Wasserstoff wird von Expertinnen und Experten gerne als “Champagner der Energiewende” bezeichnet. Er ist derzeit noch sehr selten und sollte sparsam nur für die wichtigsten “Anlässe”, sprich Anwendungen, verwendet werden. Andere sehen in dem Rohstoff eine Alternative für eine nachhaltige Mobilität und setzen große Hoffnungen in Wasserstoff-Antriebe. Christian Domke Seidel analysiert in unserer heutigen Ausgabe, wie weit China im Bereich Wasserstoff-Mobilität bereits gekommen ist. Schließlich wurde bei den Olympischen Spielen in Peking öffentlichkeitswirksam der reibungslose Einsatz von Bussen und Shuttles mit Wasserstoffantrieb angepriesen.
Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Pekings Wasserstoff-Pläne sind zwar sehr ambitioniert. In naher Zukunft wird Wasserstoff jedoch noch nicht für Autos genutzt werden. Die Energie wird aktuell vielmehr in anderen Bereichen benötigt.
Energiefragen beschäftigen derzeit fast alle Staaten weltweit. Wie sollen wir im Winter heizen, wenn das Gas knapp wird? Wie kann die Energiewende beschleunigt werden? Auch die Volksrepublik steht vor einer fundamentalen Energiewende, wie unsere News zeigen: In Shandong wird ein Atomkraftwerk umgebaut, um zukünftig Wärmeenergie für Hunderttausende Menschen bereitzustellen. Beim Ausbau der Solarenergie feiert China weitere Rekorde. Und die Subventionen für E-Autos wurden endgültig verlängert.
Wir wünschen viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre!
In der individuellen Mobilität wird Wasserstoff in absehbarer Zeit keine Rolle spielen. Auch nicht in China. Dafür sind Technologie und Infrastruktur im Bereich der batterieelektrischen Fahrzeuge zu weit fortgeschritten. Nennenswerte Marktchancen gibt es nur im Bereich der Lkw und Busse. So fasst Dirk Niemeier den Wasserstoff-Markt in der Volksrepublik China zusammen. Niemeier ist Direktor von Strategy&, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers (PwC). Der vorhandene Wasserstoff werde an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt. Das gelte auch für die Unmengen an Energie, die zu seiner Produktion benötigt werden.
China setzt durchaus auf Wasserstoff als universellen Energieträger. “Es ist in diesem Bereich ein ähnliches Wachstum geplant wie in Europa. Allerdings sehr viel später, weil es noch wenig Regularien und Förderungen gibt”, sagte Niemeier gegenüber Table.Media. Es gebe langfristige Zielsetzungen, aber noch keine aktuellen Gesetze, die den Einsatz im größeren Stil in der Industrie forcieren.
Chinas Pläne im Bereich des Wasserstoffs klingen ambitioniert. Ab dem Jahr 2025 sollen jährlich 100.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden (China.Table berichtete). Im gleichen Zeitraum sollen 30 Gigawatt Speicherkapazität entstehen. Parallel entstehen Versuchsflotten von Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Bei den Olympischen Spielen fuhren bereits entsprechende Busse und Shuttles. Bis 2025 sollen insgesamt 50.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge auf der Straße sein. Diese Zahl teilt sich in 40.000 Pkw und 10.000 Lkw auf.
Aktuell produziert China 33 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr – hauptsächlich grauer Wasserstoff, der aus Erdgas, Kohle und Öl erzeugt wird (China.Table berichtete). Der Wasserstoff geht nahezu vollständig in die Chemieindustrie, wo er als Ausgangsstoff dient. Auch die versprochenen 30 Gigawatt Speicherkapazität sind gerade einmal vier Prozent der ebenfalls geplanten 800 Gigawatt an zusätzlichen Erzeugungsmenge.
