Table.Briefing: Bildung

Ukrainische Online-Schule + Recht auf digitale Bildung + Lernstand-Studie

  • Hunderttausende ukrainische Schutzsuchende in den Schulen: KMK-Pläne und offene Fragen
  • Online-Schule und Digital-Schulbücher: Chancen für ukrainische Geflüchtete
  • Parteien unterstützen Recht auf digitale Bildung – wenn sie Opposition sind
  • EFI zeichnet dramatisches Bild des MINT-Fachkräftemangels
  • Lernstand-Studie: Viertklässlern fehlt ein halbes Schuljahr
  • KMK rechnet mit steigendem Lehrkäftemangel
  • Rosige Zukunft für EduTuber und Micro-Learning
  • Makerspace: rein digitale Schule für Deutsche im Ausland
  • Presseschau
  • Termine
Liebe Leserin, lieber Leser,

die neue Bundesregierung ist jetzt 100 Tage im Amt. In normalen Zeiten würden wir nun eine Zwischenbilanz der bildungspolitischen Vorhaben ziehen. Doch diese Regierung hatte keine Schonfrist, kein Abarbeiten ihrer ersten Vorhaben. Sie steckt längst mittendrin in der nächsten Krise, die auch eine bildungspolitische ist.

Nun gilt es, hunderttausende ukrainische Kinder und Jugendliche ins deutsche Schulsystem zu integrieren. Dazu hat sich die KMK beraten. Sie setzt auf eine Taskforce, auf digitale Mittel -und Methoden aus den Jahren 2015/16. Doch um pädagogische und bildungspolitische Weichen klug zu stellen, fehlt eine entscheidende Information: Wie lange werden die Schülerinnen und Schüler bleiben? Die vorläufigen Antworten darauf fallen von Lehrerverband, über Politik und Wissenschaft sehr unterschiedlich aus.

Bildung.Table wirft außerdem einen Blick auf die aktuellen Möglichkeiten, mit digitalen Lösungen der Krise Herr zu werden – und darauf, was deutsche Bildungspolitiker jetzt rasch tun müssen, um die Möglichkeiten auch nutzbar zu machen.

Aber nicht nur vor dieser Herausforderung steht das Bildungssystem. Die Corona-Pandemie geht weiter, die Inzidenzen sind hoch wie nie – und Lockerungen beschlossen. Bis spätestens Mai sollen die Masken bundesweit an den Schulen fallen. Die Hoffnung: dass Distanzunterricht Geschichte ist. Die Schulschließungen hatten im vergangenen Jahr auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigt. Erstmals formulierte es im Urteil ein Recht auf digitale Bildung. Diese Forderung wurde vergangene Woche von der Schülerkonferenz, Elternverband, Digitalwirtschaft aufgegriffen und verstärkt. Daher hat sich Bildung.Table in den großen Bundesländern umgehört. Alle Parteien begrüßen ein verbrieftes Recht auf digitale Bildung – solange sie nicht auf der Regierungsbank sitzen.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Ihr
Niklas Prenzel
Bild von Niklas  Prenzel

Analyse

Schaffen die Schulen das?

Victoria Voytsitska ist vor zehn Tagen aus der Ukraine nach Polen geflohen, zusammen mit ihren zwei Kindern und ihrer Schwester, der Nichte und dem Neffen. Sie war einmal Abgeordnete im ukrainischen Parlament. Heute sitzt sie im Vorstand der Vereinigung ukrainischer Schulbuchverlage. Vielleicht ging sie auch deshalb schon wenige Tage nach Ankunft in Warschau in die nächste Schule, um Plätze für die Kinder zu ergattern. “Sie sollen so schnell wie möglich Normalität erleben.” Soweit das geht, wenn das Dröhnen der Hubschrauber und die Detonationen der Bomben die Kinder allnächtlich vom Schlafen abhielt.

Die Schulleiterin hörte sich ihre Geschichte an, war verständnisvoll. Voytsitska bat um Plätze in einer Regelklasse und zusätzlichen Polnischunterricht von ukrainischen Mentoren. “Sie sollen bloß keine Ghettokids werden”, sagt sie. Aber es waren bereits zu viele geflüchtete Kinder in der Schule. Die Schulleiterin konnte keinen Platz mehr anbieten.

Tschechien startet Online-Plattform für ukrainische Schüler und Lehrkräfte

In den ukrainischen Nachbarstaaten ist der Großteil der mittlerweile mehr als drei Millionen ukrainischen Schutzsuchenden angekommen. Laut UNICEF sind die Hälfte davon Kinder. Nahrung, Unterkunft, Bildung – diese Grundbedürfnisse müssen gestillt werden. Weil vor allem Frauen und Kinder fliehen, ist die Frage der Schulbildung drängend. In Tschechien hat das Bildungsministerium zusammen mit einer Stiftung eine Plattform gestartet: Auf ihr vernetzen sich geflohene Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte. In eigenen ukrainischen Klassen können sie ihr Curriculum weiter lernen und an Abschlüssen arbeiten.

Auch die ukrainische Generalkonsulin, Iryna Tybinka, die vergangenen Woche mit den Kultusministern sprach, wünscht sich, dass ukrainische Geflüchtete in Deutschland nach ukrainischem Lehrplan unterrichtet werden. Ihre Hoffnung: Der Krieg ist bald vorbei und die Rückkehr nah. Diese Hoffnung berührt die bildungspolitischen Entscheidungen dieser historischen Tage und Wochen: Wie lange werden die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bleiben?

Zwischen-Beschulung oder Langzeit-Beschulung

Hierzulande gründet die KMK nun eine Taskforce, um die Schülerinnen und Schüler an die deutschen Schulen zu bringen. Mit Hunderttausenden rechnet KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU). Das gab sie am Freitag nach der Konferenz in Lübeck bekannt. Dabei fiel ein Wort besonders oft, das nach muffigem Frontalunterricht und Bürokratiesumpf klingt: Beschulung. Sie sicherzustellen, sei unsere Pflicht, heißt es in der Lübecker Erklärung. Dazu werde man, sofern sie es wünschen, auch ukrainische Lehrkräfte einsetzen. Zudem werde das Medieninstitut der Länder bald die großteils digitalisierten ukrainischen Schulbücher zur Verfügung stellen (mehr dazu hier).

Man werde, sagte Prien, auf bewährte Strukturen aus den Jahren 2015/16 zurückgreifen. In den Jahren 2015 bis 2017 wurde für fast eine halbe Million Minderjährige ein Asylantrag gestellt. Das Schulsystem hieß die Geflüchteten in Vorbereitungsklassen willkommen. Hier sollen sie Deutsch lernen, um dann in die Regelklassen zu kommen. Dieses Programm stellen nun wieder viele Bundesländer in Aussicht. Die Politik preist es gerne als Erfolgsmodell, wenngleich es auch Kritik erntet.

Vorbereitungsklassen: eine bildungspolitische Sackgasse?

“Es dürfen nicht wieder Parallelsysteme entstehen”, sagt Juliane Karakayali, Professorin für Soziologie an der Evangelischen Hochschule Berlin. Sie hat Vorbereitungsklassen in verschiedenen Bundesländern erforscht. Die Gefahr dieses Ansatzes bestehe darin, dass sich die segregierten Strukturen verfestigen. In Berlin etwa seien mehrere Willkommensklassen zu “Internationalen Klassen” umbenannt worden. “Es gab schlichtweg keine Plätze für sie in regulären Klassen.” Zudem folgten Vorbereitungsklassen keinem einheitlichen Curriculum und Fachunterricht finde kaum statt.

Die Migrationsforscherin plädiert für ein integratives Modell, wie es manche Schulen und Bundesländer, wie etwa Nordrhein-Westfalen, bereits anwenden. “Schulen, die Vorbereitungsklassen und Regelschulbetrieb eng miteinander verzahnen, schaffen keine Parallelstrukturen. Das sollte auch Vorbild für die aktuelle Situation sein.” Die Bildungspolitik habe wenig aus den Jahren 2015/16 gelernt, weil sie davon ausging, dass sich eine solche Fluchtbewegung nicht wieder ereignen würde.

Die Politik steht gerade auf einem Fundament offener Fragen. Wie viele Schutzsuchende sind überhaupt schon gekommen? Die offiziellen Zahlen sind wenig valide, weil Ukrainer sich erst nach 90 Tagen registrieren müssen. Wo können sie wohnen, wie arbeiten? Und: Wie lange werden sie bleiben? Für Karakayali ist die Antwort darauf klar: “In den Sechziger- und Siebzigerjahren dachte man auch, dass die Arbeitsmigranten nicht lange bleiben würden. So war es aber nicht – sie haben die Gesellschaft vielmehr nachhaltig verändert.”

Lehrerverband geht von schneller Rückkehr aus

Mit Blick auf die Jahre 2015/16 sieht Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, das anders. “Dieses Mal müssen wir davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit möglichst schnell zurückkehren will”, sagte er Bildung.Table. Daher brauche es weniger Vorbereitungsklassen, allenfalls in Großstädten. “Die Anschlussfähigkeit an das ukrainische Schulsystem muss im Vordergrund der Beschulungsmaßnahmen stehen.” Er spricht sich für die Aufnahme ukrainischer Schülerinnen “einzeln, zu zweit oder zu dritt” in deutsche Schulklassen aus.

Einen zusätzlichen Stuhl für die Geflüchteten in die Klassen stellen, das schlug Berlins regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) vor. Doch so einfach ist es laut GEW nicht. “Die personelle, räumliche und materielle Situation an den Schulen ist nach zwei Jahren Corona-Pandemie sehr angespannt“, sagt Anja Bensinger-Stolze, Leiterin des Organisationsbereichs Schule. Insbesondere an den Grundschulen, die viele geflüchtete Kinder aufnehmen werden, habe man einen dramatischen Lehr- und Fachkräftemangel. Daher fordert sie zusätzliche Ressourcen für die Schulen – von Bund, Ländern und Kommunen. “Die Taskforce der KMK muss zügig mit der Koordination beginnen und ein Gesamtkonzept für das weitere Vorgehen entwickeln.”

Ein Gesamtkonzept hängt jedoch an der einen entscheidenden Frage: Kommen sie, um zu bleiben? Geht es, in der Verwaltungssprache, um eine Zwischen-Beschulung oder Langzeit-Beschulung? Nur ist die Beantwortung nahezu unmöglich, angesichts eines erratischen Autokraten in Moskau. Solange könnten Schulen und Behörden im Blindflug navigieren. Dabei bräuchte es nun pädagogische und logistische Konzepte für unterschiedliche Szenarien, um den ukrainischen Schülerinnen und Schülern langfristig zu helfen.

Online-Schule für ukrainische Abschlussklassen

Eine praktikable, kurzfristige Lösung zeichnet sich bereits ab. Für die ukrainischen Geflüchteten, die vor ihrer Abschlussprüfung stehen, werde derzeit “mit einer großen Stiftung” an einer Kooperation mit einer ukrainischen, privaten Online-Schule gearbeitet, gab die KMK am Freitag bekannt. Näheres dazu dürfen die Beteiligten öffentlich nicht sagen. Es werde unter Hochdruck gearbeitet und es soll schnell gehen (mehr dazu hier).

