Table.Briefing: Europe

Gasspeicher-Verordnung + EU-Beitritt der Ukraine + Sanktionen gegen Schröder

  • Staaten blocken höhere Gasspeicherpflichten ab
  • EU-Monitoring
  • Scholz bremst beim EU-Beitritt der Ukraine
  • EU-Parlament droht mit Sanktionen für Altkanzler Schröder
  • Vertragsänderung: Scholz warnt vor Nabelschau
  • EU-Kommission: Schuldenregeln wohl bis 2023 ausgesetzt
  • Niedersachsen macht Weg frei zur Gas-Förderung am Wattenmeer
  • Polen: Firmen zweifeln an Unabhängigkeit der Gerichte
  • Presseschau
  • Kolumne: What’s cooking in Brussels
Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist ein bedeutender Schritt Richtung Energiesicherheit: Im Eiltempo haben sich die europäischen Institutionen gestern auf eine neue Gasspeicher-Verordnung geeinigt. Wie die genau aussieht und welche Ausnahmen von der Pflicht es geben wird, hat Manuel Berkel analysiert.

Was passiert, wenn man gleichzeitig aufs Gaspedal und die Bremse drückt? Es quietscht und qualmt. So quietscht und qualmt es auch zwischen der EU-Kommission, die beim Beitritt der Ukraine aufs Gaspedal steigt, und Frankreich und Deutschland, die gleichzeitig bremsen. Mein Kollege Eric Bonse prophezeit Streit beim EU-Gipfel im Juni.

Der Umgang mit den Ambitionen Kiews ist eines jener Themen, bei denen die mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten anderer Meinung sind als Frankreich und Deutschland. Die beiden Schwergewichte wurden schon vor dem Krieg oft als erdrückend wahrgenommen, nun tun sich neue Bruchstellen auf. Estlands Premierministerin Kaja Kallas gehört wohl zu lautesten Kritikerinnen des Paares. Claire Stam serviert in ihrer wöchentlichen Kolumne wieder Häppchen aus Brüssel.

Noch ein Blick auf die News: Altkanzler Gerhard Schröder hat sein Büro und seine Mitarbeiter im Bundestag mit sofortiger Wirkung verloren. Das Europaparlament will sogar Sanktionen gegen den 78-Jährigen verhängen, wenn er seinen Posten im Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Rosneft nicht aufgibt.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihre
Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

Staaten blocken höhere Gasspeicherpflichten ab

Nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon in der Nacht von Montag auf Dienstag ging es dann am Donnerstag ganz schnell. “Wir haben es. Energie für unsere Bürger und Unternehmen ist gesichert”, konnte Jerzy Buzek (EVP), der Verhandlungsführer des Parlaments, nach einem kurzen Trilog am Morgen verkünden. Die neuen, EU-weiten Pflichten zum Gasspeichern sollen die Versorgung auch dann sicherstellen, falls kein Gas mehr aus Russland nach Europa strömt. Die Betreiber der Anlagen sollen ihre Zuverlässigkeit außerdem durch eine Zertifizierung nachweisen – eine Maßnahme, die vor allem auf Gazprom zielt.

Fast zeitgleich betonte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seiner Regierungserklärung in Berlin den Zusammenhalt in der Union: “Auf europäischer Ebene geht es vor allem darum sicherzustellen, dass es keine Engpässe bei der Energieversorgung einzelner Mitgliedstaaten gibt. Das ist ein Gebot europäischer Solidarität.”

Eine erste Maßgabe hatte die Kommission Ende März vorgelegt: Zu mindestens 80 Prozent sollten sämtliche Speicher bis zum 1. November oder spätestens 1. Dezember gefüllt sein, in den Folgejahren zu 90 Prozent. Für die 18 Mitgliedstaaten mit Speichern könnte das aber hohe Kosten zur Folge haben. Wenn sich die Gaswirtschaft wegen der Marktturbulenzen mit dem Befüllen zurückhielte, müssten die Regierungen im Notfall selbst Gas kaufen.

Staaten ohne Gasspeicher sollen trotzdem Vorräte bilden

Die EU-Mitglieder sollten sich deshalb auf eine finanzielle Lastenteilung einigen. Die Alternative: Staaten ohne eigene Speicher müssten 15 Prozent ihres jährlichen Verbrauchs in anderen Ländern einlagern – als Reserve für den Winter und gegen Gebühren. Neben den Kosten könnten allzu strenge Speicherpflichten noch zu anderen Unannehmlichkeiten führen. Um genug Reserven für die Heizsaison aufzubauen, könnten im Extremfall schon während des Sommers Abschaltungen von Industrie- oder Gewerbebetrieben anstehen. Vor diesem Hintergrund sind die Ausnahmen zu sehen, welche die Mitgliedstaaten im Trilog durchsetzten.

Das Parlament wollte gestützt auf Zahlen der Kommission eigentlich schon für dieses Jahr einen Mindestfüllstand von 90 Prozent erreichen, wie Europe.Table aus Verhandlungskreisen erfuhr. Im Ergebnis blieb es bei der Zielmarke von 80 Prozent für das laufende Jahr. Wegen Ausnahmen für einzelne Staaten wird intern sogar befürchtet, letztlich nur bei 75 Prozent zu landen. In den Erwägungsgründen der Verordnung werden Staaten mit Speichern deshalb dazu ermuntert, mehr Gas einzulagern als verlangt. Die Hoffnung ist, so im EU-Schnitt auf 85 Prozent zu kommen.

Die Ausnahmen gelten zum einen für Staaten, die bislang nicht durch Leitungen mit anderen verbunden sind, nämlich Irland, Malta und Zypern. Eine noch wichtigere Abweichung setzte eine Handvoll Staaten durch, die im Verhältnis zu ihrem eigenen Gasverbrauch über sehr große Speicher verfügen. Dem Vernehmen nach geht es um Ungarn, Österreich, Lettland und die Slowakei.

Europa will Unabhängigkeit von Gas aus Russland

Nach der Einigung vom Donnerstag sollen die Speicherpflichten auf 35 Prozent des eigenen nationalen Verbrauchs begrenzt werden. Die Befürchtung, dass deshalb mehrere wichtige Speicher kaum gefüllt werden könnten, wies der Sprecher des Industrieausschusses, Christian-Silviu Bușoi (EVP), auf Frage von Europe.Table jedoch zurück. “Es gelten das Solidaritätsprinzip und die Aufforderung an die Mitgliedstaaten, Speicher in anderen Staaten zu nutzen, sofern Kapazitäten verfügbar sind.” Mitglieder mit großen Speichern seien ihrerseits aufgefordert, andere zu unterstützen und auf ihrem Hoheitsgebiet Gas für andere zu bevorraten.

Erhalten blieben auch Zwischenziele für das Auffüllen der Speicher in einzelnen Monaten des Sommerhalbjahres. Für dieses Jahr hätten sie der Rat am liebsten gestrichen, auch wenn sie die Kommission für das laufende Jahr schon nicht so hoch angesetzt hatte wie in den Folgejahren. Stattdessen bleiben die Befüllungspfade erhalten und nach den Worten Bușois sind sie für die Staaten nun sogar verpflichtend und nicht mehr freiwillig.

Zwei Zugeständnisse an die Mitgliedstaaten gab es jedoch: Zu den einzelnen Stichtagen sind nun Abweichungen nach unten von bis zu fünf statt zwei Prozentpunkten erlaubt und die Pfade ab 2023 legt die Kommission auf Vorschlag der Mitgliedstaaten neu fest. Außerdem sollen die teuren Speicherpflichten Ende 2025 auslaufen. Bis dahin hofft Europa also darauf, bei Gas unabhängig von Russland zu werden.

Grüne drängen auf Energieeffizienz und Energiesparen

Für die Verhandlungsführerin der Grünen, Marie Toussaint, ist klar, wie die EU dieses Ziel erreichen sollte: “Bis dahin müssen massive Energieeinsparungen und Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt werden.” Dazu hätten die Grünen in der Verordnung verankert, dass die Rolle der Energieeffizienz für die Energiesicherheit anerkannt wird.

Der CDU-Abgeordnete Markus Pieper begrüßte wiederum, dass die EU-Staaten ihre Verpflichtungen auch durch gemeinsame Beschaffung von Energie erbringen können: “Wenn die Mitgliedstaaten ihre Gaseinkäufe gemeinsam tätigen, stärken sie damit die strategische Energiesicherheit und tragen gleichzeitig zu einer Verringerung der Preisschwankungen bei.”

Für die Zertifizierungen der Speicherbetreiber haben sich die Mitgliedstaaten erfolgreich mehr Zeit ausbedungen. Hatte die Kommission noch eine Frist von 100 Arbeitstagen für große Unternehmen mit verdächtig leeren Reservoiren vorgeschlagen, hat man sich nun auf eine Frist von 150 Tagen geeinigt.

