Die Helmholtz-Gemeinschaft hat in Berlin ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert – und dabei zurückgeblickt und den Blick nach vorn gerichtet. Im Table.Research-Podcast sprachen Präsident Otmar D. Wiestler und sein designierter Nachfolger Martin Keller über die besonderen Stärken der größten deutschen Forschungsorganisation und über die Herausforderungen der kommenden Jahre.
Wiestler, seit 10 Jahren Präsident von Helmholtz, betonte vor allem den interdisziplinären Ansatz als Alleinstellungsmerkmal der Gemeinschaft. „Wir müssen noch viel systematischer als bislang unsere Forschungsergebnisse daraufhin überprüfen, was wir in Innovationen überführen können.“ Helmholtz könne dank seiner Größe und Infrastruktur große, langfristige Vorhaben umsetzen – von Arktisexpeditionen über individualisierte Krebsmedizin bis hin zu Prototypen für emissionsarme Flugzeuge und der Entwicklung des ersten europäischen Exascale-Supercomputers. Innovationen müssten aber noch konsequenter vorangetrieben werden. Ein Beispiel sei das Karlsruher Spin-off Ineratec, das klimaneutrale Kraftstoffe herstellt, oder neue Krebstherapien aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum.
Zeit für einen Aufbruch. Sein Nachfolger Martin Keller, der nach 30 Jahren in den USA als Präsident des National Renewable Energy Laboratory (NREL) im November nach Deutschland zurückkehrt, hob die besondere Stärke der integrierten Helmholtz-Forschung hervor: „Selbst in den USA haben wir diese enge Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg nicht – Helmholtz ist da weltweit einmalig.“ Entscheidend werde sein, Wissenschaft noch enger mit Industrie und Start-up-Kultur zu verbinden: „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen dorthin, wo Action ist – und ich spüre: In Deutschland ist jetzt die Zeit für einen neuen Aufbruch.“
Beide betonten, dass dieser Aufbruch nicht ohne politische Rahmenbedingungen gelingen könne. Wiestler forderte Verbesserungen bei der steuerlichen Förderung von Forschung und eine stärkere Einbindung von Investorinnen und Investoren. Gleichzeitig müsse Helmholtz noch internationaler werden und mehr Talente aus aller Welt anziehen. „Forschung lebt von exzellenter Infrastruktur, aber vor allem von den besten Köpfen“, sagte Wiestler.
Keller sieht die Helmholtz-Gemeinschaft in einer Schlüsselrolle für den dringend notwendigen Innovationsschub: „Wir haben einen Planeten zu retten – das schaffen wir nur gemeinsam. Und Helmholtz hat alles, was es dafür braucht: exzellente Wissenschaft, großartige Teams und die Bereitschaft zum Aufbruch.“
Die Podcast-Folge, in der Wiestler seinem Nachfolger auch einige persönliche Ratschläge für den Amtsantritt mit auf den Weg gab, ist online hier abrufbar. Nicola Kuhrt