Eine solche Lösung würde auch die ehemalige Poltikerin Voytsitska begrüßen. Sie möchte eine Stiftung für ukrainische Lehrkräfte aufbauen, die im Ausland unterrichten, und steht mit der Khan-Academy in Kontakt. Die amerikanische Online-Akademie soll bald ihr ukrainisches Angebot ausbauen. Auch das wäre in erster Linie: eine Zwischen-Lösung.

Vor ein paar Tagen habe die Schulleiterin von der Grundschule in der Nähe ihrer Warschauer Unterkunft angerufen: Für die beiden kleinen Kinder hat sie doch Plätze gefunden. “So können sie schnell in ihrem neuen Viertel ankommen”, sagt Voytsitska. Es klingt nicht so, als würde sie sich und ihre Familie bald wieder in Kiew sehen. mit Anouk Schlung

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Ukraines fortschrittliche digitale Lernportale

Die Verwirrung war groß – und die Bewunderung über Ukraines digitale Lernportale noch größer. Auf Twitter hieß es, die Ukraine habe binnen zwei Wochen eine funktionierende Online-Schule auf den Weg gebracht. Manche behaupteten gar, es habe nur 24 Stunden gedauert. Das ist falsch. Richtig ist, dass es eine Online-Schule für die Klassen 5-11 gibt, die aus Lernressourcen und Video-Material besteht. Zudem existiert eine Sammlung von über 1200 digitalen Schulbüchern – die sofort online verfügbar sind. Damit ist die Ukraine der Bundesrepublik in der digitalen Bildung um einiges voraus. Richtig ist aber auch: ohne die Hilfe deutscher digitaler Stellen sind diese Ressourcen nicht rechtssicher nutzbar. Deswegen hat das Medieninstitut der Bundesländer jetzt die Ressourcen zum Teil gesichert, zum Teil bemüht es sich um rechtliche Klärung. 

Digitales Lernportal 1: die Online-Schule 

Am interessantesten ist die sogenannte Online-Schule, mit der ukrainische Lernende der Klassen 5-11 digitales Fernlernen praktizieren können. Das war jene Einrichtung, die die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Karin Prien (CDU) meinte, als sie über Unterricht für geflüchtete Kinder berichtete. Da hieß es, das ukrainische Portal kooperiere mit einer deutschen Stiftung, um die Online-Schule in Deutschland in Gang zu bringen. Nach Informationen von Bildung.Table sei die Bosch-Stiftung aber wohl nicht in der Lage, diesen Betrieb zu gewährleisten. Vielmehr kümmert sich dem Vernehmen nach das Medieninstitut der LänderFWU” darum. Ein Sprecher sagte Bildung.Table, es gehe zunächst darum, die verwendete Technologie der Online-Schule zu prüfen. Zudem sei es nötig, die Ressourcen auf sichere Server zu verlagern. Es sei auch eine Vereinbarung mit dem privaten ukrainischen Institut zu treffen, das das Lernportal entwickelt hat. 

Die Online-Schule besteht aus digitalen Schulbüchern, Lehrvideos und Aufgaben. “Die Kinder können die Plattform nutzen, um während der Quarantänezeit zu lernen oder sich mit einem Thema vertraut zu machen, das sie in der Schule aufgrund von Krankheit oder aus anderen Gründen verpasst haben.” So steht es auf der Seite. Allerdings ist das Portal nicht über Nacht und auch nicht seit Kriegsbeginn entstanden. Vielmehr ist es – ähnlich wie in Deutschland – eine Notgründung aus Zeiten der Pandemie. Ende 2020 gilt als Startpunkt für die Online-Schule. Diese digitale Plattform ist auch keine reine Eigengründung der Ukraine. Das dortige “Ministerium für digitale Transformation” und das Bildungsministerium haben den Auftrag gegeben. Die Ukraine kooperierte dann aber mit der Pädagogischen Hochschule Zürich. Der Beginn der Kooperation liegt zehn Jahre zurück. Anfänglich ging es um die Vorläufer für das Demokratieprojekt “Decentralization for Improved Democratic Education”

Welcher potente Anbieter kooperiert mit der Online-Schule?

Eine mögliche Anwendung der Online-Schule könnte darin liegen – so heißt es im Hintergrund – den jetzigen Betreiber aus der Ukraine über eine Kooperations-Vereinbarung mit einem technisch kompetenten Anbieter in Deutschland zu verknüpfen. Dann würde das ukrainische Institut Lizenzgebühren aus Deutschland erhalten – die sinnvollerweise von der Bundesbildungsministerin oder von den KultusministerInnen der Länder bezahlt werden.

Damit wären alle Seiten zufrieden gestellt: Die ukrainischen Lernenden könnten schnell auf Lern-Ressourcen zurückgreifen, vor allem, wenn es um Lernende in Abschlussklassen geht. Ein technologisch potenter Partner in Deutschland könnte eine gute Performance garantieren. Und die Lehrerinnen und Lehrer hätten einen rechtssicheren Zugriff auf die Plattform. Allerdings können nach Deutschland geflüchtete ukrainischer Schüler und Schülerinnen nicht nur in ukrainisch unterrichtet werden. Sie müssen auch deutsch lernen und in das hiesige Schulsystem integriert werden. Denn ob sie jemals in die Ukraine zurückkehren können – das steht in den Sternen. 

Digitales Lernportal 2: Schulbuch-Mediathek 

Nicht mit der Online-Schule zu verwechseln ist die ukrainische digitale Schulbuch-Mediathek. In Deutschland haben gleich zwei Institutionen diese digitalen Schulbücher – es sind insgesamt über 1200 Lehrwerke – verfügbar gemacht. Zum einen das Medieninstitut der Länder FWU, das alle PDFs mit seinem Webcrawler Sodix gesichert hat. Ein Sprecher sagte, die FWU sei bereits dabei, die Materialien mit Metadaten zu versehen und rechtssichere Lizenzen zu organisieren. Zum anderen hat aber auch das Bildungsministerium in Sachsen die digitalen Lernwerke gesichert. Es macht sie über die Mediathek MeSax verfügbar. “Das haben die ukrainischen Schulbehörden gut gemacht”, lobte ein Referent des Ministeriums in Sachsen gegenüber der Plattform Neue Lausitz. “Diese Bücher sind digital leicht zu nutzen. Ich blättere gerade in einem der PDFs.” 

Von den offen zugänglichen digitalen Lernmaterialien erfuhr Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) von Ukrainerinnen aus Sachsen. Bei einem Treffen mit einem Ex-Schulleiter aus der Ukraine und einer Lehrerin, die inzwischen ukrainisch in Dresden lehrt, machte sich Piwarz Gedanken über das Lernen der Flüchtlingskinder. Die Lehrerin gab dabei den Hinweis, dass alle Lernmaterialien in der Ukraine digital verfügbar sind. Der Minister ließ daraufhin die Lernmaterialien speichern und zunächst über einen ukrainischen Link bereitstellen. 

Die schnelle Verfügbarkeit digitaler pädagogischer Ressourcen könnte die Debatte über digitale Bildung in Deutschland durchaus anheizen. Hierzulande ist bislang nämlich nur ein Bruchteil der Schulbücher digital zu haben.

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Parteien für Recht auf digitale Bildung – solang es unverbindlich bleibt

Das Verfassungsgericht ist dafür. Laut einer älteren Umfrage sind auch 80 Prozent der Bürger dafür. Und nun haben sich Parteien quer durch große Bundesländer als Sympathisanten eines “Rechts auf digitale Bildung” geoutet. Das hat eine kursorische Umfrage von Bildung.Table in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen ergeben. Ausschlaggebend für die Nähe zu einem gesetzlich verbrieften Recht auf gutes digitales Lernen mit zuverlässiger technische Infrastruktur ist nicht die Parteizugehörigkeit, sondern die Ferne zur Regierung. 

Anlass für die neue Debatte war ein Gutachten. Die Lobby für die IT- und Kommunikationsindustrie “Bitkom” hatte eine Kanzlei gebeten, herauszufinden, wie ein “Bürgerrecht auf digitale Bildung” umzusetzen wäre. Dabei kam heraus, dass dafür schon eine einfache Formulierung im Schulgesetz ausreiche. Der Bitkom konkretisierte damit die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das im November erstmals ein Recht auf Bildung formuliert hatte. Dazu gehört laut Karlsruhe auch ein subjektiver Anspruch der Lernenden auf einen qualitativ ansprechenden Digitalunterricht. Von einem solchen einklagbaren Grundrecht sind die Bundesländer allerdings weit entfernt. 

SPD im Südwesten vorsichtig für ein Update des Rechts auf Bildung

In Baden-Württemberg sieht Paragraf 1 des Schulgesetzes ein Recht auf Bildung zwar bereits vor. Die weiteren Formulierungen im Gesetz stoßen Oppositionsführer Andreas Stoch (SPD) aber auf. Schüler sollten, heißt es da, einer christlichen Unterweisung unterzogen und für Volk und Heimat sensibilisiert werden. “Das klingt reichlich altbacken – und nicht etwa nach 21. Jahrhundert”, stöhnt Stoch, der Partei- und  Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokratie in Baden-Württemberg ist. Man müsse den lieben Gott ja nicht gleich aus dem Schulgesetz werfen, sagt er. Gleichwohl vertrage das Schulgesetz ein Update. “Es reicht nicht mehr, kleine Schulversuche zu unternehmen. Wir stehen mitten in einer Umwälzung des Lernens”, sagt Stoch. Aber der Ex-Kultusminister will auch nicht zu weit gehen: Ein formelles Recht auf digitale Bildung will er nicht. “Papier ist geduldig, auch das eines Schulgesetzes”, sagte er Bildung.Table.

Größeren Veränderungsbedarf sieht die bildungspolitische Sprecherin der Linken im sächsischen Parlament. “Der Anspruch auf schulische Bildung, den Kinder und Jugendliche haben, muss heute auch das Recht auf digitale Bildung beinhalten“, sagte Luise Neuhaus-Wartenberg Bildung.Table. Die Linke, bei den letzten Wahlen stets arg zerzaust, hatte de facto bereits ein Recht auf digitale Bildung beantragt – in Form eines Bildungspakets. Dazu zählte unter anderem die Forderung nach einer Lehrplanreform, einem Konzept der Digitalität in der Schule, einer wissenschaftlichen Erfassung von Lernrückständen. Die CDU nannte das “weltfremd und nicht umsetzbar” – und lehnte das Bildungspaket ab. Von einem schulgesetzlich verankerten Recht auf digitale Bildung ist man in Sachsen weit entfernt. Auch SPD und Grüne drängeln sich da nicht vor – wahrscheinlich, weil sie in der Regierung sind. 

Grüne in NRW entschieden für Recht auf digitale Bildung – als Oppositionspartei

Am professionellsten sind die Grünen in Nordrhein-Westfalen vorgegangen, wo sie in der Opposition sind. Als die Landesregierung behauptete, sie würde ein Recht auf digitale Bildung im Schulgesetz verankern, zweifelte Sigrid Beer sofort. Die bildungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen beauftragte den wissenschaftlichen Dienst des Landtags, ein Gutachten zu erstellen. Aus diesem Papier lässt sich unschwer ablesen, dass ein “Recht auf digitale Bildung” mitnichten ins NRW-Schulgesetz geschrieben wurde – im Gegenteil. Der Gutachter hält das Schulgesetz sogar für verfassungsrechtlich fragwürdig. In die gleiche Kerbe schlägt auch die Grüne Beer. “Es gibt keine Standards und auch kein Recht auf digitalen Distanzunterricht”, sagte Beer über die Schulrechtsänderung in NRW. “Es ist auch nicht klar, was Schüler und Eltern im Distanzunterricht erwarten können.” 