  • Erdgas
  • Fossile Brennstoffe
  • Gasspeicher

EU-Monitoring

20.05.2022_Monitoring

Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
23.05.2022 09:00 Uhr
Themen: Vorbereitung der außerordentlichen Tagung des Europäischen Rates vom 30.-31.05.2022, Anhörung zu den Werten der EU in Ungarn: Artikel 7 Absatz 1 EUV, Gedankenaustausch zur Konferenz zur Zukunft Europas.
Vorläufige Tagesordnung

Rat des Europäischen Wirtschaftsraums
23.05.2022 15:00 Uhr
Themen: Erörterung der allgemeinen Funktionsweise des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, Orientierungsaussprache über die Verringerung strategischer Abhängigkeiten in den Bereichen Rohstoffe und Energie, Schlussfolgerungen zur Zusammenarbeit zwischen der EU und den dem EWR angehörenden EFTA-Staaten.
Infos

Euro-Gruppe
23.05.2022 15:00 Uhr
Themen: Makroökonomische und fiskalische Entwicklungen im Euro-Raum, Anstehende Vakanz des geschäftsführenden Direktors des ESM.
Vorläufige Tagesordnung

Treffen der G7-Arbeits- und Sozialminister:innen
24.05.2022
Themen: Die G7-Arbeits- und Sozialminister:innen treffen sich unter deutscher Präsidentschaft.
Infos

Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
24.05.2022 10:00 Uhr
Themen: Schlussfolgerungen zur hoch pathogenen Aviären Influenza (HPAI), Informationen der Kommission und der Mitgliedstaaten zur Lage auf den Agrarmärkten (insbesondere nach der Invasion in der Ukraine).
Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
24.05.2022 10:30 Uhr
Themen: Orientierungsaussprache zu einer globalen Mindestbesteuerung für multinationale Konzerne in der EU, Orientierungsaussprache zum Europäischen Fonds für langfristige Investitionen (ELTIF), Folgemaßnahmen zum Treffen der Finanzminister und Gouverneure der Zentralbanken.
Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

Treffen der G7-Umwelt- sowie Klima- und Energieminister:innen
25.05.-27.05.2022
Themen: Die G7-Umwelt- sowie Klima- und Energieminister:innen treffen sich unter deutscher Präsidentschaft.
Infos

Wöchentliche Kommissionssitzung
25.05.2022
Themen: Vorschlag für eine Richtlinie über die Wiedererlangung und Einbeziehung von Vermögenswerten, Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Aufnahme der Umgehung oder Verletzung von Sanktionen in den in Artikel 83 Absatz 1 AEUV genannten Kriminalitätsbereichen.
Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr

Scholz bremst beim EU-Beitritt der Ukraine

In der seit Jahren umstrittenen Erweiterungspolitik der EU droht neuer Ärger. Nach Frankreich hat am Donnerstag auch Deutschland vor zu hohem Tempo beim geplanten EU-Beitritt der Ukraine gewarnt – und sich gegen die EU-Kommission gestellt, die für eine rasche Aufnahme des Landes wirbt. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron habe Recht, wenn er darauf hinweise, dass der Beitrittsprozess der Ukraine “keine Sache von ein paar Monaten oder einigen Jahren” sei, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Regierungserklärung im Bundestag in Berlin.

Für Kiew dürfe es “keine Abkürzungen” in die EU geben, betonte Scholz. Dies gebiete allein schon die Fairness gegenüber anderen Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan. Deshalb solle man sich darauf konzentrieren, die Ukraine “schnell und pragmatisch zu unterstützen”. Ähnlich hatte Macron kurz nach seiner Wiederwahl Anfang Mai argumentiert. Der Beitritt sei eine Sache von Jahren oder Jahrzehnten, sagte der französische Staatschef. Man müsse daher darüber nachdenken, Ländern wie der Ukraine eine Alternative anzubieten, etwa eine lockere “europäische politische Gemeinschaft”.

Demgegenüber setzt die EU-Kommission auf eine schnelle und enge Integration, die sogar noch über das normale Beitrittsverfahren hinausgeht. Kommissionschefin Ursula von der Leyen schlug am Mittwoch einen speziellen Solidaritätsfonds für den Wiederaufbau vor (Europe.Table berichtete), der die für den Beitritt nötigen Reformen anstoßen und finanzieren soll. Von der Leyen hatte der Ukraine bereits bei einer Reise nach Kiew im April ihre Unterstützung zugesagt. Derzeit prüft ihre Behörde den Beitrittsantrag, den Präsident Wolodymyr Selenskyj in Rekordtempo ausgefüllt hatte. Im Juni will die Kommission entscheiden, ob das Land den Kandidatenstatus erhält.

“Zweitklassige Behandlung der Ukraine”

In Brüssel wird mit einem positiven Bescheid gerechnet. Der EU-Gipfel Ende Juni könnte die Ukraine dann offiziell als Beitrittskandidaten anerkennen. Unmittelbar vor dem Gipfel will EU-Ratspräsident Charles Michel allerdings auch noch einen Gipfel mit den sechs Ländern des Westbalkans abhalten. In einer Rede hatte sich Michel am Mittwoch für die Schaffung einer “europäischen geopolitischen Gemeinschaft” ausgesprochen, die an Macrons Vorschlag erinnert und sich auf die außenpolitische Zusammenarbeit konzentrieren soll. Dazu könnten neben dem Westbalkan auch andere Länder gehören, sagte Michel, ohne Namen zu nennen.

Neben der Ukraine haben sich zuletzt auch Georgien und Moldawien um einen EU-Beitritt beworben. Den offiziellen Kandidatenstatus haben bereits Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und die Türkei. Die Gespräche mit der Türkei liegen seit Jahren auf Eis. Als Favoriten für einen schnellen Beitritt gelten derzeit Albanien und Nordmazedonien.

Die Länder des Westbalkans warten bereits seit zwei Jahrzehnten auf die begehrte Eintrittskarte in die EU. Sie verweisen darauf, dass sie genau wie die Ukraine einen Krieg durchmachen mussten. Eine Sonderbehandlung dürfe es nicht geben. Doch die Ukraine macht Druck. “Wir brauchen keine Ersatzmittel für den EU-Kandidatenstatus, welche die zweitklassige Behandlung der Ukraine zeigen und die Gefühle der Ukrainer verletzen”, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba am Donnerstag kurz nach Scholz’ Rede auf Twitter. “Bestimmte Länder” verhielten sich zweideutig.

Aufnahmeprozeduren beim EU-Beitritt der Ukraine einhalten

Wie umstritten die Erweiterungspolitik ist, zeigte sich auch bei der Europatagung von Europe.Table am Mittwoch in Berlin. Der britische Historiker Timothy Garton Ash sprach sich für einen schnellen EU-Beitritt der Ukraine aus. “Die einzig angemessene Reaktion auf die wahrhaft heroische Verteidigung europäischer Werte durch die Ukraine derzeit ist, die Ukraine zu einem EU-Beitrittskandidaten zu machen”, sagte er. Der Europäische Rat im Juni müsse eine klare Botschaft senden. “Und nicht die typische Brüsseler Art Ja zu sagen, aber im Grunde noch nicht, vielleicht oder nein zu meinen.”

Demgegenüber mahnte Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt, zu Geduld. “Die Ukraine ist Teil der europäischen Familie”, sagte er. Allerdings müssten die Aufnahmeprozeduren eingehalten werden. “Und wir dürfen nicht im Zuge der Aufnahme der Ukraine denjenigen, die schon seit vielen Jahren Reformen durchführen, die im Falle Nordmazedoniens sogar ihren Namen geändert haben, den Eindruck geben, dass andere bevorzugt werden.” Das könnte zu sehr negativen Reaktionen in den Westbalkan-Ländern führen, warnte Kukies.

  • Europapolitik

News

EU-Parlament droht mit Sanktionen für Altkanzler Schröder

SPD-Altkanzler Gerhard Schröder verliert mit sofortiger Wirkung seine Ausstattung mit Mitarbeitern und Büros im Bundestag. Der Haushaltsausschuss des Bundestages beschloss am Donnerstag einen entsprechenden Antrag der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, den auch die oppositionelle Union mittrug. Demnach wird das Büro des 78-Jährigen mit zuletzt vier Beschäftigten nun abgewickelt.

Kritik an Gerhard Schröder wegen Nähe zu Putin

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar war Gerhard Schröder wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner Posten bei Energieunternehmen des Landes verstärkt in die Kritik geraten. Das Europaparlament will ihn sogar auf die Sanktionsliste gegen Oligarchen setzen. Das Parlament forderte am Donnerstag die 27-EU-Mitgliedstaaten auf, Schröder wie auch die österreichische Ex-Außenministerin Karin Kneissl auf die Sanktionsliste zu nehmen, wenn sie ihre Posten beim russischen Energiekonzern Rosneft nicht aufgeben. Schröder ist Aufsichtsratsvorsitzender, Kneissl Mitglied des Gremiums.

