CEO.Table – Ausgabe 44

Wenn Krankheit zum Standortfaktor wird + Vaude-CEO: „Regulierung schafft auch Innovation“ + Neue Doppelrolle für Project A-Gründungspartner

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Executive Summary

Wenn Krankheit zum Standortfaktor wird

Hohe Krankmeldungen führen zu steigenden Belastungen für Unternehmen und die Volkswirtschaft. In Deutschland summieren sich die Kosten auf Milliardenbeträge – Reformvorschläge von Politik, Wirtschaft und Ökonomen stehen zur Debatte.

Im Jahr 2024 fehlte jeder AOK-versicherte Beschäftigte im Schnitt 2,3-mal, mit 228 Krankmeldungen je 100 Mitglieder – ein neuer Höchstwert laut Fehlzeitenreport 2025. Besonders ins Gewicht fallen Muskel- und Skeletterkrankungen, die knapp 20 Prozent der Fehltage verursachen, sowie Atemwegserkrankungen mit rund 15 Prozent. Psychische Leiden machen zwar nur etwa 5 Prozent der Krankmeldungen aus, verursachen aber 13 Prozent aller Ausfalltage – oft mit langen Genesungszeiten.

Die finanziellen Folgen für Unternehmen sind enorm. „Wir müssen in Deutschland dringend an die Arbeitskosten ran. Die sind im europäischen Vergleich ein massiver Wettbewerbsnachteil. Ein Teil davon sind die immer höher werdenden Entgeltfortzahlungen, die die Unternehmen zusätzlich belasten“, sagt Jochen Pimpertz, Leitender Ökonom am IW Köln im Gespräch mit Table.Briefings. Allein im Jahr 2024 mussten Betriebe für ihre erkrankten Beschäftigten (ohne Mutterschutz) zusätzlich zu den Bruttolöhnen rund 13 Milliarden Euro an Sozialabgaben leisten. Insgesamt beliefen sich die Kosten der Entgeltfortzahlung auf 82 Milliarden Euro. Das sind zehn Milliarden Euro mehr als noch drei Jahre zuvor und mehr als doppelt so viel wie noch 2010.

Die hohen Krankmeldungen führen zudem zu spürbaren Wohlstandsverlusten. 2023 summierten sich die Produktionsausfälle durch Krankheit laut IW Köln auf rund 128 Milliarden Euro, die Wertschöpfungsverluste lagen bei etwa 221 Milliarden Euro. Rechnerisch dämpfte das das deutsche BIP-Wachstum um 0,4 bis 0,6 Prozentpunkte. IW-Ökonom Pimpertz weist jedoch darauf hin, dass es sich um Modellrechnungen handelt: Verglichen werde mit einem Szenario, in dem alle Beschäftigten gesund wären. In der Realität übernehmen Kollegen im Krankheitsfall häufig zusätzliche Aufgaben, daher sind die tatsächlichen Effekte schwer zu beziffern.

Die wachsenden Kosten haben eine breite politische Debatte ausgelöst: Allianz-CEO Oliver Bäte forderte bereits Anfang 2025 die Einführung von Karenztagen. Beschäftigte sollten nach seiner Vorstellung den ersten Krankheitstag selbst finanzieren und erst ab dem zweiten Tag Anspruch auf Lohnfortzahlung haben. Damit will er kurzfristigen Krankmeldungen ohne ärztliches Attest entgegenwirken und zugleich die Kostenbelastung für Arbeitgeber reduzieren. Die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Gitta Connemann (CDU), plädierte im Podcast Table.Today für die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung, weil sie aus ihrer Sicht dazu beiträgt, dass sich Beschäftigte leichter abmelden. Beide Vorschläge stießen bei Arbeitnehmervertretern auf Widerstand.

Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), setzt an anderer Stelle an. Er sprach sich im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland dafür aus, eine Attestpflicht erst ab dem vierten Krankheitstag einzuführen. Damit will er vor allem die Arztpraxen entlasten und Patienten kurze Krankheitsphasen ohne Arztbesuch ermöglichen. IW-Ökonom Pimpertz hält den KBV-Vorschlag jedoch für „nicht zielführend“. Aus seiner Sicht löst eine spätere Attestpflicht kein einziges Kostenproblem, denn die Entgeltfortzahlung müssen Unternehmen ohnehin ab dem ersten Krankheitstag leisten.

Für ihn liegt der entscheidende Hebel deshalb an anderer Stelle: „Eine Deckelung der Entgeltfortzahlung hätte für mich Priorität. Das wäre ein wirksamer Schritt, um die Belastungen für die Unternehmen zu begrenzen.“ Zugleich betont er, dass Reformen in diesem Bereich nur gemeinsam mit den Sozialpartnern möglich seien und dafür müssten Arbeitgeber und Gewerkschaften an einem Tisch verhandeln.

In Zukunft dürften die Belastungen eher zunehmen: Mit einer alternden Belegschaft steigt nach Einschätzung von Pimpertz die Wahrscheinlichkeit für Krankmeldungen. Beschäftigte im fortgeschrittenen Alter fehlen häufiger und länger – dieser Trend dürfte sich in Zukunft eher verstärken als abschwächen.

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Schule statt Schusslinie. Ohne wenn und aber – SaveTheChildren

CEO.Talk

Werden Versicherungsrisiken unkalkulierbar?

Seit Jahrhunderten besteht das Geschäftsmodell der Versicherungsbranche darin, Risiken zu berechnen. Doch externe Faktoren – von Klimawandel über Geopolitik bis Cyberangriffe – stellen bisherige Kalkulationen infrage.

Die Gesamtschäden durch Naturkatastrophen beliefen sich in der ersten Jahreshälfte 2025 weltweit auf 143 Milliarden US-Dollar. Dieser Wert liegt deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von rund 106 Milliarden und unterstreicht den anhaltenden Trend steigender Kosten durch solche Ereignisse. Die Waldbrände in Kalifornien haben ganze Stadtviertel vernichtet, und in Myanmar sind die Erdbeben-Schäden auf etwa 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes angestiegen.

Die Entwicklung trifft auch deutsche Unternehmen wie die Talanx AG, einen der großen europäischen Versicherer, zu dem mit der Hannover Rück die drittgrößte Rückversicherung der Welt gehört. Laut eigenen Angaben haben Talanx die Waldbrände in Los Angeles 624 Millionen Euro gekostet. Damit zählt dieses Ereignis zu den größten Naturkatastrophenschäden in der Geschichte des Konzerns.

Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx-Gruppe, bleibt jedoch optimistisch und sagt im Gespräch mit Table.Briefings: „Die Versicherungswirtschaft sehe ich langfristig auch für höhere Risiken gut gerüstet.“ Laut Leue werden sogenannte Kipppunkte, ausgelöst durch Naturkatastrophen, sicherlich zunehmen. Entscheidend sei jedoch, risikoadäquate Prämien zu erzielen und breit diversifiziert aufgestellt zu sein. Auch deshalb habe der Konzern seine Gewinnprognose für das laufende Jahr von 2,1 auf 2,3 Milliarden Euro angehoben.

“Eine generelle Gefahr, dass Rückversicherung unbezahlbar werden könnte, sehen wir nicht. Ich gehe jedoch auch davon aus, dass in extrem gefährdeten Regionen der Welt das Protection Gap weiterhin bestehen beziehungsweise steigen könnte.”
— Torsten Leue

Gleichzeitig widerspricht Leue der pauschalen Aussage, Prämien würden langfristig steigen. In jeder Branche gebe es Versicherungszyklen, die auf Schadenerfahrungen basieren. Dennoch bleibe die Frage der Protection Gap, also der Lücke zwischen Gesamtschäden und versicherten Schäden, „natürlich relevant“.

Wirtschaftliche Verluste durch Katastrophenereignisse beliefen sich 2024 auf 318 Milliarden US-Dollar, davon waren 57 Prozent unversichert. Es verbleibt also eine globale Protection Gap von 181 Milliarden US-Dollar.

