Table.Briefing: Europe

Kommt die Sozialtaxonomie noch? + Energiekrise: Neue Kommissionsvorschläge + Innovationsranking: Deutschland rutscht ab

  • Soziale Taxonomie: Kommt da noch was?
  • EU-Monitoring
  • Energiekrise: Kommission plant neue Vorschläge
  • EU-Außenminister erwägen neue Russland-Sanktionen
  • Neue politische Gemeinschaft: EU-Rat verschickt Einladungen
  • EU-Datenschützer will Verordnungsartikel löschen lassen
  • Großbritannien will Handelsstreit mit EU schnell beilegen
  • Deutschland verliert seinen Innovationsvorsprung
  • Kreislaufwirtschaft: Lemke kündigt Dialogprozess an
  • Löfven will an die Spitze der europäischen Sozialisten
  • Kolumne: Entsteht mit Italien ein neues rechtes Bündnis in der EU?
  • Apéropa: Es ist Krieg, aber nicht mal Russlands Elite will hin
Liebe Leserin, lieber Leser,

die EU-Außenminister haben gestern am Rande der UN-Generalversammlung in New York über neue Sanktionen gegen Russland beraten – ein schriftlicher Vorschlag wird nächste Woche erwartet. Schon jetzt ist klar: Eine Einigung wird schwierig, denn Ungarn zieht in die völlig andere Richtung.

Kommt sie noch, die Sozialtaxonomie? Diese Frage hat meine Kollegin Leonie Düngefeld Antje Schneeweiß, Berichterstatterin für die Sozialtaxonomie in der zuständigen Arbeitsgruppe der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen gestellt. Ihre Antwort: ernüchternd. An Vorschlägen aus ihrer Arbeitsgruppe mangelt es nicht, eher am politischen Willen, wie es scheint.

Einem Preislimit für Gas steht die EU-Kommission zwar weiterhin zurückhaltend gegenüber. Trotzdem will die Exekutive schneller unabhängig werden von russischen Energieimporten und will noch vor dem Krisentreffen der Energieminister am 30. September neue Maßnahmen vorschlagen. Manuel Berkel hat sich angesehen, was bereits dazu bekannt ist.

In der Kolumne meiner Kollegin Claire Stam geht es diese Woche um eine besondere Spezialität: den Zankapfel. Mit Blick auf die Wahl in Italien, die aller Voraussicht nach die rechtsextreme Fratelli d’Italia für sich entscheidet, stellt sich nämlich die Frage, ob es auf EU-Ebene bald ein starkes rechtes Bündnis geben wird. Oder ist der Zank zwischen den Rechten zu groß?

Und damit: ein schönes Wochenende!

Ihre
Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

Soziale Taxonomie: Kommt da noch was?

Welche Wirtschaftsaktivitäten sind nachhaltig? Aus ökologischer Sicht hat die EU dies bereits beantwortet – oder ist dabei, denn an einigen Punkten der Umwelttaxonomie feilt sie noch. Mit Blick auf die soziale Nachhaltigkeit bleibt sie Investoren jedoch eine Antwort schuldig. Die Kommission wollte ursprünglich noch in diesem Mandat liefern und ein soziales Pendant zur grünen Taxonomie vorschlagen. Doch nun scheint sie das Projekt auf die lange Bank zu schieben.

“Gerade sind in der Kommission keine besonderen Anstrengungen dafür zu erkennen, nun eine soziale Taxonomie auf den Weg zu bringen”, sagt Antje Schneeweiß. Sie ist Berichterstatterin für die Sozialtaxonomie in der zuständigen Arbeitsgruppe der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen, welche die EU-Kommission berät. Im Februar hat die Plattform ihren Bericht mit Ideen für eine soziale Taxonomie vorgestellt. Bis Ende des Jahres wiederum wollte die Kommission eigentlich auf dieser Grundlage einen eigenen Bericht erstellen – mittlerweile ist unklar, ob in dieser Legislaturperiode überhaupt noch ein Vorschlag kommt.

Grund dafür, so hört man aus Brüssel, sei die Erfahrung mit der grünen Taxonomie: Die Kommission sei gehemmt, nach der hitzigen Debatte über den Delegierten Rechtsakt zu Erdgas– und Atomkraftaktivitäten nun noch im laufenden Mandat ein weiteres schwieriges Thema auszupacken. Die Arbeit an der Umwelttaxonomie ist außerdem längst nicht beendet: Vier von sechs in der Taxonomie-Verordnung formulierten Zielen muss die Kommission noch definieren.

Ungleichgewicht zugunsten grüner Investitionen

Dass die Sozialtaxonomie in den Hintergrund getreten ist, liege an mangelndem politischen Willen und an den bevorstehenden EU-Wahlen, sagt Thierry Philipponnat, Chefökonom der NGO Finance Watch. Dabei sei eine Sozialtaxonomie genauso wichtig wie eine Umwelttaxonomie. “Die politischen Entscheidungsträger hätten nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts über die Sozialtaxonomie im Februar den Schwung beibehalten und einen Gesetzesvorschlag vorlegen sollen.”

Joachim Schuster, finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD im EU-Parlament, rechnet in diesem Mandat nicht mehr mit einem Vorschlag: “Dies liegt mitunter an der politischen Brisanz zu definieren, welche Wirtschaftstätigkeiten einen wesentlichen Beitrag zu sozialen Zielen leisten und keinen sozialen Schaden anrichten – ein noch schwierigeres Unterfangen als bei der grünen Taxonomie.”

Die Kommission äußert sich in der Angelegenheit nicht klar. Auf Anfrage von Europe.Table sagte eine Sprecherin, der Bericht der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen werde zurzeit “sorgfältig analysiert.” Da die Plattform ein unabhängiges, beratendes Gremium sei, greife der Bericht einer Entscheidung oder Maßnahme der Kommission nicht vor. Die Sprecherin verwies stattdessen auf “andere politische Initiativen innerhalb des breiteren Rahmens für nachhaltige Finanzen, die Investitionen mit positiven sozialen Auswirkungen fördern”, wie etwa die Sustainable Finance Disclosure Directive, das Lieferkettengesetz oder auch die sozialen Mindeststandards der grünen Taxonomie.

Für die Bedenken der Kommission haben viele Verständnis. “Auf der anderen Seite werden wir auf Dauer nicht ohne eine soziale Taxonomie auskommen”, sagt Antje Schneeweiß. Langfristig könnte sogar ein Ungleichgewicht zwischen grünen und sozialen Investitionen entstehen: Wenn Banken und Vermögensverwalter in ihrer Dokumentation und der Green Asset Ratio grüne Investitionen positiv ausweisen können, soziale aber nicht, fehlen nicht bloß Daten darüber, wie sozialkonform diese Aktivitäten sind. Im Extremfall könnte dies sogar dazu führen, dass Finanzströme stärker in grüne als in soziale Bereiche fließen, erklärt Schneeweiß. “Diese einseitige Incentivierung von Umweltthemen wird auf die Dauer nicht durchhaltbar sein.”

Aus den Fehlern der grünen Taxonomie lernen

Ein starkes Interesse an Kriterien für soziale Investitionen haben beispielsweise Sparkassen, die in soziale Bereiche wie den Wohnungsbau investieren. “Weltweit anwendbare und anerkannte Festlegungen, welches Wirtschaften sozial nachhaltig ist, wären eine große Hilfe für Investoren, Kreditgeber, andere Stakeholder und die Gesellschaft insgesamt”, erklärt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). “Die Diskussionen um die EU-Taxonomie zur ökologischen Nachhaltigkeit haben allerdings gezeigt, wie schwierig die Einigung auf gemeinsame Standards sein kann und wie groß die Gefahr ist, ein bürokratisches Monster zu erschaffen.”

Vor weiteren Bürokratie-Monstern fürchten sich vor allem mittelständische Unternehmen. Diese ächzen im Hinblick auf die Mengen an Daten, die sie aufgrund der vielen neuen EU-Regularien erheben müssen. Doch man könne aus den Fehlern der grünen Taxonomie lernen, findet Antje Schneeweiß: Man müsse sich auf die wirklich essentiellen Daten konzentrieren und wisse, welche auf Grundlage der neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten bereits abgefragt werden.

Im sozialen Bereich gebe es bisher noch erheblich weniger Klarheit über die Kriterien für Anleihen als im Umwelt-Bereich, erklärt Aldo Romani von der Europäischen Investitionsbank (EIB). “Es ist eine Herausforderung, zu klären, was soziale Investitionen sind. Denn seit es intensive Diskussionen darüber gibt, worum es sich bei ‘grünen Investitionen’ handelt, hat man realisiert, dass viel Grünes doch nicht grün genug ist. Umso mehr sind viele Emittenten heute an einer neuen Klassifizierung ihrer Wirtschaftstätigkeiten interessiert, die auch soziale Aspekte hervorhebt.”

Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Antje Schneeweiß schlägt für die Sozialtaxonomie in ihrem Bericht drei übergeordnete Ziele vor: Menschenwürdige Arbeit für die Arbeitnehmer entlang der Lieferkette, einen angemessenen Lebensstandard und Wohlergehen für die Endverbraucher des Produkts sowie integrative und nachhaltige Gemeinschaften und Gesellschaften. Diese sollen laut dem Gremium in weitere Unterziele geteilt werden.

Zu viele andere Baustellen

Für das Verhältnis der grünen und der sozialen Taxonomie stellte die Plattform zwei Möglichkeiten vor: In einem integrierten Modell würden die “Do No Significant Harm”-Kriterien (DNSH) beider Taxonomien – nach denen die jeweilige Wirtschaftsaktivität einen substanziellen Beitrag zu mindestens einem Umwelt- bzw. Sozialziel leisten und keinem der anderen Ziele schaden darf – gemeinsam für alle Aktivitäten gelten. Im alternativen Modell würden beide Taxonomien nur durch Mindeststandards miteinander verbunden sein. Für die grüne Taxonomie hat die Plattform bereits Vorschläge für soziale Mindeststandards vorgelegt.

Zunächst wäre es leichter, beide Taxonomien getrennt zu bearbeiten, sagt Antje Schneeweiß. “Die DNSH-Kriterien sind sehr sinnvoll, machen allerdings gerade ziemlich viele Probleme bei der Umwelttaxonomie”, erklärt sie. “Deshalb ist es zum derzeitigen Zeitpunkt sinnvoller, erstmal mit den Mindeststandards zu arbeiten und Systeme getrennt voneinander arbeiten zu lassen.”

Ob es in der nächsten Zeit überhaupt so weit kommt, ist unwahrscheinlich. Einige Abgeordnete wollen noch versuchen, Druck auf die Kommission auszuüben. Joachim Schuster sieht angesichts der zahlreichen anderen Herausforderungen, welche die EU zurzeit bewältigen muss, kaum eine Chance: “Das erschwert ein Vorankommen bei langfristigen Projekten.” Dabei sei die wachsende Nachfrage nach sozial verträglichen Finanzprodukten “ein weiteres Indiz dafür, dass die Kommission dieses Projekt lieber früher als später angehen sollte”.

