CEO.Table – Ausgabe 39

Privates Kapital treibt Aufschwung + KI pusht autonomes Fahren + Reichensteuer: Reiz und Risiken

Executive.Summary

Privates Kapital entscheidet über den Aufschwung

Deutschlands Modernisierung braucht Milliarden. Woher soll das Geld kommen, und wann zeigt sich der Boom?

330 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr braucht Deutschland laut einer aktuellen McKinsey-Studie, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gemeint ist damit, bis 2030 gezielt in Digitalisierung, Energiewende, Infrastruktur und Innovation zu investieren – zusätzlich zu den bereits heute fließenden 950 Milliarden Euro. Das entspricht rund acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Klar ist: Mit staatlichen Mitteln allein lässt sich diese Lücke nicht schließen. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen Hebeleffekt. Öffentliche Gelder sollen privates Kapital anziehen und so die Wirkung vervielfachen. Dahinter steht die Idee, dass jeder Euro aus dem Sondervermögen zusätzliches Engagement von Unternehmen oder institutionellen Anlegern nach sich zieht.

„Entscheidend ist, ob es gelingt, dieses Paket mit privatem Kapital zu koppeln“, sagt ING-Firmenkundenvorstand Eddy Henning im Gespräch mit Table.Briefings. „Die 500 Milliarden aus dem Sondervermögen reichen vorne und hinten nicht.“ Wie wichtig dieser Beitrag für die Konjunktur ist, zeigt ein Blick auf die Bruttoanlageinvestitionen: Während der staatliche Anteil im vergangenen Jahr bei 2,9 Prozent des BIP lag, entfielen auf nicht-staatliche Investitionen 17,9 Prozent.

Im Kreditgeschäft der Sparkassen ist eine zusätzliche Dynamik bereits sichtbar. Für das erste Halbjahr 2025 meldeten die 342 Institute eine deutlich gestiegene Nachfrage im Unternehmenskreditgeschäft. Insgesamt sagten sie neue Kredite über 43,1 Milliarden Euro zu – 6,1 Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum, ein Plus von 16,4 Prozent. Besonders stark nachgefragt waren Betriebsmittel- und Investitionskredite.

Die ING verweist hingegen auf einen veränderten Ton im Markt, ohne dass sich dies bislang in den Büchern niederschlägt. „Heute ist der Enthusiasmus – auch von internationalen Investoren – enorm“, sagt Henning. „Sehen tue ich Interesse, sehen tue ich Ideen. Aber ich sehe noch nichts, was wir machen.“ Er rechnet frühestens in 18 bis 24 Monaten mit einer spürbar steigenden Kreditnachfrage.

Hinzu kommt aus seiner Sicht ein ungünstiges Umfeld: Zölle aus den USA, verunsicherte Konsumenten und eine schwache Investitionsneigung belasten die Stimmung zusätzlich. Deutschland bleibe zwar ein guter Standort, doch im Vergleich zu Osteuropa sei die Umsetzungsgeschwindigkeit deutlich geringer. „Wir haben einen Disconnect zwischen guten Ideen, Bedarf und Starten. Daran scheitert es jetzt in Deutschland“, so Henning.

Dass privates Kapital in großem Umfang bereitsteht, zeigen internationale Beispiele. So hat der US-Investor Apollo Medienberichten zufolge Milliardenbeträge für Investitionen in Deutschland reserviert, teilweise bis zu zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr. Und auch bei der Initiative „Made for Germany“ sind internationale Player wie Microsoft, Amazon und BlackRock dabei. Insgesamt haben sich 61 Unternehmen verpflichtet, bis 2028 rund 631 Milliarden Euro zu investieren.

KfW-CEO Stefan Wintels zu Gast im Podcast Table.Today
KfW-CEO Stefan Wintels zu Gast im Podcast Table.Today. (Table.Briefings)

KfW-CEO Stefan Wintels bestätigt diesen Trend im Gespräch mit Table.Briefings: Er beobachtet seit Monaten einen „rasanten Stimmungsumschwung“ unter internationalen Investoren – und er sieht ihn bis heute anhalten. Zugleich warnt er vor voreiligem Optimismus: „Dieses Sentiment ist ein scheues Reh.“ Noch gehe es um Erwartungen, nicht um konkrete Umsetzung. Es handle sich zudem um ein Generationenprojekt, „weil wir in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten nicht darauf angewiesen waren, privates Kapital in dem Umfang zu mobilisieren.“

