Executive Summary
Erscheinungsdatum: 22. März 2025

Hannover Messe: Industrie hofft auf den Aufschwung

Einmal im Jahr blicken CEOs der Industrieunternehmen nach Hannover. Zum Frühjahrsbeginn öffnet in der niedersächsischen Landeshauptstadt traditionell die größte Industriemesse der Welt ihre Tore. Dann zeigt die deutsche Industrie, was sie leistet, mit welchen Innovationen sie sich für den globalen Wettbewerb rüstet und wie sie mithilfe von „Made in Germany“ das Wachstum ankurbeln kann. Für den Bundeskanzler, den Bundeswirtschaftsminister und die Spitzen der deutschen Wirtschaft ist Hannover seit 1947 ein Pflichttermin.

„Die Hannover Messe ist und bleibt die wichtigste Industriemesse der Welt. Sie ist das Schaufenster für innovative Automatisierungs-Lösungen in ihrer gesamten Breite – und das wichtigste Forum für den Austausch mit Politik und Gesellschaft“, sagt Gunther Kegel, Präsident des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) und Vorstandsvorsitzender der Pepperl+Fuchs SE. Die Industrieschau ziehe Aussteller aus der ganzen Welt an. Als exportorientierte Messe bleibe Hannover aus Vertriebsperspektive sehr relevant. „Gerade mit Blick auf Themen wie Verteidigung, Klimawandel oder auch den Fachkräftemangel gilt: Der Maschinen- und Anlagenbau hat Lösungen. Auf der Hannover Messe können wir diese zeigen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thilo Brodtmann.

Die Zahlen unterstreichen die Einschätzungen. Rund 4.000 Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagebau, der Elektro- und Digitalindustrie sowie der Energiewirtschaft präsentieren ab dem 31. März unter dem Leitthema „Industrial Transformation“ ihre Produkte. Erwartet werden wie in den Vorjahren um die 130.000 Besucher. Der Fokus liegt diesmal auf KI-Technologien, die Produktionsprozesse optimieren, Effizienz steigern und die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben nachhaltig verbessern können. Unternehmen wie Altair, Beckhoff, Bosch, Google Cloud, PSI, SAP oder Siemens präsentieren neueste KI-gestützte Lösungen.

Und auch die Themen Energieversorgung und Klimawandel spielen wieder eine wichtige Rolle. „Ob Herstellung von Wasserstoff, der Einsatz von KI in der Fabrikautomation oder Hydraulikanwendungen – Bosch macht die Industrie fit für die Zukunft. Um unser Know-how zu zeigen, ist die Hannover Messe die ideale Plattform“, sagt Tanja Rückert, Mitglied der Robert-Bosch-Geschäftsführung, unter anderem verantwortlich für den Unternehmensbereich Industrial Technology.

Für die deutsche Industrie ist die Messe diesmal umso wichtiger, da sie sich von ihr in der Krise Wachstumsimpulse erhofft. Denn bereits im dritten Jahr kämpfen die Unternehmen auf ihrem Heimatmarkt mit der Rezession und müssen zudem, vor allem aus China, auch heftige Umsatzeinbußen im Export verkraften. So ging etwa bei der Elektro- und Digitalindustrie 2024 die Produktion real um 8,9 Prozent zurück. Die nominalen Erlöse sanken um 7,5 Prozent auf 220,1 Milliarden Euro und der Export büßte 3,5 Prozent auf ein Volumen von 246,4 Milliarden Euro ein. Bei den Maschinen- und Anlagenbauern sieht es ähnlich aus. Beide deutsche Schlüsselindustrien erwarten für 2025 ein Produktions-Minus von 2,5 Prozent. „Insgesamt bleibt die Stimmung aufgrund der hohen Unsicherheit gedrückt und ‚Fahren auf Sicht‘ lautet die Devise. Der hartnäckige Auftragsmangel ist weiterhin eine Kernherausforderung für die Maschinenbauunternehmen“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Dabei sieht die Zukunft gar nicht so düster aus. Es gibt Lichtblicke. Die Innovationskraft vieler deutscher Firmen wird mit Blick auf die gebeutelte Autoindustrie unterschätzt. Das meint jedenfalls Olaf Plötner, Direktor des Bringing Technology to Market Center an der ESMT Berlin. „Die meisten deutschen Industrieunternehmen im Maschinenbau und der Elektrotechnik arbeiten an Lösungen, die Produkte und Komponenten zu Systemen entwickeln, die die Integration von Software brauchen. Viele Unternehmen machen das sehr gut und sind in der Kombination von Hard- und Software im B2B-Markt international wettbewerbsfähig“, sagt der Professor.

Gegenüber den US-amerikanischen Softwareunternehmen hätten deutsche Betriebe immer noch einen Wettbewerbsvorteil. „Microsoft sagt, ich optimiere dir deine Prozesse. Sie haben aber noch nie eine Lasermaschine gesehen und noch nie ein Stück Blech in der Hand gehabt. Sie kennen die Produkte nicht, die in Deutschland entwickelt und hergestellt worden sind“, sagt Plötner. Und viele chinesische Anbieter würden die Komplexität der Prozesse bei den Kunden noch nicht so gut verstehen. Gegenüber den Wettbewerbern aus Fernost habe Deutschland immer noch durch Produkthoheit und gute Reputation einen Wettbewerbsvorteil. Plötner: „Der Transformationsprozess ist gestartet. Die deutsche Industrie muss ihn jetzt annehmen und umsetzen.“

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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