Formal wird das Büro des früheren Bundeskanzlers im Bundestag ruhend gestellt, faktisch aber abgewickelt. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Kosten für Personal und Reisen der Mitarbeiter im Büro des Alt-Kanzlers auf knapp 419.000 Euro. Ausgaben für die Räume und deren Ausstattung sind dabei nicht berücksichtigt. Auf Schröders umstrittene Russland-Kontakte und den Ukraine-Krieg ging der Antrag nicht ein. Diese gaben aber den Anstoß für Streichung der Mitarbeiterstellen. Seine Versorgungsbezüge und den Personenschutz behält Schröder.

Das Europaparlament verabschiedete eine Resolution, in der es heißt, nach dem Verzicht etlicher westlicher Politiker auf Posten in russischen Konzernen fordere man nachdrücklich, dass andere wie Karin Kneissl und Gerhard Schröder dasselbe täten. Das Parlament forderte, die Liste der von den EU-Sanktionen betroffenen Personen auf die europäischen Mitglieder der Vorstände großer russischer Unternehmen und auf Politiker auszudehnen, die weiterhin russisches Geld erhielten.

Bisher ist das Vermögen von hunderten Oligarchen und Funktionären, die in Verbindung mit der russischen Führung stehen, aufgrund von EU-Sanktionen in Verbindung mit dem Ukraine-Krieg eingefroren. Europäer mit Spitzenpositionen in russischen Unternehmen sind bisher nicht direkt betroffen. rtr

  • Bundesregierung
  • Deutschland
  • Europapolitik

Vertragsänderung: Scholz warnt vor Nabelschau

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die Diskussion über eine Änderung der europäischen Verträge skeptisch. “Wenn wir eines nicht brauchen in dieser Zeit, dann ist es eine kontroverse, zeit- und energieraubende Nabelschau zu institutionellen Fragen”, sagte er in seiner Regierungserklärung im Bundestag. Wenn die Sache es erfordere, könne man zwar über eine Änderung der Verträge reden, so Scholz, auch über einen dafür notwendigen Konvent. “Wichtig aber ist, dass wir dabei größtmöglichen Konsens erzielen.”

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte sich bei der Abschlussveranstaltung der Konferenz zur Zukunft Europas für Vertragsänderungen ausgesprochen (Europe.Table berichtete). Er stellte sich damit hinter Forderungen aus dem Europaparlament, das einen Konvent einberufen will. 13 Mitgliedstaaten machten aber sogleich deutlich, dass sie ein solch politisch heikles Unterfangen skeptisch sehen. Der Einberufung eines Konvents müsste formell die Mehrheit der 27 Regierungen im Rat zustimmen. Eine Vertragsänderung als Ergebnis des Prozesses würde aber die Ratifizierung aller Mitgliedstaaten erfordern. Beobachter warnen daher davor (Europe.Table berichtete), eine solche Änderung gegen den Willen mehrerer Länder voranzutreiben.

Scholz argumentierte, die Konferenz zur Zukunft Europas habe gezeigt, dass sich die Bürger:innen Reformen in der EU wünschten, etwa mehr Konsequenz beim Klimaschutz oder Fortschritte bei der europäischen Verteidigung. “Vieles davon kann schnell umgesetzt werden, dafür braucht es keine langwierigen Änderungen der Verträge“, sagte er. “Dazu reichen gute Vorschläge der Kommission.” Das gelte auch für die unter anderem von Deutschland erhobene Forderung, Mehrheitsentscheidungen im Rat auf weitere Felder wie die Außen- und Sicherheitspolitik auszudehnen. Immer mehr schlössen sich dieser Idee an.

Über diese Fragen wollen die EU-Staats- und Regierungschefs beim Sondergipfel Ende Mai in Brüssel beraten. Dort werden sie auch darüber diskutieren, wie die nationalen Streitkräfte und Verteidigungsindustrien enger verzahnt werden können. Das Nebeneinander einer Vielzahl unterschiedlicher Waffensysteme sei teuer und ineffizient, sagte Scholz: “So kann es nicht weitergehen”. tho

  • Demokratie
  • Europapolitik
  • Gesellschaft
  • Olaf Scholz

EU-Kommission: Schuldenregeln wohl bis 2023 ausgesetzt

Angesichts des Ukraine-Krieges und trüber Konjunkturaussichten wird die EU-Kommission voraussichtlich ein weiteres Jahr bei den europäischen Schuldenregeln ein Auge zudrücken. Am Montag wird sie laut mit der Sache vertrauten Insidern wohl vorschlagen, die Regeln auch 2023 ausgesetzt zu lassen. Die Bedingungen dafür seien weiter gegeben und 2024 könne die Ausnahmeklausel dann wieder außer Kraft gesetzt werden, hieß es dazu am Donnerstag in Brüssel.

Die EU-Schuldenregeln wurden 2020 ausgesetzt, um den Ländern mehr Spielraum zu geben, die Folgen der Pandemie abzufedern. Sie sehen eigentlich vor, dass die Neuverschuldung auf drei Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt wird und die Gesamtverschuldung auf 60 Prozent.

In der Coronavirus-Pandemie sind die Schuldenstände deutlich nach oben geschnellt, sodass die Zielvorgabe in weiter Ferne liegt. Frankreich und mehrere südeuropäische Länder dringen deswegen auf eine Reform des Regelwerks. Laut Bundesfinanzminister Christian Lindner sollten die Fiskalregeln realistischer und effektiver sein. Es müsse einen glaubwürdigeren langfristigen Weg zum Schuldenabbau geben, kombiniert mit flexiblen mittelfristigen Zielen.

Die Euro-Länder haben zum Teil verschiedene Pakete geschnürt, um Firmen und Verbraucher seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine von stark gestiegenen Energiepreisen zu entlasten. Zudem treiben Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine die Staatsausgaben nach oben. Die Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftskraft dürften laut Prognose der EU-Kommission im Euro-Raum im laufenden Jahr auf knapp 95 Prozent sinken und 2023 auf fast 93 Prozent fallen. Das wäre aber noch über dem Niveau vor der Pandemie-Krise. Die EU-Kommission erwartet für 2022 im Euroraum nur noch ein Plus von 2,7 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zugleich rechnet sie mit einer Teuerungsrate von 6,1 Prozent. rtr

  • Europapolitik
  • Finanzen
  • Schulden

Niedersachsen macht Weg frei zur Gas-Förderung am Wattenmeer

Niedersachsen hat sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs nun doch für eine Erdgas-Förderung am Rande des Wattenmeeres im Grenzgebiet zu den Niederlanden ausgesprochen. Der Landtag nahm am Donnerstag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen SPD und CDU sowie der FDP einen gegenteiligen Beschluss vom Herbst zurück. Die Grünen lehnten das ab. Im Oktober war die Förderung in der Nähe der Insel Borkum wegen Umweltbedenken noch vom Parlament verworfen worden.

Die niederländische Firma ONE-Dyas will dort fördern, das Gas-Feld erstreckt sich sowohl auf niederländische wie deutsche Hoheitsgewässer. Der Bund hat in diesem Fall keine Zuständigkeit, sie liegt beim Land. Als möglich gilt eine Förderung ab 2024. Die Größe des Gasfeldes wird auf bis zu 60 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Der deutsche Jahresverbrauch liegt bei etwa 90 Milliarden Kubikmetern.

Landeswirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) verwies auf die geänderte Lage seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar: “Seit dem 24. Februar wissen wir, dass wir das Thema Energie-Versorgungssicherheit völlig neu denken und alte Ansichten revidieren müssen”, erklärte er. ONE-Dyas könne zudem im niederländischen Teil ohnehin fördern, das Weltnaturerbe Wattenmeer bleibe unberührt. Das von deutschem Gebiet geförderte Gas werde auch dem deutschen Markt zugeführt.

Deutschland fördert noch etwa fünf Prozent seines Verbrauchs selbst. Rund 35 Prozent stammen aus Russland. Nach Angaben der Bundesregierung wird man noch bis 2024 auf russisches Gas angewiesen sein.

Deutschland: Mit LNG-Terminals zur Unabhängigkeit von russischem Gas

Zur Unabhängigkeit von russischen Gasimporten sollen auch die in Niedersachsen geplanten Terminals zur Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) beitragen. Laut Energieminister Olaf Lies sollen die Terminals die Gasimporte perspektivisch vollständig ersetzen. Gleichzeitig werde in Wilhelmshaven und Stade die Voraussetzung dafür geschaffen, künftig Gas aus erneuerbaren Quellen zu importieren, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im Landtag in Hannover.

Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll demnach eine Kapazität von zunächst 8 Milliarden und künftig mindestens 22 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr haben, das in Stade könne für weitere 13 Milliarden Kubikmeter genutzt werden. Das entspreche annähernd dem, was Deutschland heute an russischem Gas importiere, sagte Lies.