Damit die Investitionen tatsächlich Wirkung entfalten, hat Finanzminister Lars Klingbeil einen Investitions- und Innovationsbeirat eingesetzt, der Ende September erstmals zusammenkommt und dem der Unternehmer Harald Christ vorsitzt. Das Gremium soll sicherstellen, dass die Milliarden aus dem Sondervermögen schneller und effizienter in konkrete Projekte fließen. Doch noch vor der ersten Sitzung kommt eine deutliche Warnung: Der Bundesrechnungshof kritisiert den Gesetzentwurf zur Verteilung von 100 Milliarden Euro an Länder und Kommunen als „substanzlos“. Ohne zusätzliche Vorgaben und Erfolgskontrollen drohe, dass die Mittel nicht die erhoffte Wirkung entfalten.

Trotz aller Unsicherheiten zeigt sich Wintels optimistisch für 2026: „Ich gehe definitiv davon aus, wenn uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt, dass wir deutlich über ein Prozent wachsen werden.“

CEO.Talk

Alex Kendall, CEO von Wayve.

IAA: Wann autonomes Fahren endlich auf die Straße kommt

Viele neue Modelle gab es auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in München. Was seit Jahren aber nur ein Teaser bleibt: echtes autonomes Fahren. Dabei wäre insbesondere Deutschland bei der Gesetzgebung schon bereit.

Jahrzehntelang setzten Entwickler von Systemen zum autonomen Fahren auf traditionelle Ansätze mit vorprogrammierten Verhaltensregeln. Doch diese Methoden stoßen nun an ihre Grenzen. „Letztendlich kommt es darauf an, wie gut diese Systeme auf unbekannte Szenarien verallgemeinern können“, sagt Alex Kendall, CEO des britischen KI-Unternehmens Wayve, im Gespräch mit Table.Briefings.

Die Antwort sieht er in Deep-Learning-Systemen, die durch künstliche Intelligenz selbstständig Entscheidungen treffen. Das soll das eigene Angebot auch von Konkurrenten wie dem US-amerikanischen Waymo oder der israelischen Tech-Firma Mobileye abheben.

In Deutschland testet Wayve bereits eine Fahrzeugflotte rund um Stuttgart. Die Fahrzeuge nutzen kostengünstige Sensortechnik – Kameras, Radar und einen einzelnen LiDAR-Sensor vorne –, die auch in Serienfahrzeugen einsetzbar ist. Die ersten Systeme ermöglichen „Hands-off“- und „Eyes-off“-Fahren – Level-2- und Level-3-Autonomie, bei der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen und teilweise sogar den Blick von der Straße wenden können.

Deutschland gehört zu den ersten Ländern mit Level-4-Gesetzgebung für autonomes Fahren. Kendall sieht die strengen Vorschriften als Vorteil: „Wir begrüßen klare regulatorische Rahmen. Das ist sehr wichtig bei der Einführung dieser Technologie.“ Die Regulierung müsse aber technologieagnostisch bleiben, um Innovation nicht zu behindern.

Eine Milliarde Euro hat Wayve allein in der letzten Finanzierungsrunde zur Verfügung gestellt bekommen. Das Geld kommt unter anderem von Nvidia oder dem japanischen Megafonds Softbank. Damit gehört das Unternehmen zu den wichtigsten KI-Unternehmen Europas. Das lässt auch die deutschen Automobilhersteller aufhorchen.

Wayve hat dieses Jahr sein Entwicklungszentrum in Leonberg bei Stuttgart eröffnet. Vom deutschen Standort aus betreibt Wayve bereits eine Entwicklungsflotte, die „kreuz und quer durch Deutschland und tatsächlich ganz Europa“ fährt. Die Fahrzeuge haben Testfahrten in Frankreich, Italien und Spanien absolviert.

Die Herausforderung liege nicht mehr in Technologie oder Regulierung, sondern in der Produktintegration: „Die Zusammenarbeit zur Integration und Homologation dieser Produkte in Serienfahrzeuge wird jetzt zum kritischen Pfad.“

Die Entscheidung, Wayve in Europa statt im Silicon Valley zu gründen, erweise sich rückblickend als strategisch klug. „Es war wirklich gesund für uns, außerhalb der Silicon-Valley-Blase zu sein, weil es uns ermöglichte, einen damals noch in den Kinderschuhen steckenden Ansatz zu entwickeln“, sagt Kendall. 2017 prognostizierten viele eine schnelle Markteinführung autonomer Fahrzeuge: „Weil wir in Europa waren, konnten wir sagen: Nein, wir denken, das ist falsch.“

Zentrales Thema bei der IAA in diesem Jahr für Kendall sei die Beschleunigung der Entwicklung: „Die Rate, mit der die Fähigkeiten unserer KI wachsen, übersteigt unsere internen Erwartungen.“ Die jahrelangen Investitionen der Automobilhersteller in software-definierte Fahrzeuge tragen nun Früchte. Jetzt gehe es darum, die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit und den notwendigen Sicherheitsstandards zu finden.

