CEO.Table – Ausgabe 47

Rüstungsmilliarden: Wo die Wirtschaft profitiert + Eon-Chef im Interview + Gold als Cash

Teilen
Kopiert!

Executive.Summary

Wie die Rüstungsmilliarden die Wirtschaft antreiben

Verteidigungsinvestitionen führen zu einer Innovationswelle in der gesamten Wirtschaft. Der Spillover-Effekt ist bereits spürbar, sagt Hendrik Brandis, Managing Partner bei Earlybird Venture Capital, im Gespräch mit Table.Briefings. Start-ups wie Marvel Fusion benötigen den stärksten Laser der Welt für Kernfusion – gleichzeitig eröffne sich eine zweite Geschäftsperspektive: Luftverteidigung mit Laserstrahlen statt Patriot-Raketen. „Plötzlich entsteht eine Zweitverwendung dessen, was bereits da ist“, beschreibt Brandis das Momentum im Deep-Tech-Bereich. „Kommerzielle Drohnenhersteller werden intensiv für militärische Anwendungen angesprochen, Yachthersteller, die in der Krise stecken, fertigten nun Drohnenrümpfe aus Kohlefaser.“

Die Wachstumseffekte auf das Bruttoinlandsprodukt werden unterschiedlich eingeschätzt:

  • Eine optimistische Schätzung stammt vom IfW Kiel, das zum Schluss kommt, dass das gesamteuropäische BIP um 0,9 bis 1,5 Prozent steigen könnte, wenn die Verteidigungsausgaben von 2 auf 3,5 Prozent des BIP erhöht werden.

  • Das ZEW Mannheim kommt in seiner Analyse dagegen zu dem Ergebnis, dass ein zusätzlicher Euro für die Rüstungsindustrie maximal 50 Cent zusätzliche gesamtwirtschaftliche Produktion erzeugt.

Die Auswirkungen der Verteidigungsausgaben auf die Gesamtwirtschaft würden nur dann maximiert, wenn Deutschland in Technologie statt in klassische Rüstungsgüter investiert. „Wenn man die Milliarden aus dem Sondervermögen in Technologie-Unternehmen investiert, die auch im kommerziellen Bereich potenziell sehr erfolgreich sind, macht das den Unterschied“, erklärt Brandis. Ein Skyranger oder eine weitere Eurofighter-Tranche haben einen geringeren Spillover-Effekt als innovative Defense-Technologien. „Dual-Use-Technologien bieten zudem einen entscheidenden Vorteil: Sie eröffnen verschiedene Verkaufsoptionen für Investoren, während reine Defense-Investments aus Investorensicht ein überdurchschnittliches Risiko bergen.“

Immer mehr Unternehmen wollen vom Rüstungsboom profitieren: Die Zahl der Mitgliedsunternehmen im Verband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie hat sich innerhalb eines Jahres von 250 auf 450 fast verdoppelt. Der Großteil der neu hinzukommenden Firmen möchte in die Lieferkette von Rheinmetall einsteigen. Auch Unternehmen, deren Kernkompetenzen ursprünglich in anderen Branchen lagen, wollen nun indirekt vom Rüstungsboom profitieren.

  • Beispiel Salzgitter: Der Stahlhersteller liefert offiziell zugelassene Panzer- und Sicherheitsstahle für die Verteidigungsindustrie. Für Vorstandschef Gunnar Groebler ist der Verteidigungssektor zwar bisher „volumenseitig ein Nischenthema“, aber „ein wichtiges Wachstumsfeld.“

  • Beispiel Trumpf: Der Maschinenbauer und Laserspezialist kooperiert zukünftig bei der Entwicklung von Drohnenabwehrlösungen mit Rohde und Schwarz.

  • Beispiel Lufthansa Technik: Das Flugunternehmen will seine Kernkompetenz der „Einsatzverfügbarkeit“ aus der zivilen Welt in die militärische übertragen. Offizielle Angaben zum Umsatz des Verteidigungsgeschäfts macht Lufthansa Technik nicht, laut Branchenkreisen liegt dessen Anteil jedoch im mittleren einstelligen Prozentbereich am Gesamtumsatz von rund acht Milliarden Euro.

Rüstungsinvestitionen müssen nicht nur die Bundeswehr stärken, sondern gezielt Automobilzulieferer und Maschinenbauer einbinden. „Verteidigungsinvestitionen müssen als strategischer Hebel für technologischen Fortschritt, wirtschaftliche Resilienz und nationalen Wohlstand verstanden werden“, fordern die Autoren Nico Lange, René Obermann, Joachim von Sandrart und Moritz Schularick in einem aktuellen Strategiepapier. Zehn Prozent des Beschaffungsbudgets 2026 sollen zwingend in disruptive Technologien fließen – von Drohnen über künstliche Intelligenz bis zu autonomen Systemen. Diese Quote soll bis 2030 auf 30 Prozent ansteigen.

Der Plan sieht vor, deutsche Fertigungskompetenzen massiv auszubauen und gleichzeitig die ukrainische Verteidigungsindustrie einzubinden. Kernstück der Strategie: Deutschland wird zum Ankerinvestor für europäische strategische Fähigkeiten wie Satellitenaufklärung, Luftverteidigung und Cybersysteme. Die Exportorientierung soll von Beginn an mitgedacht werden, um Skaleneffekte zu erzielen.

