Biontech • China
BioNTech ist ein Pharma-Unternehmen aus Mainz. Der Name ist ein Kunstwort, das sich aus den englischen Wörtern Biopharmaceutical und New Technologies zusammensetzt. Weltweite Bekanntheit erlangte das Unternehmen durch die Entwicklung seines Impfstoffes BNT162b2 gegen das Coronavirus. Hier finden Sie alle News und Beiträge zu BioNTech von der Fachredaktion!
Globale Kooperation zwischen BioNTech, Pfizer, Fosun Pharma und Sanofi
In einer globalen Kooperation wird der BioNTech Impfstoff vermarktet. Fosun Pharma soll für das Mainzer Unternehmen den chinesischen Markt, Hongkong und Macau öffnen, Pfizer Inc. aus New York den Rest der Welt. Der französische Pharmakonzern Sanofi soll bei der Produktion helfen. Doch die News aus der Volksrepublik China sind beunruhigend. Seit Anfang des Jahres 2021 diskreditiert eine Kampagne aus Falschmeldungen den Impfstoff.
Dabei begann das Jahr sehr erfolgreich für den Arzneimittelhersteller. Bereits Ende Dezember 2020 hatte BioNTech eine bedingte Marktzulassung der Europäischen Kommission bekommen. Ende Januar folgte dann die Zulassung in Hongkong. Auch dank des chinesischen Kooperationspartners Fosun Pharma.
Beinahe zeitgleich äußerte sich Xi Jinping, das Staatsoberhaupt Chinas, auf dem World Economic Forum folgendermaßen: „Es ist besonders wichtig, die Zusammenarbeit bei F&E, Produktion und Verteilung von Impfstoffen zu verstärken. Sie müssen zu öffentlichen Gütern gemacht werden, die für die Menschen in allen Ländern wirklich zugänglich und erschwinglich sind.“ Ein Spaziergang also für BioNTech? Mitnichten.
Unterstützt China den BioNTech Impfstoff?
Denn diese prominente Unterstützung war gleichzeitig auch die letzte Hilfe. Seitdem verbreiten das chinesische Staatsfernsehen und Mitglieder der Regierung Falschmeldungen über BioNTech Produkte. Liu Xin beispielsweise, der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, verbreitete über Twitter die Meldung, dass zehn Deutsche nach der Impfung gestorben seien. Ein Schachzug mit Signalwirkung. Twitter ist in China gesperrt. Die Botschaft dürfte also vor allem an internationale Follower gerichtet gewesen sein.
Die Tageszeitung „Global Times“ sprach in einem Leitartikel von 23 Toten nach einer Impfung in Norwegen. Mehrfach hatten Experten versucht, diese News ins rechte Licht zu rücken. Bei den Toten handelte es sich um sehr betagte Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Ihr Tod habe nichts mit dem Impfstoff zu tun. Doch es scheint, als sähe sich die Volksrepublik beim Thema Corona-Impfstoff in die Ecke gedrängt.
China in der Kritik
Nicht zu Unrecht. Zum einem gab es laute Vorwürfe, China sei an der Verbreitung des Coronavirus überhaupt erst schuld. Donald Trump, der ehemalige Präsident der USA, machte in seinen Ansprachen aus Covid-19 das „China-Virus“. Und auch beim Wettrennen der Pharmaindustrie zu einem verträglichen und effektiven Impfstoff sah die Volksrepublik in der internationalen Presse oft nicht gut aus.
Zum anderen gab es Kritik am chinesischen Pharmaunternehmen Sinovac. Trotz globaler Pandemie gaben die chinesischen Verantwortlichen wichtige Forschungsergebnisse nicht oder zu spät raus. Mangelnde Transparenz lautete der Vorwurf. Außerdem kommen Studien, die sich mit der Wirksamkeit des Impfstoffes beschäftigen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Die Angaben der Behörden und die Ergebnisse der Studien in Brasilien, der Türkei und Indonesien variieren zwischen 50,4 und 91 Prozent.
China und die Impfstoff-Diplomatie
Sinovac hatte Ende Februar 2021 noch nicht einmal eine allgemeine Zulassung. Das hindert die Volksrepublik aber nicht daran, den Impfstoff öffentlichkeitswirksam in diverse Länder zu exportieren. Vor allem in ärmere. Die Lieferungen werden dann meist von einem Fotografen begleitet. Nachrichten zeigen dann die Lieferungen am Flughafen. Es weht die Fahne der Volksrepublik neben der des Empfängerlandes.
Im europäischen Raum profitierte davon unter anderem Serbien. Das Land lässt sich mit russischem und chinesischem Impfstoff beliefern. Ungarn ist derweil das einzige Land der europäischen Union, in dem das Präparat des chinesischen Pharmaunternehmens Sinopharm eine Zulassung bekommen hat. Fünf Millionen Impfdosen hat die Regierung unter Staatschef Viktor Orbán bestellt. Das ist kein Einzelfall. An insgesamt 27 Länder hat die Volksrepublik bereits ihren Impfstoff verkauft. 53 weitere haben ihn geschenkt bekommen.
Wie wirksam sind die Impfstoffe aus China?
Eine halbe Milliarde Impfdosen hat China bereits zugesagt. Die vier chinesischen Hersteller haben 2,6 Milliarden Dosen angekündigt. Es ist eine Impfdiplomatie mit ungewissem Ausgang für die Bürger. Aktuelle Daten aus klinischen Studien gibt es nicht. Es bleibt ihnen nur übrig, den Angaben der Hersteller zu trauen. Sinopharm schreibt von 79 Prozent Effektivität gegen das Coronavirus. Cansino gibt 65 Prozent an. Bei Sinovac pendeln die Werte, wie erwähnt, zwischen 50,4 und 91 Prozent.