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EU-Monitoring

23.09.2022_Monitoring

Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
26.09.2022 10:00 Uhr
Themen: Die Minister für Landwirtschaft und Fischerei kommen zu Beratungen zusammen.
Infos

Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
26.09.2022 15:00-19:00 Uhr
Themen: Berichterstattung über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Währungspolitischer Dialog mit Christine Lagarde (Präsidentin der Europäischen Zentralbank), Strukturierter Dialog zu Besteuerung mit Paolo Gentiloni (für Wirtschaft zuständiges Mitglied der Kommission).
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
Themen: Gedankenaustausch zur Situation in Äthiopien, humanitäre Situation in Pakistan nach dem Monsun.
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN)
26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
Themen: Aussprache mit Mustafa Najjem (stellvertretender ukrainischer Minister für Infrastruktur), Aussprache zur Förderung von Erholung und Tourismus auf dem Wasser, Aussprache mit Kristian Schmidt (EU-Koordinator für Straßenverkehrssicherheit).
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE)
26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
Themen: Aussprache mit Jan Jireš (Vize-Verteidigungsminister der Tschechischen Republik) zu den tschechischen Prioritäten im Bereich Sicherheit und Verteidigung, öffentliche Anhörung zum russischen Krieg gegen die Ukraine, Umsetzung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
Themen: Meinungsaustausch mit der europäischen Beobachtungsstelle für Dürre über die Dürre-Situation in Europa während des vergangenen Sommers, Gedankenaustausch mit Hans Bruyninckx (Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur) über die Anpassungspolitik der EU, Gedankenaustausch mit der Kommission über die gesundheitspolizeilichen und pflanzenschutzrechtlichen Aspekte in Bezug auf die Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich.
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Industrie, Forschung und Industrie (ITRE)
26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
Themen: Berichtsentwurf zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, Gedankenaustausch mit Juhan Lepassaar (Exekutivdirektor der Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit).
Vorläufige Tagesordnung

Gemeinsame Sitzung des Auswärtigen Ausschusses (AFET), des Ausschusses für Entwicklung (DEVE) und des Ausschusses für Menschenrechte (DROI)
26.09.2022 15:00-16:30 Uhr
Themen: Vorstellung der Kandidaten für den Sacharow-Preis.
Vorläufige Tagesordnung

Gemeinsame Sitzung des Auswärtigen Ausschusses (AFET) und des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE)
27.09.2022 08:00-09:00 Uhr
Themen: Gedankenaustausch mit Luc Pierre Devigne (Stellvertretender Geschäftsführender Direktor für Osteuropa und Zentralasien) zu den Eskalationsdrohungen Russlands in seinem Aggressionskrieg gegen die Ukraine.
Vorläufige Tagesordnung

Wöchentliche Kommissionssitzung
28.09.2022
Themen: Anpassung der Haftungsregeln für künstliche Intelligenz, Überarbeitung der Richtlinie über Produkthaftung, Verstärkung des sozialen Dialogs in der EU, Empfehlung zum Mindestlohn sowie den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch Asbest am Arbeitsplatz.
Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr

Sonderausschuss zur Einflussnahme aus dem Ausland auf alle demokratischen Prozesse in der EU, einschließlich Desinformation (ING2)
29.09.2022 09:00-12:30 Uhr
Themen: Anhörung zum Thema “Russische Desinformation und Propaganda über die Ukraine vor dem Hintergrund seines Angriffskrieges und seiner Auswirkungen auf demokratische Prozesse in der EU”, Gedankenaustausch mit Audrey Tang (Ministerin für digitale Angelegenheiten von Taiwan).
Vorläufige Tagesordnung

Rat der EU: Wettbewerbsfähigkeit
29.09.2022 09:30 Uhr
Themen: Orientierungsaussprache zur Verordnung über ein Notfallinstrument für den Binnenmarkt, Orientierungsaussprache zur Verordnung zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen, Informationen der deutschen Delegation zur europäischen Allianz für Transformationstechnologien.
Vorläufige Tagesordnung

Außerordentlicher Rat der EU: Verkehr, Telekommunikation und Energie
30.09.2022 10:00 Uhr
Themen: Politische Einigung zur Verordnung des Rates über Notfallmaßnahmen gegen hohe Energiepreise.
Vorläufige Tagesordnung

Energiekrise: Kommission plant neue Vorschläge

Die Kommission wolle die Energieunabhängigkeit beschleunigen und die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten weiter stärken, sagte Monika Zsigri, Leiterin der Task Force zur Energieplattform, am Mittwoch bei einer Veranstaltung von Eurogas.

Gegenüber einem Preislimit für Gas, das einige Mitgliedstaaten anstreben, zeigte sich die Kommissionsbeamtin weiter zurückhaltend. Wie Präsidentin Ursula von der Leyen bereits angekündigt habe, sollten zunächst die Folgen verschiedener Maßnahmen für den Binnenmarkt bewertet werden. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen und deshalb sei über konkrete Vorschläge noch nicht entschieden worden.

Wie Bloomberg berichtet, soll es bei den neuen Kommissionsplänen auch um die zunächst aufgeschobenen Maßnahmen für eine höhere Liquidität im Energiehandel gehen. Wegen gestiegener Sicherheitsforderungen war das Handelsvolumen gesunken, was die Volatilität an den Handelsplätzen erhöht. Außerdem will die Kommission laut Bloomberg “einen Anstieg der Gasnachfrage verhindern“. Angesichts der anbrechenden Heizperiode wäre dies allerdings eine Herausforderung.

Polen will Strompreis direkt begrenzen

Unterdessen bekräftigte Polen seine Zurückhaltung gegenüber einem möglichst einheitlichen Preislimit im Stromgroßhandel, wie es Deutschland und die Kommission anstreben. Falls die Mitgliedstaaten Erlöse oberhalb einer Obergrenze abschöpfen müssten, um die Industrie zu entlasten, seien sie gezwungen, mit der Kommission über Beihilfen zu verhandeln, erklärte Adam Guibourge-Czetwertyński, Staatssekretär im Ministerium für Klima und Umwelt, diese Woche vor Journalisten in Warschau. Polen bereite deshalb ein nationales Gesetz vor, das die Gebote verschiedener Erzeugungstechnologien direkt begrenze.

Dabei werde die Regierung auch das Risiko berücksichtigen, dass Preisbegrenzungen zu steigenden Stromexporten in Nachbarländer führen könnten, wo höhere Preise gezahlt würden. Das Risiko hält das Ministerium jedoch für gering, weil es kaum Überschüsse in der Stromerzeugung gebe, die exportiert werden könnten. Pläne zur Begrenzung von Stromexporten habe die polnische Regierung nicht, versicherte Guibourge-Czetwertyński auf Nachfrage.

Gaslieferungen auch in einer Mangellage

Auch im Fall einer Gasmangellage soll es gegenseitige Hilfen geben – auch wenn die Verhandlungen über ein Solidaritätsabkommen zwischen Warschau und Berlin seit Monaten stocken. “Wir können Deutschland mit Gas unterstützen“, sagte nun ein ranghohes polnisches Regierungsmitglied. Dies sei aber eine Frage des Preises, wobei auf LNG-Lieferungen etwa aus Katar verwiesen wurde.

Polen hat derzeit selbst Schwierigkeiten, die Einfuhr von Gas zu erhöhen. Ein schwimmendes Regasifizierungsterminal bei Danzig soll erst Ende 2027 in Betrieb gehen. Zuvor soll aber die Kapazität des bestehenden Terminals in Swinemünde erhöht werden.

Aus Norwegen fließt zwar seit Kurzem Gas über die Baltic Pipe nach Polen, allerdings hat der Konzern PGNiG erst Verträge über drei Milliarden Kubikmeter (bcm) Gas pro Jahr. Insgesamt hat Baltic Pipe eine Kapazität von 10 bcm. Nach Regierungsangaben verhandelt PGNiG über weitere Lieferungen. Norwegen hat aber erklärt, kurzfristig nicht mehr Gas in die EU exportieren zu können.

Für diesen Winter sieht sich Polen aber in der Gasversorgung gut gerüstet. Gas spiele ohnehin nur eine geringe Rolle im Energiemix, sagte Guibourge-Czetwertyński. Im Stromsektor will Polen seine Kernkraftwerke durch neue ersetzen und die erneuerbaren Energien stark ausbauen. Bis 2030 sollen die Erneuerbaren-Kapazitäten auf 50 Gigawatt steigen, davon allein 5,9 Gigawatt Offshore-Windenergie in der Ostsee.

Für Windenergie an Land hat Polen eine Mindestabstandsregelung wie in Bayern, wo die Masten einen Abstand von mindestens dem Zehnfachen der Höhe zu Siedlungen einhalten müssen. Durch eine Gesetzesänderung solle es Kommunen aber erleichtert werden, geringere Abstände festzulegen, berichtete der Staatssekretär.

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News

EU-Außenminister erwägen neue Russland-Sanktionen

Als Reaktion auf die neue Eskalation Russlands im Krieg gegen die Ukraine denken die EU-Außenminister und die Europäische Kommission über eine Ölpreisgrenze, strengere Beschränkungen für Hightech-Exporte und mehr Sanktionen gegen Einzelpersonen nach.

“Wir werden neue restriktive Maßnahmen sowohl auf persönlicher als auch auf sektoraler Ebene ergreifen”, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Sondertreffen der EU-Außenminister am Rande der UN-Generalversammlung in New York. Dies solle in Abstimmung mit den internationalen Partnern geschehen. Die Strafmaßnahmen würden weitere Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben, etwa auf den Technologie-Sektor. Zudem sagte Borrell, dass die Ukraine weitere Waffen erhalten solle.

Noch nicht klar ist bislang, welche Auswirkungen eine Begrenzung des Ölpreises hätte. Die EU hat bereits ein Öl-Embargo vereinbart, das bis Ende des Jahres in Kraft treten soll.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilte CNN im Anschluss an ein Interview mit dem US-Sender schriftlich mit, dass es um Sanktionen gegen russische Einzelpersonen und Einrichtungen innerhalb und außerhalb Russlands sowie um zusätzliche Exportkontrollen für zivile Technologie gehe.

Ungarn will Aufhebung der Sanktionen

Die Mitgliedsländer werden auch entscheiden müssen, was mit Russen geschehen soll, die vor der Wehrpflicht fliehen. Die drei baltischen Staaten haben bereits erklärt, dass sie ihnen keine Zuflucht bieten werden. Finnland und Polen haben die Einreise von Russen ebenfalls beschränkt. Die EU als Ganzes hat bisher ein generelles Reiseverbot abgelehnt.

Weitere Beschränkungen für die Ausfuhr von Luxusgütern nach Russland sind ebenfalls im Gespräch. Russland-Kritiker fordern ein Verbot russischer Diamanten und die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte in Europa. Andere warnten jedoch, es sei unwahrscheinlich, dass letzteres die notwendige einstimmige Unterstützung aller EU-Länder erhalten würde.