Beim eigenen Großprojekt in London will sich Kendall allerdings nicht auf einen schnellen Zeitrahmen festlegen. In der britischen Hauptstadt will Wayve zusammen mit Uber Robotaxis starten, offiziell gab es nun grünes Licht für das Frühjahr 2026. „Wir haben keine Timeline angekündigt, wann wir diesen Service der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen werden.“

CEO.News

Vonovia startet wieder Neubau und lobt Bauturbo

Während Leg-Immobilien-Chef Lars von Lackum über das Ausbleiben des Bauturbos der Bundesregierung klagt („Wir spüren leider gar nichts“), zeigt sich Vonovia-Chef Rolf Buch optimistischer. „Der Bauturbo von Bundesbauministerin Hubertz bringt, was er verspricht. Jetzt ist es an den Kommunen, das Bauland auszuweisen, und an uns Wohnungsunternehmen, bezahlbare Wohnungen zu bauen“, sagt er.

Nach dem Anfang 2023 verhängten Baustopp habe Vonovia den Neubau im Herbst 2024 wieder aufgenommen. „Dieses Jahr werden wir mit dem Neubau von 3.000 Wohnungen starten, die zusätzlich zu den laufenden Projekten entstehen“, so Buch. Mit Blick auf die Kosten fügte er hinzu: „Um die angestrebten Mieten unter 15 Euro pro Quadratmeter zu erreichen, müssen wir die Baukosten um 30 Prozent senken. Das ist möglich.“ Alexander Wiedmann

Klimaziele: Warum der RWE-Chef die Debatte für unnötig hält

Klimaziele: Warum der RWE-Chef die Debatte für unnötig hält. Der Vorstandsvorsitzende der RWE AG, Markus Krebber, hält die Diskussion über die europäischen Klimaziele für unnötig, er hält diese ohnehin für kaum erreichbar. „Politische Ziele sind Absichtserklärungen. Mein Wunsch wäre, dass wir endlich von den Zieldebatten wegkommen und uns darum kümmern, was aktuell getan werden muss, um die Energieversorgung zu verbessern.“ Die Ziele seien derzeit nicht erreichbar, es müsse „nachgeschärft“ werden. Die industrielle Wettbewerbsfähigkeit müsse jetzt gestärkt werden, damit man sich die Investitionen in Dekarbonisierung leisten könne.  

Krebber rechnet damit, dass die angenommene Stromnachfrage im neuen Monitoringbericht des Wirtschaftsministeriums nicht so hoch ausfallen werde wie bisher gedacht. Als Grund nennt er die strukturell verloren gegangene Nachfrage der Industrie nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs und eine langsamer voranschreitende Elektrifizierung. Zur Sicherstellung der Energieversorgung fordert er die rasche Ausschreibung neuer Gaskraftwerke in einem Umfang von 10 bis 15 GW. Das Podcast-Gespräch hören Sie hier. Michael Bröcker

Chinas Robotaxi-Offensive kommt nach Europa

Deutschen Autoherstellern droht die nächste Schlappe. Nachdem sie bereits bei den Elektroautos ins Hintertreffen geraten sind, tut sich auch beim autonomen Fahren eine Lücke zu chinesischen Mitbewerbern auf. Der Tech-Gigant Baidu will in Kooperation mit der US-amerikanischen Ride-Hailing-Plattform Lyft im kommenden Jahr autonome Robotaxis in Deutschland auf die Straße bringen.

Um den Marktstart in Europa zu vereinfachen, hat der Uber-Konkurrent die Multi-Mobilitäts-App Freenow (ehemals mytaxi) im April für 175 Millionen Euro übernommen – pikanterweise von BMW und Mercedes, die die Plattform vor sechs Jahren gegründet hatten. Andreas Mischer, Analyst beim Thinktank Mercator Institute for China Studies (Merics) attestiert den deutschen Herstellern – wie bereits beim Elektroauto – eine mangelnde Risikobereitschaft und fehlendes Durchhaltevermögen. Weshalb Mischer realistische Erfolgschancen für die Pläne von Baidu und Lyft sieht, obwohl deutsche Verkehrsteilnehmer das autonome Fahren noch kritisch beäugen, lesen Sie im China.Table. Christian Domke Seidel

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CEO.Umfrage

Wie steht Deutschland da – und was muss die Politik liefern?

