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Erscheinungsdatum: 10. Februar 2025

Alternative Proteinquellen: Wie die deutsche Wirtschaft vom Ausbau des Sektors profitieren könnte

Die deutsche Branche für alternative Proteine könnte eine weltweite Führungsposition im Bereich der Proteindiversifizierung einnehmen, heißt es in einer neuen Studie. Möglich werden könnte dies jedoch nur durch umfassende öffentliche Investitionen und Unterstützung im Hinblick auf die Zulassung von neuartigen Lebensmitteln.

Mit politischer Unterstützung könnte der deutsche Sektor für alternative Proteine bis 2045 auf 23 Milliarden Euro wachsen und rund 250.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Zu dem Ergebnis gelangt die Studie „A Taste of Tomorrow: Wie sich die deutsche Wirtschaft durch Proteindiversifizierung voranbringen lässt“, die das Beratungsunternehmen Systemiq mit Unterstützung von The Good Food Institute Europe (GFI) erstellt hat. Das entspricht etwa zehn Prozent des heutigen Umsatzes der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

Das wirtschaftlich größte Potenzial im Bereich der Proteindiversifizierung liege in der Nutzung von Deutschlands industriellem Know-how bei der Herstellung von Maschinen. Dazu zählen Produktionsanlagen wie Extruder, Fermenter und Maschinen zur Herstellung von Plantbased-Produkten oder Plantbased-Inhaltsstoffen. Deutschland sei als einer der weltweit führenden Maschinenhersteller und Exporteure in einer einzigartigen Position, um zu einer tragenden Säule des gesamten Sektors für alternative Proteine zu werden, schreiben die Studienautoren. Im europäischen Vergleich ist Deutschland bereits der mit Abstand größte Markt für pflanzliche Alternativprodukte – Trend steigend.

Ausgehend von einem High-Ambition-Szenario könnte sich das Gesamtpotenzial im Export von Fleisch- und Milchalternativen sowie der zugrunde liegenden Technologien bis 2045 auf bis zu 35 Milliarden Euro steigern. Ohne politische Unterstützung könnte der Markt für alternative Proteine 2045 ein Volumen von acht Milliarden Euro erreichen und rund 115.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Im globalen Wettbewerb würde Deutschland in diesem konservativen Szenario jedoch zurückfallen, die Markteinführung neuartiger Technologien wie Präzisionsfermentation und kultiviertes Fleisch würde sehr begrenzt bleiben.

Damit Unternehmen nicht in die USA, nach Singapur, Israel oder Großbritannien abwandern, sollten politische Entscheidungsträger jährlich rund 260 Millionen Euro in Forschung und Infrastruktur investieren. Durch mehr Forschungsförderung und öffentliche Investitionen könnten auch mehr private Investoren gewonnen werden. Auch sollten Unternehmen stärker bei anspruchsvollen Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel unterstützt werden, heißt es in der Studie. Von der Produktentwicklung bis hin zu Skalierung und Marktzugang ist es in der EU ein langer Weg. Allein die Zulassung von neuartigen Lebensmitteln kann in der EU drei bis vier Jahre dauern, während der Prozess in den USA oder Singapur nur etwa ein Jahr in Anspruch nimmt.

Die neue Bundesregierung solle Anreize für landwirtschaftliche Betriebe schaffen, ihr Proteinangebot zu diversifizieren. Weiterhin fordern die Studienautoren von der Politik, pflanzenbasierte Lebensmittel mehr in die Gemeinschaftsverpflegung zu integrieren. „Ohne entschlossenes Handeln droht Deutschland, das enorme ökonomische und ökologische Potenzial dieser neuen Technologien zu verspielen“, sagt Ivo Rzegotta vom GFI. kih

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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