Mit ihrem eigenen Impfstoff gehen BioNTech, Pfizer und der französische Partner Sanofi vorsichtiger und diplomatischer vor. Auch und gerade auf dem chinesischen Markt, für den mit Fosun Pharma extra ein lokaler Partner mit eingebunden wurde. Für das chinesische Festland hat der bereits im Dezember 2020 rund 100 Millionen Impfdosen bestellt. Trotz inländischer Konkurrenz.
Das ist allerdings nur ein erster Schritt. Durch das Joint-Venture hat BioNTech die Möglichkeit, 200 Millionen Impfdosen in der Fabrik in China produzieren zu lassen. Kein Wunder. Das Ziel von Fosun Pharma war es von Anfang an, den Impfstoff auch selbst zu produzieren.
BioNTech erhält in China grünes Licht für Corona-Impfstoff-Studie
BioNTech nehmen keine Abkürzungen und gehen den offiziellen Weg. Bereits im Sommer 2020 startete das Pharmaunternehmen aus Mainz eine Wirksamkeitsstudie in China mit rund 30.000 Teilnehmern. Anfang des Jahres folgte dann die Freigabe für Hongkong. Auch eine Zulassung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es zu Jahresbeginn 2021. Das ist vor allem für Länder wichtig, die kein eigenes Zulassungsverfahren oder entsprechende Institute haben.
Die Skepsis der Regierung in der Volksrepublik muss also andere Gründe haben als medizinische Zweifel. Deutlich wird das vor allem beim Umgang Chinas mit den Impfplänen Taiwans. Ginge es nach dem Willen von Chen Shih Chung, Taiwans Gesundheitsminister, hätte seine Behörde bereits Ende Februar 2021 fünf Millionen Dosen des BioNTech und Pfizer Impfstoffes gekauft. Doch die chinesische Regierung untersagte das Geschäft. Es ist eine weitere Eskalationsstufe im Konflikt der beiden Länder. Während die Volksrepublik die Ein-China-Politik durchboxen möchte und Taiwan als Teil Chinas betrachtet, verlangt Taiwan mehr Selbstständigkeit.
China blockiert Kooperation zwischen BioNTech und Taiwan
Wegen des Streits weigert sich die Regierung in Taipeh außerdem mit dem chinesischem Unternehmen Fosun Pharma zu verhandeln. Für Taiwan sind ausschließlich BioNTech und Pfizer die Ansprechpartner. Ein Verhalten, das die Vertreter der Volksrepublik als zusätzlichen Affront betrachten.
Dass BioNTech für China aber noch einmal von Bedeutung werden könnte, ist allerdings nicht ausgeschlossen. Zum einen ist die Partnerschaft mit Fosun Pharma und die Produktion vor Ort ein wichtiges Fundament, um in der Volksrepublik Erfolg zu haben. Zum anderen gab es in China im Jahr 2018 einen Impfstoff-Skandal. 200.000 Kinder hatten ein minderwertiges Mittel gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten bekommen. Gegen 18 Verantwortliche des Pharmaunternehmens Changsheng Life Sciences wurde Haftbefehl erlassen. Ein Vorfall, den die chinesische Bevölkerung nicht vergessen hat.
BioNTech und Pfizer sind bei der Entwicklung und Produktion des Impfstoffes sehr transparent. Die einzelnen Entwicklungsschritte und Studienergebnisse sind allesamt einsehbar. Chinesische Unternehmen aus dem Pharmaceutical Sektor haben sich damit deutlich mehr Zeit gelassen. Ob das angesichts der Propaganda gegen BioNTech in China reichen wird, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, ist aber fraglich.
Harsche Kritik an BioNTech von der EU
Doch auch in Europa müssen sich BioNTech und Pfizer Kritik gefallen lassen. So stoßen sich die Verantwortlichen vor allem an der Preisgestaltung. Bei einer Abnahme von 500 Millionen Stück hätten die Pharmaunternehmen ursprünglich 54,08 Euro pro Impfdose haben wollen. Ein Preis, den Wolf Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, für „unseriös“ hält. Er kommentierte das Angebot so: „Ich sehe darin ein Profitstreben, das in der jetzigen Situation der Pandemie in keiner Weise gerechtfertigt ist.“
Die scharfen Worte rühren auch daher, dass Astra Zeneca seinen Impfstoff für ein Zwanzigstel des Preises anbietet. Außerdem hatte BioNTech im Laufe der vergangenen zehn Jahre erhebliche staatliche Subventionen für Forschung und Technik erhalten. Nach Verhandlungen reduzierte BioNTech übereinstimmenden Berichten nach auf 15,50 Euro pro Dosis.
BioNTech Gründer Ugur Sahin unter Druck
Den hohen Preis für seinen Impfstoff erklärt das Unternehmen per Presseaussendung: „Der Preis für den Impfstoff ist von verschiedenen Faktoren, etwa dem Bestellenden, abhängig und liegt in einer gewissen Spanne für alle Länder mit höherem Einkommen. Bei Ländern mit niedrigerem Einkommen wird der Preis entsprechend angepasst.“
Auch BioNTech Gründer Ugur Sahin bezieht dazu Stellung. In einem Interview erklärt er, dass bei Abgabe des Interviews noch nicht klar gewesen sei, wie sich die Produktion des Impfstoffes skalieren lasse. Dadurch seien Produktionsabläufe und Kosten unklar.