Es wird erwartet, dass die Europäische Kommission nächste Woche einen schriftlichen Vorschlag vorlegt, den die 27 Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem Treffen in Prag am 6. und 7. Oktober billigen könnten, so hochrangige EU-Politiker.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán verlangt bereits die Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland spätestens bis Ende des Jahres. Die nach dem Angriff auf die Ukraine verhängten Strafmaßnahmen gegen Moskau seien den Europäern “von den Brüsseler Bürokraten aufgezwungen” worden, sagte der Rechtspopulist nach Angaben der regierungsnahen Tageszeitung “Magyar Nemzet”. Die Sanktionen verursachten Wirtschaftsprobleme, die Energiekrise und die Inflation, erklärte er demnach weiter. Orbán pflegt ein gutes Verhältnis zum Kremlchef Wladimir Putin. dpa/rtr

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Neue politische Gemeinschaft: EU-Rat verschickt Einladungen

Die von Frankreich vorangetriebene neue europäische Gemeinschaft soll beim ersten Treffen am 6. Oktober 44 Länder zusammenbringen. Neben den 27 EU-Mitgliedern sind das 17 weitere europäische Staaten. Die Einladungen für das Treffen in Prag wurden am Donnerstag an die Nicht-EU-Länder versandt, wie ein EU-Beamter mitteilte.

Zu den eingeladenen Staaten gehören die Ukraine, die Türkei, Großbritannien und die Schweiz. Außerdem wurden Norwegen, Island, Liechtenstein, Moldau, Georgien, Armenien, Aserbaidschan sowie die Westbalkanstaaten Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und das Kosovo von EU-Ratschef Charles Michel und dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala eingeladen. Tschechien hat gerade den Vorsitz der EU-Staaten inne.

Die Staats- und Regierungschefs der Länder sollen dem EU-Beamten zufolge unter anderem über Frieden und Sicherheit, Energie und Klima, die wirtschaftliche Lage sowie Migration sprechen. Es sei keine formelle Abschlusserklärung geplant. Das Treffen findet vor dem informellen EU-Gipfel statt, der für den 7. Oktober in Prag angesetzt ist. Man beabsichtige, ein- bis zweimal im Jahr zusammenzukommen, sagte der EU-Beamte. Ziel sei es, sich über den Kontinent hinweg besser zu koordinieren. Sicherheit, Stabilität und der Wohlstand in Europa sollten gefördert werden.

EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas sieht in der neuen Gemeinschaft auch eine Chance, europäische Werte durchzusetzen. “Meiner Meinung nach ist dies ein entscheidender Moment für die EU-Mitgliedstaaten und unsere Partner, sich erneut entschlossen zu unseren Grundprinzipien und Werten zu bekennen”, sagte er am Donnerstagabend in Brüssel über das bevorstehende Treffen. Jene Länder, die nicht respektierten, wofür die EU stehe, dürften auch nicht von den Vorteilen der EU profitieren. Schinas nannte etwa den Zugang zum EU-Binnenmarkt oder zur Zollunion, jedoch keine bestimmten Länder. dpa

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EU-Datenschützer will Verordnungsartikel löschen lassen

Der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDPS) hat beim Europäischen Gerichtshof beantragt, zwei Artikel der Europol-Verordnung für nichtig zu erklären. Diese war von den EU-Institutionen in diesem Jahr verabschiedet worden.

Der Grund für diese Maßnahme ist keine Kleinigkeit: “Die angegriffenen Bestimmungen der ergänzenden Europol-Verordnung legalisieren rückwirkend Verarbeitungsvorgänge, die Verstöße gegen die Europol-Verordnung von 2016 waren”, erläutert Wojciech Wiewiórowski. Europol hatte ohne ausreichende Rechtsgrundlage 4 Petabyte Daten angehäuft, die für Big Data-Analysen genutzt worden sein sollen.

Der für Europol zuständige Europäische Datenschutzbeauftragte hatte die Behörde am 3. Januar 2022 angewiesen, alle Daten umgehend zu löschen, die nach sechs Monaten nicht eindeutig einem Fall zugeordnet wurden. Dieser Aufforderung kam Europol nicht nach, da es die Rechtssicht des EDPS nicht teilte – auch wenn die Bundesregierung im März 2022 noch erwartete, dass die Behörde der Anordnung entspreche.

Die Novelle der Europol-Verordnung, die Parlament und Rat im Mai 2022 annahmen, sorgte für weniger Datenschutz und mehr Befugnisse – sehr zum Entsetzen von Abgeordneten wie Patrick Breyer (Piraten/EFA): “Mit der umstrittenen Reform hat Europol ohnehin schon viel zu viel Kontrolle über unbescholtene EU-Bürger:innen erhalten”, kritisiert Breyer. Nun müsse die Löschung der “absurden Menge von 4 Petabyte Daten” über den EuGH erzwungen werden.

Datenschutzrechtlich ist Europol ein Sonderfall. Sie ist die einzige Polizeibehörde, die nicht der JI-Richtlinie über den Datenschutz unterliegt: Da Richtlinien sich an die Mitgliedstaaten richten, kann diese für sie nicht greifen. Ob Europol zu viele oder zu wenige Befugnisse erhält und ob der Datenschutz hierbei vorbildlich oder vergleichsweise schlecht ausgebildet ist, ist dabei politisch umstritten. fst

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Großbritannien will Handelsstreit mit EU schnell beilegen

Großbritannien möchte eine schnelle Einigung mit der Europäischen Union erzielen, um die Probleme im Handel mit Nordirland nach dem Brexit zu lösen. Das sagte Außenminister James Cleverly am Donnerstag und deutete damit einen sanfteren Ansatz in diesem hartnäckigen Streit an.

Der Streit um einen Teil des Brexit-Abkommens, das den Handel mit Nordirland regelt, ist bei weitem die größte Belastung zwischen der EU und Großbritannien, das am 31. Januar 2020 als erstes Land die EU verlassen hat.

Ein großes Problem ist Großbritanniens sogenanntes Nordirland-Protokoll, das Teile des Brexit-Abkommens aufhebt. Es wurde von Großbritanniens jetziger Premierministerin Liz Truss eingeführt, als sie noch Außenministerin war.

Cleverly sagte, die Regierung werde das Gesetz zwar weiterverfolgen und auf seine Verabschiedung durch das Parlament drängen, aber es sei lediglich ein “Sicherheitsnetz”, und seine erste Präferenz sei eine Verhandlungslösung.

EU hält an Abkommen fest

Mit Blick auf die Gespräche mit Ministern der EU, der USA und Irlands sagte Cleverly zu Reuters: “Was ich gesehen habe, ist der gemeinsame Wunsch, eine Lösung zu finden. Ich stelle eine echte Atmosphäre des guten Willens fest”, fügte er hinzu. “Unsere bevorzugte Option ist und war immer eine Verhandlungslösung. In diesem Ton werden wir in die Gespräche gehen”.

Beide Seiten stimmten dem Nordirland-Protokoll zu, um die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen der britisch geführten Provinz Nordirland und dem EU-Mitglied Irland nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU zu vermeiden.

Großbritannien wirft Brüssel jedoch seither vor, den Warenverkehr zwischen Großbritannien und Nordirland mit harter Hand zu regeln, was nach Ansicht der pro-britischen Gemeinden in der nordirischen Region ihren Platz im Vereinigten Königreich untergräbt.

London möchte, dass Teile des Abkommens geändert werden, doch die EU hält daran fest, dass das Protokoll ein rechtsverbindlicher Vertrag ist, der von London freiwillig abgeschlossen wurde. Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Gerichtsverfahren gegen Großbritannien wegen Verstößen gegen das Abkommen eingeleitet. rtr

Deutschland verliert seinen Innovationsvorsprung

Europa wird immer innovativer – Deutschland dagegen fällt im Vergleich zurück. Das ist ein Ergebnis des European Innovation Scoreboard (EIS) 2022, den die Generaldirektion für Forschung und Innovation jetzt vorgelegt hat. Der EIS zeige, wie wichtig es sei, eine gesamteuropäische Innovationsstrategie zu schaffen, sagte Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation und Forschung. “Die kürzlich verabschiedete neue Europäische Innovationsagenda wird Europa an die Spitze der neuen Welle von Deep-Tech-Innovationen bringen und sicherstellen, dass die Innovation alle Regionen Europas erreicht, einschließlich der ländlichen Gebiete.

Der Innovationsanzeiger stellt seit 2001 in einer vergleichenden Analyse die Innovationsleistung von EU-Ländern und anderen Ländern der Region gegenüber. Wie auch im Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2022 liegt Deutschland beim European Innovation Scoreboard nicht in der Spitzengruppe. Mehr noch: Es hat sich im Vergleich zu 2021 sogar leicht verschlechtert, während sich 19 Mitgliedstaaten verbessert haben. Seit 2015 hat die Innovationsleistung in der EU insgesamt um zehn Prozent zugelegt (in Deutschland um 7,4 Prozent). Das bedeutet, dass der Leistungsvorsprung Deutschlands gegenüber der EU immer kleiner wird.

Deutschland beim European Innovation Scoreboard auf Platz 9

Der EIS misst die Innovationsleistung anhand verschiedener Indikatoren in unterschiedlichen Dimensionen. Dazu gehören etwa Humankapital, attraktive Forschungssysteme, Digitalisierung, Finanzen und Förderung, Unternehmensinvestitionen und mehr. Deutschland erreicht eine Leistung von 117,5 Prozent. Zusammen mit Österreich, Zypern, Frankreich, Irland und Luxemburg gehört es damit zu den starken Innovatoren. Denn die Innovationsleistung dieser Länder liegt über dem EU-Durchschnitt von 114,5 Prozent.

Zu Deutschlands Stärken zählen unter anderem die Anzahl der Promovierten, der Beschäftigungsgrad in innovativen Unternehmen und die Mobilität von Forschenden. Zu den Schwächen gehören die geringe staatliche Unterstützung für Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft, ein zu geringer Anteil von Menschen mit mehr als grundlegenden digitalen Fähigkeiten und zu wenig Unterstützung für lebenslanges Lernen. Das detaillierte Profil Deutschlands gibt es hier.

Interessant an dem Innovationsanzeiger ist auch die internationale Dimension. Demnach erreichen globale Wettbewerber wie Südkorea, Australien, Kanada und die Vereinigten Staaten nach wie vor einen Leistungsvorteil gegenüber dem Durchschnitt der EU-Länder. Allerdings konnte sich die EU im internationalen Vergleich verbessern und zog 2021 an Japan vorbei. vis

Kreislaufwirtschaft: Lemke kündigt Dialogprozess an

Als Teil der geplanten deutschen Kreislaufwirtschaftsstrategie hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke gestern einen Stakeholder-Dialog für das kommende Frühjahr angekündigt. Die Bundesregierung werde einen “breiten Dialogprozess mit wissenschaftlicher Beteiligung” starten, sagte sie auf dem Klimakongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Sie forderte die Industrie auf, sich an dem Prozess zu beteiligen.