Wie schätzen Sie als leitende Persönlichkeit den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland ein? Was sind Ihre Forderungen an die Politik? Wir möchten der Markenwirtschaft einmal den Puls fühlen und Sie bitten, sich an unserer exklusiven Umfrage zu beteiligen, die Table.Briefings in Zusammenarbeit mit dem Markenverband durchführt.

Ziel ist es, Ihre Bewertung des Wirtschafts- und Innovationsstandortes Deutschland einzuholen. Ein zentrales Thema ist dabei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen. Die Ergebnisse veröffentlichen wir in den nächsten Ausgaben unserer Briefings. Ihre Rückmeldung ist wichtig, bitte nehmen Sie sich wenige Minuten Zeit, unsere Umfrage zu beantworten.

CEO.Picks

Stärke im Gefüge: Wie Frauen Kooperationen in dichten Netzwerken fördern

Die genaue Erinnerung an berufliche Netzwerke ist entscheidend, um eine starke soziale Position aufzubauen und sowohl Leistung als auch Karriere im Unternehmen voranzubringen. Die Forschung zeigt, dass Frauen in diesem Punkt besonders präzise sind.

Sie erkennen verlässlicher, ob Kollegen eine berufliche Beziehung pflegen – sei es Zusammenarbeit, Beratung oder Kommunikation – und können solche Informationen schneller abrufen. Damit verfügen sie über eine solide Grundlage, um sich im sozialen Gefüge von Organisationen sicher zu bewegen und Kooperationen zwischen ihren Kontakten zu erleichtern. 

Dieser Vorteil beruht auf einem mentalen Schema, das Frauen vor allem in dichten Netzwerken unterstützt. In weniger geschlossenen Strukturen verliert er hingegen an Wirkung. Denn wo Verbindungen fehlen und Informationen nur über wenige Vermittler fließen, wie etwa in bereichsübergreifenden Projektteams oder informellen Führungsnetzwerken, gleichen sich die Voraussetzungen an.

Für Führungskräfte ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Stärken gezielt fördern. Frauen können in eng verbundenen Gruppen die Beziehungsbasis ihrer Teams ausbauen – mit positiver Wirkung auf Kommunikation, Entscheidungsfindung und Innovationskraft. Gleichzeitig sollten Trainings- und Entwicklungsprogramme die unterschiedlichen Potenziale von Männern und Frauen in verschiedenen Netzwerkumgebungen berücksichtigen.

So können Unternehmen den Vorteil von Frauen in geschlossenen Netzwerken nutzen und zugleich durch gezielte Förderung an Schnittstellen bislang ungenutzte Vermittlungschancen erschließen.

Eric Quintane ist Associate Professor of Organizational Behavior an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

CEO.Presseschau

T3N

Nutzung von KI in US-Unternehmen erstmals rückläufig

Die Einführung von künstlicher Intelligenz in den USA stagniert und zeigt erstmals einen Rückgang. Laut einer Erhebung unter 1,2 Millionen Unternehmen sank die Nutzung von KI-Tools in mittleren und großen Firmen zuletzt deutlich, während kleinere Betriebe kaum Wachstum verzeichneten. Studien belegen zudem, dass 95 Prozent der Unternehmen bislang keine zusätzlichen Einnahmen aus KI generieren konnten. Zugleich mehren sich Bedenken über Sicherheitsrisiken, Fehlanwendungen und den ausbleibenden wirtschaftlichen Nutzen der milliardenschweren Investitionen.
Wirtschaftswoche

Klarna-Börsengang schafft über 40 Mitarbeiter-Millionäre

Beim Börsengang des schwedischen Zahlungsdienstleisters Klarna in New York profitierten nicht nur Investoren, sondern auch die Belegschaft: Mehr als 40 Angestellte wurden durch Aktienpakete zu Millionären. Die Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg soll Motivation und Loyalität im umkämpften Fintech-Sektor fördern. Klarna positioniert sich damit auch als attraktiver Arbeitgeber, obwohl das Unternehmen weiterhin rote Zahlen schreibt. Mit rund 1,37 Milliarden US-Dollar frischem Kapital will das Fintech zudem seine ehrgeizigen Wachstumspläne vorantreiben.
WirtschaftsWoche