Es entsteht ein neuer, langfristiger Wirtschaftszweig. „Ich glaube nicht, dass das ein Strohfeuer ist, das morgen vorbei ist“, sagt Investor Brandis. Selbst wenn die Ausgaben nicht über fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen werden, bleibt das Niveau dauerhaft erhöht. „Souveränitätsaspekte spielen dabei eine zunehmende Rolle, die über reine Verteidigung hinausgeht.“ Im Satellitenmarkt etwa bevorzugen Kunden europäische Anbieter, selbst wenn es das Doppelte kosten würde – aus Sorge vor politischen Abhängigkeiten bei US-amerikanischen Anbietern wie SpaceX.

Teilen
Kopiert!

ANZEIGE

Ein Karton der UNO-Flüchtlingshilfe in einem Flüchtlingscamp. Eine Decke schnellt hoch. Winter ist kein Spaß.

CEO.Talk

Eon-Chef zur Energiewende: „Wir erreichen zu wenig mit zu viel Geld“

Eine planwirtschaftliche Energiepolitik laufe an der Realität vorbei. Das ist die Kerndiagnose von Eon-Chef Leonhard Birnbaum im Gespräch mit Table.Briefings. „Wir haben Ziele definiert für die Energiewende und diese in Unterziele runtergebrochen“, sagt Birnbaum. „Wir haben eine saubere Planwirtschaft aufgesetzt.“ Die Folge: Deutschland baue am Bedarf und an der Infrastruktur vorbei und mit zu viel Subventionen.

Die ursprünglich veranschlagten 750 Terawattstunden Stromverbrauch bis 2030 seien illusorisch. Deutschland liegt heute bei 500 Terawattstunden, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat den Bedarf auf über 600 korrigiert. „Das heißt, wir würden immer noch erheblich wachsen“, sagt Birnbaum. Die Planung baue Kapazitäten auf, die für das Ziel von 80 Prozent an erneuerbaren Energien gar nicht gebraucht werden. Das Ergebnis: „Ich baue nicht nur Erneuerbare, die ich nicht brauche, sondern muss sie noch an ein Netz anschließen, das es nicht verträgt.“

Birnbaum fordert alle zwei Jahre ein Monitoring statt starrer 20-Jahres-Prognosen. Die Politik müsse sich an der Realität ausrichten, nicht an ideologischen Zahlen. „Frau Reiche hat genau das Richtige getan, indem sie ein Monitoring aufgesetzt hat“, lobt er. Die Leitlinie müsse die beobachtete Realität sein, insbesondere wenn das für Kunden billiger sei. Reiche schätzt, dass sich rund 15 Milliarden Euro pro Jahr einsparen ließen. „Und jetzt muss ich mich in jedem Gespräch immer endlos rechtfertigen dafür, warum es vielleicht eine gute Idee ist, 15 Milliarden zu sparen“, sagt Birnbaum.

Der geplante Industriestrompreis deckt strukturelle Probleme nur temporär zu. Das Instrument sei „unglaublich teuer“ und unterdrücke wichtige Preissignale. „Ich muss ja nicht mehr reagieren, ich habe ja billige Energie“, warnt Birnbaum. Ägypten habe Gas subventioniert und deshalb eine der größten Zementindustrien der Welt bekommen, „obwohl sie das bei ihren Energiepreisen besser nie gemacht hätten“. Ohne strukturelle Reformen müssten die Subventionen Jahr für Jahr steigen.

Bei den Sondervermögen für Infrastruktur sieht Birnbaum eine historische Chance vertan. „Im Moment haben wir die 500 Milliarden zweimal verplant, aber leider null strukturelle Reformen in Sicht“, kritisiert er. Wenn das so bleibe, werde Deutschland kontinuierlich schwächer gemacht „in einer Zeit, in der wir uns eigentlich auf unsere eigene Macht und unsere eigene Stärke besinnen müssten“.

Birnbaum fordert das Ende der Einspeisevergütung für private Solaranlagen. Seine Rechnung: Drei Viertel des Wertes einer PV-Anlage entstehe dadurch, dass Haushalte ihren selbst produzierten Strom nutzen und keine Netzentgelte zahlen. Nur ein Viertel komme aus der garantierten Einspeisevergütung für überschüssigen Strom. „Warum müssen wir dieses Viertel auch noch garantieren?“, fragt der Eon-Chef. Wenn die Vergütung wegfalle, müssten sich Betreiber selbst um die Vermarktung kümmern. „Wenn es ein Geschäftsmodell gibt, das mit 13 Prozent Umsatzrückgang nicht zu Rande kommt, dann sollte es dieses Geschäft nicht geben.“

Bei den Gaskraftwerken mahnt Birnbaum zum pragmatischen Handeln statt endloser Theoriedebatten. Ob nun zwölf, 16 oder sechs Gigawatt nötig seien, interessiere ihn nicht. „Ich hätte es einfach nur mal gerne, dass wir überhaupt anfangen zu bauen“, sagt er. Nach drei Jahren könne man evaluieren und nachjustieren. Eon verdiene selbst nichts an den Kraftwerken, sei als Netzbetreiber aber auf sichere Versorgung angewiesen. „Ich tue mich schwer, mir eine Energieversorgung vorzustellen, die sicher ist, ohne ein Backup im Gas.“

Teilen
Kopiert!