Nicht nur Naturkatastrophen nehmen zu, sondern auch Cyberangriffe. Obwohl Leue eine steigende Nachfrage nach Cyberversicherungen beobachtet, gibt es „leider immer noch zu viele Unternehmen, die das Risiko nicht ernst genug nehmen“. Besonders viele kleine und mittelständische Unternehmen sind unterversichert, obwohl sie dringend Cyber-Versicherungsschutz bräuchten – auch hierzulande. Laut einem aktuellen Microsoft-Report ist Deutschland das Hauptziel von Cyberangriffen in der EU und macht insgesamt 3,3 Prozent aller weltweiten Angriffe aus.

Ob Menschen das Vertrauen in das Versicherungswesen verlieren, warum Data-Driven Insurance heute genauso wichtig ist wie Prämien und was „Cat Bonds“ sind, erfahren Sie im ausführlichen Interview.

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Beitrag Robert Gentz, Co-CEO Zalando, über den "Europäischen Traum".

CEO.Standpunkt

„Regulierung schafft auch Innovation“

Jahrelang haben nachhaltige Unternehmen wie Vaude in die Umsetzung mehrerer EU-Regulierungen investiert – Lieferkettengesetz, CSRD, EmpCo. Nun wird vieles zurückgenommen, abgeschwächt oder ausgesetzt. Und das hinterlässt Schäden, sagt die CEO.

Während vielerorts das Zurückrudern bei der Bürokratie gefeiert wird, bleiben Vorreiterunternehmen auf hohen Investitionen sitzen. „Es ist für uns ein großer Rückschritt“, sagt Antje von Dewitz, CEO des familiengeführten Outdoor-Modeherstellers Vaude, im Gespräch mit Table.Briefings. „Weil genau diejenigen bestraft werden, die sich frühzeitig auf kommende Regeln eingestellt haben“, so die Unternehmerin.

Mehrere Regulierungen und politischen Ziele – wie das Lieferkettengesetz zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten auch bei Zulieferern oder die Regulierung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – werden derzeit abgeschwächt. Auch bei der Empowering Consumer-Richtlinie (EmpCo), die Greenwashing erschweren und Transparenz bei Umweltaussagen erhöhen soll, gibt es intensive Diskussionen in Wirtschaft und Politik, wie weit die bis 2026 zu realisierende Umsetzung gehen sollte. Bei der Green Claims Direktive, die detaillierte Prüf- und Nachweispflichten für Umweltaussagen regeln sollte, ist ganz unklar, ob und wie sie überhaupt verfolgt wird.

Wenn die Regulierungen nun doch nicht in der verabschiedeten Form kommen, laufen die Investitionen der Early Adopter ins Leere. „Das beschäftigt uns stark, weil das einfach unser ganzes Know-how ist, das wir da über Jahre aufgebaut haben", erklärt von Dewitz. „Als nachhaltige Marke ist es gerade nicht leicht von Regulierungsseite aus."

Ein weiteres Problem aus von Dewitz' Sicht, das nur mit klaren Vorgaben zu lösen ist: Textilrecycling. „Es gibt kein echtes Textil-Recycling derzeit“, sagt von Dewitz. „Die meisten Altkleider werden verbrannt oder landen auf Deponien in Afrika und Südamerika.“ Es fehle ein funktionierendes Geschäftsmodell, neue Materialien seien noch immer billiger als recycelte. „Die Regierung muss da Anreize schaffen", fordert die Vaude-CEO, „beispielsweise durch Recyclingquoten“.