Man darf gespannt sein, ob Sigrid Beers kämpferische Haltung pro “Recht auf digitale Bildung” mithilft, das Schulgesetz in einer möglichen neuen Regierung ab Mai 2022 entsprechend umzukrempeln. Viel Hoffnung muss man da nicht haben. Sobald eine Partei in der Regierung ist, schreckt sie vor einem echten Recht auf digitale Bildung zurück.

FDP: aus subjektivem Recht auf digitale Bildung wird unverbindlicher Auftrag

Das sieht man gut an der FDP, die im Bund an der Regierung und zugleich Inhaberin des Bildungsressorts ist. Sie gibt sich variantenreich. In NRW, wo die Liberale Yvonne Gebauer Bildungsministerin ist, behauptet die FDP, das Recht auf digitale Bildung bereits eingeführt zu haben. “Das 16. Schulrechtsänderungsgesetz schafft einen rechtlichen Rahmen, der das allgemeine Bildungsrecht der Schülerinnen und Schüler ausdrücklich auf digitale Aspekte erstreckt”, heißt es aus Gebauers Ministerium. Nur lohnt es sich, da genau  hinzuschauen, denn die FDP-Ministerin meint etwas ganz anderes. “Lernen in der digitalen Welt ist damit ausdrücklich Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags [Hervorhebung, Bildung.Table] an Schule”. Das bedeutet: Aus einem subjektiven Recht jedes Schülers auf gute digitale Bildung machen die Liberalen einen unverbindlichen Erziehungsauftrag

In Baden-Württemberg drängt der FDP-Abgeordnete Timm Kern darauf, dass ein Industrieland auch bei der digitalen Bildung feste Standards einhalten solle. Er findet das wichtig, weil das Land der Exportweltmeister auf dem vorletzten Platz beim Breitband-Anschluss rangiert. Also ein Recht auf digitale Bildung? Nein, das geht Kern zu weit. “Nur weil etwas auf dem Papier steht, ist es in der Realität noch lange nicht umgesetzt”, sagte er Bildung.Table. 

Sein bayerischer FDP-Kollege Matthias Fischbach ist fordernder. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion hat immerhin ein kleines “Recht auf digitale Bildung” in den Landtag eingebracht. Fischbach forderte schon 2020, dass jeder Schüler in Bayern das Recht auf ein Tablet oder Notebook bekommen sollte. Fischbachs Antrag wurde natürlich abgelehnt. Warum? Weil Regierungen ein echtes “Recht auf digitale Bildung” einfach nicht mögen. Ganz egal, wer auf der Regierungsbank sitzt. 

EFI stellt Schule und Ausbildung schlechtes Zeugnis aus

Als die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) vergangene Woche ihr Gutachten an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, überreichte, stand darin eine klare Warnung: Der notwendige Bedarf an Fachkräften, insbesondere in Handwerk und MINT-Berufen, kann durch den aktuell ausgebildeten Nachwuchs nicht gedeckt werden.

Die Kommission berät die Bundesregierung und legt dieser regelmäßig Gutachten zur Situation von Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Davon ausgehend entwickeln die sechs Wissenschaftler:innen Empfehlungen für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik. Seit 2018 bemängelt das Gutachten die schlechten Digitalkompetenzen bei Schüler:innen und Lehrkräften. Vier Jahre und eine Pandemie später habe sich die digitale Infrastruktur an Schulen verbessert, doch mangele es weiter an IT-Personal und einer ausreichenden Qualifizierung der Lehrkräfte, um digitale Technologien im Unterricht richtig einsetzen und benutzen zu können. 

Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger zeigt sich in ihrem Statement zum Gutachten bemüht und betonte, dass die Kommission mit dem Thema Bildung und Digitalisierung bei der Bundesregierung offene Türen einlaufe. Tatsächlich decken sich viele der EFI-Forderungen mit den Vorhaben der Ampelkoalition. Die Expert:innen pochen auf mehr Fachkräfte, die Stärkung der MINT-Fächer und Schulen in benachteiligten Standorten und die Einführung von Informatik als Schulfach. Das duale Ausbildungssystem müsse attraktiver und an die Digitalisierung angepasst werden.

MINT-Fähigkeiten entscheidend für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Holger Bonin, Mitglied der Kommission und Forschungsdirektor des IZA Institutes of Labour Economics, drückt sich im EFI-Podcast unmissverständlich aus: Deutschland könne es sich nicht leisten, dass zehn Prozent eines Jahrgangs keine Ausbildung abschließen. Man müsse aufpassen. Sonst könnte Deutschland den digitalen Strukturwandel und die großen Transformationen, zu denen auch die Bewältigung des Klimawandels gehöre, verpassen. Die Situation sei “bedenklich”. Zudem würden die Schulleistungen in den MINT-Bereichen kontinuierlich schlechter.

Auch Christian Ludwig, Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit, betont, dass Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik die wichtigsten Grundlagen für Innovationen und technische Entwicklungen sind. Möglichst viele Jugendliche, besonders auch Mädchen und Frauen, müssten sich für MINT-Berufe entscheiden, “insbesondere um die Potenziale ausschöpfen zu können, die sich mit der fortschreitenden Digitalisierung für den Wirtschaftsstandort Deutschland und unsere Gesellschaft insgesamt ergeben.”

Die Bundespolitik sollte nicht Moderator, sondern Katalysator sein

Laut des Policy Papers des Instituts der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2021 fehlen aktuell mehr als 260.000 Fachkräfte im MINT-Bereich. Durch die Pandemie wird sich das Problem verschärfen. Diese Fachkräfte müsse man kurzfristig vor allem im Ausland suchen. Das sagt Helge Dauchert, Leiter der Geschäftsstelle der EFI, im Gespräch mit Bildung.Table. Aufgabe der Politik sei es, die “immer noch quälend langsamen Verfahren zur Anerkennung von Qualifikationen” zu beschleunigen. Wie von der Kommission im Gutachten gefordert, müsse man das Problem langfristig jedoch “von unten angehen”: Lerninhalte und -methoden modernisieren, das Schulfach Informatik ausbauen, Lehrkräfte digital fit machen und “durch IT-Personal” unterstützen. Das koste viel Geld, doch der Bund habe mit seinen Investitionen in der Vergangenheit “wohl nicht immer die richtigen Prioritäten gesetzt”. Die föderale Struktur erfordere eine aktivere Position des Bundes: Anstatt den Flickenteppich nur zu moderieren, solle die Bundespolitik “mehr Katalysator” sein.

Mit Blick auf die Maßnahmen, die seitens der Bundesregierung bereits initiiert wurden, zeigt sich EFI wohl gesonnen, aber nicht zufrieden. Schulen, Hochschulen sowie berufliche Aus- und Weiterbildung müssen leistungsfähiger, bedarfsgerechter und sozial durchlässiger werden. Denn, so Bonin, das nächste Jahrzehnt werde das Jahrzehnt der Fachkräftesicherung.

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News

Weniger Lesekompetenz in Grundschulen

Die aktuelle Schülergeneration in Deutschland zeigt eine wesentlich geringere Lesekompetenz als noch vor fünf Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Untersuchung zu den Folgen der Corona-Pandemie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund. Mithilfe des IGLU-Tests hat das Forschungsteam die Ergebnisse von 2.000 Viertklässlern aus den Jahren 2016 und 2021 miteinander verglichen. Bei der Lesekompetenz erreichen sie im Mittel 980 Punkte, das sind 20 weniger als 2016. “Drückt man es in Lernjahren aus, fehlt den Kindern im Durchschnitt etwa ein halbes Lernjahr“, sagt Ulrich Ludewig, Co-Leiter der Studie.

Die Leistung von Kindern aus sozio-ökonomisch besser gestellten Familien hat weniger stark abgenommen, als die von schlechter gestellten Kindern. Das Forscherteam nennt die Ergebnisse alarmierend. Um diese Lücke wieder zu schließen, komme es auf umfassende und wirksame Unterstützungs- und Förderangebote an. Die durch die Schulschließungen bedingten Lernrückstände werden in der Öffentlichkeit häufig beklagt. Bisher gibt es jedoch kaum Daten dazu. Bundesweite Lernstandserhebungen, wie etwa VERA, waren teilweise ausgesetzt worden. Die Dortmunder Studie füllt daher eine wichtige Forschungslücke, um Pandemie-Folgen weiter abfedern zu können. npr

KMK rechnet mit steigendem Lehrkräftebedarf

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat die aktuelle Modellrechnung zum Lehrkräftebedarf für den Zeitraum 2021 bis 2035 veröffentlicht. Besonders kritisch sind die Ergebnisse für berufliche Fächer und berufliche Schulen in den ostdeutschen Bundesländern. Generell gebe es laut KMK einen weiterhin steigenden Bedarf und somit gute Einstellungschancen im Schulsystem für Lehrerinnen und Lehrer. “Die Länder sind sich der herausfordernden Lage unter demografisch für den gesamten Arbeitsmarkt schwierigen Bedingungen sehr wohl bewusst”, sagt die KMK-Präsidentin Karin Prien. Sie will Lehrkräfteausbildung und -gewinnung qualitativ und quantitativ verbessern. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission solle eine Empfehlung zur “Lehrkräftebildung und der Gesamtpersonalsitutationen an Schulen” erarbeiten soll.  

Laut Modellrechnung fehlen jährlich im Schnitt 1.650 Lehrkräfte für berufliche Fächer in der Sekundarstufe in berufliche Schulen in ostdeutschen Bundesländern. Bundesweit fehlten 2021 ungefähr 3.800 Lehrämter für alle oder einzelne Schularten der Sekundarstufe I. Diese Versorgungslücke soll auf 420 im Jahr 2035 sinken. Im Primarbereich sollen bis 2025 jährlich rund 1.460 Lehrkräfte fehlen, aber ab 2026 soll dieses Problem in ein Überangebot umschwenken. Ähnliches gilt für die sonderpädagogischen Lehrämter. Hier sollen bis 2026 rund 890 Lehrkräfte fehlen. Ab 2027 geht die Modellrechnung aber von einem Überangebot aus. Von einem besonders hohen Überangebot ist bei den allgemeinbildenden Fächern der Sekundarstufe II und dem Gymnasialbereich auszugehen: pro Jahr 1.110 Lehrkräfte. Enno Eidens

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Wachsender Markt für Micro-Learning und EduTuber

Das mmb-Institut hat die Ergebnisse seiner jährlichen Studie zu Trends beim digitalen Lernen veröffentlicht. Für “mmb Learning Delphi” haben 70 E-Learning-Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Fragen zum digitalen Lernen mit Fokus auf betriebliches Lernen beantwortet. Die grundsätzliche kommerzielle Einschätzung der Befragten ist positiv. Sie sehen einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend. Allerdings fallen Hochschulen und Schulen als potenzielle Zielgruppen auf Vor-Corona-Werte zurück.