Dazu kommen die ambitionierten Ziele bei der Reduktion der Treibhausgase. China möchte bis 2060 klimaneutral sein. Der größte Stolperstein dabei ist die Abhängigkeit von Kohlekraftwerken. Die geplanten Solar- und Windkraftanlagen müssen also langfristig die Energie der Kohlekraftwerke ersetzen. Das heißt, sie steht nicht für extrem energieaufwändige Zusatzprojekte wie den Ausbau der Wasserstoffindustrie zur Verfügung, wie Niemeyer erklärt.
Während Kohlekraftwerke zwischen 7.000 und 8.000 Stunden im Jahr Strom produzieren, tun Windräder das nur an etwa 2.500 Stunden pro Jahr. Das bedeutet, dass für die gleiche Menge Strom sehr viel mehr Leistung installiert werden muss. Zudem sind riesige Energiespeicher notwendig. Das führt zu einem Marktnachteil: “Grüner Wasserstoff ist derzeit noch deutlich teurer als grauer Wasserstoff. Insbesondere, wenn es keinen CO2-Preis für die fossilen Ausgangsprodukte gibt”, sagt Niemeier. Solange dieser Unterschied bestehe, rechne PwC mit Stagnation des Geschäfts.
Doch natürlich wird auch in China die Erforschung von Wasserstoff vorangetrieben. “Es gibt fünf Citycluster, in denen die Erzeugung und Verwendung von grünem Wasserstoff und Fuelcell-Fahrzeugen forciert wird”, erklärt Niemeier. “Weil deren Wasserstoffbedarf geringer ist, lässt sich dieser Bereich leichter mit kleineren dezentralen Anlagen entwickeln.”
Mit entsprechenden Erfolgen. “In China kommen deutlich günstigere Geräte und Aggregate zum Einsatz. Allerdings ist ihr Wirkungsgrad geringer.” Falls der Markt zukünftig stark wachse, könnten die günstigeren Geräte eine Rolle spielen. Ausländische Investoren und Firmen sind dabei nicht vorgesehen. Die Förderungen in diesem Bereich zielen darauf ab, eine lokale Wertschöpfung zu erhalten, während Elektroautos noch mit der Gießkanne gefördert wurden.
Entsprechend weit sind auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge davon entfernt, im Alltag eine Rolle zu spielen. “Nach unserer Einschätzung werden batterieelektrische Pkw nicht von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen abgelöst werden.” Vor allem auch, weil die notwendige Infrastruktur nicht existiert, die Elektro-Ladeinfrastruktur aber sehr wohl. Zwar arbeitet die Kommunistische Partei am Aufbau eines Tankstellennetzes, das jedoch in erster Linie für Busse und Lkw gedacht sei. Diese seien technisch jedoch ungeeignet, auch Pkw zu bedienen, so Niemeier.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
China will den Höchststand der CO2-Emissionen im Industriesektor zwischen 2026 und 2029 erreichen. Das zeigt ein gerade veröffentlichter Plan von Industrie– und Umweltministerium sowie zentralen Planungsbehörden, schreibt der China-Experte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air am Dienstag auf Twitter. Konkrete messbare Ziele enthalte der Plan aber nicht. Die neuen Pläne bleiben demnach aber hinter früheren Entwürfen zurück, die zum Beispiel für den Stahl- und Zementsektor den Emissions-Höhepunkt schon für 2025 angepeilt hatten. Immerhin bestätige das neue Dokument, dass es spezifische Pläne für Spitzenwerte in den vier großen energieintensiven Branchen Stahl, Baumaterialien, Chemikalien und Nichteisenmetalle geben wird: “Diese könnten noch konkretere Ziele vorgeben.”
Chinas Emissionen – einschließlich der Industrieemissionen – gehen laut Myllyvirta seit rund einem Jahr aufgrund einer Kombination aus wirtschaftlicher Verlangsamung, finanzieller Notlage und einem Wachstum der Erneuerbaren Energien zurück. Im gesamten Kalenderjahr 2021 waren sie nach Angaben des Statistikamtes noch um rund vier Prozent gestiegen (China.Table berichtete). Chinas 30/60-Klimaziele sehen einen allgemeinen Emissionsgipfel bis 2030 und Klimaneutralität ab 2060 vor.
