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Greenwashing

Table.Standpunkt | Biolebensmittel

EmpCo-Richtlinie: Warum es bei der Umsetzung Rechtssicherheit für Bio-Werbung braucht

Bio-Verbände in Deutschland sehen ihre Werbung derzeit ausgerechnet durch eine Greenwashing-Richtlinie der EU gefährdet. Damit sie ihre Produkte weiterhin rechtssicher als ökologisch oder biologisch bezeichnen können, muss das Bundesjustizministerium, das die Richtlinie derzeit in deutsches Recht überträgt, dringend einen rechtlichen Widerspruch auflösen.

Von Simone Gärtner

Opinion | Biolebensmittel

EmpCo Directive: Why legal certainty is needed for the implementation of advertising organic products

Organic associations in Germany are currently seeing their advertising jeopardized by an EU greenwashing directive of all things. To ensure that they can continue to describe their products as ecological or organic with legal certainty, the Federal Ministry of Justice, which is currently transposing the directive into German law, urgently needs to resolve a legal contradiction.

Von Simone Gärtner

Analyse

Green Claims: Wie die EU-Kommission für Verwirrung sorgt

Die Verhandlungen über die Green-Claims-Richtlinie zu Werbung mit Umweltaussagen liegen vorerst auf Eis. Parlamentarier sind empört über den Rückzug der Kommission, doch auch im Rat gibt es keine Mehrheit mehr.

Von Redaktion Table

News

Green Claims: Von der Leyen will Wogen glätten

Die EU-Kommission hatte auf Druck der EVP hin angekündigt, den Gesetzesvorschlag gegen Greenwashing zurückzuziehen. Nach Warnungen der Koalitionspartner soll es nun eine Verhandlungslösung geben.

Von Till Hoppe

News

Nature Credits: Kritik an EU-Plänen für freiwilligen Markt

Die EU-Kommission möchte hohe Standards für einen Markt für Naturgutschriften entwickeln, sagt Umweltkommissarin Jessika Roswall im Gespräch mit Table.Briefings. Fachleute sind aber skeptisch, ob sich schnell ein vertrauensvoller Mechanismus etablieren lässt.

Von Lukas Knigge

News

Green Claims: Einigung Anfang Juni geplant.

Die Verhandlungen über die Green-Claims-Richtlinie, die falsche und nicht belegbare Umweltversprechen auf Produkten verbieten soll, sind auf der Zielgeraden. Am 10. Juni soll der dritte und letzte Trilog zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission stattfinden. Auf technischer Ebene beginnen letzte Vorbereitungen.

Von Leonie Düngefeld

Das Thema Greenwashing erfährt derzeit eine hohe Relevanz in der Nachhaltigkeitsdebatte. Während zahlreiche Unternehmen Nachhaltigkeitsversprechen abgeben, zeigt sich, dass viele davon nicht mehr als Marketingstrategien sind, um umweltbewusste Verbraucher zu täuschen. Doch was genau bedeutet Greenwashing, warum betreiben Unternehmen diese Praxis und wie wird es durch gesetzliche Maßnahmen wie die EU-Richtlinie Greenwashing reguliert? Lesen Sie hier alles zu aktuellen Regulierungen und Entwicklungen im Bereich Greenwashing von der Table.Briefings-Redaktion.

Was bedeutet Greenwashing?

Der Begriff

Greenwashing

beschreibt den Versuch von Unternehmen, sich umweltfreundlicher darzustellen, als es der Realität entspricht. Dies erfolgt häufig durch irreführende

Werbung

, falsche Versprechen oder die Betonung kleiner, nachhaltiger Maßnahmen, während die Hauptgeschäftsbereiche weiterhin umweltschädlich bleiben. Der Begriff stammt aus dem Englischen und setzt sich zusammen aus „green“ (grün, also umweltfreundlich) und „whitewashing“ (Schönfärberei). Ziel ist es, das Image eines Unternehmens zu verbessern, ohne tatsächlich einen signifikanten Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. 

Ursachen von Greenwashing

Unternehmen greifen aus verschiedenen Gründen auf

Greenwashing

zurück: 

  • Wachsende Nachfrage nach Nachhaltigkeit: Verbraucher legen immer mehr Wert auf nachhaltige Produkte. Unternehmen nutzen Greenwashing, um diese Nachfrage zu bedienen, ohne ihre Prozesse grundlegend zu ändern. Dabei reichen oft minimale Anpassungen, wie die Verwendung von Schlagwörtern wie „grün“ oder „umweltfreundlich“, um ein positives Image zu erzeugen.

  • Wettbewerbsdruck: In Branchen, in denen Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil gilt, versuchen Unternehmen durch Greenwashing mitzuhalten. Wer als Marke als „grün“ wahrgenommen wird, kann Kunden binden und neue Zielgruppen ansprechen, auch wenn die beworbenen Maßnahmen kaum Substanz haben.

  • Fehlende Regulierungen: In vielen Ländern gab es lange Zeit keine klaren Richtlinien oder Gesetze, die Greenwashing unterbinden. Selbst dort, wo Regelungen existieren, fehlt es oft an ausreichender Kontrolle oder Sanktionen, was Greenwashing zu einer risikofreien Strategie macht. 