Das Geschäftsfeld Lernvideos auf YouTube werde laut der Studie weiter wachsen. 91 Prozent der Befragten geht von einem Wachstum bei den sogenannten EduTubern aus. Besonders negativ fällt das Ergebnis für KI, die Lehrkräfte ersetzen soll, aus. Nur noch 20 Prozent vermuten, dass Künstliche Intelligenz in Zukunft Lehrende, Trainer und Ausbilder ersetzen wird. Letztes Jahr dachten dies noch 38 Prozent.

Die Trendstudie vergleicht einige der diesjährigen Ergebnisse mit denen der Vorjahre. Gefragt wurde, welche Anwendungen in den kommenden drei Jahren eine zentrale Bedeutung im betrieblichen Lernen haben werden und bei welchen Lernformen die Nutzung steigen wird. Micro-Learning (94 Prozent) und Erklärfilme (93 Prozent) überholen den Vorjahres-Spitzenreiter Blended Learning, der auf 91 Prozent zurückfällt. Problematisch wird das Thema Datenschutz bewertet. Von den Befragten wünschen sich 46 Prozent eine “weniger restriktive Handhabung von Datenschutzregelungen.” Dies sei aber nicht das größte Hindernis vonseiten der öffentlichen Verwaltung. Noch häufiger werden “fehlende Kompetenzen von Mitarbeitenden der Verwaltung” sowie “fehlende bzw. unklare Zuständigkeiten” kritisiert.

Die Befragten sind laut mmb-Institut E-Learning-Expertinnen und -Experten von E-Learning-Anbietern, Forschungseinrichtungen, Anwender und Personen aus der Fachpresse. Das mmb-Institut aus Essen bezeichnet sich als “Denkwerkstatt und Impulsgeber für die Innovation von Bildung und Lernen”. Es forscht und berät entsprechend. Zu seinen Auftraggebern gehören das Hochschulforum Digitalisierung, die Deutsche Telekom Stiftung und das Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen. Enno Eidens

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Makerspace

Lars Berner – gründet eine Schule, die es nur online gibt

Lars und Sascha Brenner sind auf dem Foto zu sehen: Gründer der Humboldt Online-Schule für Auswanderer
Lars und Sascha Berner: Online-Schulgründer aus Costa Rica.

Eigentlich ist es eine Schule für deutsche Auswanderer, gegründet von deutschen Auswanderern. Doch selbst aus Deutschland wählen sich Schülerinnen und Schüler in die Wilhelm von Humboldt Online-Schule täglich ein. Wenn auch nur wenige. Die Schulpflicht in Deutschland ist nur sehr schwer zu umgehen.

Seit zwei Jahren wählen sich von Montag bis Freitag auf der ganzen Welt Kinder in die Online-Schule ein. Geschäftsführer Lars Berner kann alle Länder aufzählen: Türkei, Spanien, Frankreich, Mexiko, Kolumbien, Südkorea, Indien, Russland, Ukraine, Polen, Georgien, Moldawien, Dänemark, Norwegen und so weiter. “Viele deutsche Auswanderer ziehen nicht unbedingt in die großen Städte, sondern leben eher provinziell. Für sie war unser Schulangebot gedacht”, sagt Lars Berner, der selbst mit seinem Ehemann und jetzigem Geschäftspartner Sascha Berner mittlerweile auf einer Halbinsel in Costa Rica wohnt und die Schule von hier aus leitet. Sascha Berner war Lehrer für Englisch und Biologie an einem Privatgymnasium und gründete später ein Privatgymnasium in Weinheim mit. Lars Berner hat viele Jahre als Softwareingenieur gearbeitet.

Eine Online-Schule, das muss in den Ohren aller, die in Deutschland etwas mit Bildung zu tun haben, wie ein unmögliches Projekt klingen. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, vorübergehenden Lockdowns und zeitweisem Homeschooling haben zwar viele Schulen einen großen Sprung in ihrer Digitalisierung gemacht, den Unterricht komplett und für immer ausschließlich online abzuhalten – das können sich sicherlich die wenigsten vorstellen. Lars Berners Online-Schule beweist, dass es möglich ist.

Ein typischer Tag in der Online-Schule

Nicht nur die 235 Schüler, sondern auch die 40 Lehrkräfte sitzen auf dem Globus verteilt. Der Unterricht beginnt um 14 Uhr MEZ, pünktlich, darauf wird Wert gelegt. Die Klassen treffen sich in Videocalls, wobei die Schülerinnen und Schüler die Kameras nicht anschalten müssen. In Doppelstunden werden die Unterrichtsstunden abgehalten, jeweils eineinhalb Stunden. Die Inhalte orientieren sich dabei am baden-württembergischen Lehrplan, den kennt Sascha Berner am besten. Die Kinder gehen in feste Klassenverbände mit maximal 16 Kindern. Dadurch sei der Kontakt zwischen Lehrern und Kindern enger, sagt Lars Berner.

Soweit klingt es erstmal nach ganz normaler Schule. Lars Berner betont jedoch, dass seine Schule einen viel größeren Wert lege auf digitale Methoden. Das heißt mehr Projektarbeit, viel Gruppenarbeit, viele Diskussionen und vor allem technische Medien werden vermehrt eingesetzt. Zum Beispiel Brainix, einer cloudbasierten Lernsoftware, in die Kinder auf verschiedenen Wegen ihre Inhalte einpflegen können: per Maus oder Touchpad, mit Stift oder Finger, Tastatur und Sprache. Die Online-Schule benutzt Brainix in den Fächern Englisch und Mathematik.

Noch viel wichtiger als die digitalen Anwendungen sei aber, dass digitales Lernen als lebenslanges Lernen verstanden wird, sagt Lars Berner. Vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer, die sich ständig in neuen Medien fortbilden müssten.

Kein Ersatz, sondern Alternative

“Die Wilhelm von Humboldt Online-Schule,” sagt Lars Berner “versteht sich nicht als Ersatz zum deutschen Schulsystem, sondern als eine Alternative.” Sie sei für deutsche Auswanderer im Ausland gegründet worden, viel mehr Kindern läge aber das Lernen übers Internet. Keine Störgeräusche aus dem Klassenzimmer, kein Mobbing von Klassenkameraden, kein Gruppenzwang im Sportunterricht.

Eine Familie aus Potsdam berichtete Bildung.Table, dass ihr Sohn unter einer Angststörung leide und dass das virtuelle Klassenzimmer der Online-Schule das einzige sei, in das ihr Sohn gerne gehen würde. In ihrem Fall übernimmt das Jugendamt die Kosten von 5880 Euro im Jahr, normalerweise zahlen die Familien das Geld selbst. Von der ersten bis zur neunten Klasse gehen die Kinder und Jugendlichen auf die Online-Schule. Nächstes Jahr soll eine 10. Klasse dazukommen und in Zukunft will Lars Berner mit seinem Team auch Kurse für die Vorbereitung aufs Abitur anbieten.

Seine Stimme klingt über den Ozean etwas blechern. Das liege  wahrscheinlich daran, dass er so weit weg vom Router sei, sagt Lars Berner. Das Internet jedenfalls sei in Costa Rica noch nicht ausgefallen. In Deutschland passiere das viel öfter.

Presseschau

Ukraine-Krieg: Propaganda an russischen Schulen WELT
Aussetzung von deutsch-russischen Wissenschaftsprojekten und Auslandssemestern TAZ
KMK: Ab April keine Maskenpflicht mehr an Schulen WELT
GEW gegen Abschaffung der Corona-Maßnahmen an Schulen ZEIT
Kritik am neuen Berliner Haushaltsentwurf: Kitas und Schulen müssen sparen TAGESSPIEGEL
KMK: Unbürokratische Hilfe für Geflüchtete / Aufhebung von Pandemie-Einschränkungen bis Mai KMK
Mehr Lehrer für Schüler aus der Ukraine benötigt ZEIT
Digitalpakt Schule: Brandenburg investiert Millionen ZEIT
Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani zu Gast bei Jung & Naiv YOUTUBE
Erste Schulen in Berlin-Spandau sollen WLAN bekommen TAGESSPIEGEL
Kultusminister:innen verharmlosen Corona bei Kindern NEWS4TEACHERS
4 Prozent weniger Studienanfänger:innen als im Vorjahr BILDUNGSKLICK
Wie geht es Schulen nach zwei Jahren Pandemie? DASDEUTSCHESCHULPORTAL
Deutlich mehr Studienberechtigte als offiziell angegeben SPIEGEL

Termine

18. März 2022, 11:00 bis 14:00 Uhr
Fachtagung: Dritte Jahresfachtagung der Initiative Verlegerrecht – Mitten in der Digitalisierung
Auch wenn Digitalisierung im Verlagswesen, wie überall, schlicht und einfach dazugehört, reagieren Verlage sehr unterschiedlich auf die Veränderungen. Daher gibt es innerhalb der Branche eine Vielzahl von unterschiedlichen Ideen und Erfahrungen zum Thema. Auf der dritten Jahresfachtagung der Initiative Verlegerrecht werden diese beleuchtet und Chancen und Risiken betrachtet. Zudem sprechen verschiedene Referent:innen aus Verlagswelt, Journalismus und dem juristischen Bereich über die digitale Zukunft der Verlagsindustrie. Infos & Anmeldung

19. März 2022, 09:00 bis 17:00 Uhr
Barcamp vor Ort: Lernräume
Das Barcamp Lernräume, bei dem es um die Gestaltung von Bildungsräumen geht, findet in diesem Jahr zum fünften Mal statt – seit zwei Jahren zum ersten Mal wieder in Präsenz an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Beim Event geht es um Vernetzung und Austausch von multiperspektivischen Ideen und vielfältiger Expertise. Besonders daran: ein Barcamp ist eine Veranstaltung, auf der alle Anwesenden das Tagesprogramm vor Ort miteinander aushandeln, indem sie ihre Themen und Fragen einbringen und abstimmen lassen. Infos

22. März 2022, 16:00 bis 17:30 Uhr
Online-Vortrag: Transformation von Schule mit dem Global Citizenship Education Ansatz
Die Transformation von Schule mitsamt den damit verbundenen Chancen und Risiken ist in der Bildungsbranche ein viel diskutiertes Thema. In dieser Veranstaltung stellt Michael Wihlenda vom Weltethos-Institut an der Uni Tübingen und Initiator des World Citizenship School Modells den Global Citizenship Education Ansatz vor und diskutiert Ziel, Macht und Haltung des Ansatzes. Im Anschluss präsentiert Nicolai Krichevsky von der Robert-Bosch-Gesamtschule Hildesheim Praxisbeispiele aus seiner Schule, die durch die Ansätze der Global Citizenship Education entstanden sind. Infos & Anmeldung

31. März 2022, 9:30 bis 11:00 Uhr
Online-Konferenz: Studienergebnisse: Bildungschancen in unserer Gesellschaft
Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt ein zur Vorstellung von Studienergebnissen, die sich mit der Verteilung der Bildungschancen in unserer Gesellschaft beschäftigen. Die Studie beruht auf einer Befragung von knapp 350 Schulleiter:innen und Lehrkräften an Schulen in benachteiligter sozialer Lage. Im Anschluss findet eine Diskussion mit dem Studienautor Prof. Dr. Wolfgang Böttcher, der Berliner Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse und dem Publikum statt. Infos & Anmeldung

Licenses:

    • Hunderttausende ukrainische Schutzsuchende in den Schulen: KMK-Pläne und offene Fragen
    • Online-Schule und Digital-Schulbücher: Chancen für ukrainische Geflüchtete
    • Parteien unterstützen Recht auf digitale Bildung – wenn sie Opposition sind
    • EFI zeichnet dramatisches Bild des MINT-Fachkräftemangels
    • Lernstand-Studie: Viertklässlern fehlt ein halbes Schuljahr
    • KMK rechnet mit steigendem Lehrkäftemangel
    • Rosige Zukunft für EduTuber und Micro-Learning
    • Makerspace: rein digitale Schule für Deutsche im Ausland
    • Presseschau
    • Termine
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die neue Bundesregierung ist jetzt 100 Tage im Amt. In normalen Zeiten würden wir nun eine Zwischenbilanz der bildungspolitischen Vorhaben ziehen. Doch diese Regierung hatte keine Schonfrist, kein Abarbeiten ihrer ersten Vorhaben. Sie steckt längst mittendrin in der nächsten Krise, die auch eine bildungspolitische ist.

