
Rauchen ist in China kulturell tief verankert. Eine neue Studie mahnt nun eine Erhöhung der Zigarettenpreise an, um den Tabakkonsum zu senken. Doch bei bisherigen staatlichen Maßnahmen mangelte es nicht nur oft an der Durchsetzung. Auch die Motivationsfrage stellt sich. Denn der staatliche Tabakkonzern, weltweit größter Produzent, fährt als Monopolist riesige Gewinne ein - zugunsten der Staatskasse.
Von Redaktion Table
Peking will mit den Olympischen Winterspielen 2022 den Tourismus ankurbeln und die Infrastruktur ausbauen. Hersteller von Wintersportausrüstung aus dem Alpenraum wittern eine Jahrhundertchance. Denn schon im kommenden Jahr könnte China zahlenmäßig zu den führenden Skinationen aufrücken. Peking hofft auf einen Wachstumsschub für strukturschwache Gebiete - und die Alpen auf mehr chinesische Touristen, die bereits zu Hause Skifahren gelernt haben.
Von Frank Sieren
Wie lassen sich aus Parteimedien brauchbare Informationen zur Einschätzung der Lage in China herauslesen? Früher verstanden sich Sinologen auf die Kunst, als Alchemisten der Sprache aus Bleiwüsten voll dümmlicher Propaganda noch Gold zu schürfen. Sie mussten nur den Absatz entdecken, der mit „danshi“ (aber) anfing. Dort versteckte sich die News. Nach dem Relaunch des ZK-Theoriemagazin „Qiushi“ hat sich für sie eine neue Quelle aufgetan.
Von Table.Briefings
Der chinesische Kinomarkt hat zum Frühlingsfest mit Eigenproduktionen einen Traumstart hingelegt. Durch die früheren Wiedereröffnungen nach der Corona-Pandemie ist es China im vergangenen Jahr erstmals gelungen, die USA als größten Kinomarkt der Welt abzulösen. Zugleich macht sich die Volksrepublik immer unabhängiger von US-Produktionen.
Von Redaktion Table
Männliche Jugendliche werden unter dem Einfluss sorgender Mütter und gepflegter Boygroup-Stars "weibisch", fürchtet ein politisch einflussreicher Industrieboss und Abgeordneter – und löst eine erstaunlich große Resonanz in der chinesischen Gesellschaft aus.
Von
Die Kultur in China hat sich über Jahrtausende mit Einflüssen von vielen Völkern und Nationen entwickelt. Mit dem Kommunismus fand ein Wandel statt. Die Table.Media-Redaktion hat alle News zur Kultur in China.
China gilt als eine der ältesten Kulturen der Welt. Erste Schriften sind bis zu 3.500 Jahre alt. Der Konfuzianismus – eine der drei Weltanschauungen Chinas – geht auf das fünfte Jahrhundert vor Christus zurück. Der Daoismus ist etwa genauso alt. Die dritte Kultur, der Buddhismus, hielt um das Jahr null herum Einzug in China. Die Kultur in China entwickelte sich lange Zeit ungestört und erhielt durch den regen Handel und Austausch mit anderen Ländern und Völkern über die Seidenstraße immer neue Einflüsse und Nuancen. Der Opiumkrieg mit Großbritannien und der europäische Kolonialismus waren entscheidende Einschnitte.
Als im 20. Jahrhundert in der neu gegründeten Volksrepublik erst der Kommunismus eingeführt wurde und dann in den 1960ern und 1970ern eine Kulturrevolution stattfand, erfanden sich zentrale Aspekte der chinesischen Populärkultur gänzlich neu. Seither dient sie vor allem der moralischen Erziehung der Bürgerinnen und Bürger und der Verbreitung der Politik der Kommunistischen Partei. Die Kultur in China muss sich, wie auch das Individuum selbst, dem Gemeinwohl unterordnen. Entsprechend erließ die Kommunistische Partei am 1. März 2021 Verhaltensregeln, die eine ganze Branche betreffen. Künstler in China müssen sich seitdem an einen Leitfaden mit 15 Anweisungen halten. Davon betroffen sind unter anderem Musiker, Schauspieler, Magier und Comedians.