ANZEIGE

Table Space Business Lunch. 09. November 2025 um 13 Uhr, Falling Walls Science Summit. Jetzt anmelden.

CEO.News

ZDF-Intendant Himmler: Der ÖRR darf kein Gegenmodell zur Marktwirtschaft sein

2,13 Milliarden Euro erhielt das ZDF im vergangenen Jahr aus den Rundfunkbeiträgen, und dennoch stand am Ende ein Minus von 65,7 Millionen Euro in den Büchern, wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Auf der Einnahmenseite waren die Rundfunkbeiträge die mit Abstand wichtigste Quelle, gefolgt von Werbeeinnahmen in Höhe von 164,9 Millionen Euro sowie weiteren kleineren Einnahmen aus Sponsoring und anderen Quellen. Die größten Ausgabeposten entfielen auf die Programmaufwendungen mit 1,41 Milliarden Euro sowie auf die Personalaufwendungen in Höhe von 500 Millionen Euro.

Als Intendant des ZDF ist es Norbert Himmlers Aufgabe, das Unternehmen wirtschaftlich zu führen und zugleich dafür zu sorgen, dass die Rundfunkbeiträge verantwortungsvoll eingesetzt werden. „Das ist eine Menge Geld. Es ist unsere Verantwortung, es gut einzusetzen – für Information, Kultur, Bildung und auch Unterhaltung“, sagt Himmler im Interview mit Table.Briefings.

Himmler betont, dass er den öffentlich-rechtlichen Rundfunk selbst auf der sprichwörtlichen grünen Wiese nicht grundlegend anders aufbauen würde. Statt einer Zusammenlegung von ARD und ZDF plädiert er für eine stärkere Abstimmung zwischen den Sendern: „Ich würde das ganze System von ARD, ZDF und Deutschlandradio komplementärer aufstellen.“ Eine Fusion lehnt er ab: „Komplementär, nicht fusioniert. Jeder hat seine Aufgabe, auf die er sich konzentrieren kann.“ Die ARD sei stark im Regionalen, das ZDF dagegen „der Experte für nationale und internationale Berichterstattung“. Zwei große Nachrichtensendungen seien aus seiner Sicht kein Luxus, sondern eine demokratische Notwendigkeit: „In Zeiten, wo Desinformation und Filterblasen unterwegs sind, kann man gar nicht genug unabhängige Informationen haben.“

Zugleich wendet sich Himmler gegen die Vorstellung, der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle nur das anbieten, was die privaten Sender nicht abdecken. „Ich bin gegen die Argumentation, die öffentlich-rechtlichen sollen nur das machen, was der Markt nicht bietet“, sagt er. Es gebe gute Gründe, dass in allen Genres unabhängig finanzierte Formate existierten. Unterhaltung, Kultur und Information müssten gemeinsam wirken, sonst verliere das System seine Breitenwirkung. Würde man sich allein auf Nischeninhalte zurückziehen, so Himmler, „dann hätten wir eine ganz andere Legitimationsdebatte“.

Den Vorwurf, dass der britische Sender BBC mit rund zweieinhalb Milliarden Euro Einnahmen auskomme, will Himmler nicht gelten lassen. Großbritannien habe deutlich weniger Einwohner, sagt er, pro Kopf zahlten die Briten also kaum weniger als deutsche Haushalte. Entscheidend sei, „was der Gesellschaft unabhängiger Journalismus wert ist.“ Michael Bröcker, Alexander Wiedmann

Im ausführlichen Podcast-Interview spricht Norbert Himmler außerdem über den Vorwurf der politischen Voreingenommenheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, über die Rolle von Jan Böhmermann und Dunja Hayali – und über die aktuelle Debatte zur ZDF-Berichterstattung aus Gaza.

Teilen
Kopiert!

Stahlgipfel: Bundesregierung unterstützt EU-Zölle gegen China

Die Bundesregierung will nun den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Zöllen auf chinesischen Stahl zustimmen. Das ist das Ergebnis des Stahlgipfel von Bund und Ländern. Nach den Beratungen erklärte Friedrich Merz unter Verweis auf die in China bezahlten Subventionen, es müsse „wirksamen Schutz geben“. Die Vorschläge der EU-Kommission, die auf Stahl-Importe über ein festgelegtes Kontingent hinaus einen Zoll von 50 Prozent vorsehen, werde er „nach Kräften unterstützen“. Was genau den Ausschlag für den Positionswandel gegeben hat, blieb offen – denn Fragen der Medien waren nach dem Pressestatement anders als sonst üblich nicht zugelassen.

Keine konkreten Zusagen gab es beim Thema Energiepreise. Merz bekräftigte zwar, dass ab 2026 für drei Jahre ein verbilligter Industriestrompreis eingeführt werden soll. Davon würde die Stahlbranche nach den derzeitigen Regeln aber nicht profitieren können, weil sie bereits die Strompreiskompensation in Anspruch nimmt. Eine Kombination dieser beiden Subventionen lässt die EU nicht zu. Das müsse sich ändern, forderte IG-Metall-Vize Jürgen Kerner. „Nur beide Elemente zusammen bringen die nötige Entlastung“, sagte er. Lars Klingbeil kündigte Unterstützung für diese Forderung an. Malte Kreutzfeldt

Teilen
Kopiert!