In Deutschland dominiere ein Narrativ: Nachhaltigkeit gleich Bürokratie. „In zu wenig Köpfen ist die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit Zukunftsfähigkeit bedeutet", sagt von Dewitz. Eine zukunftsfähige Organisation sei eine, die Probleme erkenne und daraus Innovation schaffe. „Das macht innovationsstark und das schafft zukunftsorientierte Lösungen. Aber dieses Denken fehlt in Deutschland an vielen Stellen.“

Bei der Suche nach politischer Unterstützung stößt von Dewitz auf Grenzen. Beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) finde sie zwar Gehör, in der klassischen CDU-Mittelstands- und Familienunternehmenpolitik gebe es aber kaum Andockmöglichkeiten. „Da gibt es keine Verbündeten.“ Selbst bei den Grünen heiße es häufig, man dürfe die Unternehmen auch nicht überfordern.

Besonders kritisch sieht die Vaude-Chefin den Trend zur Technologieoffenheit. „Das ist gleichbedeutend mit Führungsschwäche, es fehlt der Mut, die richtigen Wege zu gehen.“ Es entstehe hauptsächlich Verwirrung, man mache alles ein bisschen. „Aber nichts richtig.“

Beim Thema Ewigkeitschemikalien (PFAS) habe sich gezeigt: Wenn Ziele vorgeschrieben werden, finden sich Lösungen. Im Outdoor-Bereich seien bereits Alternativen entwickelt worden. „Wenn kein politischer Druck da ist, investiert auch niemand in das Finden von Lösungen.“

Währenddessen macht die allgemeine Wirtschaftslage auch vor Vaude nicht halt. Das Unternehmen erwartet für das laufende Jahr, auf Vorjahresniveau zu bleiben oder leicht im Minus zu landen. „Wir müssen komplett in der Organisation und in Kosteneffizienzprogrammen umsteuern“, erklärt von Dewitz. Besonders hart getroffen hat es das Fahrradgeschäft. Während Corona machte es fast 50 Prozent des Umsatzes aus, jetzt seien es etwa 35 Prozent.

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CEO.News

Jetzt offiziell: Uwe Horstmann künftig mit Doppelrolle

Wie Table.Briefings bereits im Juni berichtete, wird Uwe Horstmann, Gründungspartner des Frühphasen-VCs Project A, neuer CEO des Defense Tech-Start-up Stark. Das teilte das Unternehmen jetzt offiziell mit.

Zuletzt war Horstmann Mitgründer und General Partner beim Wagniskapitalfonds Project A. Der Fonds mit Büros in Berlin und London wurde 2012 gegründet und verwaltet nach eigenen Angaben ein Vermögen von rund einer Milliarde US-Dollar. Er investierte unter anderem in Quantum Systems und Arx Robotics.

Stark wurde von den Gründern des Drohnen-Start-ups Quantum Systems geschaffen. Es fokussiert sich auf Kampfdrohnen – sogenannte „loitering munition“. Horstmann bringe „tiefgreifende Branchenkenntnisse und strategische Perspektive in seine neue Rolle ein“, heißt es in der Bekanntmachung von Stark.

Sein Engagement bei Project A will Horstmann allerdings nicht beenden. Er habe zwar keine „Day-to-day-Verantwortlichkeiten“ mehr, sei allerdings weiterhin für die Verteidigungsinvestitionen des Fonds zuständig, sagte eine Unternehmenssprecherin dem Portal Gründerszene. Das stärke Starks „Verbindung zum europäischen Innovations- und Venture-Ökosystem“, heißt es von dem Drohnen-Start-up. Alexander Wiedmann

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Flix-Gründer: „Es braucht ein Level-Playing-Field, damit ein sinnvoller Wettbewerb entsteht“

Flix investiert 2,4 Milliarden Euro in 65 neue Fernverkehrszüge. Mit dieser Milliarden-Offensive will das Münchner Mobility-Start-up der Deutschen Bahn massiv Konkurrenz machen. 30 Züge sind bereits fest bestellt, 35 weitere optional abrufbar, die Kosten für das gesamte Paket inklusive Wartung belaufen sich auf bis zu 2,4 Milliarden Euro.

