
Finanzen: ESG-Ratings kein Indikator für Nachhaltigkeit
Große Unternehmen täuschen mit guten ESG-Ratings häufig über ihre tatsächliche Nachhaltigkeitsleistung hinweg. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie
Von Marc Winkelmann
Große Unternehmen täuschen mit guten ESG-Ratings häufig über ihre tatsächliche Nachhaltigkeitsleistung hinweg. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie
Von Marc Winkelmann
Weniger neue Vorschriften, mehr Anreize: So lässt sich die Richtung der EU-Naturschutzpolitik für die neue Amtszeit zusammenfassen. Weil das seinen Preis hat, setzt EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf private Gelder. Doch die zu mobilisieren, könnte knifflig werden.
Von Julia Dahm
Der Bausektor muss nachhaltiger werden, um die Klimaziele zu erreichen. Die große Hoffnung: Recyclingbeton. Wie klimafreundlich er jedoch im Vergleich zu Neumaterial ist, hängt davon ab, wo er verarbeitet wird und wie hoch der Zementanteil ist.
Von Redaktion Table
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis steht erneut in der Kritik. Table.Briefings hat mit mehr als einem Dutzend Insidern gesprochen. Sie empfehlen mehr Transparenz, ein anderes Format und neue Eigentümer.
Von Caspar Dohmen
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis steht erneut in der Kritik. Table.Briefings hat mit mehr als einem Dutzend Insidern gesprochen. Sie empfehlen mehr Transparenz, ein anderes Format und neue Eigentümer.
Von Caspar Dohmen
Nachdem Deutschlands größter Vermögensverwalter bereits in den USA wegen irreführendem ESG-Marketing Strafen zahlen musste, zieht nun der erste deutsche Kläger in Frankfurt vor Gericht.
Von Anna Gauto
In a new report on food labeling, the European Court of Auditors speaks of “misleading information” on food. The auditors attribute this to gaps in EU legislation and call on the Commission to take action.
Von Merle Heusmann
In einem neuen Bericht zur Lebensmittelkennzeichnung spricht der Europäische Rechnungshof von „irreführenden Informationen“ auf Lebensmitteln. Diese führen die Prüfer auf Lücken in den EU-Rechtsvorschriften zurück und fordern die Kommission zum Handeln auf.
Von Merle Heusmann
Mit großer Verzögerung und nach zähen Verhandlungen endet die COP29 am frühen Sonntagmorgen in Baku. Beschlossen wird ein Finanzziel, mit dem die Industriestaaten bis 2035 eine Summe von 300 Milliarden Dollar versprechen. Aber in anderen Bereichen heißt Fortschritt nur, Rückschritt zu verhindern.
Von Bernhard Pötter
Jahrelang hat die EU auf strenge Standards und Transparenzregeln für den Handel mit Emissionsminderungsgutschriften gepocht und einen Verhandlungsabschluss zu Artikel 6 verhindert. Nun gibt sie ihre Blockade auf – mit lediglich minimalen Verbesserungen. Beobachter sind besorgt über die Integrität von Kohlenstoffmärkten.
Von Lukas Knigge
Das Thema Greenwashing erfährt derzeit eine hohe Relevanz in der Nachhaltigkeitsdebatte. Während zahlreiche Unternehmen Nachhaltigkeitsversprechen abgeben, zeigt sich, dass viele davon nicht mehr als Marketingstrategien sind, um umweltbewusste Verbraucher zu täuschen. Doch was genau bedeutet Greenwashing, warum betreiben Unternehmen diese Praxis und wie wird es durch gesetzliche Maßnahmen wie die EU-Richtlinie Greenwashing reguliert? Lesen Sie hier alles zu aktuellen Regulierungen und Entwicklungen im Bereich Greenwashing von der Table.Briefings-Redaktion.
Der Begriff
Greenwashing
beschreibt den Versuch von Unternehmen, sich umweltfreundlicher darzustellen, als es der Realität entspricht. Dies erfolgt häufig durch irreführende
Werbung
, falsche Versprechen oder die Betonung kleiner, nachhaltiger Maßnahmen, während die Hauptgeschäftsbereiche weiterhin umweltschädlich bleiben. Der Begriff stammt aus dem Englischen und setzt sich zusammen aus „green“ (grün, also umweltfreundlich) und „whitewashing“ (Schönfärberei). Ziel ist es, das Image eines Unternehmens zu verbessern, ohne tatsächlich einen signifikanten Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Unternehmen greifen aus verschiedenen Gründen auf
Greenwashing
zurück:
Wachsende Nachfrage nach Nachhaltigkeit: Verbraucher legen immer mehr Wert auf nachhaltige Produkte. Unternehmen nutzen Greenwashing, um diese Nachfrage zu bedienen, ohne ihre Prozesse grundlegend zu ändern. Dabei reichen oft minimale Anpassungen, wie die Verwendung von Schlagwörtern wie „grün“ oder „umweltfreundlich“, um ein positives Image zu erzeugen.
Wettbewerbsdruck: In Branchen, in denen Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil gilt, versuchen Unternehmen durch Greenwashing mitzuhalten. Wer als Marke als „grün“ wahrgenommen wird, kann Kunden binden und neue Zielgruppen ansprechen, auch wenn die beworbenen Maßnahmen kaum Substanz haben.