DeepL-CEO: „Der einfachste Weg wäre, keinen AI Act zu haben“

Der DeepL-Gründer und CEO Jarek Kutyłowski glaubt an Europa als Standort für KI-Entwicklung. Allerdings müsse Europa mutiger werden und die Rahmenbedingungen verbessern. Den AI Act hält er für hinderlich.

Das bisher auf Sprachtechnologie spezialisierte Unternehmen DeepL ist einer der wichtigsten Player im KI-Umfeld in Deutschland. Mit dem KI-Assistenten DeepL Agent wagt sich das Unternehmen in einen neuen Geschäftsbereich, in dem auch die Tech-Größen Microsoft, Google, OpenAI und SAP wachsen wollen.

DeepL-Gründer und CEO Jarek Kutyłowski sieht gute Chancen für KI aus Europa. „KI ist einer dieser Bereiche, in denen man immer aufholen kann“, sagte Kutyłowski in Berlin. „Es ist ein verrücktes Rennen, aber oft kommen Außenseiter mit erstaunlichen Ideen.“ Aktuell komme zwar mehr aus den USA und China. Aber auch in Europa würden großartige Produkte entwickelt. DeepL habe sich beispielsweise international in der Übersetzung bewährt – nicht nur in Europa.

„Wir müssen mutiger sein“, sagte Kutyłowski. Europa und Deutschland sollten mehr KI-Entwicklung betreiben. „Es muss ein besseres Verständnis geben, dass KI die Wirtschaft der nächsten Jahrzehnte antreiben wird.“ Europa müsse Umgebungen schaffen, in denen Menschen innovativ und erfolgreich sein können.

Kutyłowski hält auch die Entwicklung großer Sprachmodelle in Europa für sinnvoll. Europäische Kunden hätten Verständnis dafür, dass die Wette auf Souveränität und Stabilität in Zeiten geopolitischer Turbulenzen auch in ihrem Interesse liege, wenn sie ihre Risiken in globalen Lieferketten berechneten.

Den AI Act dagegen hält Kutyłowski für hinderlich. „Der PR-Effekt, den das KI-Gesetz erzeugt – sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas – ist problematisch, wenn man ein Ökosystem aufbauen will, das sich auf KI konzentriert.“ Herausragende Forscher und Unternehmer müssten sich fragen, ob sie in einem Umfeld arbeiten wollen, das strenger reguliert ist und in dem sie zusätzliche Hürden überwinden müssen, während der Wettbewerb hart und schnelllebig ist.

„Der einfachste Weg wäre, keinen AI Act zu haben.“ Europa sollte sich hüten, als erste Wirtschaftsregion überhaupt eine derartige Regulierung einzuführen. Jetzt seien Aussagen der Politik nötig, die zeigen, „dass wir eine praxisnahe Regulierung wollen, die Unternehmen nicht einschränkt, sondern unterstützt.“

Die geplanten AI-Gigafactories hält Kutyłowski für notwendig. „Wir brauchen diese Rechenleistung.“ Der Zugang zu Infrastruktur sei entscheidend. Alles beginne jedoch mit Talent und Menschen. „Wir können es uns nicht leisten, unsere besten Köpfe an die USA oder China zu verlieren.“ Corinna Visser

Teilen
Kopiert!

Otto-Chefin Petra Scharner-Wolff: Nachhaltigkeit ist kein Verkaufsargument

Nachhaltige Produkte brauchen Attraktivität statt guten Willen. So fasste Petra Scharner-Wolff, CEO der Otto Group, auf der Jahreskonferenz der Klimawirtschaft das zentrale Problem zusammen. „Wir sehen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten jetzt nicht freiwillig in großem Stil in nachhaltige Produkte investieren, sondern wir diese Produkte in unserem Markt attraktiv hinkriegen müssen, wie alle anderen Produkte auch", sagte sie. Im Elektronikbereich gelingt das bereits gut, dort bekommt Otto den Kreislauf hin.

Anders in der Mode: Hier gibt es zwar erste Ansätze, aber die Skalierung bleibt schwierig – vor allem bei der Weiterverwertbarkeit der Materialien. Es sei einfacher, „nachhaltige Materialien vom Ursprung her einzusetzen“, sortenreines Material für die Wiederverwertung sei indes schwer zu bekommen.​

Scharner-Wolff setzt auf kontinuierliche kleine Schritte statt große Würfe. Es brauche einen „Zeitraum von fünf, sechs Jahren", so die Otto-Chefin. „Wir müssen erste Hürden mit einem gewissen Anfangsinvest nehmen und dann von dort skalieren“. Alex Hofmann

Teilen
Kopiert!

Frankreich geht gegen Shein vor: Plattform vorläufig gesperrt

Begleitet von Protesten hat der umstrittene Fast-Fashion-Konzern Shein in Paris seinen ersten stationären Shop eröffnet – und sieht sich gleichzeitig mit einer drastischen Maßnahme der Regierung konfrontiert. Kurz nach der Eröffnung im Kaufhaus BHV kündigte das Finanzministerium eine vorläufige Sperrung der Online-Plattform in Frankreich an. Sie soll bestehen bleiben, bis Shein nachweist, dass sämtliche angebotenen Produkte den geltenden Gesetzen entsprechen. Auslöser sind unter anderem Ermittlungen der Verbraucherschutzbehörde DGCCRF, nachdem auf dem Marktplatz Puppen entdeckt wurden, die eine pädosexuelle Verwendung nahelegten. Shein entfernte die Produkte und erklärte, man wolle interne Kontrollen verschärfen und stehe mit den Behörden in Kontakt.