Als Folge der neuen Infrastruktur stellte der Minister neue Industrie-Ansiedlungen in Aussicht. Wie früher im Kohlerevier im Ruhrgebiet werde die Industrie der Energie folgen, sagte Lies. rtr/dpa

  • Deutschland
  • Energie
  • Erdgas
  • LNG

Polen: Firmen zweifeln an Unabhängigkeit der Gerichte

Bürger und Unternehmen in Polen und Kroatien haben nur wenig Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz. Die beiden Länder schneiden im neuen Justice Scoreboard der EU-Kommission in diesem Punkt am schlechtesten ab von allen Mitgliedstaaten. In Polen gaben nur knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen an, sie hielten die Gerichte und Richter für unabhängig. Dreiviertel der Firmen bezweifeln demnach, dass ihre Investitionen dort wirksam durch Gesetze und Justiz geschützt sind.

Grundlage der Werte ist eine Eurobarometer-Umfrage. Unter den Bürgern in Polen sind die Zweifel an der Unabhängigkeit der Justiz ähnlich stark ausgeprägt. Sie sehen insbesondere die Gefahr eines politischen Einflusses auf die Urteile. Noch geringer ist das Vertrauen nur unter den kroatischen Bürgern.

Die EU-Kommission wirft der PiS-Regierung in Warschau seit längerem vor, die Unabhängigkeit der Gerichte systematisch zu untergraben, und hat deshalb mehrere Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Ungarn, das zweite Land, bei dem die Kommission massive Kritik an den rechtsstaatlichen Zuständen äußert (Europe.Table berichtete), erhält bei der Unabhängigkeit der Justiz etwas bessere Werte. Premier Viktor Orbán sieht sich vor allem mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Ebenfalls schlechte Werte bei der Bewertung der Justiz erhalten unter anderem die Slowakei, Bulgarien und Italien. tho

  • Gesellschaft
  • Kroatien
  • Polen
  • Rechtsstaatlichkeit

Presseschau

EU-Kommission setzt Schuldenpakt für ein weiteres Jahr aus HANDELSBLATT
Energiesicherheit: Verpflichtende Gasreserven für EU-Länder TAGESSCHAU
Polens Vizeaußenminister über Deutschlands Rolle im Krieg: “Wir erwarten mehr vom größten Land der EU” SPIEGEL
“Wirtschaftsweiser”: EU-Schulden für Ukraine-Wiederaufbau ZEIT
EU-Beitritt der Ukraine an Reformen koppeln ZDF
Kiew will keine “zweitklassige Behandlung” bei EU-Beitritt SÜDDEUTSCHE
Mitarbeiter und Büros gestrichen: Altkanzler Schröder verliert Teil seiner Sonderrechte SPIEGEL
EU-Parlament fordert Sanktionen gegen frühere österreichische Außenministerin Karin Kneissl DER STANDARD
Rekordinflation in Großbritannien: Druck auf Boris Johnson wächst FR
Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit: Polen braucht Geld SÜDDEUTSCHE
Großbritannien sperrt Slots von Aeroflot AERO
EU-Kommission geht wegen mangelndem Datenschutz gegen Deutschland vor RTL
Klima und Ukrainekrieg: Frankreich geht der Dijon-Senf aus SPIEGEL
Britische Polizei beendet Ermittlungen zu »Partygate«-Affäre SPIEGEL

Kolumne

What’s cooking in Brussels: Deutschland, Frankreich und der Ukraine-Krieg

Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

Brüsseler Rührei: Am 30. und 31. Mai werden sich die 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel zu einer außerordentlichen Tagung des Europäischen Rates treffen, die dem Krieg in der Ukraine gewidmet ist. Während die Europäische Union gegenüber Russland Einheit predigt, wird aber der Riss im europäischen Gebäude zwischen dem deutsch-französischen Paar und den mittel- und osteuropäischen Ländern größer.

Die meisten EU-Gipfel finden in Brüssel in jenem Gebäude statt, das umgangssprachlich als “The Egg” bezeichnet wird. Nebenan befinden sich die Pressesäle von Deutschland und Frankreich nebeneinander. Das sind jene Räume, in denen sich die Staats- und Regierungschefs nach langen Verhandlungen meist zu sehr später Stunde vor der Presse äußern.

Dass die beiden Presseräume nebeneinander liegen, ist natürlich stark symbolisch und spiegelt auf seine Weise das Gewicht des deutsch-französischen Paares in der europäischen Diplomatie wider. Dieses Gewicht wird von den anderen Mitgliedstaaten regelmäßig als erdrückend angeprangert.

Nun ändert der Krieg in der Ukraine auch hier die Lage grundlegend. Berlin und Paris sehen ihre Initiativen, Positionen und Strategien in Bezug auf Moskau ernsthaft infrage gestellt – und zwar von den mittel- und osteuropäischen Ländern. Ernsthaft, weil der Krieg in der Ukraine die Legitimität der Argumente der Mitgliedstaaten Deutschland und Frankreich nachhaltig gestärkt hat – eine Legitimität, die ihre Wurzeln in ihrer nationalen und manchmal auch persönlichen Geschichte hat.

“Können Deutschland und Frankreich nicht mehr trauen”

So Kaja Kallas, Premierministerin von Estland. Sie ist eine scharfe Kritikerin der anhaltenden Bemühungen von Politikern wie Emmanuel Macron, Kontakte zu Wladimir Putin zu pflegen, während die Ukraine um ihre Existenz als unabhängiger Staat kämpft. Für ihre Warnungen, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte darstellt und um jeden Preis und ohne Kompromisse zurückgeschlagen werden muss, hat sie viel Lob erhalten. Aber eben nicht aus Paris und Berlin. Kaja Kallas hat in ihrer Rede vor dem Europäischen Parlament am 9. März über ihre eigene Geschichte gesprochen: Ihre Familie wurde von Stalin deportiert und nach Sibirien geschickt. Ihre Mutter war damals erst sechs Monate alt.

Und während Warschau, Prag oder Tallinn nicht zögerten, Waffen an die Ukraine zu liefern, war Olaf Scholz bei den Waffenlieferungen lange zurückhaltend. Eine Position, die sich von der Haltung Washingtons und Londons, den Hauptlieferanten von Waffen an die Ukraine, deutlich abhebt. Und die natürlich nicht kaltlässt.

“Wir, die Ost- und Mitteleuropäer, können Frankreich und Deutschland nicht mehr trauen. Nach dem Krieg in der Ukraine sollten wir unsere Sicherheit neu überdenken und Sicherheitspakte mit den USA und dem Vereinigten Königreich schließen”, twitterte etwa Ivana Stradner nach ihrem Auftritt im EU-Parlament über die Bedrohung der europäischen Sicherheit durch die russische Informationskriegsführung.

Deutschland und Frankreich warnen vor schnellem Beitritt der Ukraine

Auch der Vorschlag von Emmanuel Macron vom 9. Mai, eine “Europäische Politische Gemeinschaft” zu gründen, stößt manchen in Mittel- und Osteuropa auf. Sie verdächtigen Macron, diese als Parkplatz für Kiew und andere beitrittswillige Länder nutzen zu wollen. Die Regierung Tschechiens hingegen will den Beitritt der Ukraine zu einem der Schwerpunkte ihrer am 1. Juli beginnenden Präsidentschaft machen. Deutschland und Frankreich warnen hingegen vor einer übereilten Aufnahme der Ukraine.

Mehr noch: Macron sprach in der Rede über seine Sorge, Russland im Falle einer – noch sehr ungewissen – Niederlage in der Ukraine “nicht zu demütigen”. Das sehen etwa viele Balten anders: “Wir glauben, dass man Russland bestrafen muss, ihm Reparationszahlungen auferlegen und dafür sorgen muss, dass es in Moskau zu einem Regimewechsel kommt”, sagte Margarita Seselgyte, Direktorin des Litauischen Instituts für Internationale Beziehungen, zu “Le Monde”.

“Kundendienst” für Frankreich

Die Idee einer “Europäischen Politischen Gemeinschaft” geht übrigens auf eine mehr als 30 Jahre alte französische Idee zurück, die ursprünglich von Präsident Francois Mitterand geäußert wurde. Am 31. Dezember 1989 war das, als ein neuer Wind auf dem europäischen Kontinent wehte: Die Berliner Mauer war gefallen, Deutschland leitete seine Wiedervereinigung ein, während die osteuropäischen Länder das kommunistische Kapitel abschlossen.

Dabei ist Emmanuel Macron derjenige unter den französischen Präsidenten, der den politischen Gewinn am klarsten erkannt hat, den er innen- und außenpolitisch aus einem Engagement in der Europäischen Union ziehen kann. Man denke nur an seine Rolle dabei, Ursula von der Leyen an die Spitze der Europäischen Kommission zu heben. Aber auch an seinen Einfluss auf Charles Michel, der in der Brüsseler Bubble als “Kundendienst” für den französischen Präsidenten wahrgenommen wird. Tatsächlich forderte Charles Michel diese Woche nach Macrons “Europäischer Politischer Gemeinschaft” die Schaffung einer “Europäischen Geopolitischen Gemeinschaft”.