ASML-Aktie: ASML hängt SAP ab und ist jetzt das wertvollste Unternehmen Europas

Der niederländische Halbleiterausrüster ASML hat SAP als wertvollstes Unternehmen Europas abgelöst. Die Marktkapitalisierung von ASML betrug am Freitag 266 Milliarden Euro, die von SAP 258 Milliarden Euro. Der Aufstieg von ASML wird von Marktbeobachtern auf den KI-Boom zurückgeführt, da das Unternehmen essenzielle Lithografiesysteme für die Herstellung von KI-Chips liefert, während Anleger zuletzt an SAPs KI-Potenzial zweifelten.
Spiegel Online

Rüstungsindustrie: Helsing und Arx Robotics bilden Allianz

Die deutschen Rüstungs-Start-ups Arx Robotics und Helsing kooperieren, um ihre Landroboter und Drohnen künftig im Paket anzubieten. Ziel ist die Entwicklung eines KI-basierten Aufklärungs- und Wirkverbunds für die europäische Verteidigung. Beide Firmen setzen auf die Vernetzung von Waffensystemen und liefern ihre autonomen Kampfsysteme bereits an die Ukraine.
Manager Magazin

Personaler sehen massive Selbstüberschätzung bei Beschäftigten

Laut einer Umfrage des Schulungsanbieters Skillsoft beurteilen fast alle befragten Personalfachkräfte die Selbsteinschätzung von Arbeitnehmer als überhöht. Nur ein kleiner Teil der Personaler glaubt, dass die Belegschaft die Unternehmensziele in den kommenden zwei Jahren erreichen kann. Besonders ausgeprägt sind demnach die Kompetenzlücken in Führung, Technologie und bei KI-Kenntnissen. Während Skillsoft Chancen im Einsatz von KI-gestützten Lernsystemen sieht, bleibt die Mehrheit der deutschen Personalverantwortlichen gegenüber solchen Ansätzen skeptisch.

CEO.Personnel

Börse Express

Joachim Wenning übergibt Vorstandsvorsitz der Münchener Rück an Christoph Jurecka

Joachim Wenning, seit acht Jahren Vorstandsvorsitzender der Münchener Rück, verlässt den Konzern zum Jahresende. Nachfolger wird Finanzvorstand Christoph Jurecka, der seit 2019 die Finanzen des weltgrößten Rückversicherers verantwortet. Mit ihm übernimmt ein erfahrener Insider. Parallel werden Andrew Buchanan zum neuen CFO und Robin Johnson als erster Chief Technology Officer in den Vorstand berufen. Mit dem Ausbau der technologischen Kompetenz will die Münchener Rück den digitalen Wandel im Konzern vorantreiben. Der Führungswechsel markiert damit eine strategische Neuaufstellung nach der Ära Wenning.
tagesschau.de

Wer ist Mathias Miedreich - der neue Chef von ZF Friedrichshafen

Mathias Miedreich wird neuer Vorstandschef bei ZF Friedrichshafen und löst Holger Klein ab. Der 50-Jährige war zuvor im ZF-Vorstand für Elektromobilität verantwortlich. Er übernimmt einen Konzern mit 11 Mrd. Euro Schulden und weitreichenden Sparplänen, an denen er festhalten will. Der Betriebsrat signalisiert Kooperationsbereitschaft.
Baulinks

Alexander Knauf leitet Generationswechsel bei Knauf ein

Die Knauf Gruppe stellt ihre Führungsstruktur neu auf. Alexander Knauf wechselt aus der Geschäftsführung in den Gesellschafterausschuss, dem seit 2025 auch Sika-CEO Thomas Hasler und Bayer-CFO Wolfgang Nickl angehören. Neu in die Geschäftsführung treten Kristin Neumann, die seit September 2025 zuständig für Finanzen, Personal und IT ist, sowie Murat Akyildiz, der ab Januar 2026 operative Aufgaben übernimmt. Damit wird die Leitung künftig von vier geschäftsführenden Gesellschaftern gebildet.
Investmentweek