Doch gerade energieintensive Sektoren sollen nach dem Willen Pekings vorangehen. “Die Schwerindustrie profitiert von der Elektrifizierung, durch die ein Teil ihrer Emissionen in den Stromsektor verlagert wird”, schreibt Myllyvirta. “Daher müssen sie in der Lage sein, ihren Spitzenwert frühzeitig zu erreichen.” Das gilt vor allem, wenn der Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung weiter schnell steigt.
Der Experte geht davon aus, dass der Zementsektor seinen Emissionsgipfel bereits hinter sich hat und auch Stahl bis 2030 bereits sinkende Werte verzeichnet, unter anderem durch den stärkeren Einsatz von Altmetall. Er hält es daher durchaus für möglich, dass reale Einsparungen schneller vorankommen, als die konservativen Pläne es vorsehen. ck
China hat mit dem Bau seines ersten Großprojekts zur Wärmeerzeugung durch Atomkraft begonnen. Am Atomkraftwerk von Haiyang in Yantai, Provinz Shandong, sollen ab dem Jahr 2023 rund 900 Megawatt Wärmeenergie erzeugt werden. Die durch den Reaktor entstehende Wärme will man nutzen, um Dampf zu erzeugen, der dann durch eine Pipeline an die Haushalte geschickt wird. Auch die nahen Metropolen Weihai und Qingdao sollen auf diese Weise mit Wärme beliefert werden. Insgesamt wollen die Betreiber circa eine Million Menschen mit Heizwärme versorgen können. Schon heute werden die zwei Westinghouse-Druckwasserreaktoren des Kernkraftwerks für die Kraft-Wärme-Kopplung – also die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme – genutzt.
Laut der Analysefirma Trivium China “scheint das neue Projekt das weltweit größte Einzelprojekt zur Dampferzeugung mithilfe von Atomenergie zu sein”. Es ersetzt jährlich 900.000 Tonnen Kohle für Heizzwecke und wird das administrativ zu Yantai gehörende Haiyang zu Chinas erster Stadt mit kohlenstofffreier Wärmeversorgung für Heizzwecke machen.
Im Streben nach Klimaneutralität setzt China neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch auf die Kernkraft. In den nächsten 15 Jahren will es etwa 150 Reaktoren bauen – und damit die aktuelle Zahl vervierfachen. In den letzten Jahren kam es dabei jedoch zu Verzögerungen (China.Table berichtete). Beim Ausbau der Kernkraft setzt das Land auch auf die Weiterentwicklung bestehender Reaktoren. Am Kraftwerk in Yantai werden beispielsweise zwei weitere Reaktoren aus chinesischer Bauart errichtet. Sie sollen im Jahr 2027 ans Netz gehen und für 60 Jahre Strom erzeugen. nib
Stromerzeugung und Produktion in Chinas Fotovoltaiksektor haben im ersten Halbjahr 2022 stark zugelegt. Zwischen Januar und Juni wurden mit knapp 31 Gigawatt (GW) um 137,4 Prozent mehr Fotovoltaik-Kapazität für die Stromerzeugung installiert als im Vorjahreszeitraum. Das berichtet Xinhua unter Berufung auf den Verband der Fotovoltaikindustrie. Auch die Produktion in der gesamten Fotovoltaik-Lieferkette sei nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie mit einem durchschnittlichen Plus von mehr als 45 Prozent stark gestiegen, hieß es. Besonders stark legten mit 54,1 Prozent kristalline Siliziummodule zu.