  • Deutschland
  • Europapolitik

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    es ist ein bedeutender Schritt Richtung Energiesicherheit: Im Eiltempo haben sich die europäischen Institutionen gestern auf eine neue Gasspeicher-Verordnung geeinigt. Wie die genau aussieht und welche Ausnahmen von der Pflicht es geben wird, hat Manuel Berkel analysiert.

    Was passiert, wenn man gleichzeitig aufs Gaspedal und die Bremse drückt? Es quietscht und qualmt. So quietscht und qualmt es auch zwischen der EU-Kommission, die beim Beitritt der Ukraine aufs Gaspedal steigt, und Frankreich und Deutschland, die gleichzeitig bremsen. Mein Kollege Eric Bonse prophezeit Streit beim EU-Gipfel im Juni.

    Der Umgang mit den Ambitionen Kiews ist eines jener Themen, bei denen die mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten anderer Meinung sind als Frankreich und Deutschland. Die beiden Schwergewichte wurden schon vor dem Krieg oft als erdrückend wahrgenommen, nun tun sich neue Bruchstellen auf. Estlands Premierministerin Kaja Kallas gehört wohl zu lautesten Kritikerinnen des Paares. Claire Stam serviert in ihrer wöchentlichen Kolumne wieder Häppchen aus Brüssel.

    Noch ein Blick auf die News: Altkanzler Gerhard Schröder hat sein Büro und seine Mitarbeiter im Bundestag mit sofortiger Wirkung verloren. Das Europaparlament will sogar Sanktionen gegen den 78-Jährigen verhängen, wenn er seinen Posten im Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Rosneft nicht aufgibt.

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    Staaten blocken höhere Gasspeicherpflichten ab

    Nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon in der Nacht von Montag auf Dienstag ging es dann am Donnerstag ganz schnell. “Wir haben es. Energie für unsere Bürger und Unternehmen ist gesichert”, konnte Jerzy Buzek (EVP), der Verhandlungsführer des Parlaments, nach einem kurzen Trilog am Morgen verkünden. Die neuen, EU-weiten Pflichten zum Gasspeichern sollen die Versorgung auch dann sicherstellen, falls kein Gas mehr aus Russland nach Europa strömt. Die Betreiber der Anlagen sollen ihre Zuverlässigkeit außerdem durch eine Zertifizierung nachweisen – eine Maßnahme, die vor allem auf Gazprom zielt.

    Fast zeitgleich betonte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seiner Regierungserklärung in Berlin den Zusammenhalt in der Union: “Auf europäischer Ebene geht es vor allem darum sicherzustellen, dass es keine Engpässe bei der Energieversorgung einzelner Mitgliedstaaten gibt. Das ist ein Gebot europäischer Solidarität.”

    Eine erste Maßgabe hatte die Kommission Ende März vorgelegt: Zu mindestens 80 Prozent sollten sämtliche Speicher bis zum 1. November oder spätestens 1. Dezember gefüllt sein, in den Folgejahren zu 90 Prozent. Für die 18 Mitgliedstaaten mit Speichern könnte das aber hohe Kosten zur Folge haben. Wenn sich die Gaswirtschaft wegen der Marktturbulenzen mit dem Befüllen zurückhielte, müssten die Regierungen im Notfall selbst Gas kaufen.

    Staaten ohne Gasspeicher sollen trotzdem Vorräte bilden

    Die EU-Mitglieder sollten sich deshalb auf eine finanzielle Lastenteilung einigen. Die Alternative: Staaten ohne eigene Speicher müssten 15 Prozent ihres jährlichen Verbrauchs in anderen Ländern einlagern – als Reserve für den Winter und gegen Gebühren. Neben den Kosten könnten allzu strenge Speicherpflichten noch zu anderen Unannehmlichkeiten führen. Um genug Reserven für die Heizsaison aufzubauen, könnten im Extremfall schon während des Sommers Abschaltungen von Industrie- oder Gewerbebetrieben anstehen. Vor diesem Hintergrund sind die Ausnahmen zu sehen, welche die Mitgliedstaaten im Trilog durchsetzten.

    Das Parlament wollte gestützt auf Zahlen der Kommission eigentlich schon für dieses Jahr einen Mindestfüllstand von 90 Prozent erreichen, wie Europe.Table aus Verhandlungskreisen erfuhr. Im Ergebnis blieb es bei der Zielmarke von 80 Prozent für das laufende Jahr. Wegen Ausnahmen für einzelne Staaten wird intern sogar befürchtet, letztlich nur bei 75 Prozent zu landen. In den Erwägungsgründen der Verordnung werden Staaten mit Speichern deshalb dazu ermuntert, mehr Gas einzulagern als verlangt. Die Hoffnung ist, so im EU-Schnitt auf 85 Prozent zu kommen.

    Die Ausnahmen gelten zum einen für Staaten, die bislang nicht durch Leitungen mit anderen verbunden sind, nämlich Irland, Malta und Zypern. Eine noch wichtigere Abweichung setzte eine Handvoll Staaten durch, die im Verhältnis zu ihrem eigenen Gasverbrauch über sehr große Speicher verfügen. Dem Vernehmen nach geht es um Ungarn, Österreich, Lettland und die Slowakei.

    Europa will Unabhängigkeit von Gas aus Russland

    Nach der Einigung vom Donnerstag sollen die Speicherpflichten auf 35 Prozent des eigenen nationalen Verbrauchs begrenzt werden. Die Befürchtung, dass deshalb mehrere wichtige Speicher kaum gefüllt werden könnten, wies der Sprecher des Industrieausschusses, Christian-Silviu Bușoi (EVP), auf Frage von Europe.Table jedoch zurück. “Es gelten das Solidaritätsprinzip und die Aufforderung an die Mitgliedstaaten, Speicher in anderen Staaten zu nutzen, sofern Kapazitäten verfügbar sind.” Mitglieder mit großen Speichern seien ihrerseits aufgefordert, andere zu unterstützen und auf ihrem Hoheitsgebiet Gas für andere zu bevorraten.

    Erhalten blieben auch Zwischenziele für das Auffüllen der Speicher in einzelnen Monaten des Sommerhalbjahres. Für dieses Jahr hätten sie der Rat am liebsten gestrichen, auch wenn sie die Kommission für das laufende Jahr schon nicht so hoch angesetzt hatte wie in den Folgejahren. Stattdessen bleiben die Befüllungspfade erhalten und nach den Worten Bușois sind sie für die Staaten nun sogar verpflichtend und nicht mehr freiwillig.

    Zwei Zugeständnisse an die Mitgliedstaaten gab es jedoch: Zu den einzelnen Stichtagen sind nun Abweichungen nach unten von bis zu fünf statt zwei Prozentpunkten erlaubt und die Pfade ab 2023 legt die Kommission auf Vorschlag der Mitgliedstaaten neu fest. Außerdem sollen die teuren Speicherpflichten Ende 2025 auslaufen. Bis dahin hofft Europa also darauf, bei Gas unabhängig von Russland zu werden.

    Grüne drängen auf Energieeffizienz und Energiesparen

    Für die Verhandlungsführerin der Grünen, Marie Toussaint, ist klar, wie die EU dieses Ziel erreichen sollte: “Bis dahin müssen massive Energieeinsparungen und Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt werden.” Dazu hätten die Grünen in der Verordnung verankert, dass die Rolle der Energieeffizienz für die Energiesicherheit anerkannt wird.

    Der CDU-Abgeordnete Markus Pieper begrüßte wiederum, dass die EU-Staaten ihre Verpflichtungen auch durch gemeinsame Beschaffung von Energie erbringen können: “Wenn die Mitgliedstaaten ihre Gaseinkäufe gemeinsam tätigen, stärken sie damit die strategische Energiesicherheit und tragen gleichzeitig zu einer Verringerung der Preisschwankungen bei.”

    Für die Zertifizierungen der Speicherbetreiber haben sich die Mitgliedstaaten erfolgreich mehr Zeit ausbedungen. Hatte die Kommission noch eine Frist von 100 Arbeitstagen für große Unternehmen mit verdächtig leeren Reservoiren vorgeschlagen, hat man sich nun auf eine Frist von 150 Tagen geeinigt.

