Nach Boykott-Aufrufen gegen ausländische Firmen in China knicken die ersten betroffenen Textilproduzenten ein. Unter anderem das japanische Unternehmen Muji distanziert sich von dem Verdacht der Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern in Xinjiang, um seine Geschäfte in der Volksrepublik nicht zu gefährden. Die chinesische Regierung erhöht derweil den Druck auf die Firmen.
Von Marcel Grzanna
Produkte von H M verschwinden von Internet-Plattformen in China, Taxifahrer können die Adressen von Stores nicht mehr im Handy finden: Die Boykott-Aufrufe gegen H M, Nike oder Adidas offenbaren das grundsätzliche Problem ausländischer Unternehmen in der Volksrepublik. Sie stehen zwischen werteorientierten Ansprüchen aus dem Westen und dem drohenden Zorn einer autoritären Regierung mit dem größten Konsumentenmarkt der Welt im Rücken. Zur Wahrheit gehört: Oft ebben die Boykotte rasch wieder ab und die Schäden für die Firmen sind selten bleibend.
Von Marcel Grzanna
Nach Jahren der Debatte gibt es nun einen Entwurf für ein deutsches Lieferkettengesetz. Dieses hat auch Auswirkungen auf Unternehmen mit Zulieferern in Xinjiang: Die deutsche Solarindustrie bezieht Solarmodule, in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Vorprodukte aus der Provinz stecken, die unter Zwangsarbeit hergestellt wurden. Das Gesetz trifft die Branche zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn nach Jahren der Stagnation wollen einige Hersteller wieder in Fertigungsanlagen investieren. Doch eine Kontrolle der Zulieferer in Xinjiang ist schwer umzusetzen, sodass sie möglicherweise auf teurere andere Zulieferer angewiesen wären.
Von Nico Beckert
Seit 2013 betreibt Volkswagen mit seinem chinesischen Joint Venture-Partner SAIC in der konfliktreichen Westprovinz Xinjiang ein Werk. Zwangsarbeit kann VW nicht vorgeworfen werden. Der Konzernbetriebsrat von Volkswagen sagt China.Table: Wenn es dafür Anzeichen gibt, würde er eingreifen.
Von Felix Lee
Heute stellt die EU-Kommission ihre neue Handelsstrategie vor. Die Neuaufstellung ist notwendig, da die daran gestellten Herausforderungen diverser geworden sind. Die Leitlinien sind nicht zuletzt auch bezüglich des größten Handelspartners China richtungsgebend - denn während Peking in einigen Punkten als Partner möglich ist, liegen in anderen die Vorstellungen weit auseinander.
Von Amelie Richter