„Wir glauben an einen riesigen Markt im europäischen Fernzugverkehr“, sagt Flix-Gründer Daniel Krauss im Gespräch mit Table.Briefings über den Schritt, erstmals eigene Züge zu kaufen. Im Bus-Segment arbeitet Flix nach dem Asset-Light-Modell, Partner stellten die Fahrzeuge. Doch für die Expansion ins Zuggeschäft fehlen passende Partner. „Es gibt eben nicht ausreichend viele private Bahnunternehmen, die die Größe haben und unseren Qualitätskriterien entsprechen.“ Die neue Flotte vergrößert Flix deutlich – bisher sind nur 13 eher veraltete Züge im Einsatz.

Für fairen Wettbewerb brauche es aber auch die richtigen Rahmenbedingungen. Krauss lobt die neue Bahnstrategie von Verkehrsminister Patrick Schnieder. Der will das System der Trassenpreise reformieren, die Zugunternehmen fürs Befahren des Schienennetzes zahlen. „Es wäre optimal, wenn wir da irgendwann zu Grenzkosten unterwegs sein können“, sagt Krauss. Denn nur dann könne der Wettbewerb flächendeckend günstige Preise anbieten. „Es braucht ein Level-Playing-Field, damit einfach ein sinnvoller Wettbewerb entsteht, der klare Regeln hat.“

Krauss wünscht sich mehr Unternehmer in der Politik. Die Diskussionen seien oft zu verkopft. „Ich glaube, was Unternehmerinnen und Unternehmer auszeichnet, ist der Tatendrang. Etwas zu tun und eben nicht nur darüber zu sprechen.“ Er selbst schließt einen Wechsel in die Politik nicht aus. „Ich mache Flix, solange ich daran noch Freude finde. Wenn sich das irgendwann einmal ändert, dann ist Politik eine veritable Option.“ Alex Hofmann

Wie Krauss die Übernahme von Greyhound erlebte, warum er bei künstlicher Intelligenz keine Panik hat und was ihn an der politischen Diskussion in Deutschland stört, hören Sie hier im Podcast Table Today.

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Unterwasser-Server: Chinas kühles Rechenexperiment im Meer

Vor der Küste Shanghais entsteht ein Rechenzentrum der besonderen Art. Geschützt von riesigen Stahlkapseln werden Server im Wasser versenkt. Der Ozean übernimmt die Kühlung, Strom liefern Windturbinen. Mit dem Projekt erprobt China eine Möglichkeit, seine KI-Strategie klimafreundlicher zu gestalten. Welche Vorteile aber auch Herausforderungen bei Rechenzentren unter Wasser entstehen, lesen Sie im China.Table. Jörn Petring

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Zweifel an den Emissionseinsparungen von Plug-in Hybriden

Autoindustrie, IG Metall und Teile der Politik setzen auf Plug-in-Hybride als Zwischenlösung auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität. Nach neuen Berechnungen des Brüsseler Thinktank Transport & Environment (T&E) stoßen die Fahrzeuge aber deutlich mehr CO2 aus als bisher offiziell angekommen.

Demnach verursachen Plug-in-Hybridfahrzeuge im realen Betrieb mit durchschnittlich 135 gramm CO2 pro Kilometer fast fünfmal mehr Emissionen als offiziell angegeben. Weitere Details zur Studie, lesen Sie im ESG.Table. Alex Veit

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"Spektakuläre Zahlen," Dr. Christian Bachem. Jetzt die neuen Table.Briefings-Leserschaftsdaten anfordern.

CEO.Presseschau

Börsen Zeitung

US-Zölle verlangsamen, stoppen Wachstum aber nicht

Das weltweite Handelsvolumen wird laut einer neuen DHL-Studie von 2025 bis 2029 durchschnittlich um 2,5 Prozent pro Jahr wachsen. Trotz steigender US-Zölle und politischer Risiken bleibt der internationale Handel widerstandsfähig, da die Auswirkungen begrenzt sind und keine umfassende Regionalisierung oder Blockbildung zu beobachten ist.
Welt