    • Erdgas
    • Fossile Brennstoffe
    • Gasspeicher

    EU-Monitoring

    20.05.2022_Monitoring

    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
    23.05.2022 09:00 Uhr
    Themen: Vorbereitung der außerordentlichen Tagung des Europäischen Rates vom 30.-31.05.2022, Anhörung zu den Werten der EU in Ungarn: Artikel 7 Absatz 1 EUV, Gedankenaustausch zur Konferenz zur Zukunft Europas.
    Vorläufige Tagesordnung

    Rat des Europäischen Wirtschaftsraums
    23.05.2022 15:00 Uhr
    Themen: Erörterung der allgemeinen Funktionsweise des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, Orientierungsaussprache über die Verringerung strategischer Abhängigkeiten in den Bereichen Rohstoffe und Energie, Schlussfolgerungen zur Zusammenarbeit zwischen der EU und den dem EWR angehörenden EFTA-Staaten.
    Infos

    Euro-Gruppe
    23.05.2022 15:00 Uhr
    Themen: Makroökonomische und fiskalische Entwicklungen im Euro-Raum, Anstehende Vakanz des geschäftsführenden Direktors des ESM.
    Vorläufige Tagesordnung

    Treffen der G7-Arbeits- und Sozialminister:innen
    24.05.2022
    Themen: Die G7-Arbeits- und Sozialminister:innen treffen sich unter deutscher Präsidentschaft.
    Infos

    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
    24.05.2022 10:00 Uhr
    Themen: Schlussfolgerungen zur hoch pathogenen Aviären Influenza (HPAI), Informationen der Kommission und der Mitgliedstaaten zur Lage auf den Agrarmärkten (insbesondere nach der Invasion in der Ukraine).
    Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
    24.05.2022 10:30 Uhr
    Themen: Orientierungsaussprache zu einer globalen Mindestbesteuerung für multinationale Konzerne in der EU, Orientierungsaussprache zum Europäischen Fonds für langfristige Investitionen (ELTIF), Folgemaßnahmen zum Treffen der Finanzminister und Gouverneure der Zentralbanken.
    Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

    Treffen der G7-Umwelt- sowie Klima- und Energieminister:innen
    25.05.-27.05.2022
    Themen: Die G7-Umwelt- sowie Klima- und Energieminister:innen treffen sich unter deutscher Präsidentschaft.
    Infos

    Wöchentliche Kommissionssitzung
    25.05.2022
    Themen: Vorschlag für eine Richtlinie über die Wiedererlangung und Einbeziehung von Vermögenswerten, Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Aufnahme der Umgehung oder Verletzung von Sanktionen in den in Artikel 83 Absatz 1 AEUV genannten Kriminalitätsbereichen.
    Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr

    Scholz bremst beim EU-Beitritt der Ukraine

    In der seit Jahren umstrittenen Erweiterungspolitik der EU droht neuer Ärger. Nach Frankreich hat am Donnerstag auch Deutschland vor zu hohem Tempo beim geplanten EU-Beitritt der Ukraine gewarnt – und sich gegen die EU-Kommission gestellt, die für eine rasche Aufnahme des Landes wirbt. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron habe Recht, wenn er darauf hinweise, dass der Beitrittsprozess der Ukraine “keine Sache von ein paar Monaten oder einigen Jahren” sei, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Regierungserklärung im Bundestag in Berlin.

    Für Kiew dürfe es “keine Abkürzungen” in die EU geben, betonte Scholz. Dies gebiete allein schon die Fairness gegenüber anderen Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan. Deshalb solle man sich darauf konzentrieren, die Ukraine “schnell und pragmatisch zu unterstützen”. Ähnlich hatte Macron kurz nach seiner Wiederwahl Anfang Mai argumentiert. Der Beitritt sei eine Sache von Jahren oder Jahrzehnten, sagte der französische Staatschef. Man müsse daher darüber nachdenken, Ländern wie der Ukraine eine Alternative anzubieten, etwa eine lockere “europäische politische Gemeinschaft”.

    Demgegenüber setzt die EU-Kommission auf eine schnelle und enge Integration, die sogar noch über das normale Beitrittsverfahren hinausgeht. Kommissionschefin Ursula von der Leyen schlug am Mittwoch einen speziellen Solidaritätsfonds für den Wiederaufbau vor (Europe.Table berichtete), der die für den Beitritt nötigen Reformen anstoßen und finanzieren soll. Von der Leyen hatte der Ukraine bereits bei einer Reise nach Kiew im April ihre Unterstützung zugesagt. Derzeit prüft ihre Behörde den Beitrittsantrag, den Präsident Wolodymyr Selenskyj in Rekordtempo ausgefüllt hatte. Im Juni will die Kommission entscheiden, ob das Land den Kandidatenstatus erhält.

    “Zweitklassige Behandlung der Ukraine”

    In Brüssel wird mit einem positiven Bescheid gerechnet. Der EU-Gipfel Ende Juni könnte die Ukraine dann offiziell als Beitrittskandidaten anerkennen. Unmittelbar vor dem Gipfel will EU-Ratspräsident Charles Michel allerdings auch noch einen Gipfel mit den sechs Ländern des Westbalkans abhalten. In einer Rede hatte sich Michel am Mittwoch für die Schaffung einer “europäischen geopolitischen Gemeinschaft” ausgesprochen, die an Macrons Vorschlag erinnert und sich auf die außenpolitische Zusammenarbeit konzentrieren soll. Dazu könnten neben dem Westbalkan auch andere Länder gehören, sagte Michel, ohne Namen zu nennen.

    Neben der Ukraine haben sich zuletzt auch Georgien und Moldawien um einen EU-Beitritt beworben. Den offiziellen Kandidatenstatus haben bereits Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und die Türkei. Die Gespräche mit der Türkei liegen seit Jahren auf Eis. Als Favoriten für einen schnellen Beitritt gelten derzeit Albanien und Nordmazedonien.

    Die Länder des Westbalkans warten bereits seit zwei Jahrzehnten auf die begehrte Eintrittskarte in die EU. Sie verweisen darauf, dass sie genau wie die Ukraine einen Krieg durchmachen mussten. Eine Sonderbehandlung dürfe es nicht geben. Doch die Ukraine macht Druck. “Wir brauchen keine Ersatzmittel für den EU-Kandidatenstatus, welche die zweitklassige Behandlung der Ukraine zeigen und die Gefühle der Ukrainer verletzen”, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba am Donnerstag kurz nach Scholz’ Rede auf Twitter. “Bestimmte Länder” verhielten sich zweideutig.

    Aufnahmeprozeduren beim EU-Beitritt der Ukraine einhalten

    Wie umstritten die Erweiterungspolitik ist, zeigte sich auch bei der Europatagung von Europe.Table am Mittwoch in Berlin. Der britische Historiker Timothy Garton Ash sprach sich für einen schnellen EU-Beitritt der Ukraine aus. “Die einzig angemessene Reaktion auf die wahrhaft heroische Verteidigung europäischer Werte durch die Ukraine derzeit ist, die Ukraine zu einem EU-Beitrittskandidaten zu machen”, sagte er. Der Europäische Rat im Juni müsse eine klare Botschaft senden. “Und nicht die typische Brüsseler Art Ja zu sagen, aber im Grunde noch nicht, vielleicht oder nein zu meinen.”

    Demgegenüber mahnte Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt, zu Geduld. “Die Ukraine ist Teil der europäischen Familie”, sagte er. Allerdings müssten die Aufnahmeprozeduren eingehalten werden. “Und wir dürfen nicht im Zuge der Aufnahme der Ukraine denjenigen, die schon seit vielen Jahren Reformen durchführen, die im Falle Nordmazedoniens sogar ihren Namen geändert haben, den Eindruck geben, dass andere bevorzugt werden.” Das könnte zu sehr negativen Reaktionen in den Westbalkan-Ländern führen, warnte Kukies.

    • Europapolitik

    News

    EU-Parlament droht mit Sanktionen für Altkanzler Schröder

    SPD-Altkanzler Gerhard Schröder verliert mit sofortiger Wirkung seine Ausstattung mit Mitarbeitern und Büros im Bundestag. Der Haushaltsausschuss des Bundestages beschloss am Donnerstag einen entsprechenden Antrag der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, den auch die oppositionelle Union mittrug. Demnach wird das Büro des 78-Jährigen mit zuletzt vier Beschäftigten nun abgewickelt.

    Kritik an Gerhard Schröder wegen Nähe zu Putin

    Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar war Gerhard Schröder wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner Posten bei Energieunternehmen des Landes verstärkt in die Kritik geraten. Das Europaparlament will ihn sogar auf die Sanktionsliste gegen Oligarchen setzen. Das Parlament forderte am Donnerstag die 27-EU-Mitgliedstaaten auf, Schröder wie auch die österreichische Ex-Außenministerin Karin Kneissl auf die Sanktionsliste zu nehmen, wenn sie ihre Posten beim russischen Energiekonzern Rosneft nicht aufgeben. Schröder ist Aufsichtsratsvorsitzender, Kneissl Mitglied des Gremiums.