Die Sperrung könnte weitreichende Folgen haben: Frankreich hatte bereits 2021 die Plattform Wish durch ein sogenanntes „Déréférencement“ aus Suchmaschinen entfernen lassen – ein Schritt, der faktisch einem Marktausschluss gleichkam. Zugleich treibt die Regierung strengere Regeln gegen Ultra-Fast-Fashion voran, darunter Umweltabgaben und Werbeverbote für Billig-Mode. Während Shein in Frankreich unter Druck gerät, wächst das Geschäft in Deutschland weiter: Branchenangaben zufolge dürften Shein und Konkurrent Temu dort 2025 Milliardenumsätze erzielen. Händlerverbände fordern daher auch hier schärfere Kontrollen und gleiche Wettbewerbsbedingungen für nicht-europäische Anbieter. Amelie Richter

Teilen
Kopiert!

Ernährungspolitik: Warum Danone für Zucker-Grenzwerte eintritt

Die deutsche Ernährungspolitik sollte auf Höchstgrenzen für problematische Inhaltsstoffe wie Zucker setzen – und im Gegenzug liberalere Werberegeln für gesündere Produkte erlassen. Für eine entsprechende Kurskorrektur wirbt der französische Großkonzern Danone. Wie in anderen Politikbereichen sollte es auch bei der Ernährung klare politische Ziele und einen Fokus auf gesundheitliche Prävention geben, sagt Danone-Manager Richard Trechman im Interview mit Table.Briefings.

Im Gegenzug bräuchten Unternehmen bessere Anreize, um ihre Produkte aus gesundheitlicher Sicht zu verbessern. Als Spezialist für angereicherte Lebensmittel würde Danone profitieren, wenn gesunde Ernährung stärker im Fokus steht, räumt Trechman ein. Warum er sich dennoch mehr Wettbewerb auf diesem Feld wünscht, lesen Sie im Agrifood.Table. Frederik Bombosch

Lernen Sie alle Table.Briefings in voller Länge kostenlos kennen: Vier Wochen, ohne automatische Verlängerung, ohne Zahldaten – und informiert wie die Topentscheider.

Teilen
Kopiert!

CEO.Presseschau

Süddeutsche Zeitung

Thyssenkrupp verlässt trotz Branchenkrise den Stahlverband

Kurz vor dem von Kanzler Friedrich Merz einberufenen Stahlgipfel wird bekannt, dass Thyssenkrupp Steel Europe seine Mitgliedschaft in der Wirtschaftsvereinigung Stahl zum Jahresende 2026 gekündigt hat. Der Konzern begründet den Schritt mit Sparzwängen und betont, weiterhin eigenständig den Dialog mit Politik und Markt zu suchen.
Reuters

Google investiert Milliarden in deutsche Infrastruktur und erneuerbare Energie

Google plant seine bisher größte Einzelinvestition in Deutschland. Geplant sind milliardenschwere Investitionen in den Bau von Infrastruktur und Rechenzentren sowie Vorhaben zu erneuerbaren Energien und Abwärmenutzung. Zudem ist eine Ausweitung der Standorte in München, Frankfurt und Berlin vorgesehen; die Bundesregierung möchte durch Reformen die Wettbewerbsbedingungen weiter verbessern und Arbeitsplätze sichern. Am Dienstag soll das Vorhaben gemeinsam mit Finanzminister Lars Klingbeil vorgestellt werden.
New York Times

China trotzt US-Zöllen und baut Exportdominanz weltweit aus

China hat die durch US-Zölle verursachten Exporteinbußen in Rekordtempo kompensiert und beliefert zunehmend andere Weltregionen mit Fahrzeugen, Batterien und Solartechnik. Während die US-Importe chinesischer Elektronik stark zurückgingen, wächst Chinas Handel mit Schwellenländern rapide. Trotz neuer Handelskonflikte und Zöllen bleibt die Volksrepublik der zentrale Akteur im globalen Güterhandel.
Wirtschaftswoche

Mistral-CEO fordert mehr Investitionskraft in Europa für Künstliche Intelligenz

Arthur Mensch warnt, dass Europa beim Aufbau global wettbewerbsfähiger KI-Unternehmen zu wenig Kapital bereitstellt. Die Finanzierung aus verschiedenen Regionen, auch aus den Golfstaaten und Asien, sei daher notwendig, um das Wachstum des Unternehmens zu sichern. Mensch bezeichnet Künstliche Intelligenz als strategischen Machtfaktor und fordert, dass Europa seine technologische Unabhängigkeit entschlossener ausbaut.
FAZ

Bundesbank warnt vor erhöhten Finanzrisiken in Europa

Die Deutsche Bundesbank hat vor einer wachsenden Gefahr starker Marktkorrekturen an Aktien- und Anleihemärkten gewarnt. Im Finanzstabilitätsbericht 2025 betonte Vorstandsmitglied Michael Theurer in Frankfurt, dass hohe Bewertungen an den Finanzmärkten und steigende Staatsverschuldung eine riskante Kombination darstellten, vor allem im Umfeld schwachen Wirtschaftswachstums.