Standort Deutschland verliert an Attraktivität

Eine internationale EY-Umfrage unter 1200 Unternehmenschefs zeigt, dass Zölle und geopolitische Spannungen die Wirtschaft weltweit belasten und vor allem deutsche Konzerne pessimistisch in die Zukunft blicken lassen. Viele Firmen reagieren mit einer stärkeren Lokalisierung ihrer Produktion, was Deutschlands Rolle als globaler Exportstandort schwächt. Um attraktiv zu bleiben, müsse die Bundesregierung laut Studie vor allem in Innovation, Infrastruktur und wettbewerbsfähige Energie- und Arbeitskosten investieren.
Business Insider

Startup-Gründer unter Deutschlands Superreichen

In der neuen Liste der 500 reichsten Deutschen des „Manager Magazin“ finden sich zahlreiche Gründer aus der Tech- und Startup-Szene. Zu den wohlhabendsten zählen die Check24-Gründer Henrich Blase, Eckhard Juls und Georg Heusgen mit geschätzten 5,4 Milliarden Euro sowie Shopify-Mitgründer Tobias Lütke und das Celonis-Gründertrio mit jeweils über fünf Milliarden Euro Vermögen. Auch Unternehmen wie Auto1, Zalando, Autodoc, Flixbus und Bitpanda haben ihre Gründer zu Multimillionären gemacht. Die Beispiele zeigen den anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg von Digitalunternehmen „Made in Germany“.
Finance Magazin

Bafin rügt Baywa wegen verschleierter Finanzrisiken im Konzernbericht

Die Finanzaufsicht hat im Baywa-Konzernabschluss 2023 schwerwiegende Mängel festgestellt. Der Agrarkonzern soll wesentliche Refinanzierungs- und Liquiditätsrisiken verschwiegen und Verstöße gegen Kreditauflagen nicht offengelegt haben. Baywa betont, die Feststellungen beträfen nur den Lagebericht und hätten keine Auswirkungen auf das operative Geschäft.
Manager Magazin

Neuer Nestlé-Chef streicht 16.000 Stellen

Der neue Nestlé-CEO Philipp Navratil will weltweit 16.000 Stellen streichen, um Kosten zu setzen. Diese Maßnahme folgt auf die Entlassung von Ex-CEO Laurent Freixe im September aufgrund einer geheimen Beziehung am Arbeitsplatz. Navratil plant zudem eine Neuausrichtung des Unternehmens, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

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CEO.Personnel

Bild

Oliver Blume gibt Porsche-Spitze ab

VW-Chef Oliver Blume zieht sich zum Jahreswechsel von seiner Doppelrolle zurück und gibt den Vorstandsvorsitz bei Porsche ab. Künftig will er sich vollständig auf die Leitung des VW-Konzerns konzentrieren. Nachfolger wird voraussichtlich der frühere McLaren-Chef Michael Leiters, der Porsche-Aufsichtsrat hat Gespräche über die Übergabe eingeleitet.
Manager Magazin

Giuseppe Marsocci übernimmt Führung des Modehauses Armani

Der langjährige Manager übernimmt die Leitung und folgt auf den im September verstorbenen Gründer Giorgio Armani. Er steht vor der Aufgabe, Stabilität zu wahren und die im Testament vorgesehenen strukturellen Veränderungen einzuleiten, darunter den Verkauf eines 15‑Prozent‑Anteils. Die Nachfolgeregelung wurde bereits vor Jahren durch die Gründung der Armani‑Stiftung vorbereitet. Marsocci ist seit über zwei Jahrzehnten im Unternehmen tätig.
Reise vor 9

Sven Freisenich wird Geschäftsführer von TUIfly

Sven Freisenich übernimmt die Geschäftsführung und die Funktion des Accountable Managers bei der TUIfly GmbH. Er folgt auf Michael Garvens, der das Amt seit Januar 2024 innehatte. Die Ernennung steht im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung der zur TUI Airline Group gehörenden TUIfly, die künftig ihre fünf Airlines zentral über das TUI Airline Board steuert.
Markenartikel Magazin

