirgisistan, Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan an. Zhang übernimmt den Posten des Generalsekretärs von dem Usbeken Vladimir Norov. Einen chinesischen Vorsitz hatte die Gruppe zuletzt 2006 mit Zhang Deguang. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Zhang in Brüssel ist noch nicht bekannt.

                                    • Zhang Ming

                                    Dessert

                                    Pekings Kanäle sind eine wichtige Quelle von Freizeitangeboten. In dem trüben Wasser wird ganzjährig geschwommen, an den Ufern laufen Jogger und Hundebesitzer. Und im Winter ist auch Eishockey möglich. Diese Truppe will sich schon für das Highlight der Wintersport-Fans warm spielen: Olympia im kommenden Monat. Derzeit ruht sie sich allerdings noch ein wenig aus.

                                    China.Table Redaktion

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