Erfreulich entwickelten sich nach dem Bericht trotz moderat steigender Preise auch die Exporte von Fotovoltaikprodukten. Sie beliefen sich auf rund 26 Milliarden US-Dollar und lagen damit um gut 113 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Ausfuhr von Fotovoltaik-Modulen lag mit 79 GW Leistung so hoch wie noch nie und 74 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2021. Die großen Stromerzeugungsunternehmen investierten zudem laut Xinhua in der ersten Jahreshälfte 63 Milliarden Yuan in die Solar-Stromerzeugung, 284 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. ck
China will den Anteil nicht-fossiler Energieträger am Gesamtkonsum bis zum Jahr 2030 um jährlich durchschnittlich ein Prozent erhöhen. Dadurch soll das Klimaziel erreicht werden, bis 2030 25 Prozent nicht-fossile Energieträger zu nutzen. Das gab die Nationale Energiekommission jüngst bekannt. Nicht-fossile Brennstoffe, einschließlich Wind-, Solar-, Kern- und Wasserkraft, deckten im Jahr 2021 16,6 Prozent des gesamten Energiebedarfs Chinas, gegenüber 15,9 Prozent im Jahr 2020.
Laut der Energieexpertin Liu Hongqiao sei das Wachstumsziel von einem Prozent pro Jahr sehr konservativ. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien wird wahrscheinlich für ein schnelleres Wachstum sorgen. China plant, die Stromerzeugung aus Wind- und Solarkraftwerken bis 2025 zu verdoppeln (China.Table berichtete). Schon heute verfügt das Land über die weltweit größte Kapazität für Solar- und Windkraft.
Chinas große Energieversorger haben derweil eine Rekord-Menge an Kohle gebunkert. Die Reserven belaufen sich den Behörden zufolge auf 170 Millionen Tonnen. Im letzten Jahr kam es aufgrund der hohen Kohlepreise und geringer Kraftwerksreserven zu wochenlangen Stromengpässen und -rationierungen. Das soll dieses Jahr auf jeden Fall verhindert werden.
China exportierte in der ersten Hälfte dieses Jahres 78,6 Gigawatt (GW) an Solaranlagen und -komponenten, was einem Anstieg von 74 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, wie die Nachrichtenagentur Reuters vermeldet. Auch die Einnahmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und erreichten fast 26 Milliarden US-Dollar. nib
Der Staatsrat, also die chinesische Regierung, hat wie erwartet das Ende der Kaufförderung für Autos mit umweltfreundlichen Antriebsformen hinausgeschoben. Die Subventionen sollten eigentlich Ende 2022 auslaufen. Jetzt gelten sie vorerst weiter, wie aus Berichten des Staatssenders CCTV über die Staatsratssitzung vom Freitag hervorgeht. Zuerst hatte das Nachrichtenportal Caixin über die Verlängerung berichtet.
Grund für die Fortsetzung der Förderung ist unter anderem die schleppende Konjunktur. China hatte ursprünglich vor, künftig marktgerechte Preise für Elektroautos zuzulassen. Stattdessen wurden die Hersteller über Regulierungen dazu gezwungen, die Wende zur Elektromobilität voranzutreiben. Nach den Covid-Lockdowns will Premier Li Keqiang jedoch mit verschiedenen Mitteln den Konsum anregen. fin
Der Elektroautobauer Nio will im September sein erstes Werk in der EU eröffnen. Das berichtet das Finanzmagazin Caixin unter Berufung auf eine Mitteilung des Unternehmens. Das Werk in der Stadt Pest in Ungarn werde 10.000 Quadratmeter groß sein und Ladestationen und Batteriewechselstationen für europäische Kunden produzieren, so Caixin. Auch werde Nio dort Kundendienstleistungen anbieten.