Der Leitfaden mit den Anweisungen für Künstler in China umfasst Gebote wie die „Liebe zur Partei und ihren Prinzipien“ oder Dienst an „den Menschen und dem Sozialismus“. Ebenso ist es verboten, die Geschichte Chinas zu verunglimpfen oder sich mit Tibetern oder Uiguren zu solidarisieren. Prominente Kulturschaffende in der Volksrepublik dürfen Verbraucher auch nicht durch „Auftritte in Werbespots“ in die Irre führen oder „religiösen Praktiken“ nachgehen. Hintergrund ist, dass sich die Kommunistische Partei in China auch verantwortlich fühlt für die moralische Erziehung der Bürger. Kontrolliert wird die Einhaltung der Gebote von einer Ethik-Kommission, in der „vorbildliche Künstler“ sitzen. Wer gegen die Auflagen verstößt, dem drohen bis zu fünf Jahre Berufsverbot und eine Nachschulung. Zwar ist der Leitfaden neu, die inhaltliche Überwachung der Kultur in Volksrepublik ist es aber nicht. Bereits seit Mao Zedong standen Künstler im Fokus. Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat bereits klargestellt, dass Kunst und Kultur dem Sozialismus dienen müssten.
Wie wichtig Kultur für die Identität eines Volkes ist, zeigt auch der Umgang der Kommunistischen Partei mit der Kultur von Minderheiten im Land. Ein extremes Beispiel ist autonome Region Xinjiang im Nordwesten, das Gebiet der muslimischen Uiguren. Die Kommunistische Partei Chinas siedelt gezielt Han-Chinesen in Xinjiang an. Ihr Anteil an der dortigen Bevölkerung macht mittlerweile 46 Prozent aus. Uigurische Menschenrechtsaktivisten werfen der Regierung eine Sinisierung vor. Die heimische Kultur der Uiguren werde gezielt in den Hintergrund gedrängt. Dazu kommen Umerziehungslager, in denen Uiguren unter anderem die Werte und Kultur die Han-Chinesen aufgezwungen werden.
Auch in der Musikbranche greift die KP China konsequent durch. In den Augen von Staatspräsident Xi Jinping hat kaum eine andere Gruppe so viel Einfluss auf Chinas Jugend. Entsprechend sind Tattoos, Ohrringe und unangemessene Sprache verboten. Die Staatszeitung Global Times kommentierte: „Je größer die Popularität, desto mehr müsst ihr selbst diszipliniert sein; je beliebter ihr seid, desto mehr müsst ihr euch an das Gesetz halten.“ Die beliebteste Art Musik in China zu hören ist der Streaming-Dienst Tencent Music. Das Angebot ist so beliebt, dass im Jahr 2021 die Marktregulierungsbehörde SAMR gegen die Monopolstellung des Konzerns vorgehen musste. Als Konsequenz musste Tencent Music Exklusiv-Rechte an Musiklabels auflösen.
Der Film spielt in der Kultur in China eine besonders wichtige Rolle. Denn die Volksrepublik ist nicht nur der größte Kinomarkt der Welt, über die Leinwand soll auch die Soft-Power-Strategie der Kommunistischen Partei umgesetzt werden. Im Kern geht es darum, einen Staat durch sein außenpolitisches Auftreten, seine politischen Werte und seine Kultur stärker und attraktiver zu machen. Wegen Chinas undiplomatischen Auftretens und seiner schweren Menschenrechtsverletzungen kommt dem Film eine besonders wichtige Rolle zu. Entsprechend hoch sind die Investitionen. Im Jahr 2018 ließ Geschäftsmann Wang Jianlin in der ostchinesischen Stadt Qingdao das modernste Studiogelände der Welt bauen. Für 6,5 Milliarden Euro entstanden dort 40 Filmstudios. Jianlin gehört auch das Filmstudio Legendary Entertainment („Jurassic World“, „Batman: The Dark Knight Trilogy“). Parallel hat Amblin Partners, die Produktionsfirma von Steven Spielberg, eine Kooperation mit dem chinesischen Alibaba-Konzern beschlossen. Trotz all dieser Investitionen werden chinesische Blockbuster nur selten außerhalb des Landes gezeigt. Das liegt auch daran, dass es sich bei den Filmen meist um Propagandawerke handelt. Sie müssen sich an den Leitfaden für Künstler in China halten und werden schon bei der Entstehung zensiert. Umgekehrt dürfen nur 34 ausländische Produktionen pro Jahr in China gezeigt werden. Um an der Staatskontrolle vorbei zu kommen müssen die Filme – wie etwa „Der Marsianer“ oder James Bond: Skyfall“ – teils massiv umgeschnitten und verändert werden.