Teilen
Kopiert!

CEO.Personnel

Handelsblatt

Alexander Wynaendts für weitere Amtszeit bei Deutscher Bank nominiert

Alexander Wynaendts ist vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank einstimmig für eine weitere vierjährige Amtszeit als Vorsitzender nominiert worden. Er kündigt an, den Fokus auf Kundenorientierung, Aktionärswert, gute Arbeitsbedingungen und gesellschaftlichen Beitrag zu legen.
Augsburger Allgemeine

Stefan Blaschak verlässt Oettinger Brauerei

CEO Stefan Blaschak wird Mitte 2026 nach Ablauf seines Vertrags aus dem operativen Geschäft ausscheiden, aber weiterhin strategische Aufgaben in der Oe International AG übernehmen. Oettinger betont Blaschaks Beitrag zur Rückkehr in die Gewinnzone.
Gründerszene

Steve Simmons wird CEO von McMakler

Der Immobilienvermittler hat zum 1. November 2025 Steve Simmons zum neuen CEO ernannt. Der Führungswechsel erfolgt im Zuge einer strategischen Neuordnung durch die Investoren Target Global und Kreos, die nach einer Notfinanzierung im Sommer die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hatten. Simmons soll den angeschlagenen Proptech-Anbieter stabilisieren und auf Wachstumskurs bringen.
Firmenauto

Yasuhiro Morita wird neuer Global CEO von Bridgestone

Der Bridgestone-Konzern hat die Ernennung von Yasuhiro Morita zum Global CEO zum 1. Januar 2026 bekannt gegeben. Morita, der seit 1996 im Unternehmen tätig ist, folgt auf Shuichi Ishibashi, der zum Jahresende zurücktritt. Mit dem Wechsel will Bridgestone die nächste Phase seiner Strategie "Wachstum mit Qualität" einleiten und seinen Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz verstärken.
Manager Magazin

Eric Demuth übergibt Bitpanda-Führung an Lukas Enzersdorfer-Konrad

Bitpanda-Gründer Eric Demuth gibt nach elf Jahren seinen Posten als CEO ab und wird Executive Chairman der Bitpanda Group AG. Neuer alleiniger CEO wird Lukas Enzersdorfer-Konrad, der bislang als Co-CEO tätig war. Der Führungswechsel folgt einem seit einem Jahr vorbereiteten Übergabeplan und markiert die nächste Phase des Wachstums der Wiener Kryptoplattform.

Teilen
Kopiert!

CEO.Finance

Kann Gold wieder Geld sein?

Angesichts wachsender Schulden und anhaltender Inflation gewinnt Gold wieder an Bedeutung als Wertspeicher. Gunther Schnabl analysiert, welche Kräfte hinter dem neuen Glanz des Edelmetalls stehen – und wo seine Grenzen liegen.

Trotz des jüngsten Rückschlags bleibt Gold derzeit der König unter den Finanzanlagen. Lag der Preis für eine Unze zur Jahrtausendwende noch bei rund 275 US-Dollar, so sind es heute etwa 4.000 US-Dollar. Gold dient nicht nur in Hochinflationsländern wie der Türkei als wichtiges Wertaufbewahrungsmittel, sondern fordert zunehmend auch den Dollar und den Euro als Leitwährungen heraus. Selbst der Bitcoin, oft als „digitales Gold“ bezeichnet, konnte zuletzt nicht mehr Schritt halten. Woran liegt das?

Seit dem Ende der Goldbindung des US-Dollars zu Beginn der 1970er-Jahre – damals betrug der feste Umtauschkurs 35 Dollar pro Unze – ist die weltweite Geld- und Kreditmenge deutlich stärker gewachsen als die reale Wirtschaftsleistung. Viele Industrieländer haben Schuldenberge angehäuft, wie sie früher nur in Kriegszeiten vorkamen: Spanien mit rund 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Frankreich mit 113 Prozent, die USA mit 124 Prozent und Italien mit 135 Prozent. Ein nennenswerter Schuldenabbau ist nicht in Sicht, da überall massiver politischer Widerstand gegen Ausgabenkürzungen besteht.

Das erklärt die anhaltende Flucht in Sachwerte. In Deutschland etwa kauften viele Haushalte bis zum starken Preisanstieg ab 2024 große Mengen Gold. Der private Goldbesitz soll seit 2010 von rund 7.550 Tonnen auf etwa 9.000 Tonnen gestiegen sein. Auch zahlreiche Zentralbanken – insbesondere in China, Russland, Polen und der Türkei – haben in den vergangenen Jahren ihre Goldreserven erheblich ausgebaut, um US-amerikanische und europäische Staatsanleihen zu umgehen.

Zudem haben Gold-ETFs und Gold-ETCs den Handel mit dem Edelmetall an den Börsen vereinfacht und es damit auch für institutionelle Anleger wie Versicherungen, Pensionskassen und Investmentfonds attraktiver gemacht.

Ob Gold jedoch den Dollar als führende Weltleitwährung ablösen kann, bleibt fraglich. Zwar erfüllt Gold in einem weiterhin inflationären Umfeld seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel, auch wenn es keine Zinsen abwirft. Doch nach dem drastischen Preisanstieg ist seine Rechenfunktion eingeschränkt. Bei einem Goldpreis von 4.000 Dollar pro Unze entspräche eine Pizza für 20 Dollar lediglich 0,005 Unzen bzw. 0,155 Gramm – für den Alltag kaum praktikabel.