“Wir müssen wertvolle Ressourcen so lang wie irgend möglich in einem Kreislauf halten”, sagte sie. Dies gelte auch für Chemikalien, die nicht abbaubar und zudem gesundheitsschädigend. Hier gebe es dringenden Handlungsbedarf. Eine Kreislaufwirtschaft biete der deutschen Industrie auch angesichts steigender Rohstoffpreise Vorteile. “Wer Ressourcen möglichst effizient nutzt, der wird auch einen Marktvorteil schaffen können” so Lemke. Die nationale Strategie müsse dafür Rahmenbedingungen setzen.

Die Grünen-Politikerin hatte im März eine Strategie der Bundesregierung zur Kreislaufwirtschaft angekündigt, um den Primärrohstoffverbrauch in Deutschland zu senken. “Im Moment steht Bewältigung der akuten Krisen im Mittelpunkt, aber wir dürfen den langfristigen Transformationsprozess nicht aus den Augen verlieren”, mahnte sie.

Bislang hätten laut Lemke sowohl finanzielle als auch regulatorische Anreize für Recyclingverfahren gefehlt: Die Strukturen dafür zu schaffen, hätte sich bislang nicht gelohnt. Auch die Tatsache, dass die Kreislaufwirtschaft nicht ein einziges, sondern eine Vielzahl an Instrumenten erfordere, habe Fortschritte in diesem Bereich bislang erschwert. leo

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  • Umweltministerium

Löfven will an die Spitze der europäischen Sozialisten

Beim Parteitag der europäischen Sozialisten am 14. und 15. Oktober in Berlin will der ehemalige schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven Chef der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) werden. Seine Kandidatur für die Führung der europäischen Parteienfamilie haben die Mitglieder des Wahlausschusses bestätigt. Die SPD unterstützt seine Kandidatur.

Wegen der Pandemie war der Kongress der europäischen Sozialisten mehrere Male verschoben worden. Löfven, in dessen Amtszeit als Regierungschef der Sozialgipfel in Göteburg fällt, gilt auch als möglicher Spitzenkandidat bei der Wahl zum Europa-Parlament. Bei dem Treffen in Berlin dürften die ersten Weichen für die personelle Aufstellung bei den Europa-Wahlen 2024 gestellt werden. Bislang steht Sergei Stanischew an der Spitze der europäischen Sozialdemokratie. mgr

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Presseschau

EU und G7 kündigen neue Strafmaßnahmen gegen Russland an STERN
Großbritannien lässt Fracking wieder zu ZEIT
Macron eröffnet Frankreichs ersten Windpark vor der Küste bei Saint-Nazaire STERN
Polen drängt auf Rosneft-Enteignung in Schwedt FAZ
Spanien will Inflationsbekämpfung vorübergehend mit Reichensteuer finanzieren FAZ
EU will Opfer künstlicher Intelligenz besser schützen SUEDDEUTSCHE
EU-Datenschutzbehörde bringt Europol-Mandat vor Gericht EURACTIV
EU-Parlament will Durchsetzung der EU-Regeln für politische Werbung vereinfachen EURACTIV
EU finalisiert Krypto-Regulierung MiCA BTC-ECHO

Standpunkt

Entsteht mit Italien ein neues rechtes Bündnis in der EU?

Der Legende nach war die Hochzeit der Göttin Thetis und des Helden Peleus das Ereignis, das man nicht verpassen durfte. Alle Götter und Göttinnen gaben sich ein Stelldichein, bis auf eine: Eris, die Göttin der Zwietracht, war nicht eingeladen worden. Aus Wut und Kränkung beschloss sie, sich zu rächen, indem sie einen goldenen Apfel – den berühmten Zankapfel – mit der Aufschrift “Für die Schönste” in die Mitte der Gäste warf. Diese Handlung führte letztendlich zum Trojanischen Krieg.

Wenn Italien am Sonntag tatsächlich die rechtsextreme Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) unter der Führung von Giorgia Meloni wählt, wird es nach Schweden und der Fidesz in Ungarn die dritte rechtsextreme Regierung in Europa sein. Doch ein Bündnis der drei Regierungen auf EU-Ebene ist unwahrscheinlich, denn die Positionen sind zu verschieden, der Zank zu groß.

Denn auch wenn es unbestreitbar Anlass zur Sorge gibt, darf man nicht vergessen, dass diese politischen Gruppierungen zutiefst spaltend sind: Es gelingt ihnen immer noch nicht, eine homogene Fraktion im Europäischen Parlament zu bilden. Die ECR-Fraktion zählt 63 Abgeordnete, die ID 70, während die EVP 179 Abgeordnete zählt.

Innerhalb der zerstrittenen europäischen Familie der extremen Rechten können die russische Invasion in der Ukraine und die Haltung gegenüber Moskau wie eine Reminiszenz an den Apfel in der Antike erscheinen. Man denke nur an die diametral entgegengesetzten Positionen zwischen der polnischen PiS und Orbáns Fidesz, die dazu beitrugen, Visegrád in die Luft zu sprengen.

Schwierige Entscheidungsfindung

“Zwischen den rechtsextremen Parteien gibt es kein stabiles Bündnis. Das sieht man im Europäischen Parlament, wo die Allianz der extremen und rechtsextremen Rechten immer noch nicht zustande gekommen ist. Es gibt nach wie vor große Unterschiede in Fragen wie Einwanderung oder Russland”, betont Eric Maurice, Leiter des Brüsseler Büros der Robert-Schuman-Stiftung, gegenüber Europe.Table.

“Es wird auch nicht unbedingt ein stabiles Bündnis zwischen den Regierungen (Anm.: die die extreme Rechte in ihren Reihen haben) geben. Zum Beispiel ist es auf der Ebene der Wirtschaftspolitik nicht sicher, dass Schweden die Forderungen Italiens unterstützen wird”, fügt er hinzu.

Ein dritter Aspekt, den der Experte für Europapolitik hervorhebt, ist die Bildung der nationalen Regierungen selbst. “In Schweden und Italien werden Koalitionsregierungen am Werk sein”, das heißt, eine Konstellation, die zu potenziellen Konflikten innerhalb dieser Regierungen führen kann. Das bedeutet, dass es schwierig sein wird, bei den Verhandlungen im EU-Ministerrat eine klare Position dieser Länder zu erhalten, sagt er. Dies würde die Entscheidungsfindung auf EU-Ebene erschweren.

Aus all diesen Gründen hält es der EU-Experte für unwahrscheinlich, dass aus der Asche der Visegrád-Staaten ein neues Bündnis mit Schweden, Italien und Ungarn entstehen wird. Doch das Vakuum, das der Abgang von Mario Draghi hinterlassen wird, wird ohrenbetäubend sein. Italien hat Gewicht im Rat. Das Land stellt 17 Prozent der Industrieproduktion der EU, mehr als jeder andere Mitgliedstaat mit Ausnahme Deutschlands. In einer kürzlich erschienenen Analyse reiben Teresa Coratella und Arturo Varvelli, beide von der Denkfabrik ECFR Rom, Salz in die europäische Wunde, indem sie daran erinnern, dass es der Führung Mario Draghis zu verdanken ist, dass Italien “endlich” begonnen hat, sein Potenzial auszuschöpfen, indem es seine historischen Probleme angegangen ist.

Paris und Berlin verlieren Verbündeten

“Er brachte die italienische Politik dazu, die Ukraine nach der russischen Invasion voll zu unterstützen, trotz der Schwankungen der öffentlichen Meinung in dieser Frage. Draghi brachte sogar den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz dazu, ihr anfängliches Zögern, die Bewerbung der Ukraine um eine EU-Mitgliedschaft zu unterstützen, zu überwinden. Darüber hinaus spielte er eine wichtige Rolle bei der Formulierung der EU-Sanktionen gegen Russland und, wie wir gesehen haben, in der italienischen und europäischen Energiepolitik. Während der politischen Krise, die schließlich zum Sturz seiner Regierung führte, verbrachte er zwei Tage in Algier, um Alternativen zum russischen Gas zu finden. Dies zeigte den Willen, das nationale Interesse über die Karriere zu stellen, was bei italienischen Politikern immer seltener vorkommt”, schreiben die beiden Wissenschaftler.

Paris und Berlin verlieren also einen wichtigen Verbündeten. Der Sturz der Regierung Draghi sei jedoch ein Akt der Selbstzerstörung seiner Rivalen, so die beiden Forscher, da der ehemalige Gouverneur der Europäischen Zentralbank ein Erbe hinterlassen habe, das nur schwer zu demontieren sein werde. “Sofern populistische und euroskeptische Parteien nicht die Führung übernehmen, wird Draghis politischer Kurs in Bezug auf Russland, die Ukraine, die transatlantischen Beziehungen und die EU die bevorstehenden schwierigen Zeiten wahrscheinlich überleben – nicht zuletzt aufgrund des Mangels an glaubwürdigen Alternativen”. Nicht zuletzt aufgrund der tiefen internen Spaltungen der extrem rechten und rechtsextremen Formationen.

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Apéropa

Die Reservisten in Russland haben wenig Lust auf Krieg. Wer schnell war und Geld hatte, reiste in den vergangenen Tagen per Flugzeug aus. Andere fuhren nach der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung im Auto an die Grenze zu Finnland und standen dort stundenlang im Stau. Wie gut hat es doch da die russische Elite.

Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny beklagte kürzlich, Putin werfe einfache Bürger in den “Fleischwolf” des Kriegs, während die Elite unbeschadet bleibe. Den Nachweis lieferte nun der Host des oppositionellen YouTube-Kanals Popular Politics, Dmitry Nizovtsev. Er rief beim Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow an und gab sich als Recruiter eines Moskauer Wehrkreiskommandos aus. Der Anruf wurde live auf dem Kanal übertragen, wie die oppositionelle Zeitung The Insider berichtete.

Nikolai Peskow (32) erinnerte den Anrufer daran, mit wem er es zu tun habe. Und nein: Er werde sich keineswegs am nächsten Morgen in der Dienststelle einfinden, sondern das auf “anderer Ebene regeln”. Auf die nochmalige Frage, ob er sich doch noch am nächsten Morgen um 10 Uhr in der Dienststelle einfinden werde, entgegnete er: “Glauben Sie mir, das brauchen weder Sie noch ich”.

Der vermeintliche Recruiter erinnerte Peskow Junior daran, dass Putin selbst die Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine angeordnet habe. Die Antwort: “Wenn Wladimir Wladimirowitsch mir sagt, dass ich dorthin gehen soll, dann geh’ ich dorthin”. Nizovtsev belehrt ihn daraufhin, Putin könne nunmal nicht jeden der 300.000 Reservisten selbst anrufen. Die Antwort von Peskows Sohn: Er sei nicht wie jeder. Lisa-Martina Klein

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Soziale Taxonomie: Kommt da noch was?
    • EU-Monitoring
    • Energiekrise: Kommission plant neue Vorschläge
    • EU-Außenminister erwägen neue Russland-Sanktionen
    • Neue politische Gemeinschaft: EU-Rat verschickt Einladungen
    • EU-Datenschützer will Verordnungsartikel löschen lassen
    • Großbritannien will Handelsstreit mit EU schnell beilegen
    • Deutschland verliert seinen Innovationsvorsprung
    • Kreislaufwirtschaft: Lemke kündigt Dialogprozess an
    • Löfven will an die Spitze der europäischen Sozialisten
    • Kolumne: Entsteht mit Italien ein neues rechtes Bündnis in der EU?
    • Apéropa: Es ist Krieg, aber nicht mal Russlands Elite will hin
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die EU-Außenminister haben gestern am Rande der UN-Generalversammlung in New York über neue Sanktionen gegen Russland beraten – ein schriftlicher Vorschlag wird nächste Woche erwartet. Schon jetzt ist klar: Eine Einigung wird schwierig, denn Ungarn zieht in die völlig andere Richtung.