    Formal wird das Büro des früheren Bundeskanzlers im Bundestag ruhend gestellt, faktisch aber abgewickelt. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Kosten für Personal und Reisen der Mitarbeiter im Büro des Alt-Kanzlers auf knapp 419.000 Euro. Ausgaben für die Räume und deren Ausstattung sind dabei nicht berücksichtigt. Auf Schröders umstrittene Russland-Kontakte und den Ukraine-Krieg ging der Antrag nicht ein. Diese gaben aber den Anstoß für Streichung der Mitarbeiterstellen. Seine Versorgungsbezüge und den Personenschutz behält Schröder.

    Das Europaparlament verabschiedete eine Resolution, in der es heißt, nach dem Verzicht etlicher westlicher Politiker auf Posten in russischen Konzernen fordere man nachdrücklich, dass andere wie Karin Kneissl und Gerhard Schröder dasselbe täten. Das Parlament forderte, die Liste der von den EU-Sanktionen betroffenen Personen auf die europäischen Mitglieder der Vorstände großer russischer Unternehmen und auf Politiker auszudehnen, die weiterhin russisches Geld erhielten.

    Bisher ist das Vermögen von hunderten Oligarchen und Funktionären, die in Verbindung mit der russischen Führung stehen, aufgrund von EU-Sanktionen in Verbindung mit dem Ukraine-Krieg eingefroren. Europäer mit Spitzenpositionen in russischen Unternehmen sind bisher nicht direkt betroffen. rtr

    • Bundesregierung
    • Deutschland
    • Europapolitik

    Vertragsänderung: Scholz warnt vor Nabelschau

    Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die Diskussion über eine Änderung der europäischen Verträge skeptisch. “Wenn wir eines nicht brauchen in dieser Zeit, dann ist es eine kontroverse, zeit- und energieraubende Nabelschau zu institutionellen Fragen”, sagte er in seiner Regierungserklärung im Bundestag. Wenn die Sache es erfordere, könne man zwar über eine Änderung der Verträge reden, so Scholz, auch über einen dafür notwendigen Konvent. “Wichtig aber ist, dass wir dabei größtmöglichen Konsens erzielen.”

    Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte sich bei der Abschlussveranstaltung der Konferenz zur Zukunft Europas für Vertragsänderungen ausgesprochen (Europe.Table berichtete). Er stellte sich damit hinter Forderungen aus dem Europaparlament, das einen Konvent einberufen will. 13 Mitgliedstaaten machten aber sogleich deutlich, dass sie ein solch politisch heikles Unterfangen skeptisch sehen. Der Einberufung eines Konvents müsste formell die Mehrheit der 27 Regierungen im Rat zustimmen. Eine Vertragsänderung als Ergebnis des Prozesses würde aber die Ratifizierung aller Mitgliedstaaten erfordern. Beobachter warnen daher davor (Europe.Table berichtete), eine solche Änderung gegen den Willen mehrerer Länder voranzutreiben.

    Scholz argumentierte, die Konferenz zur Zukunft Europas habe gezeigt, dass sich die Bürger:innen Reformen in der EU wünschten, etwa mehr Konsequenz beim Klimaschutz oder Fortschritte bei der europäischen Verteidigung. “Vieles davon kann schnell umgesetzt werden, dafür braucht es keine langwierigen Änderungen der Verträge“, sagte er. “Dazu reichen gute Vorschläge der Kommission.” Das gelte auch für die unter anderem von Deutschland erhobene Forderung, Mehrheitsentscheidungen im Rat auf weitere Felder wie die Außen- und Sicherheitspolitik auszudehnen. Immer mehr schlössen sich dieser Idee an.

    Über diese Fragen wollen die EU-Staats- und Regierungschefs beim Sondergipfel Ende Mai in Brüssel beraten. Dort werden sie auch darüber diskutieren, wie die nationalen Streitkräfte und Verteidigungsindustrien enger verzahnt werden können. Das Nebeneinander einer Vielzahl unterschiedlicher Waffensysteme sei teuer und ineffizient, sagte Scholz: “So kann es nicht weitergehen”. tho

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    EU-Kommission: Schuldenregeln wohl bis 2023 ausgesetzt

    Angesichts des Ukraine-Krieges und trüber Konjunkturaussichten wird die EU-Kommission voraussichtlich ein weiteres Jahr bei den europäischen Schuldenregeln ein Auge zudrücken. Am Montag wird sie laut mit der Sache vertrauten Insidern wohl vorschlagen, die Regeln auch 2023 ausgesetzt zu lassen. Die Bedingungen dafür seien weiter gegeben und 2024 könne die Ausnahmeklausel dann wieder außer Kraft gesetzt werden, hieß es dazu am Donnerstag in Brüssel.

    Die EU-Schuldenregeln wurden 2020 ausgesetzt, um den Ländern mehr Spielraum zu geben, die Folgen der Pandemie abzufedern. Sie sehen eigentlich vor, dass die Neuverschuldung auf drei Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt wird und die Gesamtverschuldung auf 60 Prozent.

    In der Coronavirus-Pandemie sind die Schuldenstände deutlich nach oben geschnellt, sodass die Zielvorgabe in weiter Ferne liegt. Frankreich und mehrere südeuropäische Länder dringen deswegen auf eine Reform des Regelwerks. Laut Bundesfinanzminister Christian Lindner sollten die Fiskalregeln realistischer und effektiver sein. Es müsse einen glaubwürdigeren langfristigen Weg zum Schuldenabbau geben, kombiniert mit flexiblen mittelfristigen Zielen.

    Die Euro-Länder haben zum Teil verschiedene Pakete geschnürt, um Firmen und Verbraucher seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine von stark gestiegenen Energiepreisen zu entlasten. Zudem treiben Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine die Staatsausgaben nach oben. Die Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftskraft dürften laut Prognose der EU-Kommission im Euro-Raum im laufenden Jahr auf knapp 95 Prozent sinken und 2023 auf fast 93 Prozent fallen. Das wäre aber noch über dem Niveau vor der Pandemie-Krise. Die EU-Kommission erwartet für 2022 im Euroraum nur noch ein Plus von 2,7 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zugleich rechnet sie mit einer Teuerungsrate von 6,1 Prozent. rtr

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    Niedersachsen macht Weg frei zur Gas-Förderung am Wattenmeer

    Niedersachsen hat sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs nun doch für eine Erdgas-Förderung am Rande des Wattenmeeres im Grenzgebiet zu den Niederlanden ausgesprochen. Der Landtag nahm am Donnerstag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen SPD und CDU sowie der FDP einen gegenteiligen Beschluss vom Herbst zurück. Die Grünen lehnten das ab. Im Oktober war die Förderung in der Nähe der Insel Borkum wegen Umweltbedenken noch vom Parlament verworfen worden.

    Die niederländische Firma ONE-Dyas will dort fördern, das Gas-Feld erstreckt sich sowohl auf niederländische wie deutsche Hoheitsgewässer. Der Bund hat in diesem Fall keine Zuständigkeit, sie liegt beim Land. Als möglich gilt eine Förderung ab 2024. Die Größe des Gasfeldes wird auf bis zu 60 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Der deutsche Jahresverbrauch liegt bei etwa 90 Milliarden Kubikmetern.

    Landeswirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) verwies auf die geänderte Lage seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar: “Seit dem 24. Februar wissen wir, dass wir das Thema Energie-Versorgungssicherheit völlig neu denken und alte Ansichten revidieren müssen”, erklärte er. ONE-Dyas könne zudem im niederländischen Teil ohnehin fördern, das Weltnaturerbe Wattenmeer bleibe unberührt. Das von deutschem Gebiet geförderte Gas werde auch dem deutschen Markt zugeführt.

    Deutschland fördert noch etwa fünf Prozent seines Verbrauchs selbst. Rund 35 Prozent stammen aus Russland. Nach Angaben der Bundesregierung wird man noch bis 2024 auf russisches Gas angewiesen sein.

    Deutschland: Mit LNG-Terminals zur Unabhängigkeit von russischem Gas

    Zur Unabhängigkeit von russischen Gasimporten sollen auch die in Niedersachsen geplanten Terminals zur Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) beitragen. Laut Energieminister Olaf Lies sollen die Terminals die Gasimporte perspektivisch vollständig ersetzen. Gleichzeitig werde in Wilhelmshaven und Stade die Voraussetzung dafür geschaffen, künftig Gas aus erneuerbaren Quellen zu importieren, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im Landtag in Hannover.

    Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll demnach eine Kapazität von zunächst 8 Milliarden und künftig mindestens 22 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr haben, das in Stade könne für weitere 13 Milliarden Kubikmeter genutzt werden. Das entspreche annähernd dem, was Deutschland heute an russischem Gas importiere, sagte Lies.