Eine mögliche Lösung wäre die Einführung kleinerer Recheneinheiten. Würde man beispielsweise 1.000 Dagoberts (fiktive Recheneinheit) einer Unze gleichsetzen, läge der Pizzapreis bei fünf Dagoberts. Auf Basis von Gold-ETFs könnten sogar elektronische Zahlungen in Gold ermöglicht werden – sodass wieder alle drei klassischen Geldfunktionen erfüllt wären: Rechen-, Transaktions- und Wertaufbewahrungsfunktion.

Im Wahlprogramm der Republikaner ist jedoch festgeschrieben, dass die USA ihren lukrativen Weltleitwährungsstatus des Dollars bewahren wollen. Das wäre nur mit einer Rückkehr zu soliden Staatsfinanzen und einer stabilitätsorientierten Geldpolitik möglich. US-Präsident Donald Trump bemüht sich, die Staatsausgaben zu senken. Finanzminister Scott Bessent hat zudem gefordert, die Federal Reserve solle sich wieder stärker auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

Sollte dies nicht gelingen, könnte eines Tages vielleicht nur noch der Bitcoin dem Gold die Rolle als führende Geldform streitig machen. Sein Schöpfer Satoshi Nakamoto hat ihm vorausschauend alle drei Geldfunktionen in die Wiege gelegt.

Gunther Schnabl ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Direktor des Thinktanks Flossbach von Storch Research Institute. In seiner Kolumne beleuchtet er regelmäßig Themen rund um die internationalen Finanzmärkte.

Teilen
Kopiert!

ANZEIGE

Verwandeln Sie Ihre Budgetreste in Table-Informationsvorsprung. Jetzt mehr erfahren!

CEO.Picks

Der digitale Euro: Effizienzgewinn für Unternehmen

Mit ihrem jüngsten Beschluss rückt die EZB den digitalen Euro von der Vorbereitung in die Entwicklung. Technische Voraussetzungen, Markteinbindung und Gesetzgebung laufen jetzt parallel. Der Startschuss für die digitale Währung könnte bereits im Jahr 2029 fallen.

Gemeinsam mit der EZB haben wir kürzlich mehrere Pilotprojekte mit PayperChain, Traxpay und d-fine durchgeführt, um seinen Einsatz zu erproben. Der Fokus lag auf Zahlungen zwischen Unternehmen, die sich durch digitale Nachweise eindeutig auslösen lassen.

Das Prinzip ist einfach: Wenn eine definierte Leistung erbracht ist, löst ein Smart Contract die Zahlung in digitalem Euro automatisch aus.

Zwei Beispiele zeigen das Potenzial. Etwa in der Autoindustrie wird eine Maschine nicht mehr gekauft, sondern nach Nutzungszeit vergütet. Ein eingebauter Zähler meldet die Laufzeit an das System, der Vertrag rechnet ab, die Zahlung erfolgt. Bei Zahlungsversprechen hingegen wird die Ausstellung ebendieser registriert, der Anspruch kann übertragen werden, und bei Fälligkeit zahlt der Smart Contract an den aktuellen Inhaber. So sinken Abwicklungsrisiken, Verzögerungen und Verwaltungskosten.

Für CEOs ist der digitale Euro ein Hebel gegen reale Pain Points: Mangel an administrativen Fachkräften, manuelle Übergaben zwischen Systemen, Streit über Leistungserfüllung, gebundenes Working Capital.

Programmierbare Zahlungen schaffen Planungssicherheit auf beiden Seiten. Weitere Ideen reichen von geobasierten Liefernachweisen bis zu automatisierter Vergütung nach Codequalität.

Digitale Nachweise ersetzen künftig Vertrauen durch automatische Erfüllung. Wer umstellt, macht seine Prozesse nicht nur schneller, sondern auch verlässlicher und effizienter.

Joachim Wuermeling ist Executive in Residence beim DEEP – Institute for Deep Tech Innovation an der ESMT Berlin und Of Counsel bei Allen & Overy. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

Teilen
Kopiert!

CEO.Standpunkt

Generationswechsel bei KMUs treibt Fintech-Boom

Das grenzüberschreitende Zahlungsgeschäft für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) wird heute zu 95 Prozent von Banken dominiert. Pierre-Antoine Dusoulier, Gründer und CEO der französischen Finanzplattform iBanFirst, rechnet im Gespräch mit Table.Briefings damit, dass ein Generationswechsel bei KMU-Chefs die Spielregeln in den nächsten Jahren ändert. Junge Manager würden verstärkt auf digitale Zahlungslösungen setzen und sich von jahrzehntelangen Bankbeziehungen lösen, hofft er mit Blick auf das eigene Geschäftsmodell.

Die europäische Regulierung schafft dabei Wettbewerbsvorteil statt Hürden. Während Unternehmen in den USA für fast jeden Staat eine separate Lizenz benötigen, ermöglicht eine einzige deutsche Lizenz Fintechs den Zugang zum gesamten europäischen Markt. Diesen Vorteil verdanken die Anbieter einer gezielten Regulierungspolitik: Die europäischen Richtlinien und Investitionen waren aus Sicht von Dusoulier in den vergangenen 15 Jahren der Haupttreiber des Fintech-Erfolgs.