    Nun gilt es, hunderttausende ukrainische Kinder und Jugendliche ins deutsche Schulsystem zu integrieren. Dazu hat sich die KMK beraten. Sie setzt auf eine Taskforce, auf digitale Mittel -und Methoden aus den Jahren 2015/16. Doch um pädagogische und bildungspolitische Weichen klug zu stellen, fehlt eine entscheidende Information: Wie lange werden die Schülerinnen und Schüler bleiben? Die vorläufigen Antworten darauf fallen von Lehrerverband, über Politik und Wissenschaft sehr unterschiedlich aus.

    Bildung.Table wirft außerdem einen Blick auf die aktuellen Möglichkeiten, mit digitalen Lösungen der Krise Herr zu werden – und darauf, was deutsche Bildungspolitiker jetzt rasch tun müssen, um die Möglichkeiten auch nutzbar zu machen.

    Aber nicht nur vor dieser Herausforderung steht das Bildungssystem. Die Corona-Pandemie geht weiter, die Inzidenzen sind hoch wie nie – und Lockerungen beschlossen. Bis spätestens Mai sollen die Masken bundesweit an den Schulen fallen. Die Hoffnung: dass Distanzunterricht Geschichte ist. Die Schulschließungen hatten im vergangenen Jahr auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigt. Erstmals formulierte es im Urteil ein Recht auf digitale Bildung. Diese Forderung wurde vergangene Woche von der Schülerkonferenz, Elternverband, Digitalwirtschaft aufgegriffen und verstärkt. Daher hat sich Bildung.Table in den großen Bundesländern umgehört. Alle Parteien begrüßen ein verbrieftes Recht auf digitale Bildung – solange sie nicht auf der Regierungsbank sitzen.

    Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

    Ihr
    Niklas Prenzel
    Bild von Niklas  Prenzel

    Analyse

    Schaffen die Schulen das?

    Victoria Voytsitska ist vor zehn Tagen aus der Ukraine nach Polen geflohen, zusammen mit ihren zwei Kindern und ihrer Schwester, der Nichte und dem Neffen. Sie war einmal Abgeordnete im ukrainischen Parlament. Heute sitzt sie im Vorstand der Vereinigung ukrainischer Schulbuchverlage. Vielleicht ging sie auch deshalb schon wenige Tage nach Ankunft in Warschau in die nächste Schule, um Plätze für die Kinder zu ergattern. “Sie sollen so schnell wie möglich Normalität erleben.” Soweit das geht, wenn das Dröhnen der Hubschrauber und die Detonationen der Bomben die Kinder allnächtlich vom Schlafen abhielt.

    Die Schulleiterin hörte sich ihre Geschichte an, war verständnisvoll. Voytsitska bat um Plätze in einer Regelklasse und zusätzlichen Polnischunterricht von ukrainischen Mentoren. “Sie sollen bloß keine Ghettokids werden”, sagt sie. Aber es waren bereits zu viele geflüchtete Kinder in der Schule. Die Schulleiterin konnte keinen Platz mehr anbieten.

    Tschechien startet Online-Plattform für ukrainische Schüler und Lehrkräfte

    In den ukrainischen Nachbarstaaten ist der Großteil der mittlerweile mehr als drei Millionen ukrainischen Schutzsuchenden angekommen. Laut UNICEF sind die Hälfte davon Kinder. Nahrung, Unterkunft, Bildung – diese Grundbedürfnisse müssen gestillt werden. Weil vor allem Frauen und Kinder fliehen, ist die Frage der Schulbildung drängend. In Tschechien hat das Bildungsministerium zusammen mit einer Stiftung eine Plattform gestartet: Auf ihr vernetzen sich geflohene Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte. In eigenen ukrainischen Klassen können sie ihr Curriculum weiter lernen und an Abschlüssen arbeiten.

    Auch die ukrainische Generalkonsulin, Iryna Tybinka, die vergangenen Woche mit den Kultusministern sprach, wünscht sich, dass ukrainische Geflüchtete in Deutschland nach ukrainischem Lehrplan unterrichtet werden. Ihre Hoffnung: Der Krieg ist bald vorbei und die Rückkehr nah. Diese Hoffnung berührt die bildungspolitischen Entscheidungen dieser historischen Tage und Wochen: Wie lange werden die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bleiben?

    Zwischen-Beschulung oder Langzeit-Beschulung

    Hierzulande gründet die KMK nun eine Taskforce, um die Schülerinnen und Schüler an die deutschen Schulen zu bringen. Mit Hunderttausenden rechnet KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU). Das gab sie am Freitag nach der Konferenz in Lübeck bekannt. Dabei fiel ein Wort besonders oft, das nach muffigem Frontalunterricht und Bürokratiesumpf klingt: Beschulung. Sie sicherzustellen, sei unsere Pflicht, heißt es in der Lübecker Erklärung. Dazu werde man, sofern sie es wünschen, auch ukrainische Lehrkräfte einsetzen. Zudem werde das Medieninstitut der Länder bald die großteils digitalisierten ukrainischen Schulbücher zur Verfügung stellen (mehr dazu hier).

    Man werde, sagte Prien, auf bewährte Strukturen aus den Jahren 2015/16 zurückgreifen. In den Jahren 2015 bis 2017 wurde für fast eine halbe Million Minderjährige ein Asylantrag gestellt. Das Schulsystem hieß die Geflüchteten in Vorbereitungsklassen willkommen. Hier sollen sie Deutsch lernen, um dann in die Regelklassen zu kommen. Dieses Programm stellen nun wieder viele Bundesländer in Aussicht. Die Politik preist es gerne als Erfolgsmodell, wenngleich es auch Kritik erntet.

    Vorbereitungsklassen: eine bildungspolitische Sackgasse?

    “Es dürfen nicht wieder Parallelsysteme entstehen”, sagt Juliane Karakayali, Professorin für Soziologie an der Evangelischen Hochschule Berlin. Sie hat Vorbereitungsklassen in verschiedenen Bundesländern erforscht. Die Gefahr dieses Ansatzes bestehe darin, dass sich die segregierten Strukturen verfestigen. In Berlin etwa seien mehrere Willkommensklassen zu “Internationalen Klassen” umbenannt worden. “Es gab schlichtweg keine Plätze für sie in regulären Klassen.” Zudem folgten Vorbereitungsklassen keinem einheitlichen Curriculum und Fachunterricht finde kaum statt.

    Die Migrationsforscherin plädiert für ein integratives Modell, wie es manche Schulen und Bundesländer, wie etwa Nordrhein-Westfalen, bereits anwenden. “Schulen, die Vorbereitungsklassen und Regelschulbetrieb eng miteinander verzahnen, schaffen keine Parallelstrukturen. Das sollte auch Vorbild für die aktuelle Situation sein.” Die Bildungspolitik habe wenig aus den Jahren 2015/16 gelernt, weil sie davon ausging, dass sich eine solche Fluchtbewegung nicht wieder ereignen würde.

    Die Politik steht gerade auf einem Fundament offener Fragen. Wie viele Schutzsuchende sind überhaupt schon gekommen? Die offiziellen Zahlen sind wenig valide, weil Ukrainer sich erst nach 90 Tagen registrieren müssen. Wo können sie wohnen, wie arbeiten? Und: Wie lange werden sie bleiben? Für Karakayali ist die Antwort darauf klar: “In den Sechziger- und Siebzigerjahren dachte man auch, dass die Arbeitsmigranten nicht lange bleiben würden. So war es aber nicht – sie haben die Gesellschaft vielmehr nachhaltig verändert.”

    Lehrerverband geht von schneller Rückkehr aus

    Mit Blick auf die Jahre 2015/16 sieht Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, das anders. “Dieses Mal müssen wir davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit möglichst schnell zurückkehren will”, sagte er Bildung.Table. Daher brauche es weniger Vorbereitungsklassen, allenfalls in Großstädten. “Die Anschlussfähigkeit an das ukrainische Schulsystem muss im Vordergrund der Beschulungsmaßnahmen stehen.” Er spricht sich für die Aufnahme ukrainischer Schülerinnen “einzeln, zu zweit oder zu dritt” in deutsche Schulklassen aus.

    Einen zusätzlichen Stuhl für die Geflüchteten in die Klassen stellen, das schlug Berlins regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) vor. Doch so einfach ist es laut GEW nicht. “Die personelle, räumliche und materielle Situation an den Schulen ist nach zwei Jahren Corona-Pandemie sehr angespannt“, sagt Anja Bensinger-Stolze, Leiterin des Organisationsbereichs Schule. Insbesondere an den Grundschulen, die viele geflüchtete Kinder aufnehmen werden, habe man einen dramatischen Lehr- und Fachkräftemangel. Daher fordert sie zusätzliche Ressourcen für die Schulen – von Bund, Ländern und Kommunen. “Die Taskforce der KMK muss zügig mit der Koordination beginnen und ein Gesamtkonzept für das weitere Vorgehen entwickeln.”

    Ein Gesamtkonzept hängt jedoch an der einen entscheidenden Frage: Kommen sie, um zu bleiben? Geht es, in der Verwaltungssprache, um eine Zwischen-Beschulung oder Langzeit-Beschulung? Nur ist die Beantwortung nahezu unmöglich, angesichts eines erratischen Autokraten in Moskau. Solange könnten Schulen und Behörden im Blindflug navigieren. Dabei bräuchte es nun pädagogische und logistische Konzepte für unterschiedliche Szenarien, um den ukrainischen Schülerinnen und Schülern langfristig zu helfen.

    Online-Schule für ukrainische Abschlussklassen

    Eine praktikable, kurzfristige Lösung zeichnet sich bereits ab. Für die ukrainischen Geflüchteten, die vor ihrer Abschlussprüfung stehen, werde derzeit “mit einer großen Stiftung” an einer Kooperation mit einer ukrainischen, privaten Online-Schule gearbeitet, gab die KMK am Freitag bekannt. Näheres dazu dürfen die Beteiligten öffentlich nicht sagen. Es werde unter Hochdruck gearbeitet und es soll schnell gehen (mehr dazu hier).

    Eine solche Lösung würde auch die ehemalige Poltikerin Voytsitska begrüßen. Sie möchte eine Stiftung für ukrainische Lehrkräfte aufbauen, die im Ausland unterrichten, und steht mit der Khan-Academy in Kontakt. Die amerikanische Online-Akademie soll bald ihr ukrainisches Angebot ausbauen. Auch das wäre in erster Linie: eine Zwischen-Lösung.