Thomas Griesel verlässt Hellofresh-Führung

Der Mitgründer von Hellofresh scheidet bis spätestens April 2026 aus der Unternehmensleitung aus. Er leitete seit über zehn Jahren gemeinsam mit Dominik Richter die Geschicke des Kochbox-Anbieters. Hellofresh kämpft derzeit mit rückläufiger Nachfrage nach Kochboxen und musste seine Umsatzprognose für 2025 senken, nachdem Investitionen in Fertiggerichte bislang nicht den gewünschten Erfolg brachten. Vor diesem Hintergrund hatte der MDax-Konzern kürzlich auch die Ernennung von Fabien Simon zum neuen Finanzvorstand angekündigt.
Pet Online

Matt Simister übernimmt als neuer CEO die Führung der Fressnapf-Gruppe

Simister folgt auf Peter Pritchard. Pritchard wechselt als stellvertretender Vorsitzender in den Verwaltungsrat und wird Unternehmensgründer Torsten Toeller unterstützen. Simister bringt über 30 Jahre Erfahrung im europäischen Handel mit, zuletzt als CEO für Zentraleuropa bei Tesco. Sein Einstieg fällt in eine wichtige Phase der strategischen Transformation des Unternehmens, das seine internationale Expansion weiter vorantreibt.

CEO.Standpunkt

IPO-Klima: Französische Ungewissheit

Mit dem Scheitern von Premierminister François Bayrou ist das Risiko weiter gestiegen, dass bei den nächsten Wahlen die Rechtsnationalisten von Marine Le Pen an die Macht kommen könnten. Ob sich der neue Premierminister Sébastien Lecornu mehr als ein paar Wochen im Amt halten kann, ist ungewiss. Gemeinsam könnten die Parteien von rechts und links ihn jederzeit stürzen.

Im schlimmsten Fall würde Macron dann mangels Regierung noch in diesem Herbst erneut Neuwahlen zum Parlament ausrufen müssen. Ein Wahlsieg der Parteien der Mitte, die zu einer nachhaltigen Haushaltspolitik zurückkehren möchten, ist nach allen Meinungsumfragen dabei wenig wahrscheinlich, um es vorsichtig auszudrücken.

Bereits jetzt hinkt der französische Aktienmarkt nahezu allen anderen Märkten in Europa hinterher. Die politischen Risiken lassen vorerst keine Trendwende erwarten. Für Unternehmen ist dies kein gutes Umfeld, um an den Aktienmarkt zu gehen. Mit seinen hohen Staatsdefiziten ist Frankreich ein klarer Kandidat für ein schlechteres Rating durch die großen Ratingagenturen – am gestrigen Freitagabend verringerte Fitch seine Einschätzung. Auch wenn mögliche Downgrades sich auf Anleihen des französischen Staates und nicht auf die fundamental oftmals recht gut aufgestellten französischen Unternehmen beziehen würden, wäre das ein weiterer Gegenwind für den IPO-Markt.

CEO.Finance

Reiz und Risiken der Reichensteuer

„Menschen, die sehr hohe Vermögen und Einkommen haben, sollten ihren Teil dazu beitragen, dass es in dieser Gesellschaft gerechter zugeht“, hat Finanzminister Lars Klingbeil gesagt. Er will Steuererhöhungen für Reiche „nicht ausschließen“.

Die Linkspartei findet, dass es keine Milliardäre geben soll. Sie will die Erbschaftssteuer für besonders große Vermögen auf 60 Prozent erhöhen. Es finden sich auch Freunde bei der CDU. Denn in Zeiten leerer Kassen und eines riesigen Finanzierungsbedarfs für Sozialleistungen, Verteidigung und Infrastruktur sind Reichen-, Vermögens- und Erbschaftssteuern einfach reizvoll.

Das gilt auch deshalb, weil seit der Jahrtausendwende die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank den Wert von Unternehmensanteilen und Immobilien stark nach oben getrieben hat, sodass viel zu holen ist. Gleichzeitig hat das dauerhafte Niedrigzinsumfeld auf die Produktivitätsgewinne und damit auf die Löhne gedrückt. Bankeinlagen haben sich lange inflationsbereinigt negativ verzinst, worunter die Mittelschicht gelitten hat.

Die steigenden Preise haben für viele Menschen in Deutschland Immobilien unerschwinglich gemacht und die Mieten nach oben getrieben. Warum nicht kräftig zurückumverteilen? Doch es gibt Risiken. Greift der Staat auf Anteile von Unternehmen zu, dann wird er selbst zum Unternehmer. Der Sozialismus hat gezeigt, dass dies eigentlich für alle von Nachteil ist.