Greenwashing: Beispiele und Formen von Greenwashing

Es gibt verschiedene Arten von

Greenwashing

, die Unternehmen nutzen, um Verbraucher zu täuschen: 

  • Irreführende Begriffe: Begriffe wie „umweltfreundlich“, „nachhaltig“ oder „klimaneutral“ werden häufig verwendet, ohne dass es klare Beweise für diese Aussagen gibt.

  • Unvollständige Informationen: Unternehmen heben einzelne umweltfreundliche Maßnahmen hervor, ohne die Gesamtauswirkungen ihrer Produkte oder Dienstleistungen offenzulegen.

  • Falsche Zertifikate und Labels: Manche Unternehmen verwenden Labels, die wie offizielle Umweltzertifikate aussehen, aber tatsächlich keinerlei Standards erfüllen.

  • Ablenkung von Kernproblemen: Während kleine Verbesserungen hervorgehoben werden, bleiben die größten Umweltschäden des Unternehmens unberührt. 

Ein Beispiel hierfür ist die Modeindustrie: Große Marken werben mit nachhaltigen Kollektionen, während ihre Produktionsmethoden weiterhin auf Fast-Fashion-Praktiken basieren. Auch in der Lebensmittelbranche zeigt sich

Greenwashing

häufig, etwa durch Labels wie „natürlich“ oder „ohne Zusatzstoffe“, die oft irreführend eingesetzt werden, um umweltbewusste Konsumenten anzusprechen. 

Welche Unternehmen betreiben Greenwashing?

Viele bekannte Marken und Unternehmen sind in der Vergangenheit des

Greenwashings

überführt worden. Bekannte

Greenwashing Beispiele

umfassen unter anderem: 

  • Shell: Die Ölgesellschaft bewirbt Klimaschutzmaßnahmen, während sie weiterhin massiv in fossile Brennstoffe investiert. Solche Widersprüche verdeutlichen, wie weit die Realität von den Werbebotschaften abweichen kann.

  • Nestlé: Das Unternehmen hat seine Nachhaltigkeitsversprechen oft nicht eingehalten und steht wegen der Plastikverschmutzung in der Kritik. Zudem gibt es Vorwürfe, dass das Unternehmen in Wasserschutzgebieten operiert, ohne Rücksicht auf lokale Umweltprobleme.

  • Coca-Cola: Das Unternehmen präsentiert sich als Vorreiter im Recycling, steht jedoch aufgrund des hohen Plastikverbrauchs und der begrenzten Recyclingquote in der Kritik. Laut Berichten ist Coca-Cola weiterhin einer der größten Plastikverschmutzer weltweit.

  • H&M: Die Marke bewirbt „Conscious Collections“, die angeblich nachhaltiger sind, während der Großteil der Produktion weiterhin auf umweltschädlicher Fast Fashion basiert. Transparenz über die tatsächlichen Produktionsbedingungen fehlt dabei oft. 

Diese Beispiele zeigen, dass

Greenwashing

kein Problem einzelner Branchen, sondern ein globales Phänomen ist. Es betrifft Unternehmen aus verschiedenen Sektoren, die versuchen, durch irreführende Nachhaltigkeitsbotschaften ihren Ruf zu verbessern, ohne echte Veränderungen umzusetzen. 

Wie wird Greenwashing reguliert?

Die Europäische Union arbeitet an strengeren Maßnahmen, um

Greenwashing

zu verhindern. Die

EU-Richtlinie Greenwashing

zielt darauf ab, irreführende Werbung und falsche Nachhaltigkeitsversprechen zu unterbinden. Die wichtigsten Punkte der Richtlinie: 

  • Klare Definitionen von Begriffen wie „klimaneutral“ oder „umweltfreundlich“.

  • Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsbehauptungen mit Fakten belegen.

  • Strengere Strafen für Unternehmen, die Greenwashing betreiben. 

Darüber hinaus gibt es Vorschläge für ein

Greenwashing-Verbot

, das irreführende Praktiken in der Werbung vollständig untersagt. 

Greenwashing-Verbot und die Rolle der Verbraucher

Ein vollständiges Verbot von

Greenwashing

könnte helfen, mehr Transparenz in den Markt zu bringen. Gleichzeitig sind auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Pflicht:

  • Prüfung von Zertifikaten: Auf offizielle Labels wie Blauer Engel oder Fairtrade achten.

  • Werbeaussagen hinterfragen: Ist das Produkt wirklich so nachhaltig, wie es angepriesen wird? 

Verbraucher haben durch bewusste Kaufentscheidungen eine wichtige Rolle dabei, Greenwashing zu verhindern. 

Greenwashing

untergräbt das Vertrauen in Nachhaltigkeitsbemühungen und verlangsamt den Fortschritt im Umweltschutz. Unternehmen, die Greenwashing betreiben, riskieren nicht nur ihren Ruf, sondern setzen auch falsche Anreize für andere Marktteilnehmer. Gesetzliche Maßnahmen wie die

EU-Richtlinie Greenwashing

sind ein wichtiger Schritt, um Verbraucher zu schützen und echte Nachhaltigkeit zu fördern. Gleichzeitig bleibt es entscheidend, dass Verbraucher kritisch bleiben und sich über die Praktiken von Unternehmen informieren.

Greenwashing

zu erkennen und zu vermeiden ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Politik, Unternehmen und Gesellschaft – nur so kann echte Nachhaltigkeit erreicht werden.