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Erscheinungsdatum: 08. November 2025

Klimakonferenz: Von Aktivismus zu Pragmatismus

Bill Gates schlägt beim Thema Klimaschutz neue Töne an. (picture alliance / Ritzau Scanpix | Mads Claus Rasmussen)

Unter dem Titel „Three Tough Truths About Climate“ veröffentlichte Microsoft-Gründer Bill Gates im Vorfeld der COP30 einen neuen Beitrag auf seinem Blog. Darin formuliert er drei Kernaussagen:

  • Kein Weltuntergangsszenario: Der Klimawandel sei zwar ernst, stelle aber keine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar.

  • Falscher Fokus: Die globale Durchschnittstemperatur sei nicht als alleiniger Maßstab für Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel geeignet.

  • Realismus statt Alarmismus: Gesellschaftlicher Wohlstand und Gesundheit müssten stärker in den Fokus rücken, um besser auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet zu sein.

Gates, der jahrelang zu den lautesten Stimmen im Klimaaktivismus gehörte, schlägt damit einen anderen Ton an. Während er früher vor allem die Dringlichkeit und die Rolle von Technologie und Innovation bei der Rettung der Menschheit betonte, scheint sich sein Fokus in Richtung Pragmatismus verschoben zu haben. Er spricht über Machbarkeit, Priorisierung und Effizienz. Der moralische Appell weicht einem wirtschaftlich geprägten Denken.

Damit reiht sich Gates in einen größeren Trend ein: Klimaschutz wird in der Wirtschaft zunehmend weniger öffentlich behandelt und eher als strategische Aufgabe verstanden. Wo CEOs und Investoren sich früher explizit als Klimaaktivisten inszenierten, dominieren heute Faktoren wie Risikomanagement und Machbarkeit.

Dies zeigt sich deutlich bei der World Economic Forum’s Alliance of CEO Climate Leaders mit vier Billionen US-Dollar Umsatz: Ihre Stellungnahme von Oktober 2025 betont nicht primär die moralische oder aktivistische Dimension, sondern fokussiert sich auf die kommerzielle Machbarkeit. Auch in Deutschland zeigt sich dieser Trend klar. Eine EY-Studie zur Dekarbonisierung 2025 zeigt: 78 Prozent deutscher Unternehmen setzen auf grüne Energie, 76 Prozent auf Energieeffizienz – nicht aus aktivistischen Gründen, sondern weil „der wirtschaftliche Nutzen von Dekarbonisierung zunehmend im Mittelpunkt steht“.

Ein weiteres internationales Beispiel: die US-Investmentgesellschaft BlackRock. CEO Larry Fink galt lange als großer Befürworter nachhaltiger Investments, 2020 nannte er das „Klimarisiko“ als zentrales Thema für Unternehmen. In jüngerer Zeit zeigt sich jedoch ein deutlicher Wandel. Anfang dieses Jahres zog sich BlackRock aus der UN-gesponsorten Klimainitiative „Net Zero Asset Managers Initiative“ zurück. Statt auf öffentlichkeitswirksamen Aktivismus setzt Fink auf interne Strategien und Zahlen.

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Letzte Aktualisierung: 08. November 2025

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