    Vor ein paar Tagen habe die Schulleiterin von der Grundschule in der Nähe ihrer Warschauer Unterkunft angerufen: Für die beiden kleinen Kinder hat sie doch Plätze gefunden. “So können sie schnell in ihrem neuen Viertel ankommen”, sagt Voytsitska. Es klingt nicht so, als würde sie sich und ihre Familie bald wieder in Kiew sehen. mit Anouk Schlung

    • Bildungspolitik
    • Unterricht

    Ukraines fortschrittliche digitale Lernportale

    Die Verwirrung war groß – und die Bewunderung über Ukraines digitale Lernportale noch größer. Auf Twitter hieß es, die Ukraine habe binnen zwei Wochen eine funktionierende Online-Schule auf den Weg gebracht. Manche behaupteten gar, es habe nur 24 Stunden gedauert. Das ist falsch. Richtig ist, dass es eine Online-Schule für die Klassen 5-11 gibt, die aus Lernressourcen und Video-Material besteht. Zudem existiert eine Sammlung von über 1200 digitalen Schulbüchern – die sofort online verfügbar sind. Damit ist die Ukraine der Bundesrepublik in der digitalen Bildung um einiges voraus. Richtig ist aber auch: ohne die Hilfe deutscher digitaler Stellen sind diese Ressourcen nicht rechtssicher nutzbar. Deswegen hat das Medieninstitut der Bundesländer jetzt die Ressourcen zum Teil gesichert, zum Teil bemüht es sich um rechtliche Klärung. 

    Digitales Lernportal 1: die Online-Schule 

    Am interessantesten ist die sogenannte Online-Schule, mit der ukrainische Lernende der Klassen 5-11 digitales Fernlernen praktizieren können. Das war jene Einrichtung, die die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Karin Prien (CDU) meinte, als sie über Unterricht für geflüchtete Kinder berichtete. Da hieß es, das ukrainische Portal kooperiere mit einer deutschen Stiftung, um die Online-Schule in Deutschland in Gang zu bringen. Nach Informationen von Bildung.Table sei die Bosch-Stiftung aber wohl nicht in der Lage, diesen Betrieb zu gewährleisten. Vielmehr kümmert sich dem Vernehmen nach das Medieninstitut der LänderFWU” darum. Ein Sprecher sagte Bildung.Table, es gehe zunächst darum, die verwendete Technologie der Online-Schule zu prüfen. Zudem sei es nötig, die Ressourcen auf sichere Server zu verlagern. Es sei auch eine Vereinbarung mit dem privaten ukrainischen Institut zu treffen, das das Lernportal entwickelt hat. 

    Die Online-Schule besteht aus digitalen Schulbüchern, Lehrvideos und Aufgaben. “Die Kinder können die Plattform nutzen, um während der Quarantänezeit zu lernen oder sich mit einem Thema vertraut zu machen, das sie in der Schule aufgrund von Krankheit oder aus anderen Gründen verpasst haben.” So steht es auf der Seite. Allerdings ist das Portal nicht über Nacht und auch nicht seit Kriegsbeginn entstanden. Vielmehr ist es – ähnlich wie in Deutschland – eine Notgründung aus Zeiten der Pandemie. Ende 2020 gilt als Startpunkt für die Online-Schule. Diese digitale Plattform ist auch keine reine Eigengründung der Ukraine. Das dortige “Ministerium für digitale Transformation” und das Bildungsministerium haben den Auftrag gegeben. Die Ukraine kooperierte dann aber mit der Pädagogischen Hochschule Zürich. Der Beginn der Kooperation liegt zehn Jahre zurück. Anfänglich ging es um die Vorläufer für das Demokratieprojekt “Decentralization for Improved Democratic Education”

    Welcher potente Anbieter kooperiert mit der Online-Schule?

    Eine mögliche Anwendung der Online-Schule könnte darin liegen – so heißt es im Hintergrund – den jetzigen Betreiber aus der Ukraine über eine Kooperations-Vereinbarung mit einem technisch kompetenten Anbieter in Deutschland zu verknüpfen. Dann würde das ukrainische Institut Lizenzgebühren aus Deutschland erhalten – die sinnvollerweise von der Bundesbildungsministerin oder von den KultusministerInnen der Länder bezahlt werden.

    Damit wären alle Seiten zufrieden gestellt: Die ukrainischen Lernenden könnten schnell auf Lern-Ressourcen zurückgreifen, vor allem, wenn es um Lernende in Abschlussklassen geht. Ein technologisch potenter Partner in Deutschland könnte eine gute Performance garantieren. Und die Lehrerinnen und Lehrer hätten einen rechtssicheren Zugriff auf die Plattform. Allerdings können nach Deutschland geflüchtete ukrainischer Schüler und Schülerinnen nicht nur in ukrainisch unterrichtet werden. Sie müssen auch deutsch lernen und in das hiesige Schulsystem integriert werden. Denn ob sie jemals in die Ukraine zurückkehren können – das steht in den Sternen. 

    Digitales Lernportal 2: Schulbuch-Mediathek 

    Nicht mit der Online-Schule zu verwechseln ist die ukrainische digitale Schulbuch-Mediathek. In Deutschland haben gleich zwei Institutionen diese digitalen Schulbücher – es sind insgesamt über 1200 Lehrwerke – verfügbar gemacht. Zum einen das Medieninstitut der Länder FWU, das alle PDFs mit seinem Webcrawler Sodix gesichert hat. Ein Sprecher sagte, die FWU sei bereits dabei, die Materialien mit Metadaten zu versehen und rechtssichere Lizenzen zu organisieren. Zum anderen hat aber auch das Bildungsministerium in Sachsen die digitalen Lernwerke gesichert. Es macht sie über die Mediathek MeSax verfügbar. “Das haben die ukrainischen Schulbehörden gut gemacht”, lobte ein Referent des Ministeriums in Sachsen gegenüber der Plattform Neue Lausitz. “Diese Bücher sind digital leicht zu nutzen. Ich blättere gerade in einem der PDFs.” 

    Von den offen zugänglichen digitalen Lernmaterialien erfuhr Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) von Ukrainerinnen aus Sachsen. Bei einem Treffen mit einem Ex-Schulleiter aus der Ukraine und einer Lehrerin, die inzwischen ukrainisch in Dresden lehrt, machte sich Piwarz Gedanken über das Lernen der Flüchtlingskinder. Die Lehrerin gab dabei den Hinweis, dass alle Lernmaterialien in der Ukraine digital verfügbar sind. Der Minister ließ daraufhin die Lernmaterialien speichern und zunächst über einen ukrainischen Link bereitstellen. 

    Die schnelle Verfügbarkeit digitaler pädagogischer Ressourcen könnte die Debatte über digitale Bildung in Deutschland durchaus anheizen. Hierzulande ist bislang nämlich nur ein Bruchteil der Schulbücher digital zu haben.

    • FWU
    • Online-Schule
    • Ukraine

    Parteien für Recht auf digitale Bildung – solang es unverbindlich bleibt

    Das Verfassungsgericht ist dafür. Laut einer älteren Umfrage sind auch 80 Prozent der Bürger dafür. Und nun haben sich Parteien quer durch große Bundesländer als Sympathisanten eines “Rechts auf digitale Bildung” geoutet. Das hat eine kursorische Umfrage von Bildung.Table in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen ergeben. Ausschlaggebend für die Nähe zu einem gesetzlich verbrieften Recht auf gutes digitales Lernen mit zuverlässiger technische Infrastruktur ist nicht die Parteizugehörigkeit, sondern die Ferne zur Regierung. 

    Anlass für die neue Debatte war ein Gutachten. Die Lobby für die IT- und Kommunikationsindustrie “Bitkom” hatte eine Kanzlei gebeten, herauszufinden, wie ein “Bürgerrecht auf digitale Bildung” umzusetzen wäre. Dabei kam heraus, dass dafür schon eine einfache Formulierung im Schulgesetz ausreiche. Der Bitkom konkretisierte damit die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das im November erstmals ein Recht auf Bildung formuliert hatte. Dazu gehört laut Karlsruhe auch ein subjektiver Anspruch der Lernenden auf einen qualitativ ansprechenden Digitalunterricht. Von einem solchen einklagbaren Grundrecht sind die Bundesländer allerdings weit entfernt. 

    SPD im Südwesten vorsichtig für ein Update des Rechts auf Bildung

    In Baden-Württemberg sieht Paragraf 1 des Schulgesetzes ein Recht auf Bildung zwar bereits vor. Die weiteren Formulierungen im Gesetz stoßen Oppositionsführer Andreas Stoch (SPD) aber auf. Schüler sollten, heißt es da, einer christlichen Unterweisung unterzogen und für Volk und Heimat sensibilisiert werden. “Das klingt reichlich altbacken – und nicht etwa nach 21. Jahrhundert”, stöhnt Stoch, der Partei- und  Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokratie in Baden-Württemberg ist. Man müsse den lieben Gott ja nicht gleich aus dem Schulgesetz werfen, sagt er. Gleichwohl vertrage das Schulgesetz ein Update. “Es reicht nicht mehr, kleine Schulversuche zu unternehmen. Wir stehen mitten in einer Umwälzung des Lernens”, sagt Stoch. Aber der Ex-Kultusminister will auch nicht zu weit gehen: Ein formelles Recht auf digitale Bildung will er nicht. “Papier ist geduldig, auch das eines Schulgesetzes”, sagte er Bildung.Table.

    Größeren Veränderungsbedarf sieht die bildungspolitische Sprecherin der Linken im sächsischen Parlament. “Der Anspruch auf schulische Bildung, den Kinder und Jugendliche haben, muss heute auch das Recht auf digitale Bildung beinhalten“, sagte Luise Neuhaus-Wartenberg Bildung.Table. Die Linke, bei den letzten Wahlen stets arg zerzaust, hatte de facto bereits ein Recht auf digitale Bildung beantragt – in Form eines Bildungspakets. Dazu zählte unter anderem die Forderung nach einer Lehrplanreform, einem Konzept der Digitalität in der Schule, einer wissenschaftlichen Erfassung von Lernrückständen. Die CDU nannte das “weltfremd und nicht umsetzbar” – und lehnte das Bildungspaket ab. Von einem schulgesetzlich verankerten Recht auf digitale Bildung ist man in Sachsen weit entfernt. Auch SPD und Grüne drängeln sich da nicht vor – wahrscheinlich, weil sie in der Regierung sind. 

    Grüne in NRW entschieden für Recht auf digitale Bildung – als Oppositionspartei

    Am professionellsten sind die Grünen in Nordrhein-Westfalen vorgegangen, wo sie in der Opposition sind. Als die Landesregierung behauptete, sie würde ein Recht auf digitale Bildung im Schulgesetz verankern, zweifelte Sigrid Beer sofort. Die bildungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen beauftragte den wissenschaftlichen Dienst des Landtags, ein Gutachten zu erstellen. Aus diesem Papier lässt sich unschwer ablesen, dass ein “Recht auf digitale Bildung” mitnichten ins NRW-Schulgesetz geschrieben wurde – im Gegenteil. Der Gutachter hält das Schulgesetz sogar für verfassungsrechtlich fragwürdig. In die gleiche Kerbe schlägt auch die Grüne Beer. “Es gibt keine Standards und auch kein Recht auf digitalen Distanzunterricht”, sagte Beer über die Schulrechtsänderung in NRW. “Es ist auch nicht klar, was Schüler und Eltern im Distanzunterricht erwarten können.” 