Markus Weckesser wird neuer Deutschland-Chef bei Volvo Trucks

Der schwedische Nutzfahrzeughersteller hat Markus Weckesser zum neuen Managing Director und Vice President für Deutschland ernannt. Weckesser, der seit 1998 bei Volvo tätig ist und zuletzt das deutsche Werkstättennetz leitete, wird zudem in das Management Team für Sales Area Europe North & Central aufgenommen. Er tritt die Nachfolge von Peter Ström an, der das Unternehmen verlassen hat.
Börse Express

Belén Garijo übergibt Merck-Führung an Kai Beckmann

Der Darmstädter Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck vollzieht im Mai 2026 einen Wechsel an der Spitze. Garijo führte das Unternehmen seit 2021 erfolgreich durch globale Krisen und stärkte durch gezielte Zukäufe und Portfolioanpassungen die Position in Pharma und Elektronik. Beckmann übernimmt inmitten angespannter Handelsbeziehungen zwischen den USA und China, die Mercks zentrale Märkte prägen.

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CEO.Economics

Produktivität steigern – und endlich wieder wachsen

Nur mit höheren Investitionen, tiefgreifendem Strukturwandel und der Verbreitung neuer Technologien kann Deutschland die Produktivität steigern und neues Wachstum ermöglichen.

Das Wachstumsproblem Deutschlands ist offenkundig: zwei Jahre Rezession, über sechs Jahre gerechnet Stagnation und damit verbunden ein Anstieg der Arbeitslosigkeit erstmals seit über zehn Jahren wieder auf mehr als 3 Millionen Menschen. Die Regierungsparteien haben ihr wirtschaftspolitisches Programm, mit dem sie diese Wachstumsschwäche überwinden wollen, im Koalitionsvertrag verankert und ringen nun um die beste Umsetzung.

Die externen Rahmenbedingungen machen es der Bundesregierung dabei nicht leicht: demografischer Wandel, geopolitische Zeitenwende und nachlassende Globalisierung sowie ungelöste Klimaprobleme bilden den Rahmen, in dem gute Wirtschaftspolitik erst einmal gelingen muss.

Wie kann Deutschland seine Wachstumsschwäche dennoch überwinden? Bei den richtigen Rezepten sollte eine Erkenntnis die Grundlage aller Überlegungen sein: Langfristiges Wachstum (wäre es nicht langfristig, hieße es ja auch Konjunktur) wird einzig und allein durch höhere Produktivität zu erreichen sein. Jede wirtschaftspolitische Maßnahme, die das Wachstum fördern soll, ist daran zu messen, ob sie zur Steigerung der Produktivität beizutragen vermag.

Denn um das Produktivitätswachstum in Deutschland ist es seit langer Zeit schlecht bestellt. Während in den 1970er Jahren die Wirtschaftsleistung je Arbeitsstunde noch um (real) fast 4 Prozent pro Jahr zugelegt hatte, sind es seit über zwei Dekaden nur noch 1 Prozent p.a.; seit Beginn dieses Jahrzehnts liegt die durchschnittliche Rate bei gerade einmal 0,2 Prozent. Durch den demografischen Wandel werden in den kommenden zwölf Jahren 5-6 Millionen Menschen mehr den Arbeitsmarkt verlassen als hinzukommen. Damit wird das Arbeitsvolumen, also die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen, bis Mitte der 2030er Jahre mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich sinken. Bei weiterhin schwacher Produktivitätsentwicklung bedeutet dies, dass sich das Potenzialwachstum in den kommenden Jahren bedrohlich nah der Nulllinie nähert.

Für die Ausrichtung der Staatsausgaben bedeutet das: Investition vor Konsum. Man kann mit konsumtiven Ausgaben wie Sozialtransfers und Rentenzahlungen zwar verteilungspolitische Ziele verfolgen, Wachstum sollte man sich davon aber nicht erwarten. Diese Priorisierung ist umso wichtiger, da durch die Ausnahme der Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse bereits in hohem Maße Mittel für eine notwendige „Versicherungsprämie“ aufgewendet werden müssen, die im engen (wie auch im statistischen) Sinne überwiegend keine Investitionen darstellen.

