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Erscheinungsdatum: 06. November 2025

ZDF-Intendant Himmler: Der ÖRR darf kein Gegenmodell zur Marktwirtschaft sein

ZDF-Intendant Norbert Himmler (r) im Gespräch mit Michael Bröcker. (Table.Briefings)

2,13 Milliarden Euro erhielt das ZDF im vergangenen Jahr aus den Rundfunkbeiträgen, und dennoch stand am Ende ein Minus von 65,7 Millionen Euro in den Büchern, wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Auf der Einnahmenseite waren die Rundfunkbeiträge die mit Abstand wichtigste Quelle, gefolgt von Werbeeinnahmen in Höhe von 164,9 Millionen Euro sowie weiteren kleineren Einnahmen aus Sponsoring und anderen Quellen. Die größten Ausgabeposten entfielen auf die Programmaufwendungen mit 1,41 Milliarden Euro sowie auf die Personalaufwendungen in Höhe von 500 Millionen Euro.

Als Intendant des ZDF ist es Norbert Himmlers Aufgabe, das Unternehmen wirtschaftlich zu führen und zugleich dafür zu sorgen, dass die Rundfunkbeiträge verantwortungsvoll eingesetzt werden. „Das ist eine Menge Geld. Es ist unsere Verantwortung, es gut einzusetzen – für Information, Kultur, Bildung und auch Unterhaltung“, sagt Himmler im Interview mit Table.Briefings.

Himmler betont, dass er den öffentlich-rechtlichen Rundfunk selbst auf der sprichwörtlichen grünen Wiese nicht grundlegend anders aufbauen würde. Statt einer Zusammenlegung von ARD und ZDF plädiert er für eine stärkere Abstimmung zwischen den Sendern: „Ich würde das ganze System von ARD, ZDF und Deutschlandradio komplementärer aufstellen.“ Eine Fusion lehnt er ab: „Komplementär, nicht fusioniert. Jeder hat seine Aufgabe, auf die er sich konzentrieren kann.“ Die ARD sei stark im Regionalen, das ZDF dagegen „der Experte für nationale und internationale Berichterstattung“. Zwei große Nachrichtensendungen seien aus seiner Sicht kein Luxus, sondern eine demokratische Notwendigkeit: „In Zeiten, wo Desinformation und Filterblasen unterwegs sind, kann man gar nicht genug unabhängige Informationen haben.“

Zugleich wendet sich Himmler gegen die Vorstellung, der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle nur das anbieten, was die privaten Sender nicht abdecken. „Ich bin gegen die Argumentation, die öffentlich-rechtlichen sollen nur das machen, was der Markt nicht bietet“, sagt er. Es gebe gute Gründe, dass in allen Genres unabhängig finanzierte Formate existierten. Unterhaltung, Kultur und Information müssten gemeinsam wirken, sonst verliere das System seine Breitenwirkung. Würde man sich allein auf Nischeninhalte zurückziehen, so Himmler, „dann hätten wir eine ganz andere Legitimationsdebatte“.

Den Vorwurf, dass der britische Sender BBC mit rund zweieinhalb Milliarden Euro Einnahmen auskomme, will Himmler nicht gelten lassen. Großbritannien habe deutlich weniger Einwohner, sagt er, pro Kopf zahlten die Briten also kaum weniger als deutsche Haushalte. Entscheidend sei, „was der Gesellschaft unabhängiger Journalismus wert ist.“ Michael Bröcker, Alexander Wiedmann

Im ausführlichen Podcast-Interview spricht Norbert Himmler außerdem über den Vorwurf der politischen Voreingenommenheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, über die Rolle von Jan Böhmermann und Dunja Hayali – und über die aktuelle Debatte zur ZDF-Berichterstattung aus Gaza.

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Letzte Aktualisierung: 07. November 2025

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