Die Kultur in China wird auch im Bereich der Literatur von den politischen Interessen der Kommunistischen Partei geprägt. So sagt Jiang Yu vom Forschungszentrum für Entwicklung: „Kunst und Literatur sind wichtige Schlachtfelder für Ideen und Ideologie und damit extrem wichtig für die Arbeit der Partei.“ Auch im Ausland populär und in China vom Staat unterstützt sind Science-Fiction-Werke. Hintergrund ist, dass die gesamte Gesellschaft sehr zukunftsorientiert ist. Das Weltraumprogramm der Volksrepublik, futuristische Städte und eine hohe Technikaffinität tun ihr übriges. Aus den Werken chinesischer Autoren werden auch Fernsehserien und Filme produziert. So beispielsweise die Trisoloris-Trilogie von Liu Cixins, die für Netflix umgesetzt wird.
Videospiele gehören in China zur Kultur dazu. Doch seit der Coronavirus-Pandemie, als Kinder sich drinnen beschäftigen mussten und verstärkt zu Games griffen, will der Staat hier regulierend eingreifen. Das betrifft eine Milliardenindustrie. Der Umsatz der chinesischen Spielebranche betrug im Jahr 2020 satte 35 Milliarden Euro. In der Kommunistischen Partei gibt es deswegen Pläne, die Spielebranche von Steuererleichterungen auszunehmen. Eigentlich handelt es sich um einen Wirtschaftszweig der Zukunft, der massiv gefördert werden soll. Doch die Branche steckt nicht mehr in der Start-up-Phase. Das Argument ist, dass Milliardenkonzerne wie Tencent in Form von Steuern etwas zurückzahlen sollen.
Tencent, Weltmarktführer bei Videospielen, will der Kommunistischen Partei deswegen entgegenkommen. Das Unternehmen beschränkt beispielsweise freiwillig die tägliche Spielzeit für den Erfolgstitel „Honor of Kings“. Unter der Woche dürfen es Nutzer nur noch eine Stunde spielen. Nur zwei Stunden am Wochenende. Doch ein strengeres Jugendschutzgesetz, dass es Spielern schwerer macht, diese Sperre zu umgehen, konnte Tencent so nicht verhindern. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Games-Branche in China die Gunst der Kommunistischen Partei verliert ist der Ton, den die Presse gegenüber den Videospielfirmen anschlägt. Diese würden „geistiges Opium“ verkaufen. Aufgrund der Opiumkriege gegen Großbritannien ist dieser Vergleich historisch aufgeladen und gilt als schwerer Angriff. Auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat sich klar positioniert. Games gehörten zu den „schmutzigen und unübersichtlichen Dingen, die online zu finden sind“, sagte er in einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua.
In China gibt es vier traditionelle Kleidungsstücke, die Teil der Kultur des Landes sind. Der Hanfu ist die älteste chinesische Kleidung. Dabei handelt es sich um eine Seidenrobe – ein Kleidungsstück mit einer viertausend Jahre alten Tradition. Männer tragen außerdem häufig einen Zhongshan-Anzug, auch Mao-Anzug genannt. Der Tang-Anzug hat seine Wurzeln in der Tang-Dynastie (die Jahre 619 bis 907). Berühmtester Träger der schwarzen Jacke ist vielleicht Bruce Lee. Das vierte traditionelle Kleidungsstück ist das Cheongsam. Ein langes Kleid. In der Moderne wird die Mode in China - und damit auch ein Teil der Kultur der Volksrepublik - von Fast-Fashion diktiert. Marktführer ist die Mode-Plattform Shein. Sie verkauft billige Kleidung für Frauen. Die Kosten belaufen sich auf fünf bis zwanzig Dollar pro Stück. Das Design wird von einer Künstlichen Intelligenz entworfen. In einer Woche im Mai 2021 entwarf das System 30.000 neue Kleidungsstücke, um innerhalb kürzester Zeit den Geschmack in jeder Region bedienen zu können. Lediglich fünf bis sieben Tage vergehen zwischen dem Entwurf durch die künstliche Intelligenz und dem Einräumen erster Stücke ins Verkaufsregal.
In der Kultur Chinas könnte es aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren zu einem starken Wandel kommen. Die Bevölkerung Chinas wird immer älter. Die Lockerung der Ein-Kind-Politik im Jahr 2016 und auch die Lockerung der Zwei-Kind-Politik 2021 kamen zu spät, um die Demografie in China bisher spürbar zu ändern. Alle News zur Kultur in China auf deutsch gibt es von der Table.Media-Redaktion.