Der große Hebel für Produktivitätssteigerungen liegt jedoch in der Privatwirtschaft. Unter vielen Möglichkeiten, die der Staat hier hat, um zu unterstützen, seien drei genannt, die ich für besonders zentral halte:

  • Investitionsbedingungen verbessern: Deutschland hinkt bei den privaten Investitionen wichtigen Vergleichsländern wie etwa den USA deutlich hinterher. Steuern, Infrastruktur, Arbeitsmarkt – all das sind relevante Einflussfaktoren für Investoren. Durch Investitionen werden nicht nur neue Produktionskapazitäten aufgebaut, vor allem wird der Kapitalstock modernisiert und damit produktiver.

  • Strukturwandel zulassen: Loslassen fällt immer schwer. Aber die deutsche Wirtschaft muss sich in weiten Teilen grundlegend erneuern. Schrittweise Verbesserungen früherer Erfolgsmodelle reichen nicht aus. Staatliche Rahmenbedingungen sollten das (oftmals noch unbekannte) Neue ermöglichen, nicht das Alte zementieren.

  • Neue Technologien in die Breite tragen: Einen Produktivitätsschub für die Volkswirtschaft insgesamt können nicht 100.000 KI-Spezialisten allein leisten. Erst mit der Diffusion neuer Technologien, idealerweise auf alle 46 Millionen Erwerbstätigen, wird die notwendige Breitenwirkung erzielt.

Es gibt eine einfache Prüffrage für jede geplante wirtschaftspolitische Maßnahme: Stärkt sie die Produktivität? Die Bunderegierung ist selbstverständlich legitimiert, auch Verteilungswünsche zu bedienen. Sie möge diese dann aber bitte nicht als Wachstumsprogramm verkaufen.

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CEO.Picks

Führung in der multipolaren Welt: Orientierung schaffen im Unplanbaren

Die globale Ordnung hat ihre feste Achse verloren. Allianzen, die früher Stabilität gaben, verlieren an Bindungskraft. Handelspartner agieren stärker nach Eigeninteresse, Kapital und Ressourcen werden strategisch eingesetzt. Unternehmen finden sich somit in einer neuen Realität wieder, in der Planbarkeit durch Vielschichtigkeit ersetzt wird. Entsprechend wandelt sich Führung von Steuerung zu Navigation.

Erfolg entsteht in diesem Umfeld nicht mehr durch Kontrolle, sondern durch die Fähigkeit, Komplexität auszuhalten und Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Organisationen müssen daher lernen, Ambiguität produktiv zu nutzen und aus geopolitischer wie technologischer Volatilität Handlungsfähigkeit zu gewinnen. Das verlangt eine neue Form von Resilienz, die über Risikomanagement hinausgeht. Sie entsteht, wenn Unternehmen Entscheidungsprozesse dezentralisieren, regionale Strategien entwickeln, Partnerschaften diversifizieren und Szenarien frühzeitig antizipieren.

Gleichzeitig erweitert sich die Führungsaufgabe über die Unternehmensgrenzen hinaus. CEOs sind heute Mitgestalter einer entstehenden neuen globalen Wirtschaftsarchitektur. Sie prägen durch ihr Handeln Standards, Werte und Kooperationsformen. Wer sich an der Entwicklung neuer Allianzen zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft beteiligt, gestaltet Zukunft aktiv mit, wie wir sie auch auf dem Berlin Global Dialogue fördern wollen.

Für CEOs bedeutet das: Fragmentierung ist kein Risiko, das man vermeiden kann, sondern ein Umfeld, das Gestaltung erfordert. Wer das versteht, wird von der Unordnung nicht mehr getrieben, sondern gewinnt Orientierung und Einfluss zurück.

Carolin Albrecht ist Founding Managing Director beim Berlin Global Dialogue. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

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