    Kommt sie noch, die Sozialtaxonomie? Diese Frage hat meine Kollegin Leonie Düngefeld Antje Schneeweiß, Berichterstatterin für die Sozialtaxonomie in der zuständigen Arbeitsgruppe der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen gestellt. Ihre Antwort: ernüchternd. An Vorschlägen aus ihrer Arbeitsgruppe mangelt es nicht, eher am politischen Willen, wie es scheint.

    Einem Preislimit für Gas steht die EU-Kommission zwar weiterhin zurückhaltend gegenüber. Trotzdem will die Exekutive schneller unabhängig werden von russischen Energieimporten und will noch vor dem Krisentreffen der Energieminister am 30. September neue Maßnahmen vorschlagen. Manuel Berkel hat sich angesehen, was bereits dazu bekannt ist.

    In der Kolumne meiner Kollegin Claire Stam geht es diese Woche um eine besondere Spezialität: den Zankapfel. Mit Blick auf die Wahl in Italien, die aller Voraussicht nach die rechtsextreme Fratelli d’Italia für sich entscheidet, stellt sich nämlich die Frage, ob es auf EU-Ebene bald ein starkes rechtes Bündnis geben wird. Oder ist der Zank zwischen den Rechten zu groß?

    Und damit: ein schönes Wochenende!

    Ihre
    Lisa-Martina Klein
    Bild von Lisa-Martina  Klein

    Analyse

    Soziale Taxonomie: Kommt da noch was?

    Welche Wirtschaftsaktivitäten sind nachhaltig? Aus ökologischer Sicht hat die EU dies bereits beantwortet – oder ist dabei, denn an einigen Punkten der Umwelttaxonomie feilt sie noch. Mit Blick auf die soziale Nachhaltigkeit bleibt sie Investoren jedoch eine Antwort schuldig. Die Kommission wollte ursprünglich noch in diesem Mandat liefern und ein soziales Pendant zur grünen Taxonomie vorschlagen. Doch nun scheint sie das Projekt auf die lange Bank zu schieben.

    “Gerade sind in der Kommission keine besonderen Anstrengungen dafür zu erkennen, nun eine soziale Taxonomie auf den Weg zu bringen”, sagt Antje Schneeweiß. Sie ist Berichterstatterin für die Sozialtaxonomie in der zuständigen Arbeitsgruppe der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen, welche die EU-Kommission berät. Im Februar hat die Plattform ihren Bericht mit Ideen für eine soziale Taxonomie vorgestellt. Bis Ende des Jahres wiederum wollte die Kommission eigentlich auf dieser Grundlage einen eigenen Bericht erstellen – mittlerweile ist unklar, ob in dieser Legislaturperiode überhaupt noch ein Vorschlag kommt.

    Grund dafür, so hört man aus Brüssel, sei die Erfahrung mit der grünen Taxonomie: Die Kommission sei gehemmt, nach der hitzigen Debatte über den Delegierten Rechtsakt zu Erdgas– und Atomkraftaktivitäten nun noch im laufenden Mandat ein weiteres schwieriges Thema auszupacken. Die Arbeit an der Umwelttaxonomie ist außerdem längst nicht beendet: Vier von sechs in der Taxonomie-Verordnung formulierten Zielen muss die Kommission noch definieren.

    Ungleichgewicht zugunsten grüner Investitionen

    Dass die Sozialtaxonomie in den Hintergrund getreten ist, liege an mangelndem politischen Willen und an den bevorstehenden EU-Wahlen, sagt Thierry Philipponnat, Chefökonom der NGO Finance Watch. Dabei sei eine Sozialtaxonomie genauso wichtig wie eine Umwelttaxonomie. “Die politischen Entscheidungsträger hätten nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts über die Sozialtaxonomie im Februar den Schwung beibehalten und einen Gesetzesvorschlag vorlegen sollen.”

    Joachim Schuster, finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD im EU-Parlament, rechnet in diesem Mandat nicht mehr mit einem Vorschlag: “Dies liegt mitunter an der politischen Brisanz zu definieren, welche Wirtschaftstätigkeiten einen wesentlichen Beitrag zu sozialen Zielen leisten und keinen sozialen Schaden anrichten – ein noch schwierigeres Unterfangen als bei der grünen Taxonomie.”

    Die Kommission äußert sich in der Angelegenheit nicht klar. Auf Anfrage von Europe.Table sagte eine Sprecherin, der Bericht der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen werde zurzeit “sorgfältig analysiert.” Da die Plattform ein unabhängiges, beratendes Gremium sei, greife der Bericht einer Entscheidung oder Maßnahme der Kommission nicht vor. Die Sprecherin verwies stattdessen auf “andere politische Initiativen innerhalb des breiteren Rahmens für nachhaltige Finanzen, die Investitionen mit positiven sozialen Auswirkungen fördern”, wie etwa die Sustainable Finance Disclosure Directive, das Lieferkettengesetz oder auch die sozialen Mindeststandards der grünen Taxonomie.

    Für die Bedenken der Kommission haben viele Verständnis. “Auf der anderen Seite werden wir auf Dauer nicht ohne eine soziale Taxonomie auskommen”, sagt Antje Schneeweiß. Langfristig könnte sogar ein Ungleichgewicht zwischen grünen und sozialen Investitionen entstehen: Wenn Banken und Vermögensverwalter in ihrer Dokumentation und der Green Asset Ratio grüne Investitionen positiv ausweisen können, soziale aber nicht, fehlen nicht bloß Daten darüber, wie sozialkonform diese Aktivitäten sind. Im Extremfall könnte dies sogar dazu führen, dass Finanzströme stärker in grüne als in soziale Bereiche fließen, erklärt Schneeweiß. “Diese einseitige Incentivierung von Umweltthemen wird auf die Dauer nicht durchhaltbar sein.”

    Aus den Fehlern der grünen Taxonomie lernen

    Ein starkes Interesse an Kriterien für soziale Investitionen haben beispielsweise Sparkassen, die in soziale Bereiche wie den Wohnungsbau investieren. “Weltweit anwendbare und anerkannte Festlegungen, welches Wirtschaften sozial nachhaltig ist, wären eine große Hilfe für Investoren, Kreditgeber, andere Stakeholder und die Gesellschaft insgesamt”, erklärt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). “Die Diskussionen um die EU-Taxonomie zur ökologischen Nachhaltigkeit haben allerdings gezeigt, wie schwierig die Einigung auf gemeinsame Standards sein kann und wie groß die Gefahr ist, ein bürokratisches Monster zu erschaffen.”

    Vor weiteren Bürokratie-Monstern fürchten sich vor allem mittelständische Unternehmen. Diese ächzen im Hinblick auf die Mengen an Daten, die sie aufgrund der vielen neuen EU-Regularien erheben müssen. Doch man könne aus den Fehlern der grünen Taxonomie lernen, findet Antje Schneeweiß: Man müsse sich auf die wirklich essentiellen Daten konzentrieren und wisse, welche auf Grundlage der neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten bereits abgefragt werden.

    Im sozialen Bereich gebe es bisher noch erheblich weniger Klarheit über die Kriterien für Anleihen als im Umwelt-Bereich, erklärt Aldo Romani von der Europäischen Investitionsbank (EIB). “Es ist eine Herausforderung, zu klären, was soziale Investitionen sind. Denn seit es intensive Diskussionen darüber gibt, worum es sich bei ‘grünen Investitionen’ handelt, hat man realisiert, dass viel Grünes doch nicht grün genug ist. Umso mehr sind viele Emittenten heute an einer neuen Klassifizierung ihrer Wirtschaftstätigkeiten interessiert, die auch soziale Aspekte hervorhebt.”

    Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Antje Schneeweiß schlägt für die Sozialtaxonomie in ihrem Bericht drei übergeordnete Ziele vor: Menschenwürdige Arbeit für die Arbeitnehmer entlang der Lieferkette, einen angemessenen Lebensstandard und Wohlergehen für die Endverbraucher des Produkts sowie integrative und nachhaltige Gemeinschaften und Gesellschaften. Diese sollen laut dem Gremium in weitere Unterziele geteilt werden.

    Zu viele andere Baustellen

    Für das Verhältnis der grünen und der sozialen Taxonomie stellte die Plattform zwei Möglichkeiten vor: In einem integrierten Modell würden die “Do No Significant Harm”-Kriterien (DNSH) beider Taxonomien – nach denen die jeweilige Wirtschaftsaktivität einen substanziellen Beitrag zu mindestens einem Umwelt- bzw. Sozialziel leisten und keinem der anderen Ziele schaden darf – gemeinsam für alle Aktivitäten gelten. Im alternativen Modell würden beide Taxonomien nur durch Mindeststandards miteinander verbunden sein. Für die grüne Taxonomie hat die Plattform bereits Vorschläge für soziale Mindeststandards vorgelegt.

    Zunächst wäre es leichter, beide Taxonomien getrennt zu bearbeiten, sagt Antje Schneeweiß. “Die DNSH-Kriterien sind sehr sinnvoll, machen allerdings gerade ziemlich viele Probleme bei der Umwelttaxonomie”, erklärt sie. “Deshalb ist es zum derzeitigen Zeitpunkt sinnvoller, erstmal mit den Mindeststandards zu arbeiten und Systeme getrennt voneinander arbeiten zu lassen.”

    Ob es in der nächsten Zeit überhaupt so weit kommt, ist unwahrscheinlich. Einige Abgeordnete wollen noch versuchen, Druck auf die Kommission auszuüben. Joachim Schuster sieht angesichts der zahlreichen anderen Herausforderungen, welche die EU zurzeit bewältigen muss, kaum eine Chance: “Das erschwert ein Vorankommen bei langfristigen Projekten.” Dabei sei die wachsende Nachfrage nach sozial verträglichen Finanzprodukten “ein weiteres Indiz dafür, dass die Kommission dieses Projekt lieber früher als später angehen sollte”.