Besteuert der Staat mit einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer Immobilien, dann sinken deren Renditen ab. Die Mieten müssen steigen oder es wird weniger gebaut. Der Wohnraum wird schlechter und knapp. Greift der Staat auf die Bankeinlagen zu, dann reduziert er die Ersparnisse, mit denen die Banken Investitionen und Bauprojekte finanzieren.

Und noch viel tiefer wirkt der Vertrauensverlust. In Frankreich trieb die Reichensteuer von François Hollande 2012 unter anderem Gérard Depardieu in Richtung Russland aus dem Land. Nach der Abschaffung des „Non-Dom-Status“ verlassen nun scharenweise Millionäre das Vereinigte Königreich.

Da die zusätzlichen Steuern die Fortführung überbordender Sozialleistungen ermöglichen, können die Politiker notwendige Reformen verschieben. Weil dies das Wachstum bremst, steigt der Druck auf die Zentralbank, fortbestehende Finanzierungslücken durch Staatsanleihekäufe zu schließen. Die daraus resultierende Inflation trifft in erster Linie Menschen mit kleinen Budgets, während Reiche auf steigende Vermögenspreise hoffen können.

Will man den sozialen Frieden zurück, dann braucht es einen schlanken Staat und eine stabile Währung, die zusammen Wohlstand für alle erzeugen können.

CEO.Economics

Vor dem „Herbst der Kommissionen“: Fragt doch lieber ChatGPT!

Es soll der „Herbst der Reformen“ werden. Aber es wird wohl auch der „Herbst der Kommissionen“. Nach vorsichtiger Zählweise sieht der Koalitionsvertrag die Bildung von nicht weniger als 15 (in Worten: fünfzehn!) Kommissionen vor. Wofür?

Egal, ob es um die Reduzierung der Abhängigkeit von China geht, eine mögliche Reform der Schuldenbremse oder um das Wahlrecht: Für alle Themen – auch für die übrigen zwölf – liegen bereits reichlich Vorschläge, Konzepte und wissenschaftliche Analysen auf dem Tisch. Diese könnten sofort im parlamentarischen Prozess diskutiert, gewogen und gewertet werden und am Ende stünde ein demokratisch legitimierter Rechtsakt.

Die Absurdität dieser neuen „Kommissionitis“ wird besonders deutlich an der geplanten Rentenkommission. Bis Mitte der Legislaturperiode sollen Vorschläge vorliegen, wie man die Rente dauerhaft auf sichere Füße stellen kann. Bis dahin spielt die Koalition auf Nebenplätzen. Frühstart-Rente, Aktiv-Rente oder Mindestnachhaltigkeitsrücklage – man kann das alles machen (und mit der erweiterten Mütterrente und der Rente mit 63 konterkarieren). Aber eine nachhaltige Stabilisierung sollte man sich davon nicht versprechen.

Die Gesetzliche Rentenversicherung ist dem Grunde nach ein sehr einfaches System, das über exakt vier Stellschrauben funktioniert: Beitragssatz, Rentenniveau, Renteneintrittsalter und Bundeszuschuss. Alle anderen Ideen sind bei Lichte betrachtet Spielarten dieser Stellschrauben. Über die Zeit bestimmt vor allem die demografische Entwicklung das System. Der Altenquotient – das Verhältnis von Personen im Rentenalter zu Personen im erwerbsfähigen Alter – wird von 38,8 im Jahr 2024 auf 49,5 im Jahr 2037 steigen – eine Zunahme um fast 30 Prozent.

Diese Prognose ist in ihrer Größenordnung sicher, da alle Menschen, die in diese Rechnung einfließen, heute schon geboren sind. Zuwanderung kann nur in Maßen Einfluss nehmen. Auch ein möglicher Rückgang der Arbeitslosigkeit taugt nicht als Game Changer, da in den kommenden zwölf Jahren demografisch bedingt rund fünf bis sechs Millionen Menschen mehr den Arbeitsmarkt verlassen als neu dazu kommen.

Wenn nun die Stellschrauben und die zentralen Determinanten des Systems bekannt sind, kann die Politik auch entscheiden. Keine Kommission wird zu grundlegend neuen Erkenntnissen gelangen. Mit dem Auftrag an die Kommission, Vorschläge zu unterbreiten, überträgt die Regierung einem Expertengremium in einer gesellschaftlich derart sensiblen Frage die Aufgabe, Wertentscheidungen zu fällen. Dazu ist ein solches Gremium nicht legitimiert.