    Als Folge der neuen Infrastruktur stellte der Minister neue Industrie-Ansiedlungen in Aussicht. Wie früher im Kohlerevier im Ruhrgebiet werde die Industrie der Energie folgen, sagte Lies. rtr/dpa

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    Polen: Firmen zweifeln an Unabhängigkeit der Gerichte

    Bürger und Unternehmen in Polen und Kroatien haben nur wenig Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz. Die beiden Länder schneiden im neuen Justice Scoreboard der EU-Kommission in diesem Punkt am schlechtesten ab von allen Mitgliedstaaten. In Polen gaben nur knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen an, sie hielten die Gerichte und Richter für unabhängig. Dreiviertel der Firmen bezweifeln demnach, dass ihre Investitionen dort wirksam durch Gesetze und Justiz geschützt sind.

    Grundlage der Werte ist eine Eurobarometer-Umfrage. Unter den Bürgern in Polen sind die Zweifel an der Unabhängigkeit der Justiz ähnlich stark ausgeprägt. Sie sehen insbesondere die Gefahr eines politischen Einflusses auf die Urteile. Noch geringer ist das Vertrauen nur unter den kroatischen Bürgern.

    Die EU-Kommission wirft der PiS-Regierung in Warschau seit längerem vor, die Unabhängigkeit der Gerichte systematisch zu untergraben, und hat deshalb mehrere Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Ungarn, das zweite Land, bei dem die Kommission massive Kritik an den rechtsstaatlichen Zuständen äußert (Europe.Table berichtete), erhält bei der Unabhängigkeit der Justiz etwas bessere Werte. Premier Viktor Orbán sieht sich vor allem mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Ebenfalls schlechte Werte bei der Bewertung der Justiz erhalten unter anderem die Slowakei, Bulgarien und Italien. tho

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    • Rechtsstaatlichkeit

    Presseschau

    EU-Kommission setzt Schuldenpakt für ein weiteres Jahr aus HANDELSBLATT
    Energiesicherheit: Verpflichtende Gasreserven für EU-Länder TAGESSCHAU
    Polens Vizeaußenminister über Deutschlands Rolle im Krieg: “Wir erwarten mehr vom größten Land der EU” SPIEGEL
    “Wirtschaftsweiser”: EU-Schulden für Ukraine-Wiederaufbau ZEIT
    EU-Beitritt der Ukraine an Reformen koppeln ZDF
    Kiew will keine “zweitklassige Behandlung” bei EU-Beitritt SÜDDEUTSCHE
    Mitarbeiter und Büros gestrichen: Altkanzler Schröder verliert Teil seiner Sonderrechte SPIEGEL
    EU-Parlament fordert Sanktionen gegen frühere österreichische Außenministerin Karin Kneissl DER STANDARD
    Rekordinflation in Großbritannien: Druck auf Boris Johnson wächst FR
    Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit: Polen braucht Geld SÜDDEUTSCHE
    Großbritannien sperrt Slots von Aeroflot AERO
    EU-Kommission geht wegen mangelndem Datenschutz gegen Deutschland vor RTL
    Klima und Ukrainekrieg: Frankreich geht der Dijon-Senf aus SPIEGEL
    Britische Polizei beendet Ermittlungen zu »Partygate«-Affäre SPIEGEL

    Kolumne

    What’s cooking in Brussels: Deutschland, Frankreich und der Ukraine-Krieg

    Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

    Brüsseler Rührei: Am 30. und 31. Mai werden sich die 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel zu einer außerordentlichen Tagung des Europäischen Rates treffen, die dem Krieg in der Ukraine gewidmet ist. Während die Europäische Union gegenüber Russland Einheit predigt, wird aber der Riss im europäischen Gebäude zwischen dem deutsch-französischen Paar und den mittel- und osteuropäischen Ländern größer.

    Die meisten EU-Gipfel finden in Brüssel in jenem Gebäude statt, das umgangssprachlich als “The Egg” bezeichnet wird. Nebenan befinden sich die Pressesäle von Deutschland und Frankreich nebeneinander. Das sind jene Räume, in denen sich die Staats- und Regierungschefs nach langen Verhandlungen meist zu sehr später Stunde vor der Presse äußern.

    Dass die beiden Presseräume nebeneinander liegen, ist natürlich stark symbolisch und spiegelt auf seine Weise das Gewicht des deutsch-französischen Paares in der europäischen Diplomatie wider. Dieses Gewicht wird von den anderen Mitgliedstaaten regelmäßig als erdrückend angeprangert.

    Nun ändert der Krieg in der Ukraine auch hier die Lage grundlegend. Berlin und Paris sehen ihre Initiativen, Positionen und Strategien in Bezug auf Moskau ernsthaft infrage gestellt – und zwar von den mittel- und osteuropäischen Ländern. Ernsthaft, weil der Krieg in der Ukraine die Legitimität der Argumente der Mitgliedstaaten Deutschland und Frankreich nachhaltig gestärkt hat – eine Legitimität, die ihre Wurzeln in ihrer nationalen und manchmal auch persönlichen Geschichte hat.

    “Können Deutschland und Frankreich nicht mehr trauen”

    So Kaja Kallas, Premierministerin von Estland. Sie ist eine scharfe Kritikerin der anhaltenden Bemühungen von Politikern wie Emmanuel Macron, Kontakte zu Wladimir Putin zu pflegen, während die Ukraine um ihre Existenz als unabhängiger Staat kämpft. Für ihre Warnungen, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte darstellt und um jeden Preis und ohne Kompromisse zurückgeschlagen werden muss, hat sie viel Lob erhalten. Aber eben nicht aus Paris und Berlin. Kaja Kallas hat in ihrer Rede vor dem Europäischen Parlament am 9. März über ihre eigene Geschichte gesprochen: Ihre Familie wurde von Stalin deportiert und nach Sibirien geschickt. Ihre Mutter war damals erst sechs Monate alt.

    Und während Warschau, Prag oder Tallinn nicht zögerten, Waffen an die Ukraine zu liefern, war Olaf Scholz bei den Waffenlieferungen lange zurückhaltend. Eine Position, die sich von der Haltung Washingtons und Londons, den Hauptlieferanten von Waffen an die Ukraine, deutlich abhebt. Und die natürlich nicht kaltlässt.

    “Wir, die Ost- und Mitteleuropäer, können Frankreich und Deutschland nicht mehr trauen. Nach dem Krieg in der Ukraine sollten wir unsere Sicherheit neu überdenken und Sicherheitspakte mit den USA und dem Vereinigten Königreich schließen”, twitterte etwa Ivana Stradner nach ihrem Auftritt im EU-Parlament über die Bedrohung der europäischen Sicherheit durch die russische Informationskriegsführung.

    Deutschland und Frankreich warnen vor schnellem Beitritt der Ukraine

    Auch der Vorschlag von Emmanuel Macron vom 9. Mai, eine “Europäische Politische Gemeinschaft” zu gründen, stößt manchen in Mittel- und Osteuropa auf. Sie verdächtigen Macron, diese als Parkplatz für Kiew und andere beitrittswillige Länder nutzen zu wollen. Die Regierung Tschechiens hingegen will den Beitritt der Ukraine zu einem der Schwerpunkte ihrer am 1. Juli beginnenden Präsidentschaft machen. Deutschland und Frankreich warnen hingegen vor einer übereilten Aufnahme der Ukraine.

    Mehr noch: Macron sprach in der Rede über seine Sorge, Russland im Falle einer – noch sehr ungewissen – Niederlage in der Ukraine “nicht zu demütigen”. Das sehen etwa viele Balten anders: “Wir glauben, dass man Russland bestrafen muss, ihm Reparationszahlungen auferlegen und dafür sorgen muss, dass es in Moskau zu einem Regimewechsel kommt”, sagte Margarita Seselgyte, Direktorin des Litauischen Instituts für Internationale Beziehungen, zu “Le Monde”.

    “Kundendienst” für Frankreich

    Die Idee einer “Europäischen Politischen Gemeinschaft” geht übrigens auf eine mehr als 30 Jahre alte französische Idee zurück, die ursprünglich von Präsident Francois Mitterand geäußert wurde. Am 31. Dezember 1989 war das, als ein neuer Wind auf dem europäischen Kontinent wehte: Die Berliner Mauer war gefallen, Deutschland leitete seine Wiedervereinigung ein, während die osteuropäischen Länder das kommunistische Kapitel abschlossen.

    Dabei ist Emmanuel Macron derjenige unter den französischen Präsidenten, der den politischen Gewinn am klarsten erkannt hat, den er innen- und außenpolitisch aus einem Engagement in der Europäischen Union ziehen kann. Man denke nur an seine Rolle dabei, Ursula von der Leyen an die Spitze der Europäischen Kommission zu heben. Aber auch an seinen Einfluss auf Charles Michel, der in der Brüsseler Bubble als “Kundendienst” für den französischen Präsidenten wahrgenommen wird. Tatsächlich forderte Charles Michel diese Woche nach Macrons “Europäischer Politischer Gemeinschaft” die Schaffung einer “Europäischen Geopolitischen Gemeinschaft”.

    • Deutschland
    • Europapolitik

    Europe.Table Redaktion

    EUROPE.TABLE REDAKTION

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