    • Europäische Kommission
    • Green Finance
    • Nachhaltigkeit
    • Taxonomie

    EU-Monitoring

    23.09.2022_Monitoring

    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
    26.09.2022 10:00 Uhr
    Themen: Die Minister für Landwirtschaft und Fischerei kommen zu Beratungen zusammen.
    Infos

    Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
    26.09.2022 15:00-19:00 Uhr
    Themen: Berichterstattung über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Währungspolitischer Dialog mit Christine Lagarde (Präsidentin der Europäischen Zentralbank), Strukturierter Dialog zu Besteuerung mit Paolo Gentiloni (für Wirtschaft zuständiges Mitglied der Kommission).
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
    Themen: Gedankenaustausch zur Situation in Äthiopien, humanitäre Situation in Pakistan nach dem Monsun.
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN)
    26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
    Themen: Aussprache mit Mustafa Najjem (stellvertretender ukrainischer Minister für Infrastruktur), Aussprache zur Förderung von Erholung und Tourismus auf dem Wasser, Aussprache mit Kristian Schmidt (EU-Koordinator für Straßenverkehrssicherheit).
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE)
    26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
    Themen: Aussprache mit Jan Jireš (Vize-Verteidigungsminister der Tschechischen Republik) zu den tschechischen Prioritäten im Bereich Sicherheit und Verteidigung, öffentliche Anhörung zum russischen Krieg gegen die Ukraine, Umsetzung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
    26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
    Themen: Meinungsaustausch mit der europäischen Beobachtungsstelle für Dürre über die Dürre-Situation in Europa während des vergangenen Sommers, Gedankenaustausch mit Hans Bruyninckx (Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur) über die Anpassungspolitik der EU, Gedankenaustausch mit der Kommission über die gesundheitspolizeilichen und pflanzenschutzrechtlichen Aspekte in Bezug auf die Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich.
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Industrie, Forschung und Industrie (ITRE)
    26.09.2022 15:00-18:30 Uhr
    Themen: Berichtsentwurf zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, Gedankenaustausch mit Juhan Lepassaar (Exekutivdirektor der Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit).
    Vorläufige Tagesordnung

    Gemeinsame Sitzung des Auswärtigen Ausschusses (AFET), des Ausschusses für Entwicklung (DEVE) und des Ausschusses für Menschenrechte (DROI)
    26.09.2022 15:00-16:30 Uhr
    Themen: Vorstellung der Kandidaten für den Sacharow-Preis.
    Vorläufige Tagesordnung

    Gemeinsame Sitzung des Auswärtigen Ausschusses (AFET) und des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE)
    27.09.2022 08:00-09:00 Uhr
    Themen: Gedankenaustausch mit Luc Pierre Devigne (Stellvertretender Geschäftsführender Direktor für Osteuropa und Zentralasien) zu den Eskalationsdrohungen Russlands in seinem Aggressionskrieg gegen die Ukraine.
    Vorläufige Tagesordnung

    Wöchentliche Kommissionssitzung
    28.09.2022
    Themen: Anpassung der Haftungsregeln für künstliche Intelligenz, Überarbeitung der Richtlinie über Produkthaftung, Verstärkung des sozialen Dialogs in der EU, Empfehlung zum Mindestlohn sowie den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch Asbest am Arbeitsplatz.
    Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr

    Sonderausschuss zur Einflussnahme aus dem Ausland auf alle demokratischen Prozesse in der EU, einschließlich Desinformation (ING2)
    29.09.2022 09:00-12:30 Uhr
    Themen: Anhörung zum Thema “Russische Desinformation und Propaganda über die Ukraine vor dem Hintergrund seines Angriffskrieges und seiner Auswirkungen auf demokratische Prozesse in der EU”, Gedankenaustausch mit Audrey Tang (Ministerin für digitale Angelegenheiten von Taiwan).
    Vorläufige Tagesordnung

    Rat der EU: Wettbewerbsfähigkeit
    29.09.2022 09:30 Uhr
    Themen: Orientierungsaussprache zur Verordnung über ein Notfallinstrument für den Binnenmarkt, Orientierungsaussprache zur Verordnung zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen, Informationen der deutschen Delegation zur europäischen Allianz für Transformationstechnologien.
    Vorläufige Tagesordnung

    Außerordentlicher Rat der EU: Verkehr, Telekommunikation und Energie
    30.09.2022 10:00 Uhr
    Themen: Politische Einigung zur Verordnung des Rates über Notfallmaßnahmen gegen hohe Energiepreise.
    Vorläufige Tagesordnung

    Energiekrise: Kommission plant neue Vorschläge

    Die Kommission wolle die Energieunabhängigkeit beschleunigen und die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten weiter stärken, sagte Monika Zsigri, Leiterin der Task Force zur Energieplattform, am Mittwoch bei einer Veranstaltung von Eurogas.

    Gegenüber einem Preislimit für Gas, das einige Mitgliedstaaten anstreben, zeigte sich die Kommissionsbeamtin weiter zurückhaltend. Wie Präsidentin Ursula von der Leyen bereits angekündigt habe, sollten zunächst die Folgen verschiedener Maßnahmen für den Binnenmarkt bewertet werden. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen und deshalb sei über konkrete Vorschläge noch nicht entschieden worden.

    Wie Bloomberg berichtet, soll es bei den neuen Kommissionsplänen auch um die zunächst aufgeschobenen Maßnahmen für eine höhere Liquidität im Energiehandel gehen. Wegen gestiegener Sicherheitsforderungen war das Handelsvolumen gesunken, was die Volatilität an den Handelsplätzen erhöht. Außerdem will die Kommission laut Bloomberg “einen Anstieg der Gasnachfrage verhindern“. Angesichts der anbrechenden Heizperiode wäre dies allerdings eine Herausforderung.

    Polen will Strompreis direkt begrenzen

    Unterdessen bekräftigte Polen seine Zurückhaltung gegenüber einem möglichst einheitlichen Preislimit im Stromgroßhandel, wie es Deutschland und die Kommission anstreben. Falls die Mitgliedstaaten Erlöse oberhalb einer Obergrenze abschöpfen müssten, um die Industrie zu entlasten, seien sie gezwungen, mit der Kommission über Beihilfen zu verhandeln, erklärte Adam Guibourge-Czetwertyński, Staatssekretär im Ministerium für Klima und Umwelt, diese Woche vor Journalisten in Warschau. Polen bereite deshalb ein nationales Gesetz vor, das die Gebote verschiedener Erzeugungstechnologien direkt begrenze.

    Dabei werde die Regierung auch das Risiko berücksichtigen, dass Preisbegrenzungen zu steigenden Stromexporten in Nachbarländer führen könnten, wo höhere Preise gezahlt würden. Das Risiko hält das Ministerium jedoch für gering, weil es kaum Überschüsse in der Stromerzeugung gebe, die exportiert werden könnten. Pläne zur Begrenzung von Stromexporten habe die polnische Regierung nicht, versicherte Guibourge-Czetwertyński auf Nachfrage.

    Gaslieferungen auch in einer Mangellage

    Auch im Fall einer Gasmangellage soll es gegenseitige Hilfen geben – auch wenn die Verhandlungen über ein Solidaritätsabkommen zwischen Warschau und Berlin seit Monaten stocken. “Wir können Deutschland mit Gas unterstützen“, sagte nun ein ranghohes polnisches Regierungsmitglied. Dies sei aber eine Frage des Preises, wobei auf LNG-Lieferungen etwa aus Katar verwiesen wurde.

    Polen hat derzeit selbst Schwierigkeiten, die Einfuhr von Gas zu erhöhen. Ein schwimmendes Regasifizierungsterminal bei Danzig soll erst Ende 2027 in Betrieb gehen. Zuvor soll aber die Kapazität des bestehenden Terminals in Swinemünde erhöht werden.

    Aus Norwegen fließt zwar seit Kurzem Gas über die Baltic Pipe nach Polen, allerdings hat der Konzern PGNiG erst Verträge über drei Milliarden Kubikmeter (bcm) Gas pro Jahr. Insgesamt hat Baltic Pipe eine Kapazität von 10 bcm. Nach Regierungsangaben verhandelt PGNiG über weitere Lieferungen. Norwegen hat aber erklärt, kurzfristig nicht mehr Gas in die EU exportieren zu können.

    Für diesen Winter sieht sich Polen aber in der Gasversorgung gut gerüstet. Gas spiele ohnehin nur eine geringe Rolle im Energiemix, sagte Guibourge-Czetwertyński. Im Stromsektor will Polen seine Kernkraftwerke durch neue ersetzen und die erneuerbaren Energien stark ausbauen. Bis 2030 sollen die Erneuerbaren-Kapazitäten auf 50 Gigawatt steigen, davon allein 5,9 Gigawatt Offshore-Windenergie in der Ostsee.

    Für Windenergie an Land hat Polen eine Mindestabstandsregelung wie in Bayern, wo die Masten einen Abstand von mindestens dem Zehnfachen der Höhe zu Siedlungen einhalten müssen. Durch eine Gesetzesänderung solle es Kommunen aber erleichtert werden, geringere Abstände festzulegen, berichtete der Staatssekretär.

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    News

    EU-Außenminister erwägen neue Russland-Sanktionen

    Als Reaktion auf die neue Eskalation Russlands im Krieg gegen die Ukraine denken die EU-Außenminister und die Europäische Kommission über eine Ölpreisgrenze, strengere Beschränkungen für Hightech-Exporte und mehr Sanktionen gegen Einzelpersonen nach.

    “Wir werden neue restriktive Maßnahmen sowohl auf persönlicher als auch auf sektoraler Ebene ergreifen”, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Sondertreffen der EU-Außenminister am Rande der UN-Generalversammlung in New York. Dies solle in Abstimmung mit den internationalen Partnern geschehen. Die Strafmaßnahmen würden weitere Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben, etwa auf den Technologie-Sektor. Zudem sagte Borrell, dass die Ukraine weitere Waffen erhalten solle.

    Noch nicht klar ist bislang, welche Auswirkungen eine Begrenzung des Ölpreises hätte. Die EU hat bereits ein Öl-Embargo vereinbart, das bis Ende des Jahres in Kraft treten soll.

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilte CNN im Anschluss an ein Interview mit dem US-Sender schriftlich mit, dass es um Sanktionen gegen russische Einzelpersonen und Einrichtungen innerhalb und außerhalb Russlands sowie um zusätzliche Exportkontrollen für zivile Technologie gehe.

    Ungarn will Aufhebung der Sanktionen

    Die Mitgliedsländer werden auch entscheiden müssen, was mit Russen geschehen soll, die vor der Wehrpflicht fliehen. Die drei baltischen Staaten haben bereits erklärt, dass sie ihnen keine Zuflucht bieten werden. Finnland und Polen haben die Einreise von Russen ebenfalls beschränkt. Die EU als Ganzes hat bisher ein generelles Reiseverbot abgelehnt.

    Weitere Beschränkungen für die Ausfuhr von Luxusgütern nach Russland sind ebenfalls im Gespräch. Russland-Kritiker fordern ein Verbot russischer Diamanten und die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte in Europa. Andere warnten jedoch, es sei unwahrscheinlich, dass letzteres die notwendige einstimmige Unterstützung aller EU-Länder erhalten würde.

    Es wird erwartet, dass die Europäische Kommission nächste Woche einen schriftlichen Vorschlag vorlegt, den die 27 Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem Treffen in Prag am 6. und 7. Oktober billigen könnten, so hochrangige EU-Politiker.

    Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán verlangt bereits die Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland spätestens bis Ende des Jahres. Die nach dem Angriff auf die Ukraine verhängten Strafmaßnahmen gegen Moskau seien den Europäern “von den Brüsseler Bürokraten aufgezwungen” worden, sagte der Rechtspopulist nach Angaben der regierungsnahen Tageszeitung “Magyar Nemzet”. Die Sanktionen verursachten Wirtschaftsprobleme, die Energiekrise und die Inflation, erklärte er demnach weiter. Orbán pflegt ein gutes Verhältnis zum Kremlchef Wladimir Putin. dpa/rtr

    • Europapolitik
    • Sanktionen

    Neue politische Gemeinschaft: EU-Rat verschickt Einladungen

    Die von Frankreich vorangetriebene neue europäische Gemeinschaft soll beim ersten Treffen am 6. Oktober 44 Länder zusammenbringen. Neben den 27 EU-Mitgliedern sind das 17 weitere europäische Staaten. Die Einladungen für das Treffen in Prag wurden am Donnerstag an die Nicht-EU-Länder versandt, wie ein EU-Beamter mitteilte.

    Zu den eingeladenen Staaten gehören die Ukraine, die Türkei, Großbritannien und die Schweiz. Außerdem wurden Norwegen, Island, Liechtenstein, Moldau, Georgien, Armenien, Aserbaidschan sowie die Westbalkanstaaten Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und das Kosovo von EU-Ratschef Charles Michel und dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala eingeladen. Tschechien hat gerade den Vorsitz der EU-Staaten inne.

    Die Staats- und Regierungschefs der Länder sollen dem EU-Beamten zufolge unter anderem über Frieden und Sicherheit, Energie und Klima, die wirtschaftliche Lage sowie Migration sprechen. Es sei keine formelle Abschlusserklärung geplant. Das Treffen findet vor dem informellen EU-Gipfel statt, der für den 7. Oktober in Prag angesetzt ist. Man beabsichtige, ein- bis zweimal im Jahr zusammenzukommen, sagte der EU-Beamte. Ziel sei es, sich über den Kontinent hinweg besser zu koordinieren. Sicherheit, Stabilität und der Wohlstand in Europa sollten gefördert werden.

    EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas sieht in der neuen Gemeinschaft auch eine Chance, europäische Werte durchzusetzen. “Meiner Meinung nach ist dies ein entscheidender Moment für die EU-Mitgliedstaaten und unsere Partner, sich erneut entschlossen zu unseren Grundprinzipien und Werten zu bekennen”, sagte er am Donnerstagabend in Brüssel über das bevorstehende Treffen. Jene Länder, die nicht respektierten, wofür die EU stehe, dürften auch nicht von den Vorteilen der EU profitieren. Schinas nannte etwa den Zugang zum EU-Binnenmarkt oder zur Zollunion, jedoch keine bestimmten Länder. dpa

    • Emmanuel Macron
    • Europawahlen 2024

    EU-Datenschützer will Verordnungsartikel löschen lassen

    Der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDPS) hat beim Europäischen Gerichtshof beantragt, zwei Artikel der Europol-Verordnung für nichtig zu erklären. Diese war von den EU-Institutionen in diesem Jahr verabschiedet worden.

    Der Grund für diese Maßnahme ist keine Kleinigkeit: “Die angegriffenen Bestimmungen der ergänzenden Europol-Verordnung legalisieren rückwirkend Verarbeitungsvorgänge, die Verstöße gegen die Europol-Verordnung von 2016 waren”, erläutert Wojciech Wiewiórowski. Europol hatte ohne ausreichende Rechtsgrundlage 4 Petabyte Daten angehäuft, die für Big Data-Analysen genutzt worden sein sollen.

    Der für Europol zuständige Europäische Datenschutzbeauftragte hatte die Behörde am 3. Januar 2022 angewiesen, alle Daten umgehend zu löschen, die nach sechs Monaten nicht eindeutig einem Fall zugeordnet wurden. Dieser Aufforderung kam Europol nicht nach, da es die Rechtssicht des EDPS nicht teilte – auch wenn die Bundesregierung im März 2022 noch erwartete, dass die Behörde der Anordnung entspreche.

    Die Novelle der Europol-Verordnung, die Parlament und Rat im Mai 2022 annahmen, sorgte für weniger Datenschutz und mehr Befugnisse – sehr zum Entsetzen von Abgeordneten wie Patrick Breyer (Piraten/EFA): “Mit der umstrittenen Reform hat Europol ohnehin schon viel zu viel Kontrolle über unbescholtene EU-Bürger:innen erhalten”, kritisiert Breyer. Nun müsse die Löschung der “absurden Menge von 4 Petabyte Daten” über den EuGH erzwungen werden.

    Datenschutzrechtlich ist Europol ein Sonderfall. Sie ist die einzige Polizeibehörde, die nicht der JI-Richtlinie über den Datenschutz unterliegt: Da Richtlinien sich an die Mitgliedstaaten richten, kann diese für sie nicht greifen. Ob Europol zu viele oder zu wenige Befugnisse erhält und ob der Datenschutz hierbei vorbildlich oder vergleichsweise schlecht ausgebildet ist, ist dabei politisch umstritten. fst

    • Datenschutzaufsicht
    • Datenschutzrecht
    • Europol

    Großbritannien will Handelsstreit mit EU schnell beilegen

    Großbritannien möchte eine schnelle Einigung mit der Europäischen Union erzielen, um die Probleme im Handel mit Nordirland nach dem Brexit zu lösen. Das sagte Außenminister James Cleverly am Donnerstag und deutete damit einen sanfteren Ansatz in diesem hartnäckigen Streit an.

    Der Streit um einen Teil des Brexit-Abkommens, das den Handel mit Nordirland regelt, ist bei weitem die größte Belastung zwischen der EU und Großbritannien, das am 31. Januar 2020 als erstes Land die EU verlassen hat.

    Ein großes Problem ist Großbritanniens sogenanntes Nordirland-Protokoll, das Teile des Brexit-Abkommens aufhebt. Es wurde von Großbritanniens jetziger Premierministerin Liz Truss eingeführt, als sie noch Außenministerin war.

    Cleverly sagte, die Regierung werde das Gesetz zwar weiterverfolgen und auf seine Verabschiedung durch das Parlament drängen, aber es sei lediglich ein “Sicherheitsnetz”, und seine erste Präferenz sei eine Verhandlungslösung.

    EU hält an Abkommen fest

    Mit Blick auf die Gespräche mit Ministern der EU, der USA und Irlands sagte Cleverly zu Reuters: “Was ich gesehen habe, ist der gemeinsame Wunsch, eine Lösung zu finden. Ich stelle eine echte Atmosphäre des guten Willens fest”, fügte er hinzu. “Unsere bevorzugte Option ist und war immer eine Verhandlungslösung. In diesem Ton werden wir in die Gespräche gehen”.

    Beide Seiten stimmten dem Nordirland-Protokoll zu, um die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen der britisch geführten Provinz Nordirland und dem EU-Mitglied Irland nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU zu vermeiden.

    Großbritannien wirft Brüssel jedoch seither vor, den Warenverkehr zwischen Großbritannien und Nordirland mit harter Hand zu regeln, was nach Ansicht der pro-britischen Gemeinden in der nordirischen Region ihren Platz im Vereinigten Königreich untergräbt.

    London möchte, dass Teile des Abkommens geändert werden, doch die EU hält daran fest, dass das Protokoll ein rechtsverbindlicher Vertrag ist, der von London freiwillig abgeschlossen wurde. Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Gerichtsverfahren gegen Großbritannien wegen Verstößen gegen das Abkommen eingeleitet. rtr

    Deutschland verliert seinen Innovationsvorsprung

    Europa wird immer innovativer – Deutschland dagegen fällt im Vergleich zurück. Das ist ein Ergebnis des European Innovation Scoreboard (EIS) 2022, den die Generaldirektion für Forschung und Innovation jetzt vorgelegt hat. Der EIS zeige, wie wichtig es sei, eine gesamteuropäische Innovationsstrategie zu schaffen, sagte Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation und Forschung. “Die kürzlich verabschiedete neue Europäische Innovationsagenda wird Europa an die Spitze der neuen Welle von Deep-Tech-Innovationen bringen und sicherstellen, dass die Innovation alle Regionen Europas erreicht, einschließlich der ländlichen Gebiete.

    Der Innovationsanzeiger stellt seit 2001 in einer vergleichenden Analyse die Innovationsleistung von EU-Ländern und anderen Ländern der Region gegenüber. Wie auch im Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2022 liegt Deutschland beim European Innovation Scoreboard nicht in der Spitzengruppe. Mehr noch: Es hat sich im Vergleich zu 2021 sogar leicht verschlechtert, während sich 19 Mitgliedstaaten verbessert haben. Seit 2015 hat die Innovationsleistung in der EU insgesamt um zehn Prozent zugelegt (in Deutschland um 7,4 Prozent). Das bedeutet, dass der Leistungsvorsprung Deutschlands gegenüber der EU immer kleiner wird.

    Deutschland beim European Innovation Scoreboard auf Platz 9

    Der EIS misst die Innovationsleistung anhand verschiedener Indikatoren in unterschiedlichen Dimensionen. Dazu gehören etwa Humankapital, attraktive Forschungssysteme, Digitalisierung, Finanzen und Förderung, Unternehmensinvestitionen und mehr. Deutschland erreicht eine Leistung von 117,5 Prozent. Zusammen mit Österreich, Zypern, Frankreich, Irland und Luxemburg gehört es damit zu den starken Innovatoren. Denn die Innovationsleistung dieser Länder liegt über dem EU-Durchschnitt von 114,5 Prozent.

    Zu Deutschlands Stärken zählen unter anderem die Anzahl der Promovierten, der Beschäftigungsgrad in innovativen Unternehmen und die Mobilität von Forschenden. Zu den Schwächen gehören die geringe staatliche Unterstützung für Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft, ein zu geringer Anteil von Menschen mit mehr als grundlegenden digitalen Fähigkeiten und zu wenig Unterstützung für lebenslanges Lernen. Das detaillierte Profil Deutschlands gibt es hier.

    Interessant an dem Innovationsanzeiger ist auch die internationale Dimension. Demnach erreichen globale Wettbewerber wie Südkorea, Australien, Kanada und die Vereinigten Staaten nach wie vor einen Leistungsvorteil gegenüber dem Durchschnitt der EU-Länder. Allerdings konnte sich die EU im internationalen Vergleich verbessern und zog 2021 an Japan vorbei. vis

    Kreislaufwirtschaft: Lemke kündigt Dialogprozess an

    Als Teil der geplanten deutschen Kreislaufwirtschaftsstrategie hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke gestern einen Stakeholder-Dialog für das kommende Frühjahr angekündigt. Die Bundesregierung werde einen “breiten Dialogprozess mit wissenschaftlicher Beteiligung” starten, sagte sie auf dem Klimakongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Sie forderte die Industrie auf, sich an dem Prozess zu beteiligen.