    Man darf gespannt sein, ob Sigrid Beers kämpferische Haltung pro “Recht auf digitale Bildung” mithilft, das Schulgesetz in einer möglichen neuen Regierung ab Mai 2022 entsprechend umzukrempeln. Viel Hoffnung muss man da nicht haben. Sobald eine Partei in der Regierung ist, schreckt sie vor einem echten Recht auf digitale Bildung zurück.

    FDP: aus subjektivem Recht auf digitale Bildung wird unverbindlicher Auftrag

    Das sieht man gut an der FDP, die im Bund an der Regierung und zugleich Inhaberin des Bildungsressorts ist. Sie gibt sich variantenreich. In NRW, wo die Liberale Yvonne Gebauer Bildungsministerin ist, behauptet die FDP, das Recht auf digitale Bildung bereits eingeführt zu haben. “Das 16. Schulrechtsänderungsgesetz schafft einen rechtlichen Rahmen, der das allgemeine Bildungsrecht der Schülerinnen und Schüler ausdrücklich auf digitale Aspekte erstreckt”, heißt es aus Gebauers Ministerium. Nur lohnt es sich, da genau  hinzuschauen, denn die FDP-Ministerin meint etwas ganz anderes. “Lernen in der digitalen Welt ist damit ausdrücklich Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags [Hervorhebung, Bildung.Table] an Schule”. Das bedeutet: Aus einem subjektiven Recht jedes Schülers auf gute digitale Bildung machen die Liberalen einen unverbindlichen Erziehungsauftrag

    In Baden-Württemberg drängt der FDP-Abgeordnete Timm Kern darauf, dass ein Industrieland auch bei der digitalen Bildung feste Standards einhalten solle. Er findet das wichtig, weil das Land der Exportweltmeister auf dem vorletzten Platz beim Breitband-Anschluss rangiert. Also ein Recht auf digitale Bildung? Nein, das geht Kern zu weit. “Nur weil etwas auf dem Papier steht, ist es in der Realität noch lange nicht umgesetzt”, sagte er Bildung.Table. 

    Sein bayerischer FDP-Kollege Matthias Fischbach ist fordernder. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion hat immerhin ein kleines “Recht auf digitale Bildung” in den Landtag eingebracht. Fischbach forderte schon 2020, dass jeder Schüler in Bayern das Recht auf ein Tablet oder Notebook bekommen sollte. Fischbachs Antrag wurde natürlich abgelehnt. Warum? Weil Regierungen ein echtes “Recht auf digitale Bildung” einfach nicht mögen. Ganz egal, wer auf der Regierungsbank sitzt. 

    EFI stellt Schule und Ausbildung schlechtes Zeugnis aus

    Als die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) vergangene Woche ihr Gutachten an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, überreichte, stand darin eine klare Warnung: Der notwendige Bedarf an Fachkräften, insbesondere in Handwerk und MINT-Berufen, kann durch den aktuell ausgebildeten Nachwuchs nicht gedeckt werden.

    Die Kommission berät die Bundesregierung und legt dieser regelmäßig Gutachten zur Situation von Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Davon ausgehend entwickeln die sechs Wissenschaftler:innen Empfehlungen für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik. Seit 2018 bemängelt das Gutachten die schlechten Digitalkompetenzen bei Schüler:innen und Lehrkräften. Vier Jahre und eine Pandemie später habe sich die digitale Infrastruktur an Schulen verbessert, doch mangele es weiter an IT-Personal und einer ausreichenden Qualifizierung der Lehrkräfte, um digitale Technologien im Unterricht richtig einsetzen und benutzen zu können. 

    Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger zeigt sich in ihrem Statement zum Gutachten bemüht und betonte, dass die Kommission mit dem Thema Bildung und Digitalisierung bei der Bundesregierung offene Türen einlaufe. Tatsächlich decken sich viele der EFI-Forderungen mit den Vorhaben der Ampelkoalition. Die Expert:innen pochen auf mehr Fachkräfte, die Stärkung der MINT-Fächer und Schulen in benachteiligten Standorten und die Einführung von Informatik als Schulfach. Das duale Ausbildungssystem müsse attraktiver und an die Digitalisierung angepasst werden.

    MINT-Fähigkeiten entscheidend für den Wirtschaftsstandort Deutschland

    Holger Bonin, Mitglied der Kommission und Forschungsdirektor des IZA Institutes of Labour Economics, drückt sich im EFI-Podcast unmissverständlich aus: Deutschland könne es sich nicht leisten, dass zehn Prozent eines Jahrgangs keine Ausbildung abschließen. Man müsse aufpassen. Sonst könnte Deutschland den digitalen Strukturwandel und die großen Transformationen, zu denen auch die Bewältigung des Klimawandels gehöre, verpassen. Die Situation sei “bedenklich”. Zudem würden die Schulleistungen in den MINT-Bereichen kontinuierlich schlechter.

    Auch Christian Ludwig, Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit, betont, dass Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik die wichtigsten Grundlagen für Innovationen und technische Entwicklungen sind. Möglichst viele Jugendliche, besonders auch Mädchen und Frauen, müssten sich für MINT-Berufe entscheiden, “insbesondere um die Potenziale ausschöpfen zu können, die sich mit der fortschreitenden Digitalisierung für den Wirtschaftsstandort Deutschland und unsere Gesellschaft insgesamt ergeben.”

    Die Bundespolitik sollte nicht Moderator, sondern Katalysator sein

    Laut des Policy Papers des Instituts der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2021 fehlen aktuell mehr als 260.000 Fachkräfte im MINT-Bereich. Durch die Pandemie wird sich das Problem verschärfen. Diese Fachkräfte müsse man kurzfristig vor allem im Ausland suchen. Das sagt Helge Dauchert, Leiter der Geschäftsstelle der EFI, im Gespräch mit Bildung.Table. Aufgabe der Politik sei es, die “immer noch quälend langsamen Verfahren zur Anerkennung von Qualifikationen” zu beschleunigen. Wie von der Kommission im Gutachten gefordert, müsse man das Problem langfristig jedoch “von unten angehen”: Lerninhalte und -methoden modernisieren, das Schulfach Informatik ausbauen, Lehrkräfte digital fit machen und “durch IT-Personal” unterstützen. Das koste viel Geld, doch der Bund habe mit seinen Investitionen in der Vergangenheit “wohl nicht immer die richtigen Prioritäten gesetzt”. Die föderale Struktur erfordere eine aktivere Position des Bundes: Anstatt den Flickenteppich nur zu moderieren, solle die Bundespolitik “mehr Katalysator” sein.

    Mit Blick auf die Maßnahmen, die seitens der Bundesregierung bereits initiiert wurden, zeigt sich EFI wohl gesonnen, aber nicht zufrieden. Schulen, Hochschulen sowie berufliche Aus- und Weiterbildung müssen leistungsfähiger, bedarfsgerechter und sozial durchlässiger werden. Denn, so Bonin, das nächste Jahrzehnt werde das Jahrzehnt der Fachkräftesicherung.

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    News

    Weniger Lesekompetenz in Grundschulen

    Die aktuelle Schülergeneration in Deutschland zeigt eine wesentlich geringere Lesekompetenz als noch vor fünf Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Untersuchung zu den Folgen der Corona-Pandemie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund. Mithilfe des IGLU-Tests hat das Forschungsteam die Ergebnisse von 2.000 Viertklässlern aus den Jahren 2016 und 2021 miteinander verglichen. Bei der Lesekompetenz erreichen sie im Mittel 980 Punkte, das sind 20 weniger als 2016. “Drückt man es in Lernjahren aus, fehlt den Kindern im Durchschnitt etwa ein halbes Lernjahr“, sagt Ulrich Ludewig, Co-Leiter der Studie.

    Die Leistung von Kindern aus sozio-ökonomisch besser gestellten Familien hat weniger stark abgenommen, als die von schlechter gestellten Kindern. Das Forscherteam nennt die Ergebnisse alarmierend. Um diese Lücke wieder zu schließen, komme es auf umfassende und wirksame Unterstützungs- und Förderangebote an. Die durch die Schulschließungen bedingten Lernrückstände werden in der Öffentlichkeit häufig beklagt. Bisher gibt es jedoch kaum Daten dazu. Bundesweite Lernstandserhebungen, wie etwa VERA, waren teilweise ausgesetzt worden. Die Dortmunder Studie füllt daher eine wichtige Forschungslücke, um Pandemie-Folgen weiter abfedern zu können. npr

    KMK rechnet mit steigendem Lehrkräftebedarf

    Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat die aktuelle Modellrechnung zum Lehrkräftebedarf für den Zeitraum 2021 bis 2035 veröffentlicht. Besonders kritisch sind die Ergebnisse für berufliche Fächer und berufliche Schulen in den ostdeutschen Bundesländern. Generell gebe es laut KMK einen weiterhin steigenden Bedarf und somit gute Einstellungschancen im Schulsystem für Lehrerinnen und Lehrer. “Die Länder sind sich der herausfordernden Lage unter demografisch für den gesamten Arbeitsmarkt schwierigen Bedingungen sehr wohl bewusst”, sagt die KMK-Präsidentin Karin Prien. Sie will Lehrkräfteausbildung und -gewinnung qualitativ und quantitativ verbessern. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission solle eine Empfehlung zur “Lehrkräftebildung und der Gesamtpersonalsitutationen an Schulen” erarbeiten soll.  

    Laut Modellrechnung fehlen jährlich im Schnitt 1.650 Lehrkräfte für berufliche Fächer in der Sekundarstufe in berufliche Schulen in ostdeutschen Bundesländern. Bundesweit fehlten 2021 ungefähr 3.800 Lehrämter für alle oder einzelne Schularten der Sekundarstufe I. Diese Versorgungslücke soll auf 420 im Jahr 2035 sinken. Im Primarbereich sollen bis 2025 jährlich rund 1.460 Lehrkräfte fehlen, aber ab 2026 soll dieses Problem in ein Überangebot umschwenken. Ähnliches gilt für die sonderpädagogischen Lehrämter. Hier sollen bis 2026 rund 890 Lehrkräfte fehlen. Ab 2027 geht die Modellrechnung aber von einem Überangebot aus. Von einem besonders hohen Überangebot ist bei den allgemeinbildenden Fächern der Sekundarstufe II und dem Gymnasialbereich auszugehen: pro Jahr 1.110 Lehrkräfte. Enno Eidens

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    Wachsender Markt für Micro-Learning und EduTuber

    Das mmb-Institut hat die Ergebnisse seiner jährlichen Studie zu Trends beim digitalen Lernen veröffentlicht. Für “mmb Learning Delphi” haben 70 E-Learning-Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Fragen zum digitalen Lernen mit Fokus auf betriebliches Lernen beantwortet. Die grundsätzliche kommerzielle Einschätzung der Befragten ist positiv. Sie sehen einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend. Allerdings fallen Hochschulen und Schulen als potenzielle Zielgruppen auf Vor-Corona-Werte zurück.