Im konkreten Fall der Rente liegt die Wertentscheidung im Kern darin, wer die demografisch bedingten Lasten tragen soll: Das können entweder Beitragszahler oder Steuerzahler auf der Finanzierungsseite sein. Oder es sind auf der Leistungsseite die Rentenempfänger oder die älteren Beschäftigten durch einen späteren Renteneintritt. Würde man die zusätzlichen Kosten im Extremfall vollständig durch höhere Beiträge finanzieren, stiege der Beitragssatz nach Berechnungen der Prognos von heute 18,6 Prozent auf 25,5 Prozent im Jahr 2037. Für andere Varianten liegen ebenfalls eindeutige Zahlen vor.

Die Finanzierungsseite zu belasten, würde Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum oder die Restspielräume im Bundeshaushalt gefährden. Das Rentenniveau abzusenken, hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Einkommensverteilung. Ein späterer Renteneintritt schließlich bedeutete, dass die steigende Lebenserwartung nicht vollständig auf eine längere Rentenbezugsdauer entfällt. Man kann das alles genau ausrechnen. Nirgendwo besteht ein Erkenntnisdefizit.

Rentenpolitik in eine Kommission zu verlagern, ist eine Prokrastinationsstrategie. Stattdessen sollte die Bundesregierung, wenn ihr die Details gerade nicht präsent sind, in dieser Frage einfach wieder mehr „Volksschule Sauerland“ (zurückgehend auf ein Zitat des früheren SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering) wagen. Das müsste mit dem derzeitigen Bundeskanzler ja eigentlich möglich sein. Oder sie fragt eben ChatGPT. Der Prompt „Wie lässt sich die deutsche Rentenversicherung stabilisieren?“ funktioniert ganz gut.

CEO.Factcheck

Ladeinfrastruktur: Zahlen und Trends in Europa

Europa hat beim öffentlichen Laden stark aufgeholt. Ende 2024 meldete die IEA für „Europa“ bereits etwas über eine Million öffentliche Ladepunkte, innerhalb der EU wurde diese Marke im Juli 2025 ebenfalls überschritten (1.005.080 Ladepunkte, davon 833.643 Wechsel – AC – und 171.437 Gleichstromanlagen – DC). Das Netz wächst insbesondere bei Schnellladern.  

Wachstum – 2024 legte die Zahl der öffentlichen Ladepunkte in Europa gegenüber 2023 um mehr als 35 Prozent zu. Seit Januar 2025 kamen EU-weit laut EAFO-Auswertung über 90.000 weitere AC- und mehr als 30.000 zusätzliche DC-Punkte hinzu. Der Trend: mehr Leistung, dichteres Netz, kürzere Stopps.  

Autobahn- & Korridorabdeckung – Eine aktuelle Auswertung von Transport & Environment zeigt: 77 Prozent des TEN-T-Kernnetzes sind bereits mit Ladestationen der Klasse Ultra-Schnellladen abgedeckt. Alle 27 EU-Mitgliedstaaten erfüllen die 2025-AFIR-Mindestziele, 22 von 27 liegen bei der erforderlichen Ladeleistung sogar mindestens doppelt über dem Soll. Für Langstrecken ist der Kern des Netzes damit weitgehend tragfähig.  

Verteilung – Die Infrastruktur ist aber weiterhin ungleich verteilt. Drei Länder – die Niederlande, Deutschland, Frankreich – stellen den größten Anteil an Ladepunkten, gleichzeitig holen weitere Länder spürbar auf. Zur Einordnung: Absolutzahlen begünstigen große Länder. Pro 100.000 Einwohner liegen die Niederlande bei rund 1.100 Ladepunkten, Deutschland bei 226. Pro 1.000 Quadratkilometern sind es in den Niederlanden etwa 5.300 und in Deutschland 530 Ladepunkte.

Stadt vs. kleinere Orte – In Europa stehen mehr als zwei Drittel aller öffentlichen Ladepunkte in urbanen Räumen. In dichten Städten haben deutlich mehr Menschen keinen privaten Stellplatz mit Wallbox.  

„Gute“ Ladeinfrastruktur in Europa? – Die Aussage von Mercedes-CEO Ola Källenius, nur „sechs bis sieben“ Länder in Europa hätten eine „gute“ Ladeinfrastruktur, greift 2025 zu kurz. Richtig ist, dass Ungleichverteilung besteht. Entlang der Hauptachsen ist das Netz breit tragfähig (77 Prozent TEN-T mit Ultra-Schnellladen ausgestattet), und alle 27 EU-Staaten erfüllen die 2025-AFIR-Mindestziele. 

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