    “Wir müssen wertvolle Ressourcen so lang wie irgend möglich in einem Kreislauf halten”, sagte sie. Dies gelte auch für Chemikalien, die nicht abbaubar und zudem gesundheitsschädigend. Hier gebe es dringenden Handlungsbedarf. Eine Kreislaufwirtschaft biete der deutschen Industrie auch angesichts steigender Rohstoffpreise Vorteile. “Wer Ressourcen möglichst effizient nutzt, der wird auch einen Marktvorteil schaffen können” so Lemke. Die nationale Strategie müsse dafür Rahmenbedingungen setzen.

    Die Grünen-Politikerin hatte im März eine Strategie der Bundesregierung zur Kreislaufwirtschaft angekündigt, um den Primärrohstoffverbrauch in Deutschland zu senken. “Im Moment steht Bewältigung der akuten Krisen im Mittelpunkt, aber wir dürfen den langfristigen Transformationsprozess nicht aus den Augen verlieren”, mahnte sie.

    Bislang hätten laut Lemke sowohl finanzielle als auch regulatorische Anreize für Recyclingverfahren gefehlt: Die Strukturen dafür zu schaffen, hätte sich bislang nicht gelohnt. Auch die Tatsache, dass die Kreislaufwirtschaft nicht ein einziges, sondern eine Vielzahl an Instrumenten erfordere, habe Fortschritte in diesem Bereich bislang erschwert. leo

    • Kreislaufwirtschaft
    • Umweltministerium

    Löfven will an die Spitze der europäischen Sozialisten

    Beim Parteitag der europäischen Sozialisten am 14. und 15. Oktober in Berlin will der ehemalige schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven Chef der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) werden. Seine Kandidatur für die Führung der europäischen Parteienfamilie haben die Mitglieder des Wahlausschusses bestätigt. Die SPD unterstützt seine Kandidatur.

    Wegen der Pandemie war der Kongress der europäischen Sozialisten mehrere Male verschoben worden. Löfven, in dessen Amtszeit als Regierungschef der Sozialgipfel in Göteburg fällt, gilt auch als möglicher Spitzenkandidat bei der Wahl zum Europa-Parlament. Bei dem Treffen in Berlin dürften die ersten Weichen für die personelle Aufstellung bei den Europa-Wahlen 2024 gestellt werden. Bislang steht Sergei Stanischew an der Spitze der europäischen Sozialdemokratie. mgr

    • Europapolitik
    • SPD

    Presseschau

    EU und G7 kündigen neue Strafmaßnahmen gegen Russland an STERN
    Großbritannien lässt Fracking wieder zu ZEIT
    Macron eröffnet Frankreichs ersten Windpark vor der Küste bei Saint-Nazaire STERN
    Polen drängt auf Rosneft-Enteignung in Schwedt FAZ
    Spanien will Inflationsbekämpfung vorübergehend mit Reichensteuer finanzieren FAZ
    EU will Opfer künstlicher Intelligenz besser schützen SUEDDEUTSCHE
    EU-Datenschutzbehörde bringt Europol-Mandat vor Gericht EURACTIV
    EU-Parlament will Durchsetzung der EU-Regeln für politische Werbung vereinfachen EURACTIV
    EU finalisiert Krypto-Regulierung MiCA BTC-ECHO

    Standpunkt

    Entsteht mit Italien ein neues rechtes Bündnis in der EU?

    Der Legende nach war die Hochzeit der Göttin Thetis und des Helden Peleus das Ereignis, das man nicht verpassen durfte. Alle Götter und Göttinnen gaben sich ein Stelldichein, bis auf eine: Eris, die Göttin der Zwietracht, war nicht eingeladen worden. Aus Wut und Kränkung beschloss sie, sich zu rächen, indem sie einen goldenen Apfel – den berühmten Zankapfel – mit der Aufschrift “Für die Schönste” in die Mitte der Gäste warf. Diese Handlung führte letztendlich zum Trojanischen Krieg.

    Wenn Italien am Sonntag tatsächlich die rechtsextreme Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) unter der Führung von Giorgia Meloni wählt, wird es nach Schweden und der Fidesz in Ungarn die dritte rechtsextreme Regierung in Europa sein. Doch ein Bündnis der drei Regierungen auf EU-Ebene ist unwahrscheinlich, denn die Positionen sind zu verschieden, der Zank zu groß.

    Denn auch wenn es unbestreitbar Anlass zur Sorge gibt, darf man nicht vergessen, dass diese politischen Gruppierungen zutiefst spaltend sind: Es gelingt ihnen immer noch nicht, eine homogene Fraktion im Europäischen Parlament zu bilden. Die ECR-Fraktion zählt 63 Abgeordnete, die ID 70, während die EVP 179 Abgeordnete zählt.

    Innerhalb der zerstrittenen europäischen Familie der extremen Rechten können die russische Invasion in der Ukraine und die Haltung gegenüber Moskau wie eine Reminiszenz an den Apfel in der Antike erscheinen. Man denke nur an die diametral entgegengesetzten Positionen zwischen der polnischen PiS und Orbáns Fidesz, die dazu beitrugen, Visegrád in die Luft zu sprengen.

    Schwierige Entscheidungsfindung

    “Zwischen den rechtsextremen Parteien gibt es kein stabiles Bündnis. Das sieht man im Europäischen Parlament, wo die Allianz der extremen und rechtsextremen Rechten immer noch nicht zustande gekommen ist. Es gibt nach wie vor große Unterschiede in Fragen wie Einwanderung oder Russland”, betont Eric Maurice, Leiter des Brüsseler Büros der Robert-Schuman-Stiftung, gegenüber Europe.Table.

    “Es wird auch nicht unbedingt ein stabiles Bündnis zwischen den Regierungen (Anm.: die die extreme Rechte in ihren Reihen haben) geben. Zum Beispiel ist es auf der Ebene der Wirtschaftspolitik nicht sicher, dass Schweden die Forderungen Italiens unterstützen wird”, fügt er hinzu.

    Ein dritter Aspekt, den der Experte für Europapolitik hervorhebt, ist die Bildung der nationalen Regierungen selbst. “In Schweden und Italien werden Koalitionsregierungen am Werk sein”, das heißt, eine Konstellation, die zu potenziellen Konflikten innerhalb dieser Regierungen führen kann. Das bedeutet, dass es schwierig sein wird, bei den Verhandlungen im EU-Ministerrat eine klare Position dieser Länder zu erhalten, sagt er. Dies würde die Entscheidungsfindung auf EU-Ebene erschweren.

    Aus all diesen Gründen hält es der EU-Experte für unwahrscheinlich, dass aus der Asche der Visegrád-Staaten ein neues Bündnis mit Schweden, Italien und Ungarn entstehen wird. Doch das Vakuum, das der Abgang von Mario Draghi hinterlassen wird, wird ohrenbetäubend sein. Italien hat Gewicht im Rat. Das Land stellt 17 Prozent der Industrieproduktion der EU, mehr als jeder andere Mitgliedstaat mit Ausnahme Deutschlands. In einer kürzlich erschienenen Analyse reiben Teresa Coratella und Arturo Varvelli, beide von der Denkfabrik ECFR Rom, Salz in die europäische Wunde, indem sie daran erinnern, dass es der Führung Mario Draghis zu verdanken ist, dass Italien “endlich” begonnen hat, sein Potenzial auszuschöpfen, indem es seine historischen Probleme angegangen ist.

    Paris und Berlin verlieren Verbündeten

    “Er brachte die italienische Politik dazu, die Ukraine nach der russischen Invasion voll zu unterstützen, trotz der Schwankungen der öffentlichen Meinung in dieser Frage. Draghi brachte sogar den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz dazu, ihr anfängliches Zögern, die Bewerbung der Ukraine um eine EU-Mitgliedschaft zu unterstützen, zu überwinden. Darüber hinaus spielte er eine wichtige Rolle bei der Formulierung der EU-Sanktionen gegen Russland und, wie wir gesehen haben, in der italienischen und europäischen Energiepolitik. Während der politischen Krise, die schließlich zum Sturz seiner Regierung führte, verbrachte er zwei Tage in Algier, um Alternativen zum russischen Gas zu finden. Dies zeigte den Willen, das nationale Interesse über die Karriere zu stellen, was bei italienischen Politikern immer seltener vorkommt”, schreiben die beiden Wissenschaftler.

    Paris und Berlin verlieren also einen wichtigen Verbündeten. Der Sturz der Regierung Draghi sei jedoch ein Akt der Selbstzerstörung seiner Rivalen, so die beiden Forscher, da der ehemalige Gouverneur der Europäischen Zentralbank ein Erbe hinterlassen habe, das nur schwer zu demontieren sein werde. “Sofern populistische und euroskeptische Parteien nicht die Führung übernehmen, wird Draghis politischer Kurs in Bezug auf Russland, die Ukraine, die transatlantischen Beziehungen und die EU die bevorstehenden schwierigen Zeiten wahrscheinlich überleben – nicht zuletzt aufgrund des Mangels an glaubwürdigen Alternativen”. Nicht zuletzt aufgrund der tiefen internen Spaltungen der extrem rechten und rechtsextremen Formationen.

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    Apéropa

    Die Reservisten in Russland haben wenig Lust auf Krieg. Wer schnell war und Geld hatte, reiste in den vergangenen Tagen per Flugzeug aus. Andere fuhren nach der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung im Auto an die Grenze zu Finnland und standen dort stundenlang im Stau. Wie gut hat es doch da die russische Elite.

    Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny beklagte kürzlich, Putin werfe einfache Bürger in den “Fleischwolf” des Kriegs, während die Elite unbeschadet bleibe. Den Nachweis lieferte nun der Host des oppositionellen YouTube-Kanals Popular Politics, Dmitry Nizovtsev. Er rief beim Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow an und gab sich als Recruiter eines Moskauer Wehrkreiskommandos aus. Der Anruf wurde live auf dem Kanal übertragen, wie die oppositionelle Zeitung The Insider berichtete.

    Nikolai Peskow (32) erinnerte den Anrufer daran, mit wem er es zu tun habe. Und nein: Er werde sich keineswegs am nächsten Morgen in der Dienststelle einfinden, sondern das auf “anderer Ebene regeln”. Auf die nochmalige Frage, ob er sich doch noch am nächsten Morgen um 10 Uhr in der Dienststelle einfinden werde, entgegnete er: “Glauben Sie mir, das brauchen weder Sie noch ich”.

    Der vermeintliche Recruiter erinnerte Peskow Junior daran, dass Putin selbst die Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine angeordnet habe. Die Antwort: “Wenn Wladimir Wladimirowitsch mir sagt, dass ich dorthin gehen soll, dann geh’ ich dorthin”. Nizovtsev belehrt ihn daraufhin, Putin könne nunmal nicht jeden der 300.000 Reservisten selbst anrufen. Die Antwort von Peskows Sohn: Er sei nicht wie jeder. Lisa-Martina Klein

    Europe.Table Redaktion

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