Fehlende Regulierungen: In vielen Ländern gab es lange Zeit keine klaren Richtlinien oder Gesetze, die Greenwashing unterbinden. Selbst dort, wo Regelungen existieren, fehlt es oft an ausreichender Kontrolle oder Sanktionen, was Greenwashing zu einer risikofreien Strategie macht.
Es gibt verschiedene Arten von
Greenwashing
, die Unternehmen nutzen, um Verbraucher zu täuschen:
Irreführende Begriffe: Begriffe wie „umweltfreundlich“, „nachhaltig“ oder „klimaneutral“ werden häufig verwendet, ohne dass es klare Beweise für diese Aussagen gibt.
Unvollständige Informationen: Unternehmen heben einzelne umweltfreundliche Maßnahmen hervor, ohne die Gesamtauswirkungen ihrer Produkte oder Dienstleistungen offenzulegen.
Falsche Zertifikate und Labels: Manche Unternehmen verwenden Labels, die wie offizielle Umweltzertifikate aussehen, aber tatsächlich keinerlei Standards erfüllen.
Ablenkung von Kernproblemen: Während kleine Verbesserungen hervorgehoben werden, bleiben die größten Umweltschäden des Unternehmens unberührt.
Ein Beispiel hierfür ist die Modeindustrie: Große Marken werben mit nachhaltigen Kollektionen, während ihre Produktionsmethoden weiterhin auf Fast-Fashion-Praktiken basieren. Auch in der Lebensmittelbranche zeigt sich
Greenwashing
häufig, etwa durch Labels wie „natürlich“ oder „ohne Zusatzstoffe“, die oft irreführend eingesetzt werden, um umweltbewusste Konsumenten anzusprechen.
Viele bekannte Marken und Unternehmen sind in der Vergangenheit des
Greenwashings
überführt worden. Bekannte
Greenwashing Beispiele
umfassen unter anderem:
Shell: Die Ölgesellschaft bewirbt Klimaschutzmaßnahmen, während sie weiterhin massiv in fossile Brennstoffe investiert. Solche Widersprüche verdeutlichen, wie weit die Realität von den Werbebotschaften abweichen kann.
Nestlé: Das Unternehmen hat seine Nachhaltigkeitsversprechen oft nicht eingehalten und steht wegen der Plastikverschmutzung in der Kritik. Zudem gibt es Vorwürfe, dass das Unternehmen in Wasserschutzgebieten operiert, ohne Rücksicht auf lokale Umweltprobleme.
Coca-Cola: Das Unternehmen präsentiert sich als Vorreiter im Recycling, steht jedoch aufgrund des hohen Plastikverbrauchs und der begrenzten Recyclingquote in der Kritik. Laut Berichten ist Coca-Cola weiterhin einer der größten Plastikverschmutzer weltweit.
H&M: Die Marke bewirbt „Conscious Collections“, die angeblich nachhaltiger sind, während der Großteil der Produktion weiterhin auf umweltschädlicher Fast Fashion basiert. Transparenz über die tatsächlichen Produktionsbedingungen fehlt dabei oft.
Diese Beispiele zeigen, dass
Greenwashing
kein Problem einzelner Branchen, sondern ein globales Phänomen ist. Es betrifft Unternehmen aus verschiedenen Sektoren, die versuchen, durch irreführende Nachhaltigkeitsbotschaften ihren Ruf zu verbessern, ohne echte Veränderungen umzusetzen.
Die Europäische Union arbeitet an strengeren Maßnahmen, um
Greenwashing
zu verhindern. Die
EU-Richtlinie Greenwashing
zielt darauf ab, irreführende Werbung und falsche Nachhaltigkeitsversprechen zu unterbinden. Die wichtigsten Punkte der Richtlinie:
Klare Definitionen von Begriffen wie „klimaneutral“ oder „umweltfreundlich“.
Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsbehauptungen mit Fakten belegen.
Strengere Strafen für Unternehmen, die Greenwashing betreiben.
Darüber hinaus gibt es Vorschläge für ein
Greenwashing-Verbot
, das irreführende Praktiken in der Werbung vollständig untersagt.
Ein vollständiges Verbot von
Greenwashing
könnte helfen, mehr Transparenz in den Markt zu bringen. Gleichzeitig sind auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Pflicht:
Prüfung von Zertifikaten: Auf offizielle Labels wie Blauer Engel oder Fairtrade achten.
Werbeaussagen hinterfragen: Ist das Produkt wirklich so nachhaltig, wie es angepriesen wird?
Verbraucher haben durch bewusste Kaufentscheidungen eine wichtige Rolle dabei, Greenwashing zu verhindern.
Greenwashing
untergräbt das Vertrauen in Nachhaltigkeitsbemühungen und verlangsamt den Fortschritt im Umweltschutz. Unternehmen, die Greenwashing betreiben, riskieren nicht nur ihren Ruf, sondern setzen auch falsche Anreize für andere Marktteilnehmer. Gesetzliche Maßnahmen wie die
EU-Richtlinie Greenwashing
sind ein wichtiger Schritt, um Verbraucher zu schützen und echte Nachhaltigkeit zu fördern. Gleichzeitig bleibt es entscheidend, dass Verbraucher kritisch bleiben und sich über die Praktiken von Unternehmen informieren.
Greenwashing
zu erkennen und zu vermeiden ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Politik, Unternehmen und Gesellschaft – nur so kann echte Nachhaltigkeit erreicht werden.