    Das Geschäftsfeld Lernvideos auf YouTube werde laut der Studie weiter wachsen. 91 Prozent der Befragten geht von einem Wachstum bei den sogenannten EduTubern aus. Besonders negativ fällt das Ergebnis für KI, die Lehrkräfte ersetzen soll, aus. Nur noch 20 Prozent vermuten, dass Künstliche Intelligenz in Zukunft Lehrende, Trainer und Ausbilder ersetzen wird. Letztes Jahr dachten dies noch 38 Prozent.

    Die Trendstudie vergleicht einige der diesjährigen Ergebnisse mit denen der Vorjahre. Gefragt wurde, welche Anwendungen in den kommenden drei Jahren eine zentrale Bedeutung im betrieblichen Lernen haben werden und bei welchen Lernformen die Nutzung steigen wird. Micro-Learning (94 Prozent) und Erklärfilme (93 Prozent) überholen den Vorjahres-Spitzenreiter Blended Learning, der auf 91 Prozent zurückfällt. Problematisch wird das Thema Datenschutz bewertet. Von den Befragten wünschen sich 46 Prozent eine “weniger restriktive Handhabung von Datenschutzregelungen.” Dies sei aber nicht das größte Hindernis vonseiten der öffentlichen Verwaltung. Noch häufiger werden “fehlende Kompetenzen von Mitarbeitenden der Verwaltung” sowie “fehlende bzw. unklare Zuständigkeiten” kritisiert.

    Die Befragten sind laut mmb-Institut E-Learning-Expertinnen und -Experten von E-Learning-Anbietern, Forschungseinrichtungen, Anwender und Personen aus der Fachpresse. Das mmb-Institut aus Essen bezeichnet sich als “Denkwerkstatt und Impulsgeber für die Innovation von Bildung und Lernen”. Es forscht und berät entsprechend. Zu seinen Auftraggebern gehören das Hochschulforum Digitalisierung, die Deutsche Telekom Stiftung und das Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen. Enno Eidens

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    Makerspace

    Lars Berner – gründet eine Schule, die es nur online gibt

    Lars und Sascha Brenner sind auf dem Foto zu sehen: Gründer der Humboldt Online-Schule für Auswanderer
    Lars und Sascha Berner: Online-Schulgründer aus Costa Rica.

    Eigentlich ist es eine Schule für deutsche Auswanderer, gegründet von deutschen Auswanderern. Doch selbst aus Deutschland wählen sich Schülerinnen und Schüler in die Wilhelm von Humboldt Online-Schule täglich ein. Wenn auch nur wenige. Die Schulpflicht in Deutschland ist nur sehr schwer zu umgehen.

    Seit zwei Jahren wählen sich von Montag bis Freitag auf der ganzen Welt Kinder in die Online-Schule ein. Geschäftsführer Lars Berner kann alle Länder aufzählen: Türkei, Spanien, Frankreich, Mexiko, Kolumbien, Südkorea, Indien, Russland, Ukraine, Polen, Georgien, Moldawien, Dänemark, Norwegen und so weiter. “Viele deutsche Auswanderer ziehen nicht unbedingt in die großen Städte, sondern leben eher provinziell. Für sie war unser Schulangebot gedacht”, sagt Lars Berner, der selbst mit seinem Ehemann und jetzigem Geschäftspartner Sascha Berner mittlerweile auf einer Halbinsel in Costa Rica wohnt und die Schule von hier aus leitet. Sascha Berner war Lehrer für Englisch und Biologie an einem Privatgymnasium und gründete später ein Privatgymnasium in Weinheim mit. Lars Berner hat viele Jahre als Softwareingenieur gearbeitet.

    Eine Online-Schule, das muss in den Ohren aller, die in Deutschland etwas mit Bildung zu tun haben, wie ein unmögliches Projekt klingen. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, vorübergehenden Lockdowns und zeitweisem Homeschooling haben zwar viele Schulen einen großen Sprung in ihrer Digitalisierung gemacht, den Unterricht komplett und für immer ausschließlich online abzuhalten – das können sich sicherlich die wenigsten vorstellen. Lars Berners Online-Schule beweist, dass es möglich ist.

    Ein typischer Tag in der Online-Schule

    Nicht nur die 235 Schüler, sondern auch die 40 Lehrkräfte sitzen auf dem Globus verteilt. Der Unterricht beginnt um 14 Uhr MEZ, pünktlich, darauf wird Wert gelegt. Die Klassen treffen sich in Videocalls, wobei die Schülerinnen und Schüler die Kameras nicht anschalten müssen. In Doppelstunden werden die Unterrichtsstunden abgehalten, jeweils eineinhalb Stunden. Die Inhalte orientieren sich dabei am baden-württembergischen Lehrplan, den kennt Sascha Berner am besten. Die Kinder gehen in feste Klassenverbände mit maximal 16 Kindern. Dadurch sei der Kontakt zwischen Lehrern und Kindern enger, sagt Lars Berner.

    Soweit klingt es erstmal nach ganz normaler Schule. Lars Berner betont jedoch, dass seine Schule einen viel größeren Wert lege auf digitale Methoden. Das heißt mehr Projektarbeit, viel Gruppenarbeit, viele Diskussionen und vor allem technische Medien werden vermehrt eingesetzt. Zum Beispiel Brainix, einer cloudbasierten Lernsoftware, in die Kinder auf verschiedenen Wegen ihre Inhalte einpflegen können: per Maus oder Touchpad, mit Stift oder Finger, Tastatur und Sprache. Die Online-Schule benutzt Brainix in den Fächern Englisch und Mathematik.

    Noch viel wichtiger als die digitalen Anwendungen sei aber, dass digitales Lernen als lebenslanges Lernen verstanden wird, sagt Lars Berner. Vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer, die sich ständig in neuen Medien fortbilden müssten.

    Kein Ersatz, sondern Alternative

    “Die Wilhelm von Humboldt Online-Schule,” sagt Lars Berner “versteht sich nicht als Ersatz zum deutschen Schulsystem, sondern als eine Alternative.” Sie sei für deutsche Auswanderer im Ausland gegründet worden, viel mehr Kindern läge aber das Lernen übers Internet. Keine Störgeräusche aus dem Klassenzimmer, kein Mobbing von Klassenkameraden, kein Gruppenzwang im Sportunterricht.

    Eine Familie aus Potsdam berichtete Bildung.Table, dass ihr Sohn unter einer Angststörung leide und dass das virtuelle Klassenzimmer der Online-Schule das einzige sei, in das ihr Sohn gerne gehen würde. In ihrem Fall übernimmt das Jugendamt die Kosten von 5880 Euro im Jahr, normalerweise zahlen die Familien das Geld selbst. Von der ersten bis zur neunten Klasse gehen die Kinder und Jugendlichen auf die Online-Schule. Nächstes Jahr soll eine 10. Klasse dazukommen und in Zukunft will Lars Berner mit seinem Team auch Kurse für die Vorbereitung aufs Abitur anbieten.

    Seine Stimme klingt über den Ozean etwas blechern. Das liege  wahrscheinlich daran, dass er so weit weg vom Router sei, sagt Lars Berner. Das Internet jedenfalls sei in Costa Rica noch nicht ausgefallen. In Deutschland passiere das viel öfter.

    Presseschau

    Ukraine-Krieg: Propaganda an russischen Schulen WELT
    Aussetzung von deutsch-russischen Wissenschaftsprojekten und Auslandssemestern TAZ
    KMK: Ab April keine Maskenpflicht mehr an Schulen WELT
    GEW gegen Abschaffung der Corona-Maßnahmen an Schulen ZEIT
    Kritik am neuen Berliner Haushaltsentwurf: Kitas und Schulen müssen sparen TAGESSPIEGEL
    KMK: Unbürokratische Hilfe für Geflüchtete / Aufhebung von Pandemie-Einschränkungen bis Mai KMK
    Mehr Lehrer für Schüler aus der Ukraine benötigt ZEIT
    Digitalpakt Schule: Brandenburg investiert Millionen ZEIT
    Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani zu Gast bei Jung & Naiv YOUTUBE
    Erste Schulen in Berlin-Spandau sollen WLAN bekommen TAGESSPIEGEL
    Kultusminister:innen verharmlosen Corona bei Kindern NEWS4TEACHERS
    4 Prozent weniger Studienanfänger:innen als im Vorjahr BILDUNGSKLICK
    Wie geht es Schulen nach zwei Jahren Pandemie? DASDEUTSCHESCHULPORTAL
    Deutlich mehr Studienberechtigte als offiziell angegeben SPIEGEL

    Termine

    18. März 2022, 11:00 bis 14:00 Uhr
    Fachtagung: Dritte Jahresfachtagung der Initiative Verlegerrecht – Mitten in der Digitalisierung
    Auch wenn Digitalisierung im Verlagswesen, wie überall, schlicht und einfach dazugehört, reagieren Verlage sehr unterschiedlich auf die Veränderungen. Daher gibt es innerhalb der Branche eine Vielzahl von unterschiedlichen Ideen und Erfahrungen zum Thema. Auf der dritten Jahresfachtagung der Initiative Verlegerrecht werden diese beleuchtet und Chancen und Risiken betrachtet. Zudem sprechen verschiedene Referent:innen aus Verlagswelt, Journalismus und dem juristischen Bereich über die digitale Zukunft der Verlagsindustrie. Infos & Anmeldung

    19. März 2022, 09:00 bis 17:00 Uhr
    Barcamp vor Ort: Lernräume
    Das Barcamp Lernräume, bei dem es um die Gestaltung von Bildungsräumen geht, findet in diesem Jahr zum fünften Mal statt – seit zwei Jahren zum ersten Mal wieder in Präsenz an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Beim Event geht es um Vernetzung und Austausch von multiperspektivischen Ideen und vielfältiger Expertise. Besonders daran: ein Barcamp ist eine Veranstaltung, auf der alle Anwesenden das Tagesprogramm vor Ort miteinander aushandeln, indem sie ihre Themen und Fragen einbringen und abstimmen lassen. Infos

    22. März 2022, 16:00 bis 17:30 Uhr
    Online-Vortrag: Transformation von Schule mit dem Global Citizenship Education Ansatz
    Die Transformation von Schule mitsamt den damit verbundenen Chancen und Risiken ist in der Bildungsbranche ein viel diskutiertes Thema. In dieser Veranstaltung stellt Michael Wihlenda vom Weltethos-Institut an der Uni Tübingen und Initiator des World Citizenship School Modells den Global Citizenship Education Ansatz vor und diskutiert Ziel, Macht und Haltung des Ansatzes. Im Anschluss präsentiert Nicolai Krichevsky von der Robert-Bosch-Gesamtschule Hildesheim Praxisbeispiele aus seiner Schule, die durch die Ansätze der Global Citizenship Education entstanden sind. Infos & Anmeldung

    31. März 2022, 9:30 bis 11:00 Uhr
    Online-Konferenz: Studienergebnisse: Bildungschancen in unserer Gesellschaft
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt ein zur Vorstellung von Studienergebnissen, die sich mit der Verteilung der Bildungschancen in unserer Gesellschaft beschäftigen. Die Studie beruht auf einer Befragung von knapp 350 Schulleiter:innen und Lehrkräften an Schulen in benachteiligter sozialer Lage. Im Anschluss findet eine Diskussion mit dem Studienautor Prof. Dr. Wolfgang Böttcher, der Berliner Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse und dem Publikum statt. Infos & Anmeldung

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