Trotzdem bleiben regulatorische Lücken. Um vollständig mit Banken zu konkurrieren, fordert der iBanFirst-Chef ein klareres Regelwerk zwischen Lizenzen für Payment Service Provider (PSP), die Händlern die technische Abwicklung von Online-Zahlungen ermöglichen, und Banklizenzen. Dies würde Fintechs begrenzte Kreditvergabe- und Einlagenzinsfähigkeiten ermöglichen – Leistungen, die heute nur Banken erbringen dürfen. Eine Banklizenz sei für Fintechs wie iBanFirst regulatorisch viel zu aufwendig. Die EU-PSD3-Richtlinie, die für 2026 erwartet wird, soll das europäische Fintech-Ökosystem laut Dusoulier weiter stärken.

Was die PSD3-Richtlinie ändert:

  1. Mehr Sicherheit: Strengere Betrugsbekämpfung, IBAN-Namen-Verifizierung, Datenaustausch zwischen Zahlungsanbietern.

  2. Einheitliches Regelwerk: PSD2 regulierte bereits PSP. PSD3 erweitert diese Aufsicht nun auf moderne Fintechs, E-Geld-Institute, Krypto-Plattformen und Marktplätze.

  3. API-Standards für schnellere Innovation: PSD3 harmonisiert Open-Banking-Schnittstellen – ermöglicht Instant Payments, Krypto-Integration und effizientere Zusammenarbeit zwischen Anbietern.

  4. Wettbewerb gestärkt: Mehr Transparenz bei Gebühren und Wechselkursen, erweiterte Rückerstattungsrechte, vereinfachte Lizenzen für kleine Anbieter.

  5. Harmonisierte Verordnung: PSD3 ist direkt EU-weit anwendbar und behebt Umsetzungsprobleme der PSD2.

Teilen
Kopiert!

ANZEIGE

Table.Briefings bietet Werte, "die traditionelle Entscheidermedien via Print oder Website in der Regel so nicht erreichen." Jens Schröder. Jetzt die neuen Table.Briefings-Leserschaftsdaten anfordern.

CEO.Factcheck

Klimakonferenz: Von Aktivismus zu Pragmatismus

Unter dem Titel „Three Tough Truths About Climate“ veröffentlichte Microsoft-Gründer Bill Gates im Vorfeld der COP30 einen neuen Beitrag auf seinem Blog. Darin formuliert er drei Kernaussagen:

  • Kein Weltuntergangsszenario: Der Klimawandel sei zwar ernst, stelle aber keine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar.

  • Falscher Fokus: Die globale Durchschnittstemperatur sei nicht als alleiniger Maßstab für Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel geeignet.

  • Realismus statt Alarmismus: Gesellschaftlicher Wohlstand und Gesundheit müssten stärker in den Fokus rücken, um besser auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet zu sein.

Gates, der jahrelang zu den lautesten Stimmen im Klimaaktivismus gehörte, schlägt damit einen anderen Ton an. Während er früher vor allem die Dringlichkeit und die Rolle von Technologie und Innovation bei der Rettung der Menschheit betonte, scheint sich sein Fokus in Richtung Pragmatismus verschoben zu haben. Er spricht über Machbarkeit, Priorisierung und Effizienz. Der moralische Appell weicht einem wirtschaftlich geprägten Denken.

Damit reiht sich Gates in einen größeren Trend ein: Klimaschutz wird in der Wirtschaft zunehmend weniger öffentlich behandelt und eher als strategische Aufgabe verstanden. Wo CEOs und Investoren sich früher explizit als Klimaaktivisten inszenierten, dominieren heute Faktoren wie Risikomanagement und Machbarkeit.

Dies zeigt sich deutlich bei der World Economic Forum’s Alliance of CEO Climate Leaders mit vier Billionen US-Dollar Umsatz: Ihre Stellungnahme von Oktober 2025 betont nicht primär die moralische oder aktivistische Dimension, sondern fokussiert sich auf die kommerzielle Machbarkeit. Auch in Deutschland zeigt sich dieser Trend klar. Eine EY-Studie zur Dekarbonisierung 2025 zeigt: 78 Prozent deutscher Unternehmen setzen auf grüne Energie, 76 Prozent auf Energieeffizienz – nicht aus aktivistischen Gründen, sondern weil „der wirtschaftliche Nutzen von Dekarbonisierung zunehmend im Mittelpunkt steht“.

Ein weiteres internationales Beispiel: die US-Investmentgesellschaft BlackRock. CEO Larry Fink galt lange als großer Befürworter nachhaltiger Investments, 2020 nannte er das „Klimarisiko“ als zentrales Thema für Unternehmen. In jüngerer Zeit zeigt sich jedoch ein deutlicher Wandel. Anfang dieses Jahres zog sich BlackRock aus der UN-gesponsorten Klimainitiative „Net Zero Asset Managers Initiative“ zurück. Statt auf öffentlichkeitswirksamen Aktivismus setzt Fink auf interne Strategien und Zahlen.

Teilen
Kopiert!

CEO.Quote

Teilen
Kopiert!

Briefings wie CEO.Table per E-Mail erhalten

Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

Anmelden