Der Einstieg in den europäischen Markt hat große Bedeutung für Nio. Nio ist bereits in Norwegen aktiv, das mit seiner NEV-freundlichen Politik für mehrere chinesische E-Auto-Firmen das Eingangstor nach Europa ist. Das Unternehmen habe in Norwegen eine Ladestation und eine Batteriewechselstation errichtet und bislang 750 Autos verkauft, schreibt Caixin unter Berufung auf Branchendaten. Nio will seine Autos zudem in Ländern wie Frankreich, Deutschland und den Niederlanden verkaufen. ck
Wasserstoff wird von Expertinnen und Experten gerne als “Champagner der Energiewende” bezeichnet. Er ist derzeit noch sehr selten und sollte sparsam nur für die wichtigsten “Anlässe”, sprich Anwendungen, verwendet werden. Andere sehen in dem Rohstoff eine Alternative für eine nachhaltige Mobilität und setzen große Hoffnungen in Wasserstoff-Antriebe. Christian Domke Seidel analysiert in unserer heutigen Ausgabe, wie weit China im Bereich Wasserstoff-Mobilität bereits gekommen ist. Schließlich wurde bei den Olympischen Spielen in Peking öffentlichkeitswirksam der reibungslose Einsatz von Bussen und Shuttles mit Wasserstoffantrieb angepriesen.
Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Pekings Wasserstoff-Pläne sind zwar sehr ambitioniert. In naher Zukunft wird Wasserstoff jedoch noch nicht für Autos genutzt werden. Die Energie wird aktuell vielmehr in anderen Bereichen benötigt.
Energiefragen beschäftigen derzeit fast alle Staaten weltweit. Wie sollen wir im Winter heizen, wenn das Gas knapp wird? Wie kann die Energiewende beschleunigt werden? Auch die Volksrepublik steht vor einer fundamentalen Energiewende, wie unsere News zeigen: In Shandong wird ein Atomkraftwerk umgebaut, um zukünftig Wärmeenergie für Hunderttausende Menschen bereitzustellen. Beim Ausbau der Solarenergie feiert China weitere Rekorde. Und die Subventionen für E-Autos wurden endgültig verlängert.
Wir wünschen viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre!
In der individuellen Mobilität wird Wasserstoff in absehbarer Zeit keine Rolle spielen. Auch nicht in China. Dafür sind Technologie und Infrastruktur im Bereich der batterieelektrischen Fahrzeuge zu weit fortgeschritten. Nennenswerte Marktchancen gibt es nur im Bereich der Lkw und Busse. So fasst Dirk Niemeier den Wasserstoff-Markt in der Volksrepublik China zusammen. Niemeier ist Direktor von Strategy&, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers (PwC). Der vorhandene Wasserstoff werde an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt. Das gelte auch für die Unmengen an Energie, die zu seiner Produktion benötigt werden.
China setzt durchaus auf Wasserstoff als universellen Energieträger. “Es ist in diesem Bereich ein ähnliches Wachstum geplant wie in Europa. Allerdings sehr viel später, weil es noch wenig Regularien und Förderungen gibt”, sagte Niemeier gegenüber Table.Media. Es gebe langfristige Zielsetzungen, aber noch keine aktuellen Gesetze, die den Einsatz im größeren Stil in der Industrie forcieren.
Chinas Pläne im Bereich des Wasserstoffs klingen ambitioniert. Ab dem Jahr 2025 sollen jährlich 100.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden (China.Table berichtete). Im gleichen Zeitraum sollen 30 Gigawatt Speicherkapazität entstehen. Parallel entstehen Versuchsflotten von Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Bei den Olympischen Spielen fuhren bereits entsprechende Busse und Shuttles. Bis 2025 sollen insgesamt 50.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge auf der Straße sein. Diese Zahl teilt sich in 40.000 Pkw und 10.000 Lkw auf.
Aktuell produziert China 33 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr – hauptsächlich grauer Wasserstoff, der aus Erdgas, Kohle und Öl erzeugt wird (China.Table berichtete). Der Wasserstoff geht nahezu vollständig in die Chemieindustrie, wo er als Ausgangsstoff dient. Auch die versprochenen 30 Gigawatt Speicherkapazität sind gerade einmal vier Prozent der ebenfalls geplanten 800 Gigawatt an zusätzlichen Erzeugungsmenge.
Dazu kommen die ambitionierten Ziele bei der Reduktion der Treibhausgase. China möchte bis 2060 klimaneutral sein. Der größte Stolperstein dabei ist die Abhängigkeit von Kohlekraftwerken. Die geplanten Solar- und Windkraftanlagen müssen also langfristig die Energie der Kohlekraftwerke ersetzen. Das heißt, sie steht nicht für extrem energieaufwändige Zusatzprojekte wie den Ausbau der Wasserstoffindustrie zur Verfügung, wie Niemeyer erklärt.
Während Kohlekraftwerke zwischen 7.000 und 8.000 Stunden im Jahr Strom produzieren, tun Windräder das nur an etwa 2.500 Stunden pro Jahr. Das bedeutet, dass für die gleiche Menge Strom sehr viel mehr Leistung installiert werden muss. Zudem sind riesige Energiespeicher notwendig. Das führt zu einem Marktnachteil: “Grüner Wasserstoff ist derzeit noch deutlich teurer als grauer Wasserstoff. Insbesondere, wenn es keinen CO2-Preis für die fossilen Ausgangsprodukte gibt”, sagt Niemeier. Solange dieser Unterschied bestehe, rechne PwC mit Stagnation des Geschäfts.
Doch natürlich wird auch in China die Erforschung von Wasserstoff vorangetrieben. “Es gibt fünf Citycluster, in denen die Erzeugung und Verwendung von grünem Wasserstoff und Fuelcell-Fahrzeugen forciert wird”, erklärt Niemeier. “Weil deren Wasserstoffbedarf geringer ist, lässt sich dieser Bereich leichter mit kleineren dezentralen Anlagen entwickeln.”
Mit entsprechenden Erfolgen. “In China kommen deutlich günstigere Geräte und Aggregate zum Einsatz. Allerdings ist ihr Wirkungsgrad geringer.” Falls der Markt zukünftig stark wachse, könnten die günstigeren Geräte eine Rolle spielen. Ausländische Investoren und Firmen sind dabei nicht vorgesehen. Die Förderungen in diesem Bereich zielen darauf ab, eine lokale Wertschöpfung zu erhalten, während Elektroautos noch mit der Gießkanne gefördert wurden.
Entsprechend weit sind auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge davon entfernt, im Alltag eine Rolle zu spielen. “Nach unserer Einschätzung werden batterieelektrische Pkw nicht von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen abgelöst werden.” Vor allem auch, weil die notwendige Infrastruktur nicht existiert, die Elektro-Ladeinfrastruktur aber sehr wohl. Zwar arbeitet die Kommunistische Partei am Aufbau eines Tankstellennetzes, das jedoch in erster Linie für Busse und Lkw gedacht sei. Diese seien technisch jedoch ungeeignet, auch Pkw zu bedienen, so Niemeier.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
China will den Höchststand der CO2-Emissionen im Industriesektor zwischen 2026 und 2029 erreichen. Das zeigt ein gerade veröffentlichter Plan von Industrie– und Umweltministerium sowie zentralen Planungsbehörden, schreibt der China-Experte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air am Dienstag auf Twitter. Konkrete messbare Ziele enthalte der Plan aber nicht. Die neuen Pläne bleiben demnach aber hinter früheren Entwürfen zurück, die zum Beispiel für den Stahl- und Zementsektor den Emissions-Höhepunkt schon für 2025 angepeilt hatten. Immerhin bestätige das neue Dokument, dass es spezifische Pläne für Spitzenwerte in den vier großen energieintensiven Branchen Stahl, Baumaterialien, Chemikalien und Nichteisenmetalle geben wird: “Diese könnten noch konkretere Ziele vorgeben.”
Chinas Emissionen – einschließlich der Industrieemissionen – gehen laut Myllyvirta seit rund einem Jahr aufgrund einer Kombination aus wirtschaftlicher Verlangsamung, finanzieller Notlage und einem Wachstum der Erneuerbaren Energien zurück. Im gesamten Kalenderjahr 2021 waren sie nach Angaben des Statistikamtes noch um rund vier Prozent gestiegen (China.Table berichtete). Chinas 30/60-Klimaziele sehen einen allgemeinen Emissionsgipfel bis 2030 und Klimaneutralität ab 2060 vor.
Doch gerade energieintensive Sektoren sollen nach dem Willen Pekings vorangehen. “Die Schwerindustrie profitiert von der Elektrifizierung, durch die ein Teil ihrer Emissionen in den Stromsektor verlagert wird”, schreibt Myllyvirta. “Daher müssen sie in der Lage sein, ihren Spitzenwert frühzeitig zu erreichen.” Das gilt vor allem, wenn der Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung weiter schnell steigt.
Der Experte geht davon aus, dass der Zementsektor seinen Emissionsgipfel bereits hinter sich hat und auch Stahl bis 2030 bereits sinkende Werte verzeichnet, unter anderem durch den stärkeren Einsatz von Altmetall. Er hält es daher durchaus für möglich, dass reale Einsparungen schneller vorankommen, als die konservativen Pläne es vorsehen. ck
China hat mit dem Bau seines ersten Großprojekts zur Wärmeerzeugung durch Atomkraft begonnen. Am Atomkraftwerk von Haiyang in Yantai, Provinz Shandong, sollen ab dem Jahr 2023 rund 900 Megawatt Wärmeenergie erzeugt werden. Die durch den Reaktor entstehende Wärme will man nutzen, um Dampf zu erzeugen, der dann durch eine Pipeline an die Haushalte geschickt wird. Auch die nahen Metropolen Weihai und Qingdao sollen auf diese Weise mit Wärme beliefert werden. Insgesamt wollen die Betreiber circa eine Million Menschen mit Heizwärme versorgen können. Schon heute werden die zwei Westinghouse-Druckwasserreaktoren des Kernkraftwerks für die Kraft-Wärme-Kopplung – also die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme – genutzt.
Laut der Analysefirma Trivium China “scheint das neue Projekt das weltweit größte Einzelprojekt zur Dampferzeugung mithilfe von Atomenergie zu sein”. Es ersetzt jährlich 900.000 Tonnen Kohle für Heizzwecke und wird das administrativ zu Yantai gehörende Haiyang zu Chinas erster Stadt mit kohlenstofffreier Wärmeversorgung für Heizzwecke machen.
Im Streben nach Klimaneutralität setzt China neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch auf die Kernkraft. In den nächsten 15 Jahren will es etwa 150 Reaktoren bauen – und damit die aktuelle Zahl vervierfachen. In den letzten Jahren kam es dabei jedoch zu Verzögerungen (China.Table berichtete). Beim Ausbau der Kernkraft setzt das Land auch auf die Weiterentwicklung bestehender Reaktoren. Am Kraftwerk in Yantai werden beispielsweise zwei weitere Reaktoren aus chinesischer Bauart errichtet. Sie sollen im Jahr 2027 ans Netz gehen und für 60 Jahre Strom erzeugen. nib
Stromerzeugung und Produktion in Chinas Fotovoltaiksektor haben im ersten Halbjahr 2022 stark zugelegt. Zwischen Januar und Juni wurden mit knapp 31 Gigawatt (GW) um 137,4 Prozent mehr Fotovoltaik-Kapazität für die Stromerzeugung installiert als im Vorjahreszeitraum. Das berichtet Xinhua unter Berufung auf den Verband der Fotovoltaikindustrie. Auch die Produktion in der gesamten Fotovoltaik-Lieferkette sei nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie mit einem durchschnittlichen Plus von mehr als 45 Prozent stark gestiegen, hieß es. Besonders stark legten mit 54,1 Prozent kristalline Siliziummodule zu.
Erfreulich entwickelten sich nach dem Bericht trotz moderat steigender Preise auch die Exporte von Fotovoltaikprodukten. Sie beliefen sich auf rund 26 Milliarden US-Dollar und lagen damit um gut 113 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Ausfuhr von Fotovoltaik-Modulen lag mit 79 GW Leistung so hoch wie noch nie und 74 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2021. Die großen Stromerzeugungsunternehmen investierten zudem laut Xinhua in der ersten Jahreshälfte 63 Milliarden Yuan in die Solar-Stromerzeugung, 284 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. ck
China will den Anteil nicht-fossiler Energieträger am Gesamtkonsum bis zum Jahr 2030 um jährlich durchschnittlich ein Prozent erhöhen. Dadurch soll das Klimaziel erreicht werden, bis 2030 25 Prozent nicht-fossile Energieträger zu nutzen. Das gab die Nationale Energiekommission jüngst bekannt. Nicht-fossile Brennstoffe, einschließlich Wind-, Solar-, Kern- und Wasserkraft, deckten im Jahr 2021 16,6 Prozent des gesamten Energiebedarfs Chinas, gegenüber 15,9 Prozent im Jahr 2020.
Laut der Energieexpertin Liu Hongqiao sei das Wachstumsziel von einem Prozent pro Jahr sehr konservativ. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien wird wahrscheinlich für ein schnelleres Wachstum sorgen. China plant, die Stromerzeugung aus Wind- und Solarkraftwerken bis 2025 zu verdoppeln (China.Table berichtete). Schon heute verfügt das Land über die weltweit größte Kapazität für Solar- und Windkraft.
Chinas große Energieversorger haben derweil eine Rekord-Menge an Kohle gebunkert. Die Reserven belaufen sich den Behörden zufolge auf 170 Millionen Tonnen. Im letzten Jahr kam es aufgrund der hohen Kohlepreise und geringer Kraftwerksreserven zu wochenlangen Stromengpässen und -rationierungen. Das soll dieses Jahr auf jeden Fall verhindert werden.
China exportierte in der ersten Hälfte dieses Jahres 78,6 Gigawatt (GW) an Solaranlagen und -komponenten, was einem Anstieg von 74 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, wie die Nachrichtenagentur Reuters vermeldet. Auch die Einnahmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und erreichten fast 26 Milliarden US-Dollar. nib
Der Staatsrat, also die chinesische Regierung, hat wie erwartet das Ende der Kaufförderung für Autos mit umweltfreundlichen Antriebsformen hinausgeschoben. Die Subventionen sollten eigentlich Ende 2022 auslaufen. Jetzt gelten sie vorerst weiter, wie aus Berichten des Staatssenders CCTV über die Staatsratssitzung vom Freitag hervorgeht. Zuerst hatte das Nachrichtenportal Caixin über die Verlängerung berichtet.
Grund für die Fortsetzung der Förderung ist unter anderem die schleppende Konjunktur. China hatte ursprünglich vor, künftig marktgerechte Preise für Elektroautos zuzulassen. Stattdessen wurden die Hersteller über Regulierungen dazu gezwungen, die Wende zur Elektromobilität voranzutreiben. Nach den Covid-Lockdowns will Premier Li Keqiang jedoch mit verschiedenen Mitteln den Konsum anregen. fin
Der Elektroautobauer Nio will im September sein erstes Werk in der EU eröffnen. Das berichtet das Finanzmagazin Caixin unter Berufung auf eine Mitteilung des Unternehmens. Das Werk in der Stadt Pest in Ungarn werde 10.000 Quadratmeter groß sein und Ladestationen und Batteriewechselstationen für europäische Kunden produzieren, so Caixin. Auch werde Nio dort Kundendienstleistungen anbieten.
Der Einstieg in den europäischen Markt hat große Bedeutung für Nio. Nio ist bereits in Norwegen aktiv, das mit seiner NEV-freundlichen Politik für mehrere chinesische E-Auto-Firmen das Eingangstor nach Europa ist. Das Unternehmen habe in Norwegen eine Ladestation und eine Batteriewechselstation errichtet und bislang 750 Autos verkauft, schreibt Caixin unter Berufung auf Branchendaten. Nio will seine Autos zudem in Ländern wie Frankreich, Deutschland